Sofia S. Gorbunowa – eine bedeutende Volkskünstlerin aus dem sibirischen Russland

„Mich träumte“ – nach einem Gedicht von Wladimir S. Wyssozki

Wyssozkis Gedicht in einer rohen, maschinellen Übersetzung:

In meinem Traum gelbe Lichter
In meinem Traum – gelbe Lichter,
Und ich keuche im Schlaf:
„Warte eine Minute, warte –
Der Morgen ist klüger!“
Aber morgens ist nicht alles so –
Es macht keinen Spaß:
Oder Sie rauchen auf nüchternen Magen,
Oder Sie trinken mit einem Kater.

Eh, einmal, ja noch einmal,
ja, viele, viele, viele, viele Male,
ja, noch einmal …
oder du trinkst mit einem Kater.

In den Tavernen gibt es einen grünen Damast,
weiße Servietten –
Ein Paradies für Bettler und Clowns,
ich bin wie ein Vogel in einem Käfig.
Es stinkt und dämmert in der Kirche,
Diakone rauchen Weihrauch…
Nein, alles ist falsch in der Kirche,
alles ist nicht so, wie es sein sollte!

Eh, einmal, ja wieder,
ja, viele, viele, viele, viele Male,
ja, noch einmal …
Alles ist nicht in Ordnung!

Ich bin in Eile den Berg hoch,
damit nichts passiert.
Und auf dem Berg steht eine Erle,
Und unter dem Berg – eine Kirsche.
Auch wenn der Hang von Efeu umrankt wäre –
Es wäre mir ein Trost.
Zumindest etwas anderes …
Alles ist nicht so, wie es sein sollte!

Eh, einmal, ja wieder,
ja, viele, viele, viele, viele Male,
ja, noch einmal …
Alles ist nicht in Ordnung!

Ich dann – über das Feld am Fluß entlang:
Licht – Finsternis, es gibt keinen Gott!
Und auf freiem Feld – Kornblumen,
Und – ein langer Weg.
Entlang der Straße gibt es einen dichten Wald
mit Frauen-Yags,
und am Ende dieser Straße gibt es
einen Block mit Äxten.

Irgendwo tanzen die Pferde im Takt,
widerstrebend und sanft.
Entlang der Straße ist alles falsch,
Und am Ende – noch mehr.
Und weder die Kirche, noch die Taverne –
Nichts ist heilig!
Nein, Leute, so ist es nicht!
Es ist nicht so, Leute…

Eh, einmal, ja noch einmal,
ja, viele, viele, viele, viele Male,
ja, noch einmal …
So ist es nicht, Leute!

1967 _

Andere Aufnahmen mit Sofia S. Gorbunowa:

Für Menschen, die kein Wort russisch verstehen: Der Titel der folgenden Aufnahme ist:
„Auf dieser Welt bin ich ein ungebetener Gast“ und der Titel der dritten Aufnahme:
„Lasst uns ein bisschen Spaß haben/angeben/prahlen“.

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Eine Antwort zu Sofia S. Gorbunowa – eine bedeutende Volkskünstlerin aus dem sibirischen Russland

  1. Theresa Bruckmann schreibt:

    Dieses Gedicht von Wladimir Wyssozki, nicht
    gesungen, sondern gesprochen, gefiele mir weit
    besser (Wenn Rolf Becker oder Ben Becker z.B.
    die Aufgabe übernähmen, wäre das ein eindrucks-
    volles Hörerlebnis. In der Liedform kommt das Rauhe
    und das Zarte zu glatt daher.
    Dagegen begeistert mich Sofia S. Gorbunowas Akkordeon-
    Spiel mit Gesang in der 3. Aufnahme: „Lasst uns ein bisschen
    Spaß haben/angeben/prahlen“.
    Dieser mitreißende (vermutlich volkstümliche) Rhythmus
    lädt – passend zum Text – ein, mitzumachen.
    Hörbeispiele von Ben Becker
    hier als Rezitat eines Rilke-Gedichts:

    und hier Rolf Becker
    in einer Heinrich Vogeler – Lesung anlässlich dessen 150. Geburtstages
    https://weltnetz.tv/video/2835-heinrich-vogeler-ich-will-nicht-mehr-hassen

    Es liegt länger als ein Jahr zurück, als ich Hauke Ritz zum ersten Mal
    von unserem europäischen Kulturerbe und seinen Wurzeln sprechen
    hörte. Seit dem habe ich mich auf die Suche nach Spuren in unserem Denken
    und Fühlen gemacht. Hinweise gab er, nämlich in Märchen, in
    Gedichten und Liedern, also vor allem im mündlich Überlieferten und
    von unten, vom Volk her. Erstaunlich, was sich einem erschließt, was
    man immer schon erfühlt hat, aber nicht erklären konnte, was z.B. Seelen-
    verwandte verbindet, nämlich ein gemeinsamer kulureller Hintergrund.
    Wenn Eltern in Schwaben ihren Kindern dieselben Märchen vorlasen,
    mit ihnen dieselben tröstlichen Abendlieder sangen, wie „Weißt du
    wieviel Sternlein stehen“ oder „Guter Mond du gehst so stille“ oder
    „Der Mond ist aufgegangen…“ wie Eltern in NRW, dann ist die
    Seelenverwandtschaft über Grenzen hinweg nicht verwunderlich.
    Auch klar wurde mir, dass es nicht das A- oder Antireligiöse ist, was
    mich oft erschaudern lässt, sondern die Abwesenheit dieses ganzen
    kulturhistorischen Hintergrundes.
    Ein schönes Beispiel: Wenn einer sagt: Die letzte Nacht war sternenklar,
    transportiert er einen ganzen Kosmos an Kulturgeschichtlichem mit.
    Dieselbe Aussage ganz unprosaisch: „In der letzten Nacht sank die Temperatur
    auf einen ein-stelligen Bereich und es war wolkenlos.“ ist dagegen technisch,
    unempathisch, un-lebendig.

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