Seehofer fürchtet um Doktortitel

Gastbeitrag von Joachim Bode, nebenberuflich Doktorvater h. c.

Wie aus regelmäßig unzuverlässigen CSU-Kreisen berichtet wird, ist Ministerpräsident Horst Seehofer äußerst ungehalten darüber, dass die 10-seitige Doktorarbeit des Ehemannes seiner Sozialministerin Christine Haderthauer in den Verdacht geriet, zu mikrig zu sein und womöglich plagiiert. Die kritischen Stimmen haben sich von den reichen Bebilderungen in der Arbeit, die zu weiterem Textschwund beigetragen hatten, nicht beeindrucken lassen.

Die Universität Würzburg hat sich jetzt der Sache angenommen und alsbald Entwarnung gegeben: Die Arbeit sei äußerst umfangreich gewesen und mit „magna cum laude“ beurteilt worden.

Seehofers Empörung ist verständlich, muss er doch jetzt befürchten, dass seine eigene, jahrelang geheim gehaltene Doktorarbeit ans Tageslicht gezerrt wird. Diese soll sich einer besonders anspruchsvollen Thematik widmen und – das ist noch unbestätigt – nur aus einer einzigen Seite bestehen.

Rechtsbruch – seine Umsetzung und Verschleierung. Eine personalisierende Untersuchung.“

Angeblich sollen auf dem einzigen Blatt der Arbeit nur die folgenden Namen stehen (Ich zitiere exclusiv):

„Richter Eberl, Staatsanwältin Fili, Richter Brixner, Richterin Heinemann, Staatsanwältin Eisenbarth, Justizministerin Merk, Generalstaatsanwalt Nerlich, Richterin Mielke, Richter Piendl, Richter Kahler.“

Der von bayerischen Justizkreisen nur wenig beachteten Dissertation sind zusätzlich noch zahlreiche unbeschriebene Seiten beigefügt, was die Überzeugung des Verfassers zum Ausdruck bringen sollte, dass die Liste später beliebig erweitert werden kann. Die Beurteilung der Arbeit mit der höchsten zu vergebenden Note („summa cum laude“) bezog sich ausdrücklich vor allem auf diese zusätzlichen Seiten, welche von der herausragenden Vorstellungskraft des Autors besonderes Zeugnis ablegten.

 

Ist Plätzetausch die Lösung?

Zwei Großmächte haben Ärger. Bayern mit Gustl Mollath, die USA mit Edvard Snowden. Gibt es eine elegante Lösung?

Diese Meldung weist in die richtige Richtung: Bayern bietet Edward Snowden Asyl in geschlossener Psychiatrie an.

Notwendig ist der nächst Schritt: Gustl an die USA ausliefern.

Mut Frau Merk, Herr Seehofer, Frau Haderthauer! Schreiben sie Weltgeschichte!

Das Bayreuther-Psychoterror-Experiment

Bei der folgenden Betrachtung stütze ich mich auf diesen Artikel von Otto Lapp im Nordbayerischen Kurier:

Psychoterror

Herrn Lapp haben wir hier im Blog wiederholt als Tendenzschreiber mit beeindruckendem Talent zur Tatsachenmanipulation kennengelernt. Wie vorliegender Artikel zeigt, versagt er freilich bei der nüchternen Betrachtung des Zusammenhangs von zwei, drei Fakten, Fakten, die er selbst vielleicht korrekt mitteilt. Die kritische Wertung des Zusammenhangs dieser Fakten kann man ihm oder seinem Chef Braun wohl nicht abverlangen. Also mache ich einen Versuch:

Am Freitag 22:20 kriegt das Vorzimmer des Ärztlichen Direktors der Bayreuther Kliniken die Fälschung. 

Das Vorzimmer setzt daraufhin nix in Bewegung. Wie sollte es auch, es ist seit ??? bis ??? verwaist. Zwar gibt es in der Forensik ’ne Menge Leute. Einige von ihnen sind mit Taschenlampen unterwegs; zum Ausleuchten, wie man weiß. Aber die leuchten natürlich nicht das Vorzimmer aus.

Am Samstagfrüh ruft die Staatsanwaltschaft Nürnberg an und warnt vor der Fälschung. Welch Glück – die Staatsanwaltschaft ruft nicht etwa ins leere Vorzimmer, sondern erreicht sogar eine (namenlose) Ärztin.

Ab hier wird es spannend. Dass erkennt man daran, wie Investigativ-Lapp die Nebelmaschine betätigt und alles im Undeutlichen versinkt.

Die namenlose Ärztin gab die Warnung weiter. Ins immer noch verwaiste Vorzimmer? Natürlich nicht, sondern an? „Man“. Dieser „Man“, offensichtlich ein kritischer Geist, mißtraute dem Anruf. Nicht mißtraute er „zunächst“ dem Fax. Also im besten Fall ein teilkritischer Geist, einer mit Selektivwahrnehmung, kein Doppelwahrnehmer, sondern Halbwahrnehmer. Na, die Profis dort werden wissen, welchem Punkt ihrer Diagnosemethodik sie solchen „man“ unterwerfen könnten.

