Zurück von der Urnenbeisetzung meines Freundes Karl-Heinz.
Wir haben uns vor 62 Jahren kennengelernt als Studenten der marxistischen Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Karl-Heinz, sechs Jahre älter als ich, gehörte zu den Anfang der 60er Jahre bereits seltenen Studentenexemplaren, die Beruf und Arbeitserfahrung mitbrachten. Er hatte einen Bagger im Braunkohlentagebau gefahren. Viele von uns waren „ganz junge Hüpfer“, direkt nach dem Abitur zum Studium gekommen. Ich konnte wenigstens zwei Jahre „Ehrendienst in der NVA“ vorweisen.
Am Ende des ersten Studienjahres arbeiteten Karl-Heinz und ich eng zusammen bei einem sechswöchigen Studienaufenthalt in der LPG Albinshof. Wir sollten die Entwicklung des genossenschaftlichen Bewusstseins in dieser damaligen Vorzeige-LPG untersuchen.
Mit dem Forschen und Aufschreiben taten wir uns ziemlich schwer, wie ich mich erinnere. Wir hatten vielmehr Lust im Arbeitsalltag kräftig Hand mitanzulegen. Den Bauern (und einigen jüngeren Bäuerinnen) gefiel das, und sie sorgten dafür, dass wir am Ende ausdrückliches Lob und eine Prämie erhielten.
In den folgenden Studienjahren wurden die Studenten immer wieder zu Hilfseinsätzen auf’s Land geschickt – „Kartoffeleinsätze“. Und Karl-Heinz und ich, wir fanden uns immer zum bewährten Tandem.
In den Jahrzehnten danach hatten wir losen freundschaftlichen Kontakt. Beide nicht versessen auf „die reine Wissenschaft“, eher in wissenschaftlichen Randbereichen mit Praxisnähe tätig, ergänzten wir uns, unterstützten uns gelegentlich, pflegten keine enge Freundschaft aber bewahrten immer die alte Vertrautheit. Das änderte sich auch nicht nach dem Untergang der DDR.
Karl-Heinz, stets sportlich, kraftvoll und kerngesund, wurde in den letzten Jahren zunehmend von Krankheiten bedrängt. Er erkrankte auch an Corona, nicht besonders schwer, blieb aber verunsichert, fast ängstlich. Er war nicht bereit, seine letzte Zeit in Gebrechlichkeit zu verbringen und hat ein Ende gemacht. Ob er sich am Ende auch der Dunkels unserer Zeit nicht mehr erwehren konnte? Die Frage wird unbeantwortet bleiben.
Ein kleiner Kreis von Vertrauten kam an einem freundlichen Frühlingstag auf dem Friedhof zusammen. Ein Trompetengruß, so wie er es sich gewünscht hatte, begleitete uns auf den wenigen Metern zur letzten Ruhestätte. Die Urne wurde in den Boden des lichten Birkenhains gesenkt.
Karl-Heinz, mir noch gegenwärtig als lebendiger Mensch, ist zu Staub geworden und kehrte in die Erde zurück.
Er, wie alles, löst sich im Allsein auf.
Lieber Kranich05,
mein herzliches Mitgefühl für den Verlust eines langjährigen Freundes.
Jede noch so ernste Sache hat häufig auch eine komische Seite.
Der letzte Gruß, ein Trompeten-Signal: entweder ein Jäger und „Halali,
die Jagd ist aus“
https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=Jagd+ende+hallalli+die+Jagd+ist+aus#fpstate=ive&vld=cid:faad8483,vid:MosGa56V5BQ
oder so wie hier bei der Begräbnisfeier für I.H.K. Elizabeth II in diesem Herbst.
Um 12.55 h, heißt es da, eine „letzte Post“:
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/staatsbegraebnis-gaeste-tod-queen-elizabeth-ii-100.html
Mir wäre das aber zu wenig, der Choral „The Fantasy of The Old Hundredth“
oder auch „Preis und Ehre“ nach dem Psalm 134 als Zugabe hätte schon noch sein müssen. denn erstens: welcher Trompeter bequemt sich schon wegen ein paar Takte herbei und zweitens; das ist noch schöner: frei nach „die süßesten Früchte …“ warum sollte ich mir die Musik, geschrieben für die ganz oben nicht auch wünschen? Das kostet ja nicht mehr als ein einfaches Volkslied. Also etwas aus Händels Feuerwerksmusik, eine Auftragsarbeit für S.K.H. Georg II aus Anlass des Friedensschlusses von 1748, oder eben „The Phantasy of The Old Hundredth“, das Vaughan Williams, Ralph 1953 zur Krönung von I.K.H. Elizabeth II komponierte.
Das lässt sich nachprüfen:
Std . 1:54 Fantasy of The Old Hundredth
Std. 2.54 Pomp and Circumstance von Edward Elgar (1857-1934), 1901 komponiert. Später wurde die Komposition mit dem Text „Land of Glory“ unterlegt.
Wo wir gerade bei den Royals sind:
Interessant, wer sich am 6. Mai 2023 zur Krönung Charles III. einfand,
einer sehr ernsten Sache, mit einem noch viel ernsteren Hintergrund,
wer mag kommen, darf kommen, darf nicht kommen, muss sogar vertreten
sein, ein Politikum, (Da öffnet sich mal ein Fenster, das Einblicke gibt in
den Hochadel, seinen Verbindungen und zur (nicht nur britischen) Politik.
https://www.voltairenet.org/?lang=de Es gab noch ein paar Kommentare
dazu, die allesamt lesenswert sind.
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