A – Aktionen für Frieden und Demokratie
B – Kontroversen in der Friedens- und Demokratiebewegung
C – Bewusstheit und Organisiertheit im Kampf für Frieden und Demokratie
Zu B – Kontroversen in der Friedens- und Demokratiebewegung
Kontroverse ist nicht gleich Kontroverse.
Krieg und Frieden und Demokratie sind weite Felder voller Widersprüche. Die Menschen, auch die Friedensbewegten, sind unterschiedlich. Nichts ist natürlicher als Vielfalt und auch Gegensätzlichkeit von Sichtweisen und Standpunkten. Aber Annäherung und gegenseitiges Verstehen sind möglich.
Auch heftiger Streit muss die Menschen nicht trennen, und selbst langwierige Fehden zwischen grundsätzlich Gleichgesinnten können der Sache dienen und müssen nicht zu Spaltung und Gegeneinander führen. All das erfordert aber ehrlichen, freien Austausch.
Leider hat Streit oft ein negatives Ergebnis. Positionen prallen aufeinander wie Felsblöcke. Gemeinsamkeiten werden nicht gesucht, sondern bestritten oder gar bewusst ignoriert. Unterstellungen statt Klärung von Sachverhalten. Die eigenen Motive werden verschleiert. So wird Vertrauen aufs Spiel gesetzt, und am Ende gibt es nicht Gemeinsamkeit im Friedenskampf sondern ein Trümmerfeld.
Die wichtige aber im Umfang eigentlich bescheidene Aktion der Friko vom 27.1.2023 am Brandenburger Tor hat sofort eine harsche Reaktion ausgelöst, mehr noch: eine „schärfste Distanzierung“ des Geschäftsführenden Vorstands der Berliner VVN-BdA e. V.. (Wer ist das? Die Webseite des Berliner Vereins schweigt sich aus. Aber wer sucht, wird schließlich fündig und stößt auf Markus Tervooren und Arnold Vinkeles.)
Diese „schärfste Distanzierung“ erfüllt alle Kriterien einer destruktiven, spaltenden, die Friedenskräfte desorientierenden Intervention.
Die Geschäftsführenden bekennen wütend zu sein und sind es offenbar in einem Grad, der sie nicht nur auf jede Spur von Sachlichkeit verzichten, sondern darüber hinaus die einfache Logik missachten lässt.
Wütend sind sie über „einige unserer Mitglieder und andere „Linke““.
Was nun? Bescheinigen hier die Geschäftsführenden einigen VVN-Mitgliedern „Linke“ in Anführungszeichen zu sein, Scheinlinke also?
Und haben wirklich nur „Linke“ auf dieser von der Friko organisierten Veranstaltung demonstriert (abgesehen von den zweifelhaften VVNlern)? Kein Gerechter unter all den Sündern? Zu welch monströser Anmaßung versteigen sich hier die VVN-Geschäftsführenden?
Ist das nur Wutblindheit oder geht es darum, maximal kalt und unversöhnlich zuzuschlagen?
Imposant ist der Katalog all der Kundgebungssünder, die Gschäftsführer Tervooren ausgemacht hat:
– Querdenkern*innen
– ehemalige NPDler*innen
– Vertreter des Compact- Magazins
– Coronaleugner*innen
– Antisemit*innen
– Verschwörungsgläubige
– Anhänger*innen des autoritären Putinregimes.
Fehlen eigentlich nur noch die Schwulenhasser*innen und Menschen, die „Neger“ sagen.
Mir den aufgelisteten sieben Todsünden glaubt Tervooren offenbar, die schräge Überschrift seines Wutergusses ausreichend legitimiert zu haben: „Querfront für den Frieden? Ohne uns! Die Tür nach rechts bleibt zu!“
Einen kleinen Schönheitsfehler hat aber diese phantasievolle Formulierung. Sie bezieht sich zu genau 0,00 („Null“) Prozent auf das, was am Brandenburger Tor 400 bis 500 Menschen zusammenführte. Wer war der „Elefant im Raum“, den Berufsantifaschist Tervooren partout nicht wahrnehmen konnte?
Das war das massive Misstrauen gegen die Bundesregierung, die gerade beschlossen hatte, dem ukrainischen Regime schwere Panzer zur Verfügung zu stellen, einem Regime, das maßgeblich von alten und jungen Faschisten getragen wird.
Freilich hatten die Veranstalter eine unverzeihliche Unterlassung begangen. Sie hatten die bundesweit verbindliche Festschreibung vom „Angriffskrieg Putins gegen die friedfertige Ukraine“ nicht ein einziges mal benutzt. Musste deshalb das Blut des systemnahen Antifaschisten überkochen?
Fast hätte ich geschrieben, des „staatlich gesponserten Berufsantifaschisten“. Das mag auf der VVN-BdA-Verein nicht zutreffen; eher auf den JFDA.
Unverzüglich wurde der unsägliche Tervooren-Angriff vom JFDA e. V., dem staatsnahen „Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e. V.“ geteilt und weiter verbreitet. Dort schaffte man es bereits mit dem ersten Satz, die Dramatik in eine deutlich höhere Dimension zu schießen:
„Putins Propaganda rollt am Brandenburger Tor“
„Instrumentalisierung des Gedenktags der Shoah.“
Hetze und Geschmacklosigkeit liegen offenbar nahe beieinander.
Was kann man dagegen tun? Wie sich wehren? Wie dennoch unsere Friedenssache voranbringen?
Das soll Gegenstand im Teil C sein.