„Schließ Aug und Ohr für eine Weil“ (1)

Gedanken in einer verdrehten und gefährlichen Welt
von Mrs. Tapir

I – Wer sagt mir, was ich zu denken habe?

Ich frage mich immer wieder: Sind Werte wie Zivilcourage, wie Toleranz, wie Respekt vor dem anderen, sowie Meinungsfreiheit passe und Schnee von gestern, ja verdächtige Momente einer als vorsintflutlich gesehenen Welt?

Mich überholen meine schlimmsten Albträume und Befürchtungen. Ich erkenne das Land, die Welt, meine Mitmenschen nicht mehr. Alle Werte und Grundsätze, in denen ich seit meiner frühsten Kindheit gelebt habe (Kritikbereitschaft, Toleranz, Antimilitarismus, Meinungsfreiheit, Antifaschismus, Recht auf Anhörung, Diskurse unterschiedlicher Meinungen, Anhören der gegnerischen Argumente, Wissen darum, dass keine Wahrheit absolut sein kann…) sie sind plötzlich ungültig oder werden einfach verdreht.

In was für eine Welt sind wir geraten?

Bekomme ich jetzt meine Meinung von oben diktiert? Muss ich als Andersdenkende Angst haben, diskreditiert, in die rechte Ecke gestellt, geschnitten, gemobbt, verfolgt und bestraft zu werden?

Das Land, in dem ich groß geworden bin, die Welt, auf die ich zumindest ein wenig vertrauen konnte, meine Mitmenschen, die Respekt hatten vor dem Andersdenkenden, zumindest einige davon – ich erkenne das alles nicht wieder.

Die Leute haben vergessen, dass Gewalt nur Gewalt gebiert, dass unsere Verfassung es verbietet, Waffen in Kriegsgebiete zu liefern, dass eine ernsthafte Kriegsausweitung wie die, die hier fahrlässig provoziert wird, die Vernichtung der ganzen Menschheit bedeuten kann.

Plötzlich gelten andere „Wahrheiten“, und wer sie bestreitet oder auch nur Fragen stellt, macht sich höchst verdächtig. Ich spüre bei der Unhinterfragbarkeit der Solidarität gegenüber der Ukraine und der unbegrenzten und hochgejubelten Tendenz zur Militarisierung in der Bevölkerung, genauso bei dem Thema Klimaschutz den gleichen Wind wie schon bei Corona. Nicht in diesen Kanon einzustimmen, erscheint bereits verdächtig, riecht nach Landesverrat.

Wer setzt hier fest, was ich zu glauben, zu meinen, zu vertreten habe? Wenn ich mich umschaue, sehe ich zuerst unsere derzeitige Regierung, die fanatisch und ohne auf die Folgen für die Menschen zu achten, für deren Wohl sie verantwortlich ist, ihre Ideologien durchsetzen will und sie uns als unser Heil verkaufen will. Warum machen sie das? Was autorisiert sie dazu? Wem folgen sie dabei? Wessen Interessen vertreten sie damit?

Manche fragen sich: Sind wir Regierenden ausgeliefert, die sich als Vasallen einer fremden Weltmacht entpuppen und ihr Volk an die Interessen dieser Macht verraten?
Manche fragen auch: Gehen wir auf einen neofaschistischen Staat zu, oder auch: haben wir nicht schon einen?

Denn während auf die Rechten eingeschlagen wird, als hätten z.B. die heutigen AfD-Wähler den Holocaust zu verantworten, entwickelt man in der Regierung und im ganzen Staatswesen, im bürokratischen Bereich, bei der Polizei, der Bundeswehr und mit dem immer weiter ausgebauten Verfassungsschutz und den durch die Digitalisierung vorangetriebenen Überwachungsmöglichkeiten eine Welt, wie sie im Roman „1984“ beschrieben wird.

Aber wenn jemand diese Situation mit der Zeit des frühen Faschismus vergleicht, gehen unsere Regierenden hoch wie von der Tarantel gestochen und sprechen von einer Verhöhnung der Opfer des Faschismus. Von der Aufforderung „Wehret den Anfängen“ scheint hier keiner mehr was zu halten. Man könnte zu dem Eindruck kommen, dass aus ihrer Sicht Faschisten einfach alle die sind, die ihnen nicht glauben, die meinen, sie widerlegen, ihnen widersprechen zu können.
Und auf die wird eingeschlagen – damit wir nicht sehen, was wirklich in diesem Lande abgeht?

Ein Albtraum – Nachdem ich mir vor einigen Monaten die Tagesschau angesehen hatte, nach der Berichterstattung über den Abgeordnetenbeschluss zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine, die von einer total einseitigen Sicht aus den Interessen des Westens heraus geprägt war, folgte in der Glotze ein tränenreicher Bericht über Theresienstadt. Der Sprecher sprach über entsetzliche Gräueltaten der deutschen Faschisten und verwies dann im gleichen Atem auf das, was derzeit durch die Russen über die Ukraine hereinbräche. Dabei wurde wie immer die Rolle der Faschisten in der Ukraine tabuisiert oder als Folklore abgetan und wurden die Sicherheitsinteressen Russlands ignoriert.

Als ich versuchte, den Fernseher auszustellen (ich befand mich in einer Ferienwohnung) gelang es mir nicht. Um der anschließenden Talkshow mit unserer grünen Außenministerin zu entgehen, blieb mir schließlich nichts anderes übrig, als den Stecker zu ziehen.

Ich kann nur hoffen, dass noch niemand registrieren kann, wann und bei welchen Sendungen Menschen den Fernseher abschalten. Sonst wäre das ja vielleicht schon ein staatsfeindlicher Akt gewesen.

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Teil IIDer Faschismus 33 kam auf leisen Sohlen und mit angezogener Handbremse

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