Warum ich mich für Ralph Boes einsetze – und zwar mit aller Entschiedenheit:

Der Hauptgrund, natürlich, ist der Inhalt seiner Forderungen.

Ralph Boes ringt, wie er es selbst maximal präzise formuliert, um die „menschenrechts- und verfassungsgemäße Ausgestaltung unseres Sozialsystems“. Welche Verletzungen der Menschenrechte und des Grundgesetzes der BRD von der herrschenden Politik systematisch durchgesetzt wurden und werden, haben Ralph Boes und Andere detailliert dargestellt und mit großer, auch juristischer Sorgfalt nachgewiesen. Die entsprechenden Dokumente hat der heute den 72. Tag im Sanktionshungern befindliche Ralph Boes erneut zusammengefasst (Link oben). Er hat noch einmal alle relevanten Quellen leicht zugänglich gemacht.

Boes zielt auf zentrale Defekte unserer Verfassungs- und Rechtsstaatswirklichkeit. Und mehr: Er greift mit Hartz IV eine der mächtigen polit-ökonomischen Achsen an, um die sich der deutsche Exportimperialismus dreht.

Das allein wäre Grund genug, seiner politischen Aktion jede Unterstützung zu geben. Doch es gibt weitere gewichtige Gründe:

Ralph Boes beweist, dass die rigorose Ausübung des verfassungsgemäßen Widerstandsrechts des Bürgers in dieser BRD Kampf auf Leben und Tod bedeutet.

Die herrschenden Imperialisten Europas, namentlich die deutschen, töten (oder beteiligen sich daran) Jahr für Jahr Massen von Menschen – im Interesse ihrer Maximalprofite, ihrer langfristigen Profitsicherheit und darüber hinaus ihrer absoluten Herrschaftssicherung. Die Todesstätten, Todessenken zählen im Dutzend. Die Vorbereitung weltweiter großer Kriege ist erklärte und gefeierte Politik. Ralph Boes‘ unschätzbares Verdienst ist es, den mörderischen Charakter der deutschen Politik, ja, auch und gerade der deutschen Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (in bewährter Weise unterstützt von der deutschen Sozialdemokratie), in Sichtweite solcher Heiligtümer, wie des Reichstags oder des Kanzlerinnenamtes, vorzuführen.

„Das alte Wort, das Wort erschallt:

Gehorche willig der Gewalt!

Und bist du kühn und hältst du Stich,

So wage Haus und Hof und – dich.“

Ralph Boes hat mit seiner radikal-demokratischen Position etwas geleistet, was Linke hierzulande und Kritiker der Gesellschaft aller Art seit drei oder mehr Jahrzehnten verlernt haben: Er ist in die Offensive gegangen. 

Ihn trennen Welten vom verhuschten Flaschensammler oder „Motz“-Verkäufer, von bis zum bitteren Ende strampelnden BurnouterInnen, von Politikredendrechslern und Leuten, die sich mit Petitionen (Bittgesuchen!) die Finger wund schreiben, von all den ehrenamtlichen, und halbehrenamtlichen und nichtehrenamtlichen Managern schiefer Bündnisse. Er hat mit großer Geste (und noch größerem persönlichen Einsatz) mitten im Getümmel des Marktes den Fehdehandschuh aufgehoben und den Ritterinnen trauriger Gestalt, den Merkels und Nahles‘, ins Gesicht geschleudert. Die Systemmedien schweigen eisern. Doch alle können es sehen!

Boes trägt dazu bei, die still sich vollziehende Faschisierung der bundesdeutschen Wirklichkeit ins Licht zu rücken. 

Damit leistet er Erhebliches auf einem scheinbar entlegenen politischen Feld. Seit dem öffentlichen (medial präsentierten) Schulterschluss Steinmeiers mit ukrainischen Faschisten im Februar 2014 begann die Etappe der systematischen Kooperation der Bundesregierung mit Faschisten an der Macht bzw. mit Machtbeteiligung in Kiew. Dieser vordergründig außenpolitische Vorgang bewirkte und bewirkt auf breiter Front ein Einsickern faschistischer Elemente, Bruch- und Versatzstücke, Wertungen und Umwertungen sowie „kreativer“, „post“faschistischer neuer Ideen in die BRD-Wirklichkeit. Ist nicht die seit nunmehr vier Jahren ungebrochene Sanktionsfront gegen Ralph Boes, die – von Bundespräsident und Kanzlerin bis zum/zur letzten Arbeitsvermittler/Arbeitsvermittlerin in Berlin-Mitte – anscheinend bereit ist, über Leichen zu gehen, ist die nicht Element und Ausdruck einer sich vollziehenden faschistischen Transformation? All das bei fortwährender massenwirksamer Feier unseres medial-heilen Traumlandes, ganz, wie es der klassische Faschismus virtuos vorexerzierte.

