„Der gewöhnliche Faschismus“, ein Film von Michael Romm, der 1965 in die Kinos kam (in die DDR-Kinos!), hat uns damals stark beeindruckt. Uns wurde zum ersten Mal, die alltägliche Dimension des Faschismus ins Bewusstsein gerückt. Gegenstand war der „Faschismus des kleinen Mannes“, der Faschismus in den unscheinbaren Abläufen alltäglicher Gewohnheiten unpolitischer Menschen.
Heute früh spricht die Filmkritikerin Barbara Behrendt über das Theatertreffen im Haus der Berliner Festspiele zum Beitrag des SCHAUSPIELHAUS‘ BOCHUM: „KINDER DER SONNE“ VON MAXIM GORKI. Ich höre zunächst nur mit halbem Ohr zu.
Die Moderatorin Ev Schmidt leitet ein mit der Fragestellung, ob es wohl Proteste gegeben habe.
„Hä? – Proteste“, denke ich, „bei Gorki?“. Mir schwant, worauf sie anspielt, aber ich will es nicht glauben. Doch Barbara Behrendt schafft schnell Klarheit:
Ja, die ukrainische Community sei immer alarmiert, wenn russische Kunst gepflegt werde. Die russischen Verbrecher, so die Ukrainer, seien durch die Schule von Tschechow und Gorki gegangen, und auch ein befreundeter Regisseur habe ihr gerade persönlich gesagt, wie verwerflich es sei, sich auf Stanislawski zu beziehen.
Ich höre mit wachsender Spannung zu. Behrendt berichtet das alles korrekt in der indirekten Rede, was die Ukrainer sagen würden.
Ich warte auf ihr eigenes Statement, ihre prinzipielle Zurückweisung dieser Zumutungen ihrer ukrainischen Gewährleute, vielleicht Vertrauten. Hier macht sich Geistfeindschaft aus extremem Nationalismus breit, Bandera-Nationalismus, der stolz ist auf sein historisches Bündnis mit dem deutschen Faschismus. Doch ich warte vergebens:
Frau Behrendt und Frau Schmidt im Auftrag des „öffentlich-rechtlichen“ Senders, stehen, bildlich gesprochen, neben dem Scheiterhaufen auf dem Goebbels „den Ungeist“ verbrennt. „Flamme empor!“
Sie berichten kühl, nicht ohne gebremste Sympathie.
Und sie teilen jede Empörung darüber, dass „Putin“ den NATO-verbündeten ukrainischen Faschismus vernichtet.
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UPDATE 28.5.2023:
Dem Hinweis im Kommentar von Therese Bruckmann folgend, habe ich soeben diese Mail an rbbKultur gesandt:
Sehr geehrte Damen und Herren, Ihre Kritik am 26.5.2023 zu "SCHAUSPIELHAUS BOCHUM: "KINDER DER SONNE" VON MAXIM GORKI" https://www.rbb-online.de/rbbkultur/radio/programm/schema/sendungen/der_morgen/archiv/20230526_0600/fruehkritik_0745.html#top ist mir sehr unangenehm aufgefallen (um nicht zu sagen, dass ich entsetzt war). Da ich auf Ihrer Webseite keine Kommentarmöglichkeit fand, habe meine Empfindungen und Überlegungen in meinem Blog ausgedrückt. Hier: https://opablog.net/2023/05/26/der-gewohnliche-faschismus-heute-fruh-im-sender-rbbkultur/ Ich würde gern wissen, wie Sie über all das denken und veröffentliche Ihre Antwort gern auf meinem Blog. Mit freundlichen Grüßen Dr. Klaus-Peter Kurch
Eine Minute später gab mir ein Automat diese Antwort:
„Guten Tag, sehr geehrte Zuschauerin, sehr geehrter Zuschauer,
Guten Tag, sehr geehrte Hörerin, sehr geehrter Hörer,
vielen Dank für Ihr Interesse am Programm des rbb. Wir sind bemüht Ihr Anliegen so schnell wie möglich zu bearbeiten.
Bitte beachten Sie: Unaufgefordert eingereichte Manuskripte oder Pressemitteilungen werden von uns automatisch gelöscht.
Beleidigende oder anonyme bzw. namentlich nicht gekennzeichnete E-Mails werden nicht bearbeitet.
Wir bitten um Verständnis, dass wir nicht alle Anfragen beantworten können. Alle E-Mails werden gelesen und bearbeitet und an die zuständigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner weitergeleitet.
Freundliche Grüße
Ihre rbb Service-Redaktion“
Ich hätte dieses Posting gern an rbbKultur als Kommentar geschickt aber leider kann ich dort keine Kommentarfunktion entdecken.
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Kranich05,
„Wir interessieren uns für Anregungen, Lob und Kritik. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf! Unser Team steht Ihnen montags bis freitags am Telefon oder per Mail unter service-redaktion@rbb-online.de von 9.00 bis 17.00 Uhr für alle Anfragen zum rbb und seinen Programmen zur Verfügung.“
heißt es hier:
https://www.rbb-online.de/unternehmen/service/service-redaktion/
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Danke, werd‘ ich nutzen.
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Man könnte durchaus den Verdacht haben die Leute (inklusive Sternchen) des ÖRR wären geradezu verstockt und Kleinkinder.
Was natürlich dringend zurückgewiesen wird da dort nur die Klügsten aller Weisesten aller Erhabensten aller Schönsten zu Werke sind.
Gilt auch für MDR
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/west-thueringen/gotha/ddr-fest-ostalgie-ostrock-friedrichroda-pioniere-100.html
Kommentare werden dort eh kaum freigeschaltet.
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Eins noch Paul Brandenburg verurteilt.
Was würde Reichspropagandaminister*:Innen Joseph Goebbels dazu sagen?
Würde das Sternchen als Verherrlichung anerkannt?
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Heute 12 Uhr im RBB
„Die Geschichte vom Kleinen Muck“ abgesehen davon, daß es eine schöne DDR Verfilmung ist letztes hatte dar ÖRR da glatt eine Art von Rassismus Warnung vorgeschaltet.
Ähnlich übrigens auch der MDR bei der DDR Version von Zwerg Nase.
Die Woken werden immer *****
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