Steinmeier, Präsident der BRD, hat aus Anlass der Überfalls des faschistischen Deutschlands auf die Sowjetunion vor 80 Jahren eine Rede gehalten.

Hier ist sie im Wortlaut zu finden.

Albrecht Müller von den Nachdenkseiten hebt die Rede als „ausgesprochen gut und zukunftsweisend“ hervor und wünscht ihre weite Verbreitung.

Ich denke: „Erstaunlich“ und frage mich: „Wird der Herr Bundespräsident – damals Außenminister – etwa seine üble Rolle bei der Machtübernahme der Banderanachfolger 2014 in der Ukraine – auch hier im Blog dokumentiert – eingestanden und bereut haben?“

Mein Leser ®ené Wöhlert stieß ebenfalls auf den Müllerschen Hinweis und hat ihm einige kritische Gedanken entgegnet. Hier sind sie::

„Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,

ich danke Ihnen für Ihre jahrelange Aufklärung via „Nachdenkseiten“ so
auch für Ihren bezogenen Artikel.

Sie ehrten meine Bemühung hier durch Ihre Kenntnisnahme meiner Gedanken
in diesem Zusammenhang. Wenn ich Ihre Generation als Kriegskinder
bezeichnen darf, so mich selbst als einen der Kriegsenkel.

Hätten Sie mich nicht in so sympathischer Form auf die für mich
(nunmehr) – lesenswerte – Rede Steinmeiers aufmerksam gemacht, so hätte
ich sie mutmaßlich gar nicht zur Kenntnis genommen. Steinmeiers Name –
wie sein Amt -, noch unsere Zeit ließen mich schlichtweg auf nichts
Neues oder auch nur Interessantes hoffen. Und jetzt, nach meinem Lesen
fühle ich mich verpflichtet, Ihnen zu erklären, was mir in seiner Rede
fehlt.

Unser Staatsoberhaupt bittet zum 80. Jahrestag des brutalen Überfalls,
wenn vielleicht nicht seines Landes, so doch zumindest seines Volkes auf
ein fernes Land, das mit seinem Volk noch kurz zuvor einen
Nicht-Angriffspakt geschlossen hatte, die Menschen, sich zu
gegenwärtigen, „wie kostbar die Versöhnung ist, die über den Gräbern
gewachsen ist.“ Diese Worte sind überheblich und zeugen von seiner
chauvinistischen Sicht, die zumindest NATO-weit befördert wird.

Welche Sünden, der Ausgangspunkt der hier in Rede stehenden Versöhnung,
könnten schwerer wiegen als die der Aufwiegelung zum faschistischen
Eroberungs- und Vernichtungskrieg und dessen Morde? Wir wissen, dass
längst nicht alle faschistischen (deutschen) Kriegstreiber zur
Verantwortung gezogen wurden. Und es sind aber auch nicht etwa
„Mitläufer“ gewesen, die aus den weißrussischen Ländern oder der Ukraine
kamen und auf deutscher Seite gegen die Sowjetunion gekämpft haben, und
zum Teil heute(!) noch Renten des deutschen Staats aus dieser
Kollaboration beziehen.

Dennoch kann es nicht nur so sein, dass sich in den Herzen der
geschundenen Familien der Völker der ehemaligen Sowjetunion nach so
vielen Jahren mehr Versöhnlichkeit als zerfressender Hass breit gemacht
hat, sondern es ist zu hoffen bzw. ihnen zu wünschen. Wenn es –
einzelnen – noch immer schwer fiele, dann sollten wir auch denen mit
Verständnis begegnen.

Ich bin allen Menschen dankbar, die die Mitmenschlichkeit und Liebe über
die Gram stellen können, erst recht denen, die den Hass überwinden
konnten. So insbesondere denen, deren Vorfahren mein Volk Tod, Hunger
und Vertreibung brachten. Aus solcher Schmach entstehen gewöhnlich neue
Kriege, Versöhnung verhindert sie.