Weitere Momente der politischen Aktion von Ralph Boes halte ich für bedeutsam. Dazu gehört seine beispielhafte (physische) Gewaltfreiheit, sein radikal vorgetragener Anspruch auf die soziale Grundsicherung jedes Menschen, seine Nutzung moderner Medien des Internets, schließlich der durch und durch persönliche, fast individualistische, Stil seiner Aktion.

Ich habe, wie hier im Blog beschrieben, zweimal mit Ralph Boes gesprochen. Vor dem ersten Gespräch war ich auf alles gefasst: Vielleicht würde ich meine Sympathien einem kalten Denkmal angetragen haben? Im ersten Gespräch verhielt ich mich fast provozierend, schnitt ihm das Wort ab, erzählte ausufernd von mir und meinen Meinungen – und lernte einen interessierten, aufgeschlossenen, sich zurücknehmenden Zuhörer kennen. Wir sprachen auch über Tod und Leben und ich spürte einen lebensfrohen, lebensmutigen Menschen vor mir. Ich trug ihm – enorme Seltenheit bei mir – spontan das „Du“ an.

Unser zweites Gespräch war wohl (unausgesprochen) von meiner Sorge um seine Gesundheit, sein Überleben, überschattet. Dazu muss ich sagen, dass ich Ralphs Entscheidungen, die sein Leben oder seinen Tod betreffen, voll und ganz akzeptiere und dass ich mich nicht berechtigt fühle, ihn in meiner Weise zu bedrängen. Dieses Gespräch brachte in der Sache einen kleinen optimistischen Lichtschimmer hervor. Sein Name: „Schikaneverbot“. Es endete auch wieder ganz spontan: Mit einer Umarmung.

Gefährdeter kühner Freund Ralph Boes.

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17 Antworten zu Warum ich mich für Ralph Boes einsetze – und zwar mit aller Entschiedenheit:

  1. Christa May schreibt:

    Danke für die Solidarität!!
    aus Berlin die Christa

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  2. 5jahrehartz4 schreibt:

    ……was Linke hierzulande und Kritiker der Gesellschaft aller Art seit drei oder mehr Jahrzehnten verlernt haben…..
    nicht verlernt, das ist in D(eppenland) nicht vorgesehen. Dazu haben wir das vor kurzem entdeckt:
    …….Es habe in der DDR eine Diktatur des Proletariats und den festgeschriebenen Führungsanspruch der SED gegeben. Wer das anzweifelte, für den hätten die auf dem Papier vorhandenen Gesetze ganz schnell nichts mehr gegolten – „und wenn man Pech hatte, für die ganze Familie gleich mit“, sagte die Kanzlerin, die in der DDR aufwuchs.
    http://www.faz.net/aktuell/politik/25-jahre-mauerfall/streit-ueber-unrechtsstaat-ddr-merkel-nennt-debatte-beklemmend-13255394.html
    Seitdem versuchen wir noch mehr, Bruno vor diesem Regime zu retten und zu uns nach UK zu holen (https://wetakebrunohome.wordpress.com/refugee-bruno/). Denn er muss mit 261,02 €/Rest Hartz IV für alles (Kontokosten 5,62, Telefon, Essen, Medikamente, usw.) auskommen – plus Miete. Beratung, Hilfe wird verweigert, man wartet brutal ab, bis die Diagnose von Feb. 2013 ‚ihr Zug ist in 5 Jahren abgefahren‘ durch den behördlich verursachten Nierenschaden – um so das eigene Versagen ’systematische Verhinderung der Arbeitsaufnahme‘, (bestätigt im Fallmanagerbericht) usw. zu vertuschen. Ist online dokumentiert, mit Namensnennung der Täter und ohne jeden Protest! Leider schweigt auch Merkel zu den Taten ihrer Parteifreundin/Landrätin – denn hätte sie ihre PArteifreundin rechtzeitig gestoppt, wäre der dreijährige Alessio (unter Obhut des Landratsamtes) nicht misshandelt, tot geprügelt worden. https://www.facebook.com/Jugendamt-Die-Akte-Alessio-LenzkirchFreiburg-779847628774512/timeline/ – bereits die Veränderung in der Physiognomie zeigt,d ass sie sehr genau um ihre Taten weiß – oder wieso beruft sich eine ausgewachsene Juristin in der Presse darauf ‚haben nach besten WIssen und Gewissen gehandelt‘ statt einfach nach ‚Recht und Gesetz‘ wie es jeder Jurastundet im 1. Semester lernt?
    Unser Gefühl sagt uns, dass viele Menschen von vielen Seiten graben und durch das Bestehen auf Grundgesetz, Menschenrechten, UN Behindertenrechtskonvention dieses jahrhundertealte Lügen-Machtgebäude der Bürokratie/Politik zum krachen bringen.

