Irgendwie war ich auf der Webseite von Herbert Huber gelandet. Der wohnt in Wasserburg am Inn und hat seinen kompletten Stammbaum ins Internet gestellt. Außerdem kann man bei ihm Sprüche für Marathonläufer finden und auch seine Marathonbestzeit … („göj‘, da schaugst“ – da war er 46 Jahre alt). Des weiteren gibt es eine beeindruckende Liste von Autoren, zu denen ihm etwas einfällt (beim Namen Ringelnatz wird ein Text angeboten, da hätte ich mich gleich festlesen mögen), auf der aber Null Autoren aus der Sowjetunion oder der DDR zu finden sind; naja, Goethen fehlt auch und Jean Paul und noch paar. Jetzt aber genug von dem Huber Herbert himself und auf Informationen geschaut wie diese:
„…die Staatsanwaltschaft durchsuchte das Büro, die Wohnung … und die Kanzlei ihres Anwalts Rainer Roth.“ Fein, denke ich, endlich mal, anders als bei Mollath, eine aktive Staatsanwaltschaft. Aber: „Roth wies darauf hin, daß der Nürnberger Generalstaatsanwalt Heinz Stöckel und hochrangige Beamte der Oberfinanzdirektion auf der Einladungsliste zu einer Geburtstagsfeier der Familie Diehl stünden.“ Wie bitte? Derselbe Generalstaatsanwalt Stöckel, den wir aus der Mollath-Geschichte kennen? Derselbe.
Und durchsucht wurde die Wohnung der Finanzbeamtin Ingrid Meier, die ein Steuergeschenk von 30 Millionen an die Rüstungsfirma Diehl aufgedeckt hatte und nicht durchgehen lassen wollte. (Die Quellen für all diese Informationen sind bei Huber zu finden.)
Zeitlich ist das ein einziger Klumpatsch: Durchsuchung bei Ingrid Meier um den 2.2.2002. Personalakte der Ingrid Meier an die Staatsanwaltschaft um den 23.5.2002. – – – 2001/2002/2003 Mollath drängt wiederholt auf Einstellung der Steuerbetrugspraktiken, zunächst gegenüber den beteiligten Banken, doch zunehmend werden von ihm auch Gerichte und Staatsanwaltschaft informiert. Anzeige Gustl Mollaths an Staatsanwaltschaft Nürnberg/Fürth am 9.12.2003. Ablehnung der Anzeige vom 9.12.2003 durch die Staatsanwaltschaft am 19.2.2004.
Die Herren hatten mit viel Mühe gerade erst den 30 Millionen-Deal unter den Teppich gekehrt, da sprang der nächste Kai aus der Kiste. Nur daß es diesmal um mindestens dreistellige Millionenbeträge ging und mächtige Banken noch direkter involviert waren. Ich würde es verstehen, würden sich jetzt zwei, drei Leutchen finden, die aussprechen, was sich jedem (aus einer speziellen Perspektive) vernünftigen Menschen aufdrängen muß: „Was ist das für ein Saustall! Wir leben doch nicht in der Ostzone! Hier muß endlich mal durchgegriffen werden!“
Übrigens, über das weitere Schicksal der couragierten Steuerprüferin Ingrid Meier habe ich keine Informationen gefunden. Weiß da jemand mehr? Haben sie sie auf andere Weise „fertig gemacht“? Vielleicht hat sie sogar eine Meinung zum Fall Mollath?
Und dann bin ich noch auf dieses anscheinend lesenswerte Buch gestoßen (via: Fritz Letsch): Andrew Feinstein, „Waffenhandel„. Interview der „Süddeutschen“ mit dem Autor hier.
Schönes Fundstück!
Übrigens:
„Und im Sommer 2008 hat sein Sohn Werner Diehl den bayerischen Verdienstorden erhalten – von Ministerpräsident Günther Beckstein.“
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=sw&dig=2009/08/04/a0088&cHash=b2a8b5588e
Über das weitere Schicksal der couragierten Steuerprüferin Ingrid Meier könnte evtl. Herr Schlötterer etwas wissen (drittletzer Absatz):
http://www.stern.de/politik/deutschland/schreiber-prozess-seehofer-duerfte-schlecht-schlafen-1503493.html
Vielleicht auch Frau Stahl:
http://archiv.gruene-fraktion-bayern.de/cms/presse/dok/7/7621.steuerstreit_diehl_beamtin_im_fadenkreuz.html
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Herr Beckstein, ist seit über 15 Jahren Synodaler der Evang. Kirche Bayerns und 2. Vorsitzender der
Synode der Evang. Kirche in ganz Deutschland und bekanntlich ein Hardliner. Der Ferngutachter, Prof.
Kröber aus dem Elfenbeinturm der Charite ist in Berlin als der härteste Gutachter Berlin bekannt und bezeichnet sich selbst als „militanter Lutheraner“. Der Richter Brixner vom Landgericht war ebenfalls als
autoritärer Hardliner bekannt. Interessant ist das Thema der Doktorarbeit von Dr. Beckstein, das in
etwa so lautet: „Das Gewissen von Überzeugungstätern“. Kann der Fall Mollath auch durch den Ungeist
von christlichen Fundamentalisten zu erklären sein, die wie Dr. Beckstein in der „Pro Christ“ Bewegung organisiert sind. Bei der allerdings auch ehrenwerte Persönlichkeiten, wie Jochen Vogel vertreten sind.
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@ Menschenrechtler
Selbst wenn es hier Verbindungen geben könnte: Mir erschließt sich die Verbindung zu Mollath noch nicht so ganz.
Ist Petra Mollath auch christliche Fundamentalistin?
Oder hatten christliche Fundamentalisten ebenfalls ein Motiv, Mollath wegzusperren?
Gehört Brixner zu diesem Kreis, nur weil er autoritärer Hardliner war?
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Ich hab‘ aus langer Weile mal nach Pfäfflin gegoogelt. (Für seinen Namen kann er ja nichts.) Wie christlich er sich selbst sieht – keine Ahnung. Auf jeden Fall ist er aber begehrter Partner der katholischen Kirche bei der Beschäftigung mit den Fällen sexuellen Mißbrauchs (wie übrigens Kröber von der Charite auch).
http://www.dbk.de/themen/thema-sexueller-missbrauch/
oder
http://www.dbk.de/funktionen/suche/
Muß alles nix besagen.
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Lieber kranich05
Dieses Teil des Blogs Ihres kannte ich noch nicht, obwohl ich eigentlich dachte, ich hätte alle Teile gelesen.
Und wissen Sie, wo ich den Link herhabe?
Man glaubt es kaum, aber aus der BZ.
Dort hat ein Forumsmitglied hierher verwiesen. Übrigens ist dies schon öfter geschehen (und die BZ hat – erstaunlicherweise im Gegensatz zu Spiegel-Online – die Links auch nicht gelöscht), aber die anderen Links / Beiträge kannte ich schon alle.
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