Fundstück – 16.8.2018 – Krieg der vierten Generation

„Lind schrieb am 15.1.2004, über die Folgen des Irak-Krieges reflektierend: „Der Krieg der vierten Generation ist auch dadurch gekennzeichnet, dass hier Kulturen und nicht nur Staaten in Konflikt geraten. Wir sehen uns jetzt dem ältesten und standhaftesten Gegner des christlichen Westens gegenüber, dem Islam. Nach etwa drei Jahrhunderten strategischer Defensive, nach dem Scheitern der zweiten türkischen Belagerung von Wien im Jahr 1683, hat der Islam die strategische Offensive wieder aufgenommen und sich in alle Richtungen ausgedehnt. Im Krieg der dritten Generation (Fehler: gemeint ist vierte Generation – kranich05) kann die Invasion durch Einwanderung mindestens so gefährlich sein wie die Invasion durch eine staatliche Armee.“   

„Tatsächlich kann eine ganze Völkerschaft eine militärische Waffe werden. Der Krieg durch Migration ist heute nicht weniger wirksam als gegen das Römische Reich. … Die unmittelbarste Herausforderung ist der Islam, und hier wird die Herausforderung kaum eine friedliche sein. Der Islam breitet sich heute von seinen traditionellen Kerngebieten in jede erdenkliche Richtung aus. (…) Was ist Amerikas Antwort? Wir verurteilen europäische Maßnahmen zur Kontrolle der Einwanderung, bedrohen die Serben im Namen der bosnischen Islamisten und warnen Russland vor jedem Versuch, die Kontrolle in seinem Süden wieder herzustellen.Zumindest bedeutet dies, dass eine veränderte strategische Situation nicht verstanden wird. Manche nennen es einen kulturellen Todeswunsch.“ 16
Offenbar hatte er keine Ahnung, dass es auch die Strategie der USA selbst war.“

Quelle und ursprüngliche Quelle

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41 Antworten zu Fundstück – 16.8.2018 – Krieg der vierten Generation

  1. Orakel schreibt:

    Aufruf – – – – – – -Not im Land! – – – – – –

    Landwirte, Gärtner, alle naturverbundenen Menschen registrieren mit Erschrecken eine beispiellose Trockenheit. Es wird auch nicht besser, wenn wir an die nächsten Wochen denken. Es ist kein Regen in Aussicht.

    Das ist eine Wetter-Anomalie, die ernste Fragen aufwirft.

    Fragen wir die Meteorologen, Geophysiker, Atmosphärenchemiker:
    Wie kann eine derartige Wetterlage über Monate bestehen?
    Welche Mechanismen und Einflusskräfte verhindern den Regen?

    Wir brauchen verlässliche Antworten. Haben wir Bekannte, Freunde oder Verwandte, die in der Lage sind belastbare Daten und gesicherte Informationen zu liefern, so sollten wir uns an diese Menschen wenden, die Antworten dann möglichst breit veröffentlichen.

    Die wichtigste Frage ist aber vermutlich anderen Personen zu stellen:
    Kann ausgeschlossen werden, dass hier der Einsatz von geophysikalisch wirksamen Waffensystemen geprobt bzw. versucht wird?

    Wir müssen alles versuchen, um zu erfahren, ob „Wetterwaffen“ zum Einsatz kommen, oder ob evtl. unbeabsichtigte Auswirkungen von geophysikalischen Experimenten zu beobachten sind.

    Natürliche Ursachen (z.B.: Sonnenaktivität, Spektren, Energieabstrahlung, Magnetfelder, Bahnparameter, Meeresströmungen,…) von geoklimatischen Veränderungen können angenommen werden. Doch vorher müssen Manipulationen durch Militärs ausgeschlossen werden können.

    CO2 spielt hierbei keine Rolle: Die derzeitige Niederschlags- Anomalie in Mitteleuropa ist zu extrem und zeitlich zu langandauernd (im Vergleich zu früheren Jahrzehnten), als das eine direkte Wirkung des CO2-Anteils in der Atmosphäre auf den Niederschlag hinreichend seriös darstellbar wäre. Außerdem ist selbst die Wirkung von CO2 auf die globalen Temperaturverläufe umstritten. Die derzeitige Dürre findet hier in Mitteleuropa statt, ist also eine regionale Erscheinung und dafür muss es auch regional bedeutsame Ursachen und Auslöser geben, denen man wissenschaftlich nachgehen kann und die kommunizierbar sind.

    Fragen wir also, veröffentlichen wir unsere Anfragen und Antworten. Es muss jetzt gehandelt werden, es geht um das Leben und Überleben in Europa.

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  2. Detlev Matthias Daniel schreibt:

    Mir geht das hier gerade etwas sehr in eine Richtung, die nicht ohne Kritik bleiben darf. Was diese Perspektive auf die Vorgänge bewirkt, zeigt sich in dem Schweif, den dieser Artikel hinter sich her zieht. Es „lohnt“ sich, einmal in die Kommentare zu schauen. Nun werdet ihr inzwischen hoffentlich erkannt haben, daß ich weit davon entfernt bin, alles in moralische Schubladen aufzuräumen. Gleichwohl muß man auch das eigene Bewußtsein hinterfragen, nicht nur ob es wahr ist, sondern auch, was es bewirkt. Der alte Goethe, der sich unter anderem auch darüber den Kopf zerbrochen hatte, kam für sich zu dem Schluß, daß er nur als wahr annehmen wollte, was hilfreich ist.

    Schaue ich mir diesen Beitrag und vor allem auch den vorangegangenen an, so stehe ich vor der Situation, daß ich einfach nicht entscheiden kann und will, ob das wahr ist. Öffnet man sich ihrer Perspektive, so schlägt das alles vom Sockel, worauf „man“ bislang meinte, sein Wissen aufbauen zu können. Nun traue ich diesen Fundamenten schon lange nicht mehr wirklich, aber ich werde mich hüten, die angebotenen neuen anzunehmen – schon, um nicht zum Zyniker zu erstarren. Was bleibt, wie kann ich mich in einer Welt orientieren, in der alles auch ganz anders sein kann, und ohne mich zum Spielball anderer zu machen, die den Anspruch erheben, die Wirklichkeit verbindlich deuten zu dürfen? Ist also z.B. der Begriff des ‚Volkes‘, der ‚Religion‘ oder der ‚Kultur‘ wirklich das Ergebnis dessen, was ich dazu erlebt und gedacht habe, oder werden diese gerade von irgendwelchen Geschichtenerzählern befüllt?

    In letzter Zeit wurde hier immer wieder die Frage der Wahrheit thematisiert. Man kann sich darüber beklagen, daß diese – absichtsvoll oder nicht – immer mehr verunklärt wird. Man könnte aber auch erkennen, daß diese „Wahrheit“, also der Begriff unabhängig vom Inhalt, eines der wirksamsten Herrschaftsinstrumente ist. Was, wenn diese Wahrheit eine Illusion wäre, erfunden und projiziert zu eben diesen Zwecken? Was wäre, was würde passieren, wenn es sie nicht gäbe, oder – wenn wir die Frage nicht entscheiden können – wenn wir einfach eingestehen würden, daß wir sie nie sicher kennen können? Wenn einfach jeder sich sein Weltbild schafft, so stimmig es ihm eben gelingt, unter Einbezug alles dessen, was er schon erlebt hat.

    Ja, aber man muß sich doch auf etwas verständigen. Warum? Und worauf muß man sich verständigen? Daß man sich darauf verlassen kann, was der andere denkt, wie er sich verhalten wird? Genau da fängt Herrschaft an! Vertrauen ist etwas anderes als Sicherheit, Eigenverantwortung etwas anderes als Verantwortung. Wenn jeder Mensch eine eigene Dimension dieser Wirklichkeit ist mit eigenen Möglichkeiten und Perspektiven, dann hat auch jeder seine eigene – objektive, ideale oder wie auch immer – Wahrheit, ohne daß an dieser der Makel des Zweifels oder des Irrtums haftet. Vielleicht ist es diese Zeit, die uns mit dem unauflöslichen Widerspruch des Wahrheitsanspruchs konfrontiert und uns die Möglichkeit anbietet, uns aus diesen mentalen Zwängen zu befreien. Wie sonst wollten wir Herrschaft ablegen?

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    • kranich05 schreibt:

      Hallo DMD,
      Du hast Deinen Kommentar auf das Wahrheitsproblem allgemein ausgedehnt. Darauf habe ich in meinem Kommentar vom 18.9. ähnlich allgemein geantwortet.
      Meine Meinung möchte ich aber auch zu Deinem Ausgangspunkt sagen.
      „Mir geht das hier gerade etwas sehr in eine Richtung, die nicht ohne Kritik bleiben darf.“ Dazu gleich mehr.
      Du fährst fort: „Was diese Perspektive auf die Vorgänge bewirkt, zeigt sich in dem Schweif, den dieser Artikel hinter sich her zieht. Es „lohnt“ sich, einmal in die Kommentare zu schauen.“ Das ist das klassische Kontaktschuld-Argument. Wahrheit oder Unwahrheit einer Position ist völlig unabhängig von dem, was Dritte dazu sagen. Es sind einfach ganz verschiedene Ebenen/Relationen. (Ich habe übrigens die wenigsten Kommentare dort gelesen.)
      Nun zur „Kritikwürdigkeit“ selbst. Das betrifft ja mich selbst, insofern ich diesen Artikel (bewusst übrigens mit Angabe auch der URSPRÜNGLICHEN Quelle) ausgewählt habe.
      Interessant finde ich, dass dieser Artikel vom Fassadenkratzer überhaupt nichts von meinem Vorwissen (meinetwegen „geglaubtem Vorwissen“) „vom Sockel schlägt“. Er verlangt zwar Weiterdenken von mir, dockt aber einwandfrei an wesentliche Elemente meines Vorwissens an, bestätigt diese.
      Das sind u. a. diese Elemente, die ich ohne alle Bauchschmerzen für wahr halte:
      1. Es gibt rel. klar bestimmbare und tatsächlich bestimmte „Kreise“ oder „Netze“ von Superreichen und Supermächtigen (hervorgegangen aus dem transatlantischen mehr als hundertjährigem Imperialismus), die ihre Interessen mit dem Anspruch der Weltgeltung durchzusetzen bemüht sind. (Bei bedarf liefere ich die Quellen für diese und die folgenden Behauptungen nach.)
      2. Es hat sich seit wenigen Jahrzehnten eine ökonomische (das schließt „Geld“ ein) und politische Globalisierung vollzogen.
      1. + 2. konstituieren noch keine Weltregierung. Aber dass darum gerungen wird, scheint mir eine plausible Annahme zu sein.
      3. Die Mitglieder der in 1. erwähnten Netze haben zumindest Elemente einer einheitlichen Ideologie. Der Kern dieser Ideologie ist die eigene Höherwertigkeit (und also spiegelbildlich: die Untermenschlichkeit aller Übrigen). Diese Ideologie erscheint in verschiedenen Ausprägungen. Die absolut dominierende scheint mir zur Zeit die (neo-)zionistische zu sein, bzw die auf einer bestimmten Auslegung der jüdischen Religion basierende.
      4. Soziologie, Psychologie, Biochemie haben in den letzten Jahrzehnten eine früher ungeahnte Fülle neuen Herrschaftswissens und neuer Herrschaftstechnologie bereit gestellt. Vieles davon ist Geheim- oder zumindest Spezialwissen.
      5. Big Data ist im Begriff noch einmal eine ganz neue Qualität zu liefern.

      Noch einmal: Ich meine, dass die Punkte 1 bis 5 sehr konkret und umfassend durch Fakten unterlegt sind. Eine ordentliche Basis, auf der (+ weiterem Vorwissen) ich mir Offenheit auch für neuartige Gedanken erlaube.
      Besonders erhellend in unserem Zusammenhang scheinen mir auch noch diese Artikel des Fassadenkratzers:
      https://fassadenkratzer.wordpress.com/2018/08/03/der-einfluss-der-internationalen-grosskonzerne-auf-den-globalen-migrationspakt-der-uno/ und

      Die UNO schmiedet einen globalen Pakt für dauerhafte, geordnete Massenmigration mit Aufnahmepflicht

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  3. kranich05 schreibt:

    Ach wie gerne bin ich ein „schrecklicher Vereinfacher“! Und das sage ich ohne alle Ironie.
    Die Antwort auf die folgende Frage fällt mir so unglaublich leicht:
    „Wenn einfach jeder sich sein Weltbild schafft, so stimmig es ihm eben gelingt, unter Einbezug alles dessen, was er schon erlebt hat.“
    Dann herrscht das Weltbild des Mächtigen. Und die Macht bemisst sich zwar in Diesem und Jenem, am Ende aber (auf einen abstrakten Begriff gebracht) in der Verfügungsgewalt über Mrd. Dollar in der dollarverfassten Welt.
    Warum will der Sinnende sich auf seine persönliche (die untauglichste) Wahrheitsproduktion zurückziehen? Das ist im Kommentar schön beantwortet: Bestimmte Argumente anerkannt, „so schlägt das alles vom Sockel, worauf „man“ bislang meinte, sein Wissen aufbauen zu können.“
    Es ist die zweifache Angst, dass 1. Nichts bisher für wahr Gehaltenes noch gilt und 2. neu für wahr zu Haltendes, vielleicht auch nicht stimmt.
    Und wieder habe ich die beschämend einfache Antwort: Wahrheit ist in allerletzter Linie eine Beziehung zwischen mir und Dir. In Wirklichkeit ist sie die Eigenschaft meiner Beziehung zu einer außerhalb und unabhängig von mir bestehenden objektiven Realität, die ich mehr oder weniger treffend widerspiegele. Philosophisch sind wir hier beim Materialismus.
    Und an dieser Stelle möchte ich nun nicht mehr auf die prima einfachen Antworten pochen. Die Welt ist voller Differenzen. Und der Mensch erst! Jeder!
    Nun kann der Sinnende nur hoffen, mit der materialistischen Dialektik weiter zu kommen.

