Das Kriegsgeschehen, das uns seit Monaten bewegt, trägt viele Bezeichnungen. Die offiziell vorgegebene, zugleich die platteste, ist: „russischer Angriffskrieg“.
Verbreitet ist der Begriff „hybrider Krieg“, und auch vom 3. Weltkrieg ist oft die Rede.
Auffällig ist, dass die Russen selbst demonstrativ vermieden haben, von Krieg zu sprechen (und das, wenn ich richtig sehe, bis heute). Auffällig ist, dass alle, die Sympathien für Russland hatten oder haben (ich auch), sich sicher fühlten in der Einschätzung, dass es nicht zu diesem Krieg kommen würde. Auffällig, in mancher Hinsicht überraschend, ist auch der Kriegsverlauf selbst.
Putin hat einige große Reden gehalten. (Eine habe ich ausführlich dokumentiert.) Einige Fragen hat er beantwortet. Aber deutlich sind andere Fragen offen geblieben.
Mir kam der Gedanke, dass der ukrainische Krieg geheimnisvoll ist. Vielleicht ist „geheimnisvoll“ die falsche Fährte. Ist er vielmehr der Schlüssel für sehr Vieles?
Vieles in unserem Leben ist verrätselt. Wir haben uns daran gewöhnt, mit unaufgelösten oder gar angeblich unauflösbaren Rätseln zu leben.
Ist der Krieg ein Weg zur so lange gemiedenen Grausamkeit der Wahrheit? Damit den alten „Antagonismuspredigern“ von Müntzer bis Lenin wieder zugehört wird? Oder der Bibel: „Ja, freilich will in uns das Fleisch und Blut zum Kreuz gezwungen sein“.
Nur zur Klarstellung:
Der ukrainische Krieg hat kurz nach dem Putsch in Kiew („Maidan“) begonnen, als die dortigen Regierungstruppen einen sogenannten „Anti-Terror-Krieg“ (so wörtlich der damalige Präsident Poroschenko) gegen ihre Landsleute im Osten einleiteten, mit 10.000 bis 15.000 Toten, vornehmlich Zivilisten.
Wenn dieser Krieg jetzt wegen des Eingreifens der Russen in einen russischen Angriffskrieg umgemünzt wird, gilt selbst dafür noch die Feststellung des französischen Staatsphilosophen Montesquieu:
„Schuld am Krieg ist nicht der, der den 1. Schuss abgegeben hat, sondern der, der den Krieg unvermeidbar gemacht hat“…
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