Als der Kaiser verkündete: „UNTEILBAR!“…

hätten alle Alarmsirenen schrillen sollen. Stattdessen breitete sich Wohlbehagen aus. Hatte doch Schiller schon gesagt: Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen, noch Gefahr“ und schien nun im Alltag angekommen zu sein.

Im August 1914 war es dann soweit. Wilhelm kannte keine Parteien mehr. Jubelnd schickten die Bräute ihre Verlobten ins Feld. Um Ruhm und Ehre und andere christliche Werte.

Nach wenigen Jahren waren die armen Schlucker verblutet, erstickt, verstümmelt. Die Ruhrbarone aber, die Junker, die Geldsäcke hatten ihre Badekur

1923 galoppierte die Inflation. Da waren sie wieder alle UNTEILBAR vereint, als vielfache „Millionäre“ mit Nichts.

Die Ruhrbarone aber hatten ihre Schlote, die Junker ihr Rittergüter und die Geldsäcke ihre Devisen. „Schnee von gestern“, meinen heute Viele.

*

„UNTEILBAR!“ schrien auch die Faschisten: „Ein Volk, ein Reich – Führer, wir folgen Dir!“ Die christlichen Werte waren wieder dabei+Germanenmythos+“Kraft durch Freude“. UNTEILBAR der Stolz – der Bräute auf ihre blonden Flieger, der Mütter auf die fröhlichen Nachrichten aus Kreta. Am Ende beide „in stolzer Trauer“.

Die Anderen aber rechneten mit gewaltigen Ölvorräten, mit endlosen Schwarzerdeböden und vor allem mit den Wundern der Blitzsiege.

UNTEILBAR bis zum Schluss fanden sich die Herren und Knechte in der bedingungslosen Kapitulation.

*

Drei Jahre später – Währungsreform, JEDER kriegte 60,-DM auf die Hand – sah es mit der UNTEILBARKEIT schon deutlich anders aus. Alle stürzten sich ins Wirtschaftswunder. Die Einen malochten als Kumpel, die Andern als Kriegsgewinnler (Wer googelt mal nach „Quandt“?), die Dritten mästeten sich an ihren in treuen Diensten erworbenen Pensionen. Und die Kommunisten saßen jetzt im Kittchen, statt KZ.

UNTEILBAR, hoch gehalten, wie eh und je, hatte jetzt einen rabiaten Bedeutungswandel erlebt. UNTEILBAR galt jetzt für all die Genießer der FDGO. Fast ein Drittel der ehemals Dazugehörigen hatte man kurzerhand abgespalten. Ihr Pech, dass sie jenseits der Elbe wohnten.

Merk’s wohl: Nichts ist zu passender Zeit so leicht teilbar,wie das mit heiliger Inbrunst verkündete UNTEILBARE.

*

Michel hat fleißig einige Leitsätze der neuen UNTEILBARKEIT gelernt:

  1. Amerikaner bringen Frieden, Demokratie und Kultur. (Der Deutsche kann das zwar auch, doch vorläufig bleibt er der Zweitgrößte.)
  2. „Lieber tot als rot!“(Ist das der wahre Kern der UNTEILBARKEIT?)
  3. Israeli sind die Einzigen; im Nahen Osten und überhaupt. Und wer nicht wöchentlich einmal vor einer Kippa kniet, verletzt die Staatsräson.
  4. Nazis sind dumm und an ihrer Glatze zu erkennen. Seit neulich vertieft durch die Antifa-Erkenntnis:“Wer nicht hüpft, ist Nazi!“
  5. Unsere Musterdemokratie braucht keine Verfassung, schon gar keine vom Volk beschlossene.

*

Michel, was willst Du noch mehr?

Die Zeiten änderten sich im Sauseschritt. Was ist eine Kruppsche Knochenmühle von dunnemals gegen die modernen „Heuschrecken“ oder gar gegen Blackrock?

Was sind die IG Farben gegen die Weltordnung des atlantisch-zionistisch-wahabitischen Superkapitals? UNTEILBAR wird jetzt in ganz andere Dimensionen katapultiert.

Warum mit Interessen rechnen, wenn es doch Stichworte gibt.

Michel sieht nicht mehr den Pfeffersack, der ihn presst – umso lauter preist er die Offenheit der Grenzen.

Er erlebt, dass seine Gewerkschaft sich zu faulen Kompromissen nötigen lässt – umso mehr rühmt er das Prinzip der allumfassenden Solidarität.

Er fährt von morgens bis abends die Ellbogen aus – umso mehr berauscht er sich am Miteinander aller Gutwilligen – für die Bäume vom Hambi, gegen eklige Dieselgase oder für vor 30 Jahren gedemütigte Homosexuelle.

*

Organisierte politische Interessenvertretung durch die Angehörigen einer sozialen Gruppe ist ersetzt durch das knallharte aber anonymisierte Leistungsranking der absolut einzelnen Individuen. Jeder betreibt und das mit aller verfügbaren Kraft die Selbstoptimierung seiner kleinen Ich-AG. Für das Sich-Als-Guter-Fühlen sorgen die Verkünder der Moral, die zugleich ihre Wächter sind.

Darauf läuft das neue UNTEILBAR hinaus: Große Stunde der Leitmedien und der „Zivilgesellschaft“. Jede erwünschte Kampagne, Petition, Demo oder Kundgebung (neuerdings auch Konzertveranstaltung), kurz, jede Aktion „Aufschrei“ steht pünktlich auf der Matte, sobald sie von den Lobbyorganisationen des Vertrauens (nicht wenige davon reichlich und reichlich undurchsichtig finanzierte NGO) gestartet wird.

*

UNTEILBAR war immer das leere Wort, Betrugswort der Ausbeuter für die Ausgebeuteten.

Heute ist UNTEILBAR darüber hinaus auch noch das leere Wort, Selbstbetrugswort derer, die meinen neoliberale Gewinner zu sein, für sich und die anderen Ausgebeuteten.

