BoBo und der „Glanz der Provinz“

Den Mut muss man erst einmal haben! Eine ganz neue Veranstaltung startet … mit einer Kartoffel. 

Die Veranstaltung ist der Auftakt einer ganzen Reihe – und die Kartoffel vom Strahlenkranz umgeben.

Übertriebene Erwartungen hatte ich nicht als mich Mrs. Tapir zu einem „bunten Abend“ nach Groß Kreutz einlud. Sie würde dort einen kleinen Text lesen, der in ihrer neuen Brandenburger Heimat spielt, vielleicht auch eine Fabel. So begleitete ich sie dorthin, wo es um den „Glanz der Provinz“ gehen sollte. Für das Motto des Abends hatte man zumindest keine Allerweltsformulierung gewählt.

Die „Seele des Ganzen“ sind Anja Panse und Henry Mertens, sowie Björn Gripinski. Sie haben das Konzept erarbeitet, alles Organisatorische bewältigt und sind auch am Abend selbst als Moderatoren aktiv. Der Abend geht fünf Stunden lang, zwei Pausen sind eingeplant und keinmal kommt Langeweile auf.

Anja Panse gibt Auskunft:

Die Abende sind dreigeteilt aufgebaut: Zuerst gibt es eine Open Stage, bei der jeder aus der Region sein Können zeigen kann – egal ob mit Gesang, einer Lesung oder Tänzen. Dann kommen bekannte Künstler der Region auf die Bühne. Anschließend rundet ein Konzert landesweit bekannter Künstler den Abend ab.

Alle Mitwirkenden am 24.8.19 hier.

Ich meine, dass das ganze Konzept bestens aufgegangen ist und dieser erste Abend ein voller Erfolg war. Zumindest drei Beiträge habe mich so nachhaltig beeindruckt, dass ich mich weiter damit beschäftigt habe. (Vom vierten Beitrag, auf den das ebenfalls zutrifft, dem von Mrs. Tapir, rede ich jetzt nicht, denn ihre Werke sind mir natürlich gut bekannt.)

Dr. Wilfried Poßner las eine Szene aus seinem Tuchatschewski-Roman „Wenn Sterne untergehen“. (Im Netz findet sich eine Rezension von Eberhard Aurich.) Natürlich kann ich den Roman nach dem kurzen Leseausschnitt nicht beurteilen, beeindruckend aber die so gar nicht provinzielle Weite des Blicks, der hier angeboten wurde. Der Ton „Provinz in der Welt“ war angestimmt und trug durch den ganzen Abend. Auch Mechthild Seithe hatte zuvor mit ihrer kurzen Lesung und den weiteren Auskünften über ihr literarisches Schaffen die dissonante Wirklichkeit unseres Landes und unserer Welt im Bild von der neu gefundenen Heimat im Dorf nördllich Berlins aufscheinen lassen.

(Gelesen wurde auch „Die Geschichte vom Löwen, der keine Maus sein wollte und der Katze, die eigentlich keine Freunde brauchte“ aber nur das 1. Kapitel. Leser dieses Blogs können den ganzen Fabelreigen in 9 Kapiteln nachlesen.)

Ein künstlerischer Höhepunkt war die Lesung der kurzen Geschichte „Glanz der Provinz“ von Katrin Askam. Genauigkeit der Beschreibung, Lakonismus, dabei sinnliche Dichte, dann ein dramatischer Einbruch und ein unprätensiöser, scheinbar beiläufiger Verweis auf die existentielle Dimension. Das war atemberaubend dicht, und es war packend, wie das Nichtgesagte vom Ausformulierten getragen wurde und sich unversehens im Sinn des mit wachsender Spannung folgenden Zuhörers sich wiederfand.

Da meinte ich die Magie der Kunst zu spüren. Wer Katrin Askam ist, habe ich danach gegoogelt, und ihr Buch „Aus dem Schneider“ gehört inzwischen zu meinem Gepäck unseres Urlaubs, den wir in Kürze antreten.

Inzwischen war es 22 Uhr geworden. Der Abend war bis jetzt gelungen, und ich tue den anderen Künstlern Unrecht, wenn ich sie hier übergehe.

Was dann kam – BoBO und Herzfeld mit Zabelov – hat alle Erwartungen gesprengt. (Mrs. Tapir und ich, wir hatte uns vor  dem Konzert zugenickt: „Wir hören mal rein. Mal sehen. Nach den ersten Titeln können wir ja gehen.“)

Nach dem Konzert drängelte ich mich zu BoBo, um ihr zu danken und ihr das Wort zu sagen, das mir auf dem Herzen lag: „Es war eine Offenbarung.“

Jeder der drei Musiker ist überragend, und ihr Zusammenspiel gilt ganz und gar dem gemeinsamen Werk.

