Selbstverteidigung des Iran

(Textfassung heute 22 Uhr präzisiert.)

I.
Israel hat am 1. April iranisches Hoheitsgebiet – die iranische Botschaft in Damaskus – angegriffen und dabei iranische Bürger (darunter hochrangige Generäle) getötet. (Zugleich wurde damit die syrische Souveränität verletzt.) Das meldete die deutsche Tagesschau am 2.4.24.

II.
Iran hat am 13.4.24 sein Recht zur Selbstverteidigung ausgeübt und einen militärischen Schlag gegen Israel geführt. Die Aktion trägt den bemerkenswerten Namen „Aufrichtiges Versprechen“. Das Recht zur Selbstverteidigung wird in Artikel 51 der UN-Charta geregelt und steht allen Staaten zu; keineswegs nur dem Zionistenstaat.

III.
Der Gegenschlag des Iran mit (langsamen) Drohnen und (wenigen, wenn überhaupt, ballistischen) Raketen war maßvoll. Israel behauptet 99% der Geschosse abgewehrt zu haben. (Dass man dennoch 31 Verletzte zählte, passt nicht ganz zu dieser Erfolgsmeldung.)

Larry Johnson erläutert:
„Meine wichtigste Erkenntnis, falls Sie keine Zeit haben, sich das anzusehen, ist, dass der heutige Angriff eine symbolische Warnung war. Der Iran hat nur einen winzigen Teil seiner Fähigkeiten eingesetzt. Der iranische UN-Botschafter gab eine Erklärung ab, in der er erklärte, die heutige Aktion sei eine Reaktion auf den Angriff vor zwei Wochen in Damaskus auf den iranischen Botschaftsgebäudeanbau. Wenn Israel „seine Medizin nimmt“ und nicht reagiert, plant der Iran keine weiteren Aktionen. Wenn Israel sich jedoch entscheidet, iranische Interessen erneut anzugreifen, insbesondere im Iran selbst, ist die IRGC bereit, das Ausmaß des nächsten Angriffs deutlich zu erhöhen.

Das Entscheidende ist: Der Iran kann eine enorme Zahl an Drohnen, Raketen und Flugkörpern abfeuern, die Israels Luftabwehrsystem überfordern werden. Der heutige Tag war nur eine Warnung. Wir werden sehen, ob Israel aufgepasst hat.“

IV.
Deutschlands Kanzler, auf den es Gottseidank in diesen Fragen nicht wirklich ankommt, hat sich beeilt, zu versichern, dass Deutschland „eng an der Seite Israels“ stehe. Was das konkret heißt, wird erst nach den angekündigten G7-Beratungen feststehen.

V.
Die politischen Führer des Westens müssen entscheiden, ob sie sich die selbstmörderische Politik ihrer faschistischen Bluthunde in Israel und der Ukraine (Selenski droht mit der Bombardierung des weltgrößten Atomkraftwerks.) bis zum bitteren Ende zu eigen machen.

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62 Antworten zu Selbstverteidigung des Iran

  1. baueranton schreibt:

    Dieser Beitrag lässt hoffen.

    Es gibt noch Menschen die Maß und Realität noch nicht verloren haben. Leider kann man das von der deutschen Politik und ihren Medien noch behaupten.   Dort wird gegen islamische Terroristen und Terrorangriff fabuliert der unbedingt erwiedert werden muss. Am Besten a la Gaza. Es wird wohl ablaufen wie nach dem 7. Oktober. Man wird den Terror verurteilen und verzeufeln und Israel unbeschränkt machen lassen.

    Dabei wird wohl auch übersehen, das wir bereits ,,islamische Rächer und Mertyrer“ zu Hauf importiert haben und diese ungestört ihren Hass verbreiten dürfen…… so lange wie sie sich nicht gegen Israel stellen und für Palästina eintreten wie Berlin dieser Tage gezeigt hat.

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  2. Karl schreibt:

    Ich weiß nicht wie es im internationalen Recht ist. Aber im deutschen bürgerlichen Recht sieht es so aus, dass eine Notwehrlage dann besteht, wenn ein Angriff unmittelbar bevorsteht, begonnen hat oder noch fortdauert.

    Den ersten Schlag zu führen kann also, je nach Bewertung de Gesamtsituation, als Notwehr gewertet werden. Dies trifft m.E. z.B. auf die SMO Russlands zu.

    Vergeltung und Rache fallen dagegen nicht unter das Notwehrrecht. Der Aggressor Israel wird solches Handeln nutzen, eine weitere Eskalation seinerseits zu rechtfertigen. usw.

    Kommentar bei rt:

    „Viele Länder verurteilten indes den Vergeltungsschlag und warnten vor einer akuten Eskalation.“

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    • kranich05 schreibt:

      Ich denke es ist korrekt, vom Recht auf Selbstverteidigung zu sprechen und nur von Selbstverteidigung. Insofern war meine Formulierung „Vergeltungsschlag“ unzutreffend und ich habe sie korrigiert.
      Selbstverteidigung wiederum ist mehr als Notwehr. Das scheint mir klar aus Artikel 51 hervorzugehen.

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      • Detlev Matthias Daniel schreibt:

        „Selbstverteidigung wiederum ist mehr als Notwehr.“
        Das sollte man etwas genauer betrachten. Ich denke, Notwehr ist gewaltsame Selbstverteidigung, wo Gewalt an und für sich nicht erlaubt wäre. Laut StGB ist Notwehr die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden. Also ist Notwehr sogar mehr als nur Selbstverteidigung.

        Aber inwiefern ist Selbstverteidigung gem. Art.51 UN-Charta mehr als Notwehr? Auch wenn das dort nicht explizit steht, darf man wohl interpretieren, daß sie sich nur auf den rechtswidrigen bewaffneten Angriff bezieht und nicht etwa den Widerstand gegen rechtsgültige Beschlüsse und Maßnahmen des Weltsicherheitsrates, also auch legitime Gewalt, legitimiert. Das Notwehrrecht ist, limitiert durch seine Zweckbindung, gebunden an den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Das Selbstverteidigungsrecht nach Art.51 endet mit dem Eingreifen des Weltsicherheitsrates. Aus dem Gesamtkontext der UN-Charta, die explizit der Verhinderung von Kriegen mit ihren vernichtenden Folgen für die elementaren Menschenrechte dienen soll, ergibt sich der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit in gleicher Weise.

        Ich meine, Karls Einwendungen sind sehr wohl berechtigt. Im Völkerrecht wird gern Bezug genommen auf ein sog. Gewohnheitsrecht. So etwa bei der Anwendung des militärischen Selbstverteidigungsrechts auf Terrorangriffe, kreiert von den USA nach 9/11. So wird der Sinn der völkerrechtlichen Vereinbarungen scheibchenweise pervertiert. Und so könnte man natürlich auch argumentieren, daß die Gewohnheit – insbesondere Israels – auf Angriffe mit eskalierenden Vergeltungsschlägen zu antworten, damit Völkerrecht geworden ist. Ich aber finde, daß es notwendig wäre, das Recht immer wieder an seinem Sinn auszurichten und derlei Entartungen auch als solche zu bewerten.

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        • kranich05 schreibt:

          Mir scheint im vorliegenden Fall die Bestimmung aus Artikel 51 zutreffend, dass Selbstverteidigung berechtigt ist, solange der Weltsicherheitsrat nicht wirksam handelte.
          Was die Verhältnismässigkeit betrifft (ein Begriff, den ich Unjurist eigentlich lieber in Anführungsstriche setze) mag man die 16 Toten im iranischen Konsulat zu den 0 Toten in Israel in Beziehung setzen. (Die Israelopfer im Gazastreifen kommen ja ohnehin bei den Verhältnisrechnern nicht vor.)

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  3. Karl schreibt:

    So, das meinte ich. Die Aktion des Iran war keine Notwehr, und als „Selbstverteidigung“ war sie zwecklos. Eine Folge nun: Saudi-Arabien stellt sich auf die Seite Israels. (Beitrag auf RT) Das nenn ich doch mal sauber den Zonk gezogen.

    M.E. hätten sich die iranischen zuständigen Stellen eher Gedanken machen sollen, woher Israel von der Zusammenkunft wußte. Da ist ja offensichtlich eine Information an die Israelis gegangen.

    Das einzig gute, was ich im Moment sehe: Es zeigt sich daran, dass die Behauptung Israels, sie wären vom 7/10 „überrascht“ worden, eine glatte Lüge war.  

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  4. fidelpoludo schreibt:

    Kaum hat der Iran symbolisch auch noch seine rechte Backe Israel gegenüber hingehalten, schon hat Hamas nach dem Verlust vieler Schlachten den Krieg gewonnen:

    “ISRAEL HAS LOST THE GAZA WAR!” – JIMMY DORE WITH GUEST – SCOTT RITTER

    https://www.bitchute.com/video/53E2dctgtVGy/

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  5. fidelpoludo schreibt:

    „Wir (die Israelis) können von der iranischen Eleganz einiges lernen.“

    Gilad Atzmon – vor Jahren häufig auf dem opa-blog als Thema „zu Gast“ – hat sein langes Schweigen gebrochen und hat sich auf der wohl besten Website der Welt wieder zu Wort gemeldet (bzw. ist von Kavin Barrett dort gemeldet worden); bei der Unz Review, „einer Sammlung interessanter, wichtiger und kontroverser Perspektiven – von den amerikanischen Mainstream-Medien größtenteils ausgeschlossen“, die er treffend und ganz zurecht als American Pravda bezeichnet. Eine Bezeichnung, die den westlichen Medien insgesamt auch treffend zu Gesicht stände.

    Ich habe die zwei relativ kurzen Texte übersetzt und um die weniger wichtigen Bildelemente gekürzt hier wiedergegeben, nicht ohne sie mit mir wichtigen Hervorhebungen zu verschandeln:

    Gilad Atzmon: Der zionisierte Norden ist auf einer Selbstmordmission

    Der brillante Philosoph und Musiker hielt sich in letzter Zeit zurück. Hier ist das Neueste von ihm.

    (1) Der zionisierte Norden ist auf einer Selbstmordmission

    Um uns herum tobt ein Weltkrieg, aber niemand da draußen ist mutig genug, zu skizzieren oder zu artikulieren, worum es in diesem Krieg geht – und was genau die Trennlinie ist, die die Welt in zwei teilt. Der Iran hat diese Linie letzten Samstag auf deutlichste Weise enthüllt. Der zionisierte Norden, der den israelischen Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus – oder jede andere israelische Aggression gegen den Iran, Syrien oder andere Muslime in der Vergangenheit – nicht verurteilt hat, hat sich selbst aufs Spiel gesetzt, um Israel gegen die iranischen Raketen zu verteidigen. Man fragt sich, wenn Amerika, Großbritannien und Frankreich so gut darin sind, Marschflugkörper und Drohnen zu stoppen, warum errichten sie dann nicht eine Flugverbotszone über Gaza und beenden den israelischen Völkermord am helllichten Tag vor Ort? Wenn der zionisierte Norden so gut darin ist, iranische Drohnen zu stoppen, warum hat er es dann versäumt, der Ukraine dabei zu helfen, die russischen Drohnen abzuwehren?

    Die Antwort ist einfach. Der zionisierte Norden schließt sich der rücksichtslosen, unethischen Philosophie der Zionisten an. Sie ist von Gier getrieben und kümmert sich ausschließlich um die Interessen einiger weniger. Wir neigen dazu, die Hisbollah und die Houthis als Stellvertreter Irans zu bezeichnen. Im zionisierten Norden agieren die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland als Stellvertreter Israels. Aber es gibt einen großen Unterschied. Der Glaube der Hisbollah und der Houthis besteht darin, ihrem Volk zu dienen. Am Ende des Weges steht für sie eine Befreiung. Der zionistische Norden hingegen befindet sich auf einer Selbstmordmission. Tatsächlich gibt es für den Westen auf seinem bisherigen Weg keine Überlebensperspektive. Wir haben es mit einem zionisierten Norden zu tun, der auf peinliche Weise in den Abwärtstrend gerät. Es ist ein Universum, das der Vergangenheit angehört. Es gibt nicht einmal eine Zukunftsvision. Es ist ein Universum, das sich aufgrund des Versprechens einer Dienstleistungswirtschaft freiwillig aus der Produktion zurückgezogen hat. Es opferte seine Arbeiterklasse und machte sie zu einer arbeitslosen Unterschicht, nur um die Reichen reicher zu machen. Es zieht sich nun aus der Landwirtschaft zurück, nur um Monsanto & Co. reicher zu machen. Es entfernt sich vom Gesundheitsbegriff, weil unsere gewählten Politiker in Pfizer und dergleichen investieren. Es wird in identitäre Politik investiert, die darauf abzielt, uns in Monaden des Widerstands zu spalten, die bestenfalls gegeneinander kämpfen können, die Bösewichte jedoch unangetastet lassen.

    Der globale Süden ist das genaue Gegenteil. Er ist die Zukunft. Er ist selbsttragend. Es unterstützt die Schwachen, sei es in Gaza oder in Afrika. Iran hat es geschafft, diese klare Spaltung an die Oberfläche zu bringen. Es ist Ihnen vielleicht nicht möglich, physisch in den Globalen Süden umzuziehen, aber die einzige Hoffnung auf persönliche Genesung besteht darin, den Geist des Globalen Südens anzustreben. Ich glaube, hier liegt das heutige Athen.

    (2) Der Tsunami wahnsinniger israelischer Lügen geht weiter

    So wie nach dem Tsunami wahnsinniger israelischer Lügen am 7. Oktober, der sich nach und nach in Luft auflöste, löst sich auch der große „Sieg“ der israelischen Luftverteidigung in Luft auf. Immer mehr Israelis beginnen zu begreifen, dass das, was am Morgen des 14. April geschah, nicht gerade ein „israelischer Sieg“ war. Es war tatsächlich eine grobe israelische Fehleinschätzung auf allen möglichen Ebenen (politisch, technologisch, strategisch und taktisch). Israel und seine Verbündeten tappten in jede mögliche iranische Falle und bestätigten damit, dass Israel und der Westen in eine nicht nachhaltige Luftverteidigungsdoktrin investierten, bei der ihre Verteidigung bis zu 300-mal teurer ist als der Angriff. Es ermöglichte dem Iran, in großem Umfang Geheimdienstinformationen zu sammeln. Die schwachen arabischen Regime entlarvten sich als zionistische Stellvertreter. Am wichtigsten war, dass Israel die ballistischen Raketen abfing, die es abfangen sollte, aber von den Raketen getroffen wurde, die es niemals hätte stoppen können. Das ist die iranische Strategie. Es ist nicht neu. Ich bin kein Militärangehöriger und doch kenne ich diese ballistische Philosophie seit mindestens einem Jahr. Israel greift den Iran nicht wie versprochen an, weil es erkannt hat, dass es dazu nicht bereit ist. Der Iran ist auf jeder möglichen Ebene überlegen: technologisch, militärisch, strategisch und politisch. Es ist erstaunlich kalkuliert. Wie eine israelische Kolumnistin am Tag des iranischen Gegenangriffs kommentierte: „Wir (die Israelis)“, schrieb sie, „können von der iranischen Eleganz viel lernen.“

    Im Gegensatz zu den völkermörderischen Israelis und ihrem unterwürfigen englischsprachigen Imperium, die den Tod in der Region und auf der ganzen Welt verbreiteten, übermittelte der Iran eine präzise Botschaft an Israel und den Westen. Es geschah, ohne einen einzigen Menschen zu töten. Es wurden nur Militärstützpunkte angegriffen. Hier sind einige israelische Schlagzeilen, die das widerspiegeln, was ich oben gesagt habe.

    (…)

    https://www.unz.com/kbarrett/gilad-atzmon-the-zionized-north-is-on-a-suicide-mission/

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    • Karl schreibt:

      „die er treffend und ganz zurecht als American Pravda bezeichnet. „

      Die „Prawda“ hält also, was ihr Name verspricht?

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    • kranich05 schreibt:

      Im Eifer des Gefechts macht Atzmon aus der vermutlich etwa 30mal teureren Antwort von Israel und Co eine 300mal teurere. Ich finde 30mal teurer (30-50 Mio zu 1,3 Mrd) ist auch schon ganz schön.
      Der Widersprüchlichkeit der Weltlage auf den Grund zu kommen, halte ich für extrem schwierig.
      Dabei Kapitalismus NICHT zu nennen, halte ich für ’nen Mangel. Auch wenn „Kapitalismus“ inzwischen zur Wundertüte geworden ist. Ich rede von dem Kapitalismusbegriff, den Marx entwickelt hat, der dabei und als allgemeinste philosophische Voraussetzung zusammen mit Engels den Historischen Materialismus (in ganz groben Zügen) skizzierte.

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  6. Theresa Bruckmann schreibt:

    Lieber Kranich,

    ich bin seit 5 Tagen dabei, mich endlich, notgedrungen, mit der Frankfurter Schule (auch Kritische Theorie genannt) zu befassen. Die Denker der 1. Generation der Frankfurter Schule prägten das Denken der Intellektuellen Westdeutschlands, die 2. Generation verwirklichte doch tatsächlich den „Marsch durch die Institutionen“ und scheinbar gibt’s seit Habermas kein Halten mehr. 

