Fundstück – 5.10.2019 – Mehr Humus (8)

„Lebendiger Boden durch Direktsaat mit Glyphosat“

Ja, liebe Leserinnen und Leser, ich habe bei dieser Überschrift auch geschluckt. Habe einst selbst dazu beigetragen, dass die Berliner Freidenker eine glyphosatkritische Konferenz veranstaltet haben. Dennoch habe ich mir das Video dieses gebildeten Praktikers angesehen, dann auch die lebhafte Diskussion dazu, dann auch andere seiner Videos. Zum Glyphosateinsatz wird es danach vielleicht trotzdem keine allseits befriedigende Meinung geben. Doch es geht mir um den Kontext zur Direktsaat. Und Direktsaat scheint mir das viel größere Problem – im Sinne von Potential – zu sein. Schaut und hört selbst:

Auch diese Erklärung von Wüste und Regenwald finde ich gelungen:

Mehr Humus! (2)

Ja – anknüpfend an den ersten Teil dieses Beitrags – es geht für mich darum, die mikrobiologische Dimension besser zu beachten. Bisher habe ich eher die Welt der sichtbaren Bodenlebewesen im Blick gehabt, dabei ganz groß im Vordergrund den REGENWURM. Daran ist nichts verkehrt. Hier ein Filmhinweis. Kurt Kretschmann hatte in seinem Garten dem Regenwurm gar ein Denkmal gesetzt:

Doch ich muss einen gedanklichen Kurzschluss zugeben, der etwas so ging: Dem Regenwurm Futter geben – konsequent mulchen – ihm abgestorbene organische Substanz zuführen. Mir war nicht bewusst, dass die lebenden Pflanzen (und zwar ALLE , auch die Wildkräuter) höchst aktiv auf den Boden einwirken. Ja, ihre Wurzeln nehmen gelöste Nährstoffe auf aber zuvor tun sie noch viel mehr: Sie scheiden Stoffe („Bodenfermente“) aus, die für Mikroorganismen und Pilze Lebensgrundlage sind, mit deren Hilfe diese die organische Substanz aufschließen und diese damit teils den Pflanzen direkt, teils anderen Lebewesen (auch den Regenwürmern) zur Nahrung machen.

Aus diesen Erkenntnissen folgt, dass JEDE dem Boden zugeführte organische Substanz bzw. im Boden lebendig wirkende organische Substanz zum Humusaufbau beitragen kann. Das erklärt mir auch die Beobachtung, dass oftmals Nutzpflanzen in unmittelbarer Nähe von „Unkraut“ gut wachsen (wo sie doch eigentlich bedrängt und behindert sein müssten). Das spricht für die Vermischung verschiedener Pflanzen und dichtere Standorte. Gewiss, dass sind keine völlig neuen Grundsätze. Mischkultur hat lange Tradition. Ich erinnere an Gertrud Franck. Doch geht es darum, Erprobtes auf seine mikrobiologischen inneren Zusammenhänge zurückzuführen und damit gezielter zu praktizieren.

Von Stund an werde ich Pflanzen bei der Gewinnung von Mulchmaterial nicht mehr mit der Wurzel ausreißen. Im Boden verbleibend können die Wurzeln (nicht nur von Leguminosen) oftmals viel mehr für den Boden leisten als über den Umweg Mulch oder K0mpost. Und auch viel bewusster werde ich vermeiden, dass Wirken all der Bodenlebewesen durch Bodenbearbeitung und überhaupt äußere Einwirkung auf den Boden zu stören. Im Idealfall sorgt die Bodenlebewelt am besten für die Bodengare und bedarf nicht der Zuführung von Dünger, Wasser und Belüftung. Natürlich: Idealbedingungen sind nicht immer gegeben (Beispiel: anhaltende Trockenheit). Der Gärtner darf nachhelfen. Doch das sollte er viel weniger direkt tun als vielmehr in Form von Angeboten an das System Pflanzen-Bodenbiom. (Instruktiv hierzu dieser Artikel: Phytomikobiom.)