Und nun passiert von Samstagfrüh bis Montagfrüh – 48 Stunden – natürlich gor nix. Wie sollte es auch? Alle „man“ und namenlose Ärztinnen und namhafte Psychiater alle, alle hatten ja Wochenend‘ und Sonnenschein, hatten vielleicht ihre Würschtel zu grillen und endlose Maß Bier zu saufen, vielleicht auch ihre Kinder und PartnerInnen zu tätscheln oder Psychiatrievorträge über „unseren Gustl“ vorzubereiten oder oder… Das weiß wirklich nur der Teufel.

Nur das Vorzimmer enthielt sich bajuwarischen Volkslebens. Es war ja verwaist.

Am Montagfrüh Auftritt Dr. Zappe, und alles ging nun ganz schnell: 8 Uhr Falschmeldung an Mollath. 8.30 Uhr Kassierung der Falschmeldung. Ende des Experiments.

Mit einer souveränen sarkastischen Bemerkung Mollaths.

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Meine spontane Reaktion war, daß sich hier Dr. Zappe in der Rolle eines Sadisten  austobte. Diese spontane Reaktion verkennt, daß auch dieses Experiment kein Einzelner, sondern eine Gruppe von Menschen verübte und daß wohl nicht alle in dieser Gruppe individuell Sadisten sind. Eine arbeitsteilig handelnde Gruppe (möglicherweise zusammengeführt durch ein Gruppenmeinen, ohnehin nichts mehr verlieren zu können) praktiziert ein Verhalten des gewöhnlichen Sadismus. Ich erspare mir einen ausdrücklichen Hinweis auf die eigentlich uns allen bekannten schrecklichen Paralellen.

Außerdem erspare ich mir auch ausführlichen Hinweis auf die fachaufsichtende Ministerin Haderthauer. Sollte sie gar statt einer Serie Modellautos nun eine Serie Psychoexperimente aufgelegt haben?

„Ein Genuß der Extraklasse!“

Kinderchen hört Ihr: „Süßer die Euros nie klingen!“

Singsing1Gustl hörst Du: „Süßer die Euros nie klingen!“

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Amigos hört Ihr: „Süßer die Euros nie klingen!“

singsing2

Mehr davon

Und sie ließen sich nicht lumpen. Einen Scheck über zweiundvierzigtausend Euro!(42.000,-) überreichte die Landtagspräsidentin für die armen Kinderchen. Was sind dagegen die paar Millionen Steuerbetrug, die Gustl Mollath aufgedeckt hat.

Der Mollathskandal – Dimensionen und Dynamik eines unbegriffenen Geschehens (II)

Zunächst eine Ergänzung zum ersten Teil. Ich hatte dort zusammengefaßt: „Seit den Jahren 2003 und 2004 liegt also “das Material”, “die Substanz” eines großen, komplexen Steuerbetrugs-, Korruptions-, Banken-, Justiz- und Politikskandals vor.“ Etwas deutlicher zu den Umrissen dieser „Größe und Komplexität“: Zehn Jahre später von der Steuerfahndung aufgenommene Ermittlungen führten zu 19 Selbstanzeigen + einer unbekannten Zahl von Verfahren (was den Steuerbeamten vor dem Bayrischen Untersuchungsausschuß im Mai 2013 aber nicht hindert, Mollaths damalige Hinweise als „wirr“ zu bezeichnen!). 2002/2003 war gerade erst der Diehl-Steuerskandal (Fahnderin Ingrid Meier) niedergeschlagen worden, und am nächsten Skandal (Siemens-Schelsky, 2006) wurde fleißig geköchelt. All das im Nürnberger Soziotop – gleicher Ort, gleiche Zeit, teils gleiche Protagonisten.

Die Straubinger Zeit

* Wie kam es dazu? ** Wie war der Verlauf? *** Was folgt daraus?

Unter den vielen Monströsitäten des Mollathskandals ragt noch einmal heraus –  Straubing, buchstäblich die „Mutter aller Monströsität“. Gabriele Wolff hat viele Ereignisse zusammengetragen (im Link nach „Straubing“ suchen) und bewertet, doch es gibt nach wie vor große Informationslücken. Ich mache mir nach allem Überlegen einen Reim, doch übermächtig bleibt das Gefühl, im Dunkel zu tappen.

Die einfachsten Fragen sind offen. Was trieb Leipziger und Zappe zu ihren fast schon hektischen Interventionen (5. und 7. 4. 2006), wie kam die Anordnung der zeitweiligen Betreuung (Entmündigung) durch Amtsrichterin Schwarz  (7.4.2006), sowie die Bestellung des Gebeßler als Betreuer zustande? Was bedeutete die zeitweilige Betreuung (Entmündigung) Mollaths a) für seine Verteidigungsfähigkeit, b) die Bewahrung seiner bürgerlichen Existenz? Welchen Psychiatern war Mollath in Straubing unterworfen? Wie wurde die weitere Unterbringung in Straubing (zwangsweise Betreuung, die laut Chronologie erst am 21.9.2007 endet?) nach Beendigung der zeitweiligen Betreuung (6.10.2006) gerechtfertigt? Wie wurden die juristisch korrekten und menschlichen Anstrengungen der Richterin Fleischmann, Mollath zu entlassen (23.5.2007) zunichte gemacht? Auf Grund welcher Therapiefortschritte wurde Mollath, der sich nicht therapieren ließ, schließlich aus Straubing rückverlegt? Fragen über Fragen, es werden immer mehr und keine Antworten.