    Jetzt weiß ich endlich, warum ich bei „emanzipatorisches Projekt“ oder „neue emanzipatorische Bewegung“ regelmäßig zusammenzucke. Bei der Lektüre „Die Machtübernahme der 68er – Die Frankfurter Schule und ihre zersetzenden Auswirkungen“, Rolf Kosiek, Hohenrain – Tübingen, 8. Auflage 2021, eine Veröffentlichung der Stiftung KULTURKREIS 2000, Band XVI“ bin ich noch oft zusammengezuckt. Aber überwogen hat das Erkennen der Hintergründe von Reformen (Gesamtschule, Rechtschreibreform gegen die Mehrheit der Deutschen mit anschließender Säuberung von Schüler-, Lehrer- und öffentlichen Bibliotheken von allem, was den in Amt und Würden gekommenen Landespolitikern und Landesbeamten – wenn sie noch leben – Alt-68ern – gegen die von der neomarxistischen/neofreudianischen Theorie angeregten Entwicklungen ging, dann die Gesamt- und Ganztagsschulen, die Hochschulen sowieso, was da so „demokratisiert“ und statt Leistung „Haltung“ maßgeblich wurde, was nachweislich zu bis zu 40% schlechteren Bildungsergebnissen führte (sagte mir ein ehemaliger Schulleiter jetzt, den ich um Gegenlesen bat). Das lässt sich fortsetzen bis zu den Juristen, Kirchenmännern und anderen Funktionsträgern.

    Wenn ich so in dieser Gesamt-Rückschau, die mir das Buch bietet, auf die Entwicklung schaue, kommt so manches Aha-Erlebnis. Natürlich sehe ich nicht alles so wie der Autor des Buches. Aber es ist eine Offenbarung für mich, zu sehen, was weggeräumt wurde und warum. Auch schon in den 1970ern wurde Bewährtes – koste es was es wolle und mit unübersehbaren Auswirkungen – abgeräumt (wir hatten mal ein weltweit vorbildliches Bildungssystem: vom 3-gliedrigen Schulsystem, über Lehre im dualen System (d.h. es gibt 2 Lernorte: im Betrieb und in der Berufsschule), Geselle, Meister, Fachschulen und Fachhochschulen, Universitäten) wir galten als zuverlässig, pünktlich, innovationsfreudig, mit beachtlichen Erfolgen in der Forschung und Entwicklung). Naja Deutschland ist halt immer Spitze, nimmt man die Schwanzspitze hinzu. Damit sind wir bei den Werten und (Sekundär)-Tugenden, Was da ab- und weggeräumt wurde, war krass. An die Stelle hätte etwas treten müssen, was Tradition und Kultur weiterträgt mit Ergänzungen und Ausnahmen für absolut Unzeitgemäßes. Will man ein Volk zersetzen oder unterwandern, nimmt man ihm zuerst seine Sprache, seine Religion, seine Bräuche und Kultur und treibt es so vor sich her, wie man das ab 2016 am Bsp. der Ukraine (große Glaubens- und Freiheits-Prozession aus 3 Richtungen zum Kiewer Rus) hätte erkennen können, falls –  noch oder wieder – eine kritische Distanz zum Neumarxismus/Neofreudianismus vorhanden gewesen wäre.

    Helmut Kohls versprach im Koalitionspapier eine „geistig-moralischen Wende“; die wurde aber abgesagt. Ob ich das bedauern soll, weiß ich nicht.

    Kranich, wenn Sie im Osten Deutschlands davon verschont geblieben sind, dann müsste dort tatsächlich noch Marx (ohne Neo- und ohne Neofreudanismus) als das gesehen werden, was bis zur Weimarer Republik auch hier noch galt.

    Aus Klassenkampf wurde in Westdeutschland unter der „Kritischen Theorie“ das Bemühen um ein „revolutionäres Bewusstsein“ im Volk, das Voraussetzung für eine Umwälzung/Revolution ist.

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    • kranich05 schreibt:

      Liebe Theresa,
      Sie sprechen explizit und implizit ville Probleme an; so viele, bei denen ich mich frage (nicht zum ersten Mal), ob ich mich endlich noch aufraffen werde, um dazu etwas Zusammenhängendes zu sagen.
      Die Frankfurter Schule habe ich nie kennen gelernt/kennen lernen wollen. Obwohl in der Parteileitung des Instituts für Philosophie der Humboldt Uni, damals 1963/64, neben mir Walter Jopke saß, der gerade seine Dissertation schrieb zum Thema: „Dialektik der Anpassung: zur Kritik der philosophischen Position von Theodor W. Adorno.“ (Walter Jopke, früh verstorben, kann man guggeln.)

      Ich hab mich zeitlebens mehr an Lenin gehalten – auch an seinen Buchstaben aber noch mehr an seinen Geist.

      Interessanterweise finde ich das letzte Wort der Kritischen Theorie (in Ihrer Formulierung):
      „Aus Klassenkampf wurde in Westdeutschland unter der „Kritischen Theorie“ das Bemühen um ein „revolutionäres Bewusstsein“ im Volk, das Voraussetzung für eine Umwälzung/Revolution ist.“ sehr bedenkenswert.
      Ja, die kritische Theorie ist am Klassenkampf gescheitert.
      Aber wir, sog. Marxisten-Leninisten, sind an der Verbindung von Klassenkampf und demokratischen Kampf gescheitert. (Und die wenigen von uns die noch übrig sind – DKP, Freidenker – scheitern daran bis zum heutigen Tag.)

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      • Karl schreibt:

        “ (Und die wenigen von uns die noch übrig sind – DKP, Freidenker – scheitern daran bis zum heutigen Tag.)“

        Das erscheint mir zu defätistisch. Und was die Zahl betrifft, da hab ich was nettes.

        Auf dem Weg zur Zimmernwalder Konferenz, unterwegs mit Pferdefuhrwerken, Trotzki zu Radek: „Empfinden sie nicht auch, Radek“ … ,“ die Komik in dem Fakt, dass die gesamte revolutionäre Sozialdemokratie Europas auf drei Pferdewagen Platz hat? [Stefan Heym, Radek, Reclam-Ausgambe, München 2005, S. 58]

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    • Detlev Matthias Daniel schreibt:

      Hallo Theresa,
      ich weiß zwar nicht, was die Selbstverteidigung des Iran näher mit diesen Fragen zu tun hat (im weiteren Sinn hat alles mit allem zu tun), aber egal, das ist ein interessantes Thema. Der Begriff ‚emanzipatorisch‘ ist schon mal selbstentlarvend. Abgeleitet vom lateinischen ‚Emanzipatio‘ müßte es eigentlich ‚emanzipativ‘ heißen. Wer ist eigentlich jener Emanzipator, der in dem Begriff steckt? Kann eine Emanzipation, die von Emanzipatoren ausgeht, Emanzipation sein?

      Vor Irrtum ist niemand gefeit, auch Philosophen nicht. Ich glaube schon, daß Haltung wichtig ist, vielleicht der wichtigste Aspekt der Bildung, nämlich zu dem zu stehen, was man als wahr versteht. Wenn diese Haltung aber nicht beinhaltet, die Möglichkeit des eigenen Irrtums und die eigene Begrenztheit einzukalkulieren, wird aus Haltung Starrköpfigkeit und Pedanterie – am Ende Gewalt. Also müssen wir uns unsere Fehlerhaftigkeit zugestehen und eingestehen, um menschlich zu bleiben, Lernen und Entwicklung nicht zu behindern und die Welt als das zu akzeptieren, was sie ist: Vielfalt außerhalb von uns selbst.

      Pluralität ist wichtig – nicht nur in der Gesellschaft, sondern überall. Jeder Versuch, Vielfalt durch machtgetriebene Entscheidungen und entsprechendes Vorgehen zu reduzieren (dazu gehören auch Ansprüche auf den Besitz der alleinigen Wahrheit oder der einzig relevanten Kriterien) führt direkt in die Scheiße, dient dem Zweck, die Wirklichkeit der eigenen Borniertheit anzupassen, um die Dinge besser kontrollieren zu können.

      Deshalb ist es wichtig, die eigenen Wahrheiten komplementär zu verstehen, die, auch wenn wir uns nicht irren, niemals vollständig sind und der Ergänzung bedürfen. Wenn wir scheitern mit unseren Plänen und Strategien, dann zweifellos, weil wir wesentliche Aspekte der Wirklichkeit nicht berücksichtigt hatten. Das muß nicht bedeuten, daß wir uns vollständig geirrt haben und die gescheiterten Wahrheiten entsorgen müssen. Ohne mich bisher intensiver mit der Frankfurter Schule auseinandergesetzt zu haben, würde ich annehmen, daß sie, gemessen an ihren eigenen Ausgangsansprüchen, gescheitert ist.

      Aus alledem bin ich überaus skeptisch allen umfassenden Erklärungsversuchen und Heilsversprechungen gegenüber. Darstellungen aber, die nicht abschließend – etwa gleich reaktionsfreudigen chemischen Verbindungen – neue Perspektiven und Zusammenhänge aufzeigen interessieren mich immer. Das von Ihnen erwähnte Buch scheint in diese Richtung zu gehen, die Lücken und Widersprüche eines Erklärungsmodells aufzudecken und es damit überhaupt erst nutzbar zu machen außerhalb der Grenzen seiner selbst.

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      • fidelpoludo schreibt:

        Was Deine Behandlung des Emanzipationsbegriffes, bin ich nicht ganz Deiner Meinung, weil man unterscheiden muß zwischen der Emanzipation eines Kollektivs und der des Individuums, welche letztere nie zugunsten des Kollektivs vernachlässigt werden darf. Dasselbe gilt für die Emanzipation einer Minderheit gegenüber der Mehrheit, auch wenn die Emanzipation der Minderheit nie dazu führen darf, der Mehrheit ihren Willen aufzuzwingen.

        Das darauf Folgende, das den Umgang mit der Wahrheit, der eigenen und der der anderen, betrifft, sehe ich ganz genauso.

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        • Detlev Matthias Daniel schreibt:

          Da muß ich nochmal nachhaken. Was unterscheidet die Emanzipation des Kollektivs grundsätzlich von der des Individuums? Vom Verständnis der Begriffsbildung her wäre ein „Emanzipator“ jemand, der etwas emanzipiert. Das heißt, das, was emanzipiert wird, ist passiv, ein Objekt. Das erscheint mir im Widerspruch zur Begriffsbedeutung. Ich glaube, daß man weder als Kollektiv noch als Individuum emanzipiert werden kann. Es sei denn, man verflacht den Begriff zu einem Synonym von ‚Gleichberechtigung‘.

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    • fidelpoludo schreibt:

      Liebe Theresa,

      Sehr interessantes Thema das! Ein paar Bemerkungen dazu. Ich habe in meiner „linken Bewußtseinskarriere“ lange geschwankt zwischen „Marxismus-Leninismus“, Frankfurter Schule (besonders Adorno), Ernst Bloch und Georg Lukacs, die alle in der 68-Bewegung eine Rolle gespielt haben. Dazwischen lag seltsam eigenartig zur gleichen Zeit Gremlizas „Konkret“, dem es gelungen zu sein schien, Adorno, Bloch und Karl Kraus unter einen Hut zu bringen. Auch dem antiautoritären Anfang der „Grünen“ (wie dem „vorgrünen“ Dutschke der APO und des SDS) konnte ich – spätestens bis zur Demaskierung ihrer Haltung zum Jugoslawienkrieg – einiges abgewinnen. Von da ab gings bei ihnen bergab – und zwar steil. Die SPD spielte kaum eine Rolle: bei ihr waren noch vor den Grünen die Anzeichen dessen zu erkennen, was sich bis heute links noch nennt, aber überhaupt nicht mehr ist.

      Eines der uns alle berührenden und betreffenden Themen ist überhaupt das des „Sich-Nennens“: Was sich irgendwie benennt, garantiert keineswegs mehr, dass auch drin ist, was drauf steht. Dieser Zustand der Verwechslung, bzw. der bösartigen Umkehrung, ist mitlerweile in fast allen Bereichen von Kultur und Gesellschaft global nicht nur zu beobachten, sondern zum politischen Vorsatz geworden. Die Befürworter dieser Strategie halten Andersdenkende für naiv, weil sie ethische Grundsätze da einführen und anwenden wollen, wo doch nur der Erfolg der je eigenen Zieldurchsetzung zählen dürfe; welche Ziele keiner Diskussion mehr bedürfen. Ihre Vernunft ist „instrumentell“ (AI-like) geworden. „Kritik der instrumentellen Vernunft“, ein, wenn nicht der, Schlüsselbegriff der Kritischen Theorie, an dem ich festhalte, den allerdings ein Großteil der Schüler der Frankfurter Schule entweder nicht mehr in Anspruch zu nehmen scheint, oder den sie, wenn sie ihn den benutzen, gegen das zu kritisierende soziale Phänomen oder die zu Kritisierenden um so mehr in Anschlag bringen, je weniger sie ihn auf sich selbst reflexiv konsequent anzuwenden bereit sind.

      Dein „regelmäßiges Zusammenzucken“ bei der Lektüre von Kosieks Buch kann ich nachvollziehen, wenn denn die Rückführung der „Hintergründe der Reformen“ auf die Frankfurter Schule stimmig ist. „Was weggeräumt wurde“ ist ziemlich eindeutig und unumstritten, aber das „Warum“ (weil die Kritische Theorie es so wollte), scheint mir nicht so offensichtlich geklärt. Vielleicht schafft die Lektüre des Buches da Klärung.

      Lesen Sie doch bitte einmal die nicht wenigen Texte, die Adorno über Bildung und Erziehung geschrieben hat und zeigen Sie mir die Stellen, an denen er für eine Vernachässigung oder Verschlechterung der Bildungsinstitutionen plädiert. Sie werden sie nicht finden. Im Gegenteil: Er will umgekehrt Bildung und Erziehung vom gesellschaftlich Vorgesetzten so weit wie möglich entziehen, um individuelle Erfahrungsfähigkeit und Mündigkeit erst möglich zu machen. (Z.B. hier: Adorno. Theodor W.: Erziehung zur Mündigkeit. Vorträge und Gespräche mit Hellmut Becker 1959-1969.)

      Man fragt sich, woher heute irgend jemand das Recht sich nimmt, darüber zu entscheiden, wozu andere erzogen werden sollen. Dieser Denkweise sind die Bedingungen – die aus derselben Sprach- und Denk- oder Nichtdenkschicht stammen – im allgemeinen auch nicht weit. Sie stehen im Widerspruch zur Idee eines autonomen, mündigen Menschen, wie Kant sie unübertroffen formuliert in der Forderung, die Menschheit habe sich von ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien.

      Erziehung zur Mündigkeit besteht für Adorno primär in der Herstellung eines kritischen Bewusstseins, das zugleich auch eminent politische Bedeutung hat. Denn da eine funktionierende Demokratie auf der Willensbildung eines jeden Einzelnen beruht, ist ihre Verwirklichung für Adorno nur in einer „Gesellschaft von Mündigen“ denkbar, weshalb Erziehung die Menschen sowohl zur kritischen Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen wie auch zu einer selbstständigen und bewussten Entscheidungsfindung befähigen muss, die er zugleich auch als Quellen des Erkenntnisgewinns betrachtet. Erziehung zu Aufklärung und Mündigkeit ist damit für Adorno gleichbedeutend mit politischer Aufklärungsarbeit, die durch Bewusstmachung und kritischer Realitätsprüfung, aber auch durch die Verbreitung politischer Bildung die Ursachen und Zusammenhänge gesellschaftspolitischer Geschehnisse offenlegen und durch die Förderung eines demokratischen Bewusstseins langfristig zum Erhalt des Friedens beitragen soll. Die Demokratie hat sich allerdings nicht derart „eingebürgert, daß sie die Menschen wirklich als ihre eigene Sache erfahren, sich selbst als Subjekte der politischen Prozesse wissen. Sie wird als ein System unter anderen empfunden, (…) nicht aber als identisch mit dem Volk selber, als Ausdruck seiner Mündigkeit.“ („Demokratie als Ausdruck der Mündigkeit des Volkes“ oder auch „Mündigkeit des Volkes als Bedingung der Demokratie“) Der Einzelne soll folglich nicht nur befähigt werden, die Stärken der Demokratie kraft seines Verstandes zu erkennen, zu wahren und zu fördern, sondern auch, ihren Schwächen und Problemen mit Aufmerksamkeit zu begegnen, negativen Tendenzen Einhalt zu gebieten sowie an möglichen Lösungsansätzen zu arbeiten.