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  4. Detlev Matthias Daniel schreibt:

    Hallo Klaus-Peter,
    ich habe vielleicht den zweiten Schritt vor dem anderthalbten gemacht. Du siehst hinlängliche Beweise für deine Auffassung? Nun, ganz offensichtlich prallen hier verschiedene „Wahrheiten“ aufeinander. Das ist ja gerade das, was der „offiziellen“ Darstellung vorgehalten wird, daß hier Be- und Hinweise nach Belieben erzeugt, gefälscht, gefaked werden, um den stimmigen Anschein von Wahrheit zu erwecken. Es wäre nicht aufrecht, diese Möglichkeiten nur auf dieser einen Seite, dieser einen „Wahrheit“ anzunehmen. Für sich selbst den Anspruch zu erheben, man könne von seinem Sofa aus, nur mithilfe des Internets, hier verläßlich Spreu vom Weizen trennen, halte ich allerdings für vermessen. Besonders deutlich wurde mir das z.B., als ich versuchte, gewissenhaft der Frage nachzugehen, ob und wer in Syrien Giftgasangriffe geführt hat. Vor dieser Einsicht, daß ich, ohne selbst Augenzeuge zu sein, niemals wirklich wissen kann, was wirklich ist und was Anschein, hatte ich meine Aussage gemacht. Es ist diese Einsicht, die nahezu alles Wissen vom Sockel schlägt.

    Offenbar fühlst du dich durch meine Kritik (Infragestellung) angegriffen. Das ist deine Entscheidung. Nein, mit Kontaktschuld argumentiere ich nie. Das ist mit das Dümmste, was ich mit vorstellen kann. Auch das Argument, das habe ein Nazi schon gesagt, deshalb könne das nicht wahr sein, ist einfach nur dumm. Mir aber geht es um etwas ganz anderes. Welchen wirklichen Nutzen kann ich aus meinen Erkenntnissen ziehen oder allgemein: welche Wirkungen gehen von ihnen aus? Deshalb der Hinweis auf den alten Goethe. Der hat nämlich sehr genau gewußt, daß das mit der Wahrheit nicht so einfach ist. Was nützt mir das Wissen um Verschwörungsbetreiben für mich nicht greifbarer Personen und Eliten? Und was nützt es mir mehr als das bloße Bewußtsein dieser Möglichkeit, ohne daß ich es wirklich weiß? Da kann man mal für sich verschiedene Szenarien durchspielen und dann schauen, für welche „Wahrheiten“ man sich am ehesten entscheiden mag.

    Im Wesentlichen geht es mir um die Wahrheit als Machtbasis. Ich hatte das gerade Willi so geschrieben: Ich negiere ja nicht die Bedeutung von Wahrheit, nur das Bündeln und Vereinnahmen zu „unserer“ und zuletzt zu „der“ Wahrheit ist eine Akkumulationsprozeß von Macht. Ich denke, Eigenverantwortung ohne einen Begriff von Wahrheit ist kaum möglich. Aber dieses sich hinter der Wahrheit Versammeln, sie wie einen Popanz vor sich Hertragen, das sollten wir zu Grabe tragen.

    Eigenverantwortung bedeutet auch, daß man nach seiner Wahrheit sucht. Übernimmt man irgendeine, hängt sich irgendwo dran, ist das auch ein Ausweichen vor dieser Verantwortung. Der Kant’sche Imperativ z.B. funktioniert auch, wenn jeder nach seiner eigenen Wahrheit lebt. Was die Menschen wirklich befürchten, wenn sie von der Herrschaft der Wahrheit ablassen, ist nicht, daß die Wahrheit dann fehlt, sondern, daß dann eine andere „Wahrheit“ die Herrschaft übernimmt. Es fehlt ihnen – teilweise noch begründet – das Vertrauen in die Eigenverantwortlichkeit der anderen. Aber wie das so ist, Umfragen beweisen das immer wieder, jeder hält sich selbst für intelligenter, sozialer, hilfsbereiter, menschlicher, kurz: besser als den Durchschnitt.

    Nun könnte man sagen, alles was ich hier schreibe, ist ja schon wieder ein Anspruch auf universelle Gültigkeit, also genau das, was ich zurückweise. Man kann das als Widerspruch sehen. Es ist in etwa der gleiche Widerspruch, wie wenn ich sage, das mein Denken mich radikal anspruchslos gemacht hat. Der einzige verbliebende, aber stetig wachsende Anspruch ist der, nicht fremdbestimmt zu werden. Auch das könnte man als Widerspruch auffassen. Es handelt sich aber nicht wirklich um einen eigenen Anspruch, es ist lediglich die Reflexion des Anspruches der anderen.

    In deinem letzten Kommentar, Klaus-Peter, finde ich übrigens dann die Betrachtungen, die für mein Empfinden widerspruchslos neben diesem bescheidenen „Anspruch“ stehen können und so ganz fremd scheinen dir meine Gedanken auch nicht zu sein.

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    • Orakel schreibt:

      „Eigenverantwortung bedeutet auch, daß man nach seiner Wahrheit sucht.“
      Es geht hier um die Massenmigration als Waffe:
      Hunderttausende Migranten befinden sich illegal in ihren Aufnahmeländern.
      Wie war das möglich? War es war eine gezielte militärische Operation. Das meint jedenfalls Nikolai Starikov in einem Vortrag zur Geopolitik in der Militärakademie des russischen Generalstabs

      Zur Europäischen „Flüchtlingskrise“ : (ab 9:35 min)
      1. Die Funktionen und das normale Funktionieren des Staates wurden aufgehoben
      2. Hunderttausende Menschen können ohne Papiere einreisen. Das ist nur möglich, weil dies ausdrücklich befohlen wurde. Es kann nur eine rechts- und grundgesetzwidrige Anordnung vorausgegangen sein.
      3. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nicht die Verbrechen, die durch die Migranten begangen werden.
      4. EU-Politiker handeln unter Druck der USA und verraten die Interessen der Bürger ihrer Staaten
      5. Auflösung der europäischen Völker und Nationen als mittel- und langfristiges Ziel
      Bei den Ausführungen gibt es leidenschaftliche Beteiligung. Denn was hier geschieht, hat die Menschheit so noch nicht gesehen. Den Einsatz einer neuartigen Kriegswaffe: Migranten. Und die Angegriffenen (die Bevölkerung) wollen das nicht wahrhaben, können sich also auch nicht verteidigen.

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  5. Lutz Lippke schreibt:

    Zum Disput um die „wahre Wahrheit“ will ich mich gar nicht auf eine Seite schlagen.
    Wie ich Detlef aber verstehe, geht es ihm zumindest auch um Kritik an der trügerischen Idee, dass aus der „Erkenntnisfähigkeit zur wahrhaftigen Gerechtigkeit“ zugleich die Fähigkeit zur wahren Erkenntnis der Realität, ihrer Gesetzmäßigkeiten und notwendigen Handlungen resultieren soll. Hat man also die richtige Theorie bzw. Einstellung, muss man sie nur konsequent und fehlerfrei anwenden. (Die Lösung für Alles ist also 42).
    https://de.wikipedia.org/wiki/42_(Antwort)

    Ob man diese Idee Top Down (also Theorie -> Praxis) oder Bottom Up (Praxis -> Theorie) definiert, ist im abstrakten Sinne wohl egal. Es bleibt die Verkürzung auf ein allgemeines und entscheidendes Prinzip oder Handlungselement. Da bin ich klar bei Detlef. So funktioniert das nicht.

    Um ansonsten eine fruchtbare Grundsatz-Diskussion um „Wahrheit“ führen zu können, müsste man entweder den Kontext und die Betrachtungsebene zum Begriff klarstellen oder den Begriff so weit wie möglich von diesen Beschränkungen abstrahieren.
    Auf der Wahrnehmungsebene ist doch schon klar, dass wir mit subjektiv verschieden ausgeprägten Sinnen sehen, hören, riechen und fühlen können „was ist“, uns dann darüber austauschen und somit zu subjektiven und kollektiven Abbildern und Modellen der Realität kommen. Wie nah diese Modelle der Realität kommen und kommen müssen, ist eine praktische Frage. Das absolute Modell der Realität wäre die Realität selbst, fern jeder Subjektivität und sonstigen Verfälschung in der Wahrnehmung. Als Mensch müsste man sich also vom subjektiven Wesen in ein perfektioniertes Wahrnehmungsobjekt ohne jede Eigenarten und Einschränkungen verwandeln. Ob und wie das ein digitaler Supercomputer sein könnte, wird gern in SF thematisiert. Ich zweifle schon deshalb daran, weil es nach dem Abtasttheorem die mindestens doppelte Abtastfrequenz braucht, um ein analoges Signal exakt kodieren und rekonstruieren zu können.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Nyquist-Shannon-Abtasttheorem

    Da diese doppelte Abtastfrequenz selbst aber auch zur vollständigen Realität gehört, landet man bei der unendlich doppelten Abtastfrequenz als „objektive, digitale Wahrnehmung“ der vollständigen Realität. Also wenn überhaupt, dann braucht es analoge Supercomputer, die in diese Richtung vordringen oder das Abtasttheorem fällt.

    OK, so technisch, theoretisch war das mit der Wahrheit wohl gar nicht gemeint. Sondern eher philosophisch, menschlich, gesellschaftlich. Dahinter verbergen sich dann aber auch Grundannahmen, die man erkennen und diskutieren sollte, bevor das „Wahrheitstürmchen“ Gestalt annimmt. Mir scheint, dass unser subjektives Wollen da gerne problematisch Wichtiges aufs Passende verkürzt. Die Idee der durchgreifenden Handlungsmethode im Sinne der Antwort „42“ gehört wohl dazu.

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  6. Detlev Matthias Daniel schreibt:

    Um es mal ganz nüchtern zu erfassen: Zunächst ist da die Feststellung, daß Wahrheit – zumindest auch – als Macht- und Herrschaftsinstrument ge- bzw. mißbraucht wird (ich meine, daß das immer Mißbrauch ist). Wer das nicht versteht, hängt entweder sicher in ihrem Netz, oder wurde davon noch nie tangiert (ich meine, i.d.R. ersteres). Solange wir der Überzeugung sind, daß da irgendwo diese absolute Wahrheit ist und Menschen (mit oder ohne Werkzeug) grundsätzlich in der Lage wären, diese Wahrheit oder zumindest in sich abgeschlossene Teile davon zu erkennen und zu erfassen, ist das wie ein offenes Einfallstor für jeden wahrheitsbegründeten Herrschaftsanspruch. Solange wird es auch immer wieder gelingen, auf dieser Grundlage Macht zu erzeugen. Anders ausgedrückt: Sich von dieser Vorstellung zu lösen, könnte Menschen in der Hinsicht unangreifbar machen. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Frage genauer zu untersuchen.

    Ein scharfer, gereifter Verstand, Intellekt zeichnet sich – so die gängige Auffassung – dadurch aus, daß er in der Lage ist, die Gegenstände seines Befassens, seines bzw. unseres Bewußtseins kohärent also möglichst widerspruchsfrei in einen Zusammenhang zu bringen. Eine gereifte Seele, Anima, zeichnet sich dadurch aus, daß sie in der Lage ist, mit den Widersprüchen unserer umfassenden Wirklichkeit sein zu können. Begegnen wir dieser Frage von Seiten des Intellekts, erkennt dieser einen Widerspruch oder eine Unschlüssigkeit, die er versucht zu schließen. Gelingt dies nicht, sprechen wir von einem Paradoxon. Psychologen, Soziologen, Systemikern ist klar, daß unsere Wirklichkeit – vor allem im Sozialen und wo wir es mit Lebendigem zu tun haben – voller solcher Paradoxa ist. Und wo haben wir es schon nicht existenziell mit Lebendigem zu tun?

    Also erklären wir die Wirklichkeit als paradox, d.h. wir erklären sie an diesem Punkt nicht. Wir überbrücken den Widerspruch axiomatisch, weil wir nur eine Wirklichkeit kennen und wir uns einen Bruch, eine Trennung zwischen Wirklichkeit und Wirklichkeit nicht vorstellen können. Erkenntnistheoretisch müßte das eigentlich unsere ganze Theorie, unser ganzes Weltbild über den Haufen werfen (Widerspruchsbeweis). Aber so konsequent sind wir nicht. Also tritt hier einfach die Seele an die Stelle des Verstandes, nimmt und glaubt den Widerspruch und gut ist. Wenn es ihr denn gelingt. Aber die Seele ist leicht wankelmütig und wenn jemand sie verunsichert…

    Ich denke, es gibt auch den Weg des Intellekts und biete dazu eine Theorie, ein Modell. Es ist die Vorstellung von Dimensionen. Betrachten wir am Himmel zwei Kondensstreifen, die von sich bewegenden Punkten (unsere Theorie sagt: Flugzeuge) ausgehen. Diese Punkte bewegen sich genau aufeinander zu. Im Moment ihres Aufeinandertreffens passiert: Nichts. Sie bewegen sich einfach geradlinig weiter, wie wenn sie durcheinander durchgeflogen wären. Gut, wir wissen, die Erklärung liegt in der dritten Dimension. Einem andereren Betrachter, vielleicht fünf Kilometer von uns entfernt, stellte sich das Ereignis gar nicht als „Kollision“ dar. War seine Perspektive richtiger, „wahrer“ als unsere? Nein, nur in diesem Moment gerade zufällig etwas klarer. Solange, bis es uns gelingt, in unserer Vorstellung einen dreidimensionalen Raum perspektivunabhängig aufzuspannen, können wir uns damit zufriedengeben, daß es unendlich viele unterschiedliche und jeweils wahre Perspektiven gibt, die zusammen die Wirklichkeit vollständiger abbilden, als jede für sich.