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40 Antworten zu Als der Kaiser verkündete: „UNTEILBAR!“…

  1. fidelpoludo schreibt:

    Ungeteiltes Lob! Ungeteilte Zustimmung!
    Der Sache nach aufgeführt, fehlt nur die Erinnerung an „Deutschland einig‘ Vaterland! Endlich befreit von der Roten Hand! Endlich befreit von der Roten Schand!“ oder:
    „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“, dabei nicht zu vergessen, wer sich dem jubelnd anschloß und wer – zwei, drei oder vier? – nicht – und wie es den „vaterlandslosen Gesellen“ erging. „Einigkeit und Recht und Freiheit“ sollte wegen der Reihenfolge und der aussagekräftigen Abwandlung von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ auch mal wieder überdacht werden.

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    • kranich05 schreibt:

      Ja, ausbaufähig!

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      • Dian schreibt:

        Und kann ergänzt werden mit wichtigen Aspekten als auch konkreten Zielen:
        http://www.wsws.org/de/articles/2018/10/18/pers-o18.html

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        • Joachim Bode schreibt:

          Auszug aus dem vorstehenden Link:
          „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Wagenknecht offen mit der extremen Rechten paktiert“

          So etwas kann nur von einem Autor stammen, der Wagenknecht nicht kennt.

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          • Dian schreibt:

            Zugegeben, ich kann auch nicht – verlässlich – in die Zukunft schauen. Aber ich werte es als Indiz der Richtigkeit der WSWS-Verurteilung, wie oft Wagenknecht in die Talkrunden der Fernseh“klofrauen“ geladen wird. Erst mal aufstehen und dann nach einer Richtung suchen (lassen?), scheint mir weder marxistisch noch revolutionär, sondern erinnert mich eher an den Hamelner Musikanten, besser als Rattenfänger bekannt. Vielleicht bin ich auch nur durch die arische Anmut der „neuen Rosa“ nicht zu unbefangener Sicht fähig, jedoch scheint auch mir „offen paktieren“ zu krass, weil es impliziert, dass dieses verdeckt schon jetzt erfolgt. Andererseits ist es Ideologie der Herrschenden und Rechten, aus- und einsperrende Ländergrenzen gegen Hilfsbedürftige zu verteidigen, für deren Not nicht nur der Petrodollar sondern auch die Politik unseres Staates verantwortlich ist. Jedenfalls erhebt man sich allein damit über ärmste Menschen, schickt diese zurück ins Elend, wenn nicht gar in den Tod. Wem dient dies anders als den Reaktionären?!

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            • Joachim Bode schreibt:

              Und wie ist dann das sogen. Türkei-Abkommen einzuschätzen, mit dem sich – natürlich gegen Milliarden-Beträge – die Türkei gegenüber Deutschland verpflichtet hat, die Flüchtlinge zurück zu nehmen bzw. zurück zu halten, außer die Syrer, die nach Deutschland weitergeleitet werden sollen? Und die leider wenig bekannten UN- und EU-Beschlüsse zur Migration?
              Zum Verhältnis Globalisierung und Migration gibt es doch inzwischen augenöffnende Untersuchungen von kompetenter Seite.

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              • Joachim Bode schreibt:

                Wortähnlich aber inhaltsgleich mit den genannten UN- und EU-Beschlüssen plant und handelt übrigens schon seit längerem Mr. Soros, zu dessen Person und Machenschaften ich hier sicher nichts weiter ausführen muß – oder doch?

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              • Dian schreibt:

                Ich danke allen Fragenden, vor allen denen, die sich in Geduld übten. Der „Aufreger“ „arisch“ war durch mich bewusst provozierend gewählt und hat dankenswerter Weise durch fidelpoludos Beitrag – mMn – ausreichend Aufklärung erfahren.

                Ich danke Lutz Lippke für Wagenknechts kühle Persönlichkeitsanalyse, Theresa Bruckmann für den Wagenknecht-Link. Sind wir damit zum Kern gedrungen?

                Unser Gastgeber hier hat den Finger ganz oben „in die Wunde gelegt“, des Pudels Kern benannt. Nur Frau Wagenknechts „vox populi, vox dei“-Rhetorik verkleistert diesen bestens.

                Und noch eins: wer so gut Kanzlerin, Minister und weitere Granden abwatschen kann, hat es bisher nicht vermocht, sich gegen die Vereinnahmung durch Gauland und Konsorten zu wehren?

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            • Jo Bode schreibt:

              Den Schlenker über die angebliche „arische Anmut der „neuen Rosa“ halte ich doch für ziemlich erklärungsbedürftig.

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              • fidelpoludo schreibt:

                Eines der Elternteile kam aus dem Iran, wenn ich nicht irre.
                Daher wohl „arisch“. Als Vorwurf gemeint, ziemlich abstrus!

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                • Joachim Bode schreibt:

                  Danke, Fidelpoludo, für die Mühe.
                  Ich dachte aber mit der Erklärungsbedürftigkeit eher daran, daß die Bemerkung über Wagenknecht den hier üblichen fairen Diskussionsspielraum sprengt. Eine Antwort dazu steht noch aus.

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            • Lutz Lippke schreibt:

