Das Jahr 1 der „Klima-Revolution“

Vor einem Jahr, 12.12.2018, zum Ende der 24. UN-Klimakonferenz in Kattowitz, stand Greta Thunberg, schulstreikende Schülerin aus Schweden,  plötzlich vor den Kameras und Mikrofonen der Welt. Das war, wie sich herausstellte, der „scharfe Start“ einer Revolution von oben, der „Klima-Revolution“.

Vorausgegangen war dem eine von ihr in Abstimmung mit dem schwedischen Jung-Oligarchen Ingmar Rentzhog (Partner von Al Gore) ab 20. August 2018 begonnene Aktion in Stockholm, die noch am selben Tag von den größten schwedischen Zeitungen popularisiert wurde. Es folgten vier Monate medienwirksamer Aktivität im Rahmen diverser „zivilgesellschaftlicher“ Organisationen und „Bewegungen“ (nicht zuletzt mit Sitz in den USA, prominentes Beispiel: UPFS, „The United Planet Faith & Science Initiative„), die zu einer zwar begrenzten aber doch bereits internationalen Bekanntheit der Schwedin führten.

In Kattowitz betrat Thunberg die Weltbühne. Sie stellte sich als Vertreterin der Organisation „Climate Justice Now“ vor und erklärte, dass sie sagen würde, was Sache ist: Der Planet würde geopfert für den Wachstumswahn, für das Luxusleben sehr weniger Menschen. Sie sehe keine Zukunft, deshalb müsse die Notbremse gezogen werden. Weg von fossiler Energie! Gerechtigkeit! Vielleicht müsse sogar das System geändert werden. Die Menschen, nicht ignorante Politiker, hätten eigentlich dazu die Macht.

Von Stund an hatten und haben „die Politik“ und Medien nichts Wichtigeres zu tun, als millionenfach  zu propagieren: „Wacht auf, Verdammte dieser Erde!“. So zumindest der Schein. Der alte Weckruf, jetzt endlich grün getönt und erlaubt, wirkte wie die glimmende Kippe in der ausgedörrten Steppe. Sämtliche bürgerlichen Humanity-TrägerInnen einschließlich der kleinbürgerlichen Linken gerieten in Euphorie. (Damit sage ich nicht, dass im Thunberg-Gefolge nicht auch echt oppositionell Gestimmte aktiv sind. Sie haben bis jetzt jedoch keinen realen Einfluss auf die Bewegung.)

Das Hohe Kapital verlor keine Zeit, die zweite Stufe der Rakete zu zünden. Sechs Wochen nach Kattowitz beamte sich Thunberg auf den Olymp der Mächtigen — Auftritt in Davos am 23.1.2019. Die Revolution von oben schaltete in den Turbomodus. Wie in jeder richtigen Revolution folgten jetzt Wochen und Monate des „siegreichen Sturmlaufs“. Von den Spitzenrepräsentanten des globalistischen Kapitals bis zur letzten Linkspolitikerin beugten alle vor der dünnen Heiligen das Knie. Kein Register des Schmierentheaters war zu schäbig, um nicht gezogen zu werden – ein hinreißendes Beispiel. (Niemand hat die Produktion der „Marke Thunberg“ umfassender und gründlicher aufgedeckt als Cory Morningstar. Hier mein (noch unvollständiger) Versuch, den Zugang zur Überfülle von Morningstars Material etwas zu erleichtern.)

Einige Ergebnisse der Revolution, die sich nach Davos entfaltete:

  1. Die Hysterisierung der „Massen“.

Wie jede Revolution braucht auch die Revolution von oben Massenmobilisierung. Wirkliche Revolutionen sind Hoch-Zeiten der Bewusstheit der Massen (der langwierige Aufklärung zugrunde liegt). Die Revolution von oben aktiviert Massen von Menschen durch Hysterisierung, Wahnvorstellungen auf der Grundlage von Unwissen und Angst. Die wirkliche Revolution aktiviert wirkliche Massen. Die Revolution von oben bringt zwar viele Menschen in Bewegung. Jedoch ist dies nur die „veröffentlichte Masse“, eine in den Echokammern der Macht maximierte Minderheit, während die wirklichen Massen stumm, passiv oder distanziert bleiben. Dieses Ergebnis reicht aber aus, um „den Zeitgeist“, die „demokratische Öffentlichkeit“ zu dominieren.

