Völlig überraschend ist Werner Pirker gestorben.
Er war Redakteur und politischer Kommentator der „jungen Welt“. Ich kannte ihn nicht persönlich, nur aus seinen Beiträgen. Sie erweckten meine allergrößte Hochachtung. Ich traure um einen Unersetzlichen.
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Hannes Hofbauer vom Promedia Verlag, Wien, schreibt diesen Nachruf:
„Werner Pirker ist tot. In der Nacht auf den 15. Jänner 2014 schlagartig aus dem Leben gerissen, hat eine der radikalsten und spitzesten Federn des deutschsprachigen Journalismus für immer zu schreiben aufgehört.
Werner Pirker war ein Unbeugsamer, ein Überzeugter, ein Profilierter. An der Idee des Kommunismus ließ er keinen Zweifel gelten. Die Praxis des Kommunismus verteidigte er unerbittlich gegen Angriffe von außen, ohne auf solidarische Kritik zu verzichten. Mehr noch: Pirkers Radikalität beinhaltete definitionsbedingt die Auseinandersetzung mit politischer Macht und ihren Deformationen. Um diesen Unterschieds zwischen Antikommunismus und produktiver Kritik zu erkennen, hatte Pirker über die Jahrzehnte eine Spürnase wie kaum jemand anderer ausgebildet. Seine ideengeschichtliche Sattelfestigkeit ließ ihn lange vor Kollegen und Mitstreitern im politischen Alltag auftauchende reaktionäre und (neo)liberale Tendenzen erkennen, deren Enttarnung vielen hilfreich war. Mit der Meisterschaft des geschriebenen Wortes überzeugte seine Überzeugung.
Daheim fühlte sich der 1947 in Kärnten geborene Werner Pirker im slawischen Osten. Wer ihn makedonische Lieder in einer Skopjoter Weinstube singen hat hören oder mit ihm lachend durch die winterlich verschneite Leninstraße in Minsk gegangen ist, der konnte spüren, wie einem Kollegen und Freund das Herz aufging. In solchen Situationen war es ein Leichtes, das journalistische Alter Ego des Zynikers hinter sich zu lassen.
Sein journalistisches Handwerk hat Werner Pirker bei der Wiener „Volksstimme“ gelernt, für die er jahrelang in Moskau als Korrespondent tätig war. Später ging er nach Berlin und wurde bei der „Jungen Welt“ heimisch. Fast 20 Jahre lang arbeitete er als Redakteur und Korrespondent für die linke Tageszeitung. Seine Kommentare halfen einer ganzen Generation von Linken, sich politisch zu orientieren.
Im Promedia Verlag ist 1994 sein Buch „Die Rache der Sowjets. Politisches System im postkommunistischen Rußland“ erschienen. Wie niemand sonst erkannte er schon damals im Umbruch Anfang der 1990er Jahre die destruktive Kraft der reaktionären „Lumpenbourgeoisie“, Jelzin als ihren Anführer und nannte die tagelange Belagerung der Volksdeputierten im Weißen Haus sowie dessen Beschuss einen Putsch. Die Geschichte sollte ihm Recht geben.
Der Promedia Verlag verliert mit seinem Autor Werner Pirker, der (zusammen mit Wilhelm Langthaler) 2003 auch das Buch „Ami go home. Zwölf gute Gründe für einen Antiamerikanismus“ verfasst hat, einen seiner profiliertesten Autoren. Wir trauern um ihn.
Hannes Hofbauer, Promedia Verlag
Wien, den 16. Jänner 2014″
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Und Hartmut Barth-Engelbart schreibt:
„Werner warum hast uns verlassen?
Ich hab es eben erst gelesen
Ich kann es noch nicht fassen
Warum bin ich nicht zu Deinen 65 Jahren
vorletztes Jahr nach Wien gefahren
Du bist wir sind uns immer treu gewesen
Seit über 45 Jahren
Ich als MLer du im MSB, im Spartakus
Im Bäckerweg, der alten Judenstraße
Am Bethmannpark in der WG
Wo wir schon lange vor dem Sponti-Häuserkampf
Ein „Judenschnäppchen“ eines Kriegsgewinnlers
Eines NS-Unrechtsanwalts mit kapitalem Sitz im Taunus
Rechts neben Quandts
(ich fands
gerade deshalb so fantastisch!)
Instandbesetzt und lang gehalten haben
Zusammen mit der buntgemischten Mietervollversammlung
Aus Jugoslawien, der Türkei,
aus Spanien, Griechenland und auch ein
exilierter Israeli war dabei.“
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Hier noch ein (für mich) überraschend ausgewogener Nachruf von Jürgen Elsässer.
Na oknu glej obrazek bled,
na licih grenkih solzic sled.
Zakaj pa, dekle komaj dvajsetih let,
tak žalostno gledaš v svet?
„V hribe šel je dragi moj,
s fašisti bije težki boj.
Morda je v krvi obležal nocoj,
ko branil je narod svoj.“
Dekle, ne bodi žalostno,
obriši solze in oko!
Tvoj fant gotovo povrne se,
ko zvezda utrne se.
Ponosen vrne se junak,
ovenčan s slavo slavnih zmag,
in vriskoma vrgel bo titovko v zrak,
ko stopil čez tvoj bo prag!
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Ich verstehe slowenisch nicht, doch mit Hilfe des Google-Übersetzers konnte ich mir den Sinn des Gedichts erschließen.
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„Na oknu…“ ist ein slowenischer Text aus der Zeit des WWII zum Lied „Dime donde vas morena“. Hier im Doppelpack die kastilische und slowenische Variante: http://www.youtube.com/watch?v=Prw-Whnm5yA. Hab mir gedacht, dem Pirker haette es gefallen.
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Einmal auf voutube gelangt, habe ich noch dieses Video gefunden – eine machtvolle antifaschistische musikalische Demonstration!
Interessant, bei 1:23:00 ein Lied, dass passagenweise an das alte „Wir sind des Geyers Schwarzer Haufen“ aus dem Großen Deutschen Bauernkrieg erinnert – eines meiner liebsten Lieder seit Kindheitstagen.
Danke!
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Wir kennen uns zwar nicht,ich bin Werners Schwester und das Lied haben wir oft mit Werners Kärntner Slowenischen Freunden gesungen.
Es hat mich sehr berührt.
Danke
Dolores Pirker
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Liebe Dolores, kannst Du mir schreiben? Mit Werners Sohn habe ich lange Kontakt gehabt. Jetzt nicht merh so oft. I ch hätte zu seinem geburtsag fahren sollen. Konnte aber nicht… und dann..
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