Heute vor 70 Jahren ist er gestorben.
„Colonel Cassad“ (Boris Roschin) widmet diesem Datum einen längeren, auch um Reflexion bemühten Text. Er will nicht platt pro Stalin sein. (Nachdem es üblich geworden ist, platt contra Chrustschow und Gorbatschow zu sein.)
Die Russen, genauso wie unsereins, taumeln zwischen Extremen beim Versuch, den Realsozialismus zu begreifen. Bisher gelingt der Versuch nicht.
Für mich ist klar, dass der Versuch frühzeitig scheitern muss, sozusagen schon im Anfangsstadium, solange man Lenin ausklammert. Deshalb meine Hochschätzung der substantiellen Arbeiten von Rogowin, die meinen Blick auf Rjutin (und auch Kirow) gelenkt haben.
Hier eine künstlerische Erinnerung an Kirow und Stalin, die ich vor Jahren schon einmal verlinkt hatte:
Heute glaube ich aber, dass selbst der Rückgriff auf Lenin zu kurz ist. Das gesamte ideologische Gebäude des Marxismus-Leninismus muss – auf den bleibenden Fundamenten – revidiert werden. Insbesondere der Historische Materialismus – den ich prinzipiell verteidige – wird dem wirklichen Menschen und der wirklichen Menschheit nicht so tiefgründig gerecht, wie es notwendig wäre. Ungelöst bleibt die Dialektik von materieller Determiniertheit und Freiheit.
Übrigens ist es das unvergängliche Verdienst der Russen. die moderne Menschheit auf die Höhe dieser ihrer Fragen geführt zu haben.
Dies ist mein 5. Versuch. Täglich gab es neue interessante Infos, die ich mit berücksichtigen wollte.
Kranich05, als ausschließlich im Westen Deutschlands Sozialisierte, ist mir Ihr Thema wieder einmal völlig fremd. Nur mittelbar, also in Rudi Dutschkes Abgrenzung zu den verschiedenen Strömungen innerhalb des SDS, oder durch Heinrich Vogelers Träume und Erlebnisse im Kommunismus seiner Zeit, auch in Gustav Reglers autobiografischem Buch ‚Das Ohr des ‚Malchus‘ sind mir verschiedene Persönlichkeiten und Kontroversen bis hin zu Feindseligkeiten bekannt geworden. Totalitäre Tendenzen sind mir so sehr wesensfremd, dass mir der Antrieb fehlt, dem weiter nachzugehen.
ABER ausschlaggebend ist für mich die Relevanz für die Bedrohungen unserer Tage.
Ich kann Ihnen also überhaupt nichts zu Ihrem Thema bieten. Dieses hier könnte Sie aber interessieren.
https://test.rtde.me/international/164598-vom-schurken-zum-helden-und/
Mit Ihren Russisch-Sprachkenntnissen dürfte auch das Ihr Interesse finden:
https://test.rtde.me/meinung/163967-klassische-ukrainische-literaturgeschichte-alles-russen/
Und heute finde ich diesen Text und ich wünschte mir, dass sich ein Kenner der eurpäischen Kulturgeschichte wie Dr. Hauke Ritz kritisch dazu äußert:
https://test.rtde.me/meinung/164778-russland-andere-und-letzte-europa/
Die Beschäftigung mit unseren kulturellen Wurzeln ist das, was verbindet und was jetzt
notwendig ist, uns in Erinnerung zu rufen. In den Werken unsrer Dichter, Bücher- und Stückeschreiber spiegeln sich die Lebensverhältnisse der Menschen, aber auch ihre Hoffnungen und Träume. Volkslieder, Märchen, Fabeln, Gedichte, Aufsätze, Bücher aus Kriegs- und Friedenszeiten erweitern unser Denken (vonwegen, es ist nicht so, dass sich die Geschichte stetig hin zum Besseren wendet). Auch geben sie uns Hoffnung und Zuversicht beim Denken daran, was sie überstanden haben und dazu noch den Mut, Nachwuchs in die Welt zu setzen – trotz alledem. Ich selbst bin ganz eindeutig ein Kind der Hoffnung nach Krieg und Gefangenschaft des Vaters, der Hoffnung auf eine gute Zukunft! Einen wunderbaren Text zu einem Literaturthema von Lea Söhner fand ich hier:
https://www.rubikon.news/artikel/schiller-tell-und-ballweg
Jetzt komme ich zu meinem weiteren Berührungspunkt hier auf opablog. Es geht um die Volkssouveränität im Demokratieverständnis der Professorin Ingeborg Maus. Darüber haben wir damals ausgiebig schriftlich debattiert. Und heute finde ich in dieser apolut ‚Tagesdosis‘ von Friedemann Willemer, etwa ab Min. 23 einen Hinweis auf die Thematik und die Arbeit von Frau Maus. Nach Ansicht der Professorin waren wir in der ‚Weimarer Republik‘ einer echten Demokratie am nächsten. https://apolut.net/direkte-demokratie-wagen/
Gestern hat mich die Meldung ärgerlich gemacht, dass wir jetzt einen Internetblog mit dem Formulieren unserer (Auftrags)-Briefe und -Gedichte betrauen könnten. Als Erfolgsmeldung! Verdammt, wir müssen im Gegenteil mit Verachtung darauf schauen, wie Think Tanks, Lobbyisten ganze Gesetze schreiben. Was soll daran toll sein, dass wir jetzt auch anfangen,
es wunderbar bequem zu finden, erst uns navigieren zu lassen, jetzt auch noch schreiben zu lassen. Das ist doch Verblödung, die es zu kritisieren gilt und nicht als neue Fortschrittsleistung zu feiern. Natürlich können wir jederzeit jemanden um Hilfe bitten, aber doch nicht eine programmierte Textbaustein-Maschine.