              Ich beziehe mich hier vor allem auf die Bedenken von Dian.
              Frau Wagenknecht erscheint Ikonenhaft und unnahbar. Sie nutzt Medienmacht, Rethorik und Anmut, um sich Gehör zu verschaffen. Ziemlich erfolgreich. Dafür geht sie (und ihre Förderer) sicher strategisch und taktisch überlegt vor, wählt ihre Themen und Argumente in diesem Sinne bewusst. Das kritisch im Auge zu behalten, ist keine Kriegserklärung. Ich kann mir gut vorstellen, dass W. eine sachliche Auseinandersetzung sucht und selten findet. Weder in der eigenen Partei, noch bei den politischen Gegnern, den Medien und sogar den Fans.
              Wenn man die Vorgehensweise von W. sachlich angemessen bewerten will, muss man ihre Position und ihre Handlungsmöglichkeiten berücksichtigen. Von Jemandem etwas zu erwarten, was er nicht leisten kann, ist unsachlich.
              Der Vorwurf, sie paktiert oder liebäugt mit den Rechten, unterschlägt, dass W. weder Waffengänge, Elend durch Krieg und Regime-Change-Aktionen, die Vertreibung von Volksgruppen, Organisation von Migrationsströme, Förderung von sozialen Spannungen und weiteren Prekarisierung der Schlechtergestellten zu verantworten hat. Wenn W. zentral die politische Bekämpfung der Fluchtursachen und einen allgemein glaubwürdigen Umgang mit den bereits eingetretenen Folgen thematisiert, dann doch wohl, weil die „reine linke Moral“ bei weiten Teilen der Bevölkerung nicht willkommen ist. Diesen Teil der Bevölkerung aus „reiner linker Weltanschauung“ abschließend als rassistisch, menschenverachtend und tumb zu deklarieren, hat mit Realpolitik wohl nichts zu tun. Der historisch „reinen linken Weste“ steht ein weiterer Zulauf von Stimmen für AfD und rechtextremistische Agenden gegenüber. Damit könnte sich die Mär des „Adolf und seine Deutschen Volksgenossen“ als Verursacher und ewig Schuldige wiederbeleben und festigen lassen. Wenn ein solches Ansinnen als linke Politik verkauft wird, dann sind deren Verkäufer entweder blöde oder Wasserträger des Kapitals und der politisch Herrschenden. Von Jemandem, der mit realen Zielen gegen eine solche Entwicklung ankämpft, ständig ideologisch „reine linke Bekenntnisse“ abzufordern und ihm die Widersprüchlichkeit und Unvollkommenheit der Realität als Beweis seiner Unlauterkeit vorzuwerfen, ist schäbig und hat mit kritischem Hinterfragen nichts zu tun. Leider denken offenbar Viele, sie müssten heute so reden (seltener auch handeln), dass sie in einer zukünftigen Rückschau als ideologisch reine Kämpfer gegen die unvermeidlich eintretenden Katastrophen gelten mögen. Ich nehme W. ab, dass sie diese Unvermeidlichkeit nicht akzeptiert, auf die Heuchelei der „reinen Weste“ pfeift und ihr die unnahbare, schöne Rosa mehr als Schutz und Mittel zum Zweck dient, als das es eine Persönlichkeitsdarstellung ist. Authentisch finde ich den fassungslosen Blick von W., immer kontrollierend mit einem leicht zum Lächeln verzogenen Mundwinkel (ob links oder rechts liegt in der subjektiven Anschauung des Betrachters), bevor sie in den Polittalks den gerade verkündeten Abstrusitäten, sachlich und beherzt entgegen tritt. Ihr diese Fähigkeit zum Vorwurf zu machen, ist wohl Ausdruck von Neid und hat mit Inhalten nichts zu tun.

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        • Joachim Bode schreibt:

          Und:
          Gauland, „… der sich in weiten Teilen auf eine Rede Hitlers aus dem Jahr 1933 stützt“

          bestätigt die weitergehende Ahnungslosigkeit des Autors, der sich vielleicht mal mit dem Begriff NSDAP, mit den näheren Umständen der Rede Hitlers, mit den Zeitabschnitten vor und nach dem sogen. Röhm-Putsch, sowie der Einschätzung der Rolle der Arbeiterklasse durch die Führungsebene der Faschisten und der deutschen Industrievertreter beschäftigen sollte.

          Ja, wenn Gauland den blauen Himmel blau nennt, dann darf der Himmel nicht blau sein.

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  2. Pingback: Als der Kaiser verkündete: „UNTEILBAR!“… | Linke Zeitung

  3. Theresa Bruckmann schreibt:

    Danke, Joachim Bode,
    „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Wagenknecht offen mit der extremen Rechten paktiert.“
    und weiter
    „Sie sei eine „mutige Stimme der Vernunft“, frohlockte AfD-Chef Alexander Gauland, der erst vor wenigen Tagen einen Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht hatte, der sich in weiten Teilen auf eine Rede Hitlers aus dem Jahr 1933 stützt.“

    Sahra Wagenknecht sollte sich schon darauf verlassen können, dass man ihr abnimmt, was sie meint und wie sie das meint. Das ist das erste, dann erst kann man einen Diskurs beginnen,
    in dem man seine eigene Meinung einbringt. Alles andere ist böser Wille.
    Es ist schon tragisch genug, wenn der zulässige öffentliche Debattenraum (Prof. Mausfeld)
    von der Exekutive und den Mainstreammedien eingeschränkt wird. Der Volkssouverän sollte eigentlich am Zurückholen dieses Diskursraumes arbeiten und nicht auch noch ‚von unten‘
    (also von der engegengesetzten Richtung her) an der Einschränkung arbeiten.
    Und statt endlich eine Politik zum Abbau von sozialer Ungleichheit zu machen, bilden sich die etablierten Parteien ein, es sei schon große Politik das Volk von Einflüssen von rechts zu bewahren, (wo sie sich haben jahrelang von den Lobbyisten und Konzernmedien vor sich
    hertreiben lassen und so die Ursachen für die Enttäuschung der sozial Abgehängten geschaffen haben).
    Ja geht’s noch eine Nummer primitiver (billiger) ?
    Und ihren Parteifreunden möchte man zurufen: „Wer in der Partei hat auch nur ein annähernd
    großes Charisma und den Mut und die Kraft öffentlich auszusprechen was gesagt werden muss?“ siehe z.B. hier:

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  4. fidelpoludo schreibt:

    “Und denn, man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrthum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von Einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrthum oben auf, und es ist ihm wohl und behaglich, im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist. – Oft lehrt man auch Wahrheit und Irrthum zugleich und hält sich an letzteren.”

    Auch wenn Goethe manches für wahr hielt, was dann doch nicht wahr war, sondern eher ein „Irrthum“, gerade seine „Irrthümer“ sprechen dafür, dass es so etwas wie Wahrheit geben muss – wie könnte man sonst etwas als Irrtum bezeichnen.
    Der Aufruf dazu, das Wahre immer zu wiederholen, überlebt und -schallt die Irrtümer des Rufers. Ich wiederhole deshalb des Kranichs „Differenzierungen im Begriff des Fortschritts“ gerade weil sie den Fortschritt in die Anführungsstriche setzen, die ihn verdächtig machen.