Da bleibt mir nur das Nachdenken.

*

Nach den Dokumenten, die RA Dr. Strate zu Leipziger, Eberl und Brixner erarbeitet hat (+ dem Dokument zu den vorgeworfenen Reifenstechereien), gilt diesen Tätern die besondere kritische Aufmerksamkeit der Mollath-Unterstützer. Demgegenüber sehe ich die außerordentliche Härte der Behandlung Mollaths durch Richterin Schwarz auf Basis Gutachten Dr. Zappe mit der Folge, seine Verteidigungsfähigkeit weitgehend zu zerstören (und zwar im Vorfeld des Urteils!) nur wenig reflektiert. Desgleichen die Bestellung Gebesslers im selben Zusammenhang und die dann folgenden dubiosen Verfahrensweisen mit Mollaths Eigentum. Bei Letzterem ging es nicht einfach darum, wie mit der einen oder anderen Sache zu verfahren sei, sondern um die Vernichtung der bürgerlichen Existenz des Delinquenten.

Wenn ich der Argumentation Strates folge, sehe ich Leipziger, Eberl und Brixner an Verbrechen beteiligt. Ich frage mich, ob für Zappe, Schwarz, Gebessler sowie diverse mit dem Fall Mollath befaßte Polizeibeamte nicht eine vergleichbare rechtliche Würdigung angemessen und notwendig ist. (Den Versuch, auf 140 Seiten eine solche Antwort zu geben, kann ich nicht leisten. Hier wären Juristen gefragt.) Wenn ja, hätten wir es nicht mehr mit einzelnen Rechtsbrechern zu tun, sondern mit einem sich über Richter, Psychiater und Polizei- und andere Beamte erstreckenden und von Staatsanwälten unbehelligten bzw. gedeckten Verbund von (zumindest in diesem Fall) kriminell handelnden Personen.

Eine solche Erscheinung, die ich hier Verbund nenne, wäre erklärungsbedürftig. Wer sog. Verschwörungstheorien vermeidet, könnte auf Filz verweisen: Sie kennen sich alle. Sie ticken alle ähnlich. Sie verstehen sich blind. Da braucht es keinen Motivator, keinen externen Einfluß usw. Der Charme dieser Betrachtung, die kein handelndes Subjekt kennt, allenfalls ein diffuses Subjekthandeln aus dem alltäglichen Filz heraus, leidet erheblich, wenn die zahlreichen Beteiligten schwere Rechtsbrüche gleichsam in Serie verüben. Wenn die sozusagen „Kumpel-Situation“ derart eskaliert, sollten die Nicht-Verschwörungstheoretiker ein Problem haben.

Ich als „Verschwörungstheoretiker“ würde nicht soweit gehen, eine ausgeprägte mafiotische Struktur zu unterstellen. Die hier am „Verbund“ Beteiligten mögen im Normalfall als durchschnittliche, pflichtbewußte, unauffällige Beamte gearbeitet haben. (Es fragt sich, ob der Rückzug von Dr. Wörthmüller nicht damit zusammenhängt, daß er geahnt hat, daß es bei Mollath nicht beim Normalfall bleibt und er da nicht hineingezogen werden wollte.) Der Fall Mollath war kein Normalfall. Hier wurde Bestimmtes verlangt. Hier durfte man/frau sich „weit aus dem Fenster lehnen“, ohne Folgen befürchten zu müssen, ja, es war deutlich erwünscht, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Sicher brauchte es dazu kein Politbüro, das entsprechende Anweisungen gab.

Das Ziel bestand darin, Mollath zum Schweigen zu bringen. Und es ging darum, dies mit so gut wie absoluter Sicherheit zu erreichen. Ich denke, daß Stimmen des Großen oder auch der Mittelgroßen Geldes  (bzw. dessen Funktionäre) dieses Ziel wünschten, wahrscheinlich ohne sich zum „Wie?“ festzulegen. Dieses Ziel war in geeignet orientierender Weise von Menschen mit der notwendigen politischen Gestaltungsmacht den Leuten aus dem erwähnten „Verbund“ zu vermitteln. Die Wege und natürlich die handelnden Personen bleiben im Dunkeln. Zum Zwecke der Anschaulichkeit, gleichsam als Platzhalter, erwähne ich zwei Personen, aus einschlägigen Diskussionen bekannt, ein trautes aber keineswegs hochheiliges Paar: Innenminister Beckstein, ab 2007 bis 2008 Ministerpräsident und Beate Merk, Justizministerin seit 2003 bis, man glaubt es nicht, auf den heutigen Tag.

**

Die Bemühungen um die Entmündigung Mollaths und die (zumindest zeitweilige) Isolationshaft in Straubing drücken das Ziel aus, den Mann psychisch und dann auch physisch zu zerstören. Das wurde fast erreicht, wie Briefe dokumentieren, in denen Mollath Freunde um Hilfe bittet. Zwei Ereignisse traten ein, die diesen eigentlich absehbaren Fortgang des Verbrechens an Mollath verhinderten.

