Friedensfahrt 2016: Zerstreute Gedanken danach oder „Bunkert Dosennahrung!“

kopf tagebuch opablog

23. August 2016

Ja, ich bin wirklich zerstreut. Da setze ich gedankenlos meine Friedensfahrt-Grafik, die 14 Tage lang den Kopf jedes Postings zierte, erneut an den Anfang.

Ist aber doch alles vorbei. ! ? –

Während meiner Abwesenheit erzählte meine Frau einer nahen Bekannten (gebildete Dame), dass ich auf Friedensfahrt in Russland sei. Deren Reaktion: „In Russland? Wegen Tschernobyl?“

Beim Abschlussevent am Brandenburger Tor war die Stimmung prächtig. Doch es waren nur wenige hundert Menschen dort. Die FriedensfahrerInnen und ihre  Freunde und Bekannten abgerechnet, hat sich für dieses großartige Ereignis niemand interessiert.

Eine Nachbarin, Physiotherapeutin: „Die sagen, wir sollen uns Vorräte anschaffen. Wozu denn? Gibt es denn Krieg?“

Wir FriedensfahrerInnen, im engen Zirkel unserer Alternativmedien unterwegs, von bedeutenden russischen Medien beachtet, konnten glauben, mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen, gar Anfänge von Breitenwirkung zu erleben.

Nichts von alledem!

Es gab und gibt eine geschlossene Schweigefront aller „seriösen“ Medien. (In dieser Zählung gehören „junge Welt“ und „neues deutschland“ zu den „seriösen“ Medien.)

Es gab und gibt eine geschlossene Schweigefront aller „seriösen“ Politiker. (In dieser Zählung gehören die Politiker der Linkspartei, auch die „linken Politiker in der Linkspartei“ zu den „seriösen“ Politikern.)

Es gab und gibt eine geschlossene Schweigefront aller „seriösen“ Nichtregierungs- und Friedensorganisationen. (In dieser Zählung gehören ALLE Nichtregierungs- und Friedensorganisationen zu den „seriösen“. Einzige Ausnahme: Die Freidenker. Sie haben die Friedensfahrt aktiv unterstützt. FreidenkerInnen arbeiten für den Frieden auch mit mancherlei Rechtsgerichteten zusammen.)

Ich bin nicht böse, wenn mir nachgewiesen wird, dass diese Allaussagen nicht zu 100% zutreffen.

Der Deutsche und die Deutsche, die Untertanenmasse, weigern sich standhaft, den Krieg zu begreifen und dagegen aufzustehen. Gern aber lassen sie sich von der Obrigkeit für den Krieg fit machen („Wasser, Nudeln, Taschenlampe“). Und sie lassen sich von den sogenannten zivilgesellschaftlichen Organisation (korrekter: RHO – RegierungsHilfsOrganisationen), ihren eigenen, ruhig stellen.

Die hier konstatierte, fast lückenlose Ignoranz und Passivität des gesamten Spektrums links der Mitte (dem ich leider die „echten Linken in der Linken“ zurechnen muss) steht heute „würdig“ neben, steht gleichrangig neben einer berüchtigten historischen Erscheinung – der stalinistischen Sozialfaschismus-Konzeption, mit der sich die KPD unter Thälmanns Führung in den entscheidenden Jahren im Kampf gegen den aufkommenden Faschismus selbst die Hände band.    

Entwaffnung der Friedenskräfte um jeden Preis, schleichende aber systematische Formierung zum Krieg. Viele – von rechts bis links – arbeiten daran mit; erfolgreich. Wie Anfang der dreißiger Jahre, bis man Hitler die Macht übertrug. 

*****

UND GERADE DARUM:

FRIEDENSFAHRT! – FRIEDENSLAUF! – FRIEDENSSTURM!

TROTZ ALLEDEM!

Dieser Beitrag wurde unter Bewußtheit, Blödmaschine, bloggen, Demokratie, Faschismus alt neu, kein Witz, Krieg, Krise, Machtmedien, Mensch, Realkapitalismus, Widerstand abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

16 Antworten zu Friedensfahrt 2016: Zerstreute Gedanken danach oder „Bunkert Dosennahrung!“

  1. Joachim Bode schreibt:

    Da hab‘ ich mir doch vor gut 2 Wochen ganz arglos eine sehr helle LED-Taschenlampe gekauft – und da kommt jetzt die Meldung über die „Vorsorge“-Beschaffung!
    Ich bin kurz davor, die Lampe an den Verkäufer zurück zu schicken, von wegen Untertanengeist usw., da bemerke ich: Die Rückgabefrist ist soeben verstrichen….
    Was soll ich mit einer sehr hellen Lampe, wenn im radioaktiven Fallout eh nix mehr zu erkennen, weil atomisiert ist? Und die Wasserflaschen, die ich kaufen soll, sind dann auch „weg“…. wie alles andere auch.

