Fundstücke: Simplizius, Martijanow

Simplizius zur Verhaftung des stellvertretenden russischen Verteidigungsministers wegen Korruption (weit unten im verlinkten Text zu finden):

„Die andere interessante Entwicklung ist die Verhaftung des stellvertretenden Verteidigungsministers Timur Iwanow sowie einer Kohorte seiner Untergebenen, die immer mehr wie eine große Säuberung eines korrupten Flügels des russischen Verteidigungsministeriums aussieht …
Er ging direkt vom Platz neben Shoigu in eine Gefängniszelle. Zu diesem Zweck können zahlreiche Spekulationsflüge durchgeführt werden. …
Einige glauben, dass Putin nach seiner Amtseinführung am 7. Mai eine Massensäuberung aller Korrupten geplant hatte, wenn er politisch mehr freie Hand hat. Dies könnte eine letzte Säuberung aller verbleibenden korrupten, sechsten Kolumnisten- und liberalen Fraktionen sein, bevor die SMO in eine neue Phase der erwarteten groß angelegten Offensiven stürzt. …
Wie auch immer, dieser Aufruhr hat das Potenzial, die Dinge noch stärker durcheinander zu bringen, als uns bewusst ist, und könnte der Beginn von etwas viel Größerem, Gutem oder Schlechtem, sein, obwohl es meiner Einschätzung nach äußerst gut ist und das Gefühl hat, dass es eine neue Veränderung markiert Ethos des ganzen Landes….
Unter der Oberfläche der russischen Gesellschaft, auch auf Eliteebene, vollzieht sich zweifellos ein langsamer Wandel. Die Eliten werden dem Willen des Staates unterworfen, genau wie in Xis China. Ich vermute, dass diese russische Säuberung ein wesentlicher Bestandteil des laufenden Prozesses ist.“

(Ich habe nur Auszüge zitiert. Es lohnt sich den Text komplett zu lesen.)

Martijanow zu „Zwei Kriminelle(n), die die Uniform der russischen Armee trugen“ (ebenfalls weit unten im verlinkten Text zu finden):

„Bemerkenswerterweise wurde einer von ihnen bereits zweimal inhaftiert: einmal wegen der Herstellung und des Vertriebs von Drogen und das zweite Mal wegen Mordes. Spüre ich einen fauligen Wagner-Gestank? (auf Russisch).
Jetzt kommt das zweite Problem – das alles ist ein Auswurf eines liberalen Strafgesetzbuchs, das in den 1990er Jahren von den einflussreichen Agenten des Westens durchgesetzt wurde, einschließlich eines Moratoriums für Todesurteile, und der Praxis der organisierten Kriminalitätsgruppe alias Wagner, Kriminelle aus Gefängnissen zu rekrutieren: Prigozhin liebte seinesgleichen. Aber warten wir auf weitere Details. Diese beiden Mörder sollten einem Erschießungskommando gegenüberstehen oder in einem der Dörfer, in denen sie dieses Verbrechen begangen haben, gehängt werden.“

Ich glaube, dass wir Zeichen tektonischer Verschiebungen in den Tiefen der russischen Gesellschaft sehen. Auch in den NATO-Ländern, nicht zuletzt bei uns, sind tektonische Verschiebungen zu spüren. Ich meine, dass sich die Weltkrise, die wir nach wie vor nicht wirklich begreifen, entfaltet. Zu fürchten ist, dass es Verschiebungen sind, die letztlich zu einem großen, großen, alles erfassenden Krieg hinführen können.

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8 Antworten zu Fundstücke: Simplizius, Martijanow

  1. fidelpoludo schreibt:

    Während in Russland (hoffentlich!) die Säuberung von verbliebenen Elementen des Tiefen Staates erfolgt, machen sich amerikanische Denkfabriken (inklusive des „United States Council for Foreign Relations“ – CFR – und der besonders tiefstaatlich gelagerte, aber keineswegs tiefstapelnde Verbund der 18 Geheimdienste der USA, der „National Intelligence Council“) historisch vorauseilende großmäulige Gedanken über die künftige Entwicklung Russlands, der – laut Obama –

    „Tankstelle mit Atomwaffen“

    Fünf Szenarien werden an den historischen Horizont geklatscht, womit Stephen Kotkin, ein führender US-Russlandexperte und Regierungsberater, von einer Blamage zu nächsten stolpert:

    Szenario 1: Russland wird wie Frankreich

    Szenario 2: Ein in sich zurückgezogenes Russland

    Szenario 3: Russland als Vassal Chinas

    Szenario 4: Russland als Abklatsch von Nordkorea

    Szenario 5: Russland im Chaos

    Rainer Rupps wieder einmal hervorragender Artikel:

    https://apolut.net/fuenf-irre-szenarien-fuer-russlands-zukunft-von-rainer-rupp/

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  2. Karl schreibt:

    Danke für den Hinweis auf den Rupp-Beitrag.