Auf der Grundlage seiner Briefe bildete sich, zunächst in kleinster Form, ein Unterstützerkreis, der Mollath weiter mit dem Leben verband und besonders seine Kraft zum Widerstand am Leben erhielt und wohl auch neu entfachte.

Durch das sowohl pflichtgemäße als auch humane Wirken der Richterin Fleischmann (und des durch sie ausgelösten Gutachtens von Dr. Simmel) wurde die dauerhafte Entmündigung Mollaths abgewendet. Das heißt, daß er nicht zur Einnahme von Psychopharmaka gezwungen werden konnte.

Damit und mit den weitergehenden Bestrebungen von Richterin Fleischmann, Mollath frei zu lassen (Vergl. Chronik) war jetzt (Mitte 2007) das oben formulierte Ziel gefährdet.  Offensichtlich wurde aber an diesem Ziel unvermindert festgehalten. Es wäre zu prüfen, inwieweit noch nicht eingetretene Verjährungsfristen dabei maßgebend waren. Der Antrag von Richterin Fleischmann an die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth vom Oktober 2007 verlief jedenfalls im Sande. Wenn ich richtig informiert bin, war zu dieser Zeit Freund Helgerth Generalsstaatsanwalt in Nürnberg. Mit ihm hatten wir hier und hier schon einmal Bekanntschaft gemacht, als er seine Rotarier-Freunde über den Fall Mollath desinformierte. Am 1.7.2008 trat Klaus Hubmann sein Amt als Generalstaatsanwalt in Nürnberg an, überschwenglich gelobt von seiner Ministerin Merk: „Bereits seit vielen Jahren kämpfen Sie mit großer Leidenschaft in der Nürnberger Erfolgstruppe…“ oder hier: „Herr Hubmann hat auf sämtlichen von ihm bekleideten Ämtern Herausragendes geleistet. Seine Amtsführung war geprägt von höchstem fachlichen Können und beispielhaftem persönlichen Engagement. Ich weiß das Amt des Nürnberger Generalstaatsanwalts bei ihm in besten Händen.“ Herr Hubmann, der selbst ein Millionenvermögen in der Schweiz verwaltet oder mitverwaltet (was ja in keiner Weise rechtswidrig ist), hat zweifellos auch im Fall Mollath ganze Arbeit geleistet. Beckstein (inzwischen zum Ombudsmann in Sachen Korruption bei Siemens engagiert – brüllendes Gelächter aus der Hölle!) und Merk konnten zufrieden sein. Und Mollath blieb weiter in der HochsicherheitsPsychiatrie. (Übrigens: Den und einen weiteren Link zum Thema Korruption-Siemens-Beckstein hat Reinhard Munzert mitgeteilt. Und ein zweites Übrigens (um die Menagerie zu vervollständigen): ab 2007 ist Söder Minister in Bayern und ab 2008 ist es auch Frau Haderthauer.)

Damit aber nicht genug. Jemand (da sich der- oder diejenige nicht meldet, nehme ich als Platzhalter wieder Frau Merk) machte „Nägel mit Köppe“. Nach dem „undiskutablen“ Gutachten von Dr. Simmel war ein internationaler Spitzengutachter nötig, einer der „Creme de la Creme“- Menschen, wie Frau Merk sie liebt.

Der Mann, Kröber sein Name, ohne einmal den Querulanten zu erblicken, lieferte sein Werk ab und Mollath war weiter eine Gefahr für die Allgemeinheit, Risikostufe: höchst. Mir fällt es an dieser Stelle schwer, nicht in Galgenhumor zu verfallen. Mit Kröber greift ein Edelexperte ins Geschehen ein, was sich später mit Pfäfflin und (in anderem Zusammenhang) mit Frau Rückert wiederholt. (Auch Leipziger mit seiner Bayreuther Forensik-Tagung ist ja ein halber Edelexperte.) Solche Kapazitäten! Vielfach nachgewiesene Leistungen! Dekoriert! Manch Mollathunterstützer ist verwirrt. Doch es geht nicht darum, Menschen, Persönlichkeiten zu bewerten, anzugreifen oder zu verteidigen. Ihr konkretes Verhalten im Fall und ihr abgeliefertes Ergebnis zählen. Kröber verhielt sich unwürdig und skrupellos, und sein Gutachten verlängerte die von Anfang an aufgehäufte Zweckliteratur, die das Schicksal von Mollath, geht es nach solchen Wissenschaftlern oder Medizinern, bis ans Ende seiner Tage bestimmen soll.

Erst im Mai 2009 (auf den Tag gestern vor vier Jahren) wird Mollath von Straubing ins BKH Bayreuth verlegt. Warum ist unklar.

