26 Kommentare zu „Freiheit! Frieden! Freude! – Großdemo am 03.08.2024 in Berlin!“

    1. Schon ein beachtlicher Fund. Udo Jürgens hat sich offenbar von einem patriotischen Lied aus dem 19. Jahrhundert („Die Wacht am Rhein“, in dem es darum ging, französischem Expansionismus Einhalt zu gebieten) inspirieren lassen, das im Deutschen Kaiserreich ab 1871 neben Heil dir im Siegerkranz die Funktion einer inoffiziellen Nationalhymne hatte. Der Text wurde 1840 während der Rheinkrise von Max Schneckenburger verfasst, dessen Strophen immer mit dem gleichen Refrain endeten. Hier die erste Strophe:erste Strophe lautete:

      Es braust ein Ruf wie Donnerhall,

      Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:

      Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein,

      Wer will des Stromes Hüter sein?

      |: Lieb‘ Vaterland, magst ruhig sein, 😐

      |: Fest steht und treu die Wacht am Rhein! 😐

      https://archive.org/details/die-wacht-am-rhein

      Bemerkenswert an Udo Jürgens‘ Aktualisierung im Jahre 1998 ist, dass sein „Patriotismus“ (man kann, was er beklagt, durchaus noch so nennen) sich wenig oder beinahe gar nicht gegen bedrohliche Mächte von außen richtet, sondern sich schon vor Kranich das Deutschland betreffende Motto gegeben hat: „Der Hauptfeind des deutschen Volkes steht in seinem eigenen Land!“

      Dafür sprechen die hier ausgewählten Strophen eine allzu deutliche Sprache:

      Lieb Vaterland, wofür soll ich dir danken? / Für Versicherungspaläste oder Banken? / Atomkraftwerke für die teure Wehr /wo Schulen fehlen, Lehrer und noch mehr.

      Konzerne dürfen maßlos sich entfalten, / im Dunkeln steh’n die Schwachen und die Alten. / Für Krankenhäuser fehlen dir Millionen, / doch das Geschäft mit Schwarzgeld scheint zu lohnen.

      Lieb Vaterland, magst ruhig sein, / die Großen sperren ihre Herzen ein. / Die Kleinen stehen wieder mal am Rand, / lieb Vaterland!

      Lieb Vaterland, wofür soll ich dich preisen? / Zu früh schon zählt ein Mann zum alten Eisen. / Wenn er noch Arbeit will, du stellst ihn kalt. / Als Aufsichtsrat sind Greise nicht zu alt.

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      1.  „in dem es darum ging, französischem Expansionismus Einhalt zu gebieten“

        Ist das auch wieder „in Anführungszeichen“ zu sehen?

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    2. Danke Karl für Udo Jürgens.

      Dieser Version von 1998 möchte ich aber die Ur-Version von 1971 gegenüberstellen:

      https://www.youtube.com/watch?v=xPDxP2ASy44

      Der Text wurde später entschärft.

      Hier sind die Unterschiede sogar einander gegenüber gestellt:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Lieb_Vaterland

      Die Begleitband war einst sensationell. Udo Jürgens hat keinen Aufwand gescheut.

      Alain Goraguer

      Alain Goraguer

      Alain Yves Réginald Goraguer (* 20. August 1931 in Rosny-sous-Bois; † 13. Februar 2023 in Paris[1]) war ein französischer Jazzpianist, Arrangeur, Komponist von Chansons und Filmmusik. Er arbeitete unter anderem mit Boris Vian, Serge Gainsbourg und Udo Jürgens.

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      1. „Danke Karl für Udo Jürgens.“

        Ooch – dafür nicht!

        „Dieser Version von 1998 möchte ich aber die Ur-Version von 1971 gegenüberstellen:

        Der Text wurde später entschärft.“

        Udo Jürgens ist „Schlagersänger“ und hat einen Text raus, von dem sich mancher politische Liedermacher eine Scheibe abschneiden könnte. Da erwarte ich nicht marxistische Dialektik in Vollendung, und innerhalb von fast 30 Jahren kann man dann auch mal etwas ändern, zumal für eine Live-Veranstaltung.

