Ron Unz – ich nehme eine von mir gegebene Empfehlung zurück.

Am 30. Oktober 2018 habe ich gepostet: „Zu wenig beachtete Leute? Ron Unz“.

Unmittelbarer Auslöser dieser Empfehlung war ein scharfer Angriff von Unz gegen die ADL.

Worauf es mir ankam drückte ich so aus: „Der Artikel hat seinen Wert, weil er ausführlich und gründlich mit einer mächtigen und doch verschwiegenen Organisation ins Gericht geht. ADL ist auch eine treibende Kraft der neoliberalen Ideologie und Praxis von Eine Welt der Vielfalt (A World of Difference Institute, siehe auch hier).

Weiter schrieb ich (jeder kann es ja nachlesen), nachdem ich nunmehr weitere Artikel von Unz zu „brisanten Themen entdeckt“ und auf sie verlinkt hatte: „Man sollte nicht so naiv sein, zu glauben, hier würde jetzt „die Wahrheit“ aufgedeckt, jedoch interessante („revisionistische“) Informationen und anregende Überlegungen darf man erwarten.“

Ob diese Formulierung eine Lobeshymmne sei, die mir peinlich sein muss, lasse ich dahingestellt. In diesem Sinne jedenfalls, verbunden mit Zensurvorwürfen, äußerte sich Anja Böttcher in ihrem Kommentar vom 24. September 2019 (https://opablog.net/2018/10/30/zu-wenig-beachtete-leute-ron-unz/#comment-140362). Die sich daran anschließende Polemik in diversen Kommentaren bis zum 29. September 2019 kann nachgelesen werden. Das war ein arger Kampf und Krampf.

Für mich hat er das Ergebnis, dass die radikale Kritik von Anja Böttcher an Ron Unz als einem Ideologen, der nazirevisionistische Positionen vertritt, soweit berechtigt ist, dass ich meine Empfehlung in aller Form zurückziehe. (Ich identifiziere mich jetzt nur deshalb nicht in Bausch und Bogen mit Frau Böttchers Position, weil es mir in der gegebene Zeit nicht möglich war/ist, den gesamten Korpus der von ihr verlinkten Texte zu studieren.)

Dass der erwähnte Streit so ein krampfhafter war, habe ich mitverschuldet, da ich erstens einen ausführlichen Kommentar von Anja Böttcher vom 14. September 2019, der im SPAM-Filter gelandet war, nicht bemerkt hatte. (Nach meinem Urlaub, zeitweise ohne Internet, waren rund 280 Kommentare im SPAM-Filter zu sichten.) Zweitens hatte ich, wie bereits am 29.9.19 erwähnt (https://opablog.net/2018/10/30/zu-wenig-beachtete-leute-ron-unz/#comment-140487) den von ihr nachgereichten Text nur etwa zur Hälfte gelesen, so dass mir die entscheidenden Aussagen entgangen waren. Jo Bode hat sorgfältiger gearbeitet und durch seine Intervention zum Kern der Sache geführt. Danke an ihn (und Frau Böttcher sowieso) und Entschuldigung für meine mangelnde Gründlichkeit.

Ich lasse hier den Kommentar von Anja Böttcher vom 14. September 2019 folgen. Weitere inzwischen eingegangene z. T. sehr ausführliche und materialreiche Kommentare zum Posting vom Oktober 2018 schalte ich dort frei. Dies in der Hoffnung, dass nunmehr die Diskussion dort nicht weitergeführt zu werden braucht.

Mein Angebot an Anja Böttcher zur Auseinandersetzung hier im Blog (gerne mit selbständigen Postings) mit dem von Nazis betriebenen und dem nicht von  Nazis betriebenen Geschichtsrevisionismus möchte ich hiermit erneuern.

Kommentar von Anja Böttcher vom 14. September 2019, 16:37 Uhr:

Ach sicher doch: Ron Unz packt ungefähr so unerschrocken „heiße Eisen an“ wie die NPD und die gesamte Nazi-Revisionistenszene von David Irving, Alfred Schäfer, der selbst nazistischen Nazi-Witwe Ursula Haverbeck und der derzeit zu Recht in Duisburg vor Gericht stehende und dort bloggende Nazi-Propagandist und Holocaust-Leugner Henry Hafenmeyer.

Ehrensache für den braunen Rechen, dass dort die Zitate jedes mehrfach widerlegten Leugners von Nazi-Verbrechen zitiert werden dürfen – und jeder als Märtyrer hochgejubelt wird, der als Deutscher die Verbrechen des deutschen Nationalismus von den Alldeutschen bis hin zu den Nazis nach Kräften verfälscht – wie zum Beispiel der vollste staatliche Pensionen, nach selbst gestelltem Antrag, in Pension gehen zu dürfen, wie der beamtete Geschichichtsrevisionist im Dienste der Bundeswehr, Schulze-Rhonsdorf. Laut Ron Unz wurde der aber ganz fürchterlich polizeistaatlich verfolgt, nur weil einige seiner vorherigen Kollegen sich weigerten, noch gemeinsam mit ihm zu publizieren, weil er ganz offensichtlich und nachweisbar Hitler-Zitate verfälschte (etwa so, dass dessen explizite Abischtserklärung, die Tschecheslowakei einzunehmen und zu besetzen in ihr Gegenteil verkehrt wurde.

Ron Unz ist kein Tabu-Brecher und nicht nur ein Antisemit (als ob die nicht auch jüdischen Ursprungs sein könnten), sondern so eindeutig ein Nazi, wie man nur einer sein kann. Und was man auf seiner ach-so-freien Seite nicht verlinken darf, sind in deutschen und deutsch-russischen Online-Archiven publizierte Originaldokumente mit den Unterschriften Hitlers, Himmlers, Görings oder Halders, die die Völkermordabsichten und Handlungsanweisungen in massenmörderischen Befehlen, Memos und Dekreten der Nazis beweisen. Dann nämlich wird man bei Ron Unz gesperrt. Historische Wahrheit ist auf seiner Webseite VERBANNT. (Eigene Erfahrungen – die dort bloggenden Russen, die es miterlebt haben, tun dies seitdem nicht mehr und haben sich allesamt hinter mich gestellt.)

Die braune Geschichtsversion, die Ron Unz verbreitet und verbreiten lässt, ist just die aus Hitlers „Mein Kampf“ und anderen Massenmord propagierenden Hetzschriften führender Nazis: Er erklärt das zaristische für das „reine Russland“, vor allem seine deutschen Bewohner. Die Oktoberrevolution dagegen sieht er als „jüdische Machtergreifung“, die vor allem geschah, um das aufrichtigste Volk unter der Sonne, die Deutschen, einem genozidalen „Schuldkomplex“ zu unerwerfen, der sie in den rassischen Selbstmord treibt (als Deutsche erkennen Ron Unz und seine Co-Autoren nur den tief braunen Bevölkerungsanteil an, von den Alldeutschen bis zu den Nazis an, während er meine gewerkschaftlich organisierten Arbeitervorfahren an Rhein und Ruhr zu „Juden“ erhebt, obgleich sie komplett katholisch waren, ein Widersinn, der sich für Unz-Kommentatoren aber dadurch in ihre braune Logik auflöst, weil sie die katholische Kirche seit 1500 für jüdisch unterwandert erklären, mit Berufung auf den irren braunen Ideologen Michael Hoffman, an dem auch der Saker einen Narren gefressen hat – er hat ihn zweimal ausgiebig und höchst subaltern interviewt (mit dem bin ich auch so was von durch) und sie zu brechen, was der tapfere und durch und durch friedfertige Adolf Hitler mit einem lieb gemeinten Präventivkrieg gegen die jüdischen Bolschewiken zu verhindern suchte.

Deutsche, die diese Sicht auf die Dinge nicht teilen, werden im Forum, unter Applaus des sich gerne beteiligenden Ron Unz, entweder zu „Hasbara-Juden“ erklärt, die in Wirklichkeit in Tel Aviv sitzen, in jedem Fall aber vom Mossad bezahlt werden, oder aber zu genetischen Degenerationsprodukten, zustande gekommen durch Vergewaltigung ihrer Mütter durch „Bolschewiken“, ergo Rotarmisten.

Ich biete zur Beurteilung des dort veröffentlichten braunen Drecks folgende Artikel und die dazu gehörigen Kommentarspalten als Beweise:
http://www.unz.com/pub/jhr__the-jewish-role-in-the-bolshevik-revolution-and-russias-early-soviet-regime/
http://www.unz.com/article/why-germany-attacked-the-soviet-union/
http://www.unz.com/runz/american-pravda-holocaust-denial/
http://www.unz.com/proberts/the-lies-about-world-war-ii/
http://www.unz.com/ldinh/heart-of-darkness-germany/#comment-3064459
http://www.unz.com/runz/american-pravda-when-stalin-almost-conquered-europe/#comment-2367722
https://www.unz.com/article/why-germany-invaded-poland/
http://www.unz.com/runz/american-pravda-the-bolshevik-revolution-and-its-aftermath/
http://www.unz.com/runz/american-pravda-anti-semitism-a-century-ago/

Und das ist nur ein Auschnitt aus dem braunen Dreck, der sich bei UNZ findet. Und nicht nur dort: Vom gleichen Kaliber sind gleichfalls das Gros der Artikel auf Russia Insider und The Duran – und immer stärker auch beim Saker. Russen, die dort länger kommentiert haben, bekommen nur noch Würgeanfälle und kommentieren die propagandistischen Umarmungsversuche der extremen US-Rechten nur noch mit den sarkastischen Worten „Nobody needs enemies who has such „friends“.“

Es geht diesen Leuten nicht um Russen. Denn sie erheben die Vorfahren der Russen allesamt zu lobotomisierten Zombies, die blind unter der Fuchtel des bösen Juden die Europäer auszurotten versuchen. Natürlich nur als „Bolschwiken“, zu denen sie aber sämtliche Rotarmisten zählen. Wie antifaschistische Deutsche wird aber auch jeder Russe, der ihren faschistischen Tiraden widerspricht als „Hasbara“-Jude angegangen und mit Todeswünschen konfrontiert.

Die US-amerikanische Rechte meint, von Juden „besetzt“ und zum Aussterben erkoren zu sein. Die neoliberale Dämonisierung Russlands für reine Münze nehmend, haben sie deshalb das „weiße“ Russland unter Wladimir Putin zu ihrer Projektionsflächer erhoben und glauben, Putin würde die Welt in eine gelobte neue Zeit des weißen Suprematismus führen, nachdem er Russland zu einer christlichen Theokratie gemacht habe, die sie sich ganz evangelikal ausmalen. Zur Plausibilitätsabsicherung diéser pathologischen Sicht brauchen sie einen Geschichtsmythos, demnach Russland einst, von 1917 bis 1990, ein von Wallstreet-Juden und ihren vermeintlich weltweit vernetzten tribalen Co-Schurken ferngesteurtes Land mit zu Zombies lobotomisierten russischen Gefolgsleuten gewesen sei, um als Werkzeug der jüdischen „Weltherren“ das einzge strahlend weiße Gebilde, Nazi-Deutschland, zu zerschlagen und an ihnen einen (das nennen die ernsthaft so) „Völkermord“ zu verüben, den Angela Merkel 2015 durch ihre Immigrationspolitik vollendet habe. Nun seien die USA, durch perfiden Missbrauch des „Holohoax-myth“, in die gleiche Rolle geraten wie weiland die Russen, weshalb ein weißes Russland den versklavten Westen zum Wohle einer gemeinsam wieder zu errichteten weißen Suprematie über die Erde führen müsse. Am klarsten hat diese menschenverachtende Mythe der sowohl beim Saker wie bei UNZ sich daheim fühlende Autor Nicholas Ball beschrieben. Immer gern einbezogen wird auch der populärhistorische Märchenerzähler Anthony Sutton, ein Mensch, der nie ein Archiv von innen gesehen hat, keine Sprach außer dem Englischen beherrscht und sich in seinem historisierenden Raisonnement gerne seitenweise in Küchenpsychologie ergießt. Aber jede solide Empirie beiseite wischend, geben sie sich gerne den Anschein, auf „Quellen“, die keine sind, zu berufen, indem sie eifrig gegenseitig den menschenverachtendsten Schachsinn voneinander abschreiben. Anderes bieten ihre Fußnoten nicht.

Ich frage mich, wissend und erkennend, dass der Opablog von keinem Rechten betrieben wird, wieso deutsche Leser derart verblendet sind, dass sie nazistische Propaganda in Reinkultur nicht erkennen, wenn sie auf Englisch im Stil des US-Exzeptionalismus daherkommt. Auf Unz-Artikeln finden sich alle, aber buchstäblich alle ideologischen Ingredienzen, die man auch schon bei Hitler, Göbbels und Rosenberg finden kann. Nur stilistisch ist das anders verpackt. Auch die Leute, auf die sie sich berufen, sind nur extrem recht US-amerikanische Quellen und die europäische Holocaustleugner-Szene und andere Geschichtsrevisionisten, wie Irving, Schulze-Rhondorf und andere. Auch lassen ihre ganzen „Enthüllungen“, die stets im „Erwache“-Gestus, der auch den 30ern abgekupfert ist, immer sorgfältig alle Standardquellen vermeiden – und ihre Verlinkung durch Sperrung von Kommentatoren verlinken. Dies macht Unz, indem er sich selbst das Zitat von Quellen verbittet, die in „languages“ geschrieben sind, „which I do not understand“, ergo alle außer Englisch. Das verhindert dann praktischerweise jede Belegpraxis mit Primärquellen, die nun einmal in Beziehung zur Oktoberrevolution, dem Nazismus und dem 2. Weltkrieg in der Regel auf Deutsch oder Russisch publiziert wurden. Primärquellen sind auf Unz ein Tabu.

Abschließend nur eine Demonstration, auf welchem Niveau sich Ron Unz‘ selbst in seinem Umgang mit Quellen bewegt: In dem Artikel „The Bolshevik Revolution and Its Aftermath“ legt er dar, wie ihm als angeblich ursprünglich „braver“ Follower des historischen ‚Standardnarrativs‘ Stück für Stück aufgegangen sei, wie sich die Sache mit dem Bolschewismus und dem Nazismus wirklich verhält (nämlich just so, wie sie Alfred Rosenberg und Hitler in „Mein Kampf“, 2tes Buch, Kap. 14 auch gesehen haben. Eine besondere Erleuchtung hinsichtlich des vermeintlich jüdisch-USamerikanischen „Scriptbooks“ hinter der Errichtung der Sowjetunion seien für ihn das Finden hinterlistigerweise meist verschwiegener Quellen der Finanzierung der Oktoberrevolution durch den jüdischen Bankier Jakob Schiff in alten Artikeln der New York Times gewesen.

Im Forum tritt nun ein deutscher Forist, ein deutscher Rechter, er nennt sich „deutscher Nationalist“, aber offenbar zumindest kein Nazi, und wendet sich an Unz, er habe seine Quellenangaben geprüft. Die genannten Artikel belegten einfach keine Finazierung der Bolschewiken durch Schiff. Es gäbe nur Absichtsäußerungen von ihm vom 3. Februar (gregorianischer Zeit), eine politische Veränderung in Russland finanziell zu stützen. Auch die 20 Millionen Dollar, von denen Unz spricht, stünden dort nicht. Diese Unterstützunhg könne aber nur dem Umsturz der Februarrevolution und dem liberalen Kerensky gegolten haben, bei der Lenin noch gar keine Rolle gespielt hätten. Nun meldet sich Unz und behauptet, die entscheidenden Hinweise biete der zweite von ihm genannte New York Times-Artikel. Der deutsche Forist antwortet, den hätte er auch im Archiv gecheckt und der sei, durch wörtliche Zitate Schiffs, noch klarer. Hier lobe er Kerensky selbst nämlich explizit in äußersten Tönen und artikuliere seinen Glauben, er habe entscheidend zu dem Machtumsturz in Russland beigetragen und zwar im Tone typisch US-amerkanischer Selbstüberschätzung, was die eigene Rolle bei politischen Geschehen in fremden Ländern betreffe. Nun sei es aber auch nicht verwunderlich, dass ein liberaler US-Jude, wie die meisten westlichen Liberalen seiner Zeit, schlecht vom Zarismus gedacht habe und für Russland eine pro-amerikanische liberale Regierung gewollt habe. Doch habe dies nicht das geringste mit den Bolschewiki zu tun. Im Gegenteil, weitere Recherchen über Schiff zeigten, dass er ausgesprochen feindlich gegenüber der Wendung der Oktoberrevolution gewesen sei und jeden wirtschaftlichen Kontakt zur Sowjetunion eingestellt habe. Unz wird daraufhin giftig und fährt ihn an, er könne niemandem helfen, der keine Quelle akzeptiere, damit ignorierend, dass der Forist die Bezüge (die gar keine Quellen im historischen Sinne sind) geprüft hat und dadurch festgestellt hat, dass sie gar nicht belegen, was Unz als durch sie bewiesen behauptete. Und nun geschieht das, was bei Unz immer geschieht, wenn Foristen nicht auf di3e braunen Mythen anspringen: Die Meute ergießt sich´über ihn, erklären ihn zum Beweis der Selbstelimination der Deutschen und spekuliert, er sei gewiss Produkt der Vergewaltigung durch einen Rotarmisten, ergo kein echter Deutscher. (Ein solcher sind für diese Leute mit den Nazis ausgestorben.)