      Wenn das der Aufruf zu einer Herabsetzung der Bildung sein soll, gar der Aufruf zum Marsch durch die Institutionen (ohne sie verbessern zu wollen oder ihre mündigkeitsfeindliche Ausrichtung zu bekämpfen), dann finden wir hier wieder einmal, dass – zumindest was den Bildungs- und Erziehungsbereich betrifft – auf dem Etikett „Kritik an der Frankfurter Schule“ steht, in der Schublade jedoch ein verhunztes Bild gezeichnet wird, das sich leicht widerlegen läßt. Oder aber: „Adornianer“, „Kritische Theoretiker“ und „Frankfurter Schüler“ treten mit einem Anspruch an, dem weder das Ausmaß ihrer Lektüre, noch – wenn die Lektüre denn gegeben sein sollte – das Verständnis dieser Lektüre gerecht werden kann. Daran ist Adorno nicht ganz unschuldig. Denn seine geschriebenen Texte strotzen nicht gerade von Volksnähe. Dieser „Mangel“ erklärt sich aus seiner Auffassung der gesellschaftlichen Verhältnisse als eines „Verblendungszusammenhangs“, dem man sich durch seine Gedanken und seine Sprache nicht anpassen dürfe, wenn einem etwas an Wahrheit und Mündigkeit liegt. Ein Problem, das uns von der Rezeption Marxens im internationalen Maßstab nicht unbekannt sein dürfte. Wenn das, was etwa in China oder dem sowjetischen Stalinismus etc. an praktischem Marxismus zu erfahren war (aber auch die Tatsache wieviele tausend Varianten des Marxismus uns zum Tanz einladen), dem was Marx intendierte, entsprochen hat, dann könnte Marx jede Drehung in seinem Grabe vermeiden und sich ein für alle Mal zur Ruhe legen.

      Ist die Metapher vom Verblendungszusammenhang den im übrigen so falsch, wenn wir feststellen müssen, wieviele Mitmenschen eine weitere Waffenlieferungen an die Ukraine fordern, die menschengemachte Klimaaufwärmung beschwören, Palästina die Solidarität verweigern, die Errichtung von Konzentrationslagern für Putinversteher, Virusleugner und Impfverweigerer gefordert haben etc. etc.? Übrigens hat Adorno den Verblendungszusammenhang eines Tages – kurz vor seinem Tode – am eigenen Leibe erfahren müssen. Mitten in eine seiner großen, immer vollen Vorlesungen stürmte eine Gruppe barbusiger junger Studentinnen auf die Bühne, um Adorno darin zu belehren, dass „Praxis“, die Adorno verbaut sah (Verblendungszusammenhang!), doch möglich sei, und tanzten zu seinem Spott vor seiner Nase so lange herum, bis dieser den Saal verließ und die Polizei rief, um dem Tanz ein Ende zu bereiten. Seine „Praxis“ wurde von Putin Jahre später imitiert, der im Falle der „Muschi-Aufrührerinnen („Pussy Riots“) in einer Kirche in Moskau ähnlich verfuhr, es allerdings nicht beim Herbeirufen der Polizei belassen hat. Die Nackttänzerinnen waren nebenbei davon überzeugt, dass sie Adorno richtig verstanden, ihm aber zu demonstrieren hätten, dass die Folgerungen aus seinen Theorien in eine emanzipative („künstlerische“) Praxis zu überführen sei, zu der er nicht den Mumm aufbrächte, also eines „praktischen Nachhilfeunterrichts“ bedürfe.

      Mich würde Kosieks Stellungnahme dazu sehr interessieren.

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    • fidelpoludo schreibt:

      Liebe Theresa! Noch eine Kleinigkeit.

      Ich habe mir einen Vortrag des Herrn Kosiek mit dem Titel „Die FRANKFURTER SCHULE und ihre zersetzenden Auswirkungen (Vortrag 2008) angesehen, um einen ersten Eindruck zu gewinnen.

      https://odysee.com/@moonjunky:e/Rolf-Kosiek-Die-FRANKFURTER-SCHULE-und-ihre-zersetzenden-Auswirkungen–Vortrag-2008-:3

      Ich kann nicht allem widersprechen, was er fordert. Aufgefallen ist mir jedoch, wie unvermittelt er die 68er-Bewegung mit der Frankfurter Schule identifiziert, für die Folgen und Phänomene ersterer die zweite als Ursache, Kern und Treiber verantwortlich macht. Damit wird er erstens der Tatsache nicht gerecht, dass zwischen beiden durchaus nicht annähernd ein harmonisches Verhältnis geherrscht hat. Wie sich leicht belegen läßt. Beide kritisierten einander mit Argumenten auf Seite der Frankfurter und mit ausfällig werdenden Angriffen auf der 68er-Seite (der beschriebene Fall der „Muschi-Aufrührerinnen“ gehört da nicht unbedingt zu den harschesten); Ausfälle (und Abbrüche jeglicher Beziehung zu und aufeinander), die sich zu einem großen Teil gar nicht mehr um die Kritische Theorie kümmerten, sondern „ihr Ding“ ganz unbeirrt davon „abzogen“. Einer ihrer Höhepunkte: Man ließ langsam einen Pritschenwagen mit einem öffentlich kopulierenden Pärchen bürgerschrecklich durch das Zentrum einer Großstadt kutschieren – und lachte sich dabei schief ins Fäustchen: „Denen (den Bürgern, Adorno inclusive) haben wir es aber ‚mal gezeigt!“ Das passt sehr gut zu den Vorwürfen, die Kosiek erhebt, nicht aber im Geringsten zur Frankfurter Schule. (Das Video, das es davon einmal gab, ist entfernt worden)

      Zweitens verkennt Kosiek, wie umstritten die Einschätzung der 68er-Bewegung bei den Frankfurtern selbst war. Es läßt sich nachweisen, dass weder Habermas noch Marcuse bei Horkheimer und Adorno durchgängig hohes Ansehen genossen haben. Im Falle Marcuses besonders wegen seiner Nähe zu den 68ern, die ihn genau deswegen jedoch in den Himmel hoben.

      „Was es heute zu verteidigen gilt, scheint mir ganz und gar nicht die Aufhebung der Philosophie in Revolution, sondern der Rest der bürgerlichen Civilisation zu sein, in der der Gedanke individueller Freiheit und der richtigen Gesellschaft noch eine Stätte hat”
      (Horkheimer: Brief an Adorno v. 27. 9. 1958; zit. n. Claussen 2003, S. 413.)

      1974, also 16 Jahre später, macht er sich dagegen in einigen Aufzeichnungen der „Notizen“ selbst herbe Vorwürfe, dass er die demokratische Fassade der Bundesrepublik als eine Art Alibi-Jude zu beglaubigen helfe. Die Wahl der Metapher der Fassade findet sich, wörtlich und in zahllosen ernst zu nehmenden Details konkretisiert, in vielen als „rechts“ falsch gedeuteten und denunzierten Texten.

      Seine Erfahrungen lehrten ihn, Gewalt zu hassen. Weshalb man ihn abtrünnig schalt.
      (M. L. Kaschnitz in einem Gedicht zu Adorno nach
      dessen Tod, zit. n. Müller-Doohm 2003, S. 735.)

      Damit ist wiederum Adorno ebenso angesprochen wie die Vorwürfe der 68er.

      Zum vorläufigen und absehbaren Schluß noch ein Hinweis darauf, auf welche Art die Frankfurter auch unter 68ern „Schule“ gemacht haben. In der „Neuen Frankfurter Schule“, als deren bekanntester Repräsentant wohl Robert Gernhard gelten dürfte. Sein Gedicht führt uns zum dritten und wohl letzten Mal zu dem die „antiautoritäre Revolutionsposse“ in einer verspottend-spielerisch-anmaßenden Form andeutenden Vorfall der respekt- und würdelosen, beachtungsgeilen „Muschi-Rebellinen“ im vollbestzten zum Theater umfunktionierten Frankfurter Vorlesungssaal. Eine offene Parteinahme vermeidend, eher beide Kontrahenten aufs Korn nehmend, erinnert uns der Autor nebenbei an bessere Zeiten des Adorno-Studenten-Verhältnisses, das es gegeben haben muß – zu einer Zeit als Theodor Wiesengrund Adorno noch liebevoll verharmlosend „Teddie“ genannt wurde. Bevor ihr es lest, testet mal kurz an, ob Euer Körper biegefähig genug ist, um ungebrochen durch die Verse über die Runden zu kommen:

      Ach, was muß man oft von bösen
      Mädchen hören oder lesen!
      So zum Beispiel hier von diesen,
      Welche Pat und Doris hießen.
      Die, anstatt durch weise Lehren
      Sich zum Guten zu bekehren,
      Oftmals noch darüber lachten
      Und sich heimlich lustig machten.

      Aber wehe, wehe, wehe,
      Wenn ich auf das Ende sehe !
      Drum ist hier, was sie getrieben,
      Auszugsweise aufgeschrieben:
      Also lautet der Beschluß.
      Daß der Mensch was lernen muß.
      Nicht allein das Abc
      Bringt das Mädchen in die Höh’,
      Sondern auch der Weisheit Lehren
      Muß man mit Vergnügen hören.
      Daß dies mit Verstand geschah,
      War Professor Teddie da.

      Pat und Doris, diese beiden,
      Mochten ihn darum nicht leiden.
      War’s, weil sie in Seminaren
      Nicht die allerbravsten waren,
      War’s, weil sie zu wissen wähnten,
      Wonach sich die Massen sehnten-:
      Was der Prof da von sich gab
      Klang in ihren Ohren schlapp.
      Abgefuckt und inhaltsleer,
      Konterrevolutionär,
      Bourgeois und theoretisch,
      Stetes Kreisen um den Fetisch
      Ratio – und so was rächt sich,
      Denn noch schrieb man Neunundsechzig
      Und da sann man unverdrossen
      Mal auf Go-ins, mal auf Possen,
      Um die Profs zu demaskieren
      Und der Welt zu demonstrieren,
      daß sie unter den Talaren
      Machtgeil, stur und muffig waren.
      Grade dann, wenn sie in Worten
      Jederzeit und allerorten
      Das Bestehende verdammten
      Und der Schicht, aus der sie stammten,
      Feurig die Leviten lasen:
      Haltet ein! Bald deckt der Rasen
      Euch und eure schwarzen Taten.
      Die tagtäglich das verraten,
      Was ihr sonst an Werten predigt -:
      Glaubt Karl Marx! Ihr seid erledigt!
      Denn es kann im falschen Leben
      Niemals nie kein richtigs geben!

      Meister im Levitenlesen
      Aber war der Prof. an dessen
      Widersprüchen sich die »lieben«
      Mädchen Pat und Doris rieben.
      Darum sei sogleich verraten.
      Was sie mit Adorno taten.

      Nun war dieser große Lehrer
      Von den Damen ein Verehrer,
      Was man ohne alle Frage
      Nach des Denkens Müh’ und Plage
      Einem guten, alten Mann
      Auch von Herzen gönnen kann.
      Nicht so unsre beiden Kinder,
      Die im Weiberrat und in der
      Wohngemeinschaft voll einbrachten,
      Was sie von dem Denker dachten:
      Macho, liberaler Scheißer,
      Sprücheklopfer, Fraunaufreißer,
      Ein im Widerspruch verstrickter
      Objektiv dem Volk entrückter
      Tui, der subjektiv nicht raffe,
      Daß er nichts als eine Waffe
      Sei der Scheiß-Reaktion –
      Das genügte, denn bald schon
      Riet der ganze Weiberrat
      Dergestalt zur raschen Tat,
      Daß die beiden lachend schrien:
      „Schwestern, stimmt: Da pack’n mer ihn!“

      Tags darauf in Unifluren
      Treffen wir die zwei Figuren,
      Die, das sei nicht übersehen,
      Aus sehr viel Figur bestehen,
      Da sie nackt, ohn alle Stützen,
      Unterm Hemde das besitzen,
      Was die jungen wie die reifen
      Herren liebend gern begreifen.

      Eben strebt in sanfter Ruh
      Adorno seinem Hörsaal zu,
      Und mit Buch und Lesungsheften
      Zu gewohnten Denkgeschäften
      Lenkt er freudig seine Schritte
      In der jungen Menschen Mitte,
      Und voll Dankbarkeit sodann
      Schaut er Pat und Doris an,
      Die, wie ihm zu applaudieren,
      Vollreif seinen Weg spalieren.

      „Ach!“ denkt er, „Die größte Freud
      Ist doch die Begrifflichkeit!“

      Rums! Da ziehn die beiden los,
      Und vier Brüste schrecklich groß,
      Jäh befreit von allen Stoffen,
      Herrlich bloß und gänzlich offen,
      Nackig, unbeschreiblich weiblich,
      Knackig, unbegreiflich leiblich,
      Lockend, drängend, wogend, prangend
      Einen ganzen Mann verlangend,
      Ragend, dräuend, drohend, schwellend,
      Allen Geist in Frage stellend,
      Recken sich dem Prof. entgegen,
      Welcher stumm erst, dann verlegen,
      Dann erschreckt das Weite sucht
      Und bei sich den Tag verflucht,
      Da er dieser Busen Licht –
      Doch so weit sind wir noch nicht.

      Bleiben wir bei unsern Rangen.
      Die sich eiligst wieder fangen,
      So geschwind, daß niemand klar ist,
      Was hier Einbildung, was wahr ist,
      Wer hier was warum entblößte –
      Fest steht nur: ‘s kann auch der größte
      Denker nicht in Frieden leben,
      Wenn Mädchen ihre Hemdchen heben.

      All das geschah vor langer Zeit,
      Doch ist es nicht Vergangenheit.
      Das Busen-Attentat gab zwar
      Dem Prof. den Rest -: Im gleichen Jahr
      Verstarb der Philosoph, jedoch
      Pat und Doris gibt es noch.

      Die eine forscht, die andre lehrt.
      Und beide sind gottlob bekehrt
      Von den Ideen ihrer Jugend:
      Heute decken Halter, Stoff und Tugend
      Verläßlich, was den Prof. einst schreckte,
      Als es ihm blank entgegenbleckte …

      Mit der Zeit wird alles heil,
      Nur der Teddie hat sein Teil.

      – Robert Gernhardt –
      Aus: „In Zungen reden…“

      Das ganze kann man sich hier von Robert Gernhard selbst gelesen hier antun:

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      • kranich05 schreibt:

        Mir ham sich die Verse komplett reingeleiert. Manchmal schien mir, sie ruckelten ein wenig. Wi. Busch ist doch der Größte.

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      • Theresa Bruckmann schreibt:

        Den Vortrag von Rolf Kosiek finde ich sehr gut. Ich denke, er würde sich als Auftakt zu eine Veranstaltung anbieten, die sich aus Interessierten und Kundigen aller Coleur zusammensetzt und die der Frage nachgehen: Was in der Weimarer Republik war gut und sollte weitergepflegt oder neu aufgenommen werden. Und was passierte nach dem 2. WK bis heute? Kosiek spricht davon, dass Veränderungen vom Volk unbemerkt geschahen. Der Überzeugung bin ich auch. Es geschahen Dinge, wie das Entfernen von Büchern aus Schüler-, Lehrer und Öffentlichen Biblotheken, nur, weil jetzt andere Rechtschreibregeln eingeführt wurden, die ohnehin nicht mehrheitlich begrüßt wurden. (Dasselbe geschieht jetzt mit gendergerechten Kinderbüchern und Schulbüchern). Ich bin politisch/parteilich nicht so festgelegt, dass es mich umhauen würde, Zusammenhänge zu erfahren, die ich vorher für undenkbar hielt. Ich will einfach wissen, wie die Umerziehung der Deutschen bewerkstelligt wurde und auch diese Vergangenheitsbewältigung, die ich als Nachkriegs-Geborene so erlebt habe, dass wir uns so schuldig fühlen sollten für die Taten der Väter, dass wir vor Scham nicht mehr den Kopf erheben konnten. 

        Das zitierte Gedicht hat mich einfach nur gelangweilt. Geschockt hat mich eher dieses über Adorno aus „Nikolas Pravda DER MUSIKCODE, Untertitel Frequenzen, Agenden und Geheimdienste – zwischen Bewusstsein und Sex, Drugs & Mind control“

        S. 230: „Es gibt ein großartiges Mem im Internet darauf anspielt, dass Theodor Adorno der Kopf hinter den Beatles war. Stellen Sie sich diese Szene vor: Es ist 1963 und Lennon und McCartney kämpfen mit der Komposition von „She Loves You“. Lennon sagt: „She loves you. Was kommt als nächstes?“ „Yeah Yeah Yeah?“, mischt sich Adorno ein. „Genial, Teddie, einfach genial“, sagt McCartney. Infolgedessen wird der Song zu einem transatlantischen Knaller, der meistverkauften Single der Beatles.  Tatsächlich verachtete Adorno natürlich, wie zu erwarten war, die Liverpooler Beat-Combo mit ihren Pilzköpfen und alles, wofür sie standen. 1965 sagte Adorno im Magazin Akzente, sie würden sich „heruntergekommener Ausdrucksmittel“ bedienen und seien Teil einer „dirigistischen Massenkultur“.