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  3. mantovan9 schreibt:

    Hat dies auf mein name ist mensch rebloggt und kommentierte:
    „Ralph Boes hat mit seiner radikal-demokratischen Position etwas geleistet, was Linke hierzulande und Kritiker der Gesellschaft aller Art seit drei oder mehr Jahrzehnten verlernt haben: Er ist in die Offensive gegangen.“

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    • Montagekurt schreibt:

      Nicht „boes“ gemeint. Aber was sollen so Redewendungen wie „radikal-demokratische Positionen“ ? Entweder WIR sind gegen Kapitalismus oder dafür. Im Sozialismus kann es keine grosskapitalistische Positionen mehr geben. Auf Deutsch : Kapitalistische, kriegstreiberische Parteien / Organisationen werden verboten. Merke : Es gab, gibt und es wird nie einen Kapitalismus / Imperialismus geben, der human ist. Kapitalismus ist Krebs mit Metastasen, der Kriege, Armut, dekadenten Reichtum braucht, wie die Luft zum atmen. Farge : Hätten Sie gern in dem Friedensstaat DDR gelebt ?

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      • kranich05 schreibt:

        Hallo,
        ich will Ihnen keineswegs ihre fulminante Kapitalismuskritik und Ihren Wunsch nach Sozialismus ausreden. Weniger gut finde ich Realitätsverweigerung, und rrrevolutionäres Wortgeklingel mag ich gar nicht.

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        • montikurt schreibt:

          Für mich sind Realitätsverweigerer Menschen, die an die NSDAP Nachfolgeparteien CDU / CSU / FDP glauben. Noch schlimmer Menschen die mit SPD / Grüne in den Jugoslawien / Afghanistan Krieg marschierten und mit Hartz4 den grössten Sozialraub durchzogen. Man muss auch kein Revolutionär sein, um die kapitalistischen Lügen über Stalin und die DDR zu entlarven. Ich bin es auch nicht ! Aber ich habe mir schon vor ca. 40 Jahren die Frage gestellt : Warum hassen die superreichen Ausbeuter mit ihrer Axel Springerbande am meisten Stalin, die DDR, Kuba ?
          Übrigens zu Ralph Boes : Entweder ist es der BRD Kapitalismus, der den Mann zu Tode sanktioniert, oder es sind einzelne / individuelle Arbeitsamtsmitarbeiter. Wenn es die Mitarbeiter sind, dann müsste man diesen Abschaum mit KZ Folterer vergleichen und dies auch so benennen. Ich kenne persönlich Amtsmitarbeiter, die sich seit Jahrzenhten (also lange vor Hartz4) erfolgreich weigern, Arbeitslose zu sanktionieren.

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  4. Peter Friedrich schreibt:

    Beeindruckend geschrieben, ich gratuliere!

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  5. Hilde Jacobs schreibt:

    Lieber Klaus-Peter, Dein Artikel bzw. Beitrag betr. Ralph Boes ist einmalig gut, und ich wäre froh, wenn Du ihn ins Englische (evtl. komprimiert) übersetzen könntest, denn viele Ausländer glauben, dass in Deutschland alles in Ordnung ist. Die Medien zeigen nicht, wie es hier wirklich aussieht, sie zeigen nicht, wie ambivalent unsere Regierung ist und schamlos weiterhin Waffen an die VAE schickt, die dann in Kriegen z.B. in Syrien eingesetzt werden. Sie, die Ausländer, z.B. in Süd-Ost-Asien glauben nur, was sie in der Presse erfahren, und das ist immer nur Positives über Deutschland bzw. Europa. Sie wissen auch nichts von Menschen, die sich zu Tode hungern, weil unser Sozialsystem schrott und korrupt ist, und sie unter Einsatz ihres Lebens friedlich dagegen demonstrieren. Ich habe viele fb-Freunde in Pakistan und Indien (war in Pakistan mit einem wundervollen muslemischen Diplomaten verheiratet), die aufgeklärt werden müssten. Bitte, trage dazu bei, indem Du wenigstens auszugsweise Deine Worte in die englische Sprache übersetzt, was Dir wahrscheinlich besser gelingt als mir. Ich würde dann den Beitrag an die Freunde verschicken, vorausgesetzt Dein Einverständnis natürlich!
    Mit großer Hochachtung!
    Hilde Jacobs, 77, auch am Hungertuch nagende Grundsicherungsempfängerin.