Das, lieber Opa, ist das braune Pack, das Du hier hochleben lässt – als „Tabubrecher“, unerschrockene Kämpfer für die Wahrheit und – Russlandfreunde. Meine rusischen Kommunikationspartner, mit denen ich mich deshalb austausche, weil wir gemeinsam eine Weile versucht haben, Quellen und Empirie gegen diesen Dreck zu setzen, haben vollkommen Recht: Wer solche braunen „Freunde“ hat, braucht, um erledigt zu werden, gar keine „transatlantischen“ Feinde mehr. Vielmehr hat er zwei Sorten von Feinde. Nur gehöre ich zu den Deutschen, die solche braunen Hetzer auch für ihre Feinde halten. Eine nationale Hypothek von 55-60 Millionen von unseren Vorfahren verschuldeten Toten, jeder zweite davon ein Vorfahre heutiger Russen, recht, finde ich, ein für alle Mal. Aus der Sicht von Unz & Consorten hat das jedoch gar nicht stattgefunden und es sind die Russen, die an uns einen Völkermord verübt haben, während wir nur die braven Patrioten waren, die sich versucht haben, gegen das Übel der Welt zu schützen.

Kann auf einer solchen ideologischen Grundlage eine Freundschaft zwischen Deutschen und Russen beruhen? Wohl kaum. Also in die Tonne mit Unz-Publikationen & denen seiner widerwärtigen Co-Volksverhetzern!

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29 Antworten zu Ron Unz – ich nehme eine von mir gegebene Empfehlung zurück.

  1. Jo Bode schreibt:

    So fängt der Tag gut an.

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  3. Anja Böttcher schreibt:

    Danke für die Klarstellung.

    Was Beiträge betrifft – ich habe ab 2014, aus Erschrecken über die antirussische Eskalationspropaganda, um der – angesichts der Spärlichkeit der zusammengeschrumpften Friedensbewegung – mit der gesuchten Konfrontation von NATO wachsenden Kriegsgefahr irgendetwas entgegenzusetzen, intensiv zu publizieren versucht.

    Dabei habe ich mich auch schon, etwa in Programmbeschwerden an die Ständige Publikumskonferenz der Medien, mit dem transatlantischen Revisionismus intensive befasst, dem nämlich, der wie im Kalten Krieg Hitler und Stalin gleichsetzt – was keine Stalinapologie bedeutet, sondern nur klarstellt, dass zwischen Nazismus und Kommunismus nun doch ein deutlicher Unterschied besteht.

    Dies geschah zunächst bei der Freitags-Community, wo anfangs viele Gegner der Russlandkonfrontation waren, darunter pensionierte NVA-Leute, die mit technischem Sachverstand gängige westliche „Expertisen“ zum MH17-Absturz auseinandernahmen. Die Leute wurden alle unter haarsträubendem Vorwand irgendwann geblockt, ihre Texte vom Netz genommen.

    Ich habe dann an weiteren Stellen Artikel über die propagandistische Infrastruktur der NATO geschrieben (die NATO nennt’s Informationskriegsführung), Veröffenltichungen ihrer sogenannten NATO-Exzellenzzentren und der EastStratCom TasForce analysiert, die oft Konferenzen folgen, zu denen (im Falle der JAPCC-Konferenz im Nov. 2015 in Essen, bei der ich auf der Gegenkonferenz der Linken war) bis zu 250 Leitmedienjournalisten eingeladen waren.

    Um mit Leuten aus anderen Ländern in Kontakt zu kommen, habe ich sogar bei der damals noch nicht ins neonazistische Lager abgedrifteten Plattform Russia Insider (damals publizierten da noch Leute wie Cohen) alternative Beiträge ins Englische übersetzt – um entsetzt deren Löschung zu verlangen, als RI in Nazirevisionismus abstürzte. Ich und drei dort zuvor kommentierende Russen, ein Serbe und ein griechischer Historiker haben dort eine Zeit gegen die braune meist englische Meute angeschrieben, bis es uns zu viel war. Mit den beteiligten Russen tausche ich mich heute privat aus. Ähnlich verlief die Dynamik in den Foren von Unz.

    Ich stelle gerne meine nicht mehr im Netz befindlichen Texte zur Verfügung. Einen offenen Brief, den ich aus Protest gegen eine Parlamentszeitschrift an die Russische Botschaft geschrieben habe (mich für unsere Parlamentarier entschuldigend), wurde auch bei RT abgedruckt.
    https://deutsch.rt.com/31231/inland/offener-brief-von-anja-boettcher-stimmungsmache-gegen-russland-ist-zum-scheitern-verurteilt/

    Deshalb hat sich die antideutsche Meute (selbst Psiram hat mich einer Erwähnung für würdig gehalten – und Marielouise Beck hat bereits gefordert, alle, die wie ich für die Publikumskonferenz Programmbeschwerden verfasst haben, vom Verfassungsschutz überwachen zu lassen – wohlgemerkt, dass sind gesetzlich grundgelegte Rechtsmittel, die wir da verwandt haben.

    Aus diesem Grund war ich doch etwas fassungslos, als ein Hinweis auf die braune Ausrichtung von Unz in einem Rant ausuferte, der ziemlich wenig mit dem zu tun hatte, was ich da geschrieben habe – ich habe nämlich nicht die Bohne etwas gegen Moshe Zuckermann oder Evelyn Hecht-Galiniski. Schwamm drüber.

    Meine Texte stelle ich, wie gesagt, gerne zur Verfügung, während ich, weil ich grundsätzlich sehr rechercheintensiv arbeite, momentan nicht dazu komme, irgendetwas neues zu schrieben. Dafür brauche ich immer Urlaub. Freundliche Grüße.

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    • fidelpoludo schreibt:

      Obwohl ich jemandem, der mir eine „psycho-pathologische Weltsicht“ bescheinigt, eigentlich nicht mehr persönlich antworten wollte – noch niemand hat es bisher für notwendig befunden, mich mit diesem Totschlagargument zu würdigen -, mache ich hier gerne eine Ausnahme. Denn was Sie hier von Ihrem Engagement vorbringen, befreit mich von einem Verdacht, den ich anfangs hegte, dass es sich bei Ihnen um einen der die Wikipedia, Psiram, Antifa und Antideutsche dominierenden und sich als „links“ ausgebenden Trolltypen, eine der nicht wenigen „Watchdog“-Varianten, handeln könnte, die mit den herbei konstruierten Verbindungen von „Antisemitismus“- und „Antiamerikanismus“-Vorwürfen so rechts sind, wie kaum eine andere rechte Bewegung, die sich als solche offenbart, „ehrlicherweise“ noch zu erkennen gibt, ohne sich das „progressiv linke“ Mäntelchen umzuhängen (dazu gehört etwa auch noch der überwiegende Teil der „Konkret“-Autoren). Auch wenn wir wahrscheinlich in der Einschätzung von Ron Unz nicht völlig überein kommen werden, weil er meiner Ansicht nach weniger (wenn überhaupt) einer neuen Nazibewegung Bahn zu brechen versucht als das Tabu berechtigter Israelkritik, des überbordenden „Antsemitismusvorwurfs“, zu brechen, den Einfluß neokonservativer bis jüdischer Einflußkreise auf die Innen- und Außenpolitik der USA sowie die Ideologie der „Chooseness“, mit der jegliches (kriminelle bis mörderische) Mittel gegen die „Gojim“ (die Ungläubigen) gerechtfertigt wird (vergleiche die zionistische Unterwanderung der christlich Evangelikalen in den USA). Die Implikationen des Falles Epstein (Beziehungen zu Wexner, Maxwell, die jüdische Big-Business Vereinigung „Mega-Group“) sind noch lange nicht – außer in wenigen alternativen Medien in eine berenzte Perspektive gerückt – ans breite Licht der Öffentlichkeit gebracht worden. (Vgl. die mehrteile Serie von Whitney Webb: “The Jeffrey Epstein Scandal: Too Big to Fail”:

      „While Part I and Part II of this series, “The Jeffrey Epstein Scandal: Too Big to Fail,” have focused on the widespread nature of sexual blackmail operations in recent American history and their ties to the heights of American political power and the U.S. intelligence community, one key aspect of Epstein’s own sex-trafficking and blackmail operation that warrants examination is Epstein’s ties to Israeli intelligence and his ties to the “informal” pro-Israel philanthropist faction known as “the Mega Group.”

      Eine Menge der Beiträge von Whitney Webb sind bei „The Unz Review“ erschienen. Wenn ihr Urteil in Sachen Ron Unz tatsächlich in seiner Härte zutreffend wäre, müßten Sie den dort veröffentlichenden Autoren – ich zähle eine kleine Auswahl noch einmal auf: Whitney Webb, Diana Johnstone, Michael Hudson, Gilad Atzmon, Mike Whitney, Israel Shamir, Paul Craig Roberts, The Saker und C.J. Hopkins – entweder reaktionärstes Nazitum, zumindest aber blinde Naivität unterstellen, wozu ich noch nicht bereit bin. Auch wenn Sie sicher über die Zeit schon Beträchtliches an Aufklärung geleistet haben mögen, reicht es – für mich nachvollziebar – doch an einige,wenn nicht alle genannten Autoren (Paul Craig Roberts und Gilad Atzmon eingenommen) nicht heran. Speziell im Falle Gilad Atzmon, mit dem ich auch nicht – wie bei Paul Craig Roberts – in allen Punkten übereinstimme, zeigt sich doch in den Aktionen der Antifa etc. gegen ihn, dass sie, obwohl er sie immer wieder einlädt, ihre Argumente gegen ihn vorzubringen, das konsequent verweigern.
      Aber da Sie um Argumente und Einwände nicht verlegen sind, bin ich nicht nur bereit, sondern interessiert, sie genauer zu überprüfen. Der schieren Menge kann aber in einem kurzem Rundumschlag keineswegs überzeugend entgegen getreten werden. Und Menge ist kein Grund für Zustimmung. Auch Menge kann für Selektivität und Verkürzung stehen und „Rosinenpickerei“ dessen, „was in den Kram passt“. Das ist in der „Wissenschaftsgeschichte“ und in der „Geschichtsschreibung“ schon mehr als einmal nachgewiesen worden, wie Sie möglicherweise noch besser wissen als ich. Und das gilt nicht nur für die Theorie, sondern auch für die Praxis. Wie wollen Sie erklären, dass Verbrecher, die entweder vor dem Nürnberger Tribunal vorgeladen, dann aber freigesprochen, oder die dahin gehörten, gar nicht erst vorgeladen wurden, entweder in der BRD (etwa in Geheimdiensten) oder aber als Wissenschaftler oder Berater dann in den USA (Geheimdienste) Karriere machten? Das waren Leute, die man mit Recht als „Nazis“ bezeichnen müßte. Mir ist nicht bekannt, dass Ron Unz nur einem von Ihnen als einem Bundesgenossen das Wort geredet hätte.

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      • Anja Böttcher schreibt:

        HIer geht aber einiges durcheinander. Inwiefern ergibt sich denn aus der Tatsache, dass etwa der heutige BND, ursprünglich „Operation“ Gehlen, eine unter der US-amerikanischer Führung gebildete Einrichtung, geleitet von einem Nazi-Offiziellen, der eben wegen seiner Tätigkeit in der Sowjetunion im Rahmen eines völkermörderischen Kriegs gegen die dortige Zivilbevölkerung prima brauchbar war, um weiter gegen den gleichen Gegner im Kalten Krieg vorzugehen, der Maßstab zur Beruteilung des publizistischen Schreibens von Ron Unz?

        Und was soll der Unfug, als bestünde historische Forschung an ordentlichen Universitäten darin, Machtapparaten und den eng mit ihnen vernetzen Alphajournalisten von in mehrheitlich nur noch drei Medienkonzernen gehörenden Zeitungslabeln, deren Vermachtung ich durch ihre enge Beziehung zu den sogenannten „NATO-Exzellenzzentren“, also NATO-Instituten zur Informationskriegsführung, nachgewiesen haben in eigneen Artikeln, „Narrative“ zu verschaffen.

        Ich habe mehrfach ausgeführt, dass es gestandene deutsche Historiker waren, die ziemlich eindeutig den Chefetagen von NATO und transatlantischen Netzwerken opportune „Narrative“ mit aufwendiger empirischer Forschung zu widerlegen.

        Ich habe auf die Rolle der Publikation des US-Historikers Timothy Snyder zur Eskalation der ukrainisch-russischen und der EU-russischen Beziehungen hingewiesen – sie sogar ausgiebig auf einem Kommentar ausgeführt.

        Niemand hat Herrn Snyder so gründlich in Bausch und Bogen zerrissen und auseinandergenommen wie Jürgen Zarusky vom Münchener Instut für Zeitgeschichte (IfZ), auf einer von mir verlinkten 35-seitigen Rezension, die der gegen seine EU-nahen revisionistischen Tendenzen ankämpfende litauisch-amerikanische und jüdidsche Historiker Dovid Katz online gestellt hat. Niemand hat den Holodomor-Mythos der ukrainischen Regierung, die die sowjetische Hungersnot von 1932/33 als allein auf die Ukraine gemünzte und intentional durchgeführte Aktion zur Vernichtung der gesamten ukrainischen Bevölkerung umgedeutet hat – zu einer Zeit, in der paradoxerweise die halbe Ukraine zu Polen gehörte, so gründlich auseinandergenommen als der ausgewiesene Erperte für Agrarpolitik der Sowejtunion und der DDR, Philipp Merl.

        Offenbar haben sie nicht die geringste Ahnung, was historische Forschung ist. Sie ist nämlich langwierige und äußerst mühselige Archivarbeit, von Leuten die sich durch zehntausende Dokumente graben.

        Dies ist in Deutschland der Fall – nicht in angelsächsischen Ländern. Die lieben die sogenannte erzählende Historiographie, bei der es vor allem wichtig ist, aus Vergangenem eine packend erzählte Geschichte mit jeder Menge fiktionaler Ausgestaltung zu machen.

        Wie wahrheitsliebend US-Verleger zum Beispiel sind, zeigt etwa, dass die Rekonstruktion der zweifelhaften Rolle der USA und Großbritannien als Allierter der Sowjetunion gespielt und welch geringe Rolle sie zu diesem Krieg beitragen haben, durch den russischen Diplomaten und Historiker Valentin Falin, ein Mann, der schon vor Jelzin an sämtliche sowjetischen Originaldokumente herankam, auch die am besten gehüteten, die des Verteidigungsministeriums. Ich habe das unten ausführlich dargelegt. Eigentlich müste es für die USAmerikaner und Briten höchst aufschlussreich sein, wie ihr Beitrag aus sowjetischer Sicht in dem größten Opferland der Nazi-Agression erfahren wurde. Ist es aber nicht. Die Monographie wurde auf Deutsch und auf Russisch veröffentlicht. Eine englische Übersetzung gibt es nicht. Denn die englischsprachige Verlagspolitik ist ziemlich selektiv: da werden fast nur Bücher veröffentlicht, die in englischer Sprache verfasst werden – und diejenigen, die irgendeinem Haufen dort in den „narrativen“ Kram passt.

