Glatteis

Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann haben jüngst in der Neuen Rheinischen Zeitung einen Artikel veröffentlicht, dem sie eine antisemitische Überschrift gegeben haben.

Sie wollen dort eigentlich sagen, dass der Imperialismus untergehen muss, wenn die Menschheit überleben will. Stattdessen sagen sie, dass die Juden unser Unglück sind. Nee?

Ich denke, dass die Macher der NRhZ und ich, opablogger, denselben auf Lenin zurück gehenden Begriff von Imperialismus haben. Dieser Begriff ist historisch-materialistisch. Selbstverständlich ist er nicht in ideologischen Texten begründet, auch nicht in Bibeltexten.

Imperialismus aus dem Talmud, der Bibel, dem Koran, Führers „Mein Kampf“, Stalins oder Maos Klassenkampfwahnvorstellungen, aus altem oder neuem Liberalismus herzuleiten, heißt in ebenso viele Sackgassen zu rennen. Auch wenn nicht zu bestreiten ist, dass jede dieser ideologischen Bildungen geschichtsmächtig war oder ist (und an der Auslöschung von Millionen Menschenleben beteiligt).

Es soll auch nicht bestritten sein, dass Imperialismus seit Lenin weitergedacht werden muss. Atzmon hat dazu provozierende Anstöße gegeben. Die sind nicht pauschal zurückzuweisen. Meine Meinung, wie damit umzugehen ist, habe ich u. a. hier formuliert:

„Nicht ideologisches Wortgeklingel bringt uns weiter, nicht schwere Geschütze aufeinander zu richten und in Beton sich einzubunkern. Gebraucht werden gründliche, historisch-materialistische Studien der sozialen, politischen, ökonomischen, ideologischen Entwicklung der Juden wenigstens in den imperialistischen Hauptländern (wenigstens im Zusammenhang der Länder GB/Deutschland/USA/Russland(Sowjetunion)/Israel) und zumindest in den letzten 150 Jahren. Ich kann mir vorstellen, dass auf diesem Weg Schlüsselprobleme der Zukunft der Menschheit fruchtbar bearbeitet werden können. Vielleicht nur so.“

Nichts dergleichen haben Anneliese und Andreas getan. Stattdessen sind sie aufs Glatteis gegangen. Wenn das Bild möglich wäre, würde ich sagen: Auf’s verminte Glatteis.

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110 Antworten zu Glatteis

  1. fidelpoludo schreibt:

    „Auf’s verminte Glatteis“? – „Glatt“ – weshalb? „Vermint“ – von wem?

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  2. willi uebelherr schreibt:

    Ja, liebe freunde, ich sehe es vielleicht aehnlich. Klaus-Peter hat sich selbst fuer das Glatteis entschieden. Da rutschst es sich leichter.

    Ich finde den text von A.Fikentscher und A.Neumann grossartig, weil sie die grundlagen kolonialen raubs bis in die fruehen zeiten geschriebener geschichte zurueck verfolgen. Und wenn wir die aeusserungen us-amerikanischer militaerfuehrer lesen, wie ein gebiet „beruhigt werden kann“, dann ist es das gleiche, was wir in der „bibel“ lesen. Wann das geschrieben wurde, was als bibel bezeichnet wird, ist ja noch offen.

    Wir verstehen den imperialismus nicht, wenn wir ihn als evolutionaeres kontinuum des „Kapitalismus“ begreifen. Dimitroff hat den imperialismus nicht verstanden. Die grundlage ist der kolonialismus, der raub, der mord, die zerstoerung, um an jenes heran zu kommen, was als wertvoll betrachtet wird.

    Heute werden keine sklaven in grossen massen gebraucht. Heute koennen wenige ganze berge abtragen, riesige waldflaechen abholzen, gigantische staudaemme bauen, tiefste brunnen bohren. Es ist also eine funktion der „produktivkraefte“, angewandter technologie. Mit produktiv hat das ja wenig zu tun.

    Manche schmale geister denken, dass die heutigen konzentrate der kapitalismus-eliten einen globalen markt brauchen. 1995 legt Brzezinski seine theorie von 20/80 tittytainment vor. 20% werden gebraucht, 80% sind ueberfluessig und werden durchgehalten. Heute stimmt vielleicht 10/90.

    Ist das nun „Imperialismus“? Oder „Kolonialismus“? Oder noch duemmer „kolonialer Imperialismus“? In dem text von der NRhZ geht es tief in die elitaeren strukturen, die wir seit ueber 5000 jahren kennen und sich die geschichte auf dieser grundlage streng entfaltet hat. Nicht die konkreten und spezifischen formen der lebensweise, sondern die inneren triebkraefte sind die gleichen geblieben.

    Ich fuehre gerade eine bisher kurze debatte mit Gilad Atzmon um die frage, muessen wir „das Buch von Esther“ kennen, um das, was geschieht, vernuenftig beurteilen zu koennen. Er sagt ja, Ich sage nein.

    Wir koennten ja auch Luther oder Calvin nehmen, dann haben wir doch das gleiche. Oder irgendwelche anderen christlichen klerikale. Es gibt genug, die in ihren texten ihren sadismus, ihre raub- und mordlust theologisch verbraemt haben. Bis zurueck ins jahr 325.

    Aber trotzdem macht dieser text in der NRhZ uns aufmerksam auf die vollzogene und sich vollziehende dekultivierung. Vor allem die nichtbeschreibung jener, die geschlachtet wurden. Wir sollten diese texte nicht verbannen, sondern aufmerksam uns ihnen zuwenden, um zu verstehen, worauf eigentlich unsere sogenannte zivilisation sich gruendet: Raub, Mord und Zerstoerung.

    Dann sind wir irgendwie auch bei Eugen Drewermann angekommen.

    mit lieben gruessen, willi
    Asuncion, Paraguay

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    • kranich05 schreibt:

      Herr Übelherr, dem es um Emanzipation und universelle Menschenrechte gehen sollte, ist begeistert. Er ist beim Kampf gegen den bösen König und seinen bösen Gott angekommen. Damit tanzt er nicht auf dem Eis, aber marschiert tapfer im Kreuzzug.
      Ich hoffe, dass Fikentscher und Neumann diese Umarmung ablehnen, auch wenn sie den Anlass dafür geliefert haben.

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  3. fidelpoludo schreibt:

    Zunächst: Ich finde den Text von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann auch wenn nicht großartig, dann doch sehr interessant. Verstehe nur nicht, warum sie andauernd dafür zu plädieren scheinen, dass die zitierten Bibelstellen doch zensiert und verboten gehörten. Für die Zensur einzutreten scheint mir völlig indiskutabel. So sieht es Willi auch: „Wir sollten diese texte nicht verbannen, sondern aufmerksam uns ihnen zuwenden, um zu verstehen, worauf eigentlich unsere sogenannte zivilisation sich gruendet: Raub, Mord und Zerstoerung.“
    Aber Willi tut so – und darin dürfte sein Dissenz zu Gilad Atzmon begründet sein -, als sei das als „Wurzel des Imperialismus“ herausgearbeitete Phänomen sozusagen eine allgemein menschliche Eigenschaft: Wer die Möglichkeit dazu hat, raubt, mordet und zerstört eben. Sein Verweis auf Luther und Calvin soll das bestätigen. Dabei wird verfehlt, auf was Gilad Atzmon hinweist, wenn er diese oder ähnliche Stellen der Bibel zitiert: Er weist auf den Tribalismus hin und das wichtige Ideologem der „Chosenness“, der Auserwähltheit, die darauf hinweisen, dass das Phänomen des Genozids und des Überfalls und Eindringen in andere Länder eben nicht eine elitäre Angelegenheit bestimmter Führungsschichten ist, sondern auch und gerade das Volk und die Massen beflügelt hat:

    „Es begab sich aber, als David zurückkam vom Sieg…, dass die Frauen aus allen Städten Israels herausgingen mit Gesang und Reigen dem König Saul entgegen unter Jauchzen, mit Pauken und mit Zimbeln. Und die Frauen sangen im Reigen und sprachen: Saul hat tausend erschlagen, aber David zehntausend… Und David zog aus und ein vor dem Kriegsvolk und richtete all sein Tun recht aus, und der HERR war mit ihm.“

    Hier spielen die Frauen wegen seiner größeren Totschlagseffizienz David gegen Saul aus und werden zusätzlich noch vom Bibelschreiber darin bestätigt, dass der „Herr“ „mit ihm“ war, nicht mit Saul. In diese Tradition sind Luther und Calvin wohl kaum zu stellen. Allerdings: Auch der christliche Diskurs ist keineswegs gefeit vor solchen Ausbrüchen. Nur: Er erfasst dann bestimmte Teile des Christentums, es regen sich darin allerdings auch Gegenkräfte, die dem in ihrer Auffassung des Christentums widersprechen. Wenn wir Gilad Atzmon glauben dürfen, sieht das bei den Juden etwas anders, viel einseitiger aus:

    „Obwohl die meisten Juden nicht der Bibel folgen und viele nicht einmal ihren Inhalt kennen, ist der tödliche Geist der Schriften in das Wesen der modernen jüdischen politischen Diskurse eingezogen.“

    Jetzt folgt der Übergang in die Moderne – und hier hat der Kranich vielleicht nicht ganz Unrecht, wenn er genauer definiert haben möchte, wie Imperialismus und Kapitalismus zusammenhängen (ich füge hinzu: wie beide mit dem Finanzkrieg und dem globalisierten Finanzterror zusammenhängen).
    Gilad Atzmon:

    „Man braucht nur den ersten und prominenten zionistischen Propheten Theodor Herzl zu lesen, um zu wissen, dass es bei politischem Zionismus überhaupt nur um eines geht: Supermächte in den Dienst der zionistischen Sache zu stellen.“

    Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann darauf:

    „Diese Supermacht ist heute das US-Imperium mit seinen Vasallen wie Deutschland, das die Akzeptanz von Verbrechen zur Staatsräson erhoben hat. Zionistisch-jüdische und christliche Ideologie sind im Geiste Davids eine perfekte Symbiose eingegangen. Es ist ein Imperium entstanden, das in Kenntnis seiner Bedrohtheit, nach immer Mehr giert.“

    Watt denn nu? Zionistische Großreichträume (wie etwa von Cristopher Bollyn analysiert und unterstellt) oder kapitalistischer Akkumulations- und Verwertungsdrang und -zwang? Oder beides? Aber wie genau verbunden?

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  4. Johannes S. schreibt:

    Soweit ich das Alte Testament kenne stellt dieser erste Teil der Bibel die Beziehung des jüdischen Volkes zu Jahwe dar und ist gleichzeitig auch ein Geschichtsbuch des jüdischen Volkes.
    Zwischen diesen beiden Ausrichtungen besteht sicherlich eine Wechselbeziehung. Die Geschichtsschreibung mit den gewalttägigen Taten eines David gleichzusetzen ist jedoch nach meinem Dafürhalten fragwürdig. Im Alten Testament wird in vielen Teilen dargestellt, wie das jüdische Volk nicht nur bei der Anbetung des Goldenen Kalbes von ihrem Gott abgefallen sind.
    David und auch Saul waren auch keine altestamentarischen Propheten und möglicherweise wie die Herrscher anderer Völker bis zur Jetztzeit auch nicht besonders gläubig, sondern vermutlich Machtmenschen.
    Gilad Atmon hat die Meinung vertreten, die Juden wären vom Pharao wegen einer Gefahr für die Machterhaltung freigelassen worden. Dies zeugt von einer mangelnden Kenntnis der Bibel.
    Das Jüdische Volk wurde erst nach den bekannten sieben ägyptischen Plagen freigelassen worden.
    Um einen Zusammenhang zwischen der jüdischen Geschichte und Religion und der gegenwärtigen und auch früheren Politik der Juden herzustellen sollte man für eine verantwortliche Bewertung das Alte Testament besser kennen.

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    • Theresa Bruckmann schreibt:

      Ich habe noch nie mit so alten Texten hantiert.
      Irgendwann habe ich einmal gehört, dass man
      u.U. viele Schichten freilegen und unterschiedliches
      finden kann. Das liege daran, dass Texte von Generation
      zu Generation weitererzählt wurden und immer wieder
      etwas ‚draufgepackt‘ und sie ausgeschmückt wurden,
      bis sie dann jemand verschriftete.
      Man müsse nach dem ‚Sitz im Leben‘, nach der frühen
      und späteren Intention (Zielsetzung) fragen.
      Hier habe ich etwas dazu gefunden:
      http://www.dober.de/jesus/bibelarbeit1.html
      Mit unseren Sagen und Märchen würde ich aber auch
      so umgehen.

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      • kranich05 schreibt:

        Wer historischer Materialist ist, wird nicht schlechthin nach den Zusammenhängen früherer Texte fragen, sondern grundsätzlich (und primär) nach ihren Wurzeln im materiellen Leben der jeweiligen Gesellschaft.

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    • kranich05 schreibt:

      Johannes S.: Zu Ihrem letzten Satz:
      Nicht nur die Bezüge zum Alten Testament müssen differenziert und korrekt sein.
      Auch glaube ich nicht, dass es eine „Politik der Juden“ gab oder gibt.
      Es gibt heute, also unter den Bedingungen des gegenwärtigen Imperialismus (Verschiedenartige) Erscheinungsweisen oder Ausprägungen der Macht von Juden. Diese, die Ausprägungen, müssen erforscht, analysiert, beschrieben werden, natürlich auch hinsichtlich ihrer ideologischen/religiösen Verwurzelung.
      Aus dem Stegreif zähle ich zu den genannten Machtausprägungen:
      – jüdische Superreiche in einer Anzahl verschiedener Netze.
      – den Staat Israel in der Hand von ….?
      – weltweit siedelnde aber zielgerichtet aktivierbare Juden zionistischer Grundprägung
      – mächtige jüdische Meinungsindustrielle, einschließlich Geostrategen.
      – spezifische Kopplungen zwischen mächtigen bzw. zumindest machtbeteiligten Juden und Nichtjuden.
      Zu diesen imperialistischen Kraftfeldern heute nichts zu sagen, stattdessen mehr oder weniger „schöne Literatur“ zu interpretieren, ist der Hauptmangel des Artikels von Fikentscher/Neumann (selbstredend natürlich auch des jubelnden Kommentars von Willi Übelherr).