    Das Beispiel des Raumes ist anschaulich, weil wir uns den Raum als Ganzes gut vorstellen können. Aber wie erschließen wir uns etwas, was wir uns – noch – nicht vorstellen können? Wie findet ein Blinder zur Vorstellung von Farben? Durch die Vorstellung der Dimensionen. Daß in dem, was sich ihm völlig gleich darstellt, eine ganze Unendlichkeit von Unterschieden ihm noch verborgen ist. Vielleicht werden diese ihm irgendwann wahrnehmbar, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall wird so die Vorstellung unterschiedlicher Wahrheiten belastbar und erzeugt eine Immunität gegenüber Vereinnahmungsversuchen. Diese Wahrheiten sind in der Tat jeweils Teil unserer Beziehung zu unserer Wirklichkeit. Und so ist auch meine Wahrheit Teil meiner Beziehung zu dir so wie deine Teil deiner Beziehung zu mir. Sich darüber auszutauschen, ist bereichernd, sie vereinigen zu wollen, unausweichlich verarmend.

    Lutz technisches Beispiel läßt sich auch auf die abstrakte Erkenntnistheorie generalisieren. Wenn Wahrheit die Entsprechung der (umfassenden) Wirklichkeit in meinem Bewußtsein ist, ist dieses Bewußtsein Teil dieser Wirklichkeit (wie übrigens auch das Bewußtsein aller anderen). Es müßte sich also mit in meinem Bewußtsein abbilden und das Bewußtsein darüber ebenfalls usw. In dieser Vorstellungslogik geht das nicht. Eine volle Tasche kann man nicht in sich selbst verstauen. Vielleicht, wenn es uns irgendwann gelingt, von Grund auf vieldimensional zu denken, können wir uns auch wieder eine absolute Wahrheit vorstellen, ohne daß das im Widerspruch zu irgendjemandes Freiheit steht. So weit sind wir aber noch lange nicht. Uns fehlt schon allein die Sprache, die Begrifflichkeit. Die Wahrheit jedes anderen als wahr anzunehmen, ist der Verzicht darauf, die Vieldimensionalität der Wirklichkeit reduzieren, kontrollieren und unterdrücken zu wollen.

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    • Orakel schreibt:

      Bla Bla Bla….

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Wir können also den Anspruch an das absolut Richtige (Ziel, Wissen, Können, Wollen usw.) erstmal ad acta legen. Ich habe den Wissenschaftsanspruch auch immer als die neugierige oder pragmatische Suche nach Dimensionen, Perspektiven, Verbindendem und Klarstellendem verstanden. Folge ich einem Modell oder einer Methode komme ich bestenfalls gemeinsam mit Anderen zu neuen Einsichten, Möglichkeiten und auch Gewissheiten. In einem anderen Kontext kann ein analoges Vorgehen nützlich sein, aber auch fehlschlagen. Liegt es an der fehlenden Allgemeingültigkeit des Modells bzw. der Methode oder gibt es andere Gründe für ein Fehlschlagen? Solchen Fragen ernsthaft nachzugehen, halte ich grundsätzlich für sehr wichtig. Als abstraktes, unerreichbares Ideal kann man hierfür zwar die Suche nach der „absoluten Wahrheit“ adressieren, aber tatsächlich geht es um „Allgemeingültigkeit“. Allgemein gültig ist etwas, dass im Allgemeinen zu den erwarteten Ergebnissen führt und im Besonderen erklärbare Ausnahmen produziert. Dieser Macht des Tatsächlichen kann ich nichts Negatives abgewinnen. Nach meiner Lebenserfahrung führt Transparenz in dieser Sache nicht zu Machtmissbrauch. Vielmehr gerade die Verfälschung der Tatsachen und Motive, bis hin zur grundsätzlichen Ablehnung von logischen Schlüssen als Mittel der Erkenntnis ermöglicht Machtmissbrauch. Wenn es im Umkehrschluss zu „kein richtig“ auch „kein falsch“ gibt, dann ist der Beliebigkeit und Willkür Tür und Tor geöffnet.
      Um Falsches zu erkennen, brauchen wir die absolute Wahrheit nicht. Ich verstehe das systemisch, strukturell. Wird behauptet, dass ein System oder eine Struktur zur behaupteten Lösung führt, dann muss ich nicht das absolut richtige System suchen und dagegenstellen, sondern es reicht die Prüfung dieser Behauptung. Bei solchem Vorgehen offenbaren sich doch regelmäßig Fehlschlüsse, Manipulationen und verleugnete Interessen. Scheinbar neigen wir aber gern zu pauschaler Abwehr oder Annahme, statt zur ergebnisoffenen Prüfung. Im hitzigen Alltag brauchen wir auch schnelle „Faktenchecks“, um handlungsfähig zu bleiben. Mein Eindruck ist aber, dass gerade in diesem Feld logische Substanz durch Gefühlsduselei ersetzt wird. Pathos und Emotion ersetzen Logik genau dort, wo Logik gerade punkten kann. Das trifft insbesondere auf politische und ideologische Fragen zu.
      So ist es sicherlich nicht falsch, zu wichtigen Fragen das Demonstrationsrecht zu nutzen. Es ist aber falsch, sich darauf zu beschränken und Fehlschläge damit zu begründen, dass die Leute desinteressiert fernbleiben. Es ist auch nicht falsch zu behaupten, dass die Konstrukte Demokratie, Freiheit und Rechtsstaat den Eliten als Machtmittel dienen. Es ist aber falsch, deswegen diese Konstrukte als Machtmittel der Eliten anzusehen. Mit wenig logischem Denken wird doch klar, dass der verfälschende Gebrauch dieser Konstrukte Mittel der Herrschaft sind. Dem ist konkret zu begegnen, indem der „nicht falsche“ Gebrauch effizient durchgesetzt wird. Das ist eine Aufgabe und keine Agenda fürs Leben. Man kann generelle Fragestellungen nutzen, um den konkreten. Aufgaben näher zu kommen. So z.B.
      Gibt es ein Gesetz oder eine verbindliche Übereinkunft zum Thema?
      Ist diese Norm zur Durchsetzung des „nicht Falschen“ geeignet?
      Durch welche Manipulation wird die Durchsetzung verhindert?
      Welches direkte Mittel ermöglicht die effiziente und schadlose Beseitigung der Manipulation?

      Kann es nicht sein, dass wir an den falschen Orten mit den falschen Mitteln agieren und das „Immergleiche“ wiederholen, weil Pathos statt Logik die Handlungen bestimmen?

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  7. kranich05 schreibt:

    Ich finde es auffallend,
    dass mein höchst praktisch orientiertes Posting,
    ein Posting zu gravierenden Ereignissen unseres Alltags in der Perspektive der Migrationskrise (Was kann aufstörender sein als Leben oder Tod von Menschen oder Vergewaltigung von Menschen),
    ein Posting, das direkt auf das Verständnis des „modernen“ Krieges (eines Krieges, der nicht nur möglich, sondern längst wirklich ist) gerichtet ist (deshalb der zusätzliche Hinweis auf die ursprüngliche Quelle),
    eine Diskussion über Erkenntnistheorie auslöst.
    Markant ist der erste Satz des Diskussionsfadens:
    „Mir geht das hier gerade etwas sehr in eine Richtung, die nicht ohne Kritik bleiben darf“
    Der im Posting, genauer: in den Quellen, entwickelte Inhalt wird abgelehnt. Bitte sehr. Das geschieht jedoch ohne jede konkrete Kritik auf der Sachebene, sondern durch Übergang auf die Metaebene einer Diskussion der Wahrheitsproblematik.
    Natürlich bietet die Erkenntnistheorie jede Menge Diskussionsstoff, unzureichend gelöste Probleme gibt es zuhauf. Ich habe es hier unterlassen (denn, wie gesagt, das war nicht der eigentliche Gegenstand) die einschlägigen Fachbegriffe der marxistischen Philosophie anzuführen, obwohl ich die wichtigsten Momente angesprochen habe. Ich glaube nicht, dass wir auskommen ohne „objektive Wahrheit“, „absolute Wahrheit“, „relative Wahrheit“ und ihre Dialektik, „Grundfrage der Philosophie“, „materialistische Dialektik“ und „Praxis“, um nur diese zu nennen.
    Das alles sind begriffliche Instrumente, um spannende Probleme anzugehen.
    Aber das Spannendste von allem ist für mich die Abwehr, die politische Glut wahrzunehmen, die andauerndes Regierungshandeln unter unsere Sohlen gelegt hat!
    Die Einen wehren es ab, das brennendste praktische Problem wahrzunehmen. Auch die Initiative „aufstehen“ gehört anscheinend zu diesen.
    Die Anderen flüchten sich direkt in Wahn, wie es bei dem Konzert „wirsindmehr“ zu beobachten war. Und die Dritten (wie jetzt gerade wieder eine Anzahl Künstler – http://www.seehofermussgehen.de/) bilden eine gemeinsame Front mit einer Kanzlerin, die ihre Verfassungs- und Rechtsstaatspflichten massiv verletzt und gegen demokratisch agierende Bürger gehetzt hat.
    Ohne mich im Besitz der absoluten Wahrheit zu fühlen, bin ich dennoch zu keiner dieser Ausweichreaktionen bereit.

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    • Lutz Lippke schreibt:

      „Aber das Spannendste von allem ist für mich die Abwehr, die politische Glut wahrzunehmen, die andauerndes Regierungshandeln unter unsere Sohlen gelegt hat!“

      Womöglich ist es eher die Erkenntnis, dass der politischen Glut nicht (nur) mit andauernder Gegenglut, sondern eher mit halbwegs kühlem Kopf und weitgehendem Verzicht auf Emotionen zu begegnen wäre. Es geht (mir) um Akzeptanz und Aufmerksamkeit für konkretes Handeln im tatsächlich erreichbaren Wirkungskreis, das nicht einem medialen Symbolwert oder ideologisch-politischem Profil folgt, sondern effektiv Probleme löst. Als Informations- und Austauschmöglichkeit nutze ich einige Blogs und Portale. Ich nehme dort eine erhebliche Konzentration auf globale Politik, reaktive Medienkritik und die ganz großen Lösungen wahr. Das sind zwar wichtige Themen. Aber warum in unzähligen Blogs und Varianten? Was fehlt für eine effektive und fortentwickelnde Kooperation? Was wird fast überall ausgeblendet? In dieser Hinsicht ein derzeit zentrales Thema für mich: Welcher Blog oder kritischer Zirkel thematisiert ernsthaft Rechtsfragen, verbindliche Regeln als umfassendes, eigenständiges Thema und entwickelt diese? Also nicht nur interessengeleitet, sondern als notwendige Basis einer gesellschaftlichen Organisationsstruktur. Ich kenne dafür nichts Substanzielles, aber viel Ausweichendes. Warum wird das Thema jetzt anscheinend als wirkungslos und für die Zukunft als mehr oder weniger unwichtig oder selbstgenerierend angesehen?
      Unrecht (auch Krieg, Verfolgung und Vertreibung) im Namen von Gerechtigkeit sind ein durchgreifendes geschichtliches Thema.
      Es fehlt meiner Ansicht nach notwendiges strukturelles, prozesshaftes Denken und als zwingendes Kriterium für Praktisches Handeln vor allem auch Nachdenken über Effektivität. Also nur das, was durch mich und das von mir realistisch Erreichbare mit guter Erfolgsaussicht umgesetzt werden kann, nehme ich für mich als motivierend und handlungsleitend wahr. Wunschdenken und Selbstgeißelung zählt nicht dazu.
      Wenn es für konkretes, erfolgsorientiertes Handeln (noch) an Entscheidendem fehlt, dann muss das vorher erarbeitet werden. Dafür muss man mitunter auch auf Grundlegendes zurückkommen. Wie der Zugang zu diesen Grundlagen erfolgt, ist eigentlich egal, solange Verständigung und Entwicklung das entscheidende Ziel ist. Es gibt wohl auch dafür keine „absoluten Wahrheiten“.

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      • kranich05 schreibt:

        Hey LL,
        ein (für mich) sehr anregender Beitrag.
        Ich komme jetzt 2 Tage kaum an den PC (Wir feiern Mrs. Tapirs 70).
        Danach möchte ich relativ detailliert darauf eingehen.
        Gruß
        k

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      • fidelpoludo schreibt:

        Lieber Lutz, Dein Vorwurf

        „Welcher Blog oder kritischer Zirkel thematisiert ernsthaft Rechtsfragen, verbindliche Regeln als umfassendes, eigenständiges Thema und entwickelt diese? Also nicht nur interessengeleitet, sondern als notwendige Basis einer gesellschaftlichen Organisationsstruktur. Ich kenne dafür nichts Substanzielles, aber viel Ausweichendes. Warum wird das Thema jetzt anscheinend als wirkungslos und für die Zukunft als mehr oder weniger unwichtig oder selbstgenerierend angesehen?“

        stimmt für diesen Blog nicht so total, wie er formuliert wird. Ich hatte z. B. einen Kommentar – wenn ich mich nicht irre sogar in Reaktion auf einen Kommentar von Dir – geschrieben, den ich aber auf dem Blog nicht mehr wiederfinden kann. Soviel ich weiß ist er ohne Reaktion geblieben. Vielleicht ist er mir aber auch nur durch die Lappen gegangen. Ich wage es deshalb, ihn hier noch einmal zu wiederholen, weil es um den brisanten Zusammenhang von Recht und Macht geht. Die Sätze, die ich mir herausgepickt habe, lauteten:

        „Rechtsfragen sind Machtfragen. Die Eliten brechen das Gesetz, wenn sie es sich leisten können und sich stark genug fühlen.“

        Ich unterstreiche: „Rechtsfragen sind Machtfragen.“
        Merke aber gleichzeitig an: In den entscheidenden die Macht betreffenden Fragen haben es die Eliten schon lange nicht mehr nötig, „das Gesetz zu brechen“: In den meisten Fällen haben sie die Gesetze, die sie brauchen, schon – hinter einem undurchschaubaren Paragraphendschungel und entsprechend kleingedruckten Ausnahmeregelungen – selbst gemacht. Wo nicht, ist die „Arbeit an den Lücken“ in Hochtouren und in den Glaspalästen, von denen aus die beste Aussicht auf alle und alles geboten wird, ohne selbst gesehen zu werden, schon im Gange.
        Und nicht zuletzt: Wenn man den Steuerzahler zur Kasse bitten kann, ist Gesetzeslosigkeit im Getriebe der Bereicherungsmaschine für sie immer noch die beste Lösung.