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  2. Theresa Bruckmann schreibt:

    Lieber Herr Dr. Kurch,
    eine Berliner Polizeieskorte habe die ca. 70 Fahrzeuge bis zum Brandenburger Tor geleitet!
    Der Verkehr auf den Nebenstraßen soll dafür aufgehalten worden sein!
    Passanten und Anwohner dürften aufmerksam geworden sein!
    Solche Aufmerksamkeit hatten wir früher, wenn Schützenumzüge und Fronleichnams-
    prozessionen durch die Stadtteile zogen. – Heute wird man durch Nebenstraßen
    geleitet, damit alles seinen gewohnten Gang gehen kann.

    Über die Friedensfahrer berichtet wurde regelmäßig in RT. Die Anzahl derer, die sich
    hier informieren ist nicht gering. (Sonst wäre RT ja kein solches Ärgernis).

    Und was sich noch ergeben wird in den Medien, das wird man sehen. Ich stelle mir vor, wie in Redaktionskonferenzen, Parteirunden erst einmal diskutiert wird, wie man sich positionieren soll.

    Aber das wichtigste ist doch, dass die Friedensfahrer ihre eigene Botschaft und ihren „Auftrag“
    (z.B. den von der weinenden Dame angelehnt und gehalten von Schattauer) weitertragen!
    Da gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, das Erlebte mitzuteilen!

    In den letzten 14 Tagen hier ist allerhand Deprimierendes zu lesen gewesen. (Wen sollte das
    verwundern?) Willy Wimmer am 15.8. in cashkurs „Wahlkrieg made in USA“, heute in den
    Deutschen Wirtschafts Nachrichten über ein Treffen Merkel, Renzi, Hollande.
    Die aktuelle offizielle Aufforderung an die Bevölkerung, Lebensmittel-Vorräte anzulegen, soll angeblich schon 2012 (oder früher) angedacht worden sein und jetzt erst im Zuge von vielerlei Sicherheitsvorkehrungen (Berliner Erklärung) ausgegeben worden sein.

    Was die Strapazen einer solchen Reise angeht, möchte ich allen Friedensfahrern meinen
    allergrößten Respekt bekunden und Danke sagen für die Berichte, Bildeindrücke und Hörerlebnisse, mit denen sie uns teilnehmen ließen.

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    • Ralf von Osten schreibt:

      Dem kann ich mich nur anschließen.
      Die Friedensfahrt hat etwas „ins Rollen gebracht“ und die Fahrt hat gerade erst begonnen.
      Die russisch-deutsche Freundschaft lässt sich nicht verbieten!

      Viele Grüße
      Ralf von Osten

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  3. Hildegard Ackerknecht schreibt:

    Ich habe die Friedensfahrt und die einzelnen Berichte jeden Tag mit Spannung verfolgt und bedanke mich ganz herzlich bei allen die daran teilgenommen haben, natürlich auch für die vielen Fotos, die mir einen sehr guten Eindruck von Russland vermittelt haben.

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  4. Anja Böttcher schreibt:

    Ich glaube auch nicht, dass die Fahrt so wirkungslos hier verpufft ist wie der alte Mann meint. Ich habe sie verfolgt und viele andere haben auf sie in Kommentaren, die unter Artikeln der MSM als Proteste gegen die immer weiter voranschreitende Propaganda nach wie vor unermüdlich widersprechen, hingewiesen und sie als positives Beispiel erwähnt.

    Aber 500 km nach Berlin fahren (zur Begrüßung der Heimkehrer), ist nun auch ein Akt, zumal am 17. September große Demos gegen Ceta laufen sollen (was auch gefährliche geostrategische Komponenten aufweist) und am 8. Oktober eine große Friedensdemo in Berlin ist (zu der hoffentlich mehr kommen als die in der Regel nur 5000 bei den letzten Demos, weil die „Querfront“-Diffamierung so unheilvoll klappte). Daneben das dauernde Schreiben gegen den Mainstream – das frisst Zeit, Energie und auch Geld, wovon wir weniger haben als unsere Gegner. Wir müssen uns leider zur Zeit gegen so viele Zumutungen auf einmal wehren, in einer Zeit, in der alle organisatorischen Strukturen, die in den 80ern noch beteiligt waren, als solidarische Partner wegfallen (- das alles wurde schrecklich effektiv zerlegt und korrumpiert, wie man vor allem an den Grünen erleben konnte!)