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      • fidelpoludo schreibt:

        Zu dem aus den Stegreif skizzierten Machtausprägungen möchte ich die Liste bestätigen bzw. verlängern und spezifizieren um:
        How Israel & its partisans work to censor the Internet:
        http://www.europereloaded.com/israel-partisans-work-censor-internet/
        Zum Einstieg:
        „Israel is also scouring
        Jewish communities abroad for young computer prodigies willing to join its ranks.
        Numerous well funded, organized projects by and for Israel work to flood social media with pro-Israel propaganda, while blocking facts Israel dislikes. The projects utilize Israeli soldiers, students, American teens and others, and range from infiltrating Wikipedia to influencing YouTube. Some operate out of Jewish Community Centers in the U.S.“

        Vgl. auch in dem Zusammenhang meinen Beitrag vom 8. März 2018 um 11:35

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    • willi uebelherr schreibt:

      Lieber Klaus-Peter, war ja klar, dass dein kommentar mich anregt. Aber zunaechst. Was macht einen Juden zu einem Juden? Wir finden viele aehnliche geheimbuende, verschwoerungsbuende, allgemein netzwerke. Was ist das treibende ziel all dieser? Ihren privaten gestaltungseinfluss zu stabilieren und auszudehnen, um ihre individuellen vorteile und ansprueche zu realisieren. Hat das nun irgend etwas mit einer „identitaeren zuschreibung“ zu tun? Es hilft vielleicht, netzwerke zu bilden. Die leute treffen sich, stellen vertrautheit her und sonstiges. Aber sonst nichts.

      – jüdische Superreiche in einer Anzahl verschiedener Netze.
      – den Staat Israel in der Hand von ….?
      – weltweit siedelnde aber zielgerichtet aktivierbare Juden zionistischer Grundprägung
      – mächtige jüdische Meinungsindustrielle, einschließlich Geostrategen.
      – spezifische Kopplungen zwischen mächtigen bzw. zumindest

      1) ist wohl klar. Da gibt es jede menge. Das hat aber historisch damit zu tun, dass juedischen menschen in vielen regionen eine normale berufliche taetigkeit verboten wurde. So boten sich die dienstleistungen an. Und alle menschen lernen, das thema ihrer beschaeftigung durch uebung zu verstehen.
      2) was hat Israel mit Judentum zu tun?
      3) wir finden immer menschen global, die sich kaufen lassen fuer alles moegliche.
      4) die kontrolle der Meinungsbildung ist ein wesentliches instrument der herrschenden klasse. Und die bestimmung der herrschenden klasse? Das hat mit identitaerer bezeichnung nichts zu tun.
      5) Council on Foreign Relations mit seinen unternetzen wie Bilderberger, TriAtlantiker Mont Pèlerin Society und vielen anderen.

      Meiner meinung nach geht dein kommentar voellig ins leere.

      mit lieben gruessen, willi

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      • kranich05 schreibt:

        Mag sein, dass mein Kommentar auf Leere getroffen ist. Ich fülle etwas nach:
        Einleitend habe ich mich von der etwas laxen Wendung „Politik der Juden“ abgesetzt.
        Die Frage, was einen Juden zu einem Juden macht, habe ich nicht gestellt. Sie interessierte in diesem Zusammenhang überhaupt nicht.
        Sie stellen dagegen diese Frage. Wozu ist mir unklar. Und dann beantworten Sie sie nicht. Oder doch? Es folgt: „Wir finden viele aehnliche geheimbuende, verschwoerungsbuende, allgemein netzwerke.“ Keine Ahnung, was Sie hier sagen wollen. Sollen dadurch etwa Juden charakterisiert sein? Dem würde ich widersprechen.
        Plötzlich sind Sie also bei Geheimbünden und Netzwerken aller Art Und weiter: „Was ist das treibende ziel all dieser?“
        Potztausend! Sind Sie Gott?
        Sie fühlen sich berufen, dass treibende Ziel aller Geheimbünde und Netzwerke (ohne einen einzigen konkret zu benennen) aufzudecken!
        ***
        Nee, lieber Mann, für solche Wolkenspielchen ist mir meine Zeit zu schade.
        Worum es mir mit meiner anspruchslosen („aus dem Stegreif“) Aufzählung ging, habe ich im Satz davor eindeutig formuliert … und im Satz danach nochmal. Lesen müssen Sie schon selbst.
        Dass ich nur eine kleine Spontanaufzählung geliefert habe, heißt nicht, dass ich das Thema bedeutungslos finde, im Gegenteil. Vielleicht finde ich die Zeit, darauf zurück zu kommen. Wenn, dann bestimmt nicht, weil Sie irgendeine brauchbare Anregung dazu gegeben haben.

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      • willi uebelherr schreibt:

        Lieber Klaus-Peter, wir sollten aufhoeren mit dem kleinen hickhack. Ich trage ja auch dazu bei, obwohl ich es nicht will.

        Mir geht es darum, dass die „juedisch“ sich nennenden netzwerke nichts anderes sind als die vielen anderen. Im grunde sind sie nur rekrutierungsfelder. An dieser interpretation stehe ich auch im widerspruch mit Gilad Atzmon.

        Wir finden solche netzwerke auf jeder ebene und in unserer ganzen geschichte. Das juedische, das christliche, das protestantische oder calvinistische oder evangelikale hat damit nichts zu tun.

        „Es gibt heute, also unter den Bedingungen des gegenwärtigen Imperialismus (Verschiedenartige) Erscheinungsweisen oder Ausprägungen der Macht von Juden. Diese, die Ausprägungen, müssen erforscht, analysiert, beschrieben werden, natürlich auch hinsichtlich ihrer ideologischen/religiösen Verwurzelung.“

        Und genau da erhebe ich einspruch, weil uns die spezifischen selbsterklaerten „Identitaeten“ voellig egal sind. Uns interessiert auch nicht eine irgendwie geartete „ideologisch/religiöse Verwurzelung“. Wir wissen doch, dass wir unsere intentionen immer irgendwie verkleiden koennen. Uebrig bleiben die Intentionen, die Ziele.

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      • willi uebelherr schreibt:

        Ich will es noch ein bisschen ausdehnen. 1956, im westen das verbot der kommunistischen Partei, im osten das verbot des „utopischen Sozialismus“, wie wir es von George Lukacs kennen. Die grundlage: die verhinderung der selbstorganisation. Der schritt dorthin die entmaechtigung. Das ist ja das thema, womit sich Lutz so intensiv beschaeftigt.

        Die identifikation der reaktionaeren akteure in der DDR war, sich als Sozialisten zu bezeichnen. Simpel. Der faschistische staatsanwalt hat es wie ein geuebter Nazi-Staatsanwalt vorgetragen. Anna Seghers und ihre freunde haben zugeschaut. Manchmal betreten auf den boden. Sonst nichts.

        Gestern habe ich im Voltaire-Netzwerk diesen text gelesen:
        General Başbuğ: die USA leiten die PKK ab dem Gefängnis von Öcalan
        Voltaire Netzwerk | 14. März 2018
        http://www.voltairenet.org/article200116.html

        Dass die PKK und ihre partner in Syrien gekapert wurden, ist klar. Koennen wir heute gut nachvollziehen. Aber das auf Murray Bookchin zu projezieren, ist ja voellig laecherlich. Es geht bei den Kurden um Nationalismus, der dem Rassismus tuer und tor oeffnet. So wird dann auch „ethnic cleaning“ ein anerkanntes mittel. Die lehrer sind die Zionisten, die geuebten landraeuber in West und Ost-Palaestina. Auch die USA, England und Frankreich sind bestens geuebt.

        Tief sitzt die verankerung elitaerer strukturen. BRD und DDR sind gute beispiele dafuer. Das ist das, worauf Rainer Mauseld immer hinweist. Meinen dank an Theresa, dass sie ihn in ihrer antwort an Lutz ihn zitiert und, gewissermassen, in den vordergrund rueckt.

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  5. willi uebelherr schreibt:

    Liebe freunde, ich kenne die bibel nicht, nicht die vielen begleitenden buecher. Und ich bin generell skeptisch, all dies als thologische grundlagen zu bewerten.

    Klaus-Peter schickt mich jetzt auf den kreuzzug. Gut, ist ja nicht schlimm. Und mahnt A.Fikentscher und A.Neumann davor, sich zu sehr auf mich einzulassen. Tun sie sowieso nicht. Also bleibt eigentlich nur sein eigenes interesse uebrig. Wie z.b. wenn er den text in der NRhZ als „anti-semitisch“ bezeichnet. Was ich ja deutlich nicht tue. Und ich will auch darauf hinweisen, dass ich auf diesen text nicht gewartet habe.

    In dieser frage stehe ich in einem zur zeit nicht aufloesbaren interpretationskonflikt mit Gilad Atzmon. Betrachten wir die zitierten texte mal ohne bezug auf ihre scheinbare herkunft, dann finden wir alles auch in der roemisch-christlichen geschichte und konzentriert in der christlichen inquisition. Oder was haben die spanier im land der Mayas gemacht? Im land der Aymaras in Bolivien? Die Argentinier, alles ehemalige europaeer, in Patagonien mit den Mapuche? Die Portugiesen in dem, was wir heute Brasilien nennen? Was wurde mit den Taeufern und den bibel-christen in Spanien, Frankreich, Schweiz, Deutschland gemacht?

    Fuer mich geht es immer um ausrottung von menschen, die ihre eigene kultur und lebensweise pflegen wollen. Dazu gehoeren die kreuzzuege. Reine raeuberaktionen.

    Wenn wir das prinzip der gleichwertigkeit aller menschen nicht anwenden wollen, dann kommen wir zu jenen schlussfolgerungen, wie sie Klaus-Peter hier einbringt. Nur, es funktioniert nicht. Deswegen nenne ich dies das glatteis. Da gibt es dann keinen halt mehr, keine klare referenz.

    Wenn wir unsere eigene geschichte etwas an uns vorbei ziehen lassen, dann sehen wir nur Raub, Mord und Zerstoerung. Und wo ist da der unterschied zu einem „David“ und „Saul“, egal jetzt, ob er je existiert hat und wenn, wie wirklich?

    Dimitroff hat 1945 die ganze „Intelligenzia“ in Bulgarien vernichten lassen von seinen soeldnern, um dann dort als Ministerpraesident agieren zu koennen. Und was ist das?
    Lenin und Trotzky hat die ganze fuehrung und alle aktivisten der anarchsitischen bewegung in der Ukraine vernichten lassen. Und was ist das?
    Da muessen wir doch uns nicht auf Stalin konzentrieren, wenn es von allen schon vorher angewandt wurde.

    Ohne das, was in den alten buechern schon glorifizierend beschrieben wird, waere Europa nicht das, was es heute ist und wir uns nun mit dem ganzen dreck herumaergern muessen. Elitaere, pyramidale und immer parasitaere strukturen brauchen das. Egal wo auf unserem planeten.

    mit lieben gruessen, willi

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    • kranich05 schreibt:

      Ein Satz von Willi Übelherr, den ich leider gar nicht verstehe:
      „Wenn wir das prinzip der gleichwertigkeit aller menschen nicht anwenden wollen, dann kommen wir zu jenen schlussfolgerungen, wie sie Klaus-Peter hier einbringt. Nur, es funktioniert nicht. Deswegen nenne ich dies das glatteis. Da gibt es dann keinen halt mehr, keine klare referenz.“
      Lautet die Aussage, ich würde das Prinzip der Gleichwertigkeit aller Menschen nicht anwenden?
      Und lautet die weitere Aussage, dass ich Schlussfolgerungen ziehe, die von der Nichtgleichwertigkeit der Menschen ausgehen?
      Für mich, der sich als radikalen Humanisten bestimmt, ist das starker Toback.
      Da Willi Übelherrr mit seinen Unterstellungen absolut unkonkret bleibt, vermute ich aber, dass statt Toback eher ein übelriechender Dunst verbreitet wird.
      Klärung dringend erbeten.

      Und dass noch: „Grundsuppe“ der menschlichen Geschichte sind nicht „Raub, Mord, Zerstörung“, sondern es ist die Arbeit oder, weniger abstrakt, die materielle Produktion. Sie bringt Geschichtlichkeit überhaupt erst hervor.

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  6. kranich05 schreibt:

    Liebe Diskutanten,
    ich zweifle, dass der Verzicht auf historisch-materialistische Analyse und Synthese (die bekanntlich immenses empirisches Material durcharbeitet) Erkenntnis unserer gesellschaftlichen Realität bringt.
    Das Hantieren mit Versatzstücken aus irgendwelchen Jahrtausenden menschlicher Entwicklung mag einen grandiosen Anschein erwecken.- doch es ist Schaum.
    Symptomatisch ist z. B. die Ignoranz, die hier gegenüber den Arbeiten Krysmanskis ausgedrückt wurde. Krysmanski ist einer der Wenigen, die die Machtstrukturen unserer Zeit systematisch erforscht hat.
    Das eine oder andere Stück „Bibelforscherei“ kann anregend wirken. Doch die Anregung zum geschichtswissenschaftlichen Forschen ist nicht die Forschung selbst.
    Dasselbe gilt natürlich für historische Gestalten der neueren Zeit – Lenin, Trotzki, Stalin. Hier blamiert sich einmal mehr die anarchistische Phrase.