Das Programm besteht aus deutschen Volksliedern, viele davon aus der Zeit der Romantik. Die Lieder werden mit atemberaubender Kühnheit und mit einer beglückenden Musikalität in unsere Zeit übertragen, dazu die überragende Virtuosität! Wegen der Radikalität dieses Neuen, bin ich versucht, von „revolutionär“ zu sprechen. Aber nein. Die Künstler bleiben zutiefst bei dem jeweiligen Lied. Sie stürzen nichts um. Sie legen „nur“ die tiefste innere Wahrheit frei. Nichts „Tümliches“, nichts „Romantisch-Beschränktes“, was der (west)deutsche Zeitgeist seit Langem in diesen Liedern sieht. Diese Lieder drücken mehr noch heute und morgen als je zu früherer Zeit die Tragik der Weltgeschicke des Menschen aus.

Es kommt mir vor als würde es jetzt eine Brücke geben von dem letzten Lied, das auf der letzten Klippe eines fernen Ufers gesungen wurde – der Winterreise von Franz Schubert und Wilhelm Müller – zu der äußersten Klippe jenes anderen Ufers, auf dem wir heute stehen.

Und keine Tricks, keine Effekte, keine äußerlichen Zutaten. Es wird nur freigelegt, was vorhanden ist und dann mit aller Macht der Kunst zu seiner Größe gebracht.

Ich bin stolz und glücklich, dass Künstler heute so aus der Tiefe der geistigen, musischen Tradition des deutschen Volkes schöpfen können. Mein Glaube bleibt lebendig, dass das niemals in der globalistischen Menschenbrechermühle zerrieben werden kann.

Und wohlgemerkt: Das ist von Weltgeltung, weil es Welt in sich aufgenommen hat!

BoBo ist nicht denkbar ohne Rock, ohne Jazz. Sebastian Herzfeld ist ja sozusagen die Weltmusik persönlich. Und zur Internationalität des Dritten im Bunde, Yegor Zabelov aus Minsk, brauche ich erst gar nichts zu sagen.

Mrs. Tapir hat noch zwei Videos gemacht. Sie sind technisch unbefriedigend. Eines zumindest füge ich hier noch ein. Geht doch nichts über das Gefühl, das alles in Wirklichkeit erlebt zu haben:

Drei der großartigen Videos von BOBO und Herzfeld mit Zabelov hatte ich bereits hier ins Blog übernommen.

11 Kommentare zu „BoBo und der „Glanz der Provinz““

  1. „Die Kartoffel – das unbekannte Wesen, das im allgemeinen Dickicht zu verschwinden droht“
    Lieber Kranich,
    interessante Einblicke und anregende Reize zu „Absprüngen“, die Du uns – sowohl mit der persönlichen Schilderung Deiner Wahrnehmung dieses kulturellen Ereignisses wie mit den multimedialen Kostproben und weit bis weiter führenden Links – hier zu bieten hast und uns damit in ein Gebiet (ent-, ver-) führst, das – wie könnte es auch heutzutage anders aufgefasst und verstanden werden – wir zwar „Kultur“ nennen, uns aber als ein weiteres „Dickicht“ erscheint. Diese Metapher (nicht zufällig aus dem Bereich der Natur stammend) haben wir auf diesem Blog schon des öfteren bemühen müssen, wenn wir den Mangel an aufklärendem Licht, Übersichtlich- und Durchschaubarkeit (Transparenz) beklagt haben: historisch, politisch, ökonomisch, sozial (soziologisch) und psychologisch. Nun also auch kulturell. Wobei klar und – in einem wiederum leider nur begrenzten Maße – transparent sein dürfte, dass der innere Zusammenhang dieser künstlich voneinander abgetrennten Bereiche ein bestimmendes, wenn nicht das bestimmende Merkmal des „Dickichts“ ist, um das sich alles dreht und in dem wir uns drehen und wenden und aus dem uns kein gelber Wagen hinausführt, schon deswegen nicht, weil wir erst das „Gerippe“, das sich die Führerschaft „hoch auf dem gelben Wagen“ anmaßt, da runter zu holen, ihm die „Hippe“ zu entwinden und das „Stundenglas“ umzudrehen hätten: „Kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun!“

    Diesem ersten „Absprung“ – sozusagen ein „Köpper“ (nichts wie rein ins Wasser und ab!) – soll nun der nächste folgen. Das Bild von der Kartoffel als „Glanz der Provinz“, die magisch-„gegenkuturell“ strahlt und deren Strahlen sich ausbreiten in alle Himmelsrichtungen, global Fahrt aufnehmend sozusagen, hat mich beeindruckt und mir zum Absprung verholfen. Die „Geschichte der Kartoffel“, als lebender und wachsender Beweis für eine frühere Etappe der „natürlichen“ Globalisierung, bevor diese kapitalistisch und neoliberal entartete, erzählt von ihren Ursprüngen (ca. 7000 v.Chr.) in den Anden, der Region des heutigen Peru und Bolivien. Wohl nicht zufällig („Follow the Imperialisms!“) über Spanien (!) und England (!) in Italien ankommend, wurde sie dort – an „Trüffel“ erinnernd – „Tartufoli“ genannt, um in Deutschland dann über „Artuffel“ und „Artoffel“ schließlich „Kartoffel“ genannt zu werden.
    In Deutschland, genauer in Preußen, bedurfte es des besonderen Einsatzes von Friedrich dem Großen, um die trotz mehrerer Hungersnöte kaum zu bekämpfende Skepsis der Bevölkerung gegen die „Erdäpfel“ zu beseitigen, was ihm – so die Legende – nur durch die Anwendung eines raffinierten Tricks gelungen sein soll. Er ließ in Berlin Kartoffelfelder anlegen, die er von Soldaten (zum Schein?) bewachen ließ. Neugier im Verein mit Hunger überzeugten die Bauern, Kartoffeln dort heimlich zu klauen und selbst anzubauen. Friedrich scheint sein Volk gekannt zu haben. Ab 1740 und besonders nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) waren damit – besonders in Preußen – die Hungersnöte vorbei und die Kartoffel als Hauptnahrungsmittel etabliert. (Übrigens sollen sich selbst in China heutzutage mehr Menschen von der Kartoffel ernähren als von Reis.)