        Ich hätte auch das eine oder andere zu kritisieren, aber richtig bleibt die Feststellung von @Fidepoludo:

        „Bemerkenswert an Udo Jürgens‘ Aktualisierung im Jahre 1998 ist, dass sein „Patriotismus“ (man kann, was er beklagt, durchaus noch so nennen) sich wenig oder beinahe gar nicht gegen bedrohliche Mächte von außen richtet, sondern sich schon vor Kranich das Deutschland betreffende Motto gegeben hat: „Der Hauptfeind des deutschen Volkes steht in seinem eigenen Land!“

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            1. (Übrigens, im „richtjen Leben“ ist einer meiner vier Vornamen „Karl“, nach dem Großvater mütterlicherseits, der zeitlebens ein armer Kutscher in Franken war.

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    3. Wer B sagt, muss auch A sagen.

      Udo Jürgens hat das Lied 1971 gesungen. 1998 singt er einen dem gegenüber abgewandelten Text: https://de.wikipedia.org/wiki/Lieb_Vaterland

      Seine damalige Begleitung ist einzigartig: Alain Yves Réginald Goraguer (* 20. August 1931 in Rosny-sous-Bois; † 13. Februar 2023 in Paris[1]) war ein französischer Jazzpianist, Arrangeur, Komponist von Chansons und Filmmusik. Er arbeitete unter anderem mit Boris Vian, Serge Gainsbourg und Udo Jürgens

      Wer die Ur-Version kennt: https://www.youtube.com/watch?v=xPDxP2ASy44 mag sich nicht an die Neueinspielung gewöhnen. Glücklicherweise ist sie noch verfügbar und wer sie nicht kennt, kann sie kennenlernen.

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      1. Das ist ein sehr weiser Hinweis darauf, das jedes historische Phänomen im Zusammenhang mit einem ihm vorgehenden steht. Ich wußte zwar, dass es eine 1971er-Version gegeben hat, war aber zu faul, sie im Vergleich zu untersuchen. Sie sind fleißiger gewesen als ich und deshalb wüßte ich gern von Ihnen, die Sie die Urversion u n d die spätere Version kennen, warum Sie sich „nicht an die Neueinspielung gewöhnen“ können. „Faul bleibt faul! Da helfen keine Pillen.“

        Übrigens bin ich mir fast sicher, dass „A“ nicht das Ursprungswesen ist, sondern seine unzähligen „Vorväter und Vormütter“ hat, die sich bis zur Ursünde zurückverfolgen lassen. Da reicht das Alphabet kaum aus, um zurande zu kommen. Und der Umfang dieses Blogs auch nicht.

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        1. Bedauerlicherweise ist mein Hinweis 2-fach erschienen. Ich habe nicht akzeptieren wollen, dass er nicht erscheint und habe es am nächsten Tag noch mal versucht. Dann auf einmal sind beide nebeneinander zu sehen. Udo Jürgens als Ausnahmekünstler vorzustellen, dazu eignet sich m.M. nach diese Studio-Einspielung von 1971 am besten, bei der 2 Giganten zusammenwirken, eben Udo Jürgens und Alain Yves Réginald Goraguer. Ob jemand den Unterschied zur Neueinspielung von 1998 mit Udos Tournee-Orchestermusik hört oder nicht, egal. Es ist mir ein Anliegen Udo Jürgens ganz besondere Musikalität hervorzuheben.

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  1. Eine sehr aktuelle und informative Veranstaltung. Die Passantenbeschimpfung schockiert mich allerdings. Und ich bin gespannt darauf, wie groß das Ereignis am 3. August mit Michael Ballweg sein wird.

    Ich habe lange darüber nachgedacht, was am 3. August anders sein wird, als bei der Demo, von der Patrik Baab spricht. 

