Der Mensch hat nichts so eigen, So wohl steht ihm nichts an,
Als dass er Treu erzeigen Und Freundschaft halten kann,
Wann er mit seinesgleichen Soll treten in ein Band,
Verspricht sich, nicht zu weichen, Mit Herzen, Mund und Hand.
.
Die Red ist uns gegeben, Damit wir nicht allein
Vor uns nur sollen leben Und fern von Leuten sein;
Wir sollen uns befragen Und sehn auf guten Rat,
Das Leid einander klagen, So uns betreten hat.
.
Was kann die Freude machen, Die Einsamkeit verhehlt?
Das gibt ein doppelt Lachen, Was Freunden wird erzählt.
Der kann sein Leid vergessen, Der es von Herzen sagt;
Der muss sich selbst auffressen, Der in geheim sich nagt.
.
Ich hab, ich habe Herzen, So treue, wie gebührt,
Die Heuchelei und Scherzen Nie wissentlich berührt!
.
Ich bin auch ihnen wieder Von Grund der Seele hold,
Ich lieb euch mehr, ihr Brüder, Als aller Erden Gold!
.
Simon Dach (1605-1659), „Preis der Freundschaft“, in: „Tränen des Vaterlandes“, Deutsche Dichtung aus dem 16. und 17. Jahrhundert, eine Auswahl von Johannes R. Becher, Berlin 1954, Seite 76.
mehr „simpel deutsch“