„aufstehen“ – Chemnitzer Bürger haben es getan. Und was ist nun mit Sammlung?

Achtung! Eingeweihte weise ich darauf hin, dass der folgende Text ’ne Menge „aktionistische Regression“ enthält. Was das ist? Keine Ahnung! – vielleicht der Versuch selbsterklärter Weltretter die notwendige konkrete politische Analyse in Geschwafel zu ertränken. Und „eingeweiht“ sind Sie nicht, wollen es auch gar nicht sein? Einverstanden, lassen wir solche Wortbrocken einfach beiseite. Und versuchen wir (anknüpfend an frühere Postings hier (frühzeitig), hier und hier) ein paar Tatsachen festzustellen, die vielleicht Handlungserfordernisse sichtbar machen.

  1. In Chemnitz sind bekanntlich Tausende aus Anlass eines abscheulichen Mordes spontan auf die Straße gegangen. Tausende Bürger, in ihrer überwältigenden Mehrheit verantwortungsbewusste Demokraten, sind „aufgestanden“.
  2. Diese spontane sozusagen urdemokratische Aktion wurde sofort von ALLEN in der BRD agierenden politischen Kräften/Parteien/Medien instrumentalisiert. KEINE relevante politische Kraft hat diese Erscheinung lebendiger Demokratie gewürdigt. Das haben nur Einzelpersonen/Randmedien getan.
  3. Buchstäblich planspielartig brachten sich rechtsextremistische Kräfte gegen linksradikale Kräfte in Stellung. Davon hat sich die überwältigende Mehrheit der „aufgestandenen“ (und verleumdeten) Demokraten distanziert. Niemand, keine politische Kraft, hat in diesem Zusammenhang die Rolle des deutschen Geheimdienstes bzw. des „tiefen Staates in der BRD“ bei der Steuerung der extremistischen Szenen thematisiert.
  4. Dank der relativ bedeutenden Zahl und der Entschiedenheit vieler sächsischer Demokraten, sowie des Einflusses internetbasierter Kommunikationsorgane (und auch Dank bestimmter rechtsstaatlicher Bedingungen, wie anstehender Wahlen) hatte die Hetze gegen die Demokraten keinen absoluten Erfolg.
  5. Politische Kräfte des Regierungslagers – nicht aber der Linken! – lernten recht schnell, sich zu einem Dialog zu bequemen. Aus diesem Dialog wird, soweit ich das verfolgen konnte – konsequent herausgehalten:
  • die Migrationspolitik der CDU-/CSU-/SPD -Regierung seit 2015 und die persönliche Verantwortung der hierbei autokratisch agierenden Kanzlerin
  • das völlige Fehlen einer den enormen neuen Erfordernissen gerecht werdenden Integrationspolitik ebendieser Regierung einschließlich der massiven Umsteuerung von Finanzmitteln aus dem Rüstungs- und Geheimdiensthaushalt in die Bereiche der sozialen Sicherung, Entwicklung und Integration der deutschen und nichtdeutschen Bürger.
  • die kontinuierliche Fortführung bis auf den heutigen Tag der völkerrechtswidrigen und menschenfeindlichen Sanktionspolitik gegen Herkunftsländer der Migration, an erster Stelle Syrien, die Weigerung, in diesen Ländern, namentlich Syrien und Afghanistan, angerichtete Schäden wiedergutzumachen und die Behinderung bzw. fehlende Förderung der Rückkehr der Masse der Migranten in ihre Heimatländer.

6. Diese grundsätzlichen Probleme sprechen die Politiker/Parteien der Regierung natürlich nicht an. Auch die AfD als Reservepartei der Regierung, genauer der herrschenden transnationalen Kapitaloligarchie, vermeidet dieses grundsätzliche Kritik. Auch die bestimmenden Funktionäre der Linkspartei und damit die steuernde Spitze der Gesamtpartei verhalten sich als weitere Reservepartei des herrschenden Kapitals.

7. Die im Gespräch befindliche Sammlungsbewegung „aufstehen“ wird sich verstehen, nach meiner bisherigem Einschätzung, als Kraft für mehr sozialen Ausgleich im Rahmen des Kapitalismus, für friedensfördernde Politk der Tat des kapitalistischen Deutschland, für die Wahrung und Förderung der nationalen Interessen der in Deutschland lebenden Bürger (an hervorragender Stelle natürlich der Deutschen aber nicht nur der Deutschen) und also auch des mehr national agierenden Kapitals. All diese schönen Orientierungen haben nur eine Chance, wenn man „mehr Demokratie wagt“.

8. Anlässlich der Ereignisse in Chemnitz hat keiner/keine der bisher bekannten Aktiven von „aufstehen“ in für mich erkennbarer Weise „Demokratie gewagt“.

Ich verstehe. Die Bewegung ist ja noch gar nicht gestartet. Liegt’s an der Bahnsteigkarte, um mit Lenin zu sprechen, die der Automat bisher nicht ausgespuckt hat?