        Zieht man nun noch in Betracht, dass kaum einer der über Geschichte dort schreibenden Leute Deutsch und Russisch kann, kann man sich vorstellen, wie wirklichkeitsgetreu deren Erzählungen über den Nazismus und den 2. Weltkrieg ist.

        So arbeitet kein deutscher Historiker! Wir bringen Kindern bereits in der gymnasialen Oberstufe bei, wie Quellenkritik betrieben wird, also die Einordung eines Dokuments danach, was es überhaupt aussagen kann. Die lernen bei uns schon in der Schule, dass ein Memo, ein Dekret, ein schriftlicher Befehl, Wehrmachtseinsatzpläne, Protokolle von Unterredungen Hitlers mit führenden Militärs, von seinem eigenen Generalstabschef protokolliert ein etwas anderes Gewicht haben als – und da kommen wir zu der Qualität von Quellen bei Leuten auf Unz – ein Artikel in einer USamerikanischen Provinzzeitung von 1941, in der der Lokalredakteur die Meinung eines US-Regionalpolitikers dazu einfängt, was gerade im fernen Russland zwischen der Roten Armee und der Wehrmacht abläuft.

        Wissen Sie, was eine Primärquelle ist?
        Wissen Sie, wie aufwendig ein Dokument untersucht wird, physikalisch, chemisch, die Typologie und die winzigen Auffälligkeiten der Schreibmaschinenlettern mit anderen abgleichend und den Wortlaut linguistisch auf die Eigenheiten des vermuteten Verfassers untersuchend?

        Ich kann mich nur immer wiederholen: Ich habe auf de Unz-Review bisher etwas 30 Artikel gelesen, davon mindestens zehn des Verfassers selbt. Alle waren gequirlte Gülle und ohne jeden Wert für das Verständnis der den Gegenstand der Artikel abbildenden Wirklichkeit.

        Übrigens auch, was die US-amerikanische Wirklichkeit betrifft, vor allem, wenn es um den Einfluss der sogenannten „jüdische Lobby“, dort geht. Und glauben sie nicht, dass ich unterstelle, dabei wüsste Herr Unz nicht, worum es geht. Nazis lügen auch ganz bewusst.

        Denn jetzt kommen wir mal zum Zerrbild der „jüdischen Lobby“ dort. Organisationen wie AIPAC sind knalle reaktionäre Institutionen, an denen nichts erfreulich ist. Aber so zu tun, als hätten sie die gesamte US-Politik in Geiselhaft ist einfach lachhaft. Ebenso, als stünden sie für die Mehrheit der USamerikanischen Juden – die übrigens mehrheitlich der Politik der israelischen Regierung ziemlich kritisch gegenüber stehen.

        Nehmen wir nur als Beispiel die derzeitige Politik Herrn Trumps, die ganz im Interesse Israels liegt: Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt, Anerkennung der Annexion der Golanhöhen, Unterstützung der Konfrontation gegen den Iran (die übrigens auch die Saudis vorantreiben – denn nicht nur die israelische Regierung betreibt in den USA Lobbyismus – die deutsche übrigens auch, allerdings nicht mehr sonderlich erfolgreich.)

        Also wem will Herr Trump da imponieren? Den US-Juden? Mitnichten! Die wählen ihn zu mehr als 80% sowieso nicht. Die wohnen an der Ostküste, sind linksliberal oder noch weiter links und machen nur 6 Millionen Wahlberechtigte aus, von den für ihn höchstens 700 000 zu gewinnen sind. Anders als eine zweite Gruppe, die übrigens gar nicht philosemitisch ist, sondern im Gegenteil: Sie sind ausgewiesene Antisemiten – dennoch für die volle Unterstützung der Regierung Netanjahu. Wie geht denn das zusammen?

        Schon einmal etwas von der größten Wählergruppe der US-Republikaner seit George W. Bush gehört? Dem Biblebelt der evangelikalen Christen? Ja? Nein? Kennen Sie deren verrückte Endzeitphantasien? Nein? In der Regierung Trump, der selbst nicht religiös sind, wurden sie bis kürzlich von John Bloton und immer noch von Mike Pompeo vertreten.

        Diese Evangelikalen halten die Endzeit für nahe. Ihre wahnsinnige Deutung der Offenbarung des Johannes ist es notwendig, zur Wiederkehr Christi, dass die Juden (ergo für sie die Israelis) das gesamte biblische Land Israel erobern und die komplette Herrschaft darüber gewinnen. Dann wird sich dort, so glauben sie, ein riesiger Feuersee auf tun, indem alle Ketzer dieser Welt verbrennen. Und von den Juden werden nur die, die sich zu Christus bekennen, gerettet, während alle anderen elendig verbrennen werden.

        Hinter diesen Leuten steht ein Wählerpotenzial von bis zu 80 Millionen.

        Ich bezweifel, dass auf der Unz Review nur ein einziger Artikel von Wert ist. Und mit dem Saker brauchen Sie mir auch nicht mehr zu kommen, nachdem er zwei lange Interviews eines völlig durchgeknallten rechtsextremen Mann namens Michael A. Hoffmann unterwürfig interviewt hat, der eine völlig abstruse Geschichte der Katholischen KIirche geschrieben hat, in der er behauptet, die Juden hätten im Spätmittelalter die katholische Kirche unter ihre Kontrolle bekommen.
        https://thesaker.is/the-saker-interviews-michael-a-hoffman-ii/

        Jeder der Autoren, die Sie aufführen, hat zu Themen, mit denen ich mich auskenne und die Qualität ihrer „Quellen“ (das sind nämlich selten welche) überprüfen kann, nur schlimmsten Dreck verfasst. Von daher halte ich es für ziemlich ausgeschlossen, dass dort je jemand mehrere lesenswerite Artikel veröffentlicht hat.

        Wissen Sie, wenn ich in einer Welt so asymmetrisch verteilter Güter wäre, welche Stratgie würde ich wohl einhalten, um dafür zu sorgen, dass der dumme Plebs sich völlig handlungsunfähig macht. Dies geht am besten durch divide et impera. Man setzt, um den öffentlichen Diskurs`? Ich sehe zu, dass die schön passiv bleiben, indem sie nur zwei in der Öffentl it wahrnehmbare, sich für antagonistisch haltende, aber in Wirklichkeit ideologisch ein und dassselbe seiende Diskursparteien schaffe; einer durchgeknallter als die andere. Wenn nun die dummen Zeitgenossen merken, dass eine Seite faul ist, rennen sie zur andern -und überprüfen sie nicht, da ja immer „der Gegner meines Gegners ist ein Freund“ gilt. Dummerweise ist dieser Freund aber mit dem Gegner identisch.

        Nachdem ich aber mehrfach und unter Verlinkung von zahlreichen Quellen und historischen Ausführungen, die wortwörtlich Quellen zitieren, wiederlegt habe, dass Unz reinstes Nazigebräu verbreitet, frage ich mich, welcher Wunsch sie reitet, immer noch in dem Menschen einen verdienstvollen Mann zu sehen. Wieso brauchen Sie, statt Akteure nach ihrem konkreten und durch Qeullen belegbaren Handeln zu bemessen eine konspirative Gruselstory, die in bester Hollywood-Manier einfache Schurkenstücke in Schwarz und Weiß erzählt? Was für eine Amerikanisierung simpelster Form passiert Ihnen da? Wieso wollen Sie partout, auch unter Verweis auf den unsäglichen Artikel von Paul Craig Roberts Hitler entlasten? Wieso klammern Sie sich an Leute, die partout ein imaginäres diabolisches jüdisches Kollektivsubjekt brauchen? – wozu eindeutig auch inwzischen der Saker gehört. Wieso benerken Sie braun nicht als braun, wenn es im US-amerkanischen Kostüm daherkommt? Das alles ist ziemlich merkwürdig. Und wieso brauchen Sie ein Kardinalmisstrauen gegenüber deutscher Geschichtswissenschaft, statt deren Ergebnisse nüchtern zu untersuchen?

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        • kranich05 schreibt:

          Hallo Frau Böttcher,
          gestatten Sie eine ganz doofe Frage:
          Wo sollte ich mich über USA informieren, nachdem Sie den Saker recht deutlich einschätzen?
          Was halten sie von Engdahl, den ich gerade bei mir verlinkt habe (geht allerdings um Klima)?
          Cory Morningsstar schätze ich hoch (geht aber auch nicht um Geschichte).
          Gruß
          Klaus-Peter Kurch

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          • Anja Böttcher schreibt:

            Sehr geehrter Klaus-Peter Kurch,

            ich nehme einmal an, Sie meinen mit „sich über die USA zu informieren“ die Einschätzung der US-amerikanischen Politik – aber unter welchem Gesichtspunkt genau? Oder wollen Sie wissen, wer solide über den Klimawandel informiert? Oder über das Geschäftsgebahren großer US-Ölkonzerne?

            Und unter welchen Gesichtspunkten schätzen Sie Cory Morningstar? Kennen Sie die persönlich? Schätzen Sie sie also als Freundin oder gute Bekannte? Oder als Aktivistin, weil sie ein Anliegen teilen, das sie Ihrer Meinung nach engagiert und gut vertritt? Oder meinen sie, diese Frau habe besondere analytische oder investigative Fähigkeiten? Wenn ja – woran machen Sie es fest? Welche Rechercheleistung hat sie denn unternommen? An welche Unterlagen und Dokumente hat sie aufgespürt? Welche Interivews schlecht zugänglicher Leute, die in einen Bereich Einblick haben, der anderen verwehrt ist, hat sie treffen und interviewen können? Auf welche Weise hat sie Wissen gesichert, dass andere nicht haben?

            Sie fragen mich nach Herrn Engdahl. Über den lese ich, er habe Wirtschafts- und Ingeneurswissenschaft zu einer Zeit studiert, als ich gerade geboren wurde, dann lange als Wirtschaftsjournalist gearbeitet und sich vor allem auf die Politik von Energieriesen wie Chevrom und Exxon spezialisiert. Wenn er sich darauf bescheidet, wird er wohl etwas zu dem Thema etwas zu sagen haben. Ich sehe aber auch, dass er mit BüSo verbandelt war, ein merkwürdige Verein, der meint, hinter allem Übel dieser Welt stände die britische Elite. Das spricht zumindest gegen sein Urteilsvermögen in dieser Zeit – allerdings soll er sich von denen getrennt haben. Also müsste ich mir konkret Artikel von ihm zu einem Thema angucken, ihre Quellenlage und die Art und Weise seiner Argumentation anschauen, um zi sagen, ob ich das glaubwürdig empfindet, was er macht.

            Nur klingt Ihre Frage ein wenig so, als suchten Sie nach einem absolute Wahrheit verkündenden Universalinterpreten der US-Politik – und dergleichen gibt es nicht. Niemand kann irgendetwas über ein Thema sagen, in dem er nicht aufwendige Recherchearbeit über Jahre betrieben hat, nachdem er das dafür notwendige Unttersuchungshandwerk erworben hat. Wer aber so tut, als hätte er eine Glaskugel und durchblicke vom heimischen Schreibtisch aus tiefe metaphysische Machenschaften, die alle Bereiche unseres Lebens umfassen, der ist ein Märchenonkel und kein ordentlicher Rechercheur.

            Was den Klimawandel betrifft: Anders als im Falle von Publikationen über deutsche Geschichte, deutsche Publikationsgeschichte und deutsche Philologie beanspruche ich in dieser Hinsicht nicht die geringste Expertise. Ich bin deutsche und englische Philologin und habe in fachübergreifenden Projekten wissenschaftlich gearbeitet, bin mit einem ausgewiesenen NS-Historiker seit 26 Jahren verheiratet und seit 30 Jahren zusammen, habe alle seine Arbeiten und Projekte mit ihn durchgesprochen, seine Arbeiten korrigiert und selbst zu historischen wie philologischen Themen unterrichtet – ergo sehe ich da ziemlich genau und fachlich fundiert, wenn jemand Blödsinn fabriziert. Und wenn dies der Blödsinn ist, dem unsere Vorfahren schon einmal auf den Leim gehen, alarmiert mich das.

            Wenn ich mir aber angucke, dass 90% der Klimaforscher, darunter Leute völlig unterschiedlicher Nationalitäten und Institute, politischer Überzeugungen und wissenschaftlicher Teildisziplinen alle zu dem Ergebnis kommen, dass es einen starken menschlichen Faktor bei einer nicht mehr zu leugnenden Erderwärmung gibt; wenn ich ferner sehe, dass bei der Minderheit der Klimaforscher, die die menschliche Beeinflussung des Klimas in Frage stellen, eine auffällig große Anzahl im Dienste der US-Energieindustrie stehen, die mit dem Fracking eine der klimaschädlichsten Formen der Energiegewinnung betreiben, wenn ich drittens lesen kanan, dass die Ergebnisse unterschiedlichster biologischer Disziplinen mit denen der Klimaforscher übereinstimmen, dann halte ich die Meinung, das sei alles eine gigantische Chimäre, mit deren Hlfe sich eine unheilvolle sinistre Machtelite Herrschaft über uns alle verschaffen wolle, dann erscheint mir das ziemlich abenteuerlich – egal welche NGOs sich für die Vermarktung von Greta Thunberg angeboten haben. Dass Medienaufwand betrieben wurde, um aus einem von diesem Thema aufgwühlten Mädchen eine Medienikone gemacht wurde, dass Profis Aufmerksamkeitsökonomie für sie geschafffen haben, sagt nichts über die Ernsthaftigkeit dieses Mädchens aus.

            Wenn Sie aber wissen wollen, was ich an guter Literatur zur Politik der US-Eliten gelesen habe, kann ich das gerne sagen. Einiges habe ich schon verlinkt. Zum Kalten Krieg ist die Literatur von Noam Chomsky, Daniel Ellsberg (über die nukleare Kriegsplanung) sowie John Pilger hochgradig lesenswert. Über die ademokratische Verengung und die demokratische Erosion der USA sowie ihre Kriegspolitik empfehle ich als Portal „The Intercept“, die alten Artikel von Robert Parry auf Counterpunch, die Bücher und Interviews mit Naomie Klein, von Sheldon S. Wolin schätze ich sehr „Democracy Incorporated: Managed Democracy and the Specter of Inverted Totalitarianism“, eine hoch aufschlussreiche Monographie, den Journalismus und die Publikationen von Chris Hedges, die Filme von Jeremy Scahill über die Verbrechen des US-Militärs, ebenso die von Laura Poitras (zu Kriegsverbrechen im Irakkrieg) – and älterer Literatur über die Elitenstrukturen in den USA enpfehle ich C. Wright Mills; wer umgekehrt Elitenforschung zu der EU betrieben hat, mit ungeheurem Aufwand, war der Elitenforscher Hans-Jürgen Krysmanski. Die Uni Münster ließ bis vor kurzem auf seiner Webseite hunderte Seiten seiner Publikationen online – hat sie aber leider vom Netz genommen. Es findet sich aber noch der 53-Seiten Titel „Wem gehört die EU“ im Netz, durch die RLS und ein paar andere seiner Artikel, abgesehen von den Büchern, die man von ihm kaufen kann.

            Klicke, um auf krysmanski.pdf zuzugreifen

            Klicke, um auf r_jellen.pdf zuzugreifen

            Klicke, um auf http://www.vsa-verlag.de-Wendt-ua-Wie-Eliten-Macht-organisieren.pdf zuzugreifen

            Klicke, um auf Neoliberalismus_in_Deutschland.pdf zuzugreifen

            Klicke, um auf DA286_krysmanski.pdf zuzugreifen

            Da haben Sie zugleich eine Menge Stoff über den Einfluss der US auf die EU mit dabei.

            Großartig ist auch die Faktencheck-pdf der ZDF-Sendung „Die Anstalt“ zur Mont Pellerin Gesellschaft.

            Oder zum Einfluss der NATO, der großen PR-Unternehmen und USA auf unsere politischen Funktionseliten, liefern die Artikel des Politikwissenschaftlers JörgBecker eine Rolle.
            http://profjoergbecker.de/veroeffentlichungen/

            Jede Menge Interessantes bieten auch viele Publikationen der Rosa Luxemburg Stiftung.