Und Steinmeier als heutiges Oberhaupt des Landes, welches vor 80 Jahren
begann, 27 Millionen Menschen der Sowjetunion umzubringen, weil sie ihr
Land verteidigten, dem falschen Glauben, etwa auch einer anderen
Weltanschauung anhingen, einfach nur der faschistischen Eroberung von
„Lebensraum“ im Wege standen oder final nicht nur ihr Land, viele
Nachbarländer und auch große Teile meines Landes von der Naziherrschaft
befreiten? Steinmeier benutzte in seiner langen (aufgeschriebenen) Rede
nicht einmal das Wort „Danke“, kein Dank, zollte keine Dankbarkeit für
die Großherzigkeit der Versöhnung, postuliert lediglich ein „Geschenk
der Versöhnung“, nennt nicht einmal die – vermeintlich – Schenkenden.

Anerkennt Steinmeier mehr als das Leid, welches wir, unser Volk über die
Sowjetunion und andere Länder brachten? Anerkennt er die niederen Motive
des feigen, verbrecherischen Überfalls? Nimmt er sein Volk in die
Verantwortung, nie wieder Krieg? Nie wieder blinder Gehorsam?
Menschenrechte sind universal und unteilbar?

Hat Steinmeier sich der Bedeutung von „Versöhnung“ überhaupt
erschlossen, seine Wertung, seine Achtung der Menschen hinter der
russischen Grenze mit ihren Rechten überhaupt selbst erklärt? Für mich
ist Versöhnung mehr als die Summe aus Reue einer- und Vergebung
andererseits. Mehr als nur Worte, es ist ein Gefühl, die
Wiederherstellung des Vertrauens, gemeinsam und ineinander.

Deutsche und Nato-Soldaten darüber hinaus an der russischen Grenze –
diesseits – stören mein Verständnis, mein Vertrauen in Steinmeiers
Worte. Und viel Propaganda, der Steinmeier nicht widerspricht. Seine
„Aufwartung“ der ukrainischen „Neo-Helden“ 2014, des „Euromaidan“
bedurfte gar keiner Worte, das waren Taten, an denen die Menschen eher
zu messen sind.

Steinmeier hat sein Unverständnis von Versöhnung sehr plakativ zur Schau
gestellt: Für ihn ist über Gräbern keine Ruh, sondern dort wächst für
ihn die Versöhnung. Versöhnung wächst nur im Gemeinsamen, im Vertrauen,
in den Herzen. Genau daher, aus dem Herzen, aus der Mitmenschlichkeit
erwächst die Dankbarkeit, an der es Steinmeier fehlen lässt, weil er
nicht kann oder schlimmer?

Ihnen, Herr Albrecht Müller, erklärte ich dies genauso gern wie Ihren
Lesern. Vielleicht zählt Steinmeier zu den letzteren, was für mich zu
wünschen steht. Ich weiß, dass noch mehr Menschen der Roten Armee, den
Menschen der ehemaligen Sowjetunion, heute Russland dankbar sind. Ich
freute mich, wenn dies noch mehr bekennen wollten.

Mit dankendem Gruß

®ené Wöhlert, 16540 Hohen Neuendorf

P.S. Ich konnte mich nicht einer Steinmeierschen „Zukunftsweisung“
erschließen, halte diese Apostrophierung eher für Ihren
Vertrauensvorschuss!? Ihre Bewertung bedenkt die anstehende Wahl?“

Ich danke Rene Wöhlert für die kritische Antwort. Zu Steinmeiers Rede, bin ich mir sicher, wäre noch manches mehr zu sagen. Ich sehe Bösartigkeit auf Samtpfoten. Vielleicht äußern sich Kommentatoren.

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11 Antworten zu Steinmeier, Präsident der BRD, hat aus Anlass der Überfalls des faschistischen Deutschlands auf die Sowjetunion vor 80 Jahren eine Rede gehalten.

