Fundstück – 10.5.2021 – Jurij Koch

Im „Blättchen“ in der Tradition der Weltbühne (das eine eigenen Geschichte ist) fand ich die Besprechung des neuen Buches von Jurij Koch: „Gruben-Rand-Notizen. Ein Tagebuch“, Domowina-Verlag, Bautzen 2020, 192 Seiten, 16,90 Euro.

Die Besprechung von Gerd-Rüdiger Hoffmann steht unter dem Titel (der ein Koch-Zitat ist und mir gefällt): „… ein bisschen feiner strukturiert der Wahnsinn“.

In der lesenswerten Rezension fand ich diese Zeilen: „…  bei einigen aktuellen Fragen der Weltpolitik ist die Unsicherheit Kochs zu bemerken. Er will sie gar nicht kaschieren. Zu kompliziert und scheinbar völlig aus den bisherigen Erklärmustern geraten sind die Mechanismen der politischen Macht. Und der Widerstand dagegen schwächelt vor sich hin. „Was geht hier vor sich?“ Jurij Koch schließt auch diese beobachtete Merkwürdigkeit mit einer Frage und nicht mit einem Punkt ab, …

All das halte ich hier als Fundstück fest, weil es zu den Rinnsalen gehört, in denen DDR-Geist weiterlebt.

Ja tatsächlich. Es gab die DDR. Und es gab Geist in der DDR. Und das, was war, ist zwar vergangen, aber es ist nicht ungeschehen.

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An anderer Stelle in dieser Ausgabe des „Blättchens“ finde ich diesen Satz: „Kein Urteil, das gefällt wird, wird endgiltig gefällt. Es kommt eine andere Generation, mit ihr ein anderes Denken. Und jede Generation hat ihre Hexenprozesse gehabt, und jede kommende wird sie haben.“ 

Auch nicht schlecht.

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3 Antworten zu Fundstück – 10.5.2021 – Jurij Koch

  1. ossi123 schreibt:

    „Kein Urteil, das gefällt wird, wird endgiltig gefällt. Es kommt eine andere Generation, mit ihr ein anderes Denken. Und jede Generation hat ihre Hexenprozesse gehabt, und jede kommende wird sie haben.“ … ich fürchte doch Die im Schloss töbern gegen H.Heine, ein Thälmann wird zum Nazi degradiert, der Schriftsteller Ernst Moritz Arndt kommt als Rassist auf den Scheiterhaufen …

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    • fidelpoludo schreibt:

      Das „Töbern“ derer „im Schloß“ ist schon lange nicht nur im Zuge der „Poltical Correctness“ im Gange und ist dabei, „eine andere Generation“ mit einem „anderen Denken“ und sprachverschludernden Begriffen und Begriffsumwandlungen mit nicht wenig Erfog zu vergiften. Kalter Krieg und transatlantische Denkfabriken hatten und haben nichts anderes im Sinn. Wenn ich allerdings Falladas Feststellung richtig verstehe, geht es ihm nicht wirklich um neue „Hexenprozesse“, die ja im wesentlich heute ganz unbestritten schon in ihrem Begriff den ironischen Verweis enthalten, dass der „Wahrheit“ der Prozess gemacht wurde, im Sinne ihrer Unterdrückung. Vielleicht interpretiere ich es nur hinein, aber mir scheint, dass Fallada klammheimlich und verdeckt der Hoffnung Ausdruck gibt, dass „denen im Schloß“ – den selbstherrlichen, sich gottgleich wähnenden Eliten (ob nun „links-“ oder „rechts“orientiert) der Prozess gemacht werden könnte und sollte. Eine historische Revision, die sich nicht nur gewaschen hat, sondern den Nebel vergangener und gegenwärtiger Gehirnwäschen zumindest ein großes Stück zu lichten imstande ist.

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  2. fidelpoludo schreibt:

    Mir hat besonders gefallen:
    „In der DDR wurde ehrlicher gelogen.“
    Wohl weil unmittelbar klar war, woher die Lügen kamen, die Quelle war deutlich sicht- und erkennbar. Hier und heute in der BRD muß länger nachgeforscht werden, um – wenn überhaupt – auf die Quellen zu stoßen. Es sind eben nicht immer „die üblichen Verdächtigen“ und die angeblichen „Faktenchecker“ geben sich lange nicht immer als solche aus, sondern mischen sich ungeniert und bedenkenlos unter das „alternative Völkchen“.
    Im Übrigen hatte uns etwa das „Neue Deutschland“ – im Nachhinein betrachtet – wesentlich Zutreffenderes über den Westen und den Kapitalismus erzählt als es die westlichen Medien etwa über Putin oder Trump zu tun willens oder in der Lage sind.

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