    „Die Zeiten änderten sich im Sauseschritt. Was ist eine Kruppsche Knochenmühle von dunnemals gegen die modernen „Heuschrecken“ oder gar gegen Blackrock?“

    In der Kruppschen Knochenmühle genoss der Arbeiter noch das Privileg, zur Ausbeutung wenigstens herangezogen werden zu dürfen. Von diesem Privileg lassen die Heuschrecken restlos nur noch über, was zur Resteverwertung der übrig gebliebenen Stoppeln taugt.

    „Was sind die IG Farben gegen die Weltordnung des atlantisch-zionistisch-wahabitischen Superkapitals?“

    Farblos erblasst es sonnenlos unter dessen breit sich ausbreitenden, alles verdunkelnden (Adler- und Aasgeier-)Schwingen.

    „Warum mit Interessen rechnen, wenn es doch Stichworte gibt.“

    —– Michel sieht nicht mehr den Pfeffersack, der ihn presst – umso lauter preist er die Offenheit der Grenzen.
    —– Er erlebt, dass seine Gewerkschaft sich zu faulen Kompromissen nötigen lässt – umso mehr rühmt er das Prinzip der allumfassenden Solidarität.
    —– Er fährt von morgens bis abends die Ellbogen aus – umso mehr berauscht er sich am Miteinander aller Gutwilligen – für die Bäume vom Hambi, gegen eklige Dieselgase oder für vor 30 Jahren gedemütigte Homosexuelle.
    —– Organisierte politische Interessenvertretung durch die Angehörigen einer sozialen Gruppe ist ersetzt durch das knallharte aber anonymisierte Leistungsranking der absolut einzelnen Individuen. Jeder betreibt und das mit aller verfügbaren Kraft die Selbstoptimierung seiner kleinen Ich-AG. Für das Sich-Als-Guter-Fühlen sorgen die Verkünder der Moral, die zugleich ihre Wächter sind.
    —– Darauf läuft das neue UNTEILBAR hinaus: Große Stunde der Leitmedien und der „Zivilgesellschaft“. Jede erwünschte Kampagne, Petition, Demo oder Kundgebung (neuerdings auch Konzertveranstaltung), kurz, jede Aktion „Aufschrei“ steht pünktlich auf der Matte, sobald sie von den Lobbyorganisationen des Vertrauens (nicht wenige davon reichlich und reichlich undurchsichtig finanzierte NGO) gestartet wird.

    Dass sie in Köln seit „Asch huch!“ auf selbigem sitzen geblieben sind und seit Dresdens „#wirsindmehr“ nur ein Mehr an dummen bis reaktionären Liedtexten vorzuweisen haben, hielt sie selbstverständlich nicht davon ab, auch in der Hauptstadt mit „Unheilbar“ sich keineswegs vom Drang zur Ersetzung von Qualität durch Quantität heilen zu lassen. Ein dialektischer Umschwung ist nicht in Sicht und käme einem Wunder gleich.

    Ende der Wiederholungen (wie der Durchsage).

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  5. fidelpoludo schreibt:

    „Same procedure as every year? – Same procedure as every year!“
    fragen die Organisatoren „demokratisch“ die „sich selbst bestimmenden“ Organisierten – und die lassen sich neoliberal gefangen nehmen, ohne sich zu wehren, weil sie es nicht bemerken.

    Und da wir gerade beim Wiederholen sind.
    „Die Zeiten änderten sich im Sauseschritt.“ Leider ändert sich so gut wie Nichts in der Haltung der von der Veränderung Betroffenen gegen die sie und ihre Lebensbedingungen verändernden Strukturen wie ihre Propagandisten, Funktionäre, Strukturverwalter und -erhalter – reichlich prämiert, gewinnbeteiligt und geschmiert von Profiteurinnen und Profiteuren der für sie strukturierten Verhältnisse.

    Und manchmal ist das zu Wiederholende als wieder in Erinnerung zu Rufendes, weil das im Kreis laufende Wiederholen der Versäumnisse dadurch angezeigt werden könnte, gar nicht so weit weg, sogar ziemlich greifbar – auf diesem Blog.
    Wer hier nachzulesen bereit ist, was Kranich hier über die Friedensbewegung zu sagen hat (seine Links sind da übrigens auch sehr hilfreich), kann doch nicht anders als feststellen zu müssen: „Same procedure as every year? – Same procedure as every year!“

    „Ihr Dilemma: Sie sind friedensbewegt neoliberal

    Veröffentlicht am 18. Mai 2016 (vom Kranich)

    Ihr Dilemma: Sie sind friedensbewegt neoliberal

    „Die Friedensbewegung brach zusammen ohne die zutage getretene Macht- und Systemfrage zu reflektieren. Diese Frage wurde nicht erkannt, nicht gestellt und also nicht beantwortet aber sie wurde erfolgreich tabuisiert. Es kam eine spezifische Regression in Gang (…)
    Die Konjunktur der „zivilgesellschaftlichen“ im Sinne von „nicht politischen“ Konfliktbearbeitung wurde eingeleitet. (…)
    Bipolarität, die Blöcke, gibt es nicht mehr. Politik gibt es nicht mehr. Geschichte ist passé. Es heißt, Fukuyama habe all das letztgültig beschrieben. Klassenkampf wurde zur Anekdote Warren Buffets, Krieg zur Polizeiaktion, bestenfalls zum Militäreinsatz für Menschenrechte/Brunnenbau. Wo früher das Völkerrecht zählte, schlossen sich nun Willige in Schutzverantwortung zusammen. Reihenweise entdeckte man Wiedergänger Hitlers. Die waren natürlich aus humanitären Gründen zu eliminieren. Beifällig nickte die Friedensbewegung dazu, nicht ohne die Kollateralschäden zu beklagen und deren Minimierung anzuraten. (…)
    Aus beiden Quellen, dem „Drang von unten“ und der Gestaltungsfähigkeit der Macht entstand das, was als „traditionelle Friedensbewegung“ bekannt ist, die ausgebreitet-differenzierte, grundsätzlich machtkonforme, systemkonforme Friedensszene unserer neoliberalen Gegenwart. (…)
    Halb wurde die Friedensbewegung hineingezogen, halb ist sie hineingesunken in die umschlingenden Arme des Neoliberalismus – jener Ausprägung unserer Gesellschaftlichkeit, die seit rund dreißig Jahren bestimmend ist. (…)
    Dabei hat es die neoliberal gefangene Friedensbewegung zur Meisterschaft im Spagat gebracht. Schier Unüberbrückbares wird überbrückt. Verwirrend. (…)

    Urteilt bitte selbst. Sind wir ein Stück weiter. Hat „Unheilbar“ etwa die Frage des Neoliberalismus aufgeworfen? Wenn ja, wohl nur ganz am Rande, von den MSM unbemerkt bis übersehen.