        Ein Beispiel gefälligst?
        Robert Rubin – zentrale Figur der Wallstreet – hat (wohl noch per Gesetz) n i c h t n u r das bankenregulierende Gesetz zur Trennung von Kredit- und Investmentbanken aufgehoben, wodurch die Verschmelzung zweier Großbanken in die Citygroup gelang, bei der er einen Beratervertrag von über 126 Millionen Dollar erhielt, s o n d e r n weder wurde das Geld (oder auch nur ein Teil davon) von ihm zurückgefordert, als sich herausstellte, dass die Citygroup durch seine „Beratung“ (auf hochriskante Papiere zu setzen) während der Finanzkrise einen Verlust von 65 Milliarden Dollar einfuhr, noch gab es irgendein Gesetz, das den cleveren „Berater“ dafür zur Rechenschaft hätte ziehen können, dass die Wirtschaftsdepression dadurch verstärkt und zigtausend Menschen in der Folge arbeitslos wurden.
        Die Macht zeigt sich deutlich auf zweierlei clever miteinander – vollkommen legal – verbundene Arten und Weisen:
        a) im Gesetz (Arbeitsverträge sind „frei“ aushandelbar – inclusive Boni-Regelungen)
        b) in der Gesetzlosigkeit – wenn es um soziale Verantwortung und die asozialen Folgen geht.
        Banken sind ja weder caritative Einrichtungen, noch dem Gemeinwohl verpflichtet.
        (Jedenfalls in neoliberalen Zeiten nicht.)
        Der neoliberale Staat hat die juristisch-blinde Binde vor den Augen und sieht nichts. Und wenn man es ihm verklickert, zuckt er nur mit den Schultern.

        That’s how it is!

        P.S.: Dürfen wir dabei vergessen, uns daran zu erinnern, was einer Kassiererin in einem Supermarkt blüht, wenn sie einen liegen gebliebenen Müsliriegel „veruntreut“?

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      • Detlev Matthias Daniel schreibt:

        Die Frage, die mich jahre- bzw. schon jahrzehntelang umtreibt, ist die, wie die Auswirkungen von Macht, Herrschaft, Gewalt, Unterdrückung, Ausbeutung etc. überwunden werden können, ohne selbst Macht, Herrschaft, Gewalt, Unterdrückung, Ausbeutung etc. anzuwenden. Letztlich zufredenstellende Antworten finde ich nicht einmal bei Gandhi. Ich meine verstanden zu haben, daß diese Begriffe sich nicht scharf abgrenzen lassen. Sie haben – zumindest in diesem Gesellschaftssystem – immer etwas miteinander zu tun. Der Versuch, über gesellschaftliche Machtkämpfe welcher Art auch immer etwas zu verändern, führt aus diesem System nicht heraus, denn der Sieger jedes Machtkampfes ist stets die Macht, die zudem nach aller Erfahrung die Menschen korrumpiert. Auch die Eindämmung der Macht durch Teilung und Kontrolle erweist sich nicht nur empirisch als trügerisch. Jeder solche Versuch führt zurück auf den Entwicklungsweg von Macht und Herrschaft.

        Alle meine Betrachtungen und Antworten drehen sich letztlich immer um diesen Kern. Ganz sicher ist das soweit auch nur eine (einseitige) Perspektive. Sicher scheint mir allerdings, daß die Logik unseres Denkens auch Teil dieses Systems ist und wir mit diesem Denken seine Begrenztheit (eben auch eindimensionales Denken) überwinden und neue Dimensionen erschließen müssen, wenn wir die Herrschafts- und Gewaltlogik dieses Systems verlassen wollen. Der Ausgang ergibt sich nicht linear und plötzlich. Nur durch die allmähliche und parallele Erschließung systemisch prägender Wirkungszusammenhänge entwachsen wir dem System. Soweit unser Denken unsere Freiheit definiert, überhaupt etwas bewußt verändern zu können, ist es seine Herausforderung, sich selbst aus seiner Begrenzung zu befreien, um weitere Entwicklungsstränge auf den Weg zu bringen.

        Meine Antworten erschließen Möglichkeiten sich aus der Macht zu lösen. Ich bin ihr weniger ausgesetzt und wirke weniger an ihr mit. Niemand muß dafür eine Ideologie übernehmen – im Gegenteil. Es ist seine ganz eigene Sicht, die ein sich dann neu entwickelndes System stützt.

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        • Lutz Lippke schreibt:

          Zum Pessimismus dieser Erkenntnisse und Erfahrungen möchte ich eine optimistische Sichtweise beifügen. Wenn das Glas halb leer ist, dann ist es bekanntlich auch halb voll. Nach diesem Motto also.
          Macht ist die Währung in einem Herrschaftssystem mit mindestens 2 Beteiligten, dem Machtausübenden und dem Machtunterworfenen. Insbesondere Psychologen werden attestieren, dass die wechselseitigen Abhängigkeiten schon bei Zweierbeziehungen weitaus komplexer sind, als dies „Mächtiger“ und „Bemächtigter“ ausdrücken. Die grundsätzliche Vereinfachung auf Herrscher und Beherrschter ist also auch in politischen Verhältnissen nicht besonders realitätsnah.

          Der Despot versucht seine Angst vor Machtverlust wie ein gewaltsüchtiger Schläger die Angst vor einem wirkungsvollen Gegentreffer durch brachiale, ungestüme Willkür auszuüben. Die Folgen eines Fehlschlagens dieser Strategie, ist dem Despoten, wie auch dem Schläger instinktiv klar. Die Angst des Herrschers muss seine Fähigkeit zur Angstverbreitung steigern, sonst lähmt sie ihn. Eine probate Antwort der mit willkürlicher Gewalt beherrschten Seite lieferte Gandhi. Nimm dem Mittel die Wirkung, dann wird das Mittel untauglich. Der in einem Angstsystem Bemächtigte wird bei Verlust seiner Angst zum Mächtigen, ohne dass er dazu den Angstbessenen in der Wahl der Mittel folgen muss. Der Angst-Gelähmte kann möglicherweise sogar therapiert und integriert werden. Der Steigerung der Angst im System steht also die Verringerung von Angst im System gegenüber. Das System wird damit nicht verlassen, sondern die Angst vor dem (halb) leeren Glas wird in das Vertrauen in das (halb) volle Glas systemimmanent gewandelt.

          Die Wechselseitigkeit von Machtverhältnissen, deren Mittel und Wirkungen lässt sich also nicht durch statische Zuweisungen beschreiben, ohne das System damit auf eine einseitig gerichtete Momentaufnahme zu verkürzen. Wir reden aber über dynamische, prozesshafte Systeme, die mitunter nur unendlich erstarrt oder in ihrer fatalen Entwicklung unbeeinflussbar erscheinen. Der Geschlagene zittert vor Angst und erfüllt damit genau so lange die Erwartung des pathologisch angstbesessenen Herrschers, wie seine Unterwerfung und auch seine verzagte Gegenwehr der Angsterhaltung und Angststeigerung zugänglich ist. Der Geschlagene spielt die einseitigen Regeln also wohl oder übel mit. Erst die glaubhafte Reduktion der Angst auf ein unwirksames Maß unterbricht diese beiderseitige Angststarre und kehrt den Prozess um. Die Umkehrung des Prozesses betrifft also nicht zuerst die Rollen der Protagonisten, sondern zuallererst das Machtmittel Angst.

          Angst ist auch heute noch auf beiden Seiten das beherrschende Symptom. Das Finanzsystem muss gerettet werden, sonst verliert der Rentner seinen ersparten Groschen und der Angestellte seinen Job. Die Welt braucht Anleitung und Führung, sonst versinkt sie in Chaos und Elend. Bezeichnend ist auch für diese Beschreibungen die Einseitigkeit. Denn wie beim Despoten-Beispiel ist auch hier die Angst der Herrschenden vor dem Angstverlust der Beherrschten das pathologische Wesen der Machtausübung. Die Herrscher haben also Angst vor uns und drohen daher mit der Angst. Überall dort, wo Angst reduziert wird, werden sie selbst umso ängstlicher. Wenn möglich, werden sie daher mit direkter Gewalt neue Ängste erzeugen, andernfalls indirekt Ängste zwischen den Beherrschten schüren und ihre eigene prekäre Lage mit allerlei Verleugnungen und Machtgebaren überspielen. Die Behauptung von eigener Stärke und Wertlosigkeit von Alternativen sind deutliche Zeichen dafür. Die Vortäuschung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit mögen der Hinterfotzigkeiten wegen auch als besonders gerissene Mittel des Machterhaltes erscheinen. Aber ist diese aufwändige Täuschung nicht grundsätzlich auch das Eingeständnis, dass angesichts der tatsächlichen Machtverhältnisse vor einer direkten Gewaltausübung zurückgeschreckt werden muss und solche Versprechungen an die „Beherrschten“ notwendig sind? Sind die „Beherrschten“ dann noch die „Beherrschten“ oder bestimmen sie eigentlich schon die Mittel der Macht? Wenn der Räuber auf Diebstahl oder Betrug umsattelt, dann hat er die Macht der Opfer zur Gegenwehr doch anerkannt. Es wird daher zur betrügerischen Strategie gehören, dass sich Opfer mit Knüppeln gegen Räuber wappnen sollen, statt auf den hinterfotzigen Betrug zu achten. Vielleicht wird es für die Opfer also Zeit die Knüppel zu hinterfragen und sich auf angemessenere Weise gegen die veränderten Strategien der Räuber zu wehren. Wird der Verzicht auf direkte Gewalt als Etappensieg, als halbvolles Glas verstanden, dann ist man dem Ziel deutlich näher gekommen.

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        • Detlev Matthias Daniel schreibt:

          Ja, so wird etwas daraus. Es ist vollkommen richtig, hier noch das Moment der Angst zu ergänzen zusätzlich zu dem der Illusion und Täuschung. Genau darum geht es mir, zu erkennen, wie Macht entsteht und worauf sie sich gründet. Gelingt es mir, mich so zu halten und zu organisieren, daß diese Wirkungen mich nicht mehr packen können, bin ich nicht mehr Machtunterworfner. Ist meine Haltung gleichzeitig so, daß diese Wirkung auch von mir nicht mehr ausgeht, hab ich nicht nur die Macht des Machtausübenden gebrochen, sondern die Macht als systemisch prägendes Prinzip.

          Fabian Scheidler schreibt in dem lesenswerten Buch „Das Ende der Megamaschine“ von den vier Tyranneien, vier Säulen der Herrschaft:
          1. Herrschaft durch physische Gewalt
          2. Herrschaft durch ökonomische bzw. strukturelle Gewalt
          3. Herrschaft durch ideologische Gewalt
          4. Herrschaft durch die Gewalt linearen Denkens
          Diese Betrachtungsweise ist der meinen sehr nahe. Ziehen wir die Verbindung zu der wirkenden Angst, so wäre es
          1. die Angst vor dem Schmerz, dem Verlust der physischen Integrität bzw. Existenz,
          2. die Angst vor dem „Verhungern“, dem Verlust der wirtschaftlichen Integrität bzw. Existenz,
          3. die Angst vor dem Verlust der sozialen Integrität und Bedeutung,
          4. die Angst vor dem Verlust des eigenen Selbst- und Identitätsbewußtseins, der eigenen Wirkungsmacht oder Wirk-lich-keit.

          Der Unterschied zwischen 3. und 4.: 3. will darüber bestimmen, was du denken darfst, was du für wahr hältst, 4. darüber, wie du denkst, z.B. daß du nie in Frage stellst, daß es nur eine echte Wahrheit gibt, die es zu erforschen gilt, oder daß Gesellschaft einheitliche Regeln braucht, nach denen alle funktionieren. Oder allgemeiner, daß das Denken die Dinge klar und präzise kontrollieren muß und nicht überwindbare Mehrdeutigkeiten einen Mangel darstellen.

          Wichtig wäre mir noch festzustellen, daß gesellschaftliche Macht noch eine andere Qualität hat als die zwischen zwei oder ein paar Personen. Macht zwischen einzelnen Personen gründet vor allem auf individuellen, natürlichen Unterschieden und Fähigkeiten, auch wenn die Wirkungsweise am Ende sehr komplex sein kann. Gesellschaftliche Macht kann nur organisiert werden durch Aneignung und Ausnutzung der Fähigkeiten und Tätigkeiten vieler anderer – vulgo: Ausbeutung. Sie besteht in diesen Strukturen, die Personen erfüllen darin nur Rollen und sind austauschbar. Was uns daraus befreien kann, ist letztlich nicht das Verständnis der Herrschaftsstrukturen, sondern das Verständnis unseres Mitwirkens bzw. unseres Nicht-mehr-Mitwirkens.

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    • Detlev Matthias Daniel schreibt:

      Es gibt Menschen, die können mit Kritik nicht umgehen, wenn sie konkret angreift, Ablehnung (in der Sache) und Widerstand aufbaut. Sie fühlen sich dann angegriffen, schalten auf Verteidigung und Gegenangriff – Kommunikation aus, Konfrontation ein. Es gibt Menschen, die können mit Kritik nicht umgehen, wenn sie Dinge in Frage stellt, um Alternativen als solche erkenntlich zu machen. Sie fokussieren sofort auf die Alternativen, die sie ablehnen, weil sie die Kritik übersprungen haben. Was hilft? Vielleicht sich zunächst auf die Infragestellung zu beschränken, um die Menschen dazu zu bewegen, selbst nach Alternativen zu suchen? Probieren wir’s.