        Für Adorno war jeder Versuch, über die Popmusik gute Botschaften oder Inhalte transportieren zu wolllen, zum Scheitern verurteilt. (103), Adorno machte sich auch Gedanken über die Protestmusik der 1960er Jahre und argumentierte in einem Interview: „Ich glaube allerdings, dass Versuche, politischen Protest mit der Unterhaltungsmusik zusammenzubringen, deshalb zum Scheitern verurteilt sind, weil die ganze Sphäre der Unterhaltungsmusik, auch wo sie irgendwie modernistisch sich aufputzt, so mit dem Warencharakter, mit dem Amusement, mit dem Schielen nach dem Konsum  verbunden ist, dass Versuche, dem eine veränderte Funktion zu geben, ganz äußerlich bleiben. Und ich muss sagen, dass wenn irgendjemand sich hinstellt und auf eine im Grunde doch schnulzenhafte Musik dann irgendwelche Dinge darüber singt, dass Vietnam nicht zu ertragen sei, dann finde ich gerade, dass dieser Song nicht zu ertragen ist, weil er, indem er das Entsetzliche noch irgendwie konsumierbar macht, schließlich auch daraus noch so etwas wie Konsumqualitäten herauspresst.“  (104) … Die Projekte des „Tavistock Instituts“ waren eine Fortsetzung der Arbeit der deutschen Wissenschaftler, die als „Frankfurter Institut für Sozialforschung“ oder „Frankfurter Schule“ bekannt ist, und die sich auf der Grundlage von Freuds Gedanken auf das Studium und die Kritik der Kultur konzentrierte… Das „Radio Research Project“ war ein von der „Rockefeller-Stiftung“ finanziertes Sozialforschungsprojekt zur Untersuchung der Auswirkungen von Massenmedien auf die Gesellschaft.

        Es begann 1937 mit dem Erforschen des Radiohörens auf die Gesellschaft. Mehrere Universitäten schlossen sich zusammen und ein Hauptquartier wurde gebildet.  

        Ergebnisse: 25% hielten eine Fiktion für real. Eine Methode zur Publikumsbefragung (Drücken auf neg. pos.im Verlauf der Sendung) wurde entwickelt.

           Theodor Adorno verließ das Projekt 1941 nach einer Meinungsverschiedenheit mit dem Leiter Lazarsfeld.

           Adorno war sehr einflussreich und arbeitete später für die „Crown Corporation“. In seinem wahrhaften Zynismus schrieb er für die Tavistock-Bands schnulzige, einfache Musik, um seine Konzepte zu beweisen, wie einfach es ist, Menschen mit zeitlich festgelegten und wiederholten Botschaften in der Musik zu beeinflussen… (106)

           Adorno als Ghostwriter der Beatles blieb der Öffentlichkeit verborgen. Theodor W. Adorno war dwr Kopf hinter den Beatles, da er die Rechte an der Musik besaß, die schließlich sein Nachlassverwalter an Michael Jackson verkaufte. Der Beatles-Katalog im Besitz von Jackson zeigte, dass die meisten Lieder und Texte Adorno gehörten. Er schrieb auch eine Menge Hits für Bands der „britischen Invasion“, die sehr berühmt sind, am „Tavistock-Institut“ in London entstanden und sie zu Stars machten.

           Die Beatles wurden der Öffentlichkeit vorgestellt, um die Jugendkultur zu verbreiten, die zur Verbreitung der New Age-Kultur führte, und dies alles war darauf ausgerichtet, eine nihilistische Kultur aufzubauen, die heute allzu präsent ist. Es heißt „teile und herrsche“, aber dies wird zu einer weiteren „Büchse der Pandora“- Nichts ist so, wie es scheint.

           Die Beatles lösten sich auf, weil Adorno starb, nachdem er Text und Musik für das Album „Abbey Road“ geschrieben hatte. (107)

           Die soziale Theorie des Rock wurde vom Musikwissenschaftler Theodor Adorno ausgearbeitet, der 1939 in die USA kam, um das „Radio Research Project“ der „Pinceton University“ zu leiten. Adorno schrieb: „In einem imaginären, aber psychologisch emotionsgeladenen Bereich, wird sich der Hörer, der sich an einen Hit erinnert, zum idealen Thema des Liedes verwandeln, zu der Person, die das Lied auf ideale Weise anspricht. Gleichzeitig wird er als einer von vielen, die sich mit diesem fiktiven Thema, diesem musikalischen Ich, identifizieren, eine Erleichterung seiner Isolation fühlen, wenn er sich in die Gemeinschaft der „Fans“ integriert fühlt. Wenn er ein solches Lied pfeift, beugt er sich einem Ritual der Sozialisation, obwohl seine Isolation über diese unartikulierte subjektive Bewegung des Augenblicks hinaus unverändert bleibt. Der Vergleich mit Sucht ist unvermeidlich. süchtiges Verhalten hat im allgemeinene eine soziale Komponente. Es ist eine mögliche Reaktion auf die Atomisierung, die, wie Soziologen bemekrt haben, mit der Komprimierung des sozialen Netzwerks einhergeht. Musiksucht in Bezug auf eine Reihe Hörer von Unterhaltungsmusik wäre ein ahnliches Pänomen.“

        S. 235: George Martin, der „5. Beatle“, hat alle Orchesterarrangements mit Adorno für spätere Beatles und britische Bands angefertigt, denen sie zugewiesen wurden.

           Im Zentrum der Frankfurter Schule steht die These, dass Massenmedien dazu eingesetzt werden könnten, um „regressive mentale Zustände zu induzieren, Individuen zu atomisieren und eine erhöhte Belastung zu erzeugen“, mit anderen Worten: Passivität zu schaffen durch Förderung der Entfremdung wie 1955 bei dem Film… denn sie wissen nicht, was sie tun, oder Verherrlichung mieser krimineller Jugendlicher in die Saat der Gewalt, Glauben Sie wirklich, dass diese beiden Filme, die ein Massenpublikum erreichten und die gesamte westliche Hemisphäre verändert haben, nur Produkte einiger Hollywood-Produzenten in den 1950er Jahren waren?

        S. 236 des Buches, ein Zeitungsausschnitt von 17. Januar 1997 von L. Wolfe

        1. The Science of Brainwashing

            „How The British Use The Media for Mass Psychological Warfare“ („Wie die Briten die Medien für psychologischee Kriegsführung gegenüber den Massen einsetzen“) bei „EIR“, 1997. Leanna Wolfe beschreibt darin, wie nach der Studie des „Tavistock-Instituts“ über Kriegspsychose diese die individuelle Persönlichkeit stört:

           „Aus ihrer Arbeit ging eine üble These hervor: Durch den Einsatz von Terror kann der Mensch in einen kindlichen und unterwürfigen Zustand versetzt werden, in dem seine Vernunftkräfte getrübt sind und in dem seine emotionale Reaktion auf verschiedene Situationen und Reize vorhersehbar werden kann, oder in Tavgistock’schen Begriffen,

        ‚profitabel‘. Durch die Kontrolle des Angstniveaus ist es möglich, bei großen Gruppen von Menschen einen ähnlichen Zustand herbeizuführen, deren Verhalten dann von den oligarchischen kräften kontrolliert und manipuliert werden kann, für die “Tavistock‘ gearbeitet hat.“

           Da haben wir den „entfremdeten Teenager“, der in seiner eigenen unbedeutenden kleinen Welt als formbar hergestellter „Ausgestoßener“ niemals erwachsen wird, der in Form des Peter-Pan-Syndroms niemals in einer ununterbrochenen Entwicklung aufwächst.

           Die ununterbrochene Flut des Programmierens von Menschen nach dem 2. Weltkrieg mit Radio, dem Fernsehen plus Filmen und Musik durch diese Technologie, war ein Angriff auf Menschen, die sich nicht bewusst  sind, programmiert zu werden, und brachte sogar „Rebellen“ hervor, die sich von der Gesellschaft und ihren Eltern und alten Ideen „entfremdet“ fühlten… Entfremdung ist Teil des Prinzips teile und herrsche, Aufwachen!…  Parallel zu den Rock-Konzerten stieg der Drogenkonsum unter den Jugendlich proportional an. Das teuflische Chaos disharmonischer und heftiger Beat-Sounds betäubte die Zuhörer, sodass sie leicht dazu verleitet wurden, die neue Droge LSD auf der Grundlage zu probieren, dass „es jeder macht“. Gruppenzwang ist eine sehr starke Waffe.

         

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        • fidelpoludo schreibt:

          Das mit Adorno als Ghostrwriter der Beatles und als Besitzer ihrer Rechte glaube ich erst einmal ganz und gar nicht. Er müßte ja im Reichtum versunken sein. Die Belege werde ich mir ansehen. Wenn es sie denn gibt.

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          • Theresa Bruckmann schreibt:

            Es soll ihm um die Bestätigung seiner Theorie gegangen sein, was möglich ist in Sachen Beeinflussung von Menschen. Das ist für mich das schockierende daran. Dass es ihm um Geld gegangen wäre, davon war nie die Rede. Ich muss, wenn ich Rechte an etwas habe, diese niicht vermarkten. Ein Markt hieße Transparenz und wäre das Ende von Maskierung.

            Mit diesem Wissen um die Entstehung spiele ich die Musik aber genauso gern wie zuvor, z.B. das Medley „The Beatles“ (Kurt Sorbon). Dasselbe gilt für den Original Soundtrack James Bond 007 (Johan de Meij) – immer noch und trotz alledem ein Lieblingsstück – obwohl ich seit Jahren um die Entstehung der James Bond Serie weiß, nämlich um die Zurverfügungstellung der technischen und militärischen Anlagen – ohne die diese Effekte gar nicht möglich wären – gegen Einflussnahme in die Drehbücher. Diese Agenten-Thriller müssen zeigen, welche Seite die überlegene ist, dürfen den politischen Gegner auch im Spiel nicht siegen lassen.

            Ein kleiner Trost, falls Sie den jetzt nötig haben: für mich sind Schrecken und Frust angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung ständige Begleiter.

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            • fidelpoludo schreibt:

              Ich bin mit Kosiek noch lange nicht fertig und werde ihn noch lesen. Mein Verdacht aber, dass er alle üblen Erscheinungen der Nachkriegszeit den Frankfurtern in die Schuhe schieben will – muß er endlich belegbar nachweisen. Was Fragen der Musik betrifft, konnte Adorno mich nie überzeugen. Die atonale Musik erzeugt beim mir nur ein Grausen. Man kann aber kaum behaupten, dass er damit bei den Deutschen einen durchschlagenden Erfolg gehabt hat. Und sein Erfolg damit ist auch international kaum der Rede wert. Es gab mit einiger Sicherheit einen groß angelegten Plan, die deutsche Kultur zu zerstören, für den die Frankfurter meiner Ansicht nach kaum verantwortlich gemacht werden können. Adornos Kritik der Kulturindustrie zielt auf deren Abschaffung oder Veränderung und nicht auf deren Weiterbestehen bzw. gar Indienstnahme für manipulative Zwecke ab. Meiner Ansicht nach sollten sich die Kritiker der Massen- und Mainstreammedien dieser Analysen bedienen, um detaillierter beschreiben zu können, was Sache ist. Sie zitieren oder schreiben:

              Im Zentrum der Frankfurter Schule steht die These, dass Massenmedien dazu eingesetzt werden könnten, um „regressive mentale Zustände zu induzieren, Individuen zu atomisieren und eine erhöhte Belastung zu erzeugen“, mit anderen Worten: Passivität zu schaffen durch Förderung der Entfremdung.

              Das ist richtig, aber er klagt das an und will es nicht weder als Technik noch als Ziel propagieren. Er sagt es klar, deutlich und unmißverständlich in aufklärerischer Absicht: So läuft es ab und solange es so abläuft befinden wir uns alle mitinander in einem Verblendungszusammenhang („Where everything is bad, it’s good to know the worst.“ „Das Ganze ist das Unwahre.“ „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ – Das sind Beschreibungen von Zuständen, die er nicht feiert, erreichen oder verfestigen will – oder die als Wissenswerkzeuge genutzt werden sollten, um das Verhängnis unumkehrbar zu machen, sondern er will, dass sie sich ändern, zum Besseren.)

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              • Theresa Bruckmann schreibt:

                Danke fidelpoludo, ich möchte das auch so sehen. Die Sache mit Tavistock will aber nicht dazu passen. Aufgrund meiner Erfahrung in dieser sexuell aufgeladenen Zeit – zwischen 1970 und 1975 hatte ich 5 Übergriffe. abzuwehren- Das Problem der völlig enthemmten Frauen wie Männer war, dass sie sich nicht vorstellen mochten oder konnten, dass nicht jede/r wie auf einem Höhnerhof , jederzeit und von irgend jemand bestiegen werden wollte. Mich schüttelt’s immer noch, wenn ich dran denke. Und das was jetzt mit der Frühsexualisierung geschieht, triggert alles wieder – und dabei war ich immerhin schon 20 und mit 27 war ich so weit, das ich keinen Arbeitsvertrag mehr unterschreiben mochte/konnte. Am sichersten fühlte ich mich in Hörsäälen und Seminarräumen (je kleiner die Gruppe, je eher getrauten sich Übergriffige). Das sind so meine Beweggründe, warum es mir wichtig wäre, dass redliche, der Wahrheit verpflichteten Journalisten die Entstehungs- und Weiterführungslinien aufzeigten und man Menschen wieder ihre Privatheit verschaffen kann.

                Was ein Juval Harari dazu meint, interessiert dabei wirklich nicht; auch nicht was so mancher Märchenonkel so schreibt. 

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                • fidelpoludo schreibt:

                  Wie steht „die Sache mit Tavistock“ denn nach Deinem Informationsstand mit der Frankfurter Schule in einem Zusammenhang? Inwieweit sind Kontakte nachweisbar?

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      • Detlev Matthias Daniel schreibt:

        Nach diesen Auszügen/Textbeispielen muß ich meine Annahme gründlich revidieren. Kosiek geht es ganz offensichtlich vor allem um die Propagierung seines eigenen Weltbildes. Nicht um eine Kritik der kritischen Theorie, um ihre Überprüfung anhand ihrer Wirkung, sondern um ihre Diskreditierung über die ihrer Vertreter durch die Erzeugung einer Perspektive, die die ihnen unterstellten Motive belegen soll. Über die Theorie selbst erfährt man so weder Wesentliches noch Widersprüchliches.

        Wenn man den handelnden Personen entsprechende Absichten unterstellt, muß man die Kausalität der Ereignisse nicht mehr nachweisen. So werden Ideen und ihre Vertreter, die im Kontext einer gesellschaftlichen Entwicklung stehen, zu deren Ursachen und „Schuldigen“. Natürlich sollte man nie vergessen, daß die Handelnden bzw. Denkenden hinter jeder Idee, Theorie, Ideologie konkrete Menschen sind, die auch von menschlichen Motiven bewegt werden. Es sind aber vor allem die Personen selbst, die über ihre Motive Auskunft geben können, am wenigsten solche „Beobachter“ wie Kosiek.

        Ich habe auch in den Vortrag hineingehört, es aber nicht lange ausgehalten. Wurde mir einfach zu unappetitlich.

        Die Busch-Adaption von Robert Gernhardt kannte ich schon – bis auf den letzten Teil (nach der „Moral“), der nach meinem Empfinden stark verflacht. Alles andere klingt, als hätte Busch selbst die Feder geführt.

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  7. Karl schreibt:

    Theresa Bruckmann

     schreibt: 21. April 2024 um 09:53

    @ Theresa Bruckmann – zum Beitrag heute, 9:53, hier im breiteren Feld

    Ahoi Theresa,

    ich steige hier mal ein und erlaube mir das „Du“, mit knapp 60 bin ich mglw. sogar der ältere von uns beiden, und es erscheint mir einfacher.

    Ich verstehe einige Dinge nicht. Du hast – ausweislich deiner Anfrage hier vor einigen Wochen – von der wirklichen „Kritischen Theorie“ noch nichts gelesen, informierst dich jetzt aber über die „Kritische Theorie der Frankfurter Schule“ – „notgedrungen“ – ausgerechnet aus dem Buch eines ausgewiesenen Neofaschisten. Was erwartest du da? Und wieso „notgedrungen“?

    So ausgestattet kippst du dann einen Korb mit Meinungen aus, die man wohlwollend als „bunt gemixt“ beschreiben könnte, und auf die man unmöglich umfassend eingehen kann, wenn man die historischen Tatsachen einigermaßen sauber zuordnen will.

    In solchen Fällen bleibt nichts übrig, als einige Punkte herauszugreifen, die ggf. als eklatant falsch zu bezeichnen sind. Jede These/Theorie/jedes Narrativ hat „Stützstellen“, also Aussagen, auf die es wesentlich aufbaut, und wenn diese „Stützstellen“ widerlegt sind, dann ist die Theorie hin. Als konkretes Beispiel: Wenn nachgewiesen werden kann, dass die Türme gesprengt wurden – dann ist der ganze Rest der Erzählung hin; die Teppichmesser, der vergessene Führschein, die schlafende Luftraumüberwachung –  alle Einzelheiten, die im Zusammenhang mit der Geschichte auf  den Tisch kamen, sind perdu – selbst wenn sie für sich genommen stimmen sollten.  