Mir scheint, daß sich die Zielstellung der Freiheitsberaubung Mollaths im Verlauf der Straubinger Zeit nicht nur in der oben beschriebenen Weise modifiziert hat. Zu beachten ist (und wäre von Juristen übersichtlich aufzuarbeiten), daß manche Verjährungsfristen gegen Ende von Straubing (ab 2008) greifen. Vor allem aber hat die kapitalistische Krise mit Schwerpunkt Finanzkapital seit 2008 alle Maßstäbe verändert. Mollaths Anzeigen betrafen, meine Wissens, keine Summen in der Nähe von 1 Milliarde. Das heißt die offenen Bankenskandale ab 2008 sind hundertfach größer als das, was Mollath aufdeckte. Der Dieter Rampl von heute dürfte lachen (falls ihm immer noch zum Lachen ist) über die damaligen Querelen. Längst ist Bankendeckung Chefsache in Berlin, von Ackermann oder Asmussen, mit zugeordneter Bundeskanzlerin.

***

Die Karawane des Großen Geldes ist weiter gezogen. Geblieben sind die involvierten Juristen, Psychiater, Politiker. Ihre Schandtaten der vergangenen Jahre zeugen die Schandtaten der Zeit nach Straubing bis in die Gegenwart fort. Und wieweit in die Zukunft? Mit einem Hasso Nerlich, mit einer Beate Merk wird es keine Gerechtigkeit für Gustl Mollath geben. Und noch ein Motiv ist entstanden: Über die Jahre hat man sich einen wachen, unbestechlichen Zeugen herangezogen. Mollath hat umfassenden Einblick und könnte ein „Zehnfach-Wallraff“ werden. Davor haben bestimmt etliche Leute Angst und werden alles tun, es zu verhindern.

Die Mollathunterstützer haben allen Grund mit großem Ernst, vervielfachter Kraft und auch mit neuen Ideen für die Freiheit von Gustl Mollath zu kämpfen.

Wenn ich auf diesen Text zurückblicke, haben einige Deutungen von sich aufdrängenden unbegriffenen Problemen eine größere Rolle gespielt als ich zunächst vorgesehen hatte. In einem dritten Teil wird wohl noch einmal das Unbegriffene des Geschehens im Vordergrund stehen.

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PS 16.5.:

Daß Straubing eine Psychiatrie ist, in der der Autofan und geschickte Bastler Mollath keine Modellautos bauen durfte, ist mir wohlbekannt. Vielleicht fahren ja diese süßen kleinen Autos noch mehr unerwarteten Erkenntnisgewinn für den Mollathskandal ein.

Geld und Freiheit

Gastbeitrag von Joachim Bode

Der Name Hubert Haderthauer beherrscht momentan die Schlagzeilen nicht nur in Bayern.

Die merkantilen Interessen dieses Landgerichts-Arztes waren wohl geeignet, jahrelang seine eigentlichen beruflichen Aufgaben zumindest teilweise zu dominieren – Zeit genug dafür hatte er ja offensichtlich.

Beeindruckend ist dabei, dass die paar, vielleicht auch Dutzende Tausend Euro, die Haderthauer kassiert haben mag, ähnlich wie die anderen Vettern und Cousinen, Ehefrauen und Kinder, Schwestern und wer weiß wer noch alles, im bayerischen Filz-Sumpf eine weit größere mediale Aufmerksamkeit hervorrufen, als die ungeheuren justitiellen Schweinereien – sprich: Rechtsbeugungen und -brüche, Freiheitsberaubungen atemberaubenden Ausmaßes – in der Angelegenheit des Gustl Mollath.

Die eingangs genannten Verhältnisse haben nach wenigen Tagen erste, zum Teil drastische Folgen gezeitigt: Über Rücktritt von hohen Ämtern, Vertragsauflösungen, Abführung zugeschanzter Summen an Staatssäckel oder mildtätige Organisationen war zu lesen. Gesetze sollen geändert werden – und, vor allem, der kaum angezweifelte Sieg der CSU bei den bevorstehenden Wahlen im September scheint ins Wanken zu geraten.

Bei Mollath könnte man die seit Januar 2012 in Karlsruhe „ruhende“ Verfassungsbeschwerde nennen, den jetzt die Arbeit aufnehmenden Untersuchungsausschuss ins Feld führen, die Wiederaufnahmeanträge, den Freilassungsantrag.

Aber welches Ergebnis?

Da geraten offenbar grundlegende Maßstäbe aus den Fugen. Euro-Beträge im 4-5-stelligen Bereich sind wichtiger als das bereits 7 Jahre lang unterdrückte Freiheitsrecht eines Mitbürgers. Das geschieht in der Bundesrepublik Deutschland, einem Staatswesen, das seine moralische Existenzberechtigung seit Gründung immer wieder vor allem daraus herleitet, dass es wegen der garantierten Freiheitsrechte seiner Bürger das beste aller denkbaren Modelle darstelle.

Ein kurzer Blick zurück auf die Zeit der Gründung der Bundesrepublik ist hilfreich, soweit hier das Bundesland Bayern betroffen ist: Bei der Abstimmung über das Inkrafttreten des Grundgesetzes im Parlamentarischen Rat und im Bayerischen Landtag stimmten fast alle CSU-Vertreter gegen das Grundgesetz. Einer der Gründe war die angeblich zu geringe Berücksichtigung christlicher Werte in diesem Gesetz.