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  6. Andreas schreibt:

    Zunächst vorweg – ich bewundere und erkenne Ralph Boes sein Engagement sehr hoch an.
    Ich könnte so etwas nicht.
    Einmal weil ich nicht diese Bühnenfestigkeit hätte, und zum Anderen auch (zumindest noch) nicht das dafür erforderlich soziale Umfeld habe.
    Und das ist aber glaube ich auch so ein bisschen Ralphs Problem.
    Dadurch dass er ja zum einen seine Todesangst los geworden ist, und er zum Anderen – wie es sich mitunter für einen Waldorfschüler geziemt – über die soziale Kompetenz und soziales Umfeld verfügt – wirkt sein Tun für den Einen oder Anderen mehr oder weniger unglaublich.
    Das kommt davon, wenn man einen Waldorfschüler auf Harz4 schieben tut !!
    Waldorfsozialisation und Harz4 sind zwei Dinge, die sich von Grund auf von einander ausschließen !
    Und jeder „normale“ sanktionierte Harz4ler ist nun mal ein Pfandflaschenhuschler.
    Ich z.B. bin ja auch nur so ein Tastaturprotestler.
    Und Demonstrationen finde ich ja noch sinnloser.
    Diese Leute auf Demonstrationen kommen mir alle immer so vor, wie kleine Kinder die an der Hand der Mutter zerren und quengeln: Ich will aba noch nich ins Bett !
    Wenn in der politischen Führung ein gemeinsamer politischer Wille und Entschluss herrscht, können die Leute jeden Montag und auch jeden Dienstag und auch jeden Mittwoch und auch an sonstigen Tagen demonstrieren so viel sie wollen – es wird sich dadurch trotzdem nichts wesentlich ändern.
    Ich z.B. würde einfach entweder in meiner Wohnung (wenn sie mir noch lange genug bezahlt wird) oder irgendwo im Wald auf den großen Geist warten – wenn ich nicht schon vorher von irgendwelchen Jugendlichen oder anderen Obdachlosen “hoch genommen“ werde !

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    • kranich05 schreibt:

      Andreas, mein Beileid zu allem, was Du nicht kannst:
      „Bühnenfest“ bist Du nicht.
      „Waldorfschüler“ bist Du nicht.
      „Demonstrationsquengler“ bist Du schon gar nicht.
      But shit happens.
      Ich wünsche Dir, dass Du immer Jemand findest, der Dir die paar Groschen gibt, für das Dach über dem Kopf und die Tüte
      Gummibärchen auf dem Sofa.

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    • Hilde Jacobs schreibt:

      Andreas, abgesehen von Deinem entsetzlichen Deutsch-Geschreibsel, hast Du wohl noch nie davon gehört, dass Demonstranten, Protestler und Pioniere die Welt verändert haben, und zwar zum Guten. Menschen wie Du, die auf dem Sofa oder irgendwo im Wald auf den großen Geist warten, haben noch nie Fortschritt bewirkt, und wenn sie das Sagen hätten, würden wir heute noch auf den Bäumen sitzen und Bananen fressen!