    Ich versuche, auf einige Punkte deiner Aussagen einzugehen, die mir besonders merkwürdig vorkommen.

    „Die Denker der 1. Generation der Frankfurter Schule prägten das Denken der Intellektuellen Westdeutschlands, die 2. Generation verwirklichte doch tatsächlich den „Marsch durch die Institutionen“ und scheinbar gibt’s seit Habermas kein Halten mehr.“  

    Ja?! Zwei Hände voll Leute, die sich der bürgerlich-kapitalistische Staat in seiner Prosperitätsphase als „kritische Denker“ an den Hochschulen locker leisten konnte, „prägten das Denken der Intelektuellen Westdeutschlands“?? Welch gewaltige Überschätzung! Der Autor des Buches ist doch ein gutes Beispiel für einen, der davongekommen ist.

    Und dann begann „der Marsch durch die Institutionen“. Wir sprechen also hier über opportunistische, revisionistische, reformistische Vorstellungen reinsten Wassers, die Theorie, man könne den „Staat“ durch Besetzung von Einzelpositionen „übernehmen“. Und der endet genau so, wie Lenin es prognostiziert hat. Solange es die Kapitalverwertung nicht stört, läßt man sie gewähren. Wer tatsächlich unbequem wird, wird aussortiert, mal sanft, mal weniger, wie Rudi Dutschke. Die anderen entwickeln ein Rückgrat wie ein Gummitier, wie der Steinewerfer Fischer, der den „Faschismus“ bekämpfte, wo keiner war, und mittlerweile zu den besten Kriegsunterstützern gehört, auf die sich die Bundesregierung berufen kann.  [https://www.24rhein.de/welt/politik/putin-europa-joschka-fischer-warnt-gefahrrussland-bundeswehr-ukraine-krieg-aufruestung-zr-92908503.html , 21.04.2024] 
    Der Feind kommt aus dem Osten. Da befindet er sich in bester Gesellschaft mit Wilhelm II., und auch mit unserem „Führer“. Eine 180°-Wendung, von der die Frau Bearbock nur träumen kann. Ein „Linker“? Hahahaaa.

    „Aber überwogen hat das Erkennen der Hintergründe von Reformen (Gesamtschule, Rechtschreibreform gegen die Mehrheit der Deutschen mit anschließender Säuberung von Schüler-, Lehrer- und öffentlichen Bibliotheken von allem, was den in Amt und Würden gekommenen Landespolitikern und Landesbeamten – wenn sie noch leben – Alt-68ern – gegen die von der neomarxistischen/neofreudianischen Theorie angeregten Entwicklungen ging, dann die Gesamt- und Ganztagsschulen, die Hochschulen sowieso, was da so „demokratisiert“ und statt Leistung „Haltung“ maßgeblich wurde, was nachweislich zu bis zu 40% schlechteren Bildungsergebnissen führte (sagte mir ein ehemaliger Schulleiter jetzt, den ich um Gegenlesen bat). Das lässt sich fortsetzen bis zu den Juristen, Kirchenmännern und anderen Funktionsträgern.“

    Den fetten Teil verstehe ich überhaupt nicht. Da sehe ich einen Widerspruch innerhalb der Aussage, oder es fehlt etwas.

    Umbau des Bildungssystems, statt „Leistung“ „Haltung“ usw. – daran sollen auch die 68er schuld sein? Dieser Prozess begann in den 1990er Jahren, also nach dem Ende des Staatssozialismus. Wer da nach Verantwortlichen sucht, sollte sich lieber mal bei der Bertelsmann-Stiftung und anderen Thinktanks umschauen. Der Grund ist der gleiche, aus dem es auch einen „Fachkräftemangel“ gibt. Überangebot auf dem Arbeitsmarkt + relative Dummheit durrch mangelnde Grundbildung – so kann das Verwertungssystem weiterbetrieben werden.

    „Der Krieg [respektive kapitalistische Krise und „Pandemie“]hat die kapitalistische Wirtschaft in ihren Tiefen zerrüttet. Das zeigt sich nicht nur in der ungeheuerlichen Verelendung des Proletariats, sondern ebensosehr in der Proletarisierung breitester klein- und mittelbürgerlicher Massen, in dem Notstand des Kleinbauerntums und in dem grauen Elend der Intelligenz. Die Notlage der Intellektuellen ist um so größer, als in der Vorkriegszeit der Kapitalismus sich angelegen sein ließ, davon eine Überproduktion herbeizuführen. Die Kapitalisten schufen auch auf dem Gebiete der Kopfarbeit ein Massenangebot von Arbeitskräften, um damit Schmutzkonkurrenz zu entfesseln und die Löhne, pardon Gehälter, zu drücken. Gerade aus diesen Kreisen rekrutierten der Imperialismus und der imperialistische Weltkrieg viele ihrer ideologischen Vorkämpfer. Augenblicklich erleben all diese Schichten den Bankrott ihrer Hoffnungen auf den Krieg. Ihre Lage hat sich außerordentlich verschlechtert. Schlimmer als alles lastet auf ihnen das Fehlen der Existenzsicherheit, die sie in der Vorkriegszeit noch hatten.“ [Clara Zetkin, Der Kampf gegen den Faschismus, https://www.marxists.org/deutsch/archiv/zetkin/1923/06/faschism.htm, 21.04.2024)

    Massenproduktion von Abiturienten und (Schmalspur-)Hochschulabsolventen durch „Bologna“ zielen auf eine „Verbilligung“ hochqualifizierter Fachkräfte, die aber eben nur für das Fach qualifiziert sind, für das sie gebraucht werden, nicht „gebildet“ in dem umfassenderen Sinne des Wortes. Das ist keine neue Idee, sondern wurde von Zetkin als Merkmal des Faschismus schon im Jahre 1923 herausgearbeitet.

    „Kranich, wenn Sie im Osten Deutschlands davon verschont geblieben sind, dann müsste dort tatsächlich noch Marx (ohne Neo- und ohne Neofreudanismus) als das gesehen werden, was bis zur Weimarer Republik auch hier noch galt.“

    Und das wäre? Ohne irgendeinen Anhaltspunkt – wie soll man eine solche Frage beantworten? 

    „Aus Klassenkampf wurde in Westdeutschland unter der „Kritischen Theorie“ das Bemühen um ein „revolutionäres Bewusstsein“ im Volk, das Voraussetzung für eine Umwälzung/Revolution ist.“

    Wie schon einmal geschrieben: Klassenkampf ist in der Klassengesellschaft ein Dauerbrenner, mal mehr, mal weniger, aber immer da. Jeder Streik ist Klassenkampf. Auch „Pandemie“ ist Klassenkampf. Cancel-Culture ist Klassenkampf. Jede Auseinandersetzung um mehr oder weniger Bildung ist Klassenkampf. Geld für Panzer oder Geld für Krankenhäuser – auch Klassenkampf. Und die „Linken“ führen ihn nur ungern. Weil sie sich oft wohlfühlen mit einem gut bezahlten Parlamentspöstchen. Oder, wenn sie in normalen Jobs arbeiten, bei ihnen immer die Existenz auf dem Spiel steht. Impfen oder nicht – wenn mein Job auf dem Spiel steht – was mach ich da? Wenn ich als Arzt („Freiberufler“) für die Impfung drei mal so viel kassiere wie für eine normale Grippe-Impfung – was mach ich da?

    Man nennt das nach Johan Galtung „strukturelle Gewalt“. Die wird von oben nach unten durchgereicht.

    Wir erleben einen  Klassenkampf von oben! Warren Buffet benutzt sogar das Wort „Klassenkrieg“. “There’s class warfare, all right,” Mr. Buffett said, “but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning.” [ https://www.nytimes.com/2006/11/26/business/yourmoney/26every.html?_r=0 , 12.05.2022]

    „Revolutionäres Bewußtsein“ wäre durchaus ein Ziel, allerdings des klassischen Marxismus! Die „Kritische Theorie“ ist ja gerade geprägt davon, dass sie auf die revolutionäre Komponente des Marxismus verzichtet. „Marsch durch die Institutionen“ ergibt keine Revolution, und so braucht man auch kein „revolutionäres Bewußtsein“.

    Man kann es drehen wie man will. Der Versuch, die aktuellen Regierungen und Institutionen des Westens als „links“ zu labeln, entbehrt jeder faktischen Grundlage. 

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    • fidelpoludo schreibt:

      „ausgerechnet aus dem Buch eines ausgewiesenen Neofaschisten“

      Rolf Kosiek (* 23. September 1934 in Herford; † 16. August 2023[1]) war ein deutscher Publizist, Politiker der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) und neonazistischer Multifunktionär.

      Auch Leute, die sich streiten, können sich duzen (mindestens solange, bis einer sein „Du“ zurückzieht oder es einer es sich verbietet).

      Wenn der „Ausweis“ von dem atlantifaschistischen global ausgelagerten Ort des US-zionistischen Wahrheitsministeriums Wikipedia stammt, hege ich Zweifel daran, dass – gerade was politische Einschätzungen betrifft – die Wahrheit im Vordergrund steht, statt politisch neofaschistischer Propaganda. Ihre gezielten Desavouierungen lassen den Verdacht aufkommen, dass es dort etwas zu sehen geben könnte, das nicht gesehen werden soll. Muß nicht immer so sein, ist aber immer öfter der Fall.

      Hinzu kommt, dass ich – was die Ermittlungen in Richtung Wahrheit betrifft – schon seit geraumer Zeit dem Schema der klaren Aufteilung links (Wahrheit, Geist, Fortschritt, Recht und Gerechtigkeit) und rechts (Lüge, Ungeist, Reaktionär, Ungerechtigkeit) die Absage erteilt und die Kündigung geschrieben habe. Weil sich links herausgestellt hat, dass es auch rechts zugeht, und rechts, dass es auch links zugeht (ohne dass beide Seiten sich dessen bewußt sein oder es wahr haben müssen). Beide laufen nach meiner Wahrnehmung – vereinfacht ausgedrückt – unter falscher Flagge.

      Gegenseitige pauschale Abqualifizierungen schiebe ich seitdem erst einmal großzügig beiseite und schaue mir stattdessen lieber etwas genauer an, was denn im Einzelnen ausgesagt wird. Das kostet zwar mehr Zeit und mehr Arbeit, lohnt sich aber oft genug. Und Arbeitsscheue in diesem Bereich war selten mein Ding. Mag sein, dass der Mann ein „Neofaschist“ ist und sich sogar selbst so nennt. Ob er aber darunter das versteht, was ich darunter verstehe, ist noch unausgemacht. Vielleicht ist der Begriff ihm aber nur von interessierter (Regierungsseite oder der auf Weisung von abhängigen Justiz) unterschoben worden, um sich nicht mit den Argumenten und Beweisen auseinandersetzen zu müssen, die er zu bieten hat. Sie lieber unter den Teppich zu kehren, statt einer unangenehmen Wahrheit nicht nur ins Gesicht zu blicken, sondern sie auch noch öffentlich sich verbreiten zu lassen.

      So geschehen mit dem NPD-Mitglied und Politologen Udo Walendy, der 21 Jahre Gerichtsprozesse über sich ergehen lassen mußte, um sein Buch und seine Zeitschrift vom Index zu bekommen. Wobei in all den Prozessen nicht ein einziger Satz, den er gesagt oder geschrieben hat, vorgehalten werden konnte. Man ging pauschalisierend vor und sprach von „offenkundiger Volksverhetzung“. Und das reichte. Eine Begründung dieses Urteils war nicht notwendig. Sein Buch hat man nicht gelesen, sondern nur durchgeblättert. Das höchste aller Gefühle war noch: „Da die Details des Buches richtig sind, die Gesamterkenntnis jedoch falsch, die Jugendlichen das aber nicht so schnell begreifen können, wird das Buch wieder auf den Index gesetzt.“ Warum die Gesamterkenntnis falsch sein sollte, wurde nicht begründet. Geschichtsfälschungen wurden nie nachgewiesen. Das ist die deutsche Variante des Engländers David Irving.

      Bei der Vorgeschichte – wenn auch nur die Hälfte davon stimmt, was er behauptet – möchte ich das Buch lesen. Besonders wenn ich weiß, dass es zum großen Teil um die „Umerziehung des deutschen Volkes“ geht.

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      • Karl schreibt:

        @fidelpoludo

        „Wenn der „Ausweis“ von dem atlantifaschistischen global ausgelagerten Ort des US-zionistischen Wahrheitsministeriums Wikipedia stammt,…“

        😀

        Ehrlich gesagt möchte ich jetzt nicht über jede von mir verwendete Formulierung streiten. Aber den Mann hat niemand gezungen, Mitglied der NPD zu werden, oder? Und auch der Titel des Buches ist aussagefähig und passt zum Fakt.

        Ob jetzt der Begriff „Neofaschist“ genau trifft … jedenfalls kommen Sie nach längerer Analyse zu einem Ergebnis, das ich von meinem nicht so weit weg sehe.

        Ich werde täglich geflutet von Informationen. Selbstverständlich muß ich da erstmal mit einem groben Sieb durch, wegen der begrenzten Ressourcen. Sollte ich über neue Informationen stolpern und feststellen, dass ich jemandem Unrecht getan habe, werd ich das sicher anmerken.

        Ansonsten wies ich ja schon einmal auf die Doku „Die dunkle Seite der Wikipedia“ hin. Das Problem ist mir also durchaus bewußt.

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        • fidelpoludo schreibt:

          Geschenkt! Ich mache es oft, vielleicht zu oft, genauso. Manchmal aber auch, um die Spur aufzunehmen, die sie mir legen, indem sie etwas niedermachen, was, wenn man genauer hinguckt, unsere Beachtung verdient.

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  8. Theresa Bruckmann schreibt:

    Danke Karl,

    ich vereinfache jetzt einmal:

    Marxisten eignen sich die Freudsche Theorie an (passend gemacht durch Erich Fromm und Ehefrau), sagen statt Proletariat, die „revolutionäre Masse“, und jene Intellektuellen, die das durch ihre Wissenschaft vermitteln „progressive Klasse“. Dieser „revolutionären Masse“ muss das richtige Bewusstsein vermittelt werden. Und fertig ist der Neomarxismus. Diese Theorie nahmen sie mit an die Columbia University. Dort arbeiteten sie mit an einem Umerziehungsprogramm für die Deutschen nach dem 2. WK. 1946, als sie zurückkamen nach Frankfurt wurde die „Kritische Theorie“ zur Hauptströmung im Nachkriegsdeutschland.

    Warum ich mich notgedrungen damit befasse, hier meine Einleitung:

    Warum ich mich jetzt mit der Kritischen Theorie, Frankfurter Schule beschäftige? „Emanzipatorische ..Projekte, Bewegungen“ lassen mich zusammenzücken und eine Erklärung, einer sei „Altlinker“ kommt mir befremdlich vor.

    Eine Ahnung, dass das mit den Vorgängen der Jahre 1968 ff. zu tun haben könnte, drängte sich mir auf.  Ich war weitab von den Zentren Berlin, Frankfurt, Marburg und ich studierte auch nicht Soziologie, Psychologie oder Politologie, sondern in Pforzheim Ökonomie. Unsere Proteste bezogen sich auf die Lehre in den Studiengängen. Nette Kommilitonen meines Semesters suchten dringend noch ein Teammitglied für die Aufstellung des LHV (Liberaler Hochschulverband) zur ASTA-Wahl. Einzige Gegenspieler waren die vom SHB. Ich sagte zu für das Referat Organisation. Dafür war außer der Vorstellung meiner Person  und die Vorstellung von einem großen Hochschulfest, nichts zu sagen. Zu den politischen Forderungen der Studenten in den Protesthochburgen: einiges habe ich begrüßt, z.B. dass man als Paar nicht mehr verheiratet sein musste, um eine Mietwohnung zu bekommen. Der Großteil der politischen Forderungen waren mir entweder zu utopisch oder sie gingen mir zu weit. Auch das Abwerten von Tradition und Kultur. Die sexuelle Freizügigkeit führte zu einem schwülen Klima am Arbeitsplatz und zu Übergriffen, kurz: der Bogen wurde überspannt, so habe ich das erlebt.

    Als ich den Film von Lutz Dannbeck „Overgames: Umerziehung als permanente Revolution“, 2015 https://www.youtube.com/watch?v=-ThQJM-rpiw

    erstmals sah, fiel mir noch nichts auf. Beim zweiten Mal aber dachte ich: wieso nur der Kreis um Margaret Mead und Gregory Meason, die Macy-Konferenzen. Da waren doch auch die Immigranten der „Kritischen Theorie “ mitbeteiligt, wenn es darum ging, die Umerziehung der Deutschen nach dem 2. WK vorzubereiten, was dann auf vielen Ebenen auch geschah. Film, Bücher, Musik, Fernsehen (wie im Film aufgezeigt). Um Schriftsteller, Magazine, Zeitschriften hatte sich der „Kongress für kulturelle Freiheit“ (Congress for Cultural Freedom, CCF) von 1950 bis 1969 eine in Paris ansässige antikommunistische Kulturorganisation im Kalten Krieg gekümmert. Seinem Selbstverständnis nach war der CCF eine Sammlung linksliberaler Intellektueller gegen den Totalitarismus. https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Kongress_f%C3%BCr_kulturelle_Freiheit

    Nichts zur „Kritischen Theorie“, die in den 1960ern die intellektuellen Anführer einer ganzen Generation von Studenten waren.