    Ach, und nicht übersehen. Der Beitrag besteht aus drei Teilen. Damals setzte Kranich noch Hoffnungen in die „Freidenker“. Das hat sich geändert.

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  6. Johannes S. schreibt:

    Mit der Demo Unteilbar habe ich mich wegen eines entsetzlichen Unrechts an einem Kind ausgehend von einer „law and order“ Richterin nicht befasst. Das 12-jährige Kind wurde im Gymnasium drei stundenlang von der Gerichtsvollzieherin, Jugendamtsvertreter und später der allerdings freundlich-empathischen Polizei massiv unter psychischen Druck gesetzt gegen seinen erklärten, autonomen, authentischen Willen zu seiner Mutter zurückzukehren. Aufgrund seiner Emotionalität wurde dem Kind unterstellt selbstmordgefährdet zu sein (obwohl dies vorher von zwei Experten widerlegt wurde) in die geschlossene Kinderpsychiatrie verbracht,und ihm bereits am ersten Tag die Allerweltsdiagnose verpasst „Anpassungstörung“. Dem Vater, zu dem der Sohn zurückkehren wollte und ein Jahr bei ihm geborgen lebte, untersagt den total isolierten Kind zu besuchen oder mit ihm zu telefonieren. Der Sohn wurde psychiatrisiert, stigmatisiert und vermutlich auch traumatisiert und das Mutterbild vermutlich für ein Leben lang total negativ besetzt.
    Destruktiver als der Fall Mollath und nahezu deckungsgleich,ein Rosenkrieg zwischen Eheleuten, ein oberflächliches, vermutlich ein Gefälligkeitsgutachen und somit ein Falschgutachten, der Versuch einer Psychiatrisierung, ein Totalversagen der Familienrichterin, der Tatbestand einer Freiheitsberaubung im Richteramt. Im Unterschied zum Fall Mollath wurde ein Kind zum Opfer dieser zerstörerischen Dynamik. Aber es ist möglich mit einem riesigen Aufwand dagegen anzugehen und die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen in dem alles transparent gemacht und Klartext gesprochen wurde.Die Richterin lenkt ein, realisiert, dass ihr ein begründeter Befangenheitsantrag und eine Dienstaufsichtsbeschwerde droht. Der LG Präsident wurde umfassend informiert und ihm nahegelegt, dass sich die Richterin selbst für befangen erklärt und dies für alle eine Win-Win-Lösung darstellt, bevor dies publik wird und wie im Fall Mollath der bayerischen Justiz einen massiven Schaden zufügt. Wer nicht handelt, wird behandelt.
    Ich bitte um Nachsicht, dass ich diese Empörung in diesem Thema einbringe und nun zurück zum eigentlichen Thema. Dazu wurde im Vera Lengsfeld Blog ein kritischen Beitrag zur Unteilbar-Demo eingebracht, ´der bei meinem Querlesen m.E. einige Wahrheiten ausspricht und es sinnvoll ist sich damit auseinanderzusetzen.
    https://vera-lengsfeld.de/2018/10/15/unteilbar-intolerant-die-ausgrenzung-andersdenkender-in-der-poebelherrschaft/
    Dieses ist alles sehr verwirrend und deutet auf eine geistige Verwirrung. Doppelbödigkeit, Unbewußtheit, Instrumentalisierung in Deutschland hin.

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Hallo Johannes, auch wenn Dein 1.Teil vor allem der Erklärung Deiner Abwesenheit zum Thema #unteilbar diente, interessiert mich der Fall. Gern würde ich mich dazu austauschen, ggf. per E-Mail, die opablog sicher vermitteln kann.

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  7. fidelpoludo schreibt:

    Abgesehen davon, dass Vera Lengsfeld einige interessante Anmerkungen zur Demo macht:

    —– Mögliche Manipulation der Teilnehmerzahlen
    —– Veranstaltung mit “Happening-Charakter” (Polizei)
    —– kirmesmäßig organisierte Rahmenprogramm (Bespaßung, Kinderhüpfburgen und ein dreistündigen Gratiskonzert
    —– Transparente in rauen Mengen, die beim Aussteigen aus den kostenlos verfügbaren Reisebussen nur noch entgegengenommen werden müssen („staatliche Alimentierung“)

    kann ich ihr selbstverständlich nicht darin zustimmen, dass

    „der Pöbel das Heft in die Hand genommen – Grüne und linke Radikale, die die Ochlokratie in die Parlamente gespült hat, (…) ihm eine Stimme“

    gegeben hätten.
    Den spalterischen Populismus-Vorwurf hin und her zu schieben – und mit ihm den Ausgrenzungsvorwurf – verharrt unhinterfragt auf der neoliberalen Agenda, die es im Sinne der „Open Society“ und der „Open-Border-Doktrin“ durchzusetzen gilt. Die Spaltungsinitiative bleibt wirksam herrschend: Solidarität und Transparenz sollen im Namen von „Solidarität“ und „Offenheit“ unterbunden werden.

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Den Lengsfeld-Beitrag kann man zur Kenntnis nehmen, aber er enthält weder Neues noch Wesentliches. Er entspringt einer ebenso verengten Weltsicht und Emsigkeit, wie sie bei Gauck’s, Eppelmann’s, Biermänner und andere „angekommene“ DDR-Bürgerrechtler zu beobachten ist. Die Erfolgreicheren dieser Szene waren Rechtsanwälte und verhökerten die DDR samt Restbelegschaft (Die Misere I.). Selten hört man aus diesem Pulk echte Kritik an heutigen Verhältnissen ( z.B. an der zunehmenden Überwachungsgier – Die Misere II.). Dabei waren Stasi-Methoden vs. Bürgerdemokratie damals ein zentrales Thema der Bürgerrechtler. Heute sind diese Verhältnisse nicht besser, eher schlechter. Die Ursache ist nicht linke Politik, allenfalls deren Versagen und Blindheit. Darin unterscheiden sich die Alt-DDR-Bürgerrechtler wie auch Lengsfeld nicht von #unteilbar. Meinungsbildung und politischer Kampf als Wettbewerb im Luftgitarre-Spielen.