            Doch weiter zu den USA:

            Zur Frage, wie es die US-Neocons geschafft haben, durch ein Rollback der 70er die westliche Welt so viel weniger demokratisch zu machen als sie es vor 1989 war, empfehle ich die beiden großartigen Dokumentationstrilogien von Adam Curtis, The Trap und The Power of Nightmares. 6 Stunden Film, durch die man wirklich klüger wird. Ich verlinke jeweils die ersten Folgen, die weiteren folgen dann automatisch.

            Zu deren Pressemacht immer noch ein gültiger Klassiker Chomskys Manufacturing Consent auch in filmischer Version:

            Und zum Zusammenhang von der Zerstörung ganzer Staaten durch die USA und ihre Pressemacht, dass im Dunkeln des Kollektivbewusstseins zu versenken, die großartige Nobelpreisrede des sterbenden Harold Pinter – einem Mann, vor dem ich den Hut ziehe. (Auf Deutsch)

            Klicke, um auf pinter-lecture-g.pdf zuzugreifen

            Die politische Wirklichkeit, der wir ausgeliefert sind, ist komplexer, als unseriöse Kaffeesatzleser gerne tun. Wer die Welt verstehen will, statt Obskurantisten und rechtsextremen Rattenfängern auf den Leim zu gehen, muss sich halt mehr als ein Paar orakelnde Blogbeiträge einlassen. Das kostet ein wenig Konzentration und Mühe, hilft aber, nicht auf Scharlatane hereinzufallen – und sich wehren zu können.

            Denn wer die Dinge, die er zu sagen hat, belegen und klar begründen kann, der braucht sich auch nicht darum kümmern, welche Schreihälse mit Trillerpfeifen und hysterischen Aussetzern ihn mundtot machen wollen. Die blamieren sich dann nämlich selber. Märtyrerallüren sind Quatsch. Es hilft nur Rückgrat, kritischres Denken und klares empirisches Wissen – dann sollen sie halt quietschen. Aber man muss dafür sorgen, dass das, was man zu sagen hat, Hand und Fuß hat und einer kritischen Überprüfung standhält. Wer aber Verantwortung zum Widerstand gegen den Wahnsinn der allseitigen Eskalation menschlicher Beziehungen, sozial und binnengesellschaftlich wie international, übernehmen will, der wird doch noch die Bereitschaft aufbringen, sich Wissen und logisches Denkvermögen anzueignen. Wenn das keiner mehr macht – dann gute Nacht.

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            • kranich05 schreibt:

              Liebe Frau Böttcher,
              „wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“, ist jetzt mein Gefühl.
              Danke für das Viele. C. W. Mills oder Krysmasnski sind auf diesem Blog nun wahrlich keine neuen Namen, dito Pinter. (Was halten Sie übrigens von John Pilger – nicht wegen der Namensähnlichkeit?) Jörg Becker aber ist einer, der bisher unterhalb meines Radars war, dito Adam Curtis. Danke nochmal dafür.
              Mich interessiert durchaus die Macht und Wirkungsweise des großen jüdischen Geldes in den USA und darüber hinaus. Wozu Sie und die von Ihnen angegebene Quellen offenbar wenig sagen. Weil das ein Phantomproblem ist? Oder ein nazigenerierter Mythos?
              Gruß
              kpk

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            • Anja Böttcher schreibt:

              Ich kann irgendwie unter Ihrem unteren Beitrag keine Antwortfunktion finden. Ergo poste ich eine Antwort zu unten (8. Oktober) an dieser Stelle.

              John Pilger ist ein couragierter, friedenspolitisch engagierter und gut schreibender Journalist. Seine Artikel sind lesenswert -er hat jedoch nie beansprucht, ein Wissenschaftler zu sein, der eine umfassende Analyse der Machtstruktur der USA zu liefern.

              Falls Sie jedoch wirklich die Arbeiten von C.W. Mills und Krysmanski gelesen haben, die nun beide mit erheblichem empirischem Aufwand Machthierarchien in den USA untersucht haben, ist es mir absolut unverständlich, derartiges zu lesen:

              „Mich interessiert durchaus die Macht und Wirkungsweise des großen jüdischen Geldes in den USA und darüber hinaus. Wozu Sie und die von Ihnen angegebene Quellen offenbar wenig sagen. Weil das ein Phantomproblem ist? Oder ein nazigenerierter Mythos?“

              Können Sie analytisch definieren, was „jüdisches´Geld“ sein soll? – etwa im Gegensatz zu „katholischem, evangelischem oder buddhistischem Geld“?

              Seit wann definiert sich Geld konfessionell oder ethnisch?

              Gemeint war natürlich etwas anderes: Nämlich Ihre merkwürdige Frage insinuiert, die Kapitalmacht der USA läge entscheidend und vorrangig bei US-amerikanischen Juden, diese bildeten ein in sich geschlossenes Kollektivsubjekt mit einem gesonderten politischen Willen, den sie global in bestimmender Weise durchsetzen könnten.

              Das ist natürlich – und für jeden analytisch denkenden Menschen erkennbar – zumal wenn er behauptet Krysmansik und Mills gelesen zu haben und deshalb eigentlich empirisch fundierte Darlegungen der entscheidenden Kontinuität der Machtachse in den USA zur Kenntnis genommen haben müsste – dumpfeste braune Nazigülle.

              Es gab nicht eine einzige Phase in der US-amerikanischen Geschichte, in der nicht die seit der Declaration of Independence das Geschick der USA bestimmende zentrale Machtachse in den Händen weniger hundert politisch und wirtschaftlich dominierender WASP-Familien gelegen hätte. Dass die sich immer – wie die europäsichen Fürsten auch- einige einflussreiche jüdische Banker gehalten hätten, heißt nicht, dass von denen irgendjemand je weiter als auf die Ebene gedrungen wäre, die Krymanski als „den zweiten Ring der Macht“ bezeichnet hat. Seit den Declaration of Independence sind diese WASP-Familien (Konrad Adeneauer schätzte sie numerisch grob ein als die „zweihundert einflussreichen Familien, mit denen wir uns gut stellen müssen“, turnen auch nicht durch die internationale Presse – wie etwa ein George Soros.

              Wer ernsthaft wissen will, wie politische – und Kapitalmacht in den USA funktioniert, sollte sich gefälligst ernstzunehmende Analysen des politischen und wirtschaftlichen Systems der USA durchlesen – statt das unkende Geraune von Leuten, die nur eine Neuauflage der „Protokolle der Weisen von Zion“ versuchen.

              Die Juden in den USA, dessen Eliten bis in die tiefen 50er hochgradig antisemitisch waren, machen 2% der dortigen Bevölkerung aus – und unter ihnen war immer ein überdurchschnittlicher Anteil hochgradig kapitalismuskritischer Menschen. Gerade die Nahostpolitik der USA ist aber seit der engen Kooperation zwischen Saudis und den US-Ölkonzernen vor allem von reichen Familien des US-amerikanischen Südens bestimmt, die so überhaupt gar nicht jüdisch ist. Im Gegenteil: Standard Oil, heute Exxon und Chevron, machte unter den Nazis ausgerechnet Adolf Eichmann zu ihrem „Mann in Europa“.

              Eisenhower hat schon bei seinem Abtritt vor dem „militärisch-industriellen Komplex“ der USA gewarnt, in dem jüdische USAmerikaner noch nie die große Rolle gespielt haben.

              Woher also Ihre Fixierung auf Juden?

              Warum rutschen vor allem Leute aus dem Teil Deutschlands, der doch angeblich die Schriften von Marx und Engels mit der Muttermilch aufgesogen haben, so leicht wieder in den tiefsten braunen Sumpf – anstatt einfach nur Kapitalismuskritik zu betreiben und sich die gesamte Machthierarchie der US und ihrer großen Konzerne anzuschauen?

              Hier ein paar Links, die weiterhelfen, falls ein ernsthaftes Interesse an einer Analyse der Machtstruktur der USA wirklich besteht:

              Bücher von Noam Chomsky:

              Bücher von Noami Klein:

              (oh Gott – jetzt habe ich ja zwei jüdische Autoren verlinkt…)
              Bücher von Sheldon S. Wolin, davon vor allem „Democracy Incorporated“:

              Peter Dale Scott

              Chris Hedges

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  4. fidelpoludo schreibt:

    Auch ich begrüße des Kranichs Offenheit und die Selbstkorrektur in der Frage der Nichtveröffentlichung von Beiträgen Anja Böttchers. Dass er in Urlaub war und in Sachen Internetverbindung nur begrenzt „funktionsfähig“, hatte er allerdings auf diesem Blog angekündigt und deutlich gemacht. Das hätte auch Anja Böttcher durchaus wissen und in Erfahrung bringen können. Meine „psychpatholigische Weltsicht“ (Anja Böttcher) gebietet mir, darauf hinzuweisen, dass die Masse an Material eine gerechte Beurteilung der Vorwürfe einerseits eine Menge an Zeit erfordern wird, um ihnen auch nur annähernd gerecht werden zu können; andererseits geht es wirklich um zentrale Grundlagen unseres historischen Weltbildes, an denen wir zu arbeiten haben.
    Obwohl ich täglich auch noch tätig bin, um meine kleine Rente aufzubessern und ausserdem noch an anderen Themen interessiert bin, will ich einen Großteil meiner Zeit dafür investieren.
    Im Zusammenhang damit stelle ich Anja Böttcher eine Frage, der ich – der Lektüre von Unz‘ Aufsatz folgend – begegnet bin:
    Was hält sie von dem Bild Winston Churchills, das dort gezeichnet wird? Völlig daneben, durch nichts zu rechtfertigen? Es bildet wohl die entscheidende Grundlage, wenn nicht für eine Parteinahme für Hitler (die ich bis jetzt noch nicht entdecken konnte), so doch mindestens für eine Relativierung seiner Schuld. Das wird schon sehr deutlich.

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    • Anja Böttcher schreibt:

      Auch ohne den Artikel von Paul Craig Roberts war Winston Churchill nie irgendetwas anderes als ein brutaler Imperialist, englischer Nationalist und kolonialer Schlächter – zum Beispiel und unter anderem verantwortlich für den Hungertod von 3-4 Millionen Bengalen im Jahr 1942.

      Aber das ändert überhaupt gar nichts an der Schuld Hitlers und der politischen Beurteilung Nazi-Deutschlands. Denn dessen Schuld ist doch nicht primär die gegenüber den Briten. Natürlich wollte Hitler keinen Krieg mit England — er betrachtete auch die Engländer als „Herrenmenschen“ und wäre ganz und gar mit der Teilung zufrieden gewesen, wenn die Losung gegolten hätte „Britannia rules the waves“ (also die gesamte Südhalbkugel), wenn Deutschland nur, als zweite „arische“-„germanische“ Großmacht mit Gesamtosteuropa bis weit über den Ural hinaus sein „eigenes Afrika und Indien“ bekommt – und das sollte eben die Sowjetunion sein.

      Mit dem Gedanken, bis zum Ural zu expandieren, die Abtretung des Raumes den Russen im Falle ihrer Niederlage aufzuzwingen und den Rückzug ihrer Bevölkerung bis hinter den Ural dem unterlegenen Zar aufzuzwingen in einem knallharten Friedensvertrag, hatten schon die Alldeutschen (nationalistische Junker, Leute wie Medienmagnat Hugenberg,der ja auch Hitlers Weg entscheidend mitgeebnet hat) im Ersten Weltkrieg gefordert, zum Beispiel mit der sogenannten „Professoreneingabe“, einer Veröffentlichung in allen nationalkonservativen Zeitungen, unterzeichnet von 1250 nationalkonservativen Intellekturellen im Jahr 1915. Aber der damalige Reichskanzler, Theobald von Bethmann-Holweg ging darauf nicht ein. Als besonders fatale Figur im Auswärtigen, erwies sich der Deutschbalte Paul Rohrbach, ein Mann, der schon 1905 in Tansania für den deutschen Völkermord an 300 000 Nama und 500 000 Hereros im heutigen Namibia veranstaltet war und die Jungtürken kräftig beim Völkerrmord an den Armeniern anfeuerte (wogegen zahlreiche andere deutsche Diplomaten in der deutschen Botschaft dort entsetzt waren). Rohrbach, ein Deutschbalte, gründete auch 1915 bereits eine Art „Thinktanks“ zur Ankurbelung des ukrainischen Nationalismus unter dem Namen „Freie Ukraine“ – quasi eine Art Vorläufer von George Soros „Open Ukriane Foundation“ heute. Genaueres hier von einem russischen Historiker, publiziert für das IfZ:

      Klicke, um auf mitt_35.pdf zuzugreifen

      Die Ideen Rohrbachs und der Alldeutschen fanden immer mehr Anhänger unter den reaktionärsten Kräften der Reichswehr (vor allem der sogenannten Schwarzen Reichswehr – die mit den Freikorps, die 1919 Berliner Arbeiterführer metzelten – Ebert ließ sogar im Wedding und Lichtenberg protestierende Arbeiter bombardieren!) seit der britischen Hungerblockade. Die Vorstellung war, dass Deutschland den russischen Raum brauche, um nicht beim Gleichziehen mit den Briten, als Inhaber des zweiten „Platz an der Sonne“ eine Versorgungssicherheit durch einen eigenen kolonialen Raum brauche, der für eine schnell wachsende deutsche Bevölkerung den Landwirtschaftsraum biete und alle notwendigen Rohstoffe für die schnell wachsende deutsche Industrie, ohne dass die britische Seemacht hier einschreiten konnte.

      Diese in der Junkerrechten und bei den Ruhrbaronen bereits erwogenen Vorhaben radikalisierten die Nazis. Und dabei, das zu legitimieren, spielte die ideologische Sicht auf die Oktoberrevolution als vermeintlicher Sieg des Judentums über die Russen eine entscheidende Rolle. Hitler argumentiert schon in „Mein Kampf“, dass der Sieg des jüdischen Bolschewismus über die Russen zeige, dass die Slawen eigentlich noch nie in der Lage zur Staatenbildung gewesen seien. Sie seien minderwertig – sonst wäre ihnen die Judenherrschaft des Bolschewismus nie passiert. Einen anderen Eindruck hätte das nur bisher gemacht, weil ihre adeligen Eliten durch Heirat von Deutschen genügend „germanisches Blut“ gehabt hätten, dass das nie aufgefallen sei. Nun aber, nachdem sie die alle verjagt hätten, käme es auf russisches Leben nicht mehr an. (Mein Kampf, 2. Buch, 14 Kapitel)

      Deshalb sahen die Planungen des Generalplan Ost vor, vor allem, als ab 1940 die endgültige Planung des Kriegsbeginns anstand, dort Raum zu schaffen für anzusiedelnde „Germanen“ (nach dem gewonnenen Krieg nicht nur Deutsche, sondern auch willige Engländer, Skandinavier, Niederländer, Flamen oder US-Amerikaner mit entsprechender Abstammung), die ländliche russische Bevölkerung entweder auf Hungermärsche über den Ural zu senden oder zu Heloten zu machen, die ohne auch nur Lesen und Schreiben zu lernen, als Arbeitssklaven in der Landwirtschaft oder in Bergwerken und Minen schuften sollten. Über die urbane Bevölkerung aber sagte er (Reden im Führerhauptquartier vom September 1941) sie solle „vollständig ersterben“. D.h., was in Leningrad passierte, war das Modell für alle größeren russischen Städte. Moskau sollte als nächstes dran sein.

      Der zweite Weltkrieg war primär von den Nazis gewollt – als ein Eroberungs- und Vernichtungskrieg, der gegen die russischen Bevölkerung und die osteuropäischen Juden (die damals noch wenig mit heutigen US-Juden zu tun hatten – vor allem die armen Schtetl-Juden nicht) geführt wurde.

      Wird deshalb also Hitler weniger schuldig, nur weil Churchill auch nur ein blutiger Imperialist war und Hitler sich mit ihm Weltherrschaft gerne geteilt hätte?