    Zu Theodor W(iesengrund) Adorno fiel mir noch so einiges ein, wie Tavistock, Ghostwriter der Beatles u.v.m. Ich bin nicht etwa der Meinung, dass der Film unzureichend wäre, sondern, es gibt einfach noch viel mehr, wenn man ein möglichst lückenloses Bild bis heute haben möchte. Auch „Woodstock“ war nicht das, wofür man es oberflächlich gesehen, hielt.

    Um zu verstehen, was jetzt bei uns in den letzten Jahren (unter Corona) passierte, las ich das Buch Dr. C.E. Nyder, 16 Jahre Angela Merkel – Die Bilanz eines Zerstörungswerks, Kopp-Verlag. Darin also für die Zeit von (2005-2021,  wie sie in ihrer Kanzlerschaft immer weniger das Parlament informierte, ihm Vorgedachtes zur Abstimmung vorlegte, sich an die Spitze einer Zeitgeist-Bewegung setzte, die auch noch moralisch aufgeladen war (keine schlimmen Bilder usf.)

    Von den 1968ern, deren Marsch durch die Institutionen, auch darin nichts! (Nach meinem Verständnis hätte das zur Ausgangslage für Merkels Politik gehört). Dennoch ist mir jetzt klar geworden, dass die 1968er in Politik, Behörden Schulen, Justiz, Kirchen, Ehen, Familien Kindererziehung, überall viel von ihren Vorstellungen verwirklichten, Das geschah natürlich erst nach einer Anlaufzeit durch einschlägige Beratung (Habermas) und Nachrücker in den Institutionen durch deren Einstellungspolitik. Ich stelle mir das wie ein Myzel vor, es existiert längst, macht sich aber scheinbar zufällig bemerkbar, wenn es plötzlich eine Reform gibt, die von der Mehrheit der Deutschen abgelehnt wird. (Das Volk musste ja umerzogen werden). Solche Neuerungen waren überall spürbar, nur die Ursache, nämlich die Sozialisation der Wegräumer war mir nicht klar bewusst, irgendwie schien das ein Zeitgeist zu sein, der alles verändern wollte: klare Kante weg, für alles und überall verständnisvolles Tolerieren oder Wegschauen.

    Wenn ich jetzt daran denke, wie Merkel 2015 in ihrer Machtvollkommenheit die Grenzen öffnete, den Rechtsstaat nachhaltig schädigte und daneben halte, wie ich einst Joseph Beuys Widersetzen gegen den Ministerpräsidenten Johannes Rau beklatschte, wie er sich über eindeutige Regelungen zum Studium an der Düsseldorfer Kunst-Akademie hinwegsetzte, sehe ich das jetzt als falsch an (es ging dabei nicht etwa um zivilen Ungehorsam, um sich Gehör zu verschaffen). Heute sehe ich, wohin ein Abdriften führt, an dessen Ende Willkür steht. So sehr ich Joseph Beuys, seine Aktionen, seine Kunst schätze, ja verehre; sehe darin einen unstatthaften Gesetzesbruch (wohlgemerkt erst in der Rückschau und aus der Perspektive der Merkel-Politik.

    Jetzt wollte ich es aber genau wissen und fand im Buch von Rolf Kosiek: „Die Machtübernahme der 68er Die Frankfurter Schule und ihre zersetzenden Auswirkungen Hohenrain-Tübingen 2009, 8. Auflage 2011“ die Erklärungen, nach denen ich suchte, aber eben auch noch viel mehr, wie z. B. der Einfluss der Psychoanalyse von Sigmund Freud, wie sie durch Erich Fromm und Ehefrau passend gemacht und Eingang fand in die neomarxistische/neofreudianische „Kritische Theorie“ Max Horkheimers und seiner Gruppe:

    Aus dem Vorwort zur 7. Auflage 2009

    „Die von HORKHEIMER, ADORNO, MARCUSE und ABENDROTH sowie anschließend von HABERMAS mit ihren politischen Zöglingen der 68er vertretenen und im Rahmen der Umerziehung in die westdeutsche Gesellschaft getragenen Ideologien geben noch heute den Ton an.

    Dazu gehört vor allem einmal eine ins Maßlose übertriebene Vergangenheitsbewältigung mit Kultivierung der deutschen Schuld und mit juristischer Verfolgung Andersdenkender. Aus der „repressiven Toleranz“ hat sich durch die inzwischen verbindlich gewordene „Politische Korrektheit“ eine weitere Einengung dr Meinungsfreiheit ergeben.

    Zum anderen kommen jetzt – etwa durch die PISA-Studien – die Auswirkungen der in den siebziger Jahren eingeleiteten Zerschlagung des vorher vorbildlichen deutschen Bildungswesens zu allgemeiner Erkenntnis.

    Und zum dritten hat die Zerstörung des Volksbewußtseins und des Volksbegriffs erst die Masseneinwanderung von Millionen Ausländern ermöglicht und die Gefahr der Überfremdung durch Vertreter anderer Kultur und Sprache für die Zukunft erzeugt. Dazu treten von vielen noch gar nicht als gefährlich erkannte, von den Berliner Parteien und ihren politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen durchgesetzte Entwicklung wie das Gender Mainstreaming oder die frühe Trennung der Kinder von der Familie in den Kinderkrippen, von der links ausgerichteten ideologischen Erziehung in den Kindergärten ganz zu schweigen.

    Die geistigen Voraussetzungen zur Duldung dieser Entwicklung sind wesentlich durch die materialistische und zur maximalem Lustgewinn neigende Lebenshaltung der 68er mit verursacht. Vom deutschen Volk, auf das sich dass Grundgesetz bezieht, und von seiner Erhaltung sprechen die Berliner Parteien nicht mehr

    Ein schöner Zitat auf dr Seite 29 bei Kosiek: „Und der bekannte Karlsruher Kybernetiker Karl STEINBUCH, der bis Ende der sechziger Jahre selbst der linken Massenpsychose zugeneigt gewesen war, schrieb einige Jahre später in seiner Kurskorrektu: Ich wünsche diesem Kartell der Unverantwortlichen etwas Höllisches. Sie sollten einmal in einem Staat leben müssen, der ganz und gar nach ihren eigenen Ideen organisiert ist und in dem kein Experte und kein Establishment einen Rest von Vernunft erhält.“ (STEINBUCH 1973, S. 104) 

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    • fidelpoludo schreibt:

      „als sie zurückkamen nach Frankfurt wurde die „Kritische Theorie“ zur Hauptströmung im Nachkriegsdeutschland.“

      Das ist Quatsch! Ich habe in den 70er-Jahren in Münster Germanistik, Philosophie und Romanistik studiert. In der Philosophieabteilung: Null Kritische Theorie. In der Romanistik: Noch Nuller. In der Germanistik gab es unter zig Professoren nur einen randständigen, von dem sich herumgesprochen hatte, dass er es für ratsam hielt, sich mit der Kritischen Theorie zu beschäftigen, wenn man bei ihm llterarische Werke analysieren wollte. Hinzu kamen vor allem als literaturwissenschaftliche Grundlagen der Prager Strukturalismus, Russischer Formalismus u.v.m. Theorien, Methoden und ihre Kritik standen immer als Vorbedingung zur Beschäftigung mit der Primärliteratur im Vordergund. Wer nicht genügend Zeit dafür aufbringen wollte oder konnte, war aufgeschmissen, wenn er doch an den dichterischen Werken interessiert war, und sich vor allem mit denen beschäftigen wollte.

      Zu der Zeit wurde auch die Kritische Theorie, wie alles „Linke“, von den Mainstreammedien nicht gerade gefördert oder gar propagiert. In der Regel eher im Gegenteil. Und dann war da ja noch die RAF, die ihr von der CIA inspiriertes Wesen trieb. Alles irgendwie Linke wurde in den Medien auf den Verdacht hin abgeklopft, ob sich eine offene oder klammheimliche Sympathie bis reale Unterstützung erkennen ließe. Und den Distanzierungsaussagen wurde grundsätzlich misstraut.

      Dann gab es gleichzeitig die „Berufsverbote“ (ein sonst im Rest Europas unbekanntes Phänomen), beginnend mit Willy Brandts „Radikalenerlass“ von 1972. Zwar hieß es, sie seien gegen „Radikale von links wie rechts“ gerichtet, faktisch aber betrafen sie fast ausschließlich Kommunisten und andere Linke wie etwa Mitglieder der DKP oder des SHB (des Sozialistischen Hochschulbundes).

      Wenn die Frankfurter Schule auch dafür verantwortlich war, dann dürfte Kosiek darüber kaum geschwiegen haben.

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    • fidelpoludo schreibt:

      Liebe Theresa! Ich hoffe, Sie verstehen mein „Quatsch!“ nicht falsch. Es ist gegen Kosiek, den Sie ja zitieren, gerichtet. Wenn man ihm so zuhört, wird bald auch noch rauskommen müssen, dass die Frankfurter Schule die Hosen mit Schlag, die Bluejeans (in denen aufzulaufen Teddie nie im Leben sich zugemutet haben würde), die Hotpants, die Nylonstrümpfe und den Hula-Hula-Reifen erfunden hat. Und mit Drogen müssen sie dann auch gedealt haben und die Hippie-Bewegung auf die Sprünge gebracht. Udo Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“ wäre es wohl nie im Leben eingefallen, mal einen lockeren Abstecher nach Frankfurt zu Teddie zu machen. (Obwohl damals schon – da muß ich Kosiek beipflichten – war das Absurdeste schon möglich geworden. Der Hammer, dass Adorno die Beatles-Songs komponiert haben soll, ist das weit Schärfste, was mir je zu Ohren gekommen ist. Das hat der Coleman entweder erfunden oder irgendwo abgeschrieben. Plappert der Kosiek das etwa auch noch nach? Sein Buch werde ich trotzdem lesen, weil es viel über die 68er zu präsentieren scheint, das es zu berücksichtigen gilt. Mit CIA und Tavistock kommen wir als Planer, die dahinter stecken, der Sache wohl entschieden näher. Und natürlich mit den die Mode, die Kultur und den Markt dominierenden Konzernen, den Think-tanks und dem Stiftungsunwesen, den NGOs … und der unbegrenzt auf uns losgelassenen Propagierung des „American Way of Live“ aus „God’s own Country“ (über den und das Adorno sich durchaus undankbar – wenn auch ein wenig versteckt – negativ geäußert hat).

      Danke übrigens für den Hinweis auf „Overgames: Umerziehung als permanente Revolution“. Sollte jeder gesehen haben. Belegt nicht Kosieks Feststellungen zur Frankfurter Schule, aber so manches Wichtige seiner Ausführungen.

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      • Theresa Bruckmann schreibt:

        Aus Coleman habe ich überhaupt nichts zitiert (im Zusammenhang mit dem ‚Club of Rome‘ habe ich ihn nicht zitieren wollen, später aber gesagt, dass ich ihn gelesen habe und daraufhin bekam ich Ihren Lesetipp zum Metthew Ehret Text zum Thema.

        Nikolas Pravda „Der MusikCode S. 230 ff. „4.4 Theodor Adorno und das „Radio Research Project“ beschreibt dieses Wirken Adornos.

        Von Moden wie Schlaghosen und Hula Reifen habe ich nirgendwo etwas gelesen und selbst ist da auch nichts, was mich gestört hätte, bzw. ich nicht selbst mitgemacht hätte.

        Ich danke allen für die Kommentare. Nichts ist anregender fürs eigene Denken als ganz andere Meinungen.

        Was ich bedaure, ist, dass die Aufmerksamkeit dadurch vom Thema: Iran, der Überschrift abgelenkt wurde.

        Bei mir hat sich etwas Bahn gebrochen, was viele Monate schon schwelte, nämlich das Bedauern darüber, dass kein in Westdeutschland sozialisierter Marxist mit Kranich in einen regen Austausch tritt – auch mit dem Hintergedanken, dass ich davon viel lernen könnte über die vielen Deutungen, die es offensichtlich auf beiden Seiten gibt. 

        Der 2. Teil dieses Kommentars von Kranich ist gemeint: .

        kranich05 schreibt:

        20. April 2024 um 18:50

        Im Eifer des Gefechts macht Atzmon aus der vermutlich etwa 30mal teureren Antwort von Israel und Co eine 300mal teurere. Ich finde 30mal teurer (30-50 Mio zu 1,3 Mrd) ist auch schon ganz schön.
        Der Widersprüchlichkeit der Weltlage auf den Grund zu kommen, halte ich für extrem schwierig.
        Dabei Kapitalismus NICHT zu nennen, halte ich für ’nen Mangel. Auch wenn „Kapitalismus“ inzwischen zur Wundertüte geworden ist. Ich rede von dem Kapitalismusbegriff, den Marx entwickelt hat, der dabei und als allgemeinste philosophische Voraussetzung zusammen mit Engels den Historischen Materialismus (in ganz groben Zügen) skizzierte. 

        Darauf bezog sich mein 1. Kommentar zum Thema Frankfurter Schule – sonst habe ich ja so gut wie keine Ahnung über Marx und Engels, ausser den vielzitierten Stellen. 

        Jetzt also nach meinem immer wieder auftauchenden Unbehagen mit „emanzipatorisch“ beschäftigte ich mich erstmals mit einem Buch, von dem ich mir eine Klärung versprach. Es hat sich viel geklärt und in Erinnerung gebracht, was lange vor Merkel schon entsorgt wurde, was einmal besser war aber auch zeitgemäße Reformen in der Justiz z.B. brachten.

        Für mich ist so eine Sicht auf jeden Fall ein erster Ansatzpunkt und ein geöffnetes Fenster, durch das frischer Wind ins erlahmte „Weiterso-Denken“ bringt und eine unterbliebene, aber notwendige Debatte darüber starten könnte, was eigentlich passierte in der Zeit von 1946 und 2005. (Die Merkel-Jahre dürften relativ klar sein, da sie konfliktreich waren. Weil wir noch nicht diese Zensur hatten, gab es eben auch verschiedene Diskussionen darüber.

        Voraussetzung wäre natürlich eine schonungslose Offenlegung der Entwicklung des Denkens  ehemaliger oder gebliebener oder noch gebliebener aber unter anderem Etikett weiterwirkender marxistischer Denker. Aber genauso dasselbe von konservativen oder ehemals konservativen Denkern.

        Tatsache ist, dass die Westdeutschen einer Umerziehung unterworfen werden sollten. Stichwörter Margaret Mead, über Filme Fernsehen und – was ich nicht zm ersten mal las – auch über Horkheimer und Marcuse, Pollock und … an der Columbia University. Diesen zeitweiligen „Sonderweg“ von Adorno über diese Beeinflussungsstudien … Das zu Widerlegen wäre für mich überzeugender als zu meinen, das könne nicht sein.

        Fakt ist auch, dass man heute das letzte Stück unseres allerpersönlichsten nehmen will, uns zu Nummern und Objekte degradieren will.

        Was dazwischen passierte, ist der springende Punkt für mich, genauer: Was ist zwischen 1946 und 2005 politsch/gesellschaftlich passiert, also warum bzw. durch wen wurden die einzelnen Reformen angestoßen und warum haben wir Juristen, die über einem Mörder an seiner Nachbarin nur 11 Jahre Gefängnis verhängen (nicht etwa, weil er unzurechnungsfähig war, nicht weil es Totschlag oder Notwehr war), sondern weil er „beim Töten keine Lust“ empfunden hätte. Mord also ohne Lust! ob da Wilhelm Reich um die Ecke geschaut hat oder was? dachte ich da.

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        • fidelpoludo schreibt:

          Tatsache ist, dass die Westdeutschen einer Umerziehung unterworfen werden sollten. Stichwörter Margaret Mead, über Filme Fernsehen und – was ich nicht zm ersten mal las – auch über Horkheimer und Marcuse, Pollock und … an der Columbia University. Diesen zeitweiligen „Sonderweg“ von Adorno über diese Beeinflussungsstudien … Das zu Widerlegen wäre für mich überzeugender als zu meinen, das könne nicht sein.

          Keine Frage, dass „dass die Westdeutschen einer Umerziehung unterworfen werden sollten“. Und ihr auch ziemlich erfolgreich unterzogen worden sind. Daran kann erstens kein Zweifel mehr bestehen und zweitens haben sog. „Rächte“ die Art und Weise dieser Umerziehung mit guten Argumenten kritisiert, während der überwiegende Teil der Linken nicht nur nichts dagegen hatte, sondern sich als willige Helfer dieser Umerziehung entpuppt und hervorgetan haben („Lasst uns mit diesen Deutschen nicht allein!“ – „Bomber Harry, please do it again!“)

          Ich werde zusätzlich zu den Zitaten von Adorno, die ich bereits geliefert habe,

          (Adorno. Theodor W.: Erziehung zur Mündigkeit. Vorträge und Gespräche mit Hellmut Becker 1959-1969.)