      Daß Migranten ins Land kommen, ist Tatsache. Wir können das beobachten. Daß ihre Zahl in den vergangenen Jahren zugenommen hat, scheint glaubhaft. Genau wissen können wir es aber nicht. Zumindest wenn wir es für möglich halten, daß zentrale staatliche Institutionen propagandistisch manipulativ vorgehen, müssen entsprechende Statistiken nicht unbedingt ein wahres Bild abgeben. Daß (viele) Migranten eine andere Kultur haben, als hier sozialisierte Menschen, können wir erleben. Daß sie damit Unfrieden ins Land bringen, scheint plausibel, ist aber schon eine Interpretation. Richtiger erscheint, daß in der Folge im Land Unfrieden entsteht, obwohl die kausale Beziehung auch schon eine Interpretation ist. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob wir ohne sie lediglich andere Sündenböcke hätten. Usw. Diese Betrachtungen können wir jetzt bis zum Vergasen ausdehnen und wir werden feststellen, daß die allermeisten „Fakten“ und „Wahrheiten“, die in Klaus-Peters und den von ihm zitierten Betrachtungen gar nicht explizit aufgeführt, aber implizit enthalten sind, lediglich ein System von aufeinander aufbauenden Interpretationen sind, Erzählungen, die sich möglicherweise auch anders hätten entwickeln können.

      Und hier kommt jetzt ganz pragmatisch die Empirik ins Spiel. Damit sie als wahr anerkannt werden, müssen sich diese Interpretationen als stimmig und nützlich erweisen. Aber eben nicht in jedem Einzelfall. Arbeitssparend verifizieren wir auf der Metaebene die Methode, die Logik, die uns zu diesen Interpretationen geführt hat. Also die Muster unseres Denkens. Schließlich hat sich dieses ebenfalls als erfolgreich bewährt. Wirklich? Ja und nein. Daß auch die ganzen zerstörerischen Wirkungen menschlichen Handelns und der daraus entwickelten Systeme davon mitgeprägt wurden, kann nicht geleugnet werden. Ganz sicher ist das nicht die einzige Ursache, aber die einzige, die unsere Freiheit begründen könnte und damit die Möglichkeit, bewußt etwas zu gestalten, zu verändern.

      Jetzt können wir die Zerstörungen als Irrtümer interpretieren, als Folge unterkomplexer Erfassung der zu berücksichtigenden Zusammenhänge. Das Problem ließe sich lösen, wenn es gelänge, iterativ sich den Grenzen der Wirklichkeit anzunähern, sie vielleicht nie ganz, aber immer vollständiger zu erfassen und damit mögliche Irrtümer immer weiter einzugrenzen. Tatsächlich aber sieht es so aus, daß (oder als ob) die Menschheit mit jeder Ausweitung ihrer Kenntnisse sich einen noch größeren Wirkungsraum erschließt und damit ihre Irrtümer in der Summe nicht eingrenzt, sondern noch mehr ausweitet. Alles deutet darauf hin, daß die Wirklichkeit wirklich unendlich ist. Und so wie die Mathematik mit dem Unendlichen nicht arbeiten kann, wenn sie versucht es zu beziffern oder „näherungsweise“ unglaublich hohe Zahlen zu verwenden, so können wir die unendliche Wirklichkeit nur in einem Abstraktum erfassen, nicht durch immer mehr Wissen, das uns irgendwann den Kopf und alle Speicherkapazitäten sprengt. Die Alternativen wollte ich ja aussparen.

      Zurück zum konkreten Anlaß: Wenn die Deutung der Migrationsbewegungen als bewußt eingesetzte Waffe in einer gewaltsamen Umgestaltung der globalen Gesellschaftsstrukturen ein Aspekt der Wirklichkeit (Wahrheit) ist, die von irgendwelchen, allenfalls teilweise namentlich bekannten Eliten betrieben wird, was nützt dann diese „Erkenntnis“, was ändert sie und welche Einflußoptionen eröffnet sie mir?

      1. Ich glaube die offiziellen Erzählungen nicht mehr.
      2. Ich bringe mit dieser „Wahrheit“ andere dazu, die offiziellen Erzählungen nicht mehr zu glauben.
      3. Ich wähle die (Parteien), die behaupten mit diesen Eliten nicht zusammenzuarbeiten.
      4. Ich wähle überhaupt nicht mehr, weil ich glaube, daß alle Politiker mit den Eliten zusammenarbeiten.
      5. Ich fühle mich ohnmächtig und fange an, „die da oben“ zu hassen. Vielleicht entwickle ich Gewaltphantasien.
      6. Da ich „die da oben“ nicht erreiche, versuche ich wenigstens, ihre Agenda zu stören und die Aufnahme von Migranten zu verhindern.

      Hat irgendwer intelligentere Ideen?

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  8. fidelpoludo schreibt:

    Wie man es vermeidet „ohne jede konkrete Kritik auf der Sachebene, sondern durch Übergang auf die Metaebene einer Diskussion der Wahrheitsproblematik“ (Kranich s.o.) an der Sache vorbei zu reden, sondern beide Ebenen sinnvoll miteinander verbinden kann, führt uns Ansgar Schneiderhier einmal beispielhaft vor:
    Akademische Naivität und der 11. September
    https://kenfm.de/akademische-naivitaet-und-der-11-september/

    „Mein Entschluß die wichtigsten naturwissenschaftlichen Aspekte des 11. Septembers in einem Buch zusammenzutragen, um die Grundlage für eine sachliche Diskussion zu legen, wurde dann durch die großen, meinungsbestimmenden Medien angestoßen, ja geradezu von ihnen herausgefordert. Denn die dortigen Journalisten haben offensichtlich weder die offiziellen Berichte gelesen, noch verstehen sie, daß man ein naturwissenschaftliches Argument nicht damit widerlegen kann, indem man schlecht über Leute redet, die sich kritisch mit dem Thema befassen.“

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  9. Lutz Lippke schreibt:

    Die Herausforderung:
    Ich finde es gut, dass wir uns mit der Nase auf eine durchaus kritische Situation (insbesondere der Linken) stoßen. Da thematisiert Kranich „Kriegsführung durch Einwanderung“ als Kriegsform der vierten Generation und wir weichen dem Konkreten aus. Wer wollte auch behaupten, dass er in DIESER Situation Widersprüchlichkeiten ohne Bauchschmerzen auflösen könnte.
    Wir wissen sehr wohl, dass diese Kriegsform erst durch vorbereitende aggressive und manipulative Methoden in Wirtschaft, Medien und Recht möglich wurde und immer wieder möglich sind. Selbst wenn man das jetzt ab sofort unterbinden könnte, wären die entstandenen Probleme noch nicht aus der Welt. Daraus folgt auch ein Dilemma jeder Absicht auf Veränderung. So ziemlich jede berechtigte Regung aus dem Volk, jede Bewegung und humanitäre Aktion kann heute missbraucht, gekapert oder sogar inszeniert werden, um den Boden für eine ganz andere Agenda zu bereiten.

    Ursachen:
    Ein Grundübel ist, dass sich führende Eliten fast Alles kaufen können und selbst kaum greifbar sind. Ein weiteres Grundübel ist, dass ein großer Teil der Anderen in prekären oder zumindest nicht gesicherten Verhältnissen agiert und zusehen muss, wie man mit dem Rücken an die Wand kommt. Diese Spaltung der Gesellschaft besteht genau genommen aus sehr vielen und vor allem mehrdimensionalen Spaltungen, so dass weder der Fokus auf die vielen Details, noch der Blick auf das große Ganze ausreichen, um zu erfolgreichen Veränderungen mittels durchgreifender Kooperation und Handlungsfähigkeit zu kommen. Der Spaltpilz ist wohl eine der effektivsten Waffen der Eliten, was kaum verwundert, wenn Wenige Viele beherrschen wollen.

    Mein „Vorwurf“:
    den ich eher als kritische Frage auch an mich selbst sehe, ist daher durch eine ganz praktische Frage motiviert:
    Wie kann man die „Spaltungen der Masse der Vielen“ tatsächlich effektiv überwinden und daraus die ihr potentiell innewohnende humanitären Kraft für die notwendigen Veränderungen schöpfen?

    Ansatz:
    Ich denke, dass es dafür nicht die eine große Antwort gibt. Andererseits bin ich davon überzeugt, dass es bereits Antworten und Erfahrungen gibt, die Teil der Lösung sein müssen. Kranich05 thematisiert z.B. insbesondere Lenin und den historischen Materialismus als Quelle der Erkenntnis und sucht nach den Anknüpfungspunkten und Irrtümern in unserem heutigen Denken und Handeln. Es gibt weitere Zugänge, die sich in unserem gemeinsamen Verständnis finden und ergänzen müssen. So sehe ich naturwissenschaftliche Methoden und Denkweisen als wichtige Zugangsformen an. Wer die Schwierigkeiten mit unterschiedlichen Begriffsdefinitionen und Denkweisen aber auch die Zugewinne in interdisziplinärer Zusammenarbeit schon einmal erfahren durfte, kann sich da sicherlich auch viel Reibung, aber auch neue Erkenntnis vorstellen.

    Konkreter:
    Ich bin der Auffassung, dass es insbesondere konkrete und überprüfbare Analysen zur Tatsache geben muss, dass sich positiv motivierte Ideen und initiierte Entwicklungen so leicht manipulieren und ins Gegenteil verkehren lassen. Mit „konkrete und überprüfbare“ Analysen meine ich eben, dass es um fundierte Überlegungen zu Ursachen des bisher Verfehlten und zur tatsächlichen Erreichbarkeit der gesetzten Ziele gehen muss, die nicht von Wunschdenken und Gewissheiten bestimmt sind. So sind die Lösungen: „Mehr vom Richtigen!“ und „Sammeln der Richtigen!“ zwar zunächst naheliegend, wenn man Spaltungen überwinden will. Aber genaugenommen folgen sie nur der ungeprüften Hypothese, dass bisher nur zu Wenige den Durchblick hatten und mithin nur vom Richtigen überzeugt und zum gemeinsamen Handeln versammelt werden müssten. Ist das tatsächlich so?

    Demokratie?
    Zur Erinnerung: Es gibt nicht die eine große Antwort (jedenfalls ist das meine Auffassung). Daraus schlussfolgere ich, dass es auch nicht „DAS Richtige“ und „DIE Richtigen“ gibt. Jedenfalls nicht sicher. Darauf basiert letztlich die Idee der Schwarm-Intelligenz, die mit Toleranz im Denken und Handeln untrennbar verbunden ist. Der erhoffte Mehrgewinn für das Gesamte folgt aus Variation und Reflexion. Dieses Prinzip wurde mit dem Begriff „Demokratie“ ins Politische übersetzt. Soziale Führung durch gemeinschaftliches koordiniertes Handeln und Reflektieren, Variieren durch Toleranz gegenüber individuellen Abweichungen von der Gesamtheit. Die zugrunde liegende Idee ist ein tendenziell lernfähiges System zum Nutzen Aller. Aus der Perspektive des Einzelnen ist das mit dem (freiwilligen) Verzicht auf mögliche persönliche Vorteile verbunden, wenn der absehbare gemeinschaftliche Vorteil überwiegt. Mit der Idee des „kleinsten gemeinsamen Nenners“ oder „jeder soll etwas abbekommen“ oder „Ergebnisse mit Gesichtswahrung“, wie Politiker gern das demokratische Prinzip erklären, hat das nur sehr wenig zu tun. Umso mehr aber mit verbindlichen Regeln.

    Verbindliche Regeln?
    Ich behaupte, dass die Verbindlichkeit von Regeln, die die Sicherheit für die persönliche Existenz, Chancengerechtigkeit und Handlungsfreiheit versprechen, grundsätzlich eine hohe Zustimmung in der Gesellschaft erfahren. Einerseits gibt es daher gerade in Deutschland immernoch eine hohe Akzeptanz für das Grundgesetz und die Einhaltung der bestehenden Gesetze, aber andererseits ein erhebliches Misstrauen zur Frage, ob es in Deutschland auch tatsächlich rechtmäßig zuginge. „Recht haben und Recht bekommen, sind zwei Paar Schuhe“ oder „Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand“ sind altbekannte Weisheiten, die diese Diskrepanz bechreiben. Weitergehend ist noch das Misstrauen, dass die gesamte Rechtsordnung nur dem Erhalt der Macht der Eliten dient. Auf dieser pauschalen Ebene von generösen Vertrauen und Misstrauen zum Gleichen stand ich noch vor ca. 10 Jahren und hatte bis dahin Wichtigeres zu tun, als mich zur Rechtswirklichkeit tatsächlich mit Konkretem und den Feinheiten zu befassen. Dazu wurde ich gezwungen. Die Realität schockierte mich zwar, öffnete mir aber auch die Augen für das Mögliche.

    Recht und Gerechtigkeit:
    Wieder so ein Dilemma. Der übliche Affekt: Bekomme die „Richtigen“ Recht zugesprochen, hält man das für rechtens und gerecht. Bekommen die „Falschen“ Recht zugesprochen, dann ist das manipulatives Unrecht, ein Rechtsfehler oder zumindest fataler Irrtum des Rechts. So wird Recht bereits von den „Rechtsunterworfenen“ der eigenen Sicht auf die Dinge und dem Eigeninteresse geopfert und verliert damit schlicht seine Verbindlichkeit. Wie wir von Gesellschaftsspielen durchaus wissen, widerspricht dieser affektive, situationsbezogene Umgang gerade dem Prinzip der Verbindlichkeit von Regeln. Im Spiel können wir durchaus einsichtig verlieren, wenn es den anfangs vereinbarten Regeln entspricht. Liegt der Grund dafür etwa nur darin, dass es beim Kartenspiel um nichts geht oder hat das was mit der Verbindlichkeit der Spielregeln für Alle zu tun? Ist die Klarheit und Verständlichkeit der Regeln nicht eine Voraussetzung für deren verbindliche Anwendung? Wie passt „Gottes Hand“ und die Realität in Deutschland dazu?