Wie sehr doch Bayern auf den Hund gekommen ist!

Maßregelvollzug in Bayern

„Maßregelvollzug“ ist ein Wort aus der Bürokratensprache, die bekanntlich Inhalte unkenntlich macht, ihre Bedeutung hinter Wortformen verschwinden läßt. In Wirklichkeit geht es um Zwangspsychiatrie bzw. das Psychiatriegefängnis. („Gefängnis“ ist ebenfalls sprachlich ausgemerzt.)

Wer den Mollathskandal verfolgt, stößt auf Fragwürdigkeiten des Maßregelvollzugs. Einmal, als ich meine kindliche Ahnungslosigkeit diesbezüglich verlor, wurde mir klar, daß dort Folter normal ist, Folter hier bei uns, „mitten im Mai“. Die Fachaufsicht über den Maßregelvollzug obliegt dem „Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen“ mit der Ministerin Haderthauer. Die damit befaßte Beamtenlinie führt über Amtschef Friedrich Seitz und Abtltr. Burkhard Rappl (Stellv. K-H Arians) bis zum Referat IV 5, Leiter Karl-Heinz Arians.

Zu den folterähnlichen Zuständen des Maßregelvollzugs wurde Frau Haderthauer mehrfach befragt. Sie hat darauf wenig befriedigend geantwortet und auf nachbohrende Fragen (noch) nicht geantwortet. Ihre Antworttendenz ist: Man kann sich beschweren, man kann sich ans Gericht wenden, überprüfende Kommissionen haben nichts bemerkt. Wie so oft: Der Bürger weist auf Mißstände hin. Er wünscht Aufklärung, vor allem aber, daß die Mißstände beseitigt werden. Er wird stattdessen „belehrt“ und hingehalten. Beamte aller Ebenen haben ja immer unendlich viel Zeit.

Erlebt man einmal, daß Kritik als Signal verstanden wird, daß etwas im Argen liegt, daß sie Anlaß für eine gründliche Überprüfung wird, die zu spürbaren Konsequenzen führt? Es geht keineswegs nur um „Geschrei lästiger Querulanten“. Betrachtet man die Bewertungen einschlägig bekannter Krankenhäuser durch Patienten und Angehörige, so kann man die durchgängig schlechten Bewertungen der Forensiken nicht ignorieren.

Zum BKH Bayreuth, Fachbereich Psychiatrie, sind 82% der Bewertungen negativ (mit z. T. schockierenden textlichen Äußerungen). Beim Klinikum am Europakanal Erlangen, Fachbereich Psychiatrie, sind 75% der Bewertungen negativ, und selbst die Bezirksklinik Rehau, Fachbereich Psychiatrie, die in manchen Bayreuther Bewertungen positiv hervorgehoben wird, wird zu 64% negativ beurteilt. Das BKH Straubing, dessen Bewertung mich besonders interessiert hätte, wird in der Bewertungsliste nicht aufgeführt. (Nachtrag: Ist heute, 3.4.2013, auf meine Anregung, in die Klinikliste aufgenommen worden, hat natürlich noch keine Bewertung.)

Natürlich liefert die Betrachtung solcher Daten (insgesamt 52 Äußerungen) kein repräsentatives und differenziertes Bild. Als Signal aber, als Anzeichen dafür, das etwas dringend verbessert werden muß, sollten sie immer gelten.

Wer es repräsentativer mag, soll sich die bayrische Statistik anschauen:

MaßregelvollzugBayern

Die annähernde Verdopplung der Fälle in den letzten zehn Jahren (Pech für Gustl Mollath, das er gerade in den rasanten Anstieg nach 2001 hineingeriet.) ist erklärungsbedürftig. Die Verweilzeiten in den Forensiken werden immer länger. Was läuft schief, Frau Haderthauer?

Sicher ist dieser Anstieg kein nur bayrisches Problem. Die Zahlen steigen auch bundesweit. Aber Bayern ist einsame Spitze.

2011 kamen in Baden-Würtemberg 1024 Personen im Maßregelvollzug auf 10,8 Mio Einwohner, also Einer auf 10.546 Einwohner. In Nordrhein-Westfalen lagen die entsprechenden Zahlen bei 2813 auf 17,8 Mio, also Einer auf 6327, in Bayern jedoch bei 2409 auf 12,6 Mio, also Einer auf 5230 Einwohner. Nur Berlin hat ähnlich schlechte Zahlen. Dort kamen 665 auf 3,5 Mio, also Einer auf 5263. Ob hier der Arbeitseifer von Prof. Kröber besonders zu Buche schlägt, war nicht zu ermitteln.

Es gibt viel zu verbessern im Verantwortungsbereich von Ministerin Haderthauer. Und besonders viel im BKH Bayreuth, wo Gustl Mollath seit dem 14. 5. 2009 festgehalten wird.

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Nachtrag:

Die finanzielle Dimension des ganzen Geschehens sollte nicht ausgeblendet werden.