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  7. fidelpoludo schreibt:

    Des Kranichs Vogelperapektive erinnert uns daran, dass es uns allen hier weniger um den Imperialismus geht als um die „Erkenntnis unserer gesellschaftlichen Realität“. Nehmen wir einmal an, die unterstellte Verbindung bestimmter Bibelstellen mit dem heutigen Stand des Imperialismus hat uns auf „vermintes Glatteis“ geführt. Ich kann jetzt, um das Eis zu verlassen, leider nicht mit „historisch-materialistischen Analysen und Synthesen (die bekanntlich immenses empirisches Material durcharbeiten)“ aufwarten, hätte aber stattdessen einen radikal-bescheideneren Vorschlag zu machen, indem ich auf ein Fundstück verweise, das vermeintlich kleinere Schritte vorschlägt. Konzentrieren wir uns auf Europa und die in ihm sich ausbreitende Krise sowohl seine zunehmenden sozialen Verwerfungen wie seine zunehmenden Demokratiedefizite betreffend. Wolfgang Streeck hat nach meiner Lesart in seinem kurzen Text „EUROKRISE – Der Euro als frivoles Experiment“ einen versteckten Aufruf zum reformistischen, aber in die richtige Richtung weisenden Abbau der falschen und sich fälschlich als solche bezeichnenden „Reformen“ gestartet, der noch den sozialdemokratischen Geist zeigt, der noch einzig heute akzeptabel scheint. Er ist hier einzusehen:

    Klicke, um auf mpifg_zs13_2401.pdf zuzugreifen

    Um anzudeuten, worum es hier geht, zwei Zitate daraus:

    „Statt zuzusehen, wie neoliberale Politik die Währungsunion durch «Reformen» vollendet, die den Markt endgültig gegen politische Korrekturen immunisieren und das europäische Staatensystem als neoliberalen Konsolidierungsstaat festigen würden, sollte man sich und andere an die Institution der Abwertung der Währung erinnern. Das Recht auf Abwertung ist der institutionalisierte Ausdruck des Respekts vor den von ihren Staaten vertretenen Nationen als jeweils besonderen, wie immer auch historisch und politisch konstruierten wirtschaftlichen Lebensgemeinschaften. Es wirkt als Bremse gegen den vom Zentrum auf die Peripherie ausgeübten kapitalistischen Expansions- und Rationalisierungsdruck und bietet Interessen und Identitäten, die diesem entgegenstehen und in der Freihandelswelt des grossen Binnenmarkts in Populismus und Nationalismus abgedrängt würden, eine realistische kollektive Alternative. (…)

    Die Forderung nach einem europäischen Bretton Woods (…) würde dem Umstand Rechnung tragen, dass unter gegenwärtigen europäischen Bedingungen
    gesellschaftliche Demokratie ohne nationalstaatlicheSouveränität nicht zu haben ist
    .“

    (Hervorhebungen von mir; MM)
    Inwieweit die Festigung des „europäischen Staatensystems als neoliberaler Konsolidierungsstaat“ wiederum mit dem Imperialismus zusammenhängen könnte, wäre anschließend zu diskutieren.

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    • willi uebelherr schreibt:

      Lieber fidelpoluda, ein super text. ich glaube zwar nicht, dass er uns vom glatteis herab hilft, aber er hilft, etwas besser die realen bedingungen unserer fuerchterlichen und schwachsinnigen lebensweise zu verstehen.
      mit lieben gruessen, willi

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    • Theresa Bruckmann schreibt:

      Im Gespräch mit Ralf Streck geht Rudolf Hickel auf die
      verheerenden Folgen der Austeritätspolitik in Griechen-
      land ein. Wörtlich: „Das ist ein total organisierter
      Souveränitätsverlust.“
      Hickel begründet hier, warum es für GR kein Ausweg wäre,
      die eigene Währung abzuwerten.
      „…weil es in Griechenland keine starke Eportwirtschaft gibt,
      die damit gestärkt werden könnte. Und durch diese Ab-
      wertung kann man keine Exportwirtschaft aufbauen…“
      Und „… das Land hängt sehr stark von Importen ab, die
      sich darüber natürlich erheblich verteuern würden…“
      https://www.heise.de/tp/features/Oekonom-Hickel-Die-Megakatastrophe-Grexit-vermeiden-3374413.html?seite=all
      Rudolf Hickel, aber auch Heiner Flassbeck sehen in
      der Anwendung des ‚Magischen Vierecks‘ eine Möglichkeit,
      die Wirtschaftspolitik zu steuern. Außenwirtschaftliches
      Gleichgewicht ist eines dieser Staatsziele (die anderen
      sind Stabilität des Preisniveaus, hoher Beschäftigungs-
      stand und angemessenes Wirtschaftswachstum).
      http://www.fr.de/politik/meinung/gastbeitraege/austeritaetspolitik-blick-zurueck-nach-vorn-a-1298754

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  8. fidelpoludo schreibt:

    Vom Glatteis runter auf festeren Boden geleiten könnte uns neben Streeck (s.o.: http://pubman.mpdl.mpg.de/pubman/item/escidoc:2240846/component/escidoc:2240844/mpifg_zs13_2401.pdf) auch die überzeugende Bestandsaufnahme der Notwendigkeit wie der Hindernisse für ein „Linkes Projekt“, das Michael Scheuer unter dem Titel „Die Suche nach dem linken Momentum“ vorgestern auf Makroskop veröffentlicht hat:
    https://makroskop.eu/2018/03/die-suche-nach-dem-linken-momentum/
    Auch daraus wieder ein paar Zitate (mit meinen Hervorhebungen):

    „Obsolet ist also nicht die Sozialdemokratie, sondern der erschreckend rückgratlose neoliberale Quark, den die Drehtürkarrieristen der SPD nach wie vor erfolglos als „Sozialdemokratie“ zu vermarkten versuchen. Gibt es also von der Kernmarke „Sozialdemokratie“ ohne den politisch ausgebeinten, programmatisch aufgekauften Rest der Pöstchen-Partei noch was zu retten? (…)

    Die immer verzweifeltere Suche der vereinzelten, marginalisierten und prekarisierten Subjekte nach Auswegen aus der neoliberalen Individualisierungssackgasse führt zu objektiv immer skurrileren Entwicklungen: Selbst die turbo-neoliberale AfD schafft es, sich über eine angstbesetzte Ausländer-raus-Rhetorik gegen die Merkelsche „wir-schaffen-das“ Doktrin als „Gegenentwurf“ zu positionieren, dem dreizehn Prozent der Stimmen anvertraut werden.

    Eine der großen Schwierigkeiten von „Links“ scheint also zu sein, Ross und Reiter so deutlich zu nennen, dass sich für den wählenden Betrachter der Nebel neoliberaler Verschleierungssemantik weit genug lichtet, um die Frontlinie zwischen vernetzten Gewinnern und vereinzelten Verlierern sichtbar werden zu lassen.

    Der großen Zahl dieser vorsätzlich vereinzelten Alltagskämpfer einen starken, solidarischen Rahmen anzubieten, mit dessen Hilfe sie gemeinsam ausreichend große demokratische Wucht entwickeln können, das ist wohl der vielversprechendste Ansatz, um handlungsfähige Mehrheiten für eine gerechte Verteilung von Chancen und Risiken zu gewinnen.

    Dabei muss von vornherein klar sein: ein wenig demokratische Legitimierung, und läge sie auch über 50 Prozent, wird bei Weitem nicht mehr ausreichen, um die Verhältnisse wirksam zu verkehren und die fällige Umverteilung von oben in der notwendigen Größenordnung ins Werk zu setzen; die zu erwartenden Widerstände derjenigen, die zum Wohle der übergroßen Mehrheit deutlich werden abgeben müssen, sind gewaltig. (…)

    Einen Kampf an zwei Fronten kann man sich dabei nicht leisten. Hierin besteht wohl auch eines der größten Risiken einer neuen linken Bewegung, nachdem man sich von den parlamentarisierten Käuflingen der neoliberalen „Mitte“ verabschiedet hat. Eine von der eigenen Deutungshegemonie durchdrungene Horde identitärer IdeologInnen wird möglicherweise von oben links jeden bodenständigen, einer Mehrheit vermittelbaren Versuch torpedieren, zunächst einmal wieder dem Primat makropolitischen Denkens und Steuerns den Weg zu bereiten.

    Ebenso wie diese zelotischen ReichssiegelbewahrerInnen auch bisher schon vernünftige Versuche wiederkehrend verhindert haben, hinlänglich bekannte Probleme überhaupt aus einem linken Blickwinkel heraus diskutieren zu dürfen, könnte die ganze neue linke Bewegung schnell wieder in einem dialektischen Hickhack um die einzig wahre, ideologisch durchgestylte, reine, „richtige“ Herangehensweise erstarren.

    Mit absurdem Genderwahn, ideologischer Verachtung jeglicher nationalstaatlichen Grenzen, realitätsfernem Transnationalismus, identitärem Harpyienfeminismus, rein theoretischem Campari-Sozialismus, schwurbeliger Kaderdialektik und willkürlich gesetzten, linksorthodoxen Sprach- wie Thementabus lassen sich wirksame Mehrheiten schnell auseinandertreiben, aber ganz sicher nicht anlocken oder gar zu einer wirkungsvollen Bewegung zusammenführen.

    Wirtschaftspolitisch vernünftiger Pragmatismus hingegen, ganz gleich ob der nun „Keynes“ oder „Flassbeck“ heißt, erweitert etwa um die bewusste Aneignung und positive Besetzung des Begriffes „Populismus“ unter Berufung auf Art. 20/2 GG, ist mit einiger Wahrscheinlichkeit mehrheitsfähig in der Bundesrepublik.

    Der von der SPD vergangenen Sonntag selbst gewählte Abschied aus jeglichem Vertretungsanspruch „für die Vielen“ durch den Eintritt in die nächste Regierungskoalition für ihre Gönner ist ein guter Anlass, eine neue linke Sammlung mit deutlichem Schwerpunkt auf radikaler wirtschaftspolitischer Vernunft aus der Taufe zu heben, genau für eben diese Vielen.“

    Nun reagiert mal schön!

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    • kranich05 schreibt:

      Ich erkenne hier nur den Appell, altbekanntes sozialdemokratisches Gedankengut möge wieder Relevanz entfalten.
      Auf welch materiellem Grund baut die Erwartung auf, die dieser Appell ausdrückt? Ich sehe keinen.
      Eher glaube ich einen zwingenden materiellen Grund zu sehen, dass derlei Appelle wirkungslos bleiben.

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  9. Theresa Bruckmann schreibt:

    Ich habe heute wiederholt einen Kommentar
    eingegeben. Irgendwie hat es nicht geklappt.

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  10. fidelpoludo schreibt:

    Passiert leider immer mal wieder. Scheint mir ein WordPress-Problem zu sein.
    Sehr ärgerlich immer wieder, besonders dann, wenn viel Zeit investiert wurde.
    Hilft nur: Entweder den Text in einem anderen Schreib- oder Notizenprogramm zu verfassen, um es jederzeit von dort in den Blog zu kopieren. Oder den im Kommentar erstellten Text im Speicher zu kopieren, um ihn bei Bedarf einzusetzen. Die Zeitspanne darf dann allerdings zwischen copy und paste nicht allzu lange sein…

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    • Theresa Bruckmann schreibt:

      Danke für diesen Michael Scheuer-Text.
      Volle Zustimmung dazu, und auch zu Ihren
      Hervorhebungen.
      Dass solcher Pragmatismus im Volk mehrheits-
      fähig ist, will ich schwer hoffen.
      Bei so viel „Verschleierungssemanitik“ zeigt
      sich ein tatsächliches Bild wohl erst, wenn sich
      die Sammelbewegung zu formieren beginnt
      und zum Mitmachen einlädt.
      Wenn auch Ökonomen wie Flassbeck mit
      dabei sind, ist ein deutlicher Schwerpunkt
      in Richtung wirtschaftspolitischer Vernunft
      schon einmal gesichert. Da lassen sich
      hoffentlich noch einige gewinnen!
      Auch der Hinweis auf GG 20/2,
      das Volk als Souverän, kann nicht oft
      genug wiederholt werden. Dass hier
      etwas verschütt gegangen ist, haben
      wir jetzt mit Ingeborg Maus erkannt.

      Gefällt 1 Person

      • fidelpoludo schreibt:

        Wieder dasselbe Scheißspiel! WordPress begreift es nicht. Kein doppelter Kommentar, sondern nur doppelt gepostet, weil er beim ersten Mal nicht erschien…
        ———————————————————————————————————————————<i
        Wie bestellt dazu – wenn wir von Europa redem – auch ein Beitrag bei KenFM:

        Exklusivabdruck aus dem Buch:
        „Europa, was nun? Trump, Brexit, Migration und Eurokrise“
        von Andreas Wehr

        https://kenfm.de/buchtipp-europa-was-nun-trump-brexit-migration-und-eurokrise/

        TERXTPROBE (der Textprobe):

        „Doch wie auch immer der Austritt vollzogen wird, die Tatsache des Brexits allein zeigt, dass der europäische Integrationsprozess nicht unumkehrbar ist. Die Nationalstaaten sind vielmehr weiterhin die Herren des Verfahrens.
        (…)
        Die Krisen der EU sind ständiges Thema in den Medien. Längst wird nicht mehr allein über Einzellösungen diskutiert. Immer häufiger richtet sich der Blick auf die ungewisse Zukunft der Union. So stellte die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihre Diskussionsreihe über den Zustand der EU unter die bezeichnende Überschrift „Zerfällt Europa?“. Auf dem Buchmarkt ist in letzter Zeit eine Fülle von Büchern erschienen, die sich mit dem Zustand der EU und ihrer Zukunft beschäftigen. Auch hier fällt auf, dass ein Scheitern, ein Ende der EU immer häufiger in Betracht gezogen wird. Das verraten allein schon die Buchtitel. Da heißt es: „Das Versagen Europas“, „Entzauberte Union“, „Europa zerbricht am Euro“, „Europa in der Falle“, „Wer bezahlt den Untergang der EU?“ und „Europas Ende – Europas Anfang“. Der US-amerikanische Europa-Fachmann William Drozdiak gab seinem Buch gar den vielsagenden Titel „Der Zerfall“.“

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  11. fidelpoludo schreibt:

    „Doppelter Kommentar“? – Gelogen. Aber die Lüge umgehen wir mit dem Trick, diese Zeilen dem Text voranzustellen. Einmal gelesen, vergesst sie einfach wieder und fangt erst jetzt an:
    ———————————————————————————————————————————–
    Das Betreten und Geraten auf das eine oder andere „Glatteis“ (vermint oder nicht) wird wohl bald zu einem Luxusproblem gezählt werden müssen angesichts der Tatsache, dass Google (im Schulerschluß mit Facebook und Twitter) jede Menge alternativer You-Tube-Channels von heute auf morgen einfach gesperrt und geschlossen hat. Der Faschismus erhebt sein vorerst noch privates Haupt.
    http://www.europereloaded.com/list-banned-censored-youtube-channels-various-themes-emerge/
    gibt eine Liste von 74 betroffenen Youtube-Kanälen bekannt.
    Statt aufs Glatteis wird demnächst wohl ins Abseits gestellt werden, wer sich mit folgenden Themen zu beschäftigen erdreistet:

    False Flag shootings, including False Flag Hoaxes (Free Radio Revolution Revived, Peekay, Peekay Boston, The Paulstaul Service)

    – Flat Earth (Eric Dubai, aplaintruth)

    Nanotechnology/Bioweapons, Directed Energy Weapons (aplaintruth)

    – Gematria (Gematrianator) [ER note with source here: Gematria is a numerological system by which Hebrew letters correspond to numbers. This system, developed by practitioners of Kabbalah (Jewish mysticism), derived from Greek influence and became a tool for interpreting biblical texts.]