    Gerechtigkeits-Politik?
    Kann man eine Gesellschaft politisch verändern und gerechter gestalten, wenn die verbindlichen Regeln des konkreten Interessenausgleichs in „Gottes Hand“ liegen? Wie kann man den Widerspruch zwischen dem allgemeinen Vertrauen in das Recht einerseits und das verbreitete Misstrauen in die Rechtswirklichkeit andererseits bearbeiten und bestenfalls auflösen? Durch Übergehen der konkreten Rechtswirklichkeit und ihrer Prinzipien? Wird wie schon bei der Massenmigration erst die AfD wieder aufzeigen müssen, dass die Thematisierung von Fragen der Rechtswirklichkeit erhebliche Zustimmung für ein (AfD-)Aufstehen erzeugt? Will dann „Aufstehen“ dem AfD-Aufstehen erneut nachlaufen und versuchen die „richtigeren“ Akzente zu setzen? Wann wird „verbindliches RECHT“ als ein entscheidendes Prinzip zur Organisation von wirksamer Demokratie erkannt und daraufhin zwingend wie das Soziale als ein (eigenständiges) Thema adressiert und tatsächlich mit Sachverstand in der politischen und lebenspraktischen Auseinandersetzung vertreten?

    Sicherlich gibt es so manche Lücke im Gesetz, aber nach meiner Überzeugung ist keine ist so groß und real wirksam wie die Erkenntnis- und Handlungslücke der „Gerechten“ zur konkreten Bedeutung von Recht und Gesetz.

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    • Detlev Matthias Daniel schreibt:

      Na, das nenne ich mal eine Antithese. Ginge es darum, eine ideale Vision zu beschreiben, würde ich widersprechen. Tatsächlich geht es um Entwicklungen, Veränderungsprozesse, die sich über einen langen Zeitraum erstrecken, in denen sich auch das Recht verändert. Und das tut es nicht, indem es einhergehend mit zunehmender Eigenverantwortung der Menschen kontinuierlich linear abnimmt. Es geht seinen eigenen Weg und auch den nicht immer nur in eine Richtung. So ist die Konstituierung der vorrangigen Menschen- und Persönlichkeitsrechte ein klarer Schritt zum Abbau institutioneller Macht. Sozusagen eine Straßenbaustelle auf dem Weg in eine herrschaftsfreie oder zumindest -ärmere Gesellschaft.

      So ist eben auch die Meinungsfreiheit eine solche Regel. Was etwas verniedlichend ‚Meinung‘ genannt wird, erstreckt sich durchaus auf fundamentale Überzeugungen. Mit den sich daraus ergebenden Konflikten müssen wir zumindest solange leben, bis sie sich lösen und zwar nicht auf Kosten der Meinungsfreiheit – hoffe ich jedenfalls. Gleiches gilt für das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit oder allgemein auf ein menschenwürdiges Leben. Diese Rechte beziehen sich auf alle Menschen und sie binden jede staatliche deutsche Gewalt – damit auch das Parlament, die Gerichte, die Grenzschutzpolizei usw., denen sie bei gewissenhafter Auslegung einiges abverlangen. Die Auslegungen bleiben nicht widerspruchsfrei. Solche Widersprüche sind nur aus unterkomplexer Sicht Fehler. Tatsächlich sind es Anzeichen laufender systemischer Veränderung.

      Die Akzeptanzvoraussetzungen von Spielregeln und Gesetzen unterscheiden sich allerdings schon ganz praktisch. Die Regel, „wer …, scheidet aus“, ist als Spielregel relativ unproblematisch. Die Voraussetzung für die Akzeptanz von Gesetzen ist nicht nur, daß sie für alle gleichermaßen gelten. Wessen Existenz oder Lebensglück davon abhängt, daß er die Gesetze bricht, kann nur schwer gewaltfrei davon abgehalten werden. Er muß verstehen, daß alles, was ihm wewrtvoll ist, davon abhängt, daß er die Gesetze einhält. Auch das wird nicht immer widerspruchsfrei funktionieren.

      An diesen Widersprüchen sind wir gezwungen, Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, in welche Richtung die Entwicklung jetzt weitergehen soll. Der einfache Weg zurück steht meist nicht mehr zur Verfügung. So, denke ich, ist das auch mit den gesellschaftlichen Wahrheiten. Der neue mentale Tribalismus, Filterblasen, ‚Rudeldenken‘ hatte ich es unlängst genannt, – all das bekommen wir nicht mehr zurück in eine Box, in die schöne überschaubare Ordnung der vordigitalen Welt. Aber wenn wir die Herausforderung annehmen, können wir die weitere Entwicklung mit beeinflussen. Wie können wir das so mitgestalten, daß das Ergebnis nicht schlechter, sondern besser ist als vorher?

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      • Lutz Lippke schreibt:

        Dass juristisches Recht nicht einfach nur ein wertfreies Spielregelsystem ist klar. Diese Bezugnahme sollte nur eine symbolhafte Analogie darstellen, um die gravierende Missachtung der einfachsten Grundsätze der formalen Funktion von Regelsystemen in der Justiz aufzuzeigen. Es ist historisch, wie auch aktuell absolut falsch die Tatsachen der Verwerfungen und Widersprüche im Rechtsstaat als notwendige Prozesse des gesellschaftlichen Wandels zu betrachten. Im Wesentlichen erfüllen diese Widersprüche und Unklarheiten vielmehr die Funktion des Eliminierens jedes Wandels zugunsten der überwiegenden Mehrheit und dienen damit dem Stabilisieren des Status Quo als verfestigtes System der Herrschenden. Wie historisch nachgewiesen, ist methodisch und personell auch sehr schnell das Einschwören der Juristen auf totalitäre Regimes und aggressive Kriegsagenden möglich. Angenommen unsere Jungen werden nicht freiwillig unsere Renten und Lebensressourcen in aller Welt kriegerisch erobern und dann gegen die Unterdrückten verteidigen. Unser Standgericht der Greisen wird den alternativlosen Strafbefehl geben und wir werden dann diese „Einhaltung von Recht und Ordnung“ hinnehmen müssen, weil wir deren Einhaltung zu halbwegs demokratischen Zeiten dem politschen Belieben unterworfen haben. Es ist ein großer Irrglaube, dass „der Zweck heiligt die Mittel“ folgenlos bleibt. Das rächt sich, möglicherweise schneller als wir uns vorstellen können.

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        • Detlev Matthias Daniel schreibt:

          Wie schon gesagt kommen wir hier mit eindimensionalen Vorstellungen von Entwicklung nicht weiter. Man könnte auch sagen, „Entwicklung“ in dem Sinne läßt sich immer erst im Nachhinein konstatieren.

          Man könnte hier eine gewisse Analogie zur Entwicklung von Börsenkursen zeichnen. Kurz- und mittelfristig geht es entweder rauf oder runter. Stagnation gibt es so gut wie nie. Bei der gesellschaftlichen Entwicklung liegt das daran, daß Widersprüche, Dysfunktionalitäten uns zu Entscheidungen herausfordern. Klarere Entwicklungslinien zeichnen sich erst längerfristig ab – an der Börse in Jahren oder Jahrzehnten, in der Gesellschaft auch in Jahrhunderten. Eine absolute Sicherheit einer solchen Entwicklung gibt es nicht, dennoch ist das Geschehen nicht rein chaotisch, zufällig.

          Vielleicht ist tatsächlich nicht jeder festzustellende Widerspruch Ausdruck einer solchen Entwicklung, aber dafür, daß gesellschaftliche Entwicklungen ohne diese Widersprüche ablaufen, kenne ich kein Beispiel.

          Es ist eine Frage des Verständnisses, der Perspektive, ob man Bestrebungen nach Machtgewinn und Herrschaft als Ausdruck persönlicher, freier Entscheidung interpretiert oder als Ausdruck systemischer Widersprüche. In Wirklichkeit ist es immer beides. Je größer der Betrachtungsrahmen, desto prägender wird allerdings der systemische Aspekt. Dieser wird aber gerne außer acht gelassen. Das Denken in moralischen Verantwortlichkeiten und klaren Feindbildern ist ja auch so viel einfacher.

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          • Lutz Lippke schreibt:

            Das klingt mir nach passiver Betrachtung eines Historikers, der in der Rückschau die Realitäten im Fluss der Zeit eher im Blackbox-Modus deutet und dies auch für die Zukunft plant. Motto: Schauen wir mal 2030 wieder drauf, dann wissen wir etwas mehr.
            So finden Statistiker über Signifikanz zur Evidenz. Dafür gibt es natürlich auch eine Daseinsberechtigung. Es ersetzt aber nicht die aktive Entwicklung, also die prospektive (systemische) Voraussicht und Handlung. Man kann Widersprüche „IN“ Systemen erkennen, klassifizieren und dementsprechend bearbeiten. Natürlich ohne Anspruch auf eine absolute Garantie der Richtigkeit, Vollständigkeit und des Gelingens. Aber umso überlegter die Voraussicht und Handlung, umso gehaltvoller auch die spätere Betrachtung und Wertung. Transparenz ist insofern nicht nur für das Erkennen des „IST“ und damit überlegten Entscheidung des „SOLL“ notwendig, sondern in Form der transparenten und vollständigen Begründung des tatsächlichen Handelns auch eine wesentliche Grundlage für die spätere Rückschau, der Analyse der Ereignisse und ihrer Folgen. Gerade bei langlaufenden und komplexen Prozessen ist ohne diese Transparenz eigentlich kein Blumentopf zu gewinnen. Auch kein statistischer.
            Als Techniker habe ich in vielen Berufsjahren den Verfall dieser Kompetenzen miterlebt, was nach meiner Erfahrung zu einem wesentlichen Teil der Verschiebung von Entscheidungskompetenzen an fachlich eher substanz- und verantwortungslose Instanzen geschuldet ist. Diese Instanzen können ein System mangels funktionalem Verständnisses nur als Blackbox betrachten. Diese Sichtweise führt letztlich wegen der beherrschenden Unwägbarkeiten und Unbekannten zum Verzicht auf Planung, Struktur und inhaltliche Analyse von Ergebnissen, welche mit Scores und deren Deutungen ersetzt wird. Ebenso problematisch ist nach meiner Erfahrung aber auch die Auffassung, dass sich komplexe Systeme entlang einer einmal erkannten und festgehaltenen Basisstruktur gesetzmäßig entwickeln und daher Komplexität ausschließlich das Ergebnis von unnötigem Ballast oder sogar bewusster Verkomplizierung ist.

            Der Vergleich mit den Börsenkursen zeigt das gut auf. Je nach Stellung im System, geht es Beteiligten um die Manipulation eines Narrativs (z.B. durch Insidergeschäfte), das seismografische und gewiefte Deuten von Parametern durch vermeintliche Experten (Blackboxbetrachtungen) oder Glauben und Hoffen auf Glück. Wenn wir aber unsere Zukunft nicht der Spekulation und dem Hoffen überlassen, sondern diese aktiv und bewusst gestalten wollen, braucht es Substanz.

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            • Detlev Matthias Daniel schreibt:

              Der Begriff „BlackBox“ zeigt, wo das Verständnisproblem ist. Handelte es sich um ein technisches Gerät, so könnte man natürlich schon, wenn man hineinschaut, verstehen, was genau passiert. Da es sich aber bei der Gesellschaft um ein großes, lebendiges und mehrfach unbestimmtes System handelt, kann man zwar darin verschiedene Wirkungslinien erkennen, diese aber nicht zuverlässig projektiv verarbeiten. Man muß eben mehrdimensional denken und das heißt auch – eindimensional gesprochen – in Möglichkeitsräumen. Das bedeutet aber gerade nicht, daß man zur Rolle des passiven Zuschauers verdammt ist – ganz im Gegenteil. Selbst Teil der Gesellschaft ist man immer in einer aktiven, also wirksamen Rolle, auch wenn sie noch so passiv aussieht. Und wir sind auch nicht verdammt, im Dunkeln zu tappen, nur, die Aussagen sicheren Expertenwissens, dieses wenn…, dann…, das funktioniert so nicht.

              Im Übrigen ist das „BlackBox“-Prinzip z.B. in der Statik gängige Ingenieurspraxis. Eben als Einstieg – zur Klärung der Bedingungen der weiteren Analyse. Bewegungsrichtung von den globalen Zusammenhängen hin zum detaillierten Spiel der Kräfte. Das ermöglicht die fiktive Sektion, also das Zelegen des Systems, ohne es wirklich zerstören zu müssen. Eine vergleichbare Herangehensweise halte ich auch bei anderen komplexen Systemen für möglich und sinnvoll – mit den bereits genannten Einschränkungen hinsichtlich der Ergebnisse, denn auch ein unbestimmtes statisches System ist da noch vergleichsweise simpel.

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              • Lutz Lippke schreibt:

                „Im Übrigen ist das „BlackBox“-Prinzip z.B. in der Statik gängige Ingenieurspraxis.“

                Vielmehr noch ist das Prinzip grundsätzlich eine Methode in jedem System mit Intransparenz umzugehen. Gleichermaßen sind aber alle anderen Methoden des amalytischen Umgangs mit (technischen) Systemen ebenso universell und nicht auf diesen Bereich beschränkt. Die methodische Trennung zwischen technischen und gesellschaftlichen Systemen ist nach meinem Dafürhalten willkürlich. Jedenfalls kann die Anwendbarkeit von Methoden nicht durch eine dogmatische Grundannahme ausgeschlossen werden. Ich gehe gar soweit zu behaupten, dass die Intransparenz gesellschaftlichen Wirkens durch den dogmatischen Ausschluss erfolgversprechender Aufklärungsmethoden gesichert werden soll. Da technische Systeme wohl auch immer in einer Interaktion zwischen Mensch und Technik entwickelt und benutzt werden, ist der Mensch/die Gesellschaft letztlich Teil des jeweiligen Systems. Damit ist zumindest auch ein Teil des großen lebendigen und mehrfach unbestimmten Systems Gesellschaft Teil jedes technischen Systems. Es gibt in Systemen damit immer deterministische und nichtdeterministische Prozesse. In vernetzten Systemen wäre die rein statische Sichtweise wegen vieler unsicherer Bedingungen meist auch nutzlos.
                Interessant finde ich daher, dass im gesellschaftswissenschaftlichen Sprachgebrauch durchaus auch viele Analogien zu technischen Systemen hergestellt, aber andererseits entsprechende Analysemethoden für unanwendbar erklärt werden.

