Zur Frage der Übersterblichkeit

Im gestrigen Posting hatte ich festgestellt: „In der Realität ist eine Coronagrippe zu beobachten, die, wie die Berichte des Statistischen Bundesamtes bestätigen, bisher im Jahr 2020 zu keiner coronabedingten Übersterblichkeit in der BRD geführt hat.“ 

Kommentator „Hardy“ hat daraufhin faktenfrei „altersstarrsinn“ bei mir diagnostiziert. Jetzt bin ich neugierig, was ihm einfällt, wenn ich im Folgenden das Problem „Übersterblichkeit“ ein wenig näher betrachte.

Um über „Übersterblichkeit“ sinnvoll zu reden, müssen Randbedingungen/Abgrenzungen definiert werden. Festzulegen ist, um welche Population es geht, welcher Zeitraum betrachtet wird und welcher Vergleichszeitraum herangezogen wird.

Ich betrachte, von Ausnahmen abgesehen, die Bevölkerung der BRD gesamt im Zeitraum des Jahres 2020. Vergleichszeitraum ist der Mittelwert der Jahre 2016-2019.

Das gesamte Jahr zu betrachten halte ich für sinnvoll, auch wenn die Daten (als Rohdaten) z. Z. nur bis 15.11.2020 vorliegen. Sie werden wöchentlich um eine Woche fortgeschrieben und aktualisiert. Das heißt: In absehbarer Zeit sind die Jahresdaten 2020 vollständig verfügbar.

Ich verzichte (meist) auf den Vergleich einzelner Monate, weil damit viele kurzfristige Faktoren ins Spiel kommen würden, die die Analyse komplizierter machen ohne die Gesamtaussage wesentlich zu vertiefen.

Die Wahl des Vergleichszeitraums 2016-2019 ist vor allem durch die Datenlage bestimmt (Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes) aber auch insofern begründet, als die BRD-Bevölkerung in diesen Jahren eine gewisse Stabilität aufwies. Das Jahr 2015 weicht wegen der damaligen Masseneinwanderung erheblich ab. Allerdings ist die Zahl der Todesfälle in diesem Jahr recht hoch. Ihre Berücksichtigung würde den mehrjährigen Mittelwert erhöhen (und damit eine etwaige Übersterblichkeit im Jahr 2020 geringer erscheinen lassen) .

Alle folgenden Feststellungen und Interpretationen basieren, wenn nicht anders angegeben, auf der Sterblichkeitsanalyse – Sonderauswertung der wöchentlichen Sterbefallzahlen 2020 des Statistischen Bundesamtes.

Vom 1. Januar bis 15. November des Jahres

sind im Mittel der Jahre 2016 bis 2019 820.159 Menschen gestorben, im Jahr 2020 dagegen 834.473 Menschen. Das ist also eine (vorläufige) Übersterblichkeit von 14.314 Menschen oder 1,75%.

Zur Orientierung: Das Jahre 2019 weicht um +0,3% vom Mittelwert ab, das Jahr 2018 um +3,0%, das Jahr 2017 um 0,0% und das Jahr 2016 um -3,3%. Die (vorläufige) Übersterblichkeit 2020 bewegt sich im Rahmen der Jahresschwankungen der letzten Jahre.

Es ist normal, dass ab Oktober bis in den März hinein die Zahl der Todesfälle ansteigt. Das ist auch im Jahr 2020 so. Falls der Anstieg im Jahr 2020 etwas höher ausfällt (was sich seit Ende Oktober abzeichnet), könnte die genannte Zahl der vorläufigen Übersterblichkeit sich noch etwas erhöhen.

Ich spreche von vorläufiger Übersterblichkeit, weil diese Zahl einige Faktoren enthält, die korrigiert oder zumindest diskutiert werden sollten. Drei Fehler bzw. Einflussfaktoren:

  1. Das Wachstum der BRD-Bevölkerung.
  2. Die Veränderung der Altersstruktur der BRD-Bevölkerung
  3. Die durch die Notstandsmaßnahmen verursachten Sterbefälle („Kollateraltote“).

Zu 1. Dieser Faktor lässt sich leicht und genau berechnen.

Im Mittel der Jahre 2016 bis 2019 betrug die Bevölkerungszahl der BRD 82,67 Mio. Sie lag im Jahr 2020 bei 83,17 Mio. Das sind 100,6% des Mittelwerts.

Wird der Mittelwert der Sterbefälle 16-19 von 820.159 um 0,6% erhöht (und damit 2020 vergleichbar gemacht) ergibt sich ein Wert von (rechnerisch) 825.080 Todesfällen. Damit verringert sich die oben ausgewiesene Übersterblichkeit auf 834.473 minus 825.080 gleich 9.393 Fälle.