Rechner verkürzen Rechen- und Sortieroperationen enorm, aber sind Werkzeuge und sonst
nichts. Das Knacken der Engima Chiffrierungen durch Alan Turing finde ich auch heute noch äußerst spannend. Das war seine Gedächtnisleistung und lediglich das vielfache Abgleichen
(Probieren) hat die Maschine übernommen.
Der Mensch, das menschliche Denken ist so groß und so weit!!!
Allein durch Nachdenken über ein Erlebnis aus Kindertagen, ein bloßer Gedanke allein kann aus all den Jahrzehnte lang abgespeicherten Informationen exakt den Erlebnisfilm finden und ins Gedächtnis rufen, mitsamt den Stimmen der Personen damals, dabei vernommenen Tönen, Gerüchen und gesehenen Szenen und Bilder, wie in einem ganz privaten Filmgeschehen, aber eben nicht als Fiktion, sondern als Erinnerung an das Erlebte, und das ganz exklusiv. Ein anderer hat dieselbe Situation aus seiner Sicht in Erinnerung. Mit anderen Worten: unser ganz normales Alltagsgehirn ist kreativer, fantasievoller, vor allem individueller als jede noch so gut programmierte Maschine, auch als die sog. Lernende Maschine. Und lassen wir uns nicht
täuschen: Sie mögen uns kontrollieren und gefügig machen, ABER Größe ist das nicht!!!!
Und Übergriffigkeit fängt an, wo die Würde verletzt wird.
Kant: „Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“
Das ist der Maßstab. Er zeigt mir die rote Linie auf.
Gestern betrachteten wir beglückt und staunend unseren Erdtrabanten Mond. Er leuchtete
hell, schien groß und erdnah. Um zudem dieses Ereignis am Sternenhimmel seit Anfang März zu sehen, fuhren wir hinaus in die nächste Ebene. Es ist schon was, die Konjunktion zu sehen, in der sich Venus und Jupiter auf ihren Bahnen so nahe kommen.
Ehrfurcht, Demut, Schönheit, Erhabenheit, Materie geronnener Geist!
Und dann die Vorstellung, dass Unmenschen daran denken, dort einen Bergbau zu betreiben. Zum Glück gibt es da physikalische Hinternisse wie Schwerelosigkeit auf dem Mond und Transportkosten.
Um die Menschen wieder so glücklich zu machen wie frei spielende Kinder, müssen wir ihre Lebensbedingungen so gestalten, dass es eine Zeit der Arbeit, eine der Muße, der Entfaltung, der Fantasie gibt. Das setzt natürlich auch Vertrauen in die Zukunft
voraus.
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Mein Wunsch, dass das Kultur-Thema Eingang findet in den Debatten-Raum
ist heute bereits Wirklichkeit geworden. Mit Gabriele Gysi im Gespräch mit Dirk Pohlmann ist ein toller Anfang gemacht.
Manche mögen bei dem Thema an Prosa-Formen oder die Kenntnis von Opern oder Operetten denken oder irgendetwas Schöngeistiges zur Erbauung.
Gott sei Dank, darum geht es nicht!
Es geht z.B. darum, was es mit uns macht, wenn gezielt Einfluss genommen wird
auf unser Empfinden, unser Lebensgefühl.
Auch darum, dass der Theater-Stoff etwas mit der Lebenssituation der Menschen zu tun hat, also nicht nur Spaß, Spannung, sondern Themen behandelt, die uns zum
Nachdenken bringen, unseren Horizont auf die Welt, auf andere Kulturen und Lebensweisen weit öffnet. Dass Menschen darüber ins Gespräch kommen.
Hier also Gabriele Gysi im Gespräch mit Dirk Pohlmann:
https://apolut.net/im-gespraech-gabriele-gysi-kunst-und-totalitaere-verantwortungslosigkeit/
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