Seit Längerem investiert Bayern Jahr für Jahr um die 20 Mio € in den Ausbau der Forensik. Eine Person ein Jahr in der Forensik kostet knapp 100.000,- €. Die gustl-for-help-Seite teilt mit, daß seine Zwangsunterbringung in bayrischen BKH bisher ca. 725.000 € gekostet hat. Das sind Kosten. Für den Steuerzahler.

Für Andere sind das in demselben Maße sichere Einkünfte, Gewinne, Löhne, Honorare.

Zu Karfreitag fällt mir Frau Haderthauer ein (vermutlich Christin)

Und das kommt so:

Gestern um 17:16 fand ich einen Kommentar auf meinem Blog, der mich mehr beeindruckt hat als die vielen guten anderen Kommentare. Er fand sich unter dem aus meiner Sich relativ belanglosem Posting „Die Macht der Bilder“. Ich wollte, daß er dort nicht „vergraben“ wird und schrieb dem Kommentator:

„Hallo Menschenrechtler,
ich finde diesen Kommentar besonders informativ und bedeutend und würde ihn deshalb lieber beim vorletzten, dem größeren Posting sehen „Marktkonforme und marktradikale Psychiatrie im Mollathskandal“. Oder bei beiden.
Wären Sie einverstanden?  
Das Posting „Macht der Bilder“ sehe ich mehr als kleine, beiläufige Bemerkung (Man täuscht sich allerdings darin manchmal, welche Aufmerksamkeit solche Beiläufigkeiten finden.)“
Heute antwortete mir Menschenrechtler:
„Selbstverständlich, lieber Klaus-Peter Kurch. Ähnliches habe ich mir ebenfalls gedacht. Ich war mir jedoch nicht sicher.
Und nun zu einem anderen Thema bzw. einer Frage:
Ich bin der Auffassung, dass es sehr sinnvoll und notwendig wäre die komplette Wahnsinnsgeschichte mit dem Vorgehen gegen Herrn Mollath mit den wichtigsten Protagonisten vom Menschlichen, Psychologischen
auch vom Ethischen zu reflektieren und zu interpretieren. Mit den Themen Geldgier, Täuschung (ein speziell deutsches Thema), Macht, Anpassung, keine Empathie und Gewissen, Angst, fehlender Zivilcourage etc. Keine leichte Aufgabe, insbes. für mich, da ich kein besonders guter Schreiber und auch kein Psychologe -nur Hobbypsychologe bin. Habe einen kleinen Anfang gemacht. Vielleicht lässt er sich fortentwickeln .
Eine gute Zeit um Ostern und ein wundersames Frühlingsempfinden!“
***
Und hier ist der Kommentar von Menschenrechtler, in dem Gustl Mollath, vermittelt durch die Worte des Kommentators, Frau Sozialministerin Haderthauer und Herrn Dr. Denzler direkt anspricht:

„Die SZ vom 28./29.3.13 berichtet mit der Überschrift
„Man fühlt sich wie der letzte Dreck“ von einem Telefoninterwiew von O. Pryzbilla und Herrn Mollath über seine Forensik-Erfahrung, wie es ist, niemals ungestört telefonieren zu können, Nacht für Nacht m e h r m a l s geweckt zu werden und sein Wahlrecht zu verlieren. Dazu Auszüge:
P.: Gab es Situationen in den vergangen Jahren, in denen Ihnen bewusst war: Meine Chancen, im Leben hier nochmal rauszukommen, stehen schlecht?
M.: „Das ist ein Punkt, der mich mit am stärksten bewegt.Es ist der Öffentlichkeit n i c h t im A n s a t z bekannt, was hinter diesen weißen Mauern möglich sein kann und was gang und gäbe ist.
P.: Haben Sie einen Wunsch?
M.: Ich hoffe und wünsche mir, dass das alles irgendwann nachgewiesen wird und an die Öffentlichkeit kommt…….. Dass so etwas in Deutschland möglich ist, entsetzt mich. Das passt einfach nicht zu diesem Land, wie es sich nach a u ß en darstellt……

Was ich mir wirklich wünschen würde, wäre eine breite öffentliche Diskussion: Was ist da tatsächlich hinter diesen weißen Mauern los? Was sind das da für Bedingungen?
Das fände ich sehr wichtig für unsere Gesellschaft.
Herr Mollath bezeichnet seine Frau nicht als die Hauptverantwortliche!

Es ehrt Herrn Mollath außerordentlich, dass er nicht nur an sich denkt, sondern mit anderen Untergebrachten mitempfindet und sich mitverantwortlich fühlt, was in der
deutschen Gesellschaft menschlich nicht zu verantworten ist.
Für die nach wie vor unmenschlichen Unterbringungsbedingungen von Herrn Mollath und andere Menschen trägt die Hauptverantwortung die Sozial!ministerin Frau Haderthauer(was in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist!) (Fax 089-12612078 oder E-mail:Pressestelle@stmas.bayern.de) und der Bezirkstagspräsident von Oberfranken, Herr Dr. Denzler FAX 0921-78463001. Frau Haderthauer ist mit einem Psychiater verheiratet und ihr sind die Unterbringungsbedingungen spätestens durch Anfragen in Abgeordnetenwatch bekannt. Jedem Bürger steht es frei Protest an die Hauptwortlichenverantwortlichen per FAX oder e-mail zu richten!“