2. Die Unterbindung des demokratischen Ringens um die Entwicklungsprobleme der Gesellschaft.

Dies geschieht zweistufig: 1. werden die realen Gesellschaftsprobleme (etwa: Krieg, Umwelt-/Menschheitskrise, kapitalistische Reproduktion) komplett suspendiert und durch ein Schein- oder nachrangiges Problem („Klimakrise“) ersetzt. Und 2. wird die demokratische, ergebnisoffene Diskussion des „erlaubten“ Problems „Klimakrise“ verhindert.

3. Zur Verhinderung des demokratischen Ringens („Diskurses“) werden politische Freiheiten begrenzt und schrittweise außer Kraft gesetzt.

Zunächst „weiche Formen“ totalitärer Gesellschaftssteuerung werden akzeptiert und eingeübt. Inzwischen gibt es viele Beispiele der heuchlerisch „gewaltfrei“ genannten,  erzwungenen Unmöglichkeit für bestimmte Personen und Organisationen (namentlich die AfD, Partei des bürgerlich-demokratischen Spektrums) ihre bürgerlichen Freiheiten in vollem Umfang wahrzunehmen. Diese „weichen Formen“ des Totalitarismus werden vom bürgerlichen Rechtsstaat BRD (der nicht immer einheitlich handelt) zugelassen oder gefördert.

4. Bürgerkriegsideologie und dazugehörige organisatorische Formationen werden propagiert bzw. aufgebaut. Dabei spielt der Faschismusbegriff eine bedeutende Rolle.

Die Bürgerkriegsideologie gründet offiziell im Antifaschismus. „Faschismus“ und „Antifaschismus“ sind über eine lange Zeit zu weitgehend entleerten Begriffen gemacht worden, die mit den ursprünglichen historischen Tatsachen nur noch in einem äußerlichen und extrem vereinseitigten Zusammenhang stehen. Die übrig gebliebenen Begriffshüllen wurden von der ersten Stunde an systematisch in die „Klimarevolution“ eingeführt. Der „Klimanazi“ war geboren. Hier Belege, auch bildliche.

Eine Organisation des „weichen“ (jederzeit intensivierbaren) Bürgerkriegs  ist „Extinction Rebellion“ (XR). XR und Thunberg agieren aus einer Hand, was wenig bekannt ist.

5. Das erste Jahr der Revolution von oben/ „Klimarevolution“ endet mit einer erdrückenden ideologischen Überlegenheit des globalistischen Kapitals in seinen Herrschaftszonen gegenüber den beiden alternativen ideologischen Positionen.

Die eine dieser Positionen ist bürgerlich-reaktionär und wird in Deutschland – nicht ohne rationale Inhalte – von der AfD vertreten. Die radikal-demokratische emanzipatorische Alternative hat in der BRD keine politisch-organisatorische Form und wird mehr oder weniger konsequent von einzelnen Alternativmedien, Personen und Kleinorganisationen vertreten.

6. Die erdrückende ideologische Überlegenheit der „Klimarevolutionäre“ ist kein Selbstzweck. Sie ist Bestandteil der Revolution von oben aber nicht ihr Hauptinhalt.

Der Hauptinhalt besteht darin, eine neue Reproduktionsstufe des Kapitalismus zur Sicherung und zum „Wohle“ seiner überwältigenden Destruktivkräfte/Eigentum der Superreichen durchzusetzen. Dieser Inhalt wird mit Konzepten, die wohlklingende Namen tragen, umschrieben, etwa „Große Tansformation“ oder „Green New Deal“. Das erste Jahr der „Klimarevolution“ hat ideologische Bedingungen geschaffen, die es den politischen Führern erlauben, dosiert praktisch-ökonomische Schritte der „Umsteuerung der Reproduktion“ einzuleiten. Im Klartext: Steigende Belastung und Ausbeutung der Massen, verstärkte Umverteilung von unten nach oben.  Davon zeugt das sog. Klimapaket der CDU-SPD-Regierung mit seiner deutlichen Anhebung des CO2-Preises, der CO2-Steuer.

Die wirklich tiefgreifenden politisch-ökonomischen Umwälzungen der Revolution von oben stehen noch aus. Die Zwänge und Widersprüche wachsen. Diese „Revolution“ wird weitergeführt werden. Je erfolgreicher die ideologische Entwaffnung/Gleichschaltung bzw. Teilung der Massen, umso radikaler ihre Ausbeutung Richtung absoluter Verelendung.

Eine radikale Linke, die sich dadurch bestimmt, dass sie unter den Bedingungen von heute und morgen den Klassenkampf führt, muss neu geboren werden. 

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