„WÄRST DU“ von Henry-Martin Klemt

– ein schönes Gedicht von Oktober 2021 –

Wärst du’n Bild, schwarz auf weiß, wär’s nicht schöner als wahr,
aus verschlungenen Linien, doch jede glasklar.
Durchs Metall treibt die Nadel eiskalt ihr Spur.
Nicht zurücknehmbar zeigt sie, was dir widerfuhr.

Und du kommst mit einem, den man auch verstieß,
deinen Apfel kauend, aus dem Paradies.
Barfuß bis zum Scheitel, seh ich dich am Meer.
In Sandalen, High Heels, Stiefeln, viel zu schwer,
seh ich dich durch alle Menschenalter ziehn
und mit bunten Springern schlendern durch Berlin.

Wärst du’n Lied, wärst du eines, das niemand vergißt,
wie ein Zauberspruch fast, der dich würgt oder küßt,
das im Feuer nicht brennt, nicht im Wasser versinkt,
das im Wind nicht verweht und die Mauern durchdringt.

Und du kommst mit einem, den man auch verstieß,
deinen Apfel kauend, aus dem Paradies.
Barfuß bis zum Scheitel, seh ich dich am Meer.
In Sandalen, High Heels, Stiefeln, viel zu schwer,
seh ich dich durch alle Menschenalter ziehn
und mit bunten Springern schlendern durch Berlin.

Wärst du’n Gott, wo auch immer, wärst du nicht allein,
gäb es Waldgeister, Hexen, den ganzen Verein,
weise Fraun für die Liebe, die Kunst und die Zeit,
bloß kein’ Kerl für den Krieg, und der Himmel wär weit.

Und du kommst mit einem, den man auch verstieß,
deinen Apfel kauend, aus dem Paradies.
Barfuß bis zum Scheitel, seh ich dich am Meer.
In Sandalen, High Heels, Stiefeln, viel zu schwer,
seh ich dich durch alle Menschenalter ziehn
und mit bunten Springern schlendern durch Berlin.

Gefunden im „Blättchen“.

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