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  8. Lutz Lippke schreibt:

    Wenigstens sind doch Querulanten kein gesellschaftliches Problem bei den Unteilbaren und Teilbaren. Das kittet und hält besser als Pattex.

    #unteilbar vs. Aufstehen, Frau Wagenknecht vs. reiner Lehre beschäftigen uns und ersetzen das Konkrete. Politikersprechpuppen, Schlagzeilenmacher, Demo-Antidemo-Demonstrationen, immer wieder Mord und Todschlag, nicht zuletzt der Abendkrimi beschäftigen uns, fürs Tun bleibt kaum Zeit, auch kein Sinn. Wir können und könnten die Ablenkung abschalten und konkret werden. Andererseits rackert die moderne Neolib-Dampfmaschine, deren Abstellventil zunehmend „zukalkt“ und sich daher weder vor und zurückdrehen lässt. Geht überhaupt etwas und lohnt es sich? Also doch besser nicht abschalten, sondern weiter ablenken lassen?!

    Ich habe heute sehr Konkretes und leider auch Nerviges zu tun. Keine erfreuliche und einfache Sache. Kann es sicherlich noch etwas schieben und lenke mich daher ab, in dem ich mich im konkreten Nichtstun mit dem bedeutenderem Tun befasse. So bleibt erstmal keine Zeit für das Nervige. Komischerweise nutze ich die Auszeit nicht für echte Erholung. Nein, es muss schon auch etwas Nerven kosten. Hauptsache nicht zu konkret und nichts zum jetzt tun. Das Gewissen?

    So rufe ich mal wieder rubikon.news auf und lese „Die Krise des Systems“ – Die neoliberale Ordnung stirbt, beerdigen wir sie! – von Jonathan Cook. Interessant!
    Er schreibt zum Schluss:
    „Wir müssen all jene, die an der Durchsetzung der korrupten Orthodoxie arbeiten, kritisieren und lächerlich machen und unseren Weg in eine Zukunft neu planen, die die menschliche Spezies vor der drohenden Auslöschung rettet.“
    Also was nun Beerdigen oder Gebären? Kritisieren oder Planen? Beides gleichzeitig?

    Ich schweife weiter zu kenFM und wähle: „KenFM präsentiert: Die parallele Verwaltung … und die Stiftungen 6 + 1 – Ein Film von Gaby Weber.“ Sehr interessant! Den Film konnte ich mir wegen schlechtem Internet allerdings noch nicht ansehen. Ich besuche daher die Webseite von Gaby Weber. Offensichtlich eine sehr aktive Jounalistin. „Eine, die auch klagt“. Nicht im Sinne von lamentierend Zustände beklagen, sondern durch Nutzung der Rechte aus der Rechtsstaatsgarantie eines Rechtsstaats. Es geht um Transparenz zum Regierungshandeln und der widerrechtlichen Archivierung der Dokumente in parteinahen Stifungen und auch deren Finanzierung. Sie hat wohl Erfolg beim BVerfG, aber scheitert bisher an der Ignoranz durch den Staat, allen Parteien (einschließlich der Linke und der AfD) und natürlich der Öffentlichkeit. Nun geht es ihr wohl auch um ein Klageerzwingungsverfahren. Die lässt wohl nicht locker.
    http://www.gabyweber.com/index.php/de/prozesse/110-kohl-akten

    Klageerzwingungsverfahren sind aber kein politisches Thema – soviel ist wohl Allen klar. Oder? Wer will schon, dass Staatsanwälte durch Gerichte dem gesetzlichen Ermittlungszwang und Gerichte dem Gesetz ausgeliefert werden. Das könnte jeder Regierung Probleme bescheren, egal ob sie sich links, rechts, mittig oder schlicht oben wähnt. Noch weniger mögen die Neolib-Profiteure den Zwang des Gesetzes. Aber das ist nun wirklich unpolitisch und soll hier kein Thema werden.

    Klageerzwingungsverfahren ist allerdings fast schon das Lebensthema eines Münchener Anwalts namens Alexander Würdinger. Natürlich nur in persönlicher Sache befasst er sich intensiv mit der Praxis der Ermittlungs- und Anklagevermeidung durch Neutralisierung des gesetzlichen Rechts auf Klageerzwingung. Er greift de Praxis mit offenem Visier an, nennt einen Richter z.B. „schlimmer als Freisler“, „trollt“ mit intensiven Sachargumenten die Rechtslehre, geht persönliche Risiken ein und wird dafür auch massiv und insbesondere anonym angegriffen.
    https://community.beck.de/user/profil/ra-wurdinger

    Ob Würdinger auch politisch aktiv ist, ist mir aber nicht bekannt. So verdaddel ich nun gerade jetzt wieder meine Zeit durch Ablenkung mit unwichtigen Störungen des öffentlich bedeutsamen Polit-Krimi-Betriebs.

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    • fidelpoludo schreibt:

      Ich schweife und verdaddele ebenso. Habe dadurch aber so viel dazu gelernt, wie ich es mir vorher im meinen kühnsten Träumen nicht erhofft habe. Ein Zusatzstudium, in dem man nicht zu einem falschen Zeitpunkt zum Richtigen gezwungen werden kann, bloß weil es zum Kanon gehört. Und dann auf der Oberfläche bleiben bzw. in die Tiefe gehen kann, wann ich will und meine Motivation – und nicht irgendein Schein oder eine Note – mich antreibt. Ein wahres Luxusleben eben.

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    • Dian schreibt:

      „mit der Praxis der Ermittlungs- und Anklagevermeidung durch Neutralisierung des gesetzlichen Rechts auf Klageerzwingung“ – danke LL.
      https://www.jungewelt.de/artikel/341970.justizskandal-in-nrw-zweifel-an-suizid.html
      (auch wenn mir das dortige „Glauben“ nicht zu einer linken Gazette passt)

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      • Lutz Lippke schreibt:

        Lieber fidelp,
        ein wenig Ironie steckte in meiner Beschreibung des Zeitverdaddeln mit dem „Unpolitischen“ schon.