    Der Absprung ist beendet, aber der Sprung selbst soll noch entweder mindestens ein Salto oder eine Schraube vollführen und nicht als „Arschbombe“ am Ende mit zuviel aufspritzender Gischt den Durchblick vernebeln. Also nehme ich mir nach der Kartoffel ein anderes zentrales Element der Darstellung der Veranstaltung vor, das sich mir medial vermittelt diesmal durch bewegte Bilder zusammen mit Tönen erschloss. Die Rede wird sein von einer Weiterentwicklung der „Quetschkommode“ – ein zivilisierter Begriff für „Wanzenquetsche“ – oder des „Schifferklaviers“ (eine besondere Rolle mag dabei auch der „Dudelsack“ gespielt haben), um von der Sprachebene der „Arschbombe“ ausgehend anzudeuten, dass ich eigentlich das „Akkordeon“ meine, das so beeindruckend von einem der Bandmitglieder von „Bobo & Herzfeld mit Zabelow“ virtuos beherrscht wird.
    Die „Geschichte des Akkordeons“ – übrigens wie die der Kartoffel auch eine der globalisierenden Etappen der Weltgeschichte – muß diesmal auf die Mitwirkung Friedrich des Großen verzichten, weil der bekanntermaßen die Querflöte bevorzugte. Beharrliches Nachforschen hätte sicherlich ähnlich belustigende Anekdoten zutage gefördert. Aber versuchen wir es einmal sachlicher. Den Versuch ist es wert. Also:
    Auch wenn die 1777 nach Europa gelangende chinesische „Cheng“ allgemein als das Instrument angesehen wird, das der Idee, ein Akkordeon zu entwickeln, zugrunde liegt, sind die Ursprünge seiner Weiterentwicklung und Verbreitung doch zu einem bedeutenden Teil im deutschsprachigen Raum zu finden (Häckel in Wien; Buschmann in Berlin). Über Chromatina, Konzertina, Autophon und Bandoneum (Heinrich Band in den 1840er Jahren), verbreitete sich das Instrument weltweit mit besonderer Popularität nicht weit von der Gegend, aus der die Kartoffel herkam, nämlich Argentinien. Von wo aus es wieder in einer Art Rückflutwelle (einer Art zweiter Globalisierung) wieder „zurückschwappte“ in alle Welt, um etwa in einem Land mit einer ganz anderen als südländischen Mentalität und entsprechendem Temperament (auch bei ganz anderen Temperaturen) – man könnte fast sagen in einer Art „jungfräulicher Geburt“ – mit dem Tango im Schlepptau – in Finnland – neue Urstände zu feiern. List der globalisierenden Vernunft oder auch nicht: In Deutschland (von wo es sich nie wirklich verabschiedet hat), kam das Akkordeon vor kurzem auch wieder in die Nähe von Berlin (sie erinnern sich an Buschmann), nach Potsdam und zwar besonders auch in das „Gasthaus zur Eisenbahn“ in Groß Kreutz, nicht ohne – dem Vernehmen nach – begeistert empfangen zu werden. Aber galt die Begeisterung wirkich dem Akkordeon als Instrument oder nicht weit mehr der besonderen Art, wie es bespielt wurde? Wie es – nicht zuletzt mit dieser neuen Spielweise, die von der neuen Intonation der anderen Instrumente und des Liedvortrags nicht getrennt werden soll – gelungen ist, altes deutsches Liedgut so wieder neu aufzuladen, dass es „niemals in der globalistischen Menschenbrechermühle zerrieben werden kann“, denn es ist „von Weltgeltung, weil es Welt in sich aufgenommen hat!“ (Kranich). Hinaus in die Fremde gelangen oder gehen zu können , ohne zu vergessen, wo man oder es herkommt, scheint das Geheimnis zu sein, das dahinter steckt. Mit Astor Piazzola, dem Tangokönig, im Gepäck (oder anderen kulturellen und musikalischen Erfahrungen), können kluge Musiker in der Lage sein, einen ungetrübten Blick auf altes deutsches Liedgut zu werfen; wird es viel leichter, das (durch Gewohnheit übersehene) Neue im Alten aufleuchten zu lassen, die Ferne mit der Nähe (oder umgekehrt) zu vermitteln. Das Neue ist der andere ungewohnte Blick auf das Alte. Das Alte birgt oft das Neue, wenn es richtig angeblickt wird. Manchen wird es erschrecken oder zumindest befremden: Wir sind bei Ernst Blochs „Unabgegoltenheit“ der Vergangenheit – man kann es auch „das Alte“ nennen – gelandet. Bloch selbst ist unabgegoltene Vergangenheit geworden.