    – Space fakery / Moon as a Hologram (Crow777 [who I interviewed here], Russian vids)

    – Various Aspects of the Global Conspiracy, e.g. Zionism, Geopolitics, Extraterrestrials and the Hidden History of Humanity (Jim Marrs, Richie Allen show, MLordandGod, Destroying the Illusion)

    Fake News (FAKE NEWS REPORT)

    Satanism, Hollywood, Pedophilia (Jay Myers, who process quality conspiracy analysis)

    Dass es Frühling wird, kann also nicht heißen, dass wir uns nicht mehr warm anzuziehen brauchten.
    Die List der faschistischen Unvernunft könnte sich darin erweisen, dass kaum bekannte Portale und Themen auf diese Weise einen Grad an Aufmerksamkeit gewinnen, von dem sie jahrelang nur geträumt haben.
    Die großen Konzerne im Verein mit ihren Spähtrupps, Landvermessern, sonstigen Talentescouts und „Economic Hitmen“ handeln hier wohl nach der von Juncker ausgeplauderten Maxime, nach der die Europäische Kommission und TROIKA jahrelang die Bevölkerungen Europas mit ihren austeritären Zumutungen beglückt hat. O-Ton Jean-Claude Juncker:

    „Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter, Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“

    „Zurück! Aber dalli! Mit Geschrei und Aufständen!“

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    • willi uebelherr schreibt:

      Lieber FidelPoludo,

      „Zurück! Aber dalli! Mit Geschrei und Aufständen!“

      Es ist ja vieles richtig und ich sehe es aehnlich. Aber ich bin nicht bereit, mich darauf einzulassen, unsere zukunft als resultat der analyse unserer vergangenheit zu behandeln. Und noch weniger bin ich bereit, unser tun auf „Geschrei und Aufständen!“ zu reduzieren.

      Wir koennen aus der vergangenheit sehen, dass alle diese prozesse, die heute existieren in der privaten konzentration gemeinschaftlicher ressourcen, auch vor 2000 und 5000 jahren auch schon existierten. In dem bereich ist nichts neu.

      Aber das hilft uns nichts, weil wir unsere zukunft nur aus den antworten auf die frage entwickeln koennen: Wie wollen wir leben? Damit sind immer unsere eigenen, tradierten oder gewachsenen traeume und visionen die grundlage. Unser tun daraus ueberwindet die distanz von unserem jetzigen Sein zu unserem gewuenschten Sein.

      Es geht also nicht um schreien und aufstehen, sondern um die Selbstermaechtigung zur Selbstorganisation. Wir muessen aufhoeren, uns immer nur an jenen abzureiben, die heute die Macht zur Bestimmung sich angeeignet haben, sondern unsere eigene Macht zur Bestimmung anstreben.

      Ein fuer mich zentrales feld ist die telekommunikation in form eines InterNet, ein transportsystem fuer digitale daten in paketform. Damit werden alle heutigen Medien-Instanzen ueberfluessig, weil wir die informationsfluesse selbst organisieren. Da kuemmert es uns wenig, was Google mit YouTube oder was Facebook oder Twitter macht. Das sind alles private raeume und wenn ihr das nutzt, seid ihr selber doof.

      Fuer wirklich ernsthafte menschen stellt sich die frage, was koennen wir selbst organisieren und aus dem geldsystem herausnehmen. Nur so entstehen unsere handlungsraeume. Deswegen meine antwort auf deinen satz mit einem satz von Rosa Luxemburg: Wir beenden das politische Theater und wenden uns der Oekonomie zu.

      mit lieben gruessen, willi

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      • fidelpoludo schreibt:

        Lieber Willi,
        Mein „Zurück! Aber dalli! Mit Geschrei und Aufständen!“ hättest du so wörtlich-wortklauberisch nicht nehmen sollen, bezog es sich doch unmittelbar auf das vorher die Absichten und Arbeitsweise der uns technokratisch-undemokratisch neoliberal Verwaltenden ausplaudernde und das Volk verachtende Bekenntnis Junckers, das Leute in seiner Position nur selten so direkt vor aller Welt offenzulegen sich bereit finden. In die Reihe solcher unverschämter Äußerungen gehört übrigens auch das oft zitierte Bekenntnis Warren Buffets zum Klassenkampf von oben, die er – wie Juncker auch – nur in dem sicheren Gefühl tun konnte, dass es, wenn überhaupt, nur von so wenigen in ihrer Bedeutung erkannt werden würde, dass es ihr politisches Ziel – den Gewinn des Kampfes der ein gegen die 99 Prozent und der totalen Transformation Europas in ein neoliberales Staatengebilde – kaum je beeinträchtigen würde.
        Noch einmal:

        „Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter, Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“

        Wenn das keine Provokation ist! Gegen das „einige Zeit Abwarten“ habe ich spontan „dalli“, gegen das „kein Geschrei“ eben „Geschrei“, gegen das „keine Aufstände“ „Aufstände“ (Aufstehen) und gegen das „kein Zurück mehr“ eben „Zurück“ gesetzt. Gemeint ist Widerstand in allen möglichen Formen, durchaus im Sinne von einer von dir reklamierten „Selbstermächtigung zur Selbstorganisation“. Und was Juncker und Warren Buffet mit uns veranstalten ist ja eben nicht nur „ein politisches Theater“, sondern eines mit durch und durch neoliberalen ökonomischen Zielen und Hintergründen.
        Du schreibst:

        „Wir muessen aufhoeren, uns immer nur an jenen abzureiben, die heute die Macht zur Bestimmung sich angeeignet haben, sondern unsere eigene Macht zur Bestimmung anstreben.“

        Richtig ist daran, dass wir „unsere eigene Macht zur Bestimmung anstreben“ müssen. Richtig ist aber auch, dass der Kampf um die Macht als „Selbstermächtigung zur Selbstorganisation“ dann doch zunächst ein politischer Kampf ist, in dem wir den Gegner nicht – mit den verheerenden Folgen, die wir alle kennen – einfach weiterwursteln lassen dürfen.
        Auf das Abschalten wichtiger Informationsquellen im Internet (Youtube) nur mit einem lässigen Achselzucken zu reagieren, halte ich dann doch für unangemessen. Es könnte früher oder später auch uns und unsere Kommunikationsmöglichkeiten treffen und unsere Selbstorganisation wesentlich behindern.
        „Vorwärts und nicht vergessen: Es kann auch mal zurück gehen!“
        Um eine Hürde zu nehmen, die – wenn sie auftaucht – plötzlich viel zu hoch erscheint, hilft meist nur, zurück zu gehen, um einen längeren Anlauf zu nehmen.

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      • willi uebelherr schreibt:

        Lieber FidelPoludo,

        ich denke, ich verstehe, was du meinst. Aber der krieg der klassen, den Warren Buffet anspricht, findet im konkret realen statt. Das geldsystem, die private monopolisierung des wissens und des zugangs zu den gemeinschaftlichen ressourcen. Auf eine solche aktion koennen wir nicht moralisch agieren, um sich dann zurueck zu lehnen und hoffen, die anderen werden es dann schon richtig machen. Weil das wir ueber das politische theater suggeriert.

        Das gilt auch dafuer, dass wir jahrzehntelang einfach zusehen, wie die telekommunikation komplett privat organisiert wird und uns dann darueber beklagen, wenn es nachteilige folgen fuer uns hat. Das koennen wir sehr gut verfolgen zum beispiel bei http://www.netzpolitik.org. Und das sind ja leute, die sich doch deutlich mehr mit diesem thema beschaeftigen als die grosse mehrheit.

        Wir sind uns doch darueber einig, dass ueber das geldsystem unser alltag einen klar begrenzten rahmen erhaelt. Und, wo sind die substanziellen gegenentwuerfe, die uns offene handlungsraeume eroeffnen? Nicht mal zur ueberwindung des Euro-diktats reicht es.

        Ich vermute, dass all jene, die sich selbst als kritische geister verstehen, die „political correctness“ und die komplette tabuisierung substanzieller fragen verinnerlicht haben, weil sie die themen nicht verstehen. Heiner Flassbeck hat dazu einen guten text verfasst:

        Protektionisten und Nullsummenspieler (ist frei lesbar)
        https://makroskop.eu/2018/03/protektionisten-und-nullsummenspieler/

        Unser freund Lutz geht das thema ganz anders an. Sehr distanziert, sehr um ausgewogenheit bemueht. Fast wuerde ich sagen, er versteht sich als beobachter und nicht als teilnehmer des geschehens.

        Ich kenne das zitat von Juncker und es hat mich nicht ueberrascht. Es entspricht dem, was ich zu erkennen glaubte und glaube. Und, soll ich mich nun darueber aufregen? Wie frueher die Attac-de irgendwelche fadenscheinigen aktivitaeten entfalten mit luftpuppen? Das ist doch laecherlich. Und sie waren sofort bereit, mich in meiner kritik, bezogen auf deren akzeptanz des kolonialen landraubs in West-Palaestina, auch auf dem WSF (Welt Sozial Forum) , sofort auszuschliessen und die datenbank komplett von meinem namen zu saeubern. Auch die Freidenker machten das gleiche.

        Wir haben es also mit 2 dingen zu tun. Einerseits die komplette unterwanderung entstehender kritischer organisitierung oder zumindest von debattenraeumen und dem mangel, irgend etwas selbst in die hand zu nehmen oder zumindest mal darueber nachzudenken. Dass die andere seite ihren weg geht, ist ja wohl voellig klar und sie kann ihn auch gehen. Sie erlebt keinen widerstand.

        Wenn ich die gespraeche von Ken Jebsen hoere, dann wuensche ich mir immer, er soll doch endlich mal mit seinem substanzlosen geplapper aufhoeren. Auffaellig in mein ohr kommt immer seine bewusstlose anwendung des begriffs „repraesentative Demokratie“. Das ist ja der groesste schwachsinn. Es gibt repraesentation oder demokratie, aber nie beides zusammen.

        Wenn wir an solchen einfachen dingen schon scheitern, wie soll es dann beim thema „National Oekonomie“ gelingen? Das ist ja voellig unmoeglich. So koennen wir das unverstaendnis, was Heiner Flassbeck formuliert, doch auf die gesamte sogenannte „Linke“ anwenden. Dass dann die EU-Buerokraten alles machen koennen,.was sie wollen, ist doch mehr als offensichtlich. Von den gekauften Journalisten koennen wir das mit sicherheit nicht erwarten. Sie gehoeren zum instrumentarium.

        Dein einwand an Lutz, Karl Marx hat das Rechtssytem als besonders wichtig eingeschaetzt, ist uebrigens falsch. Es war fuer ihn der ausfluss im ueberbau, der vom unterbau bestimmt wird.

        mit lieben gruessen, willi
        Asuncion, Paraguay

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        • fidelpoludo schreibt:

          Hallo Willi,
          nichts anderes habe ich gesagt, als dass Marx im Recht ein Überbauphänomen, statt eines Übergangsphänomens (Lutz) sah. Und ich habe zusätzlich nur behauptet, dass es wahrscheinlich das wichtigste und bedeutendste Überbauphänomen insofern war, als das Recht die harte Absicherung des Privateigentums und der bestehenden Produktionsverhältnisse garantiert – so bestimmend und effizient wie wohl sonst kein anderes Überbauphänomen. Was ist daran falsch?

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    • kranich05 schreibt:

      Fidelp,
      Sie geben herrliche Stichworte:
      „jede Menge alternativer You-Tube-Channels von heute auf morgen einfach gesperrt und geschlossen hat. Der Faschismus erhebt sein vorerst noch privates Haupt.“
      Aber:
      Während wir mit Verve auf dem Glatteis tanzen, vermuten Sie, dass hier ein Luxusproblem vorliegt.
      Zur Erinnerung: Ich forderte KONKRETE Imperialismuskritik. Dazu gehört der Zusammenhang von Imp. und Zionismus. Aber natürlich gehört in dieselbe Liga KONKRETE Faschismuskritik.

