Unter dieser Überschrift haben die Nachdenkseiten eine unregelmäßige Serie von Beiträgen gestartet um zur Debatte anzuregen.
Bisher erschienen sind: Teil 1: Kostenloser ÖPNV?; Teil 2: Pendlerverkehr vermeiden; Teil 3: Sackgasse Elektromobilität und weiterhin wurden 24 Leserbriefe zu den ersten beiden Teilen veröffentlicht.
Ich begrüße diese Initiative sehr. Das Eine ist es, sich gegen die Hysterisierung der Diskussionen um Ökologie, Umwelt, Klima (die dringend erforderlich sind) zu wehren, genauso wichtig ist es aber, den Meinungsstreit positiv, sachbezogen und konstruktiv zu führen. Am Ende erwarte ich die Einsicht, dass keine Form von Ökodiktatur das immer weiter sich ballende Problemknäuel entwirren kann, sondern, dass Lösungen entwickelt werden müssen, die den berechtigten Interessen und Bedürfnisse aller Gesellschaftsmitglieder entsprechen und von ihnen allen getragen werden.
Ich hatte am vergangenen Wochenende mein persönliches Verkehrsproblem zu lösen: Ich wollte am Freitag von Oranienburg, Ortsteil Schmachtenhagen nach Lehsten (Möllenhagen) im Mecklenburgischen fahren (zum Chorwochenende), dort übernachten, am Sonntag, dem 7.4., um 13 Uhr in Potsdam-Waldstadt sein und am späten Nachmittag von dort wieder zurück nach Schmachtenhagen.
Zu Transportieren hatte ich a) meine normalen Utensilien für ein Wochenende in einer Ferienwohnung b) etliche Lebensmittel, um zur Versorgung der Gruppe mit selbstgemachten „heimischen Spezialitäten“ beizutragen und c) ein nicht ganz großes aber auch nicht ganz kleines Akkordeon.
Die Anreise, nicht an einen engen Zeitrahmen gebunden, bewältigte ich in diesen Etappen:
- – Schmachtenhagen-Oranienburg, 7 km, Pedelec.
- – Oranienburg-Neustrelitz, Regio, 50 min, mit Bahnkart, 8 € + 5 € Fahrrad = 13,-€.
- . Neustrelitz – Lehsten, 32 km, Pedelec.
Diese Anreise dauerte von 10:30 Uhr bis 14 Uhr. Sie war bei herrlichem Sonnenschein ein gesundes Vergnügen. (Zum Vergnügen trug ein funktionierender Aufzug im Bahnhof Oranienburg bei.) Jedoch hätte nicht jede ältere Person die 32 km mit dem Pedelec ohne größere Pause bewältigt.
Mit dem Auto wäre die kürzeste Entfernung (ohne Autobahn) 115 km gewesen und wäre in etwa 2 Std. bewältigt worden.
Die Rückfahrt über Potsdam war komplizierter. Die Teilstrecken waren:
- – Lehsten-Neustrelitz, 32 km, Pedelec
- – Neustrelitz-Potsdam Hbf, ca 2 Std. Bahnkart, 16,-€ + 5,-€=21 €.
- – Potsdam Hbf-Potsdam-Waldstadt, 4 km, Pedelec.
- -Potsdam-Waldstadt-Potsdam Hbf, 4 km, Pedelec.
- Potsdam Hbf-Oranienburg, 1,5 Std, 4 €.
- Oranienburg- Schmachtenhagen, 7km, Pedelec.
Mit dem Auto wäre die Strecke Lehsten-Potsdam etwa 170 oder 190 km gewesen (2,5 Std.), die Strecke Potsdam-Schmachtenhagen noch einmal 75 km (1 Stunde).
Das entscheidende Ziel, rechtzeitig zu 13 Uhr in Potsdam zu sein, habe ich eigentlich gut erreicht, musste dafür aber am Sonntag vor 8 Uhr starten, war also 5 Stunden unterwegs. Das Wetter spielte wieder prächtig mit. Mit der Bahn musste ich 1x umsteigen. Das wird mit dem schweren Rad sofort zur Tortur, wenn (wie in Potsdam) der Aufzug nicht funktioniert. Die Rückfahrt von Potsdam nach Oranienburg leider wieder mit Umsteigen. Dauer der Rückfahrt etwa 2 Stunden.
Nach der gesamten Reise Lehsten-Potsdam-Schmachtenhagen wusste ich dann doch, was ich getan hatte. Der Akku meines acht Jahre alten Pedelecs hat die Rückreisestrecke über insgesamt 47 km gut bewältigt. Doch das Rad war schwer, und viel länger hätte der Akku nicht gehalten.
Die Anstrengungen habe ich als sportliche Übung verstanden und also positiv gewertet. Eine nicht zu seltene direkte Bahnverbindung zwischen Neustrelitz und Potsdam sollte es geben, dito Potsdam-Oranienburg. Die Kosten der Rückreise (25 €, mit Bahncard 50) hätten niedriger sein dürfen. Das Ganze wäre bei schlechtem Wetter kein Vergnügen gewesen. Die Wetterabhängigkeit ist für mich der entscheidende Begrenzungsfaktor für ein solches Unternehmen. Da ich kein Auto habe, wäre in diesem Fall eine Fahrgemeinschaft die Lösung gewesen. Das Radwegenetz war übrigens sehr gut.
Fotografiert habe ich unterwegs nicht, Fotoapparat blieb zu Hause. Die Landschaft aber, durch die ich jetzt im frühen Frühling fuhr, war ein Traum.