    Um die Drehung im Sprung zuende zu bringen: Die Kartoffel, das ursprünglich Fremde und Ferne wurde uns nahe und vertraut. Das Akkordeon, das ursprünglich Nahe, erreicht uns in seiner Nähe (sozusagen als „Offenbarung“) erst wieder vermittelt über das (vermeintlich) Fremde. Aber: Erreicht es „uns“ wirklich „alle“? Wohl bisher leider kaum! An den „Fridays For Future“ und in den Rezo-Kreisen wird zu ganz anderen Tönen und Texten gehüpft und gesprungen und – wenn überhaupt – gesungen. Oder ist es nur, weil wir zu blöd sind, das (unabgegoltene) Alte im Neuen diesmal zu erkennen? Hier sage ich, bis zum Beweis des Gegenteils: Das Alte ist nicht per se dadurch ausgezeichnet, dass es Unabgegoltenes, d.h. Wiederbelebbares, unbedingt enthält. Oft taucht es verdeckt und verklausuliert, aber bei genauerer Betrachtung sich enthüllend als „alter Wein in neuen Schläuchen“ wieder auf. (Darüber, dass alter Wein meist besser schmeckt als neuer, wollen wir uns in diesem Falle – der Logik des Gedankengangs wegen – diesmal großzügig hinwegsetzen.) Das Volk wurde – periodenweise nur in Graden der Abstufung wechselnd – fast immer mehr oder weniger belogen und betrogen. So ist es heute wieder! Früher wurde Wein gepredigt, aber bloß Wasser verabreicht, während heute unverblümt Wasser gepredigt wird. Wer sich einen Schluck Wein genehmigt, wird als Volksverräter in die Ecke gestellt. Und es predigen nicht nur die Herren, die Sklaven sind so bescheuert, dass sie nicht nur die Worte des Herrn nachplappern, sondern sowohl die Brüder und Schwestern denunzieren, die Zweifel an seinen Worten äußern, als auch ihn bedrängen, die Durchsetzung seiner Worte tatkräftiger ins Werk zu setzen.
    Zwei besondere Exemplare deutschen alten Liederguts würde ich deshalb gern von „Bobo & Herzfeld mit Zabelow“ neu inszeniert und aufgeführt sehen:

    1. Lass doch der Jugend, der Jugend, der Jugend ihren Lauf.
    Tanz mit der Dorle, walz mit der Dorle, bis nach Schweinau.
    2. O du lieber Augustin, Augustin, Augustin,
    O du lieber Augustin, alles ist hin.
    Geld ist weg! Mäd’l ist weg!
    Alles weg! Alles weg!
    O du lieber Augustin, alles ist hin.

    Noch ist nicht alles hin, aber vieles von dem, was wir mal hatten, ist weg. So nicht zuletzt die Kartoffeln, jedenfalls weg von den unzähligen Bauernhöfen, wo sie bis nicht vor allzu langer Zeit zur Selbstversorgung wie zum Verkauf regelmäßig angebaut wurden. Habt ihr noch wie ich die Bilder bzw. die Bildsequenzen im Kopf, in denen Marijn Poels in seiner Doku The Uncertainty Has Settled (Full film) einen Traktor „sattelt“ und mit ihm und einem leeren Anhänger dahinter die umgebenden Bauernhöfe „abgrast“, um den Bauern Kartoffeln abzukaufen und gleich mit zu nehmen? Und wie er verblüfft feststellen muß, dass die Bauern keine Kartoffeln mehr haben, weil sie sie nicht mehr anbauen, er also unverrichteter Dinge die Rückfahrt antreten muß. Der „Green New Deal“ hatte hier schon lange Einzug gehalten und viele der kleinerer Höfe mit ihren neuen Gesetzgebungen zur Aufgabe gezwungen.
    Davon – und vor allem von den Gründen für diese Entwicklungen – erfahren wir in den Medien kaum etwas. Einfach zu traurig, aber nicht herzzereißend genug. Da sind Bilder von „aussterbenden Eisbären“ und von sich die Felsen herabstürzenden Robben um so viel wirksamer, unsere Gefühle zu mobilisieren, wie sie gleichzeitig – in bewährter Al-Gore-Manier – gelogen und Authentizität nur vorgaukelnd inszeniert und konstruiert sind. (Videos, die beides belegen, sind auch auf diesem Blog zu finden wie auch Belege dafür, dass nicht Bilder von den Propagandisten einer Theorie gefälscht wurden, wenn sie nicht passten, sondern auch die „wissenschaftlichen“ Daten aus demselben Grund. Vgl. zuletzt dazu der gerade heute bei KenFm neu erschienen Text von Rainer Rupp.)