      Was drückt das über Paul Craig Roberts Haltung aus, wenn er Hitler attestiert, der habe doch gar keinen Krieg gegen England und Frankreich gewollt? (Letzteres würde ich übrigens nicht so stehen lassen – denn eine Revanche gegen die verhassten Franzosen, fanden alle deutschen Nationalisten nicht unschick – aber Massenmord wollten sie nicht an Franzosen verüben.)

      Die Deutschen haben in erster Linie eine Riesenschuld gegenüber den Russen und den anderen slawischen Völkern, aber bei den Polen gab es noch in der Haltung ein wenig Bereitschaft zur Differenzierung, wenn die Morde auch später doch in die Millionenhöhe gingen – und die Tschechen sollten zumindest als qualifizierte und alphabetisierte Industriearbeiternation leben. Aus Nazi-Sicht hatten sie mehr „germanische Gene“ beigemischt bekommen. Aber die Russen galten wirklich als Untermenschen – deren Lebensrechte Hitler mit denen von Kaninchen verglich – sprich: von denen behält man so viel wie man aus Nutzgründen braucht.

      Freilich zeigt eine realisitische Sicht auf den Zweiten Weltkrieg auch, dass es absurd ist, deshalb vor den Amis zu kriechen. Denen haben wir nämlich nichts Böses getan. Auch der Sieg ist zu 85% der der Roten Armee – die USA haben als Trittbrettfahrer nur den größten politischen Profit daraus ziehen können.

      Und bei allen Racheaktionen von Soldaten der Roten Armee, vor allem in Ostpreußen, bei allem Elend der Vertreibung aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ist dennoch zu konstatieren: Die Russen haben nicht nur unglaublich gelitten, sondern sie haben uns nicht entfernt das angetan, was Deutsche ihnen angetan haben – vor allem aber nicht, was Deutschen ihnen angetan hätten, als kalter rassistischer Hybris, wenn sie gekonnt hätten´, wie sie wollten. Ich denke doch, Ostdeutsche wurden genauso differenziert ausgebildet wie Westdeutsche. Sie waren auch aus der Sicht der Russen keine Nutztiere oder Kaninchen – sie haben besser gelebt, als die Russen selbst. Auch haben die Russen uns – trotz des Grauens des Nazismus – 1989 freundschaftlich die Hand ausgestreckt und unser Land in Freundschaft verlassen. Wie aber wurde es ihnen gedankt?

      Was haben wir aber bei Unz? Deren Publizistik trampelt doch ebenso gnadenlos, während gegen Russland aufgefahren wird, auf deren Erinnerungen und Leiden herum wie die der Transatlantiker, die so tun, als seien Nazismus und Stalinismus das gleiche – und ich streite gar nicht ab, dass Stalin ungeheure Verbrechen begangen hat – aber keine, die denen Hitlers gleichgekommen wären.

      Die US-amerkanische Rechte für einen Verbündeten zu halten, ist absolut verfehlt. Sie sind genauso suprematistisch, selbstzentriert und für kriegerische Eskalation gut wie der andere Ami-Haufen auch. Von ihnen ist kein Frieden zu erwarten. Wer Hitler hochleben lässt, den wir ebenso viel Grund haben zu verfluchen wie die Russen, der will nichts Gutes.

      Übrigens – den Artikel von Paul Craig Roberts habe ich erst durch einen Link in der Email eines russischen Bekannten zum ersten Mal gesehen. Dazu schrieb er: „Das war der einzige Ami, vor dem ich noch Respekt, bis ich DAS sah.“ Hoch verständlich – denn man lese sich den Artikel dahingehend durch, welche Kälte er gegenüber dem Leiden der Russen zeigt – und dann ist er eigentlich nur eines: TIEF ABSTOSSEND.

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    • Anja Böttcher schreibt:

      Zusatz: Wenn die Weibseite Unz wirklich daran interessiert wäre, wirkliche propagandistische Geschichtsmyhten über die USA (und die Briten) aufzudecken, statt nur so zu tun, als gäbe es ein reines „weißes Amerika“, das nur fürchterlich von einem es fürchterlich aufsaugenden jüdischen Dämon unterdrückt wird, viele mir jede Menge ein. Nur – keine der dafür ins Bewusstsein zu rückenden Fakten wurde je wissenschaftlich unterdrückt. Das, was US-PR nämlich macht, ist viel effektiver: Es ist nämlich die ständige Inszenierung eines sehr selektiven Ausschnitts aus Fakten in seichten sentimentalen Narrativen, in einer Werbeästhetik, die den Menschen auch von der Warenwerbung bekannt ist – plus die Prägung gängiger Slogans daraus, die durch Wiederholung Plausibilität erzeugen. „Hollywood“ (und heute das Silicon Valley) schaffen mächtige Ikonen/Bilder, die die Massenwahrnehmung so „framen“, dass es aufmerksamer, analytischer und zur Reflexion befähigte Menschen braucht, damit sie die in kleinen netten Unterhaltungsbotschaften daherkommenden Reize nicht automatisch internationalisieren und zu als Deutungsrahmen ihres Weltverständnisses werden lassen.

      Ich zähle hier nur knapp einige Beispiele auf und verlinke ein paar interessante Sachen, die vielen sonst so „durchschlüpfen“, weil es nicht in ihren Plausibilitätsrahmen passt:

      1. Rolle der USA im Zweiten Weltkrieg:
      Sowohl GB wie auch die USA sahen in den frühen 30ern die Machtantragung an Hitler gar nicht primär negativ, sondern fürchteten er den Aufstieg der Kommunisten in Deutschland. An der zur soz. SU damit vorprogrammierten Spannung hatten sie durchaus Interessse – wenn sie auch keine deutsche Hegemonie auf dem europ. Kontinent dauerhaft wollten, aber der NS-Staat war ihnen 33 primär „Bollwerk gegen den Kommunismus“. Vor allem die inneren US-Gegner Trumans unterstützten die kraftvolle Aufrüstung Hitlers. Standard Oil (heute Exxon und Chevron) füllten die deutschen Energiereserven und stellten den Nazis wichtige Luftfahrtechnik und Technologie zur Gewinnung von synthetischem Öl zur Verfügung. Der 2. WK war der erste voll auf Kfz-Motoren beruhende. Die erste Massenproduktion von Kfz gelang in Deutschland Ferdinand Porsche erst im Sommer 1941 mit dem KdF-Wagen (dem Käfer). D.h. die gesamte Eroberung Europas bis zum Russlandfeldzug erfolgte ausschließlich über die Ford-Werke in Köln und GM/Opel in Rüsselsheim. Über IBM bezog das NS-Regime die nachrichtentechnische Technologie für seine gesamte Kriegsinfrastruktur – vor allem die für die Aufspürung, den Transport und die Vernichtung der europäischen Juden, sowie das KZ-Zwangsarbeitersystem – und zwar den ganzen Krieg hindurch. Die Fanta wurde extra als „Nazibrause“ zum Beginn des Kriegs gegen die SU entwickelt, weil Coca Cola das Symbolgetränk der US-Armee war, der Konzern aber auch die Deutschen versorgen wollte. Während offizielle Zusammenarbeit von US-Korporationen mit dem NS-Regime mit dem Kriegseintritt der USA beendet war, wurden in Wirklichkeit die deutschen Töchter von US-Firmen nur pro formal ausgegliedert (sie waren dann ‚eigenständige deutsche Firmen‘) und nach dem Krieg wieder eingegliedert. Sämtliche dieser scheinunabhängigen US-Töchter haben in den von Deutschen besetzten Gebieten Niederlassung gehabt und selbst von KZ-Zwangsarbeit profitiert.

      Auch zur SU wurde Wirtschaftskontakt aufgebaut – während Lend und Lease kaum eine Rolle spielte. Nennenswert fand es erst nach der Schlacht von Kursk statt, als die Russen den Krieg schon gewonnen hatten – und selbst ihre materielle Überlegenheit gegenüber der deutschen Kriegsproduktion erdrückend wurde – ergo: als sie es viel weniger dringend brauchten als zuvor. Denn zu dem Zeitpunkt mussten sie Amis fürchten, dass die Russen alleine den Durchmarsch durch Europa machen würden und sie, nachdem sie seit 1942 eine Zweite Front versprochen, aber das Versprechen nie gehalten hatten, gar nicht mehr als Alliierten betrachten würden.

      Das stillschweigende Motto der USA wurde von Harry S. Truman, zweiter Mann im Oval Office damals, im September 1939 folgendermaßen zusammengefasst (zitiert nach Noam Chomsky): „Wenn wir sehen, dass gerade die Deutschen gewinnen, sollten wir den Russen helfen, wenn gerade die Russen gewinnen, den Deutschen. Lasst sie auf diese Weise so viele gegenseitig umbringen wie nur möglich. Aber am Ende will ich auf keinen Fall Hitler gewinnen sehen.“

      Die heuchlerische Rolle, die die USA als Alliierter der Sowjetunion im vollen Wissen um dessen völkermörderische Agenda und die horrenden zivilen Verluste der Sowjetunion (wie früh ihnen das alles klar war, haben die letztens in einer neuen Übersetzung herausgegebenen „Maiski Tagebücher“, des sowjetischen Botschafters in GB, noch einmal gezeigt), hat äußerst präzise der russische Historiker und ehemalige sowjetische Botschafter in Deutschland Ost + West (zu verschiedenen Zeiten), Valentin Falin, ein Mann, der der sowjetische Partner Egon Bahrs bei der Ostopolitik der BRD in den 70ern war, in seiner wichtigen Monographie „Die zweite Front“ geschrieben. Falin hatte als hoher diplomatischer Offizieller auch schon vor Jelzin Zugang zu allen sowjetischen Archiven, inklusive der des Verteidigungsministeriums der S’U und hat en detail, natürlich aus der Sicht der SU, das Verhalten der USA als zweifelhafter Bündnispartner nachgezeichnet. Es gibt sein Buch auf Deutsch und auf Russisch. Kein Verleger war interessiert, es auf Englisch zu übersetzen. Unz habe ich darauf hingewiesen – und es hat ihn einen Scheiß interessiert. Warum interessiert das diese Truther-Apostel nicht? Passt nämlich nicht in ihr Narrativ, dass zwar immer darauf verweisen will, dass „die Juden“ böse sind und die Sowjetunion böse war, aber dennoch ein eigentlich heroisches Bild des ‚guten weißen Amerikas‘ zeichnen will. Sie haben nämlich nichts gegen nationalistischen US-Chauvinismus.

      Die USA haben sich weder im Krieg noch nach dem Krieg für die humanitäre Katastrophe im Osten Europas nicht die Bohne interessiert – und nichts wesentliches dabei getan. Sie haben den Russen Blutzoll und Drecksarbeit überlassen – und selbst mit geringstmöglichem Aufwand den geopolitisch höchstmöglichen Nutzen daraus gezogen. Ihr eigentlicher Kriegseinsatz (außer der Bombardierung deutscher Stadtzentren und Arbeiterwohnviertel, unter sorgfältiger Aussparung der deutschen Kriegsindustrie und der Transportlinien von Kriegsgütern gen Osten – davon war nämlich nach dem Krieg noch 95% erhlaten, während die Stadtzentren zu 90% zerstört waren) begann erst mit der Normandielandung in Juni 1945 – und da war sie die kleine von zwei Fronten: Auf dem Territorium der Normandie kämpften 150 000 deutsche Soldaten – während parallel, bei der Operation Bagration 1,7 Millionen Rotarmisten im Kampf gegen 1,1 Millionen Wehrmachtssoldaten die Heeresgruppe Ost zerschmetterten – und zwar primär durch inzwishcen drückende materielle Überlegenheit – ganz gegen das Klischee.

      Aber wer kennt heute die Landung von US-Soldaten in der Normandie und wer kann erklären, was die Operation Balgration war? Das leistet US-Propaganda.
      Dagegen aber hat ein Unz nichts einzuwenden – denn er will nicht die Entmythologisierung der USA auf Kosten der Würdigung sowjetischer Leistungen.

      Aber auch die Nachkriegsgeschichte ist nicht so, wie gern immer wiederholte Mythen dies vorgeben, nur, dass das Problem gar nicht ist, dass dafür irgendeines der die Wahrheit belgenden Quellen oder Dokumente verborgen würden, erst recht nur für die Forschung. So wirkt primär US-Propaganda nicht. Sie wirkt nicht so, wie Ron Unz vorgibt, der nur einer nazistischen Weltsicht wieder zum Durchblick verhelfen will. Sie wirkt, wie Professor Mausfeld es in seinem berühmten Vortrag „Warum schweigen die Lämmer“ erklärt hat.

      Kommen wir nun zu weiteren durch PR in den Hintergrund gedrängten Tatsachen.

      Wer weiß heute noch, dass die Briten und die USA direkt nach dem gewonnen Krieg nur darauf gewartet haben, die Sowjetunion nuklear auszulöschen? Der britische Plan, in Auftrag gegeben durch Churchill noch im Januar 1945 hieß „Operation Unthinkable“ und der US-amerikanische „Operation Dropshot“. Einfach googlen die Begriffe – es wird gar nicht versteckt, was die den Russen nach 27 Millionen Weltkriegstoten antun wollten (und eigentlich ganz Europa), es wird nur ganz wenig darüber geredet.

      Zusammengefasst hat kurz vor seinem Tod die gesamten Versuche, der Sowjetunion den Garaus zu bereiten und eine friedliche Nachkriegsordnung zu verhindern Valentin Falin auf einem Vortrag auf dem Zinoviev-Konferenz 2016 in Moskau. KenFM hat dankenswerterweise diesen Vortrag mit deutschen Untertiteln ins Netz gestellt. Er ist hochgradig sehenswert.

      Dazu, wie die strategischen Pläne der USA aussahen, wenn sie nicht selbst genug gefürchtet hätten, auch von der SU vernichtet zu wären, den Kalten Krieg heiß werden zu lassen und ganz Europa auszulöschenm, noch einmal Falin in einem Interview mit Alexander Kluge (ich verlinke nur den entscheidenden 3. Teil. Alle sind aber sehenswert.)

      Dazu könnt ich aber noch viel viel mehr verlinken: Resultat ist all meiner Quellen (und die sind allesamt Leute die in den USA oder in der SU in Akten führender Militärplaner Einsicht hatten – nicht Leute wie Unz, die über dubiose Lesefrüchte spekulieren.) ist einwandfrei: Die USA hätten jederzeit, wenn sie ohne selbst zu sterben gekonnt hätten, ganz Europa und halb Ostasien ausgelöscht (haben selbst mit 600 Millionen Toten kalkuliert), während die Sowjets nie einen anderen Gebrauch ihrer nuklearen Kräfte im Kalkül hatten, als den Gebrauch als Antwort, falls sie angegriffen werden. Ich verlinke einen Artikel zu einem Buch von einem, der einer der Leute im Pentagon war, der an den Plänen arbeitete. Ich habs im Original (Englisch) gelesen – weiß aber nicht wie gut ihr Englisch könnt.
      https://diefreiheitsliebe.de/kultur/ueber-die-banalitaet-des-boesen-im-nuklearzeitalter/

      Jetzt nur noch eine Doku zum Mythos des Marshallplans, der mitnichten (West-)Europa aufgebaut hat – es ist nämlich nicht ein Cent von den USA nach Europa geflossen – obwohl ich noch viel mehr dazu zu sagen habe, als diese zwar aufschlussreiche, aber doch flache Doku vermittelt.

      Ach ja, nur ein kleiner Beweis, wie wenig die USA 1945 die in den Konzentrationslagern eingesperrten Juden interessierte. Die blieben da nämlich nach dem Einmarsch der USA drin – anders als im Osten, wo jeder osteuropäische Jude frei war, sobald die Rote Armee einmarschiert war. Der Hype um den Holocaust bei gleichzeitigem Verschweigen der zivilen Leiden der slawischen Bevölkerung der SU im Krieg ging nämlich erst in den 1980ern los – als es nach dem PR-Desaster Vietnam darum ging, die USA als die moralische Militärmacht par excellence aufzubauen, ohne einen Funken Sympathie für die Russen übrigzulassen (der 2. WK war ja der letzte Sieg), wurde mit der Serie „Holocaust“ der Völkermord an den Juden als PR-Thema entdeckt. Dabei hatten die US weder im Krieg noch unmittelbar nach dem Krieg irgendtewas geleistet, was zum Überleben der Juden beitrug -während die Rote Armee die Vernichtung beendet, die sowjetischen Partisanen ihnen die Möglichkeit gegeben hatten, für ihre Würde zu kämpfen und sie nach dem Krieg im Osten wirklich befreit waren. Hierzu also folgendes erhellende Dokument:

      Der Earl Harrison Report von 1945

      Es gibt also jede Menge zu „entzaubern“, ohne dass man einem US-Demagogen wie Ron Unz verfallen muss, dem es allein darum geht, der Ideologie des Nazismus wieder zur Legitimität zu verhelfen. Das hier war nur ein kleiner Einblick.