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              • Detlev Matthias Daniel schreibt:

                Selbstverständlich kannst du jede erdenkliche Methode anwenden. Die Frage ist nur, was dabei herauskommt. Die Methode des mechanistisch linearen Denkens muß nicht durch eine dogmatische Grundannahme ausgeschlossen werden, um die Intransparenz gesellschaftlichen Wirkens zu wahren. Solange sie angewendet wird und die weiteren analytischen Methoden darauf basieren, ist die Intransparenz gesellschaftlichen Wirkens gesichert. Würde ich mal als Antithese formulieren.

                Ich stimme dir zu, daß der Mensch in der Anwendung von Technik – zumindest bislang – noch immer beteiligt ist. (Es gibt wohl Leute, die sehen darin einen zu beseitigenden Fehler.) Das heißt aber nicht, daß man lebendige und technische Systeme bedenkenlos in einen Topf werfen kann. Das Konzept technischer Systeme basiert noch immer auf einer linearen Logik. Dieselbe angewendet auf natürliche Systeme führt zu genau den Zerstörungen, die wir heute allenthalben beklagen.

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                • fidelpoludo schreibt:

                  „Das Konzept technischer Systeme basiert noch immer auf einer linearen Logik. Dieselbe angewendet auf natürliche Systeme führt zu genau den Zerstörungen, die wir heute allenthalben beklagen.“

                  Nach meinem „intuitiven“ Verständnis triffst Du mit dieser Feststellung (ziemlich linear) den Nagel auf den Kopf. Vielleicht kannst Du auch auf Quellen verweisen, die sie (wie linear auch immer) untermauern. Mir fällt dazu zunächst Paul Parins simplifizierend-polemischer Buchtitel ein: „Die Weißen denken zuviel“. Man könnte auch auf das allgemein menschliche Phänomen der „Neugierde“ verweisen, die sich weitgehend „unlinear“ bei nicht verbildeten Menschen einzuklinken weiß, wenn sie sich trotz alles und jedes „vordenkend“ regeln wollender schulischer, akademischer und Alltagserfahrungen immer wieder mal zu erhalten weiß und sich etwa in dem Sinne artikuliert, dass sie sich dagegen wehrt, von außen aufgezwungene Gedankengänge einfach unwidersprochen bloß an- und übernehmen zu müssen, weil sie – nur auf den ersten Blick – plausibel erscheinen, keinen Widerspruch dulden. Allzu glatt klingende „Erklärungen“ reizen zum „Abgleiten“ in die Richtung eines verdeckten Wissens, das uns verschwiegen werden könnte bis zu der Frage nach den Interessen, denen das „Glatte“ dienen könnte.
                  Eine „technisch-systematisch-formatisierte“ Einbindung dieser spontanen Art von Neugierde würde diese Art der Neugierde allerdings in ihrem Entscheidenden verfehlen – auch wenn sie sich „historisch-materialistisch“ (kybernetisch) nennen wollte, ein Label das „neugierig“ historisch-materialistisch untersucht, auf unhalbare Dogmen verweist, die mit „Aufklärung“ dann nichts mehr zu tun haben – eben weil sie sich einer unhaltbaren Linearität verpflichtet haben.

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                • Lutz Lippke schreibt:

                  „Die Methode des mechanistisch linearen Denkens“ ist aus dem 19.Jahrhundert und kann wohl kaum der denkbare Horizont sein. Es ist aber das typische Argument zum Ausschluss strukturierter und logischer Methoden.
                  Ich denke, dass die Ursachen ganz anders liegen. Denn Grundkenntnisse des Logischen verwendet Jeder auch im Alltag, um sich zu orientieren, zu positionieren und zu entscheiden. Wer mag die Grenze der Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens bestimmen? Natürlich reichen Grundkenntnisse der Logik nicht für die Bewältigung jedes Problems aus. Eine weitere Möglichkeit sind dann Gefühlsentscheidung und Erfahrung, also Versuch und Irrtum oder auch Instinkt und dessen Konditionierung. Aber auch das löst nicht jedes Problem. Dann kommt Glaube oder Vernunft. Man kann an Erfolg oder Misserfolg ebenso glauben wie man ihn vernunftgemäß abschätzen kann. Der Unterschied zeigt sich wunderbar am Begriff der Wahrscheinlichkeit.
                  Während der Gläubige eine mit den gegebenen Mitteln scheinbar nicht auflösbare Unwägbarkeit durch eine subjektive Überzeugung ersetzt, definiert die Vernunft für die Behandlung solcher Unwägbarkeiten objektive Eintrittschancen. Dem Gläubigen ist der zu 80%-Täter ein Schuldiger, dem Vernünftigen ist klar, dass ein solcher Glaube statistisch in 1 von 5, 2 von 10 Fällen usw. einen Unschuldigen trifft. Der Gläubige nennt seine Überzeugung zum Unwägbaren pseudowissenschaftlich in Worten: „hohe, höchste und absolute Wahrscheinlichkeit“, um damit die zugrunde liegende Willkür zu verleugnen. Das weisen naturwissenschaftliche Methoden nach.

                  Gern auch ein Beispiel: Juristen arbeiten viel mit unbestimmten Rechtsbegriffen, die also erst im konkreten Fall durch den „Experten“ bestimmt werden. Oft ist diese Bestimmung des Unbestimmten das wesentliche Entscheidungskriterium in einer Sache. Das ist nun mal so. Liegt also in der Natur der Sache. So sehen das die meisten Juristen, nennen es herrschende Rechtsmeinung und gestehen dem wissenschaftliche Qualität zu. Ein solcher unbestimmter Rechtsbegriff ist z.B. das Kindeswohl, das im Kindschaftsrecht eine zentrale Bedeutung hat.
                  Nun haben sich Forscher der Universität Tübingen damit nicht abgefunden und seit einigen Jahren an dem Problem getüftelt. Bereits deren Grundidee offenbart welch unlogischer Geist in dem Dogma „unbestimmter Rechtsbegriff“ eigentlich steckt. Denn wenn z.B. das Kindeswohl ein entscheidendes Kriterium in vielen Fällen ist, dann lässt sich statistisch bestimmen, wie das Kindeswohl in diesen vielen Fällen konkretisiert und bewertet wurde. Die Forscher gehen jetzt soweit, dass sie das angeblich „Unbestimmte“ nunmehr skalieren und auf unterschiedlichste Kontexte durch Parameter anpassen können. Damit können zukünftige Konkretisierungen und auch deren Folgen numerisch überprüft und bewertet werden. Denkbar halte ich sogar, dass sich daraus eine Methode zur allgemeinen Konkretisierung von „unbestimmten Rechtsbegriffen“ und damit zu einer Abkehr von Willkür entwickeln lässt. Genau hier STOP!
                  Keinesfalls bedeutet das im naturwissenschaftlichen Denken, dass damit im Ergebnis eine mechanisch-lineare Entscheidung, quasi ein automatisierter Entscheidungsalgorithmus entwickelt wurde. Solche Ideen und Verwendungen sind nicht Ausdruck naturwissenschaftlichen Denkens, sondern gerade das Gegenteil. Nur verkauft es sich gut, wenn man Glaubenssätze oder interessengeleitete Willkür als naturwissenschaftlich labeln kann.

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                • Detlev Matthias Daniel schreibt:

                  Dafür, daß die Methode „aus dem 19. Jahrhundert ist“, ist sie aber ziemlich gegenwärtig.

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    • Detlev Matthias Daniel schreibt:

      Ich antworte mal hier auf fidelpoludo (https://opablog.net/2018/09/16/fundstueck-16-8-2018-kriege-der-dritten-und-der-vierten-generation/#comment-131158), um nicht meterlange Textfäden zu produzieren.

      Also Quellen? Meine Quellen sind im Wesentlichen meine Beobachtungen. Eines der ersten Beispiele, die mir da einfallen wäre Land- oder auch Forstwirtschaft, die den Boden und die Umgebungsbedingungen als Produktionsfaktoren betrachten, Produkte hervorzubringen, die dem System (der Produktionsanlage) entnommen, genutzt und abschließend irgendwohin entsorgt werden. Die Schäden entstehen, wo die „Produkte“ entnommen werden, wo sie hin entsorgt werden und nicht zuletzt auch bei den Menschen, deren Tätigkeit für ein solches Wirtschaftssystem instrumentalisiert und enteignet werden muß – Ausbeutung wohin man schaut.

      Mehrdimensionales Denken ist selbst dort nur schwach ausgeprägt, wo man beansprucht „ökologisch“ zu wirtschaften. Peter Wohlleben beschreibt in „Das geheime Leben der Bäume“, wie grandios dieses Denken scheitert, wenn man die Holzentnahme und -nutzung aus den Wäldern als „klimaneutral“ ansieht. Selbst wenn man nur auf die CO2-Bilanz schaut, setzt jeder entnommene m³ Holz die doppelte Menge des darin gebundenen Kohlenstoffes frei – von „nachhaltiger“ „Kreislaufwirtschaft“ keine Spur.

      Zur kindlichen Neugier möchte ich noch ergänzen: Nicht von ungefähr fragen Kinder vornehmlich „warum“ und nicht etwa „wozu“. Was bedeutet denn das – „wa-rum“? Sprache steckt voller Entdeckungen.

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  10. Lutz Lippke schreibt:

    „Die Strategien der Rechtsunsicherheit“
    Eine interessante und mit viel wissender Ironie verfasste Serie zu Rechtspolitik und Rechtspraxis habe ich heute zufällig entdeckt:
    https://justiz-und-recht.de/die-strategien-der-rechtsunsicherheit-teil-1-auftakt-und-die-drei-strategien/

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Während der vorherige Link zur praktischen Umsetzung von „Rechtsfragen sind Machtfragen“ auch für den Rechtslaien einige wahrhaftige, aber ironisch verpackte Einblicke gibt, findet sich bei justiz-und-recht.de aber auch der historische und rechtspolitische Hintergrund. Es ist nicht verwunderlich, dass man auf einen Bekannten stößt: Bernd Rüthers. Vor allem wohl deshalb, weil in den juristischen Kreisen eine öffentlich kritische Sicht auf die Wirkungen der eigenen Zunft schon grundsätzlich eher selten ist bzw. schnell untergebuddelt wird. Wenn überhaupt, dann finden gestandene Juristen erst zu fundamental kritischen Bekenntnissen und Beachtung, wenn der Ruhestand sicher erreicht ist und der erlangte Status nicht mehr in Frage gestellt werden kann. Auch das ist ein deutliches Hinweis darauf, dass in dieses geschlossene Expertensystem Transparenz von außen gehört. Jüngere kritische Juristen brauchen die Unterstützung durch Demokraten, die sich nicht zu schade dafür sind, in notwendige und fragwürdige Windungen des juristischen Gedärms einzudringen und deren Wirkungen in seinen Differenzierungen zu erkennen. Denn die Abwesenheit von Transparenz im Rechtsstaat ist eine historische Kontinuität über viele Jahrzehnte und scheinbar gegensätzlichste Gesellschaftssysteme des 20.Jahrhunderts. Eine solche Kontinuität in das 21.Jahrhundert fortzusetzen, bedeutet viel für die Zukunft, Krieg oder Frieden, reich oder arm, totalitär oder demokratisch.