        Wir haben ja schon gewisse Vorstellungen, was konkret zu tun wäre. Insbesondere für Andere können wir das gut bewerten. Ob affektiv „heute so, morgen so“ oder eher statisch und resistent gegen reale Entwicklungen und Möglichkeiten, es ist solange relativ leicht, wie es nicht um die eigene konkrete Handlung und Verantwortung geht.

        Unter diesem Eindruck bin ich, selbst untätig, vom hochpolitischem aber unbestimmten „wir müssten“ bei rubikon, über konkret politisches Handeln „im System“ von Gaby Weber, zu konkretem aber politisch scheinbar nicht bestimmbaren Handeln von RA Würdiger gekommen.

        „Was ist politisch, was ist real?“ könnte man fragen, so wie „Ist das Kunst oder kann das weg?“.

        Dass Gaby Weber konkrete politische Arbeit leistet, ist wohl offensichtlich. Sie hat nach eigener Darstellung, rubikon für rubikon.news kreiert, sich aber wegen der intransparenten Führung zurückgezogen. Der Artikel bei rubikon ist politisch, auch informativ. Aber ist er konkret? Zum Tun von RA Würdiger habe ich provokativ „unpolitisch“ geschrieben. Im Grunde genommen könnte dieses Tun sowohl einem AfD-Fan, einem Linken (auf Abwegen) oder auch schlicht einem Ewignörgler und Querulanten zugeschrieben werden. Ein Querfrontler?
        Jedenfalls fällt das nicht in den Bereich des „Politischen“, wie es bei Aufstehen, #unteilbar und sonst fast überall verstanden wird. Politik hat demnach mehr mit dem wiederkehrenden Beerdigen von Hoffnungen und Illusionen zu tun, als mit deren Gebären und der Pflege. Der Anknüpfungspunkt zwischen Gaby Weber und Würdiger, die sich vermutlich nicht kennen, ist das Klageerzwingungsverfahren. Sollte Gaby Weber juristisch Erfolg haben, könnte dies auch mit der Arbeit von Würdiger zu tun haben. Jedenfalls hätte ein juristisches Scheitern mit dem einsamen Wirken Würdingers zu tun. Es geht dabei also um die juristische Absicherung der Transparenz von Regierungshandeln. Hochpolitischem und konkreter geht es doch wohl kaum.

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        • Lutz Lippke schreibt:

          Korrektur: RA Würdinger nicht Würdiger
          (den Wortspielen der Android-Tastatur bin ich tatsächlich hilflos ausgeliefert.)

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        • fidelpoludo schreibt:

          Lieber Lutz,
          Deine Umkreisungen dessen, was „politisch“ ist oder sein könnte, und was nicht, finde ich sehr treffend und interessant. Die wichtigsten historischen „Umschwünge“ sind doch oft genug völlig unerwartet eingetroffen und von einer Institution, einer Person, einer Gruppe oder anderen kaum beachteten „Nebenschauplätzen“ (hier fehlen mir die entsprechenden Begriffe, um anzudeuten, was ich meine oder zu ahnen glaube) ausgegangen. Fast alle ergaben sich nicht aus einem rational durchdachten Plan. (1789? 1917? 1989? 2008? etc. etc.) Meine Phantasien erstrecken sich sogar soweit, nicht ausschließen zu können (oder zu wollen), dass Bruchteile der von uns so angefeindeten Eliten dazu übergehen könnten, „uns“ mehr oder weniger systematisch mit Informationen zu versorgen, die uns weiterbringen könnten. Wie selbstverständlich unter „uns“ sich Kräfte etablieren, die sich „einnisten“, um unsere Bestrebungen zu sabotieren bzw. im „elitären Sinne“ umzulenken und zu -biegen. Eine höchst unübersichtliche Gemengelage, der nicht adhoc mit logischen Mitteln beizukommen ist. Wenn „es“ passiert ist, sind wir schnell dabei, die zweifellos enthaltene Logik herauszufiltern, was Hegel mit seiner „Eule der Minerva“ wohl gemeint haben mag:

          „Wenn die Philosophie ihr Grau in Grau malt, dann ist eine Gestalt des Lebens alt geworden, und mit Grau in Grau lässt sie sich nicht verjüngen, sondern nur erkennen; die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.“

          Dabei wird meist übersehen, dass demnächst noch weitere „Dämmerungen“ anstehen werden, deren logische Verbindungslinien wir in der gestern-abendlichen Dämmerung übersehen haben, weil sie nicht ins Bild passten.
          Brechts „BALLADE VON DER UNZULÄNGLICHKEIT MENSCHLICHEN PLANENS“ bestimmt eher den geschichtlichen Ort und die Zeit, an der die Dämmerung noch nicht eingesetzt hat:

          Der Mensch lebt durch den Kopf.
          Sein Kopf reicht ihm nicht aus.
          Versuch es nur, von deinem Kopf
          Lebt höchstens eine Laus.
          Denn für dieses Leben
          Ist der Mensch nicht schlau genug.
          Niemals merkt er eben
          Diesen Lug und Trug.

          Ja, mach nur einen Plan!
          Sei nur ein großes Licht!
          Und mach dann noch’nen zweiten Plan
          Gehn tun sie beide nicht.
          Denn für dieses Leben
          Ist der Mensch nicht schlecht genug.
          Doch sein höhres Streben
          Ist ein schöner Zug.

          Ja, renn nur nach dem Glück
          Doch renne nicht zu sehr
          Denn alle rennen nach dem Glück
          Das Glück rennt hinterher.
          Denn für dieses Leben
          Ist der Mensch nicht anspruchslos genug.
          Drum ist all sein Streben
          Nur ein Selbstbetrug.

          Der Mensch ist gar nicht gut
          Drum hau ihn auf den Hut.
          Hast du ihm auf dem Hut gehaun
          Dann wird er vielleicht gut.
          Denn für dieses Leben
          Ist der Mensch nicht gut genug
          Darum haut ihm eben
          Ruhig auf den Hut!