  1. Nachdenker schreibt:

    Noch ein Nachtrag zum Kommentar von soeben: Meine Aussage zu Steinmeier gilt nur für diese Rede, bzw. den Inhalt der Rede. Ob diese Rede ernst und aufrichtig gemeint war oder was er sonst noch alles macht, steht auf einem anderen Blatt. Mein Kommentar bezieht sich nur auf den geschriebenen Inhalt.

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    • kranich05 schreibt:

      Ich fürchte, dass ich mich aufraffen muss, zu der Steinmeier-Rede etwas ausführlicher Stellung zu nehmen. Ungern, denn mit Steinmeier bin ich wahrlich „fertig“, wie hier im Blog zu sehen ist. https://opablog.net/?s=Steinmeier
      Die Niedertracht dieser Rede sollte man voll und ganz begreifen. Es ist enttäuschend, dass Albrecht Müller dazu nicht in der Lage ist.

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      • Cornelia Praetorius schreibt:

        Ich halte Herrn Müller zugute, dass er inständig hofft, dass wenigstens von einem Teil der Regierung so etwas wie eine bekennende Stellungnahme und Wunsch nach Versöhnung mit der russischen Seite geäußert und – wichtiger – von dem Gegenüber der russischen Bevölkerung angenommen werden kann. Alle vorgebrachten Zweifel an Steinmeiers Aufrichtigkeit sind berechtigt, aber die Leitung des Karlshorster Museums hat sich bemüht – sicher im Einverständnis mit der russischen Seite – die psychologische Schwierigkeit, die die deutsche Seite hat zu würdigen und damit eine Brücke gebaut. Ob sie beschritten wird ???? Initiativen dazu müssen mehr von der Bevölkerung als von einer revanchistisch denkenden und gelenkten Politikerschaft unternommen werden.

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  2. kranich05 schreibt:

    Heute äußert sich gfp.
    „Von Tätern, Opfern und Kollaborateuren“
    https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8634/
    Es wird auf Angriffe verwiesen, denen Steinmeier wegen seines Auftretens ausgesetzt ist.

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  3. Dian schreibt:

    Heute gaaanz kleiner Bahnhof am Sowjetischen Ehrenmal Schönholz: Ziemlich pünktlich bei 10 Uhr fuhr er vor, stieg aus mit Maske, wurde von seiner Security „geführt“, und ging dann als erster ins Ehrenmal, gefolgt(!) von etwa zwei Hände voll Volk. Nach ca. 20min kam er zurück, nickte in meine Richtung, ich grüßte höflich zurück, er stieg ein und „schwebte“ davon.
    Ich kann nicht vom „Schleife rücken“ berichten, denn ich hatte mich an der linken Eingangsstele mit meinem Plakat gut sichtbar postiert, welches er nicht nur bei seinem Aussteigen „vor die Nase gedrückt“ bekam, sondern spätestens bei seinem (beifälligen) Gruß beim wieder Einsteigen zur Kenntnis nahm.
    https://c.web.de/@309594980899362284/WL91IY9-SGu2g9c2L2zQMg/ROOT/ROOT

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    • kranich05 schreibt:

      Was ich noch sagen wollte, Dian,
      Ganz verstehe ich Dein Plakat nicht. „Danke“ mit Sowjetstern ist klar, aber dann „Bis bald“. ??
      Die Geschichte wiederholt sich nicht. auf Befreier von außen zu hoffen, führt in die Irre.

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      • Dian schreibt:

        Danke für Dein Interesse, Opa.
        Ich erinnere mich schwach, könnte noch bei Mollath gewesen sein, dass ich einen Preis auslobte für die (seinerzeit) – richtige – Antwort.
        Ich finde (richtige wie falsche) Fragen mindestens genauso interessant.
        Bitte, wie lautet Deine Frage genau – sofern Dich eine drückt!?

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