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15 Antworten zu „aufstehen“ – Chemnitzer Bürger haben es getan. Und was ist nun mit Sammlung?

  1. Jens schreibt:

    [vielleicht habe ich gerade schon meine Antwort auf die Frage in der Überschrift gegeben, wenn auch bzgl. des Links im anderen Beitrag von Dir:]

    Genau so ist das:
    Die Gesellschaft stehe „an einem Scheideweg: Entweder alle zusammen gegen das Unrecht oder aber jeder allein gegeneinander“.

    DAS ist doch die eigentlich von Allen WIRKLICH benötigte Sammlungsbewegung:

    Zusammen gegen Unrecht!

    Oder fällt Euch eine noch universalere = noch sinnvoller uns zusammen bringende Formel ein? – Mit dieser jedenfalls würden früher oder später sämtliche tatsächlichen Probleme angegangen, oder irr ich mich?

    [hatte ich hierzu geschrieben:
    https://de.sputniknews.com/politik/20180831322169586-deutschland-chemmiz-proteste-migranten-mord/ ]

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    • Detlev Matthias Daniel schreibt:

      Bei allem Verständnis, aber nichts ist verabscheuungswürdig. Wir können nicht differenzieren zwischen einer Tat und dem Tuenden, zwischen einem Geschehen und dem dafür Verantwortlichen, so wir ihn denn „gefunden“ haben. Eine Katastrophe, ein Unfall mit vielen Getöteten ist niemals „verabscheuungswürdig“. Verabscheuen ist nicht würdig. Es richtet sich immer gegen den Menschen. Mit diesem Begriff hängen wir mental fest in eiem Hass- und Rachemuster, das wir seit 2000 Jahren zu verlassen suchen. Welche Begriffe wären angemessen? „Beklagenswert“ vielleicht, „erschreckend“, „entsetzlich“ etc. Solche Begriffe setzen die Gewalt nicht fort.

      Auch die Abschiebung von Gewalttätern ist keine Lösung. Das ist so entsetzlich dumm, daß mir schier die Worte fehlen. Wenn es denn ein Abkommen gäbe, entsprechend dem diese Menschen einer rechtsstaatlichen Justiz ihres Herkunftslandes übergeben würden! So aber dient es einem Separierungsprozeß: Die Gewalttäter nach Syrien, die Friedlichen her zu uns.

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      • Jens schreibt:

        Danke für die Differenzierung zwischen Menschen und dem, was Menschen aus mehr oder weniger gut nachvollziehbaren Gründen tun. Und für die Genauigkeit der Definition; jedenfalls meiner Abscheu sind Menschen nicht würdig. – Ich glaube auch, dass wir uns der Macht der Worte bewusster werden könnten. Und tendenziell bemüht zu vermeiden, schon allein aufgrund der Wortwahl sinnvolle Entwicklungen zu behindern. Ich fürchte z.B. in Chemnitz ganz normalen, noch dazu sehr verängstigten Menschen „Nazis raus!“ entgegen zu brüllen, kann nichts Sinnvolles bewirken; selbst dann, wenn die Brüller auch verängstigt sein sollten.

        Aus „guten“ Gründen machen viele Menschen sehr schlimme Dinge; dieselben Menschen würden in Kenntnis dessen – und, würden sie „bessere“ Alternativen sehen – etwas Anderes machen.
        Es wäre schön, wenn wir wieder dahinkämen, nochmal drüber nach zu denken, wenn wir Dinge tun inkl. Dinge denken und sagen, die GEGEN andere Menschen gerichtet sind. Spätestens wenn es gegen Gruppen geht, deren „Mitglieder“ gar nichts an ihrer Zugehörigkeit ändern können, ist klar, dass es in Richtung Verschlimmerung geht, aktiv = man ist Teil der Verschlimmerung der Zustände und Atmosphäre = man verweigert sich und blockiert Lösungswege.

        Ich bin nur nicht sicher, inwiefern sich Dein Kommentar auf meinen bzw. auf was genau sonst er sich bezieht, lieber Detlev.

        Zusammen gegen Unrecht.
        Zusammen für uns Alle.
        Jeder für Alle, Alle für ..
        Oder nicht?

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      • Lutz Lippke schreibt:

        Tatsächlich halte ich es auch für eine gute und notwendige Übung, dass wir die emotionale Aufladung von Worten durch klare Argumentation ersetzen. Besser auch ( nicht zu übertreiben) ein eindrucksvolles persönliches Statement zur Sache wie „Find ich Scheiße!“ als den Gegenüber maximal anzugreifen. Im ersten Fall ist eine Auseinandersetzung zur Sache möglich, im letzteren Fall geht es fast zwangsläufig in extreme Feindschaft und der Sachbezug spielt keine Rolle mehr.

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  2. egal schreibt:

    Doch es wurde Demokratie gewagt, mi Gegendemonstrationen.