          Heißt das nun, dass ich vor den realen Problemen „politischen Denkens und Handelns“ mich ins „Schöngeistige“ flüchte. Werden manche so sehen wollen. Ich nicht. Ich füge gleich an, dass es ganz ohne einen Plan, also ein Minimum „instrumenteller Vernunft“ auch nicht gehen wird. Wir müssen nur jederzeit bereit sein, gefasste Pläne wieder umzuwerfen, zu verwerfen und neue entwerfen. Hierzu passt wiederum ein Zitat. Diesmal von Walter Benjamin:

          „In den Gebieten, mit denen wir es zu tun haben, gibt es Erkenntnis nur blitzhaft. Der Text ist der langanhaltende Donner.“ (Walter Benjamin)

          Wer sich einmal mit der Geschichte der Entstehung neuer Ideen und Erkenntnisse beschäftigt hat (meine erste Magisterarbeit hatte zum Thema: „Wie find ich eine neue Idee?“ – an der ich grandios gescheitert bin und doch viel gelernt habe), der wird feststellen, dass die großen Entdeckungen meist zweierlei zur Voraussetzung hatten:
          1. Besessenes und leidenschaftliche Forschungsarbeit (bis zum Geht-nicht-mehr)
          2. Ein resignativ erscheinendes Ablassen und Wegsehen Können von der Konzentration, um dann, wenn alles verloren scheint, plötzlich den Einfall wie ein Geschenk vor sich zu haben, gleichsam präsentiert zu bekommen.

          Genug „gedonnert“. Ich warte auf den Blitz, der natürlich erst kommt, wenn man nicht auf ihn wartet.

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  9. fidelpoludo schreibt:

    „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern!“

    „unheilbar“-aufgeklärt gibt sich ein Großteil der „weltoffenen“ Demonstranten in Berlin.
    Lebensfroh, urban-weltstädtisch und scheinspontan und -links feiern sie ihre „liberale“ Überlegenheit gegenüber der ach so „zurückgebliebenen“ Provinz und zimmern mit an der Errichtung eines Feindbildes (1) von nazi-affinen Kleinbürgern, Bauern und Arbeitern und Angestellten, die „bloß“ ein ordentlich geregeltes Leben führen wollen, das sich nicht „heute hier und morgen da“ abspielt, sich nicht von Kick zu Kick, von Hype zu Hype, von Party zu Party, von Spaß zu Spaß, von Event zu Event, von Geschäftsabschluß zu Geschäftsabschluß, von manipulativem Deal zu manipulativem Deal, von legaler rechtsverdrehender Lobbyarbeit zu legaler rechtsverdrehender Lobbyarbeit, von krimineller Steuerhinterziehung zu krimineller Steuerhinterziehung, vom einem Übers-Ohr-Hauen zum anderen Übers-Ohr-Hauen treiben lassen will.
    In diesem Sinne war Berlin eine Reaktion auf Chemnitz. Dort sei ja Rassismus und Fremdenfeindlichkeit am Werk gewesen. Das sind „unsere Feinde“. Die gilt es auszugrenzen. Weil sie unser ach so weltoffenes global sich ausbreitendes Spiel nicht mitspielen wollen. Mögen diese „Deplorabels“ unter sich bleiben und von der Straße bitteschön fern gehalten werden. Wenn sie in Chemnitz schon nicht unsere tollen wegweisenden Lieder und Sprüche („„Egal, wie Volk ihr seid, wir sind Völker.“) zur Kenntnis nehmen wollten, marschieren wir – keine Grenzen mehr anerkennend – demnächst über Berlin nach Brüssel und New York. Denn die Straße gehört uns – wie die Luft- und Seewege, die Social-Media, die Humanität und Menschenrechte verbreitenden Kriege, überhaupt alles, was Grenzen auflöst. So sieht „Solidarität ohne Grenzen“ in einer „Offenen Gesellschaft“ („Open Society“ alias „Open-Border-Doctrin“) – dogmatisch – aus! You got it? Wenn nicht, wir können auch anders! „War on Terror!“

    Prophylaktisch – Vorbeugen ist besser als Heilen – geht es aber außerdem noch um die sorgsam geplante Errichtung von Feindbild 2, der „Aufstehensbewegung“, der mit pseudolinken Phrasen und der Benennung von sozialen und ökonomischen Mißständen, ohne Hinweise auf ihre Ursachen und ihren Zusammenhang, einerseits der Wind aus den Segeln genommen werden soll, und andererseits unbedingt verhindert werden soll, dass sie Anhänger bei den „Deplorabels“ (den „Rassisten“ und „fremdenfeindlichen“ „Nationalisten“) finden könnte. Der Begriff dafür, „Querfront“ (künstlich im Orwllschen Neusprech neu belebt, zunächst um kritische Begleiter des Geschehens mundtot zu machen) ist schon geschaffen: Eine „Querfront“ gilt es zu verhindern. Es könnte sich erweisen, dass solche Absichten sich von einem bestimmten historischen Punkt an in ihr Gegenteil verwandeln: daß die einst damit Drangsalierten ihn sich voller Stolz anzuheften beginnen. Huren und Schwule haben es vorgemacht. Verschwörungstheoretiker und Querfrontler sind auf dem besten Wege, ihrem Erfolgsrezept zu folgen.

    „I take pride in the words: ‚Ich bin ein Schmuddelkind!'“

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  10. Joachim Bode schreibt:

    Bei der Währungsreform stand der Kranich sicherlich draußen vor:
    Nicht 60 DM, sondern nur 40 DM wurden an die (westlichen) Leute verteilt. Die 40 DM passten besser zum Gleichheitsempfinden der Spender…..

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  11. ups2009 schreibt:

    Kapital gesteuerte Flüchtlingsströme

    Migrant caravan continues towards dangers in Mexico
    Aljazeera.com-vor 2 Stunden (Aljazeera eine Art RIAS Propagandaschleuder des BBC)

    Trotz Warnungen aus USA – Migranten aus Mittelamerika laufen weiter
    https://www.tagesspiegel.de/politik/grenze-zwischen-guatemala-und-mexiko-trotz-warnungen-aus-usa-migranten-aus-mittelamerika-laufen-weiter/23213834.html

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