          Man fragt sich, woher heute irgend jemand das Recht sich nimmt, darüber zu entscheiden, wozu andere erzogen werden sollen. Dieser Denkweise sind die Bedingungen – die aus derselben Sprach- und Denk- oder Nichtdenkschicht stammen – im allgemeinen auch nicht weit. Sie stehen im Widerspruch zur Idee eines autonomen, mündigen Menschen, wie Kant sie unübertroffen formuliert in der Forderung, die Menschheit habe sich von ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien.

          über die sie einfach kommentarlos hinweggegangensind, bald weitere Mythen auflösen, etwa was das „Radio-Research-Projekt“ betrifft, an dem Adorno eine Zeitlang beteiligt war, das aber nie und nimmer als ein Projekt der Frankfurter Schule bezeichnet werden kann, sondern von einem positivistischen Wissenschaftler geleitet war uns an dem weitere Positivisten beteiligt waren. Obwohl Adorno diesen 400-Dollarjob brauchte, um sich und seine Ehefrau über die Runden zu bringen, hat er ihn dann doch – wegen theoretischer Differenzen – wieder aufgegeben. Lazarfeld konnte oder wollte seine Sprache und Texte nicht verstehen.

          Ich werde darauf später noch im Detail eingehen. Ich habe hanebüchene Entdeckungen gemacht. Fake News jede Menge. Bekomme aber dieses Wochenende Besuch und weiß nicht genau, wann ich dazu komme. Jedenfalls ein schönes Wochenende wünsche ich Ihnen und den anderen Blogteilnehmern. Vielleicht melde ich mich einmal kurz zwischendurch.

          (Sie haben recht, wo Emanzipation drauf steht, muß nicht Emanzipation drauf stehen. Das muß aber nicht bedeuten, dass wir den Begriff gleich wegschmeißen. Mit Freiheit, Gerechtigkeit, Wahrheit, Demokratie, Rechsstaat etc. ist es doch das Gleiche. Weil sie falsch benutzt werden, sollen wir sie aufgeben? Da bin ich nicht dabei!)

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        • fidelpoludo schreibt:

          Schauen Sie doch einfach einmal rein in das kleine Büchlein „Erziehung zur Mündigkeit“ und zeigen Sie die Stellen, an denen sich ein Hinweis darauf bietet, dass eine Umerziehung der Deutschen im Sinne des Tavistock-Instituts und Margarete Meads nur im Entferntesten gemeint sein könnte.

          Ein leicht zu lesendes Büchlein ist auch „Minima Moralia“ – noch kurz vor seiner Rückkehr aus den USA geschrieben.

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    • Karl schreibt:

      Ahoi Theresa –

      wie es scheint haben wir ein grundlegend anderes Verständnis auch bei Begriffen der deutschen Sprache. Unter dem Label „Ich vereinfache jetzt mal“ kommt von dir ein Text, der doppelt so lang ist wie der, um den es ursprünglich ging. Da muß ich wirklich mal schaun.

      In diesem Beitrag .. [ Theresa Bruckmann schreibt: 24. April 2024 um 14:52 ] .. erwähnst du dann 5 Übergriffe, die du in dieser „sexuell aufgeladenen Zeit“ erlebt hast.

      Ich kann jetzt vermuten, welcher Art die waren, dir glauben und das alles bedauern – es bleibt jedoch im besten Fall das, was man „anekdotische Evidenz“ nennt. Also dein persönliches Erleben, was keineswegs deckungsgleich sein muß mit dem der restlichen Gesellschaft.

      Was der eine als Enthemmung sieht, sieht ein anderer vielleicht als Befreiung.

      Ich sehe das auch nicht in einem direkten Zusammenhang zu dem, was heute unter dem Stichwort „Frühsexualisierung“ läuft. Was dies betrifft würde ich aus meinen bisherigen Informationen folgenden Schluß ziehen: Dies, wie auch das Gender-Gedöns, LGBTQ usw. dienen in der Tat dazu, menschliches Empfinden und Urteilsvermögen auf einer sehr tiefen Ebene anzugraben.

      Dabei ist es eigentlich einfach. Kinder stellen Fragen, wenn es soweit ist, sprich dann, wenn ihre biologische Entwickung entsprechend fortgeschritten ist. Jedes Beschleunigen und jedes Bremsen dieses Prozesses sind ein Eingriff in die natürliche Entwicklung, und man muß sich fragen, welchem Zweck das dienen soll.

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  9. fidelpoludo schreibt:

    Ich erlaube mir hier, die Diskussion um den historischen Status der Kritischen Theorie (obwohl Welten vom Iranthema entfernt) mit Theresa von der „Schmalspur“ auf die breitere Spur zu befördern. Hier hat sie begonnen und hier sollte sie auch weitergeführt werden dürfen. Es beginnt für mich spannend zu werden.

    Ich habe in meiner Recherche eine Spur aufgetan, die in die von Dir bevorzugte Richtung weist. Ich bin zwar immer noch skeptisch, bleibe aber trotzdem ergebnisoffen.

    Die Spur weist zurück erstens auf den Jugoslawienüberfall und die Zeit danach. Und zweitens auf Lyndon Larouche, den Lehrer von Matthew Ehret. Er behauptet hier 1993 (noch ohne Belege, aber mit Hinweisen auf solche), dass in der Migrationszeit der Frankfurter in den USA eine Art Arbeitsteilung zwischen dem Tavistock- und dem Frankfurter Institut „verabredet“ worden sei, um langfristig vermittelst der infiltrierten UN den Weg zur NWO zu ebnen. Während das Tavistock Institut sich auf die Entwicklung der Hardcore Gehirnwäschetechniken spezialisiert habe, sei den Frankfurtern die Aufgabe zugewiesen worden, im Bereich kultureller und erkenntnistheoretischer Bestände und mithilfe der Schuldzuweisung an das deutsche Volk für das Naziregime die westdeutsche Vasallentreue gegenüber der anglo-amerikanischen Hegemonie absichernd, die deutsche Kultur und Identität zersetzend tätig zu werden. Kein Verständnis der Balkankrise sei erreichbar ohne die Einsicht, dass die Frankfurter darin höchst erfolgreich gewesen seien. Das alles gehöre im größeren Rahmen in den Zusammenhang des strategischen Ziels der Zerstörung der Nationalstaaten (eines nationalen Bewußtseins), der Zerstörung der westlichen Zivilisation (die mit Platon ihren Anfang genommen habe), der Abschaffung des christlichen Glaubens und der wegen ihrer „kriminellen“ Behandlung der Natur zu reduzierenden Menschheit. Amen! „I’m not amused and not yet convinced“. Jedenfalls was die vollherzige Beteiligung der Frankfurter betrifft. Aber es gibt ja noch von Lyndon Larouche gelegte Spuren.

    Ich beziehe meine Darlegung auf diese zwei Seiten:

    https://larouchepub.com/eiw/public/1993/eirv20n07-19930212/eirv20n07-19930212_028-controllers_at_tavistock_and_the.pdf

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  10. fidelpoludo schreibt:

    Hier eine Kurzzusammenfassung der Motivation und der Ziele der Kritischen Theorie, die ich für zutreffend halte:

    Eines der Kernanliegen der Gelehrten der Frankfurter Schule, insbesondere Horkheimer, Adorno, Benjamin und Marcuse, war der Aufstieg der „Massenkultur“. Dieser Ausdruck bezieht sich auf die technologischen Entwicklungen, die die massenhafte Verbreitung kultureller Produkte – Musik, Film und Kunst – ermöglichten. (Bedenken Sie, dass Radio und Kino, als diese Wissenschaftler begannen, ihre Kritiken zu formulieren, noch neue Phänomene waren und das Fernsehen noch nicht existierte.) Sie wandten sich dagegen, dass Technologie zu einer Verarmung der Erfahrungsfähigkeit führe, weil sie die Menschen den Produktionsverhältnissen anzugleichen trachte. Die Technologie ermöglichte es der Öffentlichkeit, passiv vor kulturellen Inhalten zu sitzen, anstatt sich aktiv miteinander zu unterhalten, um sich zu unterhalten, wie dies in der Vergangenheit der Fall war. Die Wissenschaftler stellten die Theorie auf, dass diese Erfahrung die Menschen intellektuell inaktiv und politisch passiv mache, da sie durch Werbung und Propaganda dazu beeinflußt würden, dass massenproduzierte Ideologien und Werte über sie hinwegschwemmten und in ihr Bewusstsein eindrängen.

    Die Frankfurter Schule argumentierte auch, dass dieser Prozess eines der fehlenden Glieder in Marx‘ Theorie der Herrschaft des Kapitalismus sei und erklärte, warum es nie zur Revolution kam. Marcuse übernahm diesen Rahmen und wandte ihn auf Konsumgüter und den neuen Konsumlebensstil an, der Mitte des 20. Jahrhunderts in westlichen Ländern gerade zur Norm geworden war. Er argumentierte, dass der Konsumismus in etwa auf die gleiche Weise funktioniere, da er sich durch die Schaffung falscher Bedürfnisse aufrechterhalte, die nur die Produkte des Kapitalismus befriedigen könnten.

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  11. Theresa Bruckmann schreibt:

    fidelpoludo,

    die Klammer dürfte, sofern stimmt, was Nikolas Pravda Der MUSIK;CODE schreibt, die „Rockefeller Stiftung“ sein.

    Aus Nikolas Pravda Der MUSIKCODE: Auf der Seite 226 über das Tavistock

    Das „Tavistock-Institut“ wurde 1946 in London mit Hilfe eines Stipendiums der „Rockefeller -Stiftung“ gegründet. Es handelte sich um eine Denkfabrik sowie Politik- und Beratungsorganisation. Es veröffentlicht eine wissenschaftliche Zeitschrift namens „Human Relations and host Evaluation: The International Journal of Theory, Research and Practice“. Laut seiner Website unterstützt es verschiedene Organisationen.

    S. 231 „Die Projekte des „Tavistock-Instituts“ waren eine Fortsetzung der Arbeit der deutschen Wissenschaftler, die als „Frankfurter Institut für Sozialforschung“ oder „Frankfurter Schule“ bekannt ist, und die sich auf der Grundlage von Freuds Gedanken auf das Studium und die Kritik der Kultur konzentrierte.“

    und ganz unten auf der Seite 231 „Das „Radio Research Project“ war ein von der „Rockefeller-Stifttung“ finanziertes Sozialforschungsprojekt zur Untersuchung der Auswirkungen von Massenmedien auf die Gesellschaft.“

    S. 232 „1937 begann die „Rockefeller-Stiftung mit der Finanzierung von Forschungsarbeiten, um die Auswirkungen neuer Formen von Massenmedien, insbesondere dem Radio, auf die Gesellschaft zu ermitteln.

    Mehrere Universitäten schlossen sich zusammen und ein Hauptquartier wurde an der „School of Public and International Affairs“ der „Princeton University“ gebildet. Folgende Personen waren beteiligt:

     Paul Lazarsfeld – Direktor des „Radio Research Projects“

     Theodor Adorno – Chef der Musikabteilung

     Hadley Cantril – Psychologe am Institut für Psychologie der Princeton University

     Gordon Allport – ein weiterer Assistent von Lazarsfeld – er war später der führende Vertreter  des „Tavistock-Instituts“ in den USA

     Frank Stanton – CBS-Foscher, der zur Unterstützung des Projekts geschickt wurde und CBS-Präsident wurde.

    Und sollte dies stimmen: S. 36 Rolf Kosiek

    „Nach der Auflösung des Frankfurter Instituts lebte er er zunächst ab 1934 4 Jahre lang meist in England mit gelegentlichen Besuchen Deutschlands und emigrierte 1938 in die USA; wo er sich an HORKHEIMERS New Yorker Institut als Soziologe betätigte. Dabei widmete er sich mit HORKHEIMER vor allem der Frage der autoritären Persönlichkeit und schuf Erkennungsmerkmale des sogenannten „faschistischen Menschen“, die später von den US-Bestzungstruppen bei der Beurteilung und Klassifizierung der Deutschen angewendet und für die Umerziehung und Lizenzvergabe wichtige Maßstäbe wurden.“

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  12. Theresa Bruckmann schreibt:

    Ich denke, dass ich getan habe, was ich konnte, heißt was mir möglich war. Was Soziologen Psychologen und andere Gesellschaftswissenschaftler daraus machen oder auch nichts machen. Auf diese Disziplinen verstehe ich mich sowieso nicht.

    Eines ist mir aber noch wichtig zu sagen: Wenn ich der Meinung wäre, dass was ich erlebt habe, mein Einzelerlebnis wäre, hätte ich es unerwähnt gelassen. Ich habe ohnehin gut 40 Jahre komplett darüber geschwiegen.

    Wenn ich es jetzt getan habe (vereinzelt schon vor vielleicht 3 Jahren), dann, weil ich Glück hatte und immer irgendwie entkommen konnte und mir nicht vorstellen mag, wie schon auf Vorschulkinder Wünsche Erwachsener projeziert werden und Eltern gar nicht gefragt werden, ob sie das für ihre Kinder wollen. ich denke aber auch an jene Menschen, die nicht entkommen können, weil nicht alle Räume Parterre liegen und Fenster heute meist zentralverriegelt sind. Die Würde aller Menschen ist unantastbar und ich wünschte, dass es dafür wieder Mehrheiten im Land gibt.

    Das Problem mit dieser allgegenwärtigen Hitzigkeit damals hat natürlich auch mit der „Pille“ zu tun, die in etwa zeitgleich auf den Markt kam. Nur, dass man damit jetzt völlig enthemmt sich alles nehmen kann, das steht auf einem anderen Blatt. Ich habe es als Niedergang erlebt.

    Um eine Vorstellung davon zu haben. Damals hatte schon jeder im Unternehmen, der auch nur ein bisschen was zu sagen hatte, eine Sekretärin. Mein Chef ruft mich also zum Diktat, ich komme mit Stift und Stenoblock und er schließt die Tür ab. Ich habe ihn erfolgreich zurückgestoßen und bin aus dem Fenster entkommen. Dass so etwa einer fristlosen Kündigung gleich kommt, geschenkt! Einen neuen Arbeitsplatz hatte man damals sofort wieder. So ähnlich ein Vorfall im nächsten Unternehmen. Der dritte Übergriff war eine Erpressung, weil ich nicht allein in sein Büro kam, drohte mir der Leiter einer Abendrealschule damit, dass ich keinerlei Leistungsnachweise bekäme, wenn ich die Schule verließe. Das hatte ich vor und bat um ein abschließendes Zeugnis, weil ich seine Nachstellungen leid war. Das machte der auch wahr, aber ich hatte wunderbare Helfer und Fürsprecher in der Stadt, wo ich dann hinzog. Ohne selbst mit irgend jemandem reden zu müssen, konnte ich nahtlos – also ohne Verlust eines ganzen Studienjahres – die Einrichtung dort besuchen. Das war nicht ganz einfach, ich musste z.B. in jeder Mathe-Stunde zu Beginn die letzten Hausaufgaben an der Tafel vorexerzieren. Wie gesagt, ich hatte ja weder Zeugnisnoten, noch Belege über den Schulbesuch mitgebracht. Der 4. Vorfall ereignete sich in einem kleinen Unternehmen. Wir waren 4 Frauen in einem Gemeinschaftsbüro. Nachdem wieder einmal eine Kollegin ziemlich mitgenommen aus dem Chefbüro kam, rief er meinen Namen. ich blieb einfach auf meinem Platz. Die 3 andren sagten: „So geh’n Sie schon, der macht Ihnen doch kein Kind. Der nimmt Sie auf den Schoß und betascht Sie, mehr nicht! Naja, ich wollte sowieso nicht bleiben. Nach dem Studium, zu dem mich der Abendrealschulabschluss befugte, war ich Marketingassistentin. Ich wurde zusammen mit dem Mitarbeiter unserer Werbeagentur zur GFK nach Nürnberg geschickt. Nach der Ankunft dort beim Abendessen, verhielt sich der Kerl so, als wären wir ein Paar. Ich rief den Kellner und bat ihn, mir ein Taxi zu bestellen (zum Bahnhof war mein Ziel), doch der hielt uns tatsächlich für ein zankendes Paar und beachtete meinen Wunsch nicht. Nachdem ich fragte, welches Spiel hier gespielt würde, eröffnete mir der Kerl, dass es eine Wette gebe, die er nicht verlieren wolle. „Gut, sagte ich, sie lassen mich in Frieden und ich werde ihren Schilderungen, falls sie mir zu Ohren kommen, nicht widersprechen.“ Er war sichtlich erleichtert, kam sich vielleicht in dem Moment auch schäbig vor. Die Wette bestand also zwischen meinem Chef, einem 2. Chef und diesem Werbemenschen: Darüber drang dann nichts mehr an mein Ohr, aber als mir mein Chef wieder blöd kam, also wie öfter, meine Vorschlage niedermachte, um sie dann im Kreis seiner Kollegen als seine auszugeben, schimpfte ich ihn ein Wort, das mit A beginnt und mit ch aufhört. Die Personalabteilung wollte vermitteln und mir eine Brücke bauen: „Ach, das haben Sie doch nur im Affekt gesagt.“ „Nein, das habe ich an die 100mal gedacht und jetzt musste es raus.“ Hinzu kamen inzwischen auch kapitalismuskritische Ansichten (gerade im Marketing, wo es – wie gesagt – um die „Weckung von im Prinzp unendlichen Bedürfnisse“ geht., so dass ich dieses Kapitel meines Lebens ohnehin abschließen wollte. Ich studierte dann Physik und Philosophie, heiratete und zog mit sehr viel Freude die Kinder groß. „Kinder sind das Schönste“, das sage ich heute noch und für Kinder, aber auch für alle, die man gegen ihren Willen zu etwas zwingen will, habe ich das jetzt geäußert.