Zu 2. Die Altersstruktur der Bevölkerung der BRD hat sich in den letzten Jahren bedeutend verändert. So ist der Anteil der über 80-Jährigen von 2016 bis 2019 um 15 % gestiegen, d. h. hat von 4,9 auf 5,7 Mio zugenommen (Quelle). Diese Altersgruppe stellt 7,5% der Bevölkerung aber rund 58% der Sterbefälle. Es versteht sich, dass ihr Ansteigen mit ihrer höheren Sterbezahl statistisch als Übersterblichkeit gegenüber den Vergleichsjahren erscheint.

Ich habe versucht, mit einem Gedankenexperiment den Einfluss der Veränderung der Altersstruktur auf die Übersterblichkeit abzuschätzen:

In vier Jahren, von 2016 bis 2019, hat die Zahl der über 80-Jährigen um insgesamt 0,8 Mio zugenommen. Eine gleichmäßige Zunahme unterstellt, sind das 200.000 Menschen pro Jahr. Die meisten dieser Menschen sterben innerhalb von 10 Jahren; innerhalb von 15 Jahren sind es ca. 90%. Teilen wir (großzügig gerechnet) diese 200.000 Menschen auf 15 Jahre, ergibt das mehr als 13.000 Todesfälle pro Jahr, die der oben ausgewiesenen Übersterblichkeit gegenzurechnen wären! Ergebnis -3000. Es gibt keine Übersterblichkeit! (Natürlich muss nun wiederum korrigiert werden, dass die Erhöhung der Lebenserwartung in allen Altersstufen jünger 80 Jahre mindernd auf das Sterbegeschehen wirkt.)

Zu 3. Die durch die Notstandsmaßnahmen verursachten Sterbefälle („Kollateraltote“).

Dieser Faktor hat eventuell eine enorme Bedeutung. Ihn solide zu erfassen, setzt den Willen der Offiziellen bzw. der Öffentlichkeit voraus, den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen und entsprechende wissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen. Daran hat das Merkel-SPD-Regime natürlich keinerlei Interesse. Aber auch Medien, Nichtregierungsparteien und Nichtregierungsorganisationen leisten diesbezüglich, soweit ich sehen kann, so gut wie nichts. An allerersten Abschätzungen wird gearbeitet, Beispiel: hier und hier. Man vergegenwärtige sich, dass die Erhöhung der Selbsttötungen um 10% bereits 1.000 Tote im Jahr bedeuten würde. Aber auch an die Anderen gedacht: Wieviel einsame Menschen hat es gegeben, deren Leben einfach unbemerkt mit ihrem Lebensmut erloschen ist?

Wir, die wir uns ein eigenes Urteil erarbeiten und uns gemeinsam gegen die Hysterie behaupten – gegen die Hysterie aus Bösartigkeit genauso wie gegen die Hysterie aus Dämlichkeit – wir werden gerade diese „vergessenen Opfer“ nicht vergessen.


In einem Folgeartikel gehe ich voraussichtlich etwas differenzierter auf „Altersgruppen und Corona“ ein.

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23 Antworten zu Zur Frage der Übersterblichkeit

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  3. Gast2020 schreibt:

    Im Bericht Nr. 3 und 4 sind Daten zur Übersterblichkeit
    https://www.covid19.statistik.uni-muenchen.de/aktuelles1/index.html
    Todesfälle durch COVID-19 – Adjustiert auf die Einwohnerzahl zeigt sich keine
    ausgeprägte Übersterblichkeit
    Die Frage ist, ob die Maßnahmen eine Wirkung hatten oder ob die Sterblichkeit ohne Maßnahmen auch so ausgefallen wären.
    Sinnvoll ist sicher die Isolation von Kranken, eine uralte Maßnahme, die früher in jeder Familie angewendet wurde.
    Wenig sinnvoll ist es beispielsweise, ein Kind von der Kita wegen Quarantäne nach Hause zu schicken und die Geschwisterkinder besuchen die Kita weiter.
    Ob die Maßnahmen wirklich Erfolg hatten, ist nach meiner Ansicht fraglich.

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    • kranich05 schreibt:

      Danke für den Hinweis auf die Analysen der Uni München. Die kannte ich bisher nicht.
      Meine Meinung dazu: Man setzt sich wenigstens mit den Zahlen von destatis auseinander … und kommt tendenziell zu demselben Ergebnis, das ich vertrete – Keine Übersterblichkeit.
      Allerdings deutliches Bemühen, vorsichtig bzw. angepasst zu bleiben. Das drückt sich darin aus, dass die Todeszahlen des RKI nicht hinterfragt werden. Ihnen wird – ohne Begründung – gleiche Solidität wie den Zahlen des Statistischen Bundesamtes zuerkannt.
      Der Stop des sog. exponentiellen Wachstums ab 3. Oktoberdekade (also deutlich vor den Maßnahmen des 3.11.) wird recht windig erklärt.
      Das Problem der „Kollateraltoten“ wird, soweit ich sehe, überhaupt nicht betrachtet….
      Trotzdem besser als keine Analyse.
      Frage an alle Mitleser:
      Gibt es irgendwo exakte Daten zur Altersstruktur der als Covid-Tote Gezählten? Die habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, wäre daran aber sehr interessiert.