    Kurz vor Ende des Sprungs ist noch eine Streckung nötig, um mit einem geraden Eintauchen so viele Spritzer wie möglich zu vermeiden. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Das muß im Bruchteil einer Sekunde geschehen. Beim Durchgehen einiger der oben angegebenen Links bin ich auf der mit dem Titel der Veranstaltungsreihe „Glanz der Provinz – Kreutzer Kulturnächte“ gleichnamigen Website auf die Vorstellung ihrer drei Veranstalter gestoßen. Ihre durchweg professionellen – nicht nur, aber vor allem akademisch abgesicherten – Biographien legen nahe, dass ihr offensichtlicher Erfolg sich einem Konzept verdankt, dass sie sich erarbeitet haben, wofür auch manches Detail ihres beruflichen Werdegang spricht. Wobei jeder von ihnen auf Erfahrungen zurückgreifen kann, die sich fast ideal miteinander verbinden und ergänzen lassen. Bei Henry Mertens stieß ich am Ende seiner Vorstellung auf folgenden Satz, der meine Neugier weckte:

    „Von 2010–2014 lehrte Henry Mertens als Praxisforscher zum Thema Kulturwissenschaft und Medien im Studiengang Cultural Engineering der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg.“

    Genau genommen war es weniger der Satz als der Begriff „Cultural Engineering“, der mich stutzig machte und aufmerken ließ. In der Wikipedia erfahren wir:

    „Engineering is the use of scientific principles to design and build machines, structures, and other things, including bridges, roads, vehicles, and buildings.[1] The discipline of engineering encompasses a broad range of more specialized fields of engineering, each with a more specific emphasis on particular areas of applied mathematics, applied science, and types of application. See glossary of engineering.“
    „Ingenieurwesen ist die Anwendung wissenschaftlicher Prinzipien zum Entwerfen und Bauen von Maschinen, Strukturen und anderen Dingen, einschließlich Brücken, Straßen, Fahrzeugen und Gebäuden. [1] Die Disziplin Ingenieurwissenschaften umfasst ein breites Spektrum spezialisierterer Bereiche des Ingenieurwesens, von denen jeder einen besonderen Schwerpunkt auf bestimmte Bereiche der angewandten Mathematik, der angewandten Naturwissenschaften und der Arten der Anwendung legt. Siehe Glossar der Technik.“

    In dem überbordenden Glossar, das zu „Engineering“ angelegt wurde, ist der Begriff „Cultural Engeneering“ nicht zu finden. Der Begriff selbst – noch einmal bei Wikipedia eingegeben – verweist dann auf Burrhus Frederic Skinner und seine erschienenen Bücher, besonders auf „Walden Two“, „Science and Human Behavior“ und „Beyond Freedom and Dignity“ („Wissenschaft und menschliches Verhalten“ und „Jenseits von Freiheit und Würde“). Der Verdacht, der mich besonders aus der Kombination der beiden letzten Titel befiel, also der, dass Wissenschaft (in wessen Interesse?) dazu benutzt werden könnte, ja sollte, das menschliche Verhalten (die Gesellschaft als ganze) in einen Bereich „jenseits von Freiheit und Würde“ – sozusagen mit wissenschaftlich-logistischer Genauigkeit – zu transformieren und transportieren, ließ sich mir die Nacken- und Barthaare aufstellen. (Einem glatten Eintauchen ins Wasser am Ende des Sprungs nicht gerade sehr förderlich!) Weitere Nachforschungen ergaben – was Ziele und Methoden seines Projektes betrifft (dazu seien ein paar Links angeführt) – nur ein dystopisch anmutendes, „brave-new-world“- und „1984“-Haltiges, das uns Rainer Mausfeld in seinen Vorträgen wohl nur deshalb vorenthalten haben mag, weil Skinners Ambitionen schon seit Jahrzehnten nicht mehr der letzte „wissenschaftliche“ Stand der Dinge sind. Wer allerdings Edward Bernays‘ „Psychologie der Masse“

    „Wenn wir den Mechanismus und die Motive des Gruppendenkens verstehen, wird es möglich sein, die Massen, ohne deren Wissen, nach unserem Willen zu kontrollieren und zu steuern.“

    so zum Ausgangspunkt seiner Betrachtungen gemacht hat wie Mausfeld, sollte auch Burrhus Frederic Skinner nicht außen vor lassen. (Vielleicht hat er es auch nicht getan, sondern es ist bloß meiner Wahrnehmung entgangen…) Zumal es in einem der verlinkten Beiträge über ihn heißt:

    „Am 18. August 1990 starb B. F. Skinner an Leukämie, als der vielleicht gefeiertste Psychologe seit Sigmund Freud.“

    nicht ohne vorher notiert zu haben:

    „… zog er nach Minneapolis, um an der University of Minnesota zu unterrichten. Dort lernte er Yvonne Blue kennen und heiratete sie kurze Zeit später. Sie hatten zwei Töchter, von denen die zweite Berühmtheit erlangte, weil sie in einer von Skinners Erfindungen aufwuchs, in der „air crib“ (Luft-Gitterbett). Obwohl es sich dabei nur um eine Kombination von Gitterbett und Laufstall mit Glaswänden und Klimaanlage handelte, sah das Ganze zu sehr danach aus, als werde ein Baby in einem Aquarium gehalten …“

    Wenn ich ihnen jetzt etwas über „Ratten“ nahelege, vergegenwärtigen Sie sich, dass er Menschen meint, die es in entsprechender Weise zu konditionieren gilt:

    „Stellen wir uns eine Ratte in einem Käfig vor. Es handelt sich um einen besonderen Käfig (die sogenannte „Skinnerbox“) mit einer Taste an einer Wand, und wenn diese Taste betätigt wird, bewirkt ein kleiner Mechanismus, dass eine Futterportion in den Käfig geschüttet wird. Die Ratte läuft durch den Käfig und tut, was Ratten eben so tun, und dann drückt sie zufällig die Taste und – hey! – dieFutterportion wird in den Käfig geschüttet! „Operant“ ist hier das Verhalten unmittelbar vor dem verstärkenden Reiz, also der Futterportion. In kürzester Zeit drückt die Ratte wie wild die Taste und hortet die Futterrationen in einer Ecke des Käfigs. Ein Verhalten, das von einem verstärkenden Reiz gefolgt wird, resultiert darin, dass dieses Verhalten in Zukunft mit größerer Wahrscheinlichkeit auftritt. Was geschieht, wenn man der Ratte keine weitere Futterration mehr gibt? Natürlich ist die Ratte nicht doof, und nach einigen erfolglosen Versuchen hört sie auf, die Taste zu bedienen. Das wird als „Auslöschen (extinction) des operanten Verhaltens“ bezeichnet. Ein Verhalten, das nicht mehr von dem verstärkenden Reiz gefolgt ist, wird in Zukunft weniger wahrscheinlich auftreten. Stellt man die Futtermaschine dann wieder an, so dass die Ratte beim Betätigen der Taste wieder ihre Portion Futter erhält, tritt das Verhalten gleich wieder auf – die Ratte betätigt die Taste nun wesentlich schneller als zu Beginn des Experiments, da sie den Mechanismus bereits kennen gelernt hat. Das liegt daran, dass die Rückkehr des Verstärkers im Kontext einer Geschichte der Verstärkung steht, die bis zu dem Punkt zurückreicht, an dem die Ratte für das Betätigen der Taste belohnt wurde!“

    Übrigens ist Skinners Buch „Walden II“ eine fiktive Darstellung einer Gesellschaft, die von seinen behavioristischen Prinzipien geleitet wird:

    „Sein Roman Walden Two (…) schildert das Leben einer durch operante Konditionierung geformten Gemeinschaft und findet bis heute international Beachtung. In ihm zeigt Skinner ein befriedetes Zusammenleben in einer konfliktfreien Gesellschaft, die sich auf Technologien der Verhaltenssteuerung stützt und insbesondere auf die positive Verstärkung von sozial gewünschten Verhaltensweisen. Dieser utopische Roman wurde Skinners bekanntestes Werk, wegen der in ihm propagierten, von vielen als manipulativ bewerteten Sozial- und Verhaltenstechniken wird es aber weithin – gegen Skinners Intention – als „negative Utopie“ rezipiert: Der Roman (und auch Skinner selbst) lässt die Frage offen, wer das Recht (die Allmacht) haben soll, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen festzulegen, die hernach das Zusammenleben der Angehörigen dieser Gesellschaft bis ins Kleinste bestimmen, also auch ihre ethischen Normen.“

    https://anthrowiki.at/B._F._Skinner

    Klicke, um auf PT_skinner.pdf zuzugreifen

    Der Sprung ist vollführt. Wieviel Spritzer er beim Eintauchen verursacht hat, weiß ich nicht. Ich konnte mir ja nicht selbst zusehen. Beim An-Land-Krabbeln und bevor ich das Handtuch ergriff, fiel mir noch ein:
    Ich hätte den Veranstalter und Praxisforscher Henry Mertens gerne gefragt, was sein Veranstaltungskonzept mit „Cultural Engineering“ in dem geschilderten Sinne zu tun hat und ob die Veranstaltungsreihe „Glanz der Provinz – Kreutzer Kulturnächte“ sich trotz und gegen (was ich hoffe und für wahrscheinlich halte) oder wegen seiner Kenntnisse und seines Verständnisses von „Cultural Engineering“ durchgeführt wird. Wie wir aus zahlreichen kritischen Betrachtungen wissen (von Geo-Engineering, Climate-Engineering, Love & Engineering, Systems Engineering, Civil Engineering, Aerospace Engineering, Electrical Engineering, Chemical Engineering, Control engineering, Computer engineering, Information Engineering und last but not leat Social Engineering): Spätestens seit der vom Führungspersonal unserer westlichen Gesellschaften als alternativlos erachteten neoliberalistischen Wende wird immer deutlicher, dass kein gesellschaftlicher Bereich mehr der Bearbeitung und Kontrolle durch irgendeine Form von Engineerung entgehen zu dürfen und zu sollen scheint. Verschiedene global in Aktion gesetzte, mit philantropischem Neusprech drapierte Agenden von UN und EU sind längst passend dazu am Werk. Zu dieser zumutbaren Frage sollte ein Kulturmanager schon in der Lage sein, Stellung zu beziehen – wie übrigens auch zur Frage, wie sich sein Konzept von „Kulturindustrie“ abgrenzt.
    Ich hoffe, dass der Kranich Recht behält mit seinem Hinweis auf die offenbar gelungene Praxis, die wegweisend sein könnte für das Schlagen von Schneisen in den kulturell-engineerten Dickicht, dafür dass „dem Wagen, der rollt“ noch rechtzeitig und erfolgreich in die Speichen gegriffen werden kann; dass sich klären wird, ob sich die Frage „Wer ist der Jäger, wer ist das Wild“ sinnvoll auf den Kopf stellen läßt; wie aus dem „Blumenstrauß“, doch noch ein „fröhlicher Kranz daraus“ werde; der „drückende kalte Reif der Winternacht“ und „die Wintereisen“ überhaupt „von Frau Sonn“ endlich erqickt werden.
    Ein Zeitgenosse der Komponisten und Dichter, Theodor Körner, fasste es prosaischer und wohl auch „populistischer“:

    „Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten,
    Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott!
    Doch bald wird wieder Gerechtigkeit walten,
    Dann richtet das Volk, dann gnade Euch Gott!“

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    1. Fidel würde von BoBO gerne hören: „Lass doch der Jugend…“
      Ich halte mich mit Ratschlägen an Künstler gerne zurück.
      Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass sie ihre eigenen Wege finden und gehen müssen und dass diese oft anders verlaufen als sie der Bewunderer sich vorstellt oder wünscht.
      Ich habe, glaube ich, irgendwo gelesen, dass Bobo nach drei CDs mit Volksliedern nun etwas Neues ausprobieren will.
      Darauf bin ich natürlich neugierig.
      Ich kenne die drei CDs noch nicht gut genug, doch vorerst habe ich den Eindruck, dass sie (alle drei Künstler) vor allem Lieder der Schwermut und des existentiellen Ernstes aufgegriffen haben.
      Wie würden Bobo und ihre Männer heitere Lieder singen und tanzen? Das „Waldvöglein“ gibt vielleicht eine Ahnung davon.

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      1. Lieber Kranich, der Vorschlag war nicht besonders ernst gemeint, nur als vage Anregung angedacht. Das mit den „eigenen Wegen der Künstler“ sehe ich genau so wie Du. Ich weiß übrigens gar nicht, ob „Bobo & Co“ bis auf Weiteres zum festen Inventar des „Kartoffelprojekts“ gehört oder nicht, ob die Kartoffel bleiben wird oder nicht usw.

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    2. „Wollt Ihr die „total engineerte Gesellschaft“? Wollt Ihr sie…?“
      Der, an den uns die Frage erinnert, war immerhin noch so „freundlich“ und „entgegenkommend“, sein Volk damals „demokratisch“ befragen zu lassen, sich der Zustimmung seines Volkes sozusagen rückzuversichern. Im Falle des „Engineering“ wurde die Welt, die von ihr betroffen ist, nie derart befragt und um ihre Zustimmung gebeten. Insofern ist das eine rhetorische Frage, und zwar „totaler und radikaler“ rhetorisch, als wir es „uns heute überhaupt vorstellen können“. „Totaler und radikaler rhetorisch?“ Wieso dat dann? Ja, ganz einfach! Weil in ihrem Hintergrund das Totschlagargument lauert: „Wollt Ihr etwa zurück ins Mittelalter oder in die Steinzeit (in die wir euch bomben können – und zwar per „War-Engineering“, wenn ihr Zweifel und Einwände habt!“)???
      Ich muß einräumen, dass ich bei der oben angeführten Liste der heute bekannten Engineerungsformen doch gepfuscht und geschlammt habe. Eine ein wenig tiefer gehende Recherche, die deswegen bei weitem noch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, ergab u.a. – um nur einige unterschlagene „Engineerungsbereiche“ anzuführen:
      ◉ Political Engineering
      ◉ Financial Engineering
      ◉ Art-Engineering
      ◉ Law-Engineering
      ◉ Genetic Engineering
      ◉ Agricultural Engineering
      ◉ Metabolic Engineering
      ◉ Urban Engineering
      ◉ Performance Engineering
      ◉ Security Engineering
      ◉ Military Engineering
      ◉ Planetary Engineering
      ◉ Ecological Engineering
      Dazu lassen sich entsprechend eine Menge von „Engineering-Awards“ anführen, die ich aufzuzählen mir hier erspare.

      Die alle diese Formen inspirierend begleitende und auf einen Nenner bringende und ihren Zusammenhang stiftende „Engineerings-Domina“ habe ich selbstverständlich auch gefunden:
      ◉◉◉ P r o f i t E n g i n e e r i n g ◉◉◉

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      1. P.S.: Anzumerken wäre, dass die aufgezählten Engineerungstypen selbstverständlich nicht davor gefeit sind, miteinander in Konkurrenz zu treten, wenn es um die profitträchtigste Ausbeutung ihrer Opfer geht: Wer wird den längeren Arm herbei-engineeren (dass sie sich genieren könnten, darf dabei kaum in Betracht gezogen werden) und wer dabei den Kürzeren ziehen: War-Engineering, Prison-Engineering oder Pharmaceutical Engineering?

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      2. All das so hervorzuheben, lieber Fidel, find ich sehr berechtigt und nötig. Es stellt in dieser geballten Form auch für mich eine willkommene Nachhilfe dar.
        Siehst Du einen Zusammenhang zwischen der ganzen Engineererei und der so hoch gehobenen Rolle von NGOs und der „Zivilgesellschaft“?