      Ein Auszug aus justiz-und-recht.de:
      „In diesem Zusammenhang räumt Rüthers mit einem Mythos auf, dem wahrscheinlich die meisten Juristen aufgesessen sind, die nach 1945 ihre akademische Ausbildung erhalten haben: Mit dem Mythos, dass es der Gesetzespositivismus war, der die Greueljustiz der NS-Zeit ermöglichte. In Wahrheit waren es Richter, Professoren, Staatsanwälte und Beamte, die im vorauseilenden Gehorsam gegenüber dem neuen Regime die gesamte Rechtsordnung im nationalsozialistischen Sinne umdeuteten, indem sie mittels neuer Rechtsideen, außergesetzlicher Rechtsquellen und Auslegungsakrobatik die positivistische Bindung der Staatsgewalt an die geltenden Gesetze aufhoben. Mit diesem Mythos ging eine Renaissance des Naturrechts einher. Man wollte Unrechtssystemen übergesetzliche Grenzen setzen. Einer künftigen Perversion der Rechtsordnung wie unter dem Nationalsozialismus sollte ein Riegel vorgeschoben werden.
      Wieso aber wurde in der Bundesrepublik nach 1945 der Mythos gepflegt, blinder Gesetzesgehorsam habe nationalsozialistisches Justiz- und Verwaltungsunrecht ermöglicht? Ganz einfach: So konnten die in den Nationalsozialismus tief verstrickten Juristen, die in der jungen Bundesrepublik weiterhin Karriere machen wollten (und konnten), sich exkulpieren. Die Dominanz der Nazi-Juristen in der jungen Bundesrepublik war so groß, dass die Methodendiskussion der Nazi-Zeit jahrzehntelang totgeschwiegen wurde. Dabei handelte es sich genau um die Zeit, in der die sogenannte „objektive Auslegung“ oder „objektiv-teleologische Auslegung“ von Gesetzen ihren Siegeszug antrat und konsequent genutzt wurde, um die nationalsozialistische Ideologie in die überkommenen Gesetze hineinzulesen.
      Die „objektive Auslegung“ von Gesetzen orientiert sich nicht an dem, was der Gesetzgeber mit der Norm bezweckte, welche Ziele er erreichen wollte, sondern an einem objektiven – vom Willen des Gesetzgebers unabhängigen – Willen des Gesetzes, an einem „vernünftigen Willen des Gesetzes im Zeitpunkt seiner Anwendung“. Und man kann Rüthers in der Bewertung folgen: „Es handelt sich … in Wahrheit um die subjektiven rechtspolitischen Eigenproduktionen der Interpreten“ – und nicht etwa um eine wissenschaftliche Methode. Das zeigt sich bereits darin, dass sich die qua „objektiver Auslegung“ gewonnenen Auslegungsergebnisse nicht falsifizieren lassen. Die Methode der „objektiven Auslegung“ dient nicht der Auslegung von Gesetzen, sondern der „Einlegung“ in Gesetze. Gleiches gilt für Rekurse auf Naturrecht oder „übergesetzliches Recht“ und ähnliches.
      Rüthers schildert, wie naturrechtlich inspiriertes Wertedenken und die Entgrenzung der Auslegung durch die Methode der objektiven Gesetzesauslegung dazu geführt haben, dass das Bundesverfassungsgericht weniger Rechtsfindung als Normsetzung betreibt. Dem methodischen Vorbild des Bundesverfassungsgerichts sind die übrigen Obergerichte bereitwillig gefolgt. Wer oder was kontrolliert oder diszipliniert das Bundesverfassungsgericht? Rüthers positioniert sich zurückhaltend: Wissenschaft und öffentlicher Diskurs sind nur beschränkt wirksam. Und wie sollen Dogmatik und Methodenlehre disziplinierend ausgerechnet auf die wirken, die deren Inhalte maßgeblich bestimmen?
      Vorgaben des Grundgesetzes für die Methodik der Rechtsanwendung findet Rüthers in den Grundsätzen der Rechtsbindung des Richters und der Gewaltenteilung sowie im Demokratieprinzip.“
      https://justiz-und-recht.de/bernd-ruethers-die-heimliche-revolution-vom-rechtsstaat-zum-richterstaat-ein-essay-ueber-entgrenzte-auslegung-methodenwechsel-und-kontinuitaet-beim-regimewechsel-und-andere-unheimliche-phaenomene/

      Am Ende steht zu dieser rechtspolitischen Historie also als Gegenentwurf „echte Rechtsbindung und echte Demokratie“, keineswegs nur eines von Beiden. Denn erfahrene Juristen wissen um die gesellschaftspolitische Wirkung ihrer Zunft. Gehört vor das „Aufstehen“ nicht ein echtes „Aufwachen“?

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      • fidelpoludo schreibt:

        „Rüthers schildert, wie naturrechtlich inspiriertes Wertedenken und die Entgrenzung der Auslegung durch die Methode der objektiven Gesetzesauslegung dazu geführt haben, dass das Bundesverfassungsgericht weniger Rechtsfindung als Normsetzung betreibt.“

        Es mag überwiegend reaktionäre Formen des Naturrechts geben und gegeben haben, sie mögen auch zur Anwendung gebracht worden sein, aber eine Pauschalkritik des Naturrechts an sich halte ich für völlig abwegig.
        In dem zum Grossteil noch in den letzten Jahren in der DDR geschriebenen Buch «Naturrecht und menschliche Würde» (Suhrkamp, 1961) bemühte er sich um den Aufweis eines «sozialistischen Erbes» am Naturrecht, um die Versöhnung des Freiheitsgedankens der bürgerlichen Revolution mit der sozialen Emanzipationslehre von Karl Marx und um den Entwurf einer neuen – kritischen – Theorie des Rechts, einer «Rechtssprechung von Unten», die dem Rechtspositivismus der bürgerlichen Rechtspraxis und Gerichte eine klare Absage erteilt. Mit dem Postulat «kein wirkliches Ende der Ausbeutung ohne Installierung der Menschenrechte» kritisierte er gleichzeitig die Auswüchse bürokratischer Herrschaft und die Nichtrespektierung der Menschen- und Bürgerrechte in den Ländern des «realexistierenden Sozialismus». Für ihn sind Menschenwürde, ein revolutionär erneuertes Naturrecht, aufrechter Gang und konkrete Utopie (er wollte einen erneuerten Marxismus als «Konkrete Utopie») „einander ergänzende Anliegen im humanen Raum“. Er hob „unterbelichtet gebliebene Tendenzen“ und fortschrittliche Aspekte „im klassischen Naturrecht“ hervor (u.a. Thomas Müntzer, Rousseau, Kant), die von der bürgerlichen Rechtstheorie konsequent ignoriert werden. Sein Postulat eines „aufrechten Gangs“ leitet er nicht anthropologisch, sondern vom Naturrecht her, das eine Geheimgeschichte hat, die es wert ist, genauer untersucht zu werden, weil sie auf die „menschliche Würde“ zielt.

        Ein Zitat aus seinem Buch:

        „Der Arme weiß bis jetzt, dass er nicht nur geldlich schief liegt. Ein schlecht Gekleideter tut allemal gut daran, dem Schutzmann auszuweichen. Das Auge des Gesetzes sitzt im Gesicht der herrschenden Klasse. Kein Schwächerer, wenn er sein Recht sucht, hat Aussicht, gegen die begüterte Partei zu gewinnen; sie beschäftigt den besseren Anwalt. Geld macht sinnlich, Geld macht scharfsinnig, und das Recht ist letzteres durchaus. Auch die sonstigen Reibungen mit dem Gesetz erfährt fast nur der kleine Mann. (Anm.: 75% der Insassen in den US-Gefängnissen sind Schwarze) (…) Die kleinen Diebe hängt man, die großen läßt man laufen: auf diesem Gemeinplatz steht seit alters jedes Gerichtsgebäude. Noch aussichtsloser ist es einem Führer der unterdrückten Klasse, sich, wenn er politisch beklagt wird, juristisch durchzusetzen. Er wird zur Strecke gebracht und am sichersten auf dem sogenannten Rechtsboden; denn dieser ist von der herrschenden Klasse angelegt und voll vorgesehener Fallen. Das Mißtrauen des Volkes gegen die Gerichte ist deshalb so alt wie diese selbst. Ein bäurisches Sprichwort sagt zwar, das Recht finde seinen Knecht. Aber ein anderes Sprichwort bestimmt die Zeit, wann dies der Fall sein werde; dann nämlich, wenn die Kuh einen Batzen gilt. Und das trifft ziemlich genau den Anlass, weshalb der Arme vom Richter wenig zu hoffen und viel zu fürchten hat, vom Richter, der den Geldschrank beschützt. Je bedrohter dieser, desto beliebiger wird das Recht gebeugt, und es läßt sich beugen. Es hat fast allemal den Wünschen der Herren gehorcht, sie in lautlosem Krieg still und abertausendmal durchgesetzt.“

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        • fidelpoludo schreibt:

          Ach, ich vergass den Namen des Autors: Ernst Bloch

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          • Lutz Lippke schreibt:

            Das Problem mit dem Naturrecht und den Menschenrechten liegt wohl tiefer und ich kann das sicher nicht sauber aus dem Hut zaubern. Es lohnt sich dazu Ingeborg Maus zu lesen, wenn der Bezug über Rüthers zur Rechtswirklichkeit gesucht wird.
            Trotzdem hier ein Versuch:
            Es gibt ausgehend von einem humanistischen Grundgedanken Rechte jedes Menschen, die sich per se jedem institutionellen Vorbehalt entziehen.
            Art. 1 GG: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ gibt den Menschen damit nicht erst die Würde, sondern reflektiert dieses bereits bestehende Recht nur als ein nicht entziehbares Ur-Recht des Menschen als Individuum und sozialem Wesen. Die Grundrechte sind demnach ebenso aus diesen Ur-Rechten abgeleitet und normiert worden. Sich dieser Rechte zu vergewissern, ist Sache des Souveräns und damit in einer Demokratie des Volkes. Auf die Definition, was ein Volk in diesem Sinne ist, will ich nicht tiefer eingehen. Knapp die Idee: Zum Volk gehören alle, die sich der mitbestimmten Rechtsordnung unterwerfen. Damit hat man auch den Einstieg, dass eine europäische Verfassung ohne ein europäisches Volk und dessen souveräne Entscheidungsgewalt nicht möglich ist.
            Da Grundrechte in sozialen Gemeinschaften auch in einen Konflikt geraten können, bedarf es einer Vermittlung und ggf. auch wertenden Entscheidung. Konsequent ist nur der Weg, dass sich die Gesamtheit der „Würdigen“ eines Volkes mit einer Verfassung Regeln auferlegen, wie sie diese Konflikte unter Beachtung der Würde auflösen wollen. Dem Grundsatz der Unantastbarkeit gemäß, muss eine Einschränkung eines Grundrechts zugunsten eines anderen Grundrechts konkret benannt und zwingend als notwendiges Übel begründet werden. Eine Begründung: „Weil A das Grundrecht X hat, kann B es nicht haben.“ verstößt schon gegen Art. 1 GG, ist aber durchaus auch BVerfG-üblich. Häufiger noch ist die begründungslose Nichtannahme von Anträgen und Beschwerden.
            Gegenentwurf:
            „Weil die Art der Ausübung des Grundrechtes X durch B, den/die A in seiner Würde und Ausübung seiner Grundrechte unzumutbar beschränkt und dies nur durch eine Einschränkung der Ausübung des Rechts für B zu lösen ist, muss B die Einschränkung seines Grundrechts in dem zwingend erforderlichen Maß hinnehmen.“ ist dagegen sorgsamer und versöhnt individuelle mit sozialen Rechten.

            Nur hätten Interessen von Institutionen und deren Effizienzüberlegungen auf diese Weise keinen beherrschenden Platz, weil der Staat kein Grundrechtsträger ist.

            Als Naturrecht im Herrschaftssinne wird vielmehr die Rechtsstellung des Status Quo adressiert. Wie es geworden ist, ist also durch das Naturrecht bereits vorgegeben. Ausgehend von göttlichen Weihen des herrschenden Klerus, über das Herrscher-Gen der Aristokraten bis zur heutigen Systemrelevanz von Institutionen, Banken und privatkapitalistischer Wirtschaft wird dies also jeweils als natürlich-rechtliche Grundbedingung des Systems anerkannt. So definiert das BVerfG die Würde des Menschen als einen Minimalanspruch zum Überleben, weil Weitergehendes nur durch die Möglichkeiten und Notwendigkeiten des Wirtschaftssystems bestimmt werden können. Das Wirtschaftssystem existiert ja bereits auf Basis des Privateigentums, das damit systemlogisch den rechtlichen Schutz des Eigentums und der freien Verwirklichung durch die Eigentümer benötigt. Damit wird dem Souverän die freie politische Bestimmung des Bedeutungsgehaltes menschlicher Würde über einen reinen Überlebensanspruch hinaus entzogen und quasi den Bedingungen des bestehenden Wirtschaftssystems untergeordnet. Sukzessive kann auf diese Weise jedes Grundrecht beschränkt und den Erfordernissen untergeordnet werden, so dass letztlich nur noch Rechte gewährt werden, die von den Herrschenden und systemisch relevanten Spielern zuvor als zumutbare Last belassen wurden. Da das BVerfG die Menge der Beschwerden gar nicht sorgfältig bearbeiten kann, diese wohl häufig auch mangelhaft seien, ist die begründungslose Nichtannahme systemisch zwingend und kann das Grundrecht des Beschwerdeführers nicht verletzen. So ungefähr geht das mit dem Naturrecht.

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            • fidelpoludo schreibt:

              Sehr interessante Stellungnahme, die mir 1. beweist, dass nicht nur „Geld (und Privateigentum; MM) das Recht scharfsinnig macht“, sondern auch gewisse Minderheiten seiner auf rechtlicher Basis argumentierenden Kritiker (als Bewahrer und Befürworter des mit Art. 1 GG Gemeinten) und 2. dass Bloch doch wohl recht hat, wenn er eine Revision des Naturrechts fordert, weil nach seiner durchaus überzeugenden Darstellung es ein „Naturrecht im Herrschaftssinne“, das „vielmehr die Rechtsstellung des Status Quo adressiert“ („Rechtspositivismus der bürgerlichen Rechtspraxis und Gerichte“) nicht geben kann und darf, weil es eben positivistisch die je aktuelle Herrschaft (über das Volk) vermittelt über das Privateigentum legitimiert.
              (Hat es vielleicht damit zu tun, dass dem Volk die „formale Eigenschaft“ einer „juristischen Person“ nicht zugebilligt wird, die einem Grioßkonzern dagegen gewährt wird, weshalb die
              „Systemrelevanz von Institutionen, Banken und privatkapitalistischer Wirtschaft als natürlich-rechtliche Grundbedingung des Systems anerkannt“ wird, die Systemrelevanz des Volkes und seiner Souveränität jedoch nicht? – Versuch eines juristischen Laien, des Problems habhaft zu werden…)

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      • Joachim Bode schreibt:

        „Denn erfahrene Juristen wissen um die gesellschaftspolitische Wirkung ihrer Zunft.“

        Ja, das stimmt, klingt aber – in meinen Ohren – ergänzungsbedürftig.
        Zu viele „erfahrene“ Juristen, ob als Richter, Anwälte, in Verwaltung oder Wirtschaft meist in den oberen Etagen tätig, wirken ganz bewußt und selbstgerecht an der Stabilisierung von Ungerechtigkeiten mit, die oft genug leicht erkennbar sind.

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  11. fidelpoludo schreibt:

    Schönes Beispiel dafür, was Rechtsfragen sind (Aaron Russo fragt Sheldon Cohn und erhält die Antwort: „Aaron, Du verstehst jiddisch: ‚Gor nischt helfen!'“) und wie sie entschieden werden in einer repräsentativen Demokratie:

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