    Ich möchte niemandem vorgreifen, so dass sich ein jeder seine eigenen Gedanken machen kann. Nur so viel: Wofür stehen diejenigen, die zur Demo aufrufen? wofür wollen sie die Menschen gewinnen wie authentisch sind sie selbst?

    https://apolut.net/am-set-vortraege-und-podiumsdiskussion-mit-patrik-baab-und-dirk-pohlmann-der-endlose-krieg-in-europa/

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    1. Einen Hinweis auf „Passantenbeschimpfung“ habe ich beim Vortrag von Partrik Baab gefunden, der Sie, Theresa, zwar zurecht schockiert haben mag, aber keineswegs – wie man nach Ihren Worten und dem Zusammenhang, in dem sie stehen, meinen könnte – als Vorwurf gegen Michael Ballwegs Aufruf verstanden werden kann. Daher unsere Irritation. Passantenbeschimpfungen, die Patrik Baab meint, sollten uns keineswegs von der Teilnahme an der geplanten Demo abhalten. Eher im Gegenteil!

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      1. Um Gottes Willen, es geht nicht darum, die eine oder andere Demo nicht zu besuchen.

        Ich bin aber der Meinung, dass man Menscben nicht mit einer Beschimpfung für sein Anliegen gewinnen kann. Michael Ballweg ist für mich das beste Beispiel dafür, wie man Menschen zum Mitmachen begeistern kann. Er verkörpert zudem Friedfertigkeit und ist für mich ganz anders authentisch als jemand, der daherkommt und jetzt müssen ihm alle folgen.

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    1. Mich interessiert an den Verhältnissen ja immer die materialistische Seite, und die spricht Hr. Baab eben an, um dem „Publikum“ einen moralischen Vorwurf zu machen. Die wollen (seine Worte) halt „shoppen und ficken“ und schütteln über ihn und seinen Aktivismus vielleicht verständnislos den Kopf.

      Materialistisch sieht die Angelegenheit ggf so aus: Ein guter Bekannter ging vor ca 30 Jahren als junger Rabauke freiwillig zum Militär, wollte „Zeitsoldat“ werden, kam vor Ablauf der Zeit desillusioniert zurück, obwohl er niemals einen Kampfeinsatz erlebte (und zu der Zeit ging die Sache der USA-NATO gegen Jugoslawien erst richtig los). Danach schlug sich mein Bekannter als „selbständiger“ subunternehmender Trockenbauer durch bis er pleite war und hatte danach insofern Glück, dass er vom Staat (dh damals noch Arbeitsamt) eine Ausbildung finanziert bekam.

      Jetzt ist er Ende 40 und als Industrieschweißer mit kaputten Knien wegen des Knochenjobs seit fast 20 Jahren in einer Firma, in der zu DDR-Zeiten paar tausend Leute arbeiteten, seit der sog „Wende“ freilich nur noch paar hundert. Früher bauten die Maschinen für „alle Welt“ und seit den frühen 2000ern hauptsächlich für Russland … bis es die Regierung verbot. Danach war mein Bekannter immer mal wieder auf „Kurzarbeit Null“. Seit Jahresanfang hat die Firma volle Auftragsbücher und sucht händeringend Leute; Auftraggeber ist halt die Rüstungsindustrie.

      Wer will, mag sich moralisch darüber empören, allerdings bezweifle ich, dass sich an den Verhältnissen grundsätzlich was ändern würde, wenn morgen dieser Krieg mit einer Kapitulation der NATO beendet würde …

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  2. Eine weithin vernachlässigte Seite des Verrates des Westens an seinen ehemals besten Zügen, deren Berücksichtigung er übrigens auch bei den Gegnern des Westens vermisst, hat Bazon Brock vor zwei Jahren mit Nachdruck zum Ausdruck gebracht. Die Kernaussage läßt sich so zusammenfassen:

    Die Documenta 15 hat vor 2 Jahren das faschistische Schafstallgeblöke der Kulturalisten gegen Kunst und Wissenschaft dokumentiert, deren Grabgesang dort fröhlich abhängend angestimmt wurde. Das ist das Ende der Kunst.

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