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  5. melezyprzikap schreibt:

    Dank und Hochachtung für die überaus wertvollen Kommentare, Anja Böttcher! Üppigstes Material zur weiteren Vertiefung.

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    • kranich05 schreibt:

      Dem kann ich mich nur anschließen.

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      • Johannes S. schreibt:

        Dem schliesse ich mich ebenfalls an und bin beindruckt. Zum ausführlichen, sehr kritischen und gut informierten Kommentar von Anja Böttcher vom 11. Oktober ohne Antwortfunktion!!!!!! zwei Fragen:
        Hat die einflussreiche Bank Goldmann & Sachs nicht einen immensen Einfluss auf die
        nicht nur amerikanische Politik z.B. in Bezug auf den Niedergang Griechenlands. Viele Fakten sprechen dafür, dass zwischen den USA und Israel ein, den Weltfrieden gefährdendes geostrategisches Bündnis gegen die moslemischen Länder, insbes. gegen Iran existiert und dies sicherlich naheliegend, teils verständlich von weiten Teilen jüdischer Organisationen und einflussreicher Kreise in den USA . in einer fatalen Solidarität mit der destruktiven israelischen Politik unkritisch unterstützt wird, wie dies auch von der deutschen Politik und der Mehrheit jüdischer Gemeinden. Es ist an der Zeit zwischen Israel und Palästina zu einem gerechten Ausgleich und Frieden zu kommt, bevor es zu einem Weltenbrand kommt.

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  6. kranich05 schreibt:

    Liebe Kommentatoren und Kommentatorinnen,
    wer über fehlende Antwortfunktion stolpert, muss nicht gleich erschrecken. Die Zahl der unter einem Kommentar direkt sichtbaren Antworten habe ich auf sechs begrenzt, weil mit jeder Antwort die Spaltenbreite immer geringer wird, was die Lesbarkeit stört.
    Ich habe die Zahl jetzt wieder auf acht erhöht.

    Meine Antwort auf Anja Böttchers Kommentar vom 11.10. 2:11 Uhr https://opablog.net/2019/09/30/ron-unz-ich-nehme-eine-von-mir-gegebene-empfehlung-zurueck/#comment-140869
    Gewiss ist „großes jüdisches Geld“ kein soziologischer Fachbegriff. Es geht um sehr viel Geld, über das Juden verfügen. Tut mit Leid, wenn ich mit meiner legeren Formulierung Frau Böttcher Anlass gegeben habe, in die Irre zu tappen.
    Statt auf meine Frage nach der „Macht und Wirkungsweise“ besagter Kapitalmacht „in den USA und darüber hinaus“ zu antworten (Was soll an dieser Frage merkwürdig sein?), ergeht sie sich in Spekulationen darüber was eigentlich gemeint sein könnte.
    Ich habe kein Problem damit, Frau Böttcher, wenn Sie meine Frage nicht beantworten können oder wollen. Jedoch willkürlich eine Absicht zu unterstellen, die Sie dann mit einem gewissen (in meinem Blog nicht üblichen) Vokabular abfertigen, das finde ich… unbefriedigend.
    Und, erlauben Sie hier einmal eine Spitze: Die Namen Chomsky oder Hedges (die ich „gefälligst“ lesen möge) sind mir nicht ganz unbekannt. Dass Sie mir dazu Links auf Amazon anbieten, ist… naja, amüsant. Von Chomsky kann man sicher viel lernen, wenn man seine blinden Flecken einzuschätzen weiß. Chris Hedges tritt ausgerechnet am Tag Ihres Kommentars via Linke Zeitung https://linkezeitung.de/2019/10/11/die-letzte-wahl/ mit einem sicherlich gut gemeinten aber ziemlich konfusen Beitrag in Erscheinung.
    Manchmal erschweren Sie die Kommunikation, Frau Böttcher, weil Sie allzu schludrig formulieren. Hier: „Warum rutschen vor allem Leute aus dem Teil Deutschlands, der doch angeblich die Schriften von Marx und Engels mit der Muttermilch aufgesogen haben,…“
    Irgendwelche Antworten wären leicht möglich. Doch ich möchte nicht spekulieren, was Sie eigentlich fragen wollten.
    Noch eine letzte Bemerkung: Ich habe mich nicht als den profunden Kenner von C. W. Mills oder Hans-Jürgen Krysmanski dargestellt (auch wenn ich mit Letzterem die Freude eines (wenn auch nur kurzen) Arbeitskontakts hatte). Sie mögen Vieles von den beiden genauer kennen. Dennoch empfehle ich Ihnen, noch einmal nach dem „Ringschema“ von K. zu schauen und dies mit dem faktischen Status Superreicher (einschließlich superreicher Juden) in den USA und darüber hinaus abzugleichen. Dann, meine ich, werden Sie kaum bei Behauptungen bleiben, wie diese: „von denen irgendjemand je weiter als auf die Ebene gedrungen wäre, die Krymanski als „den zweiten Ring der Macht“ bezeichnet hat“.
    (Für Mitlesende: H-J. Krysmanski, „Hirten & Wölfe“, Münster 2012, S. 156 ff)

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    • Anja Böttcher schreibt:

      Ich glaube, ich habe ziemlich klar auf das geantwortet, was ihre Frage insinuiert hat: Die Interessen der US-Kapitaleliten, die das globale kapitalistische System nach 1990 lange uneingeschränkt dominierten, unterscheiden sich nicht grundsätzlich ethnisch oder konfessionell. Von daher ist es völlig verfehlt so zu tun, als handle es sich bei jüdischen Kapitaleignern um einen von anderen US-Kapitaleignern separierbaren sozialen und politischen Akteur – zumal, noch einmal!, die bei weitem dominierende Elitenachse in den uralte WASP-Clans sind, die seit mehr als 200 Jahren die Geschicke der USA ziemlich einsam dominieren. Die Assoziation sagenhafter Kapitalmacht mit US-amerikanischen Juden ist definitiv eine braune Chimäre, verbreitet von Leuten, die in ihre fragwürdig völkische Blogtexte, die ohne seriöse Quellenlage auskommen, ein paar Dutzend Bankiers (also Finanzdienstleister des Kapitals), drei-vier jüdische Funktionäre und ein paar rechte jüßdische Organisationen, die mitnichten repräsentativ für das Gros der US-amerikanischen Juden stehen, einstreuen, um daraus mit viel konspirativem Geraune einen gigantischen Popanz kreieren.

      Erstens, der mit Abstand größte Finanzspieler, heute (2019) mit einer Kapitalmacht von vermutlich über 9 Billionen ausgestattet und damit eine Zirkulationsstruktur bereitstellend, über die jährlich mehr als 20 Billionen Dollar fließen,ist die Schattenbank Blackrock, hinter der als Kapitalmacht die großen US-Rüstungskonzerne und Ölfirmen stehen – also die Koch-Brüder und die Energieriesen des südens, beides Domänen, in denen übrigens Juden wenig zu kamellen (kölsch für: mitzureden) haben. Von Blackrock hängt nicht nur das Gros der Pensionsfonds und Versicherungen in den USA ab, sondern dem Konzern gehören auch maßgebliche Anteile aller führenden deutschen Konzerne – seit Gerhard Schröder und seinem Außenminister Joseph Fischer.

      Ich verlinke mal einen ganz mainstreamigen Artikel des Deutschlandfunks, der schon 2015 – bei noch viel niedrigeren Billanzen, den Einfluss Blackrocks benennt – und dessen Autor angesichts der Macht dieses Spielers über die deutsche Ökonomie ganz schön flau wird.
      https://www.dw.com/de/blackrock-die-heimliche-weltmacht/a-18649183

      Auch die Rolle der Bank Goldman Sachs bei der Friesierung der griechischen Finanzen ist schon lange bekannt – und wurde nie veschwiegen, was aber wiederum nichts damit zu tun hat, dass hier ein Beispiel perfider einzigartiger jüdischer Macht vorläge: Sowohl die politische wie die Kapitalelite der USA hatte in Gänze nicht das geringste Interesse daran, dass die von ihrem produktiven Potenzial her viel stärkere EU mit dem Euro eine Währung hätte schaffen können, mit dem die Europäer den USA das erst durch Bretton Woods, dann (nach der Ölkrise der 70er) durch das Nachfolgesystem des Petrodollars gewonnene Privileg hätten abnehmen (bzw ihnen darin Konkurrenz machen können), ihrerseits Geld kreieren und sich als weitere Weltleitwährung ins Spiel zu bringen. Die US-Eliten brauchten ergo ein Werkzeug, um die EU schäwchen zu können – und dies lieferte Goldman Sachs, indem es den Griechen half, ihre Bilanzen durch entsprechende Tools fürzum Beitrittstermin zu schönen. Selbst „Mainstreammedien“ wie Das Handelsblatt schrieben darüber völlig offen:
      https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/derivategeschaefte-wie-goldman-sachs-den-griechen-zur-seite-sprang/3376400.html?ticket=ST-41231920-w16wA7mIO5bg2tjgHQBz-ap1

      Der Witz ist aber: Man wusste in Deutschland und Brüssel, dass das nicht sauber war – und die Griechen hatten auch mit dieser Billanz keineswegs automatisch ein Recht auf den Beitritt. Es war auch in Berlin und Brüssel gewollt. Denn der Beitritt vieler schwacher europäischer Staaten ermöglichte dem gleichfalls unvernünftig US-Kapital einspeisenden deutschen Konzernen, auf der Grundlage einer durch die schachen Spieler künstlich niedrigen Wärung „Exportweltmeister“ zu werden.

      Dieses Projekt eines völlig entfesselten Kapitalismus, der, aller seiner keynesianischen und sozialdemokratischen Fesseln beraubt, ungeheure Expansion von Märkten ermöglichte, aber dazu führte, dass der Faktor Arbeit überall unterbewertet wurde, war natürlich nicht im Interesse der Mehrheit der Menschen, auch nicht hier in Deutschland, sehr wohl aber auch im Interesse des deutschen Kapitals, das bereitwillig sich mit dem US-Kapital sich in einem bisher ungekannten Ausmaß verwob, ist unter dem Label „Neoliberalismus“ seit Jahrzehnten bekannt – und wird von allen, die sich mit diesen Prozessen analytisch befasst haben, ob klassische Marxisten, Linksliberale wie Naomi Klein, Postwachstumsökonomen wie Welzer, Nico Paech oder Sozialdemokraten wie Rainer Flassbeck kritisch begleitet – auch wenn die nicht alle dieselben Prämissen und folglich auch nicht die gleichen Rezepte haben.

      Fabian Scheidler hat ürbigens in seinem Buch „Ende der Megamaschine“ über interessante Beobachtungen über die kausalen Wechselwirkungen von Kapitalmacht und militärischer Macht angestellt – die neben den klassischen Ansätzen linker Ökonomen (ergo marxistischer oder sozialdemokratischer – auch wenn es die kaum noch in der SPD gibt) wichtige Aspekte beleuchten.

      Dann eine Klarstellung zu den Ursachen der US-Nahostpolitik – für jeden eigentlich einsichtig, der nicht absolut erpicht darauf ist, sich die Welt durch eine braune Brille anzugucken:

      Die USA sind nicht der Schatten Israels, sondern Israel in seiner heutigen Verfassung ist das Produkt der Machtprojektion der USA, deren politische Machtstruktur im Nahen Osten bereits seit den 20ger Jahren Gestalt annimmt (in Erwartung, schrittweise durch eine neue neokoloniale Form die Imperialmächte GB und Frankreich zu beerben – die spätestens mit der Nachkriegskrise um den Suezkanal klar in die zweite Reihe verwiesen wurden:

      Seit den 20er Jahren sind die US-Energiekonzerne, ergo Prime-US-Kapitalspieler aus alten WASP-Dynastien erster Güte, fest mit den Saudis verbunden. Indem sie mit Israel – zum Entsetzen Stalins, der gemeint hatte, ein neuer jüdischer Nachkriegsstaat würde sich an die sozialistische Sowjetunion lehnen – sich ein zweites Standbein der Machtprojektion aufbauen konnten, wurde erst die Grundlage für das Post-Bretton-Woods System des Petrodollars geschaffen. Es macht es notwendig, dass möglichst kein Energiehandel in anderer Weise als vermittelt durch den US-Dollar existieren kann. Nachdem die USA, was ihre physische Dominanz betrifft, fürchten müssen, die auf Dauer zu verlieren und sie selbst durch die Frackingenergie glauben, nicht selbst auf Reserven angewiesen zu sein, ist es für sie rational, jeden Ernergieproduzenten stark zu schädigen und Energierouten zu zerstören, die einen Energiehandel erlauben, der sich von dem Dollar als Leitwährung abkoppeln kann. Wer sich für die Ursprünge dieser Geschichte interessiert, schaue sich den (populärgeschichtlich gemachten) Dokumentarfilm „The Secret of the Seven Sisters“ an (diese 7 „Schwestern“ sind die sieben großen US-Konzerne). Er ist 3.10 Minuten lang und wurde von AlJazeera ausgestrahlt. Eine Initialrolle dieses mit einflussreichsten imperialistischen Kapitalstreichs in der US-Geschichte spielte übrigens der gar nicht jüdische, sondern protestantisch-deutsche US-Kapitalist Rockefeller:

      Anders als US-Faschos, wie Ron Unz, behaupten, machen die USA also mitnichten Politik in Geiselhaft Israels, sonder einzig und allein im eigenen Interesse, das den Rahmen definiert, innerhalb dessen seinerseits das inzwischen kreuzreaktionäre und chauvinistische politische Establishment Israels seine Narrenfreiheit hat – dies es aber umgehend loswäre, würden sich seine Interessen nicht mehr mit denen der USA decken.

      Nun zum dritten Punkt: Der politischen Landschaft der USA: Die US-amerikanischen Juden waren ursprünglich und sind mehrheitlich immer noch ausgesprochen machtkritisch und gehörten zum linksliberalen und am wenigsten antikommunistischen Milieu in den USA – und lebten immer zu 80-90% an der Ostküste der USA. Sie sind übrigens keineswegs mehrheitlich Fans der israelischen Politik.

      In den späten 70ern aber freundeten sich konservativ gewordene jüdische Intellektuelle, Kinder reich gewordener Familien, denen der Sinn nach sozioökonomischer Statusbewahrung stand, mit kurzfristig rebellisch gewordenen konservativen einflussreichen Familien, die kurz die Bürgerbewegung unterstützt hatten, aber angesichts der Antikriegsproteste der Vietnamkrieg-Ära die Keynsianer und die sozialpolitische Linke hassten und einen Rollback der sozialdemokratischen Ära wollten: Die sogenannten Neokons. Hier formte sich tatsächlich eine politische Funktionselite (ergo nicht erster Ring der Macht), in der WASP- und eine kleine Gruppe jüdischer Intellektueller miteinander verschmolzen. Diese Gruppe war in der Regierung Bush vertreten durch dessen Vize, Dick Cheney. Dass sie aber an die Macht kamen, verdankten sie einer ganz anderen Wählerschicht: sogenannten Evangelikalen, radikalprotestantischen „bibeltreuen“ Christen aus dem sogenannten Bible-Belt, denen sich der „wiedererweckte Christ“, George W. Bush, verbunden fühlte.

