Hans Vent (13. Februar 1934 – 31. Januar 2018)

„Menschen am Strand“, 1975, Wandbild im Palast der Republik

Lieber Hans, nun bist auch Du gegangen. Wie Dein Freund Peter Röske, der uns schon lange verlassen hat. Es gibt Menschen, die sollten nicht sterben – es sei denn, sie wünschten es selbst. Liebenswürdige Menschen, in sich ruhend und doch ganz und gar der Welt zugewandt. So Einer warst Du. Nichts Menschliches war Dir fremd, doch immer, so habe ich Dich erlebt, konntest Du es in Freundlichkeit wenden, fröhliche Freundlichkeit, verschmitzte Freundlichkeit, ironische Freundlichkeit, sicherlich auch traurige Freundlichkeit. Deinen Wert kanntest Du gut. Du bist einer der größten deutschen Maler des Jahrhunderts. Du hast Dich gefreut über das, was Du konntest. Doch eigentlich und zu guter Letzt – es ist merkwürdig das von einem Maler zu behaupten – war Dir der Mensch wichtiger als das Bild. Immer warst Du beim Menschen.

Das Gedächtnis bringt die Jahre zurück…. damals Mitte der 70er, als wir noch ziemlich jung waren, als wir fast einmal Nebenbuhler waren; wenig später, als ich wieder und wieder Deine „Menschen am Strand“ im Palast der Republik besuchte, Stunden vor dem Bild verbrachte… später, als ich, schwer erkrankt, Deinen liebevollen Zuspruch erfuhr, der mich ein wenig überraschte, denn soo eng vertraut waren wir nun auch wieder nicht. Und niemals vergesse ich Dir, wie Du mir ruhig Dein Vertrauen aussprachst, damals 1990 oder 91, als in der kleinen Weißenseer Szene einige zum hysterischen Geschrei sich berufen fühlten, nachdem ich meine IM-Tätigkeit bei der Stasi öffentlich gemacht hatte.

Lieber Hans ruhe in Frieden. Es gibt viele, die Dich nicht vergessen werden. Dein riesenhaftes Werk bleibt uns. Ich kenne es viel zu wenig, und ich weiss, das Entdeckungen über Entdeckungen auf mich warten. Vielleicht geht jetzt unser Dialog erst richtig los, sozusagen vom Sterblichen zum Unsterblichen und zurück – auf die letzte Formulierung wäre Dir bestimmt ein freundlich-spöttischer Kommentar eingefallen.

 

Träumer, 2008, Öl auf Leinwand, 80 x 60

Dieser Beitrag wurde unter Kunst, Leben, Mensch, Realsozialismus abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten zu Hans Vent (13. Februar 1934 – 31. Januar 2018)

  1. Clara S. schreibt:

    Erstaunlich! Da ist man verwirrt und nach 1000 Bildern oder Liedern findet man plötzlich eines, das den Schlüssel zum Verständnis enthält …

    Like

    • kranich05 schreibt:

      Liebe Clara,
      Dein knappes und so viel ausdrückendes Statement, bezieht sich ja zweifellos auf das Bild „Menschen am Strand“.
      Es ist eine Abbildung von einer Abbildung von einer Abbildung usw., also ein Schatten seiner selbst. Das Gemälde selbst hat die Maße 280cm x 552cm.
      Herzliche Grüße
      vom kranich05

      Like

      • Clara S. schreibt:

        Danke für die Information. Wirklich nur ein Schatten … Wo ist das Bild jetzt? Wie hast Du den Abriss des Palasts der Republik empfunden? Als Verlust?
        Meine Bemerkung bezog sich allerdings nicht auf dieses Bild sondern auf Dein von Dir geschildertes Verhältnis dazu. Ich persönlich habe in einem Museum mit einem ganz anderen Bild so eine Erfahrung gemacht.

        Like

        • kranich05 schreibt:

          Das Bild befindet sich jetzt im Depot des Deutschen Historischen Museums. Kürzlich war es im Potsdamer Museum Barberini ausgestellt.
          Den Abriss des Palastes der Republik habe ich als schmerzlichen Verlust empfunden, als Willkürakt sowieso.
          Der Palast war ein ästhetisch gelungener Zweckbau. Er lebte, weil in ihm verschiedene Funktionen gut/räumlich großzügig vereint waren – ein sehr großes über zwei Etagen gehendes Foyer mit den 16 Wandbildern (unterschiedlicher Qualität), hell („Erichs Lampenladen“), warm, bequeme Sitzmöglichkeiten. Hier ein Eindruck:http://www.dhm.de/archiv/ausstellungen/pdr/homep.htm
          Es gab Restaurants, ein Cafe, eine Bowlingbahn, einen großen aber nicht überdimensionierten Konzertsaal, eine Theater im obersten Geschoss, dort auch wechselnde Kunstausstellungen. In einem normalerweise nicht zugänglichen Gebäudeteil tagte die Volkskammer.
          Der Palast hatte, was wir in der DDR nur selten hingekriegt haben: Einfachheit, Gediegenheit, Funktionalität, Schönheit, Offenheit. Dass er „Ballast der Republik“ genannt wurde, verdeckt, dass er ziemlich populär war.

          Like

Hinterlasse einen Kommentar