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      • fidelpoludo schreibt:

        Lieber Kranich,
        also das mit dem „Luxusproblem“ war wohl übertrieben. Gemeint war, was ich nicht deutlich genug machte, dass nicht etwa konkrete Imperialismuskritik und der Zusammenhang von Imperialismus und Zionismus als Luxusprobleme zu gelten hätten, sondern dass es Anzeichen dafür gibt, dass wir bald massiv daran gehindert sein könnten, uns über derartige Themen und Probleme überhaupt noch frei miteinander auszutauschen. Wenn demnächst auch Blogs gesperrt werden etwa. Wer weiss, wann WordPress sich diesem Boykott anschließt. Ich weiß auch nicht, ob und vielleicht auch wie WordPress mit Google, Apple, Facebook und Co offen oder insgeheim verbandelt sind. Nicht mehr, aber auch nicht weniger wollte ich zum Ausdruck bringen. Ihr Kommentar hat zu dieser Klarstellung jetzt beigetragen.

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  12. Lutz Lippke schreibt:

    Umso beängstigender die Realität und drängender die Entscheidungsnot wird, umso beschränkter und geschlossener wird das Weltbild. Nur so ist es möglich, das Interesse zu fokussieren, Entschlossenheit zu verstärken und Entscheidungen gegen äußere Widerstände und eigene Ängste zu immunisieren und durchzuhalten. Rationale Notwendigkeit der Entscheidungskraft und psychologisches Phänomen der Irrtumsverleugnung verbinden sich zu einem geschlossenen Effizienzsystem mit beschränkter Denklogik. Am Beginn steht Angst und Not, nicht falsch oder richtig. Ein geschlossenes Effizienzsystem mit seiner denklogischen Beschränktheit ist also vom Prinzip her nicht falsch oder richtig, sondern schlicht eine mögliche oder sogar zwingende Reaktion auf die Wahrnehmung der Realität. Ebenso ist eine Reaktion auf die Reaktion wiederum nicht per se falsch oder richtig, sondern unterliegt den gleichen Mustern. Auf ein radikal geschlossenes System wird (von) außen mit radikaler Abgrenzung und Ablehnung, also geschlossener Konfrontation, und (von) innen mit dem Untergraben der Geschlossenheit reagiert. Umgekehrt lässt sich ein offenes System der Entscheidungssuche und des Interessenausgleichs durch in sich geschlossene Systematiken von Tabuisierungen bei gleichzeitiger Behauptung von prinzipieller Offenheit untergraben. Dem muss faktisch die drängende Angst und Not zugrunde liegen, dass ein offenes System den eigenen Interessen zuwiderlaufen wird oder das offene System längst durch feindliche Intrigen (geschlossene Systeme) unterwandert wurde. Am Beginn steht Angst und Not, nicht falsch oder richtig.
    Wünschenswert wäre also einerseits unendliche Zeit ohne Ängste und Nöte für das dialogische Offenhalten von Entscheidungen zum Ausgleich von Interessen und zugleich die fokussierte Entschlossenheit zu isolierten Entscheidungen, mit denen temporäre Ängste und Nöte aufgelöst werden können. Klar ist demnach, dass ein solcher Wunschzustand nicht aus Angst und Not entstehen kann, aber auch nicht durch das Verleugnen von Ängsten und Nöten.

    Was hat das mit dem hiesigen Thema zu tun?

    Ich habe in den letzten Tagen 2 Interviews bei KenFM (Sattelberger, Däniken) und einen Vortrag von Drewermann durchgesehen. Die Fokussierung von KenFM auf einen offenen Dialog ohne geschlossenes Weltbild habe ich wieder einmal als sehr inspirierend wahrgenommen. Zu keinem Protagonisten konnte ich meine volle Zustimmung, meine Absolution, erklären, aber in allen Beiträgen war die Vielfalt, Variabilität und deren Dialektik genauso spürbar, wie Bekenntnis, Klarheit und deren Begrenztheit. Wohl gerade deshalb kam es außer zu Fokussierungen in keinem Beitrag zur „entscheidenden Lösung“ oder Überwindung der kritischen Masse für oder gegen Etwas. KenFM porträtiert und interviewt Menschen, die sich mit den Problemen und Entwicklungsmöglichkeiten unserer Zeit intensiv auseinandersetzen und i.d.R. auf ein hohes Maß an historischem Wissen und persönlicher Erfahrung in Konfliktsituationen zurückgreifen können. Wer KenFM schon länger verfolgt, weiß auch, dass sich das Interesse von KenFM nicht auf Berühmtheiten oder Experten fokussiert, sondern die Selbstbildung und Selbstorganisation der „Normalen“ in den und zugleich gegen die herrschenden Strukturen das übergreifende Thema ist.

    In dieser Konsequenz des Unideologischen und weniger gewissenhaft Belehrenden nimmt KenFM für mich zumindest gefühlt eine Sonderstellung auch in den sogenannt alternativen Medien ein.
    Es gibt eine Ausnahme. Auch bei KenFM kommt das Thema „Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“ wie auch die damit elementar verbundene Problematik zu moralische vs. prozedurale Gerechtigkeit nicht vor. Mich irritiert das Vermeiden dieser grundsätzlichen Thematik schon sehr, vergleichbar der Skepsis gegenüber dem Handwerker ohne Werkzeug, dem Artisten ohne Körper. Das „sieht“ der sprichwörtliche Blinde auch ohne Krückstock. Ein noch blinder Fleck in der alternativen Aufklärungsszene oder ein Tabuthema?

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  13. ups2009 schreibt:

    Bezüglich Lenin …. sehen wir auf
    Das Verhältnis von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen … mit feudalen Produktivkräften bauen wir den Sozialismus auf. ROFL!
    Das ist mal ein Hirnfick des selbsternannten „Geistesadel“

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    • kranich05 schreibt:

      He, Herr Bräuer,
      angesichts ihrer Behauptung auf ihrem Blog:
      „monströse Wahrheit auch nur im Ansatz begreifen, nämlich dass die Historie einfach nur Fiktion ist“ (ttps://ups2009.wordpress.com) staune ich, dass sie Lust haben, den obigen sozusagen „fiktionalen Blödsinn“ über Lenin abzusondern.
      Oder zu welcher Wahrheit sind sie plötzlich durchgestoßen mittels Dingfestmachung des o.g. „Hirnficks“?
      Anders gesaagt: Ihre Behauptung, dass wir über Geschichte nichts wissen können, läßt doch ihren „Lenin-Böller“ gar nicht zu.

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      • ups2009 schreibt:

        „Die herrschende Geschichtsschreibung ist die Geschichtsschreibung der Herrschenden.“ … und so hatte ich den Beitrag -https://1668cc.wordpress.com/2018/01/18/was-wenn-die-historie-verfaelscht-ist/ übernommen.

        Und, „dass wir über Geschichte nichts wissen können“ war niemals meine Sichtweise.

        Wo der ML (Marxismus-Leninismus) recht hat, da hat er recht und das ist in der pol. Ök. der Zusammenhang zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen.
        Und nun erkläre man mir wie das mit dem Sozialismus im Zaristischen Russland.

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  14. Lutz Lippke schreibt:

    In vielen historischen, aber auch in aktuellen Politikbereichen bin ich nicht besonders kenntnisreich und argumentationssicher. Ich registriere, bilde mir eine vorläufige Meinung im Speziellen und integriere diese Erfahrungen in meine Grundüberzeugungen, die damit immer der Möglichkeit der Festigung, aber auch der Veränderung unterliegen. Beides hat Konsequenzen, unabhängig davon, ob ich aus meinen Überzeugungen bereits Taten folgen ließ oder diese versäumt habe. Das Ausmaß meines individuellen Beitrags auf allgemein stark fokussierte und umstrittene Themen halte ich aber für sehr begrenzt. Das ist Fluch und Segen zugleich. Ich kann als Einzelner in der Masse wenig bewirken, muss es aber auch nicht unbedingt. Nicht zuletzt deshalb beschränke ich mich in der öffentlichen Diskussion auf Fragen, zu denen ich einen Diskurs bisher vermisse. Es geht dabei weniger um die Erringung eines Alleinstellungsmerkmals oder die Deutungshoheit, als um die Klärung der (für mich) offenen Fragen. Logisch ist es für mich, dass sich Andere zu diesen offenen Fragen aus gleichen Gründen nicht äußern, sondern den Diskurs registrieren und mehr oder weniger still eigene Erkenntnisse daraus ableiten. Soweit so gut. Allerdings verbinde ich mit (meinen) offenen Fragen ja insbesondere die Behauptung der unbegründeten Lücke im Diskurs. Keine Antworten ist daher als Ergebnis unbefriedigend, weil dies Zweifel am gesamten Diskurs weckt.
    Über den Zweifel, ich konnte die falschen Fragen stellen, bin ich mittlerweile erhaben. Es sind nicht die einzigen, wichtigen Fragen, aber sie sind grundlegend und allgemein unbeantwortet. Allenfalls gibt es Hilfsantworten zu den Ursachen der Diskurslücke, die aber die Brisanz eher erhöhen als abmildern. Was kann man tun? Zum Beispiel selbst Erklärungen oder mögliche Antworten vorschlagen. Das bleibt aber eine Krücke, die nur der Aktivierung dienen soll.

    Hat das Desinteresse am juristischen Recht damit zu tun, dass Marx dem nur den Wert einer Übergangserscheinung des kapitalistischen Herrschaftsgebaren zumaß?
    Quelle:

    Klicke, um auf staatpaschukanis_einfuehrung.pdf zuzugreifen

    Ist diese Einschätzung des Verständnisses von Marx richtig und wenn ja, auch heute noch gültig?

    Ist der Unwille oder das Unvermögen zur Formalisierung / Abstraktion von gesellschaftlichen Grundfragen eine bewusste Entscheidung gegen universale Erkenntnismethoden oder eine allgemeine Bildungslücke? (Vom Unvermögen bin ich übrigens selbst betroffen.)

    Gibt es eine methodische Äquivalenz zwischen der vehementen Ablehnung der formalen Logik durch die Jurisprudenz und die Nichtanwendung durch die „Polisprudenz“, auch durch Marx?

    Welche Folgen hat der Verzicht auf universale Erkenntnismethoden auf die Möglichkeit „Versuch und Irrtum“ (Empirie des gesellschaftlichen Scheiterns) durch strukturell mächtige Methoden der objektiven Erkenntnisförderung (abstrakte Modellierung) abzumildern?

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    • fidelpoludo schreibt:

      Hallo Lutz und Theresa als Kenner der Schrift oder Schriften von Frau Maus,
      was die monierte Diskurslücke angeht, das Verhältnis von Recht und Demokratie betreffend, habe ich für Euch eine Anregung, die vielleicht ein Stück weit, sollte die Anregung aufgegriffen werden, einen Teil der Lücke schließen könnte.

      Ich gehe davon aus, dass Ihr neben dem Werk von Frau Maus, von dem ich keine Ahnung, aber eine bestimmte Vermutung habe, die ich hier nicht äußern möchte, auch die Vorträge von Herrn Mausfeld gehört habt (die Nähe der Namen ist ein putziger Zufall, der auf keinen Fall schon ein Urteil darüber zu fällen erlaubt, ob Frau Maus nicht vielleicht etwas fehlt).

      Wie verhalten sich die beiden Interventionen in Bezug auf ihr je eigenes (verschiedenes?)
      Demokratieverständnis? Bei Mausfeld kommt doch klar und deutlich heraus, dass die repräsentative Demokratie eine gezielte, betrügerisch-raffinierte, manipulierte Vortäuschung falscher „demokratischer“ Tatsachen ist, die dem Souverän außer seinem Namen kaum etwas von realer Souveränität läßt, die ihm nur vorgegaukelt wird; ihn, den Souverän, das Volk, lassen die herrschenden besitzenden Eliten nur soweit etwas bestimmen, wie es ihren Interessen entspricht, wie es ihnen in den Kram passt. Ihr Streit untereinander hört in dem Moment auf, wo diese „Arbeits- und Kompetenzaufteilung“ in Gefahr gerät. Das sagen und schreiben sie doch ganz offen (wenn auch versteckt in Medien, die zu nutzen die arbeitende Bevölkerung weder die Zeit noch die notwendige Bildung besitzt) wie uns Mausfeld an vielen Beispielen vor Augen führt.
      Welche korrigierende Rolle spielt da das Recht? Wichtige Artikel der US-Verfassung sind schon außer Kraft gesetzt (Patriotic Act – Homeland Security – NSA etc.). Das erlaubt das Recht? Oder wehrt es sich dagegen? Die, die dafür verantwortlich sind haben das Volk dafür nicht gefragt. Die nationale Gefahr interpretieren die Eliten nach ihrer Logik (Logik wohlgemerkt!): sie identifizieren ihre Interessen mit der nationalen Sicherheit und bereiten sich durch Aufrüstung von Militär und Polizei schon auf Aufstände und Revolten im Innern vor. Und der Trend geht in vielen europäischen Ländern seit ein paar Jahren in die gleiche Richtung. Muß ich noch Details dazu nennen? Frankreich prescht da voran. Das Recht erweist sich darüber keineswegs erhaben. Sondern verrät seine „Flexibilität“, indem es nach der Macht sich beugen läßt wie die Pflanze zur Sonne.

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  15. fidelpoludo schreibt:

    Hallo Lutz,
    kann Ihren (deinen) Frust einigermassen nachvollziehen. Recht, Rechtstaatlichkeit, Rechtsprechung und Demokratie sind tatsächlich selten bis gar nicht Gegenstand intensiver alternativer Debatten. Ich muß zugeben, dass auch ich da keine Ausnahme mache. Ich scheue vor juristischen Diskussionen einfach schon deshalb zurück, weil mich die Sprache der Juristen abstößt . Das ist eine Parallelwelt, die ihren eigenen Jargon ausgebildet und perfektioniert hat, der den Laien einerseits permanent belehrt und andererseits die Begriffe, die sich der Laie und Normalbürger von einer Sache macht nicht selten ins genaue Gegenteil verdreht. Im Volksmund findet sich die Rede vom Juristen als Rechtsverdreher. Und selbst bei intellektuellen Menschen, ja sogar bei gelernten Juristen herrscht oft völliges Unverständnis bei manchen Gesetzestexten vor.
    Hier ein Text eines der bekanntesten Journalisten Irlands, erschienen Mitte 2015.
    Den Absatz, auf den es mir in diesem Zusammenhang besonders ankommt, habe ich fett hervorgehoben. Die Zwischenüberschriften sind im Original fett.

