Israel Shahak, Auszug aus:
Jüdische Geschichte, Jüdische Religion Der Einfluß von 3000 Jahren
Luehe Verlag 1999, ISBN 3-926328-25-8, Seiten 8 und 9,
(Hervorhebungen im folgenden Text von mir)
Israelischer Expansionismus Die größte Gefahr, die Israel als "Judenstaat" für seine eigenen Einwohner, andere Juden und seine Nachbarn bildet, ist die ideologische Motivierung der territorialen Expansion und der unvermeidlichen Kriege, die dieses Ziel nach sich zieht. Je stärker Israel, wie man im Hebräischen sagt, jüdisch wird und je mehr es zum Judaismus zurückkehrt (ein Vorgang, der sich in Israel seit mindestens 1967 vollzieht), desto stärker richtet sich die Realpolitik an jüdisch-ideologischen Zielen und weniger an rationalen Überlegungen aus. Der von mir verwendete Begriff "rational" bezieht sich nicht so sehr auf eine moralische Bewertung der israelischen Politik oder auf angenommene Verteidigungs- oder Sicherheitsbedürfnisse Israels - noch weniger auf die unterstellte Gefährdung des "Überlebens Israels". Ich meine hier die israelisch¬ imperialistische Politik, die auf den mutmaßlichen Interessen des Landes beruht. Wie moralisch schlecht oder politisch rüde eine solche Politik auch sein mag, ich betrachte die Durchsetzung einer auf der "jüdischen Ideologie" fußenden Politik mit all ihren verschiedenen Versionen als noch schlechteren Fall. Die ideologischen Verteidigungsmaßnahmen der israelischen Politik basieren in der Regel auf der jüdischen Religion und bei areligiösen Juden auf den historischen Rechten der Juden, die sich aus dieser Religion ableiten und den dogmatischen Charakter des religiösen Glaubens beibehalten. Meine eigene schon früh einsetzende politische Wandlung von einem Bewunderer Ben Gurions zu einem ausgesprochenen Gegner begann genau bei diesem Problem. Im Jahre 1956 nahm ich direkt alle von Ben Gurion vorgebrachten politischen und militärischen Gründe für den Beginn des Suez-Krieges durch Israel in mir auf, bis er (obwohl er als Atheist stolz darauf war, die Gebote der jüdischen Religion nicht zu beachten) am dritten Tag des Krieges in der Knesset aussprach, daß der wirkliche Grund für den Krieg "die Wiederherstellung von Davids und Salomos Königreich" in seinen biblischen Grenzen sei. An dieser Stelle seiner Rede sprang nahezu jedes Knesset-Mitglied spontan auf und sang die Nationalhymne. Meines Wissens hat sich kein zionistischer Politiker jemals von Ben Gurions Vorstellung distanziert, daß die israelische Politik (innerhalb pragmatischer Überlegungen) sich auf der Wiederherstellung der biblischen Grenzen als Grenzen des Judenstaates gründen müsse. In der Tat verdeutlicht eine nähere Analyse der israelischen Langzeitstrategie und der tatsächlichen Prinzipien der Außenpolitik, wie sie in hebräisch ausgedrückt sind, daß die israelische Realpolitik überwiegend durch die "jüdische Ideologie" bestimmt wird. Die Vernachlässigung des real existierenden Judaismus und der "jüdischen Ideologie" lassen diese Politik dem ausländischen Beobachter, der außer einigen oberflächlichen Apologien nichts über den Judaismus weiß, unverständlich erscheinen. An dieser Stelle will ich ein weiteres Beispiel für den wesentlichen Unterschied anführen, der zwischen der aufgeblähten, aber säkulären imperialen Planung und den Prinzipien der "jüdischen Ideologie" besteht. Letztere befiehlt, daß jedes Territorium, das entweder von einem jüdischen Herrscher in der Antike regiert oder von Gott den Juden entweder in der Bibel oder, was politisch tatsächlich noch wichtiger ist, gemäß der rabbinischen Interpretation der Bibel und des Talmud, versprochen wurde, Israel gehöre, da dies ein Judenstaat sei. Zweifellos sind viele jüdische "Tauben" der Ansicht, daß solche Eroberungen auf einen Zeitpunkt zurückzustellen seien, zu dem Israel stärker als jetzt ist, oder daß es, wie man hofft, eine "friedliche Eroberung" geben könne, d.h. daß die arabischen Herrscher oder Völker sich "überzeugen lassen", das fragliche Land gegen Zahlungen abzutreten, die der Judenstaat dann an sie leisten würde. Im Umlauf sind eine Reihe von sich widersprechenden Versionen der biblischen Grenzen des Landes Israels, die rabbinische Autoritäten so interpretieren, daß sie im Idealfall zum Judenstaat gehören. Nach der Maximalversion liegen folgende Gebiete innerhalb dieser Grenzen: Im Süden der gesamte Sinai und ein Teil des nördlichen Ägyptens bis in die Nähe von Kairo, im Osten das gesamte Jordanien und ein großes Stück von Saudi- Arabien, ganz Kuwait und ein Teil des Iraks südlich des Euphrat, im Norden der gesamte Libanon und Syrien zusammen mit einem großen Teil der Türkei (bis zum See Van) und im Westen Zypern. Umfangreiche auf diesen Grenzen beruhende Forschungen und gelehrte Dispute, dargestellt in Atlanten, Büchern, Artikeln und populären Formen der Propaganda, werden in Israel mit staatlicher Förderung veröffentlicht. Sicherlich wünschen der kürzlich verstorbene Rabbi Kahane und seine Anhänger sowie einflußreiche Vereinigungen wie der Gusch Emunim nicht nur die Eroberung dieser Gebiete durch Israel, sondern sehen es auch als göttlich befohlenes Gesetz an, und sie vertrauen auf den Erfolg, weil Gott mit ihnen ist.
Mit der von Kanzlerin Merkel am 18.3.2008 zugesagten „Sicherheit Israels als deutsche Staatsraison“ und dem Bundestagsbeschluß vom 17.5.2019 zum BDS hat sich Deutschland wieder mal gegen Völkerrecht und gleichzeitig auch abseits vom Grundgesetz positioniert.
Sicherlich wird es vor solchem Hintergrund keinerlei Distanz der bundesdeutschen Eliten zu geplanten und umgesetzten Gebietsansprüchen Israels geben, völlig unabhängig von jahrzehntelang festgeschriebenem Völkerrecht.
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Die Maximalversion erinnert mich an Großdeutschland und Großalbanien, und neulich gab es in Twitter eine spannende Karte, welche Länder jemals von Groß-Britannien besetzt waren … fast die ganze Welt.
Eine etwas naheliegendere Karte hatte die Junge Welt: Königreich von David und Salomo
https://www.jw.org/de/publikationen/bibel/nwt/anhang-b/karte-koenigreich-david-salomo/
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oh, sorry, es sind Jehovas zeugen, nicht die Junge Welt …
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