Am 26. 5. 2023 hatte ich eine Theaterkritik des rbbKultur (Barbara Behrendt) vom selben Tag kritisch kommentiert, in der man die chauvinistische/kulturfaschistische Position ukrainischer Teilnehmer toleriert hatte. Die Einzelheiten hier.
Meine Stellungnahme hatte ich dem Sender am 28.5. übermittelt mit der Bitte um eine inhaltliche Reaktion. Eine (automatisierte, eher formale) Reaktion kam sofort, in der sich der Satz findet: „Wir bitten um Verständnis, dass wir nicht alle Anfragen beantworten können.“ Mehr war bisher nicht zu hören.
Nachdem nun einige Zeit verstrichen ist, ist mein Verständnis für das Schweigen des Senders erschöpft.
Habe ich Mittel, um eine Stellungnahme des Senders bzw. der namentlich genannten Mitarbeiterinnen einzuholen? Welche sind das?
Die Klimakämpfer der „Letzten Generation“ wünschen sich, dass Deutschland ab 2030 „klimaneutral“ ist. Das bedeutet eine völlige Umwälzung der Gesellschaft. Ihre Wunschvorstellung konkretisieren die Aktiven in keinem politischen Programm oder Plan. Ihr Auftreten als Klimakleber ist zwar spektakulär aber eigentlich politikfern, wenn nicht apolitisch. Die einzigen politischen Forderungen, die formuliert werden – 100 km/h auf Autobahnen, 9-Euro-Ticket , sog. Gesellschaftsrat – stehen in solch groteskem Missverhältnis zu ihrem Klimaziel 2030, dass sie in Bezug darauf kaum ernst genommen werden können.
Seine Artikel betrachtet Prof. Peukert als eine Diskussionsvorschlag, „welche Forderungen aufzustellen und zu diskutieren wären, um die thermophysikalische Bedrohung der Menschheit abzuwenden.
„Peukert ist sich sicher, dass das „Emissionsbudget“ der Menschheit so gut wie aufgebraucht ist und dass bis Ende des Jahrhunderts (Blick in die Kristallkugel) weltweit 100 Millionen Arten verschwinden werden. Es müsse Schluss sein mit allen wolkigen Debatten. „Nach jahrzehntelanger Verschleppung bedarf es sofort der Einführung von Notstandsgesetzen.“ Es brauche eine „deutsche Klimanotstandspolitik“ mit den „wissenschaftlich abgeleiteten Primärzielen“ „erstens einer weltweiten Halbierung des Primär- und Endenergieverbrauchs, zweitens einer Reduzierung der Stoffströme um 90 Prozent (die derzeitige Recyclingquote liegt bei 10 Prozent) und drittens eines absoluten Endes des Flächenverbrauchs in den nächsten fünf Jahren.“
Notwendig sei eigentlich eine „Eine-Welt-Überlebensparteienallianz„, die lückenlos den Erdball umspannt, doch sei dies derzeit unrealistisch und somit (realistischerweise?) „eine solche Notstandsregierung vorerst auch erst einmal auf nationaler und dann europäischer Ebene anzustreben.“
Seinen „Panoramaaufriss“ wünscht sich Herr Professor in Interviews, Talkshows und auf Websiten breit diskutiert. Der Vordenker hat an (fast) alles gedacht. Lager- und Grillfeuer gehören verboten, sogar Militär (Was wird Strack-Zimmermann dazu sagen?) will er „weitestmöglich“ reduzieren. Privater Benzin- und Dieselverbrauch hat in fünf Jahren auf Null zu sinken. Auch der Frachtverkehr auf der Straße und per Schiff soll in fünf Jahren fast abgeschafft werden (Reduktion nicht UM, sondern AUF 10% gegenüber 2023). Ich erspare mir, die Fülle der Peukertschen Ideen weiter zu referieren. Bitte selbst lesen! Etwas vergröbernd gesagt, sind Bauwirtschaft und Industrie einzustellen („unerlässliche Entmaterialisierung„) aber die Rundumversorgung aller Menschen ist zu sichern (was vielleicht gelingt, da diese mit einem völlig neuen „transzendentes Weltbild“ gesegnet sind).