      Dieses Milieu, auch dies schreibe ich zum zweiten Mal, ist paradoxerweise hochgradig pro-zionistisch und antisemitisch gleichzeitig. Sie sind absolut auf apokaplyptische Szenarien getrimmte Fanatiker, die der Auffassung sind, dass die Juden ein Großisrael errichten müssten, damit Christus wiederkomme, aber in dem Moment, wo dies geschehe, werde in Israel ein riesiger Flammensee entstehen, in dem jeder Jude verbrennen werde, der sich nicht rechtzeitig bekehre und zu Jesus bekenne. Wem das zu schwachsinnig erscheint, als könnte daraus eine politische Motivation entstehen, der mache sich klar, dass Bolton (auch wenn der wieder abtreten musste) und Pompeo just die Idole dieser Bible-belt-Klientel sind, die die größte kohärente Wählergruppe der Republikaner ist.

      Und nun ein letzter Punkt: Im Gegensatz zu Ihnen, werter P-K, behandle ich Publikationen nicht als Verheißungen und Autoren nicht als Gurus, weshalb Verdienste eines Autors in einer gründlich belegenden Rekonstruktion von Zusammenhängen auch nicht geringer werden, wenn er andere, eventuell weniger gehaltvolle oder sinnvolle schreibt. Ob ich freilich ihr Urteil über den von Ihnen inkrimierten Artikel von Chris Hedge teilen kann, ist mir erst möglich zu sagen, wenn ich ihn zu Gesicht bekomme. Was dieser Mann sehr gut und ausführlich beschrieben und analytisch charakterisiert hat, war die soziale Umstrukturierung der US-Gesellschaft, die mit der kompletten Entmachtung einer überwältigenden Mehrheit einherging.

      Auch pflege ich keinem einzigen Artikel „zu glauben“. Kritische Lektüre ist ja wohl kein Gottesdienstbesuch. Stattdessen pflege ich mir anzuschauen, wie ein Autor handwerklich verfährt, ob er wirkliche primäre Quellen benutzt, einen klaren methodischen Ansatz hat, seine Prämissen klar benennt und sein eigenes Vorgehen methodisch reflektiert (was nötig ist, um zu sehen, ob ein Beitrag auch dann noch solide empirische Information sicherstellt, wenn man seine Prämissen und Schlussfolgerungen nicht teilen mag) und in sich kohärent argumentiert. Ich analysiere also grundsätzlich Texte, die ich lese.

      Und wenn man so etwas tut, dann merkt man zum Beispiel, dass ein brauner Vogel wie Ron Unz – aber auch der Saker – Scharlatane sind und als „Enthüller“ über die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert nichts Neues mitzuteilen haben: Den sie haben absolut NICHT recherchiert, kein Archiv besucht, keine Quellensammlungen angeguckt und gesichtet, Unz kann weder Russisch noch Deutsch, versteht also keine einzige Quelle, die für das Verständnis des NS oder der russischen Revolution selbst zentral wäre, sondern gleicht nur dubiose revisionistische Publikationen, sofern sie auf Englisch geschreiben oder ins Englische übersetzt wurden, ab mit seinem höchst subjektiven Plausibilitätsraster, das zufälligerweise dem der Nazis entpsricht.

      Wer zum Beispiel so tut, als sei der millionenfache Mord an Juden, das absichtliche und systematische Todhungern von 6-7 Millionen slawischer Sowjetbürger und der massenmörderisch angelegte Zwangsarbeitereinsatz im Konzentrationslagersystem der Nazis nicht absolut einwandfrei belegt, der ignoriert Aktenbestände und Zeugenaussagen in Millionenhöhe. Alleine die detaillierte Erfassung der europäischen Juden, die Erfasswung der ihnen geraubten Vermögensbestände und ihres Verkaufs oder ihrer Aneignung durch Nazi-Bonzen sowie die Aktenbestände der Reichsbahn, die das Ausmaß der Transporte in die Durchgangs- und Todeslager belegen, füllen ganze Turnhallen. Wer sich je die Aktenbestände nur in Ludwigsburg, der Bayrischen Staatsbibliothek oder in Berlin, dazu die von großen deutschen Konzernen (etwa das VW-Archiv) oder des Zentralarchivs in Moskau angeschaut hat, der weiß, wie krankhaft die Behauptung ist, das könne alles „gefaked“ sein – abgesehen von den Millionen Menschen in Polen, Russland, Serbien, Belaruss, Ukraine, aber auch in Deutschland, die Zeugen von Nazi-Gräuel waren. und . Dass ein Mann wie Unz, der eine akademische Ausbildung genossen hat, so tut, als könnte das alles ein einziger Bluff sein (nur weil es auch ekelhafte und mit primitiven Effekten daherkommende Inszenierungen dieser Vergangenheit durch Hollywood gibt), ist so ekelhaft, primitiv und übelkeitserregend, das ein solcher Mensch keinen Funken Respekt mehr verdient.

      Wer aber Publikationen erstens quellenkritisch darauf überprüft, was sie empirisch sicheres zu sagen haben, und zweitens sich wirkliche analytische Betrachtungen der Funktionsweise von Macht anschaut – ruhig auch von Leuten mit unterschiedlichen Prämissen (die Wirklichkeit ist immer komplexer als jedes singuläre methodische Modell, weshalb einen verschiedene Ansätze verschiedene Aspekte von der Funktion und Wirkung von Macht zu sehen erlauben), der sieht, dass das Gequatsche von einem „jüdischen Faktor“ der US-Politik gequirlter Schwachsinn ist. Dick Ceney war Jude, George W. Bush evangelikaler WASP, Donald Rumsfeld deutschstämmiger Protestant, Colin Powell Schwarzer – sie alle aber waren Funktionsträger dergleichen Regierung – und hatten ähnliche Beziehungen zu Bankergrößen und den größten Kapitaleignern großer US-Konzerne. Aipac ist ein Lobbyverein, der nicht anders wirkt, als evangelikale Lobbyvereine – nur dass hinter denen eine größere US-Wählerklientel steht. Es gibt einfach keine überzeugenden Gründe, warum die 8 Millionen US-Juden in einer anderen Weise miteinander verbunden wären als Katholiken oder verschiedene protestantische Milieus in den USA. Und der saudische Lobbyeinfluss ist mindestens so stark, wenn nicht stärker in den USA als der israelische: Die haben nämlich dort mehr Geld liegen.

      Deshalb ist für jeden analytisch denkenden und empirisch nachgewiesene Fakten von Insinuationen unterscheidenden Menschen die krankhafte Fixierung auf den „jüdischen Faktor“ als das erkennbar, was sie ist: nämlich als schlecht übertünchte braune Prägung dessen, der dergleichen anscheinend nötig hat.

      Das mit der berechtigten Kritik israelischer Linker, wie Ilan Pappé und Moshe Zuckermann, an ihrer eigenen beschissen chauvinistischen und menschenverachtenden Regierung gleichzusetzen, ist daneben. Darin und in der Ethnisierung politischer Denkkategorien gleichen sich die Neofaschos den Antideutschen wie ein Ei dem andern. Und beide disqualifizieren sich politisch selbst.

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    • Anja Böttcher schreibt:

      Habe gerade den Artikel von Chris Hedges gelesen, der übrigens ein Appell ist und keine Analyse, der auch wie jeder Appell verkürzt – aber ja nun dennoch voll und ganz stimmig und sachlich begründet ist.

      Natürlich erschöpft sich die ökolologische Verheerung des Planeten nicht im Klima und Artensterben, sondern auch im Raubbau an Böden, Monokultur der Agrarkonzerne, einer überbordenden Fleischwirtschaft, deren Produkte nur einem kleinen Teil der Menschheit zur Verfügung steht, während die ärmeren Länder der Südhalbkugel gleichfalls den Raubbau dafür ertragen müssen. Natürlich ist Verseuchung und Raubbau von Wasser ein Riesenproblem – und neben der Ökologie auch die schreiende soziale Asymmetrie und die wachsende Gefahr eines Nuklearkriegs Grund genug, in den zivilen Widerstand zu treten.

      Doch abgesehen davon, dass die Kapitalismuskritik unter den für das Klima und gegen das Artensterben protestierenden Schülern beobachtbar wächst, wäre allein der rapide Klimawandel, der übrigens in der Südhemnisphäre unseres Globus noch viel schärfer beobachtet wird, allein Grund genug, in den Protest zu gehen.

      Dass kann nur für „konfus“ jemand halten, der sich einreden möchte, es fände nicht nur durch Konzernmedien und solche, über die mit ihnen durch Lobbystrukturen verbundedene Funktionseliten maßgeblichen Einfluss haben, der Versuch einer Durchsetzung einer hegemonialen Deutung von Welt statt, sondern wir lebten in einer regelrechten „Truman’s World“, in der eine finstere Clique, gesteuert durch sagenhaft gigantisch reiche jüdische Kapitalisten, die gesamte öffentliche Sphäre, von Schulen über Universitäten und sämtliche Medien mit einer fiktiven Vorstellung von Welt infiltrierten und fernsteuerten – während nur eine kleine erleuchtete Schar die einzige „wahre Wahrheit“ als Auserwählte die wenigen wahren Quellen in ihrer bahnbrechenden Bedeutung esoterisch erfasst.

      Das freilich ist just die Form von politischer Esoterik, die der faschistischen Rechten schon immer zu eigen war – seit den Zeiten der bündischen Jugend und der „Entdeckung“ der sogenannten „Protokollen der Weisen von Zion“. Wer so tickt, mag sich von Ron Unz „aufgeklärt“ fühlen – sollte aber überlegen, ob er ideologisch nicht doch da stecken geblieben ist, wo vermutlich die eigenen Erzeuger im Mai 1945 steckengeblieben sind. Angesichts der Zunahme von Leuten, die so ticken, bin ich ziemlich froh, aus gewerkschaftlich und politisch aktiven rheinischem Milieu zu stammen, in dem – zum Glück – von der Preußenherrschaft über das Rheinland nach 1815, über Kaiserreich und Nationalsozialismus bis über die Besatzungsära der Alliierten Krtik an und Distanz zu Macht eine größere Rolle spielte als im gesamten Rest Deutschlands zusammen.

      Und ob es Euch passt oder nicht – Leute an Rhein und Ruhr waren immer schon direkt: Die ideologischen Konstruktionen, denen Ihr hier neuerdings Tür und Tor öffnet, haben in derartiger Fatalität die deutsche Geschichte geprägt – und spielen derart erschreickend der schlimmsten Fraktion des Kapitals in die Hände, dass jede Gerede von „Toleranz“ weit verfehlt ist. Die politisch extreme Rechte ist, heute wie nach 1929, just jenes Protestmilieu, das sich derart geschmeidig vor den eskalationswilligsten Teil der herrschenden Eliten spannen lässt, dass jedes Pardon mit ihrem ideologischen Mist auch heute wieder prima als Dynamit eignet, um unsere Welt endgültig in die Luft zu sprengen. Leute wie Unz und die, die er um sich vereint, sind ebenso wenig Gegner eines völlig fragilen, weil mit totaler sozialer Asymmetrie einhergehenden Kapitalismus wie ihre verstorbenen Heldern in der Gefolgschaft des österreichischen Obergefreiten Hitler. Es ist der alte braune Dreck in neuen Schäuchen – und diese Herrschaften wollen dem herrschenden Kapital ebenso wenig weh tun wie weiland der Anstreicher aus Braunau.

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      • kranich05 schreibt:

        Sehr geehrte Frau Böttcher,
        Sie sind recht gut darin, Fragen zu beantworten, die keiner gestellt hat und gestellte Fragen unter den Tisch fallen zu lassen. Ein Meister dieser Art Argumentation ist Alan M. Dershowitz. Um Ihnen etwas analytischen Aufwand und unnötige Wiederholungen zu ersparen, rücke ich hier einen Artikel (aus 2018) des Meisters ein:
        „Jetzt ist es raus. Die Juden regieren die Welt! Wir besitzen die Medien. Politiker tanzen nach unserer Pfeife. Die Wall Street ist ein jüdisches Schtetl. Hollywood-Mogule schliessen geheime Absprachen auf Jiddisch. Jüdische Professoren werben bei ihren Studenten um Unterstützung für Israel. Jüdische Strippenzieher ziehen die Fäden und ihre willfährigen Marionetten trotten ihnen einfach hinterher.
         
        von Alan M. Dershowitz
        Wenn man im Internet stöbert, sind es diese absurden Anschuldigungen, die gebetsmühlenartig wiederholt werden. Es erinnert mich an den alten Witz von den beiden Juden in einem Wiener Kaffeehaus in den 1930er Jahren. Einer von ihnen liest die jiddische Tageszeitung, während der andere im Propagandaorgan der Nazis „Der Stürmer“ blättert. Der Jude, der die jiddische Zeitschrift liest, fragt vorwurfsvoll: „Warum liest Du dieses Nazi-Käseblatt?“ Darauf erwidert der andere Jude: „Früher habe ich immer die jiddische Tageszeitung gelesen. Darin war immer nur zu lesen, wie sehr die Juden leiden, wie sie aus ihren Jobs gefeuert werden, Pogromen ausgesetzt sind und hungern. Jetzt lese ich in der Nazi-Zeitung, dass wir die Welt regieren. Ich bevorzuge einfach gute Nachrichten!“
        Seit Veröffentlichung der zaristischen Fälschung „Die Protokolle der Weisen von Zion“ im 19. Jahrhundert, waren die Lieblingsmotive des Antisemitismus die Falschmeldungen, dass die Juden die Welt kontrollierten und dass alle Probleme der Welt den Juden zuzuschreiben wären. In einem alten polnischen Sprichwort heisst es: „Wenn es Probleme gibt, müssen die Juden dahinterstecken.“
        Die Realität sieht – selbstverständlich – ganz anders aus. Juden erleben in vielen Teilen der Welt Antisemitismus, zunehmend auch an Universitäten. Israel wird bei den Vereinten Nationen häufiger verurteilt, als alle anderen Nationen der Welt zusammengenommen. Viele Juden sind arm, insbesondere alte Menschen. Die Leugnung des Holocausts ist im Internet allgegenwärtig. Der prozentuale Anteil der Juden in der Welt, der ohnehin bereits verschwindend gering ist, nimmt ab, während gleichzeitig bei den Juden zunehmend Mischehen und Assimilierung stattfinden.
        Welche Erfolge Juden auch immer erreicht haben mögen, sie waren stets das Ergebnis ihrer harten Arbeit, Kreativität und Entschlossenheit. Man betrachte nur Israel, eine Nation, die bis vor Kurzem nur geringe natürliche Ressourcen oder inhärenten Wohlstand besass. Dennoch gelang es ihr, durch ihre Erfindungen und Innovationen an die Spitze der Hightech-Welt zu gelangen. Im Verhältnis zu seiner Grösse, seiner Bevölkerung und dem Alter seiner Nation, hat kein anderes Land in der Geschichte der Menschheit einen grösseren Beitrag zur Welt geleistet als der Staat des jüdischen Volkes. Darf man den Juden den Erfolg Israels zum Vorwurf machen?
        „Die Essenz des Antisemitismus ist der Glaube, dass alles Positive an den Juden negativ interpretiert werden muss.“
        Es stimmt, dass Juden in grosser Zahl in unterschiedlichen Branchen wie zum Beispiel akademischen Berufen, der Finanzwelt und den Medien, vertreten sind. Der Grund dafür ist aber nicht, dass sie bevorzugt behandelt würden. Vielmehr liegt es daran, dass sie sich in diesen Unternehmen als erfolgreich erwiesen haben. Kann man ihnen das vorwerfen?
        Die Essenz des Antisemitismus ist der Glaube, dass alles Positive an den Juden negativ interpretiert werden muss. Man denke nur an den absurden Vorwurf des „Pinkwashing“ gegen Israel seitens der extremen Linken. Diejenigen, die Israel des Pinkwashings bezichtigen, erkennen damit an, dass Israel eine der besten Bilanzen aufweisen kann, was die Unterstützung der Rechte von Lesben, Homosexuellen, Bisexuellen und Transgender-Personen anbetrifft. Mit Sicherheit ist Israel deren grösster Unterstützer im Nahen Osten. Und doch behaupten die Antisemiten, die Israel des Pinkwashings bezichtigen, der alleinige Grund, warum Israel die Rechte sexueller Minderheiten unterstütze, sei, dass sie verschleiern wollen – sich ihre Weste reinwaschen oder in diesem Fall, rosa färben (pinkwash) wollen –, wie schlecht sie die Palästinenser behandeln. Diese perverse Anschuldigung übersieht schlicht und einfach die Realität, nämlich, dass Israel diese Rechte unterstützt, weil es das Richtige ist. Innerhalb der israelischen Gesellschaft sind es tatsächlich diejenigen, die die Rechte Homosexueller unterstützen – und nicht die, die gegen diese Rechte sind – die eher die Palästinenser unterstützen. Diese Fakten sind jedoch irrelevant für die Antisemiten, die der Meinung sind, dass der Nationalstaat des jüdischen Volkes nichts Gutes tun kann, es sei denn, er tut es aus den falschen Gründen.
        Die andere Lüge, welche der Lüge „Die Juden kontrollieren die Welt“, auf dem Fuss folgt, ist die, dass einzelne Juden, die zufälligerweise erfolgreich sind und sich in Autoritätspositionen befinden, stets zusammenarbeiten, um ihr Ziel einer jüdischen Weltherrschaft zu erreichen. Die Wirklichkeit ist jedoch völlig anders. Nehmen wir beispielsweise die angebliche jüdische Kontrolle der Medien. Es stimmt, dass jüdische Familien Beteiligungen an der New York Times und anderen Zeitungen haben. Diese Zeitungen unterstützen jedoch nicht die jüdische „Kontrolle“ der Welt. Tatsächlich stimmen sie häufig nicht mit der öffentlichen Meinung der Juden überein. Das gleiche gilt für die Wall Street, Hollywood und die akademische Welt, wo individuelle Juden durchaus unterschiedliche Ansichten zu jüdischen Themen vertreten. Antisemiten scheren jedoch alle Juden über einen Kamm und in ihren Augen haben alle nur ein und dasselbe Ziel – die Weltherrschaft.
        Also, nein – die Juden kontrollieren die Welt nicht. Viele leisten durch ihre individuellen Leistungen wertvolle Beiträge für die Welt. Dies gilt jedoch für Angehörige aller Konfessionen, Ethnien und Rassen. Die Welt wäre ärmer – in intellektueller, künstlerischer, karitativer und vielerlei anderer Hinsicht – wenn es keine Juden gäbe. Viele europäische Länder, die sich mitschuldig machten, indem sie sich ihrer jüdischen Bevölkerung entledigten, bereuen heute ihr Tun. Lasst uns also dafür Sorge tragen, dass die in Europa verbliebenen Juden von den Antisemiten, die weiterhin die Lüge der jüdischen Weltherrschaft verbreiten, verschont bleiben.
        Professor Alan M. Dershowitz ist emeritierter Inhaber des Felix-Frankfurter-Lehrstuhls für Rechtswissenschaften an der Harvard Law School und Autor von „Trumped Up, How Criminalization of Political Differences Endangers Democracy“
        Diesen Beitrag teilen“
        – was hiermit geschehen sei.
        (Quelle: https://www.audiatur-online.ch/2018/01/25/regieren-die-juden-die-welt/)