    Mich haben die Videos über die Fahrt sehr bewegt, u.a. weil sie mich an eigene Erfahrungen, nämlich eine Aktion erinnerten, die ich mit drei anderen Frauen am 9. Mai 2015 unternommen hatte. Damals hatten wir uns über Merkels Absage zur Friedensfeier in Moskau geärgert und über das unwürdige Rausdrängen der Russen aus den Feierlichkeiten zur Befreiung von Auschwitz. Als der Historiker Götz Ali dann meinte, dann müssten eben die Berliner ein Zeichen setzen, wenn die Politiker sich weigerten, dachten wir, dass ja nicht jeder Berliner sei und ältere Leute nicht so einfach nach Berlin reisen könnten – und durch Unterstützung des Koop-Antikriegs-Café in Berlin und Jörg Tauss von der West-Ost-Gesellschaft BaWü (schwäbische Mittelständler, die von den Sanktionen betroffen waren), der uns ein Spendenkonto stellte, wurde uns möglich, über 1300 Euro Blumenspenden (meist von alten Leuten, die selbst den Krieg und Kriegsgefangenschaft miterlebt hatten und denen deshalb die Konfrontationspolitik tief unter die Haut ging) zu sammeln und stellvertretend die Blumen für sechzig andere Deutsche am Mahnmal der Trauernden Mutter im Treptower Park abzulegen. Danach bauten wir am Eingang einen Tisch mit einem Kondolenzbuch auf (während die vom Anti-Kriegs-Café Musik machten), an dem bestimmt mehr als hundert russische Besucher, deren Vorfahren am Treptower Mahnmal begraben liegen, anstanden, teilweise in Dreiergruppen, von denen dann nach emotionalen Gesprächen immer einer stellvertretend in das Buch eintrug, was ihm oder ihr an diesem Tag durch den Kopf ging. Eine von uns war Russlanddeutsche und konnte übersetzen. Diese Gespräche mit den russischen Besuchern waren sehr bewegend, voller Versöhnungswillen und Friedenswünschen – und es bestand auch offensichtlich ein Bedürfnis danach. Viel mehr als deutsche Besucher (von denen es auch viele Tausende an dem Tag gab) stellten sie sich regelrecht an unseren Tisch mit dem Kondolenzbuch an.

    Wir haben in einem Bericht für unsere Blumenspender neben einen Kurzfilm über die Gestecke (damit sie das Resultat ihrer Spenden sehen) auch einen über dieses Kondolenzbuch gesetzt. Natürlich haben wir weniger Menschen aus Russland erreicht als die Fahrer bei der Friedensfahrt, aber es war halt ein Mosaikstein, der die 60 meist sehr alten deutschen Blumenspender und die etwa hundert Russen, mit denen wir uns unterhalten haben, gegen die Feindpropaganda kurz verband. Der Bericht ist hier:
    http://fe.termiten.net/node/207

    Ich hoffe, dass viele Leute zur Friedensdemo am 8. Oktober kommen. Aber es braucht auch eine die Propagandamaschinerie zerbröselnde Gegenkultur der unendlich vielen kleinen Aufbrüche, die nachhaltig Beziehungen sähen sollten – damit man so schreckliche Verbrechen wie einen Krieg nicht mehr mit uns anstellen kann. Und es müssen noch viel mehr Menschen begreifen, wie gefährdet wir zur Zeit alle sind.

    Ich bin sicher, dass sich die Friedensfahrt hierbei als ein wichtiger Baustein erweisen wird.

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    • kranich05 schreibt:

      Danke für Ihren schönen Kommentar
      und den schönen Link!

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    • elkezwinge schreibt:

      Liebe Anja Böttcher, danke für deinen Bericht vom 9.mai 2015 und das youtube von antikriegtv. So verbreitern sich Gedanken, Anliegen, Gefühle..!
      Frage: Wir sollten uns kennen??
      Ich war am 9.5.15 in Moskau, unvergessen der tiefe Wunsch der Russen nach Frieden, aber auch die eindrucksvolle Parade, deren Botschaft für mich war: der Frieden muss mit militärischer Stärke (gegenüber den Aggressionen der NATO) verteidigt werden. Ich begrüße sehr diese Art Stärke, die nicht auf Aggression aus ist, im Gegenteil.

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      • Anja Böttcher schreibt:

        Wer mitbekommen hat, wie stark der Friedenswunsch bei den Menschen in Russland ist, fällt auf die propagandistische Behauptung unserer MSM, es ginge dabei um eine revanchistische Aggressionsbereitschaft auch nicht mehr rein.

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  5. Krysztof schreibt:

    Dem Respekt der Vorkommentatoren für die Strapazen, den die Friedensfahrer auf sich genommen haben, kann ich mich nur anschließen und ergänzen, dass diese Aktion auch denen Mut macht, die sie nur über diverse Blogs mitverfolgen konnten. Es ist m.E. ein ganz wichtiges Zeichen, dass sich nicht alle zu Feinden aufhetzen lassen wollen.

    Als kleine Unterstützung im Geiste hier ein Lied, das dasselbe Anliegen in Worte & Töne fasst:

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  6. Edith Loef schreibt:

    Diese Friedensfahrt als sehr wichtiger Bestandteil der Friedensbewegung kam keinen Tag zu früh.
    Ich bin allen Friedensfahren unsagbar dankbar und hoffe so sehr, dass wir Alle unsere Regierenden bewegen können, ihre eigenen Fehler in Bezug auf die Ukraine und Russland im Sinne der Verständigung zu begreifen.
    Die mangelnde Afmerksamkeit der hiesigen Medien können wir dank Internet und sozialen Medien ausgleichen, wie auch hier geschehen.
    In diesem Sinne, von einer, die „nur“ im Herzen bei allen Friedens-Aktivitäten dabei sei kann
    Peace & Druschba

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  7. Christine schreibt:

    FRIEDENSLAUF! – FRIEDENSSTURM!
    Wann und Wo
    Ich warte und es tut sicih nichts

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