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        1. Vielleicht nicht grundsätzlich bei allen NGOs aber bei vielen – und nicht den unbekanntesten – auf alle Fälle. Und einige sind mit den besten Absichten gestartet und wurden dann unterwandert oder sind gerade dabei, unterwandert zu werden. Mit dem Begriff der „Zivilgesellschaft“, der zunächst einmal ja gut klingt, habe ich mich noch nicht auseinander gesetzt. Damit scheinst Du eher schon Erfahrungen gesammelt zu haben. Ich würde die UN und die EU im Engineerungszusammenhang noch hervorheben wollen, die mit NGOs sowohl oft zusammen arbeiten, sie gar finanzieren. Aber auch die Universitäten sind da schon auch stark gefährdet, die ja immer mehr in den Einfluß von Konzerninteressen geraten. Multinationale Konzerne und Enginnerung ist ja – wie nachzuweisen wäre – sozusagen eine Soße.
          Ich halte den Begriff der „instrumentellen Vernunft“ in diesem Zusammenhang noch für wichtig, weil er – wenn ich ihn richtig verstehe – davon ausgeht, dass weniger über die richtigen, ethisch begründbaren (Leben und Natur erhaltenden und fördernden) Zwecke nachgedacht wird als über die Details der Mittel mit denen die erreicht werden sollen. Meist werden philantropische Zwecke („Freiheit, „Demokratie“, „Menschenwürde“ etc.) rein sprachlich anziehend wirkend („Offene Gesellschaft“ etc.) in den Vordergrund geschoben, die erstens eine große Propagandawirkung mit der entsprechenden Masse von Anhängern nach sich zieht und zweitens die Mittel dann rechtfertigt, die zu ihrer Erreichung in Anspruch genommen werden. Irgendwann rechtfertigt dann der „gute“ Zweck auch die nicht mehr so guten Mittel. Bei Skinner – wie bei vielen Zielen der UN – wird das ganz deutlich. Worum geht es ihm/Ihnen? „Ein befriedetes Zusammenleben in einer konfliktfreien Gesellschaft“ (Skinner). Kann man dagegen etwas einzuwenden haben? Dann aber die Mittel und Wege! Sie passen nicht. Im herrschenden Klimawahn wie in der „human“ begründeten Flüchtlingsaufnahmebereitschaft haben wir das gleiche Problem. Was soll man vernünftigerweise einzuwenden haben gegen die Rettung der Erde und die Erhaltung der Lebensbedingungen für die kommenden Generationen? Wird mit diesen Mitteln, die dabei oft nur – das kommt hinzu – als Zweck ausgegeben werden, der vorgegebene Zweck auch wirklich erreicht? Oder liegt dahinter nicht doch ein ganz anderer, eine nur noch zentral regierbare – weil alle Nationalitäten zerstörende, eventuell auch die Welt auf ein leichter verwaltbares Minimum an dienstbaren Geistern reduzierende – neue Weltordnung, die tatsächlich „konfliktfrei“ in einer Art Friedhofsruhe wäre. Eine gewisse Verschiedenheit der Kulturen wäre nicht das Problem, sondern eher der politische Eigensinn als Anspruch auf Selbstverwaltung.
          Aber Du hast Urlaub! Genieße ihn. Ziegenrück, Hohenwarte, Remptendorf? Leider bin ich dort noch nie gewesen. Muß ich – allein oder mit meinen zwei Söhnen – unbedingt noch nachholen. Wenn Du was empfehlen könntest, was weder überlaufen, noch preislich aus der Art schlägt, wäre ich dankbar.

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  2. Hallo Fidel,
    da möchte ich mich bedanken, dass Du statt eines Kommentars, einen Kommentar-Essay geschrieben (und wohl als neue Gattung kreiert) hast. Salto mortale mit doppelter Schraube seitwärts gehechtet gebückt, das hat schon ein wenig gespritzt.
    Ich bekenne, dass mich Deine Bearbeitung des Seitenthemas „Kartoffel“ auf eine Idee eines neuen Postings gebracht hat.
    Auch Deine Liederempfehlungen an BoBo sind irgendwie zum Nachdenken geeignet.
    Und was Du zu Cultural Engineering schreibst nicht minder.
    Wie Du von der dortigen Webseite weisst, wird „Glanz der Provinz im November fortgesetzt. Vielleicht ergibt sich da für Dich die Gelegenheit Henry Mertens direkt zu fragen. ( Ich weiß gar nicht, in welcher Provinz Du zu Hause bist.)
    Herzliche Grüße
    aus dem Urlaub im schönen, geliebten Thüringer Wald.
    Kranich05

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    1. Hallo Kranich,
      ich bin im Münsterland zu Hause, genauer in Dülmen, zwischen Münster und Haltern, wo dann bald mit Recklinghausen der Ruhrpott angerührt ist.
      Es gibt ja eine Mail-Adesse von „Glanz der Provinz“. Vielleicht schreibe ich den Herr Mertens darüber einmal an, indem ich ihm meinen Sprung vom Turm mit ein paar einleitenden Worten vorführe…

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