    Fintan O’Toole: EU has taken decisive turn from democracy

    By rejecting an attempt to force their elected government from office, the Greeks have acted as good Europeans. They have given the European Union a chance to save itself as a democratic project. If it is not seized now, that opportunity may not come again.
    The EU faces many threats, but by far the biggest comes from within. It is from what we might call the new Illuminati, after the elite 18th century masons who imagined themselves so uniquely enlightened that only they themselves were fit to direct the destiny of the world.
    Like their historic brethren, the new Illuminati see themselves as an entirely benign force. They have little idea that what they are actually creating is a form of arbitrary rule.
    Consider three moments from the last fortnight. Firstly, the (now former) Greek finance minister, Yanis Varoufakis, was excluded from the eurogroup of finance ministers. When he sought legal advice on what rules allowed the group to exclude him, he was told: “The eurogroup is an informal group. Thus it is not bound by treaties or written regulations. While unanimity is conventionally adhered to, the eurogroup president is not bound to explicit rules.”
    This is the very definition of arbitrary rule – decisions of vast consequence are being taken by a group that does not consider itself bound by treaties or regulations.
    Euroanorak award
    Secondly: a question. Who are the following people? Harald Waiglein, Thomas Steffen, Isabelle Goubin, Hans Vijlbrief, Alenka Jerki?. If you recognise these names, allow me to present you with this golden Euroanorak award. These, along with a bunch of others, form the board of the European Financial Stability Facility (EFSF).
    Last week, they issued a formal threat to call in Greece’s loans from the EFSF early, thus forcing a member state into bankruptcy and out of the euro. So, again: who the hell are these people? Every one of them is a civil servant. None, so far as I know, has ever been elected by anybody.
    Thirdly, consider John FitzGerald’s column in The Irish Times . FitzGerald, recently retired professor at the ESRI, has long been the leading analyst of fiscal policy in Ireland, a man who politicians and the media look to for e x p e r t guidance. In the course of last week’s column he mentioned that he finds the euro zone’s fiscal rules “pretty impenetrable”.
    In effect he owned up that he d o e s n o t u n d e r s t a n d them and suggested that “only a handful of experts understand what the rules mean”. Why does this matter? Because we are literally governed by these rules. We (in my view foolishly) inserted them into our Constitution, so they set the parameters within which any government we elect must act.
    The rules that shape our collective lives are as obscure to the vast majority of citizens as the solution to Fermat’s Last Theorem or the lyrics of A Whiter Shade of Pale. If John FitzGerald doesn’t understand them, it is safe to say that no elected Irish politician understands them either. How can citizens exert their rights to democratic accountability when even the most economically literate of them cannot expect to understand the laws that govern all policy?
    The corollary is that those who do understand, that tiny elite of fiscal gnostics, now wield the kind of authority that, in European history, previously belonged only to the Oracle at Delphi or to mediaeval popes. We mock the Iranians for having an assembly of ayatollahs whose interpretations of the finer points of Islam can overrule all political decisions. But we have our own supreme ayatollahs of fiscal correctness now.

    Working model
    If we put these three moments together, we have a perfect working model of arbitrary rule: a high-level group that does not consider itself bound by European treaties (those treaties that we went to such trouble to insert into our Constitution in multiple referendums); a second group that nobody ever elected but that has acquired the power to bankrupt an entire country and effectively expel it from the euro zone; and a set of governing laws that are impenetrable, not only to citizens but even to professional politicians and to most of the experts whose opinions shape public discourse.
    These realities amount to something that those (like myself) who have always supported the European project have to face: the project has taken a decisive turn away from democracy. It is conventional wisdom that the EU is in danger from below, with the rise of eurosceptic parties. But it is in even more danger from above.
    The Illuminati form a tight, disciplined and single-minded technocratic elite. Like all such elites, it is impervious to evidence that it is wrong. It created the current crisis through its botched design of the euro and its unwillingness to control the banking system. But its confidence is unshaken by these disasters – it now knows with utter certainty that the only way out of the crisis is more of the austerity that has proved to be a failure.
    The Greek government and now the Greek people are trying to take the EU back from the Illuminati. Anyone who wants the EU to survive should stand with them.

    Als ich diesen Artikel seinerzeit las, war ich mindestens so empört wie sein Verfasser – ohne weitergehende juristische Kenntnisse. Das was hier passierte mag juristisch abgesichert sein, aber es schlägt meinem Rechtsgefühl voll ins Gesicht. Und mir soll niemand erzählen, das Rechtsgefühl eines juristischen Laien habe einfach zurückzutreten hinter dem der Volljuristen.
    Was sich hier zeigt, beweist einmal mehr, warum Marx das bürgerliche Recht nicht „den Wert einer Übergangserscheinung zumaß“, sondern den Wert eines bedeutenden, wenn nicht dem bedeutendsten „Überbauphänomen“ der bürgerlichen Gesellschaft.

    Ich werde mir den verlinkten Artikel bei nächster Gelegenheit einmal ansehen und mich dann vielleicht noch einmal melden. Die aufgeworfene Frage ist doch sehr spannend. Vielleicht kann ich auch die „Maus-Lektüre“ nachholen, wenn mich ihre Sprache nicht gleich wieder aus dem Boot kippt.

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  16. Theresa Bruckmann schreibt:

    Däniken, Drewermann, Sattelberger, ohne Frage,
    allesamt höchst interessante Videos. Heute
    stieß ich auf dieses und finde es ebenso
    spannend. Kernthema von Harald Schumann und
    Fabian Scheidler, die sozial-ökologische Transformation
    http://www.kontext-tv.de/de/blog/fabian-scheidler-und-harald-schumann-im-grips-theater-chaos-das-neue-zeitalter-der-revolutionen

    Teile dieses Videos von Harald Schumann sind schon
    länger bekannt (aus seinem ersten Video zur Banken-
    rettung). Jetzt haber wollte er es genau wissen
    und befragt nicht Hänschen sondern Hans nach dem
    Wie und Wieso und stellt die Frage nach einer
    Alternative für Irland, für Spanien:

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Ja, das sind unermüdliche Leute, deren Frustration ich gut verstehen kann. Da kann ich einen Anfall von Wähler- und Konsumenten-Bashing gut tolerieren. Ob es aber wirklich nur der fehlenden Masse an Demonstranten und deren Nachdruck geschuldet ist, dass Schäubles, Schulzes und die anderen Merkelwürdigen Küchenrezepte als hohe Politik durchgehen, bleibt zu bezweifeln. Der Verweis auf die notwendige Transformationsaufklärung ist der wichtigere Part. Das muss die Machtverhältnisse und Taktiken der Verleumdung mit einbeziehen. Richtig auch, dass was im Großen noch nicht oder grundsätzlich nicht gelingt, eben im überschaubarem Rahmen anzugehen ist. Da finden sich auch schneller die fokussierten Knackpunkte für einen Durchbruch. Ich bin skeptisch gegenüber einer großen Sammlungsbewegung, die vermutlich auch nur mit dem Kompromiss des „für alle ein bisschen, aber für jedes zu wenig“ Leute mobilisiert und am Ende enttäuscht. Meine Erfahrung aus der Zeit der Montagsmahnwachen war, das schon ein großer Teil der Zuhausegebliebenen so desillusioniert ist, das sie Aktivität an sich für verdächtig und inszeniert halten. Die Diffamierungen haben das nur verstärkt und Ausreden ermöglicht. Trotzdem hat auch diese Mobilisierung einige Wirkung gezeigt, Leute ins offene Gespräch gebracht und intrigante Gegenstrukturen ins rampenlicht von kulturzeit bis taz gestellt. Gerade über diese Methoden der Denunziation und Spaltung wissen wir nun mehr. Statt Torschlusspanik, sei sie auch faktisch berechtigt, sehe ich aber eher die sorgfältige Transformationsstrategie als notwendig an. Transformation bedeutet das wohlüberlegte Migrieren vom Ausgangszustand über Zwischenzustände zum Ziel. Eine Prozedur für die es Regeln geben sollte, deren Gültigkeit und Verbindlichkeit einsichtig ist.

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      • willi uebelherr schreibt:

        Lieber Lutz,
        da stimme ich dir vorbehaltlos zu, wenn es um die transformationsstrategie geht.

        Wenn wir nicht wissen, wohin die Reise gehen soll, sollten wir die Reise nicht beginnen.

        Oder, im sinne der schule Lao Tse:
        Es ist besser, nichts zu tun, als mit viel Aufwand nichts zu schaffen.

        Das zweite steht exemplarisch fuer mich fuer Attac-de/at/fr und die Freidenker.

        Die frage ist ja fuer mich, wie kann ein raum der debatte fuer gehbare transformationen entstehen? Zunaechst einmal brauchen wir unsere zielbestimmung. Erst danach kommt das, was du „das wohlüberlegte Migrieren vom Ausgangszustand über Zwischenzustände zum Ziel“ nennst. (Ich wuerde das nie Migrieren nennen). Das ruht zunaechst auf der erkannten distanz zum ziel verbunden mit den moeglichkeiten, die wir uns selbst zugestehen.

        Bei dem zweiten geht es ja schon los. Welche moeglichkeiten gestehen wir uns denn zu? Wollen wir ungehorsam, anti-autoritaer, autonom und selbstbestimmt sein? Wollen wir uns vom dem gepflegten rasen des fuer uns vorbereiteten Konsumismus entfernen und das schotterfeld der selbstorganisation diesem „sanften gruen“ vorziehen, wo wir die giftpollen nicht sehen koennen?

        „Eine Prozedur für die es Regeln geben sollte, deren Gültigkeit und Verbindlichkeit einsichtig ist.“
        Voellig ausgeschlossen. Wir agieren nicht im labor. Und nicht allein. Und wir wissen von uns selbst, was bei anforderungen, unerwartet oder erwartet, so alles aus uns hervor quillt, was ja immer auch fuer die anderen gilt.

        Ich weiss, du liebst Regeln und Verbindlichkeit. Nur, du findest das nicht so in unserer lebensweise. Sehr wohl prinzipien, die dann auf ihre anwendung warten. Es gibt dafuer ja einen alten satz: Wenn zwei das Gleiche tun, so ist das nicht das Gleiche.

        mit lieben gruessen, willi

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        • Lutz Lippke schreibt:

          Was Du mir so unterstellst Willi. „Ich weiss, du liebst Regeln und Verbindlichkeit.“
          Ha. (Ist es nicht eine geltende Regel der Wertschätzung sich mit „Du“ statt „du“ anzuschreiben, hä?)
          Kleiner Spass am Rande.
          Was halte ich von Regeln und Verbindlichkeiten?
          Als Einschränkung der Kreativität, der Begeisterung und Liebe halte ich Konventionen für hinderlich bis scheußlich. Deshalb bin ich auch grundsätzlich gegen eine Verrechtlichung des sozialen Miteinanders. Mein Ideal wäre die Herstellung eines Vertrauens und Wohlwollens in menschlichen Beziehungen, die jedwede Vorgaben überflüssig macht.
          So etwas kann man ja durchaus erleben, selbst mit Unbekannten und bei Interessengegensätzen. Aber es gibt dafür keine Garantie, schon gar nicht zum Fortbestand über lange Zeit. Missverständnisse und Enttäuschungen sind nicht selten sogar der Hebel für unerbittliche Feindschaft. Auch tendiert enge Kooperation zur Komplizenschaft und Ausgrenzung Dritter. Es kann auch keinen „gefühlten“ Anspruch geben, jeden zu mögen, mit jedem freiwillig zu kooperieren und zu „spielen“.
          Das hat nichts mit politischer Einstellung, mit Herkunft oder prekären Verhältnissen zu tun.
          Regeln und Verbindlichkeiten haben daher im besten Fall die Funktion eines Sicherheitsnetzes gegen Fehlleitung, Entgleisung und ungeklärten Zuständen. Es lässt sich aber kaum vermeiden, das Regeln das Leben auch (unnötig) überformen. Mein Hinweis auf das „Du“ ist so etwas.

          Und ich muss Dir zum Labor-Argument und auch zur Zielbestimmung widersprechen. Gerade weil wir keine verlässlichen Laborbedingungen haben und nicht ein gemeinsames Ziel verfolgen, brauchen wir verlässliche prozedurale Regeln. Insbesondere Regeln zum Aushandeln der Änderung von Regeln. Stichworte sind Wertepluralismus und prozedurale Gerechtigkeit. Ein, wenn nicht sogar der, große Fehler in Gerechtigkeits-Ideologien ist doch die Vorstellung, das ein gerechtes Ziel das richtige Handeln als „Natur der Sache“ nach sich zieht und damit nicht der Vereinbarung unterliegt. Ein zentrales Moment in den Arbeiten von Ingeborg Maus. In diesem Anerkenntnis, dass das freie Individuum in der sozialen Struktur nur Zwängen unterworfen sein soll, deren konkreter Regelung es als Gleicher unter Gleichen zugestimmt hat, sehe ich eine großartige Leistung des Liberalismus. Das hat natürlich auch ökonomische Konsequenzen. Wer seine Buddelschippen im ganzen Sandkasten verteilt, wie der Immobilienhai seine Wohnhäuser in der Stadt, muss deren angemessene Nutzung durch Jeden akzeptieren, denn der Sandkasten ist zum Buddeln und die Stadt zum Leben. Insofern wirkt die soziale Natur auf die Sache und dessen „Besitzer“ und nicht umgekehrt.