    Bemerkenswert für mich:

    1.) Die Benennung der (neueren) Bestandteile des MIK und die Aussage, dass die USA ohne Krieg in eine „tiefe strukturelle [sic!] Krise“ stürzen würden. Zu ergänzen wäre, das die anderen Länder des „Westens“ – in leicht abgeschwächter bzw. verzögerter Form – in ganz ähnlicher Richtung unterwegs sind. Das genau ist es auch, was den Imperalismus des Westens vom russischen Kapitalismus unterscheidet: Der Grad, in welchem die Entwicklung – sprich Aufrechterhaltung der Profitrate – „innerhalb des Systems“ noch möglich ist. Der ist im Falle der Russischen Förderation aufgrund der Ausdehnung, der Besiedelung und der Ausstattung mit natürlichen Rohstoffen ungleich höher, der Drang, sich räumlich ausdehnen zu müssen, also deutlich geringer.  

    2.) Der letzte Abschnitt, wo Rupp beschreibt, warum die MA der Thinktanks „der Politik nach dem Munde schreiben“. Genau dies beschieb ich hier im Beitrag in meiner Antwort an Theresa: … „wenn sie in normalen Jobs arbeiten, bei ihnen immer die Existenz auf dem Spiel steht. Impfen oder nicht – wenn mein Job auf dem Spiel steht – was mach ich da? Wenn ich als Arzt („Freiberufler“) für die Impfung drei mal so viel kassiere wie für eine normale Grippe-Impfung – was mach ich da?

    Man nennt das nach Johan Galtung „strukturelle Gewalt“. Die wird von oben nach unten durchgereicht.“

    Den Mund aufmachen und prostestieren steht natürlich ebenso infrage. Die „Maßnahmen“ kritisieren – selbst aus fachlicher Sicht – auch. Überall stehen die Menschen vor der Entscheidung: Hab ich vielleicht meine persönliche Katastrophe jetzt – sofort, durch Verlust meiner Arbeit und meines Einkommens [die Drohung von Strack-Zimmermann ging genau in die Richtung! [ https://www.nachdenkseiten.de/?p=114214, 26.04.2024]] – oder lebe ich weiter in den Verhältnissen, in denen es mir noch einigermaßen gut geht, und hoffe, dass die große Katastrophe ausbleibt, oder zumindest mich und meine Familie verschont. Oder rede mir ein, dass ich ja sowieso nichts machen kann. Das war doch schon immer so. Diese Ausrede ist auch sehr beliebt.

    Genau so – basierend auf der Angst des Einzelnen – funktioniert der Faschismus.

    Außerdem zeigt der Artikel noch etwas anderes.

    Rainer Rupp – ehemaliger Agent „Topas“ der Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR – also der „StaSi“. Er hat während der NATO-Übung „Able Archer 1983“ mglw. entscheidend dazu beigetragen, einen Atomkrieg zu verhindern, indem er seinen Vorgesetzten in Berlin die Nachricht übermittelte, dass die beobachteten Aktivitäten der NATO tatsächlich „nur“ Manövergeschehen waren und ein Angriff seitens der NATO zu diesem Zeitpunkt nicht geplant war. Die zum Start auf sowjetischen Militärflugplätzen bereitstehendenden Atom-Bomber wurden zurückgepfiffen.

    Anetta Kahane dagegen – auch „StaSi“ – hat damals Leute denunziert. Sagt man. Ich kenne die Einzelfälle nicht. Aber sie tut es heute [wieder?]. Allerdings hat sie sich nun einer anderen Macht verpflichtet, der Macht der Kapitalbesitzer.