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    • Jens schreibt:

      Gegen wen oder was genau?
      Meinst Du, es ist ein Wagen von Demokratie, gegen ganz normale Menschen und deren Meinung zu demonstrieren bzw. nach Kräften zu blockieren?
      Ich will Dir nichts in den Mund legen, deshalb frage ich.

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      • egal schreibt:

        Genau das! Sie haben es zu 110% erfasst

        Danisch.de » Die Mutter aller Videos
        -http://www.danisch.de/blog/2018/09/02/die-mutter-aller-videos/
        -https://twitter.com/AZeckenbiss/status/1033790392037199873

        „Antifa Zeckenbiss” und George Soros Hand in Hand

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        Mord bzw. Totschlag an Daniel Hillig … das „muss“ gefeiert werden …

        „Wir sind mehr“ Gratis-Konzert in Chemnitz verlegt

        „Wir sind überwältigt von dem ganzen Zuspruch und Feedback“, sagen die Organisatoren des Konzerts in Chemnitz. Dafür wird die Aktion nun an einem anderen Standort stattfinden.

        #####

        … im Gespräch (Amnerkung: 29. Aug. 2018) erörtern Frank Stoner und Frank Höfer die Situation der Stadt. Dabei sei darauf hingewiesen, dass der Tathergang, wie der 35-jährige Daniel Hillig zu Tode kam, nach aktuellen Erkenntnissen ein anderer war, als es die Gerüchte, die umgingen und die hier wiedergegeben werden, besagten. Eine Belästigung von Frauen hat es wohl nicht gegeben und es waren keine 25 oder 27 Messerstiche, mit denen Daniel Hillig getötet wurde, sondern laut Haftbefehl fünf, die unter anderem in Herz und Lunge eindrangen.

        Nur fünf tötliche Stiche, na das kann kein Mord sein wenn der Hillig diese „Kartoffel“ mal nicht beim Kartoffelschälen gestolpert also Unfall & Freispruch … wenn Daniel Hillig da nicht im „Herz zeigen“ sein Herz ganz offen gezeigt … also bitte nachmachen, oder?

        PS: Ich könnte kotzen vor den Humanismus in euren BRD Farben

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        • kranich05 schreibt:

          Ich schalte diesen Kommentar unter Vorbehalt frei. Unter Vorbehalt, weil ich bisher keine Originalbestätigung für die (behauptete) Aussage des Oberstaatsanwalts Klein finden kann.

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  3. Jens schreibt:

    Ob ich die unter 7. formulierten Erwartungen jeweils genau betrachtet für verheißungsvoll halte, weiß ich noch nicht.

    Ansonsten aber super treffliche Zusammenfassung einiger relevanter Fakten, Danke sehr!

    Und 8. spricht aus meiner Sicht auch eher dafür, dass bei 7. irgendwas nicht stimmt.. (bisher scheint es doch weiter eher um „Lager“ zu gehen, die gegeneinander agieren; „bessere“ Menschen gegen die, die in gewissem Sinne schlechter sind, und erreichbar für Zurechtweisung – gekämpft wird, bis die das endlich einsehen und/oder zu Änderungen ihres Verhaltens gezwungen werden – unter’m Strich: wir, die Menschen, gegen uns selbst. Wie Ihr wisst, glaube ich nicht daran, dass derlei Konzept aufgehen kann..).
    Nur, etwas tatsächlich besser zu machen – z.B. FÜR sinnvolles Verhalten mittels sinnvollen Verhaltens eintreten – kann da noch auf etwas Besseres hinauslaufen, denke ich..

    ZUSAMMEN FÜR UNS A L L E !
    ?

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    • fidelpoludo schreibt:

      Dieser Dein Hinweis: „Niemand, keine politische Kraft, hat in diesem Zusammenhang die Rolle des deutschen Geheimdienstes bzw. des „tiefen Staates in der BRD“ bei der Steuerung der extremistischen Szenen thematisiert“ sollte nicht zuletzt auch für den Fall in Frankfurt in Betracht gezogen werden, weiß man doch, dass nicht selten gerade straffällig Gewordene mit bestimmten Versprechungen dazu „geführt“ werden, solche Aktionen durchzuführen.

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  4. willi uebelherr schreibt:

    Lieber Klaus-Peter, (ja, ich wage diese anrede), dieser beitrag ist grandios. Meine hochachtung. Nur am ende habe ich einen einspruch. Was aus der #Aufstehen-Sammlungsbewegung wird, sollten wir nicht und nie vorwegnehmen.

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    • kranich05 schreibt:

      Ich bemühe mich in allen meine Beiträgen politische Ereignisse des Tages (also die politische Oberfläche) in ihrer geostrategischen und noch mehr in ihrer KLASSENperspektive zu zeigen. Dabei ist mein Klassenbegriff natürlich ein marxistisch-leninistischer. Im Kern bedeutet das: Er ist aus den materiellen Produktionsverhältnissen abgeleitet, in deren Zentrum die Eigentumsverhältnisse an den Produktionsfaktoren stehen.

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