          Hatte ich schon mal erwähnt, dass solche Sinn- und Strukturfragen durch Konzepte wie formale Logik abstrakt modelliert und auf Widerspruche und folgerungen untersucht werden konnen?

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          • Theresa Bruckmann schreibt:

            Dem stimme ich voll zu.
            Dabei hoffe ich, dass mir das gemeinsam gefundene Regelwerk
            noch genug Raum lässt für die individuelle Gestaltung meiner Wohnung und
            eines Teils meines Gartens. Andernfalls würde ich mir eine andere Gemeinschaft
            suchen. Ich gehe mal von Wahlmöglichkeiten an Gemeinschaften aus. .

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            • Lutz Lippke schreibt:

              Nun, es gibt zum jetzigen Zustand jedenfalls Regelungsbedarf. Die verfassungsmäßige Ordnung nach Lesart des BVerfG ermöglicht z.B. Ausreisebeschränkungen bzw. die Versagung eines dafür notwendigen Passes aus politischen Gründen.
              https://de.m.wikisource.org/wiki/Bundesverfassungsgericht_%E2%80%93_Ausreisefreiheit
              Auch die Zeitdokumente zu Berufsverboten, Verletzung des Post-und Briefgeheimnisses und der Psychiatrisierung und Kriminalisierung unbequemer Zeitgenossen zeigt, dass das BVerfG im Sinne einer überrechtlichen, zum Teil ungeschriebenen Werteordnung jederzeit totalitäre Elemente in der Exekutive und Rechtsprechung bestätigen bzw. freigeben kann.
              Bis das auf die individuelle Gestaltungsrechte der Wohnung und die Auswahl der Gartrnpflanzen durchgreift, muss sicher noch Einiges schieflaufen. Aber politische Haltung, vermutlich sogar eine zutiefst demokratische, steht seit langem unter dem Vorbehalt der Freiheitsbeschränkung. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Elfes

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          • willi uebelherr schreibt:

            Liebe Theresa, ich bin begeistert von deinem humor.

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    • fidelpoludo schreibt:

      Ich finde die „sozial-ökologische Transformation“ um Längen spannender und wichtiger als die genannten Interviews. Die Aufforderung von Harald Schumann: Konzentrieren wir uns auf einige wenige (aber zentrale) Punkte. Ich konzentriere mich hier auf drei, die ich sieben Mal wiederhole. Sage keiner hinterher, er habe sie übersehen:
      – „Die Politiker verstehen sich als Dienstleister für potentielle Investoren.“
      – „Die Politiker verstehen sich als Dienstleister für potentielle Investoren.“
      – „Die Politiker verstehen sich als Dienstleister für potentielle Investoren.“
      – „Die Politiker verstehen sich als Dienstleister für potentielle Investoren.“
      – „Die Politiker verstehen sich als Dienstleister für potentielle Investoren.“
      – „Die Politiker verstehen sich als Dienstleister für potentielle Investoren.“
      – „Die Politiker verstehen sich als Dienstleister für potentielle Investoren.“

      Gleich der nächste Satz von Harald Schumann hinter aller Ohren:
      – „Staaten dürfen nicht in Wettbewerb miteinander treten!“
      – „Staaten dürfen nicht in Wettbewerb miteinander treten!“
      – „Staaten dürfen nicht in Wettbewerb miteinander treten!“
      – „Staaten dürfen nicht in Wettbewerb miteinander treten!“
      – „Staaten dürfen nicht in Wettbewerb miteinander treten!“
      – „Staaten dürfen nicht in Wettbewerb miteinander treten!“
      – „Staaten dürfen nicht in Wettbewerb miteinander treten!“
      – „Staaten dürfen nicht in Wettbewerb miteinander treten!“

      Aller guten Dinge sind dennoch nicht sieben, sondern immer noch drei:
      – „Statt die Konzerne rechtlich abzusichern oder gar zu subventionieren,
      müssen die Staaten ein Kartell gegen sie bilden.“
      „Statt die Konzerne rechtlich abzusichern oder gar zu subventionieren,
      müssen die Staaten ein Kartell gegen sie bilden.“
      „Statt die Konzerne rechtlich abzusichern oder gar zu subventionieren,
      müssen die Staaten ein Kartell gegen sie bilden.“
      „Statt die Konzerne rechtlich abzusichern oder gar zu subventionieren,
      müssen die Staaten ein Kartell gegen sie bilden.“
      „Statt die Konzerne rechtlich abzusichern oder gar zu subventionieren,
      müssen die Staaten ein Kartell gegen sie bilden.“
      „Statt die Konzerne rechtlich abzusichern oder gar zu subventionieren,
      müssen die Staaten ein Kartell gegen sie bilden.“
      „Statt die Konzerne rechtlich abzusichern oder gar zu subventionieren,
      müssen die Staaten ein Kartell gegen sie bilden.“

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      • Lutz Lippke schreibt:

        Ja das sind starke und beeindruckende Forderungen. Ich musste mal 30 x die Vorfahrtsregel an gleichrangigen Straßen aufschreiben, weil ich während der Übungsfahrt mit dem Moped vom Bevorrechtigten durchgewunken wurde und dem folgte. Strafe muss sein, man arbeitet das mechanisch ab. Will sagen, besser wäre ein Disput darüber gewesen, wie man im realen Leben mit solchen Nettigkeiten gegen die Regel am besten umgeht und warum, als ein Trimm-Dich zu veranstalten.

        Das Problem mit den Transformationszielen bleibt bisher ungelöst: Wie durchsetzen und durchhalten?
        Ich bin ja ein Fan davon, die ideelle Transformation als reale Migration von Zuständen zu verstehen. Ich behaupte, dass wir die Erkenntnis gewonnen haben, dass die bemängelten Funktionen von Politik und Staaten mehr oder weniger unabhängig vom Wahlverhalten und den gewählten Personen durchgesetzt werden. Auch genügt weder ein volles noch ein krisenhaft überschuldetes Staatssäckel als Voraussetzung, um sich den mächtigen Interessen globaler Investoren entziehen zu können.

        Die Kenntnis und Fokussierung dieser Transformationsziele ist also notwendig aber nicht ausreichend, um überhaupt starten zu können. Nicht wenige werden wegen der wahrgenommenen Aussichtslosigkeit dem Ansinnen keine Chance zumessen, andere es sogar als Täuschungsmanöver der Herrschenden qualifizieren. Bevor man sich also damit beschäftigt, ob man früh genug und deutlich auf die Notwendigkeiten hingewiesen hatte (warum eigentlich?), könnte man sich genau mit diesen Hemmnissen für eine Akzeptanz befassen, um vielleicht den Zustand des allgemeinen Interesses zu erlangen und dann ein paar gute Argumente aus dem Hut zaubern zu können.

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        • Theresa Bruckmann schreibt:

          Mich lässt das wieder an Wallerstein denken „Wir sind Schmetterlinge, jeder Flügelschlag bewirkt etwas.

          Minute 16:40 Wir können doch bei jeder Entscheidung (Wegegabelung) überlegen,
          führt mich das hin zu dem von mir gewünschten Ziel oder weg.
          Führt es weg, sollte man’s lassen, bei weder noch, kann man so oder so handeln,
          beim Hin zum Ziel muss man es tun.
          Das einfachste Beispiel ist, wenn wir sparen, um uns etwas zu gönnen (ein Musikinstrument z.B.). Jetzt kommt ein anderer Wunsch auf. Wenn ich den
          verwirkliche, führt mich das bei begrenzten Mittel vom 1. Ziel weg. Reichen
          die Mittel auch noch für den 2. (kleinen Wunsch), kann ich mir das kaufen.
          Am besten bei begrenzten Mitteln ist, zu entsagen, um schneller zum größten
          Wunsch zu kommen.
          (Das ist jetzt zwar ein blödes Beispiel, weil es nur um Geld geht. Alle anderen
          Wahlmöglichkeiten, die mir einfielen, waren zu persönlich. Aber es gibt zahl-
          lose solche Entscheidungen, denn viele Festlegungen, die wir treffen,
          verunmöglichen eine andere Entscheidung (Lebensweise, Partnerschaft
          usw.)
          In Gemeinwohlbilanzen halten wir auch einen Zielerreichungsgrad fest;
          dennoch können wir eine Produktion/Handel weiterführen, mit (leicht)
          veränderten Bedingungen.
          Gemeinwohlbilanzen sind zusätzliche Erfolgsbilanzen, in denen der Beitrag
          eines Unternehmens zur Umweltverträglichkeit, zum Mitarbeiterwohl, zur Energieunabhängigkeit für einen Wirtschaftszeitraum festgehalten wird,
          so dass man den Zielerreichungsgrad ablesen kann und durch die
          Praxis des fortlaufenden Aufstellens einer solchen Bilanz sehen kann,
          wie weit man gekommen ist in der Zielerreichung.

          Klicke, um auf GWOE-Bilanz.pdf zuzugreifen

          Auch bei Hygienevorschriften, die nach und nach umgesetzt werden
          (u.a. kontrolliert durch eine/n Hygienebeauftragten), läuft
          die Umsetzung als Nebenziel neben dem Hauptziel ständig mit. so dass
          keine komplette Umkremplung der gewohnten Abläufe nötig ist.

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      • Theresa Bruckmann schreibt:

        Dem stimme ich voll zu.
        Das ist die eine Ebene der Veränderungen.
        Genauso wichtig ist aber die Einübung der
        Debattenkultur im Kleinen, in den Familien,
        Betriebs- und anderen Versammlungen; dazu
        das Planen und Umsetzen von Veränderungen
        hin zu gemeinsam definierten Zielen, was
        wiederum Mut und Zuversicht gibt für
        weiterführende Schritte. Und natürlich auch
        ein Lernen by Doing für die großen Ziele auf
        der Staatsebene ist.
        Entscheidend auf jeder Ebene ist, dass wieder
        Demokratie eingeübt wird.
        Übrigens habe ich das Taschenbuch von
        Heinz-J. Bontrup ‚Arbeit, Kapital und Staat –
        Plädoyer für eine demokratische Wirtschaft‘,
        4. Auflage 2011 aus dem Regal genommen
        und das 5. Kapitel angefangen zu lesen
        ‚Zusammenfassung und Skizze einer
        Wirtschaftsdemokratie‘ und gestaunt, was da
        drin steht. (nur 7 Seiten, der ganze Band hat
        649 leicht zu lesende Seiten).
        Mal sehen, was Ilen Meiksins Wood in
        ‚Demokratie contra Kapitalismus‘ (Kranich05-
        Empfehlung) meint.

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        • fidelpoludo schreibt:

          Hallo Theresa,
          habe das Buch auch, aber leider nur die 2. Auflage von 2oo5. Da ist leider kein 5. Kapitel drin. Und der ganze Band (allerdings kein Taschenbuch) hat nur 424 Seiten). Jetzt guck ich blöd aus der Wäsche. Wäre es zuviel verlangt, entweder eine Zusammenfassung der wichtigsten Thesen oder die wichtigsten Zitate hier zu präsentieren?

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          • Theresa Bruckmann schreibt:

            Danke fidelpoludo.
            In meiner Ausgabe habe ich rumgekragelt.
            Ich schicke mal eine E-Mail an Heinz Josef Bontrup und bitte ihn um eine
            pdf-Datei o.ä.

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            • Theresa Bruckmann schreibt:

              Lieber fidelpoludo,
              das hat jetzt lang genug gedauert.
              Hier meine Abschrift. (in der Endredaktionsphase fürs Memo ist viel los, habe deshalb nicht noch einmal dort nachgehakt).und zur Selbsthilfe gegriffen.
              Dabei fiel mir auf, dass einiges zur Verfassung gesagt wird, u.a.: „Die FDP sieht allerdings hierin (gemeint ist die Vergesellschaftung von Eigentum) eine potenzielle Bedrohung der freiheitlichen marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung in Deutschland und forderte 2006 im Deutschen Bundestag den Verfassungsartikel 15 GG ersatzlos zu streichen (BT-Drucksache 16/3301 v. 08.11.2006)

              aus Heinz-J. Bontrup, Arbeit, Kapital und Staat – Plädoyer für ein demokratische Wirtschaft

              FÜNFTES KAPITEL

              5. Zusammenfassung und
              Skizze einer Wirtschaftsdemokratie

              Nach der langen Tour durch wirtschaftstheoretische und -politische Paradigmen, ihre
              Interpretationen und Bewertungen soll abschließend eine Zusammenfassung noch einmal den Blick in Richtung einer dringend zu verändernden Wirtschaftspolitik schärfen und gleichzeitig das Bild einer demokratisierten Wirtschaft skizzieren.
              Wie schon im Vorwort zur ersten Auflage des Buches vermerkt, muss bei allen ökonomischen Überlegungen immer der Mensch im Mittelpunkt stehen. So ist es auch nur logisch, dass im ersten Kapitel des Buches die menschliche Arbeit in den Fokus der wirtschaftswissenschaftlichen Betrachtungen gestellt wurde. Hier gab es aber innerhalb der theoretischen Ökonomie seit Ende des 19. Jahrhunderts einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel: In der Arbeitswertlehre der klassischen Ökonomie (von Petty über Smith bis Marx) galt nur die menschliche Arbeit in Verbindung mit Naturgebrauch als Neuwert schaffend. Kapital ist hier nichts anderes als ein aus dem Neuwert abgeleitetes (derivatives) Überschussprodukt, das den Eigentümern des Kapitals kraft Gesetz zufließt (vgl. Kap. 1.3.2). Mit der subjektiven Wertlehre innerhalb der neoklassischen Theorie wurde dagegen jedem Produktionsfaktor (Arbeit, Boden und Kapital) ein eigener Wert in Form der jeweiligen Grenzproduktivität zugeordnet (vgl. Kap. 1.3.3). Dazu schreibt Joan Robinson (Robinson J./Eatwell, J. (1974:67f): Einführung in die Volkswirtschaftslehre, München)