    Worauf ich hinaus will: Leider scheint es für einige Leute, die in kritischer Distanz zum „System“ stehen und sehr wertvolle Arbeit leisten, ein Kriterium zu sein, ob jemand „bei der StaSi“ war. Ich meine: Wenn das ein Kriterium sein soll, dann bestenfalls für uns Ossis. Das müssen wir unter uns ausmachen. Ansonsten zählt nur, wie sich jemand als Mensch verhält, und wie er sich zu den Menschheitsproblemen positioniert. Damals, und heute.  

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  3. fidelpoludo schreibt:

    „Da bin ich einfach platt!“

    MARKmobil gelingt es in diesem kurzen Beitrag über seine platte Form nicht etwa nur ganz platt vom „Schnee von gestern“ zu erzählen, sondern auch davon,

    • wie es Tucker Carlson gelingt, dem jungen russischen Kapitalisten Pawel Durov alte russische Weisheiten zu entlocken – wie etwa: Dass, wenn man Probleme, die auftauchen, einfach ignoriert, sie meist von alleine verschwinden
    • wie russisches Kapital nicht stumpf blökend wie ein Ochse vorm (Zucker)Berge verharren muß – selbst wenn (oder gerade weil) er, der Berg, in Wirklichkeit ein künstliches, von der CIA in Verwaltung genommenes und unter Kontrolle gebrachtes Tal der professionell „Ahnungsreichen“ („Silicon Valley“) genannt und – es wird Zeit – als ein solches erkannt werden muß, in dem die angebissenen Äpfel, vereint mit den vergilbenden Fratzenbuchseiten und den brüchig werden Google-Kuckuckseierschalen, langsam aber sicher beginnen, im sonnigen Kalifornien zum Himmel zu stinken, weil ihre Monopole zu modern und zu faulen beginnen; sie ihr Ziel („the winner takes it all“) wegen der drohenden Konkurrenz aus dem Osten zu verfehlen drohen
    • wie kapitalistisches Wachstum sich entwickeln kann, ohne dem Laster der Profitsucht erliegen zu müssen und dabei noch den Bedürfnissen und gemeinnützigen Interessen der 99 Prozent entsprechen kann, ohne sich notwendig in eine Datenkrake für das eine Prozent zu verwandeln

    Wie allerdings die (Selbst-)Anbetungshaltung – das Knien vor dem modern leicht handhabbaren und all überall uns begleitenden Altar in allen Lebenslagen und -situationen – als scheinsolidarische Vernetzungsaktivität in Zukunft dem Imperativ des Teilens und Herrschens nicht mehr dienlich sein könnte, ist nicht Gegenstand des Interviews, wohl aber in MARKmobils bildlichen Einblendungen als Problem angedeutet.

    https://odysee.com/@MaxWende:f/MARKmobil-Aktuell—Plattformkapitalismus—-19.04.2Q24:2

    Habe ich das nicht lecker für euch zubereitet? Läuft Euch noch nicht das Erkenntniswasser im Munde zusammen?

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    • kranich05 schreibt:

      Was die beiden letzten Fragen betrifft, muss ich zugeben, dass das genau in den Streifen passt, der mich gerade beschäftigt.
      Wenn aus meiner Beschäftigung ein zwei Postings der beabsichtigten Folge „Was tun?“ herauskommen, bin ich zufrieden.
      Dass dabei ein Lob des „Plattformkapitalismus“ sein wird, glaub ich nit.

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    • Karl schreibt:

      „wie kapitalistisches Wachstum sich entwickeln kann, ohne dem Laster der Profitsucht erliegen zu müssen und dabei noch den Bedürfnissen und gemeinnützigen Interessen der 99 Prozent entsprechen kann, ohne sich notwendig in eine Datenkrake für das eine Prozent zu verwandeln“

      Nicht? Wovon lebt das Unternehmen dann? Kurzes Suchen ergab, es sei (noch) nicht profitabell, aber als Bewertung sind 30 Mrd. im Gespräch.

      Wird sich ein Käufer mit non-profit zufriedengeben?

      m.a.W., ich verstehe nicht, was genau jetzt da das Bemerkenswerte ist.

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      • fidelpoludo schreibt:

        Ich spreche nicht von „non-profit“, sondern von einem Verfallen in Profitsucht bzw. Profitgier um jeden Preis. Dazwischen gibt es einen „kleinen Unterschied“. Aber „kleine Unterschiede“ zu beachten, ist heute in anderen Bereichen – seit Alice Schwarzer – auch schon aus der Mode gekommen.

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