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    • fidelpoludo schreibt:

      Liebe Theresa,

      Danke für Ihre Offenheit und Ihre Schilderung des Niedergangs zivilisierter Sitten, der Ausmaße angenommen hatte, die nicht mehr als „normal“ bezeichnet werden können. Das kann ich auch aus eigenem Mitansehen bezeugen, als attraktive Frauen im Beisein vieler Kollegen in der Weise von „Chefs“ „angemacht“ wurden, wie Sie es geschildert haben. Nicht immer hatten die Frauen den Mut und die Kraft, sich zu wiedersetzen. Aus meinem ersten Studium in Grafik Design in Wuppertal machten wir mit einem Kunstprofessor am Semesterende einen Ausflug (der Prof hatte verlauten lassen, dass die Zensuren der Klasse ziemlich schlecht ausfallen würden). Während des Ausflugs verschwand der Prof mit einer unserer Kommilitoninnen dann für einige Zeit mit seinem Porsche. Ob sie sich für uns alle und unsere Zensuren aufgeopfert hatte, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Jedenfalls fielen unsere Noten dann jedenfalls überraschend gut aus. Ich wußte nicht, wen ich mehr verachten sollte, den Prof oder die Studentin. Viele entschieden sich gegen sie. Die meisten schwiegen über die Angelegenheit.

      Vergessen wir allerdings auch nicht, dass fast zur gleichen Zeit oder danach auch das eher berechnende „Sich Hochschlafen“ fast Mode wurde. Und dass beide Seiten in der Literatur viele Jahrzehnte – oder Jahrhunderte – vorher schon thematisiert wurden. Macht und Abhängigkeit hat immer schon „Diebe“ und „Betrogene“ gemacht. Sogar in der Bibel finden wir nicht nur die Szene, dass sich eine zurückgewiesene Frau sich den Kopf ihres von ihr Begehrten noch frisch dampfend auf einem Silbertablett servieren ließ. Hier waren die Machtpositionen vertauscht. Und Macht korrumpiert oft genug – nicht nur Männer. Und Ohnmacht korrumpiert oft genug auch – nicht nur Frauen.

      So sehr ich Ihre Erfahrungen nachvollziehen kann, so sehr ist mir allerdings immer noch nicht klar, wie diese an die Frankfurter Schule als Verursacher gebunden werden kann. Dass die 68er zu einem nicht geringen Teil (u.a. auch Cohn-Bendit und Joschka Fischer) da eher in Frage kommen, steht außer Frage. Mit deren Aktivismus wie deren Lebensstil wollten die führenden Köpfe fast immer nichts zu tun haben. Habermas, von dem ich nicht sehr viel halte, kam eines Tages mit dem Begriff des „linken Faschismus“ rüber.

      Vielleicht kommen wir ja bald einer genaueren Bestimmung des Grundes für die dekadenten Erscheinungen unserer Zeit etwas näher.

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  13. Theresa Bruckmann schreibt:

    fidelpoludo,

    ich fürchte, ich bin missverstanden worden. Ich sehe kein Problem darin, wenn sich zwei (oder meinetwegen mehrere) einig sind, auch nicht wenn es um einen Deal geht. Das sind dann Mitspieler, Dabei ist ja nichts Übergrffiges. Ein Einschließen und Festhalten ist körperliche Gewalt, was mir half war, dass ich nicht nachdachte, sondern instinktiv ihm eine scheuerte,und mich freiriss, d.h. er war uberrumpelt und mir halfen die wertvollen Schrecksekunden zur Flucht aus dem Fenster. Nach dem Studium – das hat mich dann doch noch einmal überrascht, dass ich als Assistentin auch nicht sicherer war. Die Sache mit der Wette kann ich auch nicht als grober Unfug oder Kavaliersdelikt einstufen. Und die Erpressung an der Abendrealschule ist was es ist, eine Erpressung. Kurz: ich habe die Büros als „Feindesland“ erlebt und konnte keinen Arbeitsvertrag mehr unterschreiben. Das mag jetzt blöd klingen: Die Rolle rückwärts in die traditionelle Rollenverteilung: Ehe, Kindererziehung war mein Zufluchtsort plus erneutes Studium. Später hatte selbständiges Arbeiten mit Terminvergabe den Vorteil, dass man für unangenehme Leute einfach keinen Termin frei hat. Und was ich jetzt wirklich genieße ist das Alter. Das Alter hat den Vorteil, dass man nicht mehr angemacht wird. Und umgekehrt kann ich zu jedermann und jederfrau sagen: „Sie sind ein Schatz“ (wenn mir eine Freude gemacht wird) und es wird nicht als Anzüglichkeit meinerseits gedeutet.

    Zu der Frage mit den 68ern. Der Slogan hieß doch: „Wer immer mit demselben pennt“ oder so ähnlich, die Pille trug ganz bestimmt mit zur Enthemmung bei. Das Tragen eines „Verlobungsringes“ (nur so) verlieh ein wenig Sicherheit. . 

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    • fidelpoludo schreibt:

      Der Spruch war noch um einiges dreister:

      „Wer zweimal mit der gleichen pennt,

      gehört schon zum Establishment.“

      Aber wie all die dreisten Sprüche („Trau keinem über dreissig!“) sie stammen alle nicht von der Frankfurter Schule.

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    • fidelpoludo schreibt:

      Dieses Buch, das es leider nur auf Englisch gibt, dürfte in dem Zusammenhang wie in einem etwas weiter gefassten für Sie von Interesse sein – zumindest um eine Diskussion anzuregen:

      (Im Übrigen kann es dazu beitragen, historische Dimensionen der moralischen Dekadenz vergangener Epochen zu beleuchten:

      „Libido Dominandi: Sexuelle Befreiung und politische Kontrolle“
      2016
      E. Michael Jones

      „So ist ein guter Mann, obwohl er ein Sklave ist, frei; aber ein böser Mann, obwohl er ein König ist, ist ein Sklave. Denn er dient nicht einem Mann allein, sondern, was noch schlimmer ist, so vielen Herren, wie er Laster hat.“ (St. Augustinus, „Gottesstaat“)

      Als der heilige Augustinus zur Zeit des Zusammenbruchs des Römischen Reiches das schrieb, revolutionierte er die Idee der Freiheit der Antike und beendete sie zugleich. Der Mensch war weder von Natur aus noch gesetzlich ein Sklave, wie Aristoteles behauptete. Seine Freiheit war eine Funktion seines moralischen Zustands. Ein Mann hatte so viele Herren, wie er Laster hatte. Diese Einsicht sollte später die Grundlage für die ausgefeilteste Form der sozialen Kontrolle bilden, die die Menschheit kennt. 1400 Jahre später stellte ein dekadenter französischer Aristokrat diese Tradition auf den Kopf, als er schrieb: „Die freisten Menschen sind diejenigen, denen das Morden am leichtesten fällt.“ Wie der heilige Augustinus würde auch der Marquis de Sade zustimmen, dass Freiheit eine Funktion der Moral sei. Im Gegensatz zum heiligen Augustinus schlug Sade eine Revolution der Sexualmoral vor, die die politische Revolution begleiten sollte, die damals in Frankreich stattfand. „Libido Dominandi“ – der Begriff stammt aus Buch I von Augustins „Gottesstaat“ – ist die maßgebliche Geschichte dieser sexuellen Revolution von 1773 bis heute. Im Gegensatz zur Standardversion der sexuellen Revolution zeigt „Libido Dominandi“, dass sexuelle Befreiung von Anfang an eine Form der Kontrolle war. Diejenigen, die den Menschen von der moralischen Ordnung befreien wollten, mussten soziale Kontrollen einführen, sobald sie Erfolg hatten, denn die befreite Libido führte unweigerlich zur Anarchie. Aldous Huxley schrieb in seinem Vorwort zur Ausgabe von „Brave New World“ von 1946: „Wenn die politische und wirtschaftliche Freiheit abnimmt, nimmt die sexuelle Freiheit im Gegenzug tendenziell zu.“ In diesem Buch geht es um die Umkehrung dieser Aussage. Es erklärt, wie die Rhetorik der sexuellen Freiheit genutzt wurde, um ein System verdeckter politischer und sozialer Kontrolle aufzubauen. Im Laufe der zweihundert Jahre, die in diesem Buch behandelt werden, ermöglichte die Entwicklung von Kommunikations-, Reproduktions- und psychischen Kontrolltechnologien – darunter Psychotherapie, Behaviorismus, Werbung, Sensibilitätstraining, Pornografie und schlichte Erpressung – die Aufklärung und seine Erben, um Augustins Einsicht auf den Kopf zu stellen und aus den Lastern der Menschen Meister zu machen. „Libido Dominandi“ ist die Geschichte, wie das passiert ist.“

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    • Karl schreibt:

      Ahoi Theresa,

      für mich bleibt die Sache schwierig. Ich weiß ja nicht, wer sich hinter dem Nick „Theresa Bruckmann“ verbirgt. Und meine Erfahrung mit dem Netz ist die, dass mir da schon des öfteren Leute begegnet sind, die mir ein X für ein U vormachen wollten. Also kann ich also deine Schilderung für bare Münze nehmen, oder nicht. Klingen tut sie jedenfalls wie ein schlechter Film-Plot.

      Was m.E. aber nicht geht, ist, anhand persönlicher Einschätzungen ohne Umschweife auf die ganze Gesellschaft hochzurechnen. Du betonst z.B. mehrfach, die Pille hätte zu einer „Enthemmung“ geführt. Die Frage ist, was man genau unter „Enthemmung“ verstehen kann. Und meine anekdotische Evidenz besagt, dass es keinesfalls zu beobachten war, dass nun plötzlich jeder mit jedem herumzukopulieren begann. Für so eine Aussage möchte ich also dann doch eher einschlägige soziologische Untersuchungen bemüht wissen.

      Oder der Spruch „wer zweimal mit der gleichen pennt gehört schon zum Establishment“ – naja, was solls? Sicher ist es so, dass in dieser Zeit einiges lockerer wurde, aber genauso sicher ist DER Spruch nicht 1 zu 1 als Abbild gesellschaftlicher Wirklichkeit zu verstehen. In einem Sauflied hier auf unserer Seite kam z.B. die Textzeile vor „..alle Jahr zwei Kinder, alle Jahr zwei Kinder, eins im Frühjahr eins im Winter“ … tjaaa – was denn nu?? Ironie ist ein Stilmittel menschlicher Kommunikation.

      Du hast, wie du schreibst, auch noch Physik und Philosophie studiert. Umsomehr müßte sich ja wissenschaftliches Denken in deinen Posts niederschlagen. Warum ausgerechnet Physik? Welche Themen hast du da so beackert? Und führte das zu einem Diplomabschluß, oder wie muß ich mir das vorstellen? Und konntest du das später beruflich verwenden? Und die Philosophie?

      Das wären Fragen für den Fall, dass du das berichten möchtest.

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  14. Theresa Bruckmann schreibt:

    Karl, ich möchte diese Fragen nicht beantworten. Nur soviel, dass mich Physik seit Kindertagen interessierte. Wenn ich mal in einer Arbeitspause z.B. bei der Heuernte nichts zu tun hatte, weil der Heuwagen nicht wieder zurück war und die Arbeit nicht weitergehen konnte – so den Wolken nachschaute, träumte ich davon genau zu erfahren, welche Kräfte da am Werk sind, auch so kindliche Fragen wie „Warum fallen die Sterne nicht runter? was hält sie an ihrem Platz?“ Das und Logik und Erkenntnistheorie waren für mich genau die richtige Kombination. Ich hatte wunderbare Dozenten, aber Ihnen möchte ich dazu nichts sagen, um nicht erleben zu müssen, dass Sie die mit Schmutz bewerfen.

    Eigens für Sie habe ich ausgeführt, was genau ich an Übergriffen erlebt habe. Darin einen Filmplot zu sehen ist krass und weil solche Reaktionen kommen, wenn man nicht schweigt, ist halt das meiste gut gekehrt unter Teppichen verschwunden. Ich würde mich nicht wundern, wenn 30 % oder mehr (nicht nur Frauen und Mädchen – als ich erstmals von der Odenwaldschule hörte, sagte ich zu mir „Jungens also auch“)

    „Hab‘ Dich nicht so“ oder „Sei doch froh über Aufmerksamkeit“ oder noch blödere Sprüche. Ebenso blöd „Ihre Geschichte hat hohen Unterhaltungswert“ von einem Ehe-/Lebensberater zu hören! Die angemessenste Reaktion darauf kann doch nur ein gedachtes A…..ch sein und Ende des Gesprächs. Und eine Rechnung, die einem so ein „Berater“ schickt, zahlt man auch nicht, weil das Gespräch ja nichts wert war.

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    • kranich05 schreibt:

      Hier möchte sich Opa mal ein Wort erlauben:
      Ich schlage vor, mit diesen Bemerkungen von Theresa Bruckmann den betreffenden, recht persönlichen Gesprächsfaden abzuschließen. (Vorschlag deshalb, weil ich diesen Abschluss nicht administrieren möchte.)
      Ich habe die geschilderten Fälle als sehr authentisch empfunden, weiss aber, dass nicht jeder das so sieht. Es gibt halt Gedankenfreiheit.

      Und noch ein Allgemeinplatz:
      Keiner ist davor gefeit, in einer Diskussion Sachen zu formulieren, die Mitdiskutanten A verletzen, während zugleich Mitdiskutant B dies „in den Skat“ drückt oder gar als äußerst anregend empfindet.
      Unerwartet anregend war für mich z. B. der Vortrag von Dr. Dr. v. Wachter, auf den Karl einmal hingewiesen hatte.
      https://hoch2.tv/sendung/240116-horizont-wachter/

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      • Karl schreibt:

        „Hier möchte sich Opa mal ein Wort erlauben:
        Ich schlage vor, mit diesen Bemerkungen von Theresa Bruckmann den betreffenden, recht persönlichen Gesprächsfaden abzuschließen.“

        Ich habe das zur Kenntnis genommen, aber muß dennoch auf dies hier reagieren:

        „Eigens für Sie habe ich ausgeführt, was genau ich an Übergriffen erlebt habe. Darin einen Filmplot zu sehen ist krass“

        Das habe ich nicht geschrieben. Ich habe geschrieben, dass es für mich so klingt. Das ist ein Unterschied. Ich versuchte, ein Gefühl sprachlich auszudrücken, das sich im Verlauf eingestellt hat.  

        Theresa scheint der Meinung zu sein, dass ihr Erleben dem Erleben der Gesamtheit der Frauen und Mädchen der Bundesrepublik entspricht. Das kann ich nicht nachvollziehen, das scheint mir wissenschaftlich nicht haltbar. Man beachte auch den Unterschied zwischen Erlebnis und Erleben.

        Wenn Theresa Logik und Erkenntnistheorie sogar studiert hat, müßte sie mir zustimmen, dass persönliches Erleben zwar die eigene Einstellung beeinflußt, aber die Verallgemeinerung der Aussagen in dieser Form nicht statthaft ist. Umso vorsichtiger müßte man sein, je mehr solche Geschichten wie Rammstein, Kevin Spacey oder Jörg Kachelmann ganz gezielt genutzt werden, Leute mundtot zu machen, die aus irgendwelchen Gründen der Herrschaft unbequem geworden sind.

        Auch die Erwähnung eines weiteren Beispiels für Mißbrauch (Odenwaldschule) hilft da nicht weiter. Straftaten gehören aufgeklärt und bestraft, das ist klar. Aber es sollte politisch denkende Menschen ebenso klar sein, in welchem Maße derartige Vorfälle (und eben auch Nicht-Vorfälle!) heutzutage genutzt werden, um im Sinne der Erhaltung der Herrschaft „Maßnahmen“ einzuführen, die allem möglichen dienen, dem vorgeblichen Zweck kaum. Stichwort Chat-Kontrolle.

        m.a.W.: In dem Satz „Das Private ist politisch“ liegt eine vielfältige Dialektik, und gerade in Anbetracht der Erfahrungen der letzten Jahre, wo manche Repression unter dem Deckmantel „Schutz der Schwächeren“ eingefädelt wurde und weiter wird, kann ich eine solche einfache Übertragung als Argument nicht gelten lassen.

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