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  4. Klopper schreibt:

    Gibt es. Die Covid-Toten sind zu 80 Prozent über 70 Jahre alt.

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  5. Detlev Matthias Daniel schreibt:

    Der Altersmedian der „Covid-Toten“ liegt laut RKI mittlerweile bei 83 Jahren, also höher als der, der sonstigen Gestorbenen, was insofern bemerkenswert ist, weil es zeigt, daß Covid eben doch eine Auswirkung auf das Geschehen hat, wenn auch nicht so einfach, wie bislang erklärt. Der Anteil der Jüngeren an den „Covid-Toten“ ist geringer, als an allen anderen Todesursachen zusammengenommen – Altersschwäche inbegriffen. Die über 70jährigen machen 12% der erfaßten Infizierten aus und stellen 87% der Sterbefälle. In der Gesamtbevölkerung stellen sie 87,5% der Sterbefälle, ihr Anteil an der Bevölkerung ist mir nicht bekannt.

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  6. Detlev Matthias Daniel schreibt:

    Fehler: Der Anteil der über70jährigen an den Gesamtsterbefällen macht 78,5% aus.

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  7. Detlev Matthias Daniel schreibt:

    Wenn Übersterblichkeit von einer statistischen Randnotiz zu einem aktuellen gesellschaftlichen Ereignis werden soll, muß es sich schon um andere Größenordnungen handeln. Die Überschreitung statistischer Mittelwerte im niedrigen Prozentbereich ist nur dann eine Sensation, wenn man daraus eine Sensation macht.

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  8. Hallo schreibt:

    Spanische Grippe, die Leute der zweiten (und katastrophalen) Welle starben am Überreagieren des Immunsystems.

    Aktuell haben wir Kenntnis von mindestens zwei „Labor-Ratten“ mit Über-Reaktionen.
    Allergiker als ideale Kandidaten um die Giftdosis zu bestimmen bei der üblich keinerlei akuten Reaktionen auftreten.
    Nur so werden Köder in Massen geschluckt. Ist bei Ameisen und Ratten nicht anders. Es darf keinen direkten Zusammenhang zwischen Köder / Impfung und versterben geben.

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  9. kranich05 schreibt:

    Zum Problem der fehlenden Informationen über Suizide geben die folgenden Daten eine kleine (indirekte) Orientierung:
    „Die Berliner Feuerwehr verzeichnet im laufenden Jahr einen extremen Anstieg bei Einsätzen unter dem Stichwort „Beinahe Strangulierung/ Erhängen, jetzt wach mit Atembeschwerden“. Im Jahr 2018 gab es sieben Einsätze unter dem internen Einsatzcode 25D03, im Jahr 2019 waren es nach Angaben der Senatsinnenverwaltung drei Einsätze. Im Jahr 2020 waren es bis Oktober bereits 294 Einsätze unter diesem Code. Das geht aus einer Antwort der Senatsverwaltung für Inneres und Sport auf eine Anfrage des Einzelabgeordneten Marcel Luthe hervor.“
    Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/news/berliner-feuerwehr-zahl-der-einsaetze-wegen-moeglichem-suiziden-steigt-massiv-an-li.117723

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  10. Johannes S. schreibt:

    Erschreckend die Aussagen im vorangegangenen Kommentar. In Albanien wurde ein junger Demonstrant von einem Polizisten erschossen, der bei einer Kundgebung dem Befehl nicht gefolgt ist, stehen zu bleiben. Ist dies ein Anzeichen für bürgerkriegsähnliche Zustände in Europa?
    Bereits ab 26.12. sollen die ersten Impfungen erfolgen. Die Bevölkerung wird massiv überrumpelt um jeglichen Widerstand zu brechen und die Impfkampagne wird auch von den meisten Medien unkritisch unterstützt. Es bleibt abzuwarten, ob mit dem zweiten Lockdown die Geschäftsleute, Gastronomen, Einzelhändler, Freiberufler, der gefährdete Mittelstand und die von Arbeitslosiglkeit bedrohten Arbeitnehmer aufwachen und protestieren werden. Dafür fehlt die breite Aufklärung über die perfide Irreführung mit Covid 19.

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