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  7. Pingback: Aktionsaufruf – Ralph Boes seit nunmehr 2 Monaten im Hungerstreik | mikeondoor-news

  8. 5jahrehartz4 schreibt:

    … (Habe ich nicht vielerorts auch Befürchtungen gelesen, dass sowohl R. Boes als auch I. Hannemann evtl. nur als Hoffnungsträger bzw. Ablenkungsmanöver „installiert“ sein könnten?!?!?!)…..
    Ebenso wie die ganzen Behinderten-Bürger-Datenschutz-Antidiskriminierungs- und sonstigen Beauftragten. Alle haben eines gemeinsam: Sie sind alles nur Alibidarsteller, denn ihnen fehlt die Weisungsbefugnis. Vor Jahren hatte Bruno mal mit einem im Sozialministerium BAden-Württemberg zu tun, der salbungsvoll zusagte ‚werde mich informieren‘ (nach längeren Schriftwechsel, also war er doch informiert) und danach zog und zog es sich. Bruno hat dann seinen Verdacht ausgesprochen dass es nur um Zeit schinden geht und konkret gefragt, was dieser Beauftragte tun könne – er musste es mehrfach wiederholen bis ganz kleinlaut kam ‚ich kann nur fragen‘ und danach hat man von diesem Typen nichts mehr gehört.
    Auch wer sich bei der EU beschwert wird an das jeweilige Land verwiesen und auf die dort eingerichtete Struktur – Funktion/Qualifikation wird nicht geprüft. Die EU Beauftragten, basteln sich aus den lokalen Berichten ihren eigenen Bericht zusammen – doch NIEMAND tut etwas, denn es sind ja alles Kollegen.

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  9. Lutz Lippke schreibt:

    Niemand kann in die Köpfe von aktiven Menschen sehen. Deren Aktivitäten sind unabhängig vom Erfolgseintritt entweder genau mit dem motiviert, was sichtbar ist bzw. von ihnen als Motivation kommuniziert wird oder eben nicht. Interessenbündel, Fehler und Widersprüche sind menschlich. Scheitern aufgrund illusionärem Handeln kann man ja auch ohne Denunziation kritisieren. Inaktiven dagegen braucht niemand in den Kopf sehen, solange deren Hauptmotiv Inaktivität ist. Denn Abwarten wäre ja überhaupt nur so lange noch verständlich, wie es nicht zu spät zum Handeln ist.
    Außerdem sollte „nobody is perfect“ für Alle gelten. Bevor man also Jemandem Versagen oder falsche Motive wegen eines möglicherweise ausbleibenden Erfolges vorwirft, sollte man sich vergewissert haben, ob Derjenige überhaupt der richtige Ansprechpartner für diese Kritik ist. Alles Andere ist pauschale Schuldigensuche.
    Im Übrigen ist das wiederum eine der wesentlichen Methoden zum Machterhalt der sich untereinander gar nicht immer mögenden Eliten. Sich gegenseitig ernsthaft anschwärzen, ist nur im Falle der absoluten Notwendigkeit und des sicheren Erfolges standesgemäß. Teile lieber den Markt und herrsche bevorzugt mit Hilfe kadergebildeter, gezüchteter Funktionseliten über das Fußvolk. Unter dem Fußvolk sollte dagegen jederzeit Konkurrenz, Pflichtgefühl, Neid, Misstrauen und Missgunst aufrufbar sein. Die freie BILDung hat das als karnevalistisch-demokratisches Gemeinschaftsverständnis ganz gut hinbekommen. Oben wirft man sich rethorische Wattebällchen und Kalauer zu, die dann unten als soziale Zumutungen oder eben Beschwichtigung ankommen. Die Unterwerfung fühlt sich damit irgendwie unreglementierter, freier an als in einem starren System und gleichzeitig wie von unsichtbarer Hand gesteuert. In der Technik nennt man dieses adaptive Prinzip Fuzzy Logic. Wenn aber Fuzzy-Logic von Grund auf falsch programmiert war oder plötzlich mit falschen Daten läuft, dann passieren die komischsten Sachen und keiner sieht mehr durch, was das Ganze eigentlich soll. Denn man kann nicht so gut reinschauen in den Fuzzy-Logic-Kopf. Aber gut, ich will mit meiner Technik-Analogie nicht weiter abdriften.
    Wen’s grundsätzlich interessiert: z.B. Dietrich Dörner – Die Logik des Misslingens
    http://www.uni-bamberg.de/trac/senior-researchers/doerner/

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  10. Wolfagng schreibt:

    Sofia Haufe schreibs, so, genau so isses! Mann kann nur Hoffen und als bekennender Ateist beten, dass es denn doch icht so dolle kommt. Alle Achtung vor dem, was du aktiv machst, Opa, aber Jucken, Jucken tut die das nicht. So offensichtlich, wie es für uns ist, das die Kiste vor den Baum fährt, so sicher ist, dass die „Entscheider“ genau so weiter machen. Bis zu Katastrophe.

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