        Ich muss gestehen, dass solche Propaganda meine Diskussionslust gegen Null wandern lässt.
        Was Ihre rheinische Frohnatur betrifft, hoffe ich (einige ihrer Bemerkungen über die Bewohner anderer Landstriche im Ohr), dass Sie (Ironie an) nicht unversehens in eine Art strukturellen (Sozial-) Rassismus geraten (Ironie aus).
        Ich glaube mich deutlich zu erinnern, dass gewisse Leute von Rhein und Ruhr eine dicke Aktie am Aufstieg Hitlers hatten.
        Aber natürlich gibt oder gab es prächtige Menschen an Rhein und Ruhr. Meine Frau gehört auch dazu.
        Was die Konfusion (milde ausgedrückt) von Chris Hedges in besagtem Artikel betrifft:
        Da sind gewaltige Paukenschläge zu vernehmen. „Die herrschenden Eliten und die Konzerne, denen sie dienen, sind die Haupthindernisse für Veränderung. Sie können nicht reformiert werden…. Wir müssen die Macht übernehmen.“
        Boah, die Machtfrage! Und wer löst die? XR und FfF – die Krawall- und Mehrzwecktruppen gewisser Miliardäre. Und natürlich „gewaltfrei“.

        Werte Frau Böttcher,
        ich bedanke mich noch einmal herzlich, dass Sie mir Gelegenheit gegeben haben, mich einmal mehr von jeder Art Holocaustleugnung zu distanzieren.
        Damit, dass wir in anderern Fragen gegenteiliger Meinung bleiben, kann ich leben.

        Bis neulich!

        PS: Demnächst werde ich vielleicht ein kleines Posting einstellen, dass paar Fakten zum „großen jüdischen Geld“ in Erinnerung ruft, und das auch gern unter Aspekten von Krysmanskis Ringmodell bzw. Ringschema.

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        • Anja Böttcher schreibt:

          Na sowas – die Ruhrbarone, gegen die die Arbeiter an Rhein und Ruhr im Januar 1919 auf die Strape gingen und zusammengeschossen wurden, 1923 auf die Straße gingen (nachdem sie zuvor Friedrich Eberts Kopf gegen beim Kapp- und beim Hitler-Putsch gerettet haben) wohnten auch an Rhein und Ruhr? Ja, potzblitz und donnernochmal! Und welchen Anteil der Bewohner des Industriegebiets an Rhein und Ruhr machten die noch mal aus? Zu schade, dass ich aber mit so erlauchter Verwandschaft nicht dienen kann! Meine Vorfahren mussten in der Zeit, wenn sie nicht auf die Barrikaden gingen, an Hochöfen oder Arbeiter in einer Lederfabrik schwitzen – mit erlauchten Industriellen hatten die wenig zu tun.

          Schon mal etwas von der Roten Ruhr Armee gehört?
          Wo gab es so etwas im Osten – mit Ausnahme von Berlin, das zu drei Vierteln westlich blieb?

          Schauen wir uns mal die Wahlstatistik in den östlichen Bundesländern an: Im Rheinland holten die Nazis nur 24% in der Schicksalswahl im Oktober 1932 – und bei Euch so?

          Wollen wir mal vergleichen, wo wie viele Leute in der Terrorphase nach dem Reichtagsbrand im Februar 1933 hinter Stacheldraht saßen? Oder Gestapohaft erdulden mussten? Oder unter erbärmlichen Bedingungen , wie geprügelte Hunde, ins Exil gejagt wurden?

          Einer meiner Urgroßväter mütterlicherseits: drei Verhaftungen mit mehreren Wochen KZ, war damals ein Stacheldrahtlager, auf dem man mehrfach von SA zusammengetreten wurde.
          Seine Frau: einmal verhaftet, zwei Wohungsdurchsuchungen, die vom Mobiliar wenig intakt ließen.
          Der Bruder meines Opas: Emigrant, floh durch ganz Europa, wie eine Ratte versteckt bis 1945.
          Mein 17jähriger Opa und seine auch noch nicht volljährige Schwester wohnten dem bei.

          Väterlicherseits: ein Bruder meines Opas musste 1936 nach England fliehen, war dann ab 1939 interniert als „feindlicher Ausländer“ (obwohl Hitler Gegner), wurde nach Kanada verschifft, kam erst 1946 zurück. Damit sieben Jahre kriegsgefangen, als Oppositioneller.
          Mein Opa musste sicherheitshalber nach der Flucht seines Bruders ein halbes Jahr in die Niederlande, danach durch konspirative Machenschaften Geld für seinen Bruder und andere Gewerkschafter zur Finanzierung im Exil rüberschmuggeln, worauf bei Erwischen Todesstrafe gestanden hätte. In den Krieg msuste er als Stahlarbeiter nicht.
          Von 38 Personen in der Generation nur eine einzige NSDAP-Mitgliedschaft.

          Wenn ich mir nur die Wahlergebnisse angucke, dürfte die Billanz bei den meisten Familien im Osten etwas anders ausgesehen haben.

          Von der Beteiligung an Kämpfen vor der Machtantragung an den braunen Dreck reden wir besser gar nicht – das, was von November 1918 bis Juni 1934 hier los war, findet außerhalb Berlins keine Entsprechung östlich der Elbe.

          Was also wollten sie da genau mit dem Verweis auf die Krupps und Thyssens sagen?.

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  7. fidelpoludo schreibt:

    Ron Unz über Israels Einfluß in den USA

    Wenn folgende Vorwürfe und Feststellungen von Ron Unz…

    ▸ »Unser Bestechung legalisierendes System hat es ermöglicht, dass die Israel-Lobby nahezu jeden hochrangigen Politiker käuflich erworben hat.«
    ▸»Die diffamierenden Rufmordkampagnen, die jene auf eine schwarze Liste setzen, die für die Rechte der Palästinenser eintreten – etwa Universitätsstudenten (von denen viele selbst jüdisch sind, etwa in Organisationen wie »Students for Justice in Palestine«) oder den jüdischen Historiker Norman Finkelstein -, müssen ein Ende haben.«
    ▸»Der Verabschiedung des von dieser Lobby getragenen und in vierundzwanzig Staaten der USA verabschiedeten Gesetzes, das von ihren Arbeitern und Vertragspartnern unter Androhung von Entlassungen verlangt, einen pro-israelischen Eid abzulegen und zu versprechen, dass sie die BDS-Bewegung nicht unterstützen, ist rückgängig zu machen.«
    ▸»Der skandalöse von 100 U.S.-Senatoren 2014 unterzeichnete und einem sowjetischen Plebiszit zum Verwechseln ähnliche, von ebendieser Israel-Lobby unterbreitete Beschluß, für Israels »Recht auf Selbstverteidigung« einzutreten, während Israel 51 Tage lang Häuser, Wasseraufbereitungsanlagen, Kraftwerke, Krankenhäuser und U.N.-Schulen in Gaza beschoss und bombardierte und dabei 2251 Palästinenser tötete, ist unerträglich.«
    ▸»Die Weigerung der U.S.A., sowohl in den Vereinten Nationen wie in anderen internationalen Organisationen, Israels Apartheidsstaat und die alltägliche Verletzung internationaler Gesetze zu kritisieren, ist nicht hinnehmbar.«
    ▸ »Die gut finanziell gefütterte Kampagne dieser Israel-Lobby arbeitet eng mit dem israelischen Ministerium für strategische Angelegenheiten zusammen und diskreditiert jeden amerikanischen Politiker oder Akademiker, der auch nur im Geringsten von der israelischen Linie abweicht. (Ein besonders unrühmliches Beispiel katzbuckelnder amerikanischer Politiker war die verfassungswidrige Einladung vom damaligen Sprecher des Hauses John Boehner an den israelischen Prämierminister Benjamin Netanjahu, 2015 vor dem Congress zu sprechen, um Präsident Obamas Nuklearabkommen mit dem Iran niederzumachen.)«
    ▸»Die massive Einmischung von Israel und der Israel-Lobby in unsere internen Angelegenheiten, die bei Weitem die anderer Länder übertrifft, Russland und China eingeschlossen, muß ein Ende haben.«
    ▸»Die Lakaien Israels in unserem politischen Establishment, im Verein mit den hörigen Höflingen in der U.S.-Presse, darin eingeschlossen der frühere AIPAC-Angestellte Wolf Blitzer, begehen allerdings einen unverzeihlichen Fehler, wenn sie sich weigern, das alle normalen Maße sprengende, offensichtliche, vor aller Augen liegende und oft genug illegale Hineinpfuschen in das amerikanische politische System ebenso wahrzunehmen wie Israels brutale Unterdrückung der Palästinenser.«
    ▸»Je länger die herrschende Elite diese Realität übersieht und dazu noch mit Zensur überdeckt, spielt sie den wahren Antisemiten, Israel und seiner Lobby, in die Hände, denn beide schützen weder Israel noch die Juden, sondern werden mit der Zeit nicht nur ihre Moral zugrunde richten, sondern letzlich auch ihre politische Macht.«
    ▸»Für Israel ist die Welt entlang der Bruchlinie der Rechte der Palästinenser geteilt. Nimm Partei für die Palästinenser und du bist ein Antisemit. Jubele über ihre Marginalisierung, Unterdrückung und Ermordung und du bist ein Freund der Juden. Haben jüdische Führer ihre eigene Geschichte vergessen? Antisemitismus ist falsch und gefährlich, nicht nur, weil er schlecht für die Juden ist, sondern auch, weil die dunklen Mächte des ethnischen und religiösen Hasses, die Israel und die Lobby gegen Kritiker einsetzen, schlecht für alle sind, einschließlich der Juden und der Palästinenser. Sie öffnen die Büchse (des Bösen) der Pandora auf eigene Gefahr.«
    ▸»Die Einmischung Israels in das amerikanische politische System ist ausführlich dokumentiert, unter anderem in der vierteiligen Serie „The Lobby“ von Al-Jazeera, die von Israel und seinen Anhängern blockiert und unterdrückt werden konnte. In dem Film, dessen Raubkopie auf der Website Electronic Intifada zu sehen ist, werden die Anführer der israelischen Lobby wiederholt mit der versteckten Kamera eines Reporters festgehalten und sie geben darüber Auskunft, wie sie, unterstützt von den Geheimdiensten in Israel, amerikanische Kritiker angreifen und zum Schweigen bringen. Sie verwenden riesige Geldspenden, um den amerikanischen Wahlprozess und das politische System zu kontrollieren. Die Israel-Lobby, die an keiner plausiblen Leugnungsversion interessiert zu sein scheint, hat zu dem Film ein erstaunliches Stillschweigen bewahrt. Die Unternehmenspresse hat den Dokumentarfilm angesichts des Drucks durch die Lobby ignoriert.«

    …Um den Faden des ersten einführenden Satzes wieder aufzunehmen:
    Wenn die wiedergegebenen Vorwürfe und Feststellungen von Ron Unz »antisemitisch« sind, dann bekenne ich mich zum »Antisemitismus«.

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    • Anja Böttcher schreibt:

      Ihr Engagement für einen Menschen, der nicht nur den Massenmord an den Juden, sondern auch Hitlers Vernichtungskrieg gegen slawische Sowjetbürger, v.a. Russen leugnet und mehrfach kleinschrittig widerlegte duetsche und US-amerikanischen Geschichtsrevisionisten, deren Thesen hier ausgiebig durchdebattiert wurden, als mutige Enthüller präsentiert ist beachtlich.

      Aber nicht nur das: Warum interessiert weder Sie noch den werten Herrn Unz, welchen Anteil an Unterstützung der nationalistischen Politik Netanyahus die Evangelikalen des Bible Belt haben, die weitaus größere Wählergruppe als die US-Juden? Und die wurden noch nie von Philosemitismus bewegt, sondern von ihren kruden messianischen puritanistisch radikalprotestantischen Motiven – die wohl kaum durch die Israelis geschaffen wurden, denn dieses Milieu gab es dort schon mehr als ein Jahrhundert, bevor der Staat Israel gegründet wurde?

      Und wieso interessiert sie so wenig die um ein Vielfaches stärkere saudische Lobby so gar nicht, die bis in die 1920er Jahre zurückgeht?

      Schon bezeichnend, wenn Deutsche nicht nur, was die Ursachenerforschung für globale Missstände betrifft in ihrem Knick in der Optik die gleiche Asymmetrie aufweisen, die zwei Generationen zuvor Europa von hier in Schutt und Asche gelegt hat und zugleich so gar nicht merken, wenn jemand das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte so völlig gedgen den Strich bürstet!

      Und warum der gute Herr Unz wohl gegen besseres Wissen, denn sonst würde er Primärquellen nicht löschen lassen und haltlose Behauptungen nach Gegenbeweisen zurücknehmen, saftige historische Lügen erzählt, können Sie wohl auch noch rationalisieren?

      Ich kann nur sagen – HIER stinkt es gewaltig!

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  8. Jo Bode schreibt:

    Ein ziemlich unzufriedenstellender Verlauf und kein zum opablog passendes „Ende“ der Diskussion…

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  9. Pingback: Fundstück – 17.8.2020 – „Russland muss handeln. Und zwar schnell und entschlossen.“ | opablog

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