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Erfahrungsberichte von Patienten der Psychiatrie des BKH Bayreuth!

via: Nils auf Gabriele Wolff-Blog

Fortschritt im Teufelskreis oder Mollath im Schloss

Am Anfang steht ein fairer Prozess. Prozesse in Deutschland sind, abgesehen von unbedeutenden Fehlern, die selbst dem Lieben Gott unterlaufen können, immer fair. Mit rechtskräftigem Urteil erhält Gustl Mollath, anders als Kafkas Landvermesser, worum er gar nicht gebeten hat, Wohnrecht im Schloss, lebenslänglich. In der Kammer „Straubing“ (Schließerin Jungfer Haderthauer) erklärt man dem widerspenstigen Bewohner, daß er das Schloss jederzeit verlassen könne; am besten durch Suicid. Doch der Bewohner bleibt starr bei Sinnen. Da es Brieftauben gibt und einige Dorfbewohner Mollath nicht vergessen haben, sieht sich Jungfer Merk 2012 genötigt, die unwandelbare Gültigkeit des Mollath-Urteils voll und ganz zu bestätigen. Und auch der Schließerin Haderthauer für die Kammer „Bayreuth“ erteilt sie die Bestnote. Jungfer Merk wiederholt solche Erklärungen vor wechselndem Publikum regelmäßig. Dann empfängt Jungfer Merk eine höhere Eingebung und weist am 30.11.2012 an, den Weg zur Überprüfung des unwandelbaren Urteils zu beschreiten. Bevor darob sämtliche Dörfer der Umgebung irre werden, entern Herolde die wichtigsten Medienkanzeln der Lande. Danach droht Winterschlaf, es ist Mitte Dezember 2012. Zu Jahresbeginn schreckt der Ministerpräsident seine Jungfern und Knappen mit den Worten, sie sollen ihre Schmutzeleien lassen. Manche meinen, er habe das unwandelbare Urteil kritisiert. Ein nichtbayrischer Verteidiger stellt Straf- und Wiederaufnahmeanträge. Weiß er nicht, daß die bayrische Justiz und Politik ein erratischer Block ist, der noch jede Laus zerquetscht hat? Jungfer Merk kriegt ihren Traum-Wiederaufnahmeantrag. Jungfer Haderthauer wird belobigt für unaufgeregt-zuverlässiges Walten im Hintergrund, die Knappen Söder und Schindler behalten Ausnahmeschmutzelerlaubnis und GeneralSTA Nerlich darf GeneralSTA Nerlich zur Beförderung vorschlagen. Manche wetzen ihre Messer gegen Lichtgestalt Seehofer, in deren Strahlenschein Gustl Mollath immer noch keine Hand vor den Augen sieht. Nur Geduld Gustl, irgendein Ferkelchen Petra schlachten wir für Dich, dann darfst Du raus. Auf eigene Kosten. Und benimm Dich in Zukunft!

Gustl Mollath liest Stephane Hessel

Er liest Hessels „Empört Euch!“

MollathHessel1

Vielleicht denken manche bei diesem Titel, daß Mollath dort Futter für seine „querulatorischen Neigungen“ suchte. Die bayrischen Ministerinnen Dr. Merk und Haderthauer halten ihn ja für hochgefährlich und können nicht genug tun, seine psychiatrische Gefangenschaft zu verlängern. Das verlange die Sicherheit der Bürger. Was Mollath bei Hessel interessiert, steht dazu in auffälligem Kontrast. Man sieht es an seinen Unterstreichungen.

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Ich finde übrigens bemerkenswert, wie sorgfältig er unterstreicht. Da kommt für mich der technische Tüftler und überhaupt der penible Arbeiter zum Vorschein. Was so einer vorträgt, hat Hand und Fuß. Das bestätigen ja auch alle Dokumente, die er vorlegte. Seine „unerhörten Vorwürfe“ (gegen die ehrenwerte Gesellschaft) wurden allesamt bestätigt; in den wenigen Fällen, in denen es zur Überprüfung kam.

Stephane Hessel, der am 27. Februar 2013 im 96. Lebensjahr starb, wurde in Berlin geboren und war ab 1934 französischer Staatsbürger. Er kämpfte gegen die Faschisten in der Resistance, wurde verhaftet, gefoltert, überlebte den Terror im KZ Buchenwald und konnte am 6. April 1945 aus dem Transport nach Bergen-Belsen flüchten. Nach dem Krieg arbeitete Hessel im französischen diplomatischen Dienst bei der UNO. Er engagierte sich zeitlebens für Demokratie, Entwicklungshilfe und Menschenrechte. In seiner Broschüre „Empört Euch!“ aus dem Jahr 2010 forderte er den Mut zum Widerstand, kritisierte die Herrschaft des Finanzkapitals und plädierte für den gewaltlosen Kampf gegen die Gewalt. Dieser Appell fand ein Millionenpublikum.

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Das Vorstehende kann man übrigens als Einleitung lesen zu einer kleinen, bald beginnenden Folge von Postings mit der Serienüberschrift „Gustl und Diehl“.