              „Die unbewusste Voreingenommenheit hinter dem neoklassischen System lag
              hauptsächlich darin, dass es die Profite auf die gleiche Stufe des moralischen
              Ansehens hob wie die Löhne (…) Die nüchterne Haltung der Klassiker, die
              die Ausbeutung als Quelle des nationalen Wohlstandes anerkannten, wurde
              aufgegeben (…) die augenfällige Rationalität des Systems bei der Verteilung
              des Produkts auf die Produktionsfaktoren verschleiert dabei die willkürliche
              Verteilung der Faktoren auf die Menschen.“

              Um in Anbetracht des Privateigentums an Produktionsmitteln den Unternehmergewinn theoretisch und gesellschaftlich zu rechtfertigen, wurden Unternehmerfunktionen definiert, die gleichzeitig der Zerlegung und Zuordnung des Überschussproduktes aus Arbeit dienen sollten. Für das eigene Einbringen der unternehmerischen

              Arbeitskraft steht hier der kalkulatorische Unternehmerlohn, für das ins Unternehmen eingebrachte Fremdkapital der Zins und für gemietete und gepachtete Gegenstände die Grundrente. Der Haftung für das eingesetzte Eigenkapital wurde eine Risikoprämie (kalkulatorische Wagnisse) gegenübergestellt und außerdem für die alternative Verwendungsmöglichkeit des Eigenkapitals als Opportunitätskosten die kalkulatorischen Eigenkapitalzinsen. Kapital und Boden geben als Produktionsfaktoren zwar während des Produktionsprozesses einen Wert im Rahmen ihrer jeweiligen Nutzung in Form von Abschreibungen ab, sie schaffen aber nur durch den Einsatz von lebendiger Arbeit einen entsprechenden Neuwert oder Mehrwert (Zins, Miete, Pacht und einen Gewinn). Denn Geld oder in Kapital umgewandeltes Geld „arbeitet“ nicht, es erwirtschaftet auch keine Rendite. Vielmehr stellen diese vermeintlich selbständigen Dinge nur unterschiedliche Erscheinungsformen des Mehrwerts, also menschlicher Mehrarbeit, dar. Die Arbeit (Arbeitskraft) ist hierbei als Inbegriff der physischen und geistigen Fähigkeiten zu begreifen, die in der Leiblichkeit, der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existieren und die er in Bewegung setzt, sooft er Gebrauchswerte irgendeiner Art herstellt.
              Dabei produziert die Arbeitskraft mehr an Wert, als zu ihrem Unterhalt, zu ihrer Reproduktion, erforderlich ist. Der Wert der Arbeit (= Wert des Arbeitsproduktes) übersteigt somit den Wert der Arbeitskraft (= Arbeitslohn als jeweiliger Marktpreis der Arbeitskraft). Die Bezahlung der Arbeit ist demnach nicht wertgleich (äquivalent) mit dem Wert bzw. Ertrag der Arbeit, der am Markt in der Zirkulationssphäre über den Verkauf des Arbeitsproduktes erzielt wird. Nur durch das Privateigentum an den Produktionsmitteln kommt es hier dem Kapital gegenüber zu einer Zuweisung des ökonomischen Überschussproduktes (der menschlichen Mehrarbeit). Dieser kapitalistisch immanente Grundtatbestand – vermittelt über den Kapitalverwertungs- und Akkumulationsprozess – ist das eigentliche Problem. Er impliziert im Ergebnis eine widersprüchliche Verteilung und eine einzelwirtschaftliche Rationalitätsfalle mit gesamtwirtschaftlichen Krisenprozessen. Kapitalistische Krisen sind letztlich immer Verteilungskrisen. Daher ist entscheidend: Wer erhält welchen Anteil an der arbeitsteilig geschaffenen Wertschöpfung? Diese Frage ist auch im Kontext mit der Forderung nach einer Wirtschaftsdemokratie entscheidend. Denn ohne ein völlig verändertes Verteilungsmodell der Wertschöpfung ist eine demokratisierte Wirtschaft nicht denkbar. Hier reicht es nicht mehr, die abhängig Beschäftigten auf einen gezahlten Lohn innerhalb der Wertschöpfung zu reduzieren. Dann bleiben sie, wie es Oswald von Nell-Breuning formulierte, für immer „Habenichtse“. Außerdem wird eine Reihe anderer ökonomischer, sozialer und ökologischer Probleme nicht gelöst.
              Wie kann demnach aber ein neues (holistisches) demokratisiertes Verteilungsmodell aussehen? Dies deutet auf eine komplexe Lösung hin, die in der Tat nur durch eine mehrstufig notwendige Einordnung von Wirtschaftsdemokratie auf unterschiedlichen, interdependent verbundenen Ebenen umsetzbar ist. Dazu gehören in der Wirtschaft die Mikro-, Markt- oder Meso- sowie die Makroebene.
              Die Mikroebene ist die unternehmensbezogene Ebene. Sie stellt sozusagen den Unterbau in der wirtschaftlichen Sphäre dar. Hier spielt das Machtverhältnis zwischen Kapital und Arbeit in den Unternehmen die entscheidende Rolle bei der Schaffung der arbeitsteilig generierten Wertschöpfung. Das 3. Kapitel im Buch ist diesem Problemkomplex gewidmet. Dabei wird ausführlich gezeigt, wie sich unter dem kapitalistisch immanenten Tatbestand eines kapitalzentrierten „Investitionsmonopols“ (Erich Preiser) die Stellung und Rolle der Beschäftigten auch unter unterschiedlichen personalwirtschaftlichen Paradigmen (vgl. Kap. 3.2) – als ein nicht demokratisiertes Verhältnis, sondern als ein einseitig vom Kapital determiniertes Macht- und Herrschaftsverhältnis darstellt. Vor diesem Hintergrund wurde eine demokratisch-partizipative Unternehmenskultur als Alternative entwickelt, die wesentlich aus sechs Kulturelementen besteht (vgl. Kap. 3.3). Die Basis ist dabei eine paritätische Mitbestimmung zwischen Kapital und Arbeit zur Aufhebung des auf der Mikroebene entscheidenden Investitionsmonopols. Dies ist deshalb notwendig, weil diejenigen, die darüber entscheiden, wie, wann und wo in einem Unternehmen investiert wird, das Sagen haben. Im Kap. 3.3.1.10.2. wurde deshalb ein Mitbestimmungsmodell auf Basis des heute gegebenen Montanmitbestimmungsgesetzes entwickelt. Neben der paritätischen Mitbestimmung, die das jeweils kollektive (funktionale) Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit aussteuert, müssen aber ebenso auf der Mikroebene in den vielfältigen individuellen und gruppenbezogenen personellen Austauschprozessen verbesserte demokratische und partizipative Strukturen in Form einer Kommunikationsdialektik und einer holistischen Informationspolitik, vermittelt durch eine partizipativen Führungsstil, zum Tragen kommen. Zur Hebung von Innovationspotenzialen (vgl. Kap. 3.4) ist darüber hinaus ein mitarbeiterzentriertes Ideenmanagement (vgl. 3.4.4) notwendig; und zur Personalentwicklung in den Unternehmen muss auf eine intensive Weiterbildung (vgl. Kap. 3.3.1.9.3) und in der Gesellschaft als Ganzes verstärkt auf allgemeine Bildung gesetzt werden (vgl. den Exkurs:
              „Bildung und Qualifikation“). Diese Formen der immateriellen Partizipation sind durch eine materielle Partizipation zu komplettieren.
              Hier besteht eine Verbindungslinie von der Mikroebene zur marktbezogenen Mesoebene, auf der im Rahmen einer Tarifautonomie zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden Flächentarifverträge auszuhandeln sind, die zu einer vollen Ausschöpfung

              des verteilungsneutralen Spielraums führen müssen. Die Produktivität ist dabei sowohl für Lohnerhöhungen (vgl. Kap.2.2) als auch für Arbeitszeitverkürzungen (vgl. Kap. 2.1.4.5.7) zu nutzen. Unternehmensbezogene echte Gewinn- und Kapitalbeteiligungen sind dabei im Sinne einer expansiven Einkommenspolitik als „On-Top-Modelle“ zu verstehen, die zusätzlich als Gewinnverwendung zum tarifvertraglich vereinbarten (festen) Arbeitsentgelt gewährt werden (vgl. Kap. 2.2.2). Im Gegensatz zu heute führt dies zu einer wesentlich größeren Nivellierung der Wertschöpfung und gleichzeitig zur Möglichkeit einer Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand. Da der Flächentarifvertrag als Basis für eine produktivitätsorientierte Verteilung der generierten Wertschöpfung zwischen Arbeits- und Kapitaleinkommen unter dem neoliberalen Regime aber immer mehr aufgeweicht und die Gewerkschaften vor dem Hintergrund bestehender Massenarbeitslosigkeit zunehmend geschwächt wurden, sind auf der Mesoebene einer wirtschaftsdemokratischen Konzeption im Zuge einer Arbeitsmarkt- und Tarifpolitik drei weitere Maßnahmen dringend notwendig: a) die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns (vgl. Kap. 2.1.4.5.4, b) die Einrichtung eines öffentlichen Beschäftigungssektors (vgl. 2.1.4.5.6) und c) zur Stärkung der Gewerkschaften in Anbetracht des Problems eines kollektiven Verhandelns in Tarifverträgen die Einführung einer Pflichtmitgliedschaft aller abhängig Beschäftigten in einer Gewerktschaft und gleichzeitig die Pflicht aller Unternehmen, dem jeweils zuständigen Unternehmensverband beizutreten. Nur so kann in Anbetracht der durch das neoliberale Regime herbeigeführten und bestehenden Verhältnisse auf Arbeitnehmerseite die „Trittbrettfahrermentalität“ und auf der Arbeitgeberseite die „Verbandsflucht“ gestoppt werden (vgl. Kap. 3.3.2).
              Auf der Mesoebene einer Wirtschaftsdemokratie ist neben der Arbeitsmarkt- und Tarifpolitik die Wettbewerbspolitik zu verordnen. Die in der Produktion von Gütern und Diensten in den Unternehmen entstehende Wertschöpfung muss an den Märkten realisiert werden. Hier spielen die Wettbewerbsverhältnisse eine entscheidende Rolle. Es wäre naiv, Märkte oder das Wettbewerbsprinzip als ökonomische Steuerungsgröße abschaffen zu wollen. Dies wurde ausführlich im Kap. 4.1 dargelegt. Es wäre aber genauso naiv, Märkte und den Wettbewerb sich selbst zu überlassen, wie dies im neoliberalen Dogma angelegt ist. Auf die wettbewerbsimmanenten Probleme und Gefahren von Marktmacht (vgl. die Kap. 4.1.2, 4.1.3. und 4.1.4) ist deshalb – auch im Kontext eines internationalen Wettbewerbs (vgl. Kap. 4.1.5) – deutlich hingewiesen worden. Damit das Wettbewerbsprinzip an den Märkten nicht kontraproduktiv wird, muss es zu einer strengen staatlichen Wettbewerbs- und Regulierungspolitik kommen – nicht zuletzt an den Kapitalmärkten (vgl. Kap. 4.1.5.4). Zur Gegenmachtbildung für privatwirtschaftliche Unternehmen gehört aber auch der Ausbau von öffentlichen

              Unternehmen und eines Genossenschaftssektors und nicht zuletzt – zur Vermeidung von Überproduktionskrisen – eine staatliche Struktur-, Regional- und Industriepolitik mit einer branchenbezogenen Investitionslenkung in den Schlüsselindustrien.
              Wettbewerb versagt grundsätzlich bei der Internalisierung der Natur in die Ökonomie (vgl. Kap. 4.2). Deshalb muss auch hier der Staat durch eine entsprechende Umweltpolitik in die Märkte intervenieren. Der größte Hemmschuh sind dabei die privatwirtschaftlich aufgestellten Energieversorgungsunternehmen (vgl. Kap. 4.2.4). Exemplarisch an der Elektrizitätswirtschaft ist aufgezeigt worden, dass das Wettbewerbsprinzip hier für keine optimalen Ergebnisse sorgt (weder für ökonomische noch für ökologische) und daher die Marktform eines „natürlichen Monopols“ in Verbindung mit einer Verstaatlichung der Energieversorger unter demokratisierten internen Unternehmensstrukturen (wie oben beschrieben) die bessere gesellschaftliche Alternative ist. Neben der ökologischen Frage ist auch die soziale Frage, das gesellschaftliche Sozialstaatsprinzip (vgl. Kap. 4.3) nicht durch ein Wettbewerbsprinzip zu lösen. Im Gegenteil: Die an den Märkten durch Wettbewerb zustande gekommene primäre Verteilung der Wertschöpfung muss durch eine entsprechende Sozialpolitik berichtigt werden. Wie eine solche Sozialpolitik nicht beschaffen sein und wie sie stattdessen als heute richtig und zukunftsweisend gestaltet werden sollte, wurde anhand der Altersversorgung (Rente) im Kap. 4.3.3 und der Gesundheitsversorgung (Kap. 4.3.4) ausführlich aufgezeigt.
              Wirtschaftsdemokratie tangiert aber auch die Makroebene und -politik. Hier geht es neben grundsätzlichen Fragen nach einer ökonomischen Ordnungs- und Verfassungspolitik – die nach dem Zweiten Weltkrieg in Ostdeutschland zu einer zentralen Planwirtschaft und in Westdeutschland zur „Sozialen Marktwirtschaft“ als jeweilige Ordnungsformen führten (vgl. Kap. 4.4.1)³²² – um eine gesamtwirtschaftliche Prozesspolitik in Form einer Finanz- und Geldpolitik. Letztere entzieht sich dabei seit der Euro-Einführung einer nationalstaatlichen Steuerungsmöglichkeit. Die Geldpolitik der Deutschen Bundesbank wir aber auch zuvor in Deutschland unabhängig von

              322 (eigentlich 320, aber