Man kann Putin wahrlich nicht vorwerfen, dass er den Westlern die Sachlage nicht geduldig erklärt hat. Er hat es seit vielen Jahren getan und nicht nur niemals Unmögliches verlangt, sondern die für alle Seiten fruchtbaren Perspektiven einer strategischen eurasischen Kooperation in aller Ausführlichkeit dargelegt.
Doch wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit den geistigen und charakterlichen Qualitäten von Politikern, deren Namen z. B. mit „Bae“ anfangen.
Mir sind immer wieder Randbemerkungen von Putin aufgefallen, die tiefe Einblicke erlaub(t)en:
Vor Jahren sagte er einmal – und wir wissen, wie die Leningrader Blockade seine Herkunftsfamilie gezeichnet hat – dass ein neuer Krieg nicht auf dem Territorium Russlands geführt werden würde.
Ist es so schwer zu verstehen, dass der Verteidiger offenbar begriffen hat, dass er eine konsequente Offensivstrategie braucht? (Ohne damit zum Aggressor zu werden.)
Eine knappe Formulierung war es auch, den Ukrainern auf ihre aggressiven Schritte eine u.a. auch „militärisch-technische“ Antwort anzukündigen. Westliche „Exzeptionalisten“ merken da natürlich nüscht. Sie merken es selbst heute, mit blutender Nase, noch nicht und beeilten sich – in Person finnischer und schwedischer Politikmarionetten – die nächste Warnung vor einer „militärisch-technischen“ Antwort herauszufordern.
Unüberhört auch – zumindest von mir – die nüchterne Feststellung Putins, dass Russland eine Welt ohne Russland nicht braucht. Ich fürchte, dass selbst solche Aussage in der herrschenden Politidiotenszene unbemerkt bleibt. Die glaubten ja im Ernst, dass ihnen Russland Öl und Gas weiterhin für wertlose Dollar schenken würde.
Eine letzte Feinheit von fundamentaler Bedeutung: Putin und Xi haben sich in ihrer jüngsten gemeinsamen strategischen Erklärung zwar zu den universellen Menschenrechten bekannt, zugleich aber die – ich sage es mit meinen Worten – eigene historisch gewordene Menschlichkeit ihrer Kulturkreise hervorgehoben. Das eröffnet sehr weiten Interpretationsspielraum, und ich gestehe, dass ich da durchaus mit Sorge an das weitere Schicksal der Errungenschaften unserer Aufklärung denke.