Der Prof weiß, dass bei alldem viele Probleme auftreten können. Also: „Sofortige Einrichtung eines Sondervermögens zur Einrichtung von Forschungseinrichtungen und -aufträgen zur Umsetzung des Notstandsprogramms; Ausrichtung der Lehre und Forschung auf eine Überlebenswissenschaft, gerade auch in den Sozialwissenschaften und insbesondere in den wachstumsfixierten Wirtschaftswissenschaften.“ So ist gesichert, dass Heerscharen von Peukerts das Expertenwissen erarbeiten, dass ALLE glücklich machen wird.
LG heißt Klebewahnsinn auf den Straßen. Peukert heißt Klebewahnsinn im Geiste.
Jedoch: Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode. Es stecken Menschen, Ressourcen, Interessen dahinter. Welche?
Ich beobachte aktuell, dass Falschinformationen oder die Manipulation von Informationen zunehmen.
Beispiel 1: So wurde berichtet, dass aus London von einem EU Citizenship Program Stellenanzeigen bei Adzuna geschaltet wurden, um aus Afrika und Nahost Söldner für den Ukrainekrieg zu werben; für 20.000 Pfund und der Aussicht auf EU-Staatsangehörigkeit. Die Meldung kam über Global Research, die sie wiederum von Al Mayadeen hatten. Wenn man allerdings EU Citizenship Program und Adzuna einer Suchmaschine übergibt, stößt man schnell auf diesen Chek von Reuters, in dem gesagt wird, dass es sich um ein Fake handeln würde. Man kann freilich auch diesen Chek weiter hinterfragen, was ich mir aber erspart habe… Mein Fazit: Die ursprüngliche Meldung ist wohl nicht wahr, vielleicht aber doch.
Beispiel 2: Der us-amerikanische Antirusse Senator Graham soll gegenüber Selenski gesagt haben: „Die „Russen sterben – das ist das Beste, wofür wir je Geld ausgegeben haben“. Russische Reaktionen darauf waren eindeutig, siehe hier. Jetzt stellte rtdeutsch klar, dass es sich um eine Manipulation des Videos von ukrainischer Seite handelt. Zumindest behauptet rtdeutsch das. Graham selbst hat sich nicht klärend geäußert. Mein Fazit: Die ursprüngliche Meldung ist wohl nicht wahr, vielleicht aber doch.
Beispiel 3 ist in vielen Varianten auf Youtube zu finden: Auftritte Prominenter, die mittels entsprechender Software („künstliche Intelligenz“) mehr oder weniger täuschend echt generiert wurden. Snicklink macht das massenhaft mit (erklärter) satirischer Absicht.
Fazit: Fälschungen scheinen noch häufiger und anspruchsvoller zu werden. Man ist wohl gut beraten, im Denken weniger an Einzelinfos zu kleben und mehr auf Zusammenhänge zu achten.
What would you do? To get to me What would you say? To have your way Would you give up? Or try again If I hesitate To let you in Now would you be yourself Or play your role Tell all the boys Or keep it low If I say no Would you turn away? Or play me off Or would you stay, oh, oh
And if at first you don?t succeed Then dust yourself off and try again You can dust it off and try again, try again Cause if at first you don?t succeed You can dust it off and try again Dust yourself off and try again, try again (and again) I?m in to you You into me But I can?t let it go So easily Not till I see Whether this could be Could be eternity Or just a week You know our chemistry Is off the chain It?s perfect now But will it change? This ain?t a yes This ain?t a no Just do your thing We?ll see how it goes
See you don?t wanna throw it all away I might be shy on the first date What about the next date? Huh? Huh? Huh? Huh? I said you don?t wanna throw it all away I might be buggin? on the first date What about the next date? Huh? Huh? Huh? Huh? If at first you don?t succeed You can dust it off and try again Dust yourself off and try again, try again Cause if at first you don?t succeed You can dust it off and try again You can dust it off and try again, try again (and again)
See you don?t wanna throw it all away I might be shy on the first date What about the next date? Huh? Huh? Huh? Huh? I said you don?t wanna throw it all away I might be buggin? on the first date What about the next date? Huh? Huh? Huh? Huh? If at first you don?t succeed You can dust it off and try again Dust yourself off and try again, try again Cause if at first you don?t succeed You can dust it off and try again You can dust it off and try again, try again (and again)
Ich zitiere wenige Absätze: „Viele denken, wenn etwas schiefgeht, dann springt der Staat ein. Der Staat verdient aber kein Geld – es sei denn bei anormalen Situationen wie bei Negativzinsen. Der Staat verteilt vielmehr um. Alle Einkommen für den Staat und die privaten Haushalte werden durch Unternehmen generiert! Und man nennt die Summe aller Unternehmen den Kapitalstock. Und wenn dieser Kapitalstock mangels ausbleibender Investitionen kleiner wird, dann gibt es immer weniger zu verteilen, dann wird immer weniger Wohlstand geschaffen und dann gibt es gezwungenermaßen auch immer weniger Sozialstaat, weil man sich das nicht mehr leisten kann. Griechenland kann ein Lied davon singen, wenn wir die Phase zwischen 2010 und 2017 betrachten.
Wir spielen ergo heute nicht nur mit der Frage, ob bei uns noch investiert wird oder nicht. Wir spielen mit der Frage nicht nur der ökonomischen, sondern auch der gesellschaftspolitischen und politischen Stabilität. Und diesbezüglich möchte ich daran erinnern, dass es im vergangenen Jahrhundert nach der Wirtschaftskrise von 1929 bis 1932 – weil die Ökonomie nicht lief, weil die Grundversorgung nicht gegeben war, weil der Staat seinen Aufgaben nicht nachkommen konnte aufgrund der ökonomischen Schwäche – zur politischen Wende des Jahres 1933 kam. Das sind Dinge, die heute im Diskurs ausgeblendet werden. Wir brauchen ökonomische Stabilität, um die gesellschaftspolitische und politische Stabilität hier in Deutschland und Europa zu gewährleisten.„
„Deutsche Wirtschaftsnachrichten:Auf dem Globus verschieben sich die Kräfteverhältnisse: Chinas Bedeutung nimmt ebenso rasch zu wie diejenige anderer großer Staaten des Globalen Südens. Welche Triebkräfte stehen hinter dem Aufstieg des Globalen Südens und dem relativen Abstiegs des Westens?
Folker Hellmeyer: Es sind ökonomische Kräfte und diese ökonomischen Kräfte sind korreliert mit einer Strukturpolitik in diesen Ländern. Schauen wir uns eine Statistik der Weltbank an: Das akkumulierte Wachstum der Volkswirtschaften von 2000 bis zum Jahr 2020. Dort steht Deutschland bei 120 Prozent, die USA bei 125 Prozent, Indien bei 468 Prozent, Russland bei 476 Prozent, Indonesien bei 627 Prozent, China bei 1.125 Prozent.
Chinas Wachstum stellt knapp das Zehnfache des deutschen Wachstums über diese beiden Dekaden hinweg dar. Und das hängt damit zusammen, dass man dort die Leistungsgesellschaft lebt und dass man die richtige Strukturpolitik betreibt. Und jetzt kommen wir zum nächsten Punkt: während wir früher Schwellenlandkrisen hatten, weil diese Länder überwiegend hoch verschuldet waren, über hohe Inflation klagten und Außenhandelsdefizit aufwiesen, hat sich das Bild nun grundlegend geändert. Wir finden heute eine Situation vor, in der der Westen die schwachen Strukturdaten aufweist und die aufstrebenden Länder mittlerweile starke Daten aufweisen.
Um das mal deutlich zu machen: die Eurozone verzeichnet derzeit einen Anstieg der Verbraucherpreise um 7 Prozent – und China um 0,1 Prozent. Russland hat 2,3 Prozent, Indien 4,7 Prozent, Vietnam 2,8 Prozent. Wir können jede Zahlenkolumne durchgehen und dann sehen wir, dass diese Länder in der Weltwirtschaft immer potenter geworden sind – quantitativ bezüglich der Größe der Volkswirtschaft, aber auch qualitativ hinsichtlich der Strukturdaten (Außenhandel, Devisenreserven).
Noch ein Zahlen-Bingo: 1980 hatte der Westen einen Anteil an der Weltwirtschaft von 80 Prozent und der Rest der Welt trug 20 Prozent bei. Heute haben die aufstrebenden Länder einen Anteil an der Weltwirtschaft von knapp 70 Prozent, der Westen hat gerade mal noch gut 30 Prozent. Damit ergibt sich eine finanzökonomische Verschiebung der Machtachsen zugunsten dieser Länder, die auch politisch gespiegelt werden muss. Und darum geht es aktuell: der Globale Süden spielt nicht mehr mit bei G20 – jetzt haben wir G13 und G7 unter dem Dach G20. Das hängt auch damit zusammen, dass G7 immer noch die devote Haltung der Schwellenländer einfordert, so als kontrollierten wir weiterhin 80 Prozent der Weltwirtschaft. Das ist absurd.“
Diese Frage zu diskutieren, halte ich für notwendig. Dies umso mehr, als die Wächter der offiziösen Doppelmoral genau das vehement ablehnen.
Vor diesem Hintergrund veröffentliche ich die folgende Mail von Christian Reichhoff an mich (natürlich mit seiner Zustimmung, für die ich mich bedanke). Anlass der Mail waren Kommentare von ChrizzChrozz und mir zum Posting „Warum ich Wolfgang Wodarg so außerordentlich schätze“, in denen auf Erich Kästners „Notabene 45“ Bezug genommen wurde. Der Mailtext:
„ad „45 notabene“ von Kästner:
Ich nehme an, Sie kennen das Buch „Habe ich denn allein gejubelt?“ von Inge Sternheim Peters?
Zufällig las ich es während der „Plandemie“ – und muss es als eines der wichtigsten Bücher bezeichnen, die ich je las. Hier wird von einer vom Nationalsozialismus begeisterten jungen Frau das für mich bis dahin Unerklärliche beschrieben:
Wie konnte es sein, dass Millionen deutsche Zivilisten, insbes. die doch damals gut organisierten Arbeiter, aber auch das Bildungsbürgertum, begeistert oder zumindest zustimmend duldend den Wahnsinn von 1933-45 mitgemacht haben?
In der Schule, POS wie EOS, lasen wir hauptsächlich Geschichten aus dem Widerstand, von „Die Jagd nach dem Stiefel“ bis „Werner Holt“ – keines dieser Werke erklärt das Wesentliche – erst die 92 jährige Sternheim, zum richtigen Zeitpunkt gelesen, konnte das für mich, denn die maximale Ausgrenzung erlebte ich schließlich 2021 selbst und werde das nie vergessen:
Es ist seit 35 Jahren Tradition, dass unsere Sportgruppe 1x wöchentlich nach dem Training in eine kleine Eckkneipe geht und noch ein Stündchen gemeinsam etwas trinkt und plaudert. Alles Akademiker mit DDR Biografien. Der Besitzer ist seit Eröffnung derselbe und längst mehr guter Bekannter, denn irgendein Kneipier, hatte sein Studium am Institut für Kernenergie, Leningrad in den 80ern… Im Herbst 2021, wollte R., ein Mitglied der Sportgruppe, seine Geburtstagsrunde ausgeben und wir betraten gerade den Raum, als er lautstark hinterm Tresen hervor kam:
„Alle mal Impfausweise auf den Tisch!“
Alle zückten diese brav – nur ich und das Geburtstagskind nicht: Er hatte sein Handy mit dem Zertifikat nicht dabei – und ich hatte sowieso keines.
Er: „Dann raus mit Euch!“
Ich: „Sag mal P., meinst Du das wirklich ernst?“
Er: „Mein voller Ernst!“
(Die anderen Sportler hatten sich inzwischen hingesetzt)
Ich: „Weißt Du, was Du hier gerade tust? R. hat Geburtstag und…“
Er: „Ich diskutiere hier nicht, das ist meine Kneipe und das sind die Vorschriften. Also raus!“
Ich schaute in die Runde, in der Hoffnung, irgendjemand der Sportsfreunde würde sich oder wenigstens das Wort erheben. Aber weit gefehlt: Blickkontakt wurde demonstrativ vermieden, alle schwiegen und studierten die seit Jahren unveränderte Getränkekarte.
R. und ich gingen dann – und niemand hatte ein Problem damit, dass wir nun aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen waren – wir waren ja selbst schuld. Allen hat das Bier an jenem Abend gut geschmeckt.
Diese und andere Episoden der letzten 3 Jahre haben mein Menschenbild zutiefst erschüttert – mir wurde deutlich vor Augen geführt, dass die Mehrheit der Menschen auch heute wieder kein Problem damit hätte, wenn die Wohnungen ihrer langjährig befreundeten jüdischen/ungeimpften/“ungesunden“… Nachbarn „leider geräumt werden“ – und sie würden sich achselzuckend wieder ein paar Möbelstücke holen.
Wenn DAS 2020-2022 möglich war, dann ist wieder ALLES möglich.
Der Terror gegen die jüdische Bevölkerung hat auch zur Zeit des NS nicht mit der Endlösung angefangen, sondern, wie von Hanna Ahrendt trefflich analysiert, mit der Banalität des Bösen:
Mit kleinen Vorschriften.
Klemperer hat alles präzise dokumentiert: Juden durften z.B. ab 1936 keine Katzen mehr halten, wegen der „Volksgesundheit“ – ist doch nicht schlimm oder? Dann bestimmte Geschäfte nicht mehr aufsuchen, bestimmte Straßen und Parks nicht benutzen – alles nicht lebensgefährlich, aber, leider, leider, Vorschrift., Kann man nichts machen.
Was bleibt, ist die Frage:
Wie können wir die große Mehrheit unserer Mitmenschen überhaupt dafür sensibilisieren, was sie in ihrer Vorschrifts- und Obrigkeitsgläubigkeit für ein Verbrechen begehen?
Ich fürchte inzwischen: Gar nicht. Sich mit einer Vorschrift im Rücken über Mitmenschen stellen bedeutet Macht. Und das Machtgefühl ist toll. Es bedeutet Herrschaft. Und wer beherrscht, hat Recht – und wird sich von dem Beherrschten niemals sagen lassen, dass er Unrecht hat und Unrecht begeht. Dies konnte auch erst 1945 in Nürnberg geschehen, nachdem die Herrscher zu Beherrschten wurden. Heute ist aber keine Sowjetarmee in Sicht.„
Noch einmal herzlichen Dank für diesen Diskussionsbeitrag. Ich hoffe (und fürchte zugleich), dass dies nicht das letzte Wort hier im Blog ist.
„Der gewöhnliche Faschismus“, ein Film von Michael Romm, der 1965 in die Kinos kam (in die DDR-Kinos!), hat uns damals stark beeindruckt. Uns wurde zum ersten Mal, die alltägliche Dimension des Faschismus ins Bewusstsein gerückt. Gegenstand war der „Faschismus des kleinen Mannes“, der Faschismus in den unscheinbaren Abläufen alltäglicher Gewohnheiten unpolitischer Menschen.
Die Moderatorin Ev Schmidt leitet ein mit der Fragestellung, ob es wohl Proteste gegeben habe. „Hä? – Proteste“, denke ich, „bei Gorki?“. Mir schwant, worauf sie anspielt, aber ich will es nicht glauben. Doch Barbara Behrendt schafft schnell Klarheit: Ja, die ukrainische Community sei immer alarmiert, wenn russische Kunst gepflegt werde. Die russischen Verbrecher, so die Ukrainer, seien durch die Schule von Tschechow und Gorki gegangen, und auch ein befreundeter Regisseur habe ihr gerade persönlich gesagt, wie verwerflich es sei, sich auf Stanislawski zu beziehen. Ich höre mit wachsender Spannung zu. Behrendt berichtet das alles korrekt in der indirekten Rede, was die Ukrainer sagen würden. Ich warte auf ihr eigenes Statement, ihre prinzipielle Zurückweisung dieser Zumutungen ihrer ukrainischen Gewährleute, vielleicht Vertrauten. Hier macht sich Geistfeindschaft aus extremem Nationalismus breit, Bandera-Nationalismus, der stolz ist auf sein historisches Bündnis mit dem deutschen Faschismus. Doch ich warte vergebens:
Frau Behrendt und Frau Schmidt im Auftrag des „öffentlich-rechtlichen“ Senders, stehen, bildlich gesprochen, neben dem Scheiterhaufen auf dem Goebbels „den Ungeist“ verbrennt. „Flamme empor!“ Sie berichten kühl, nicht ohne gebremste Sympathie. Und sie teilen jede Empörung darüber, dass „Putin“ den NATO-verbündeten ukrainischen Faschismus vernichtet.
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UPDATE 28.5.2023:
Dem Hinweis im Kommentar von Therese Bruckmann folgend, habe ich soeben diese Mail an rbbKultur gesandt:
Eine Minute später gab mir ein Automat diese Antwort:
„Guten Tag, sehr geehrte Zuschauerin, sehr geehrter Zuschauer, Guten Tag, sehr geehrte Hörerin, sehr geehrter Hörer,
vielen Dank für Ihr Interesse am Programm des rbb. Wir sind bemüht Ihr Anliegen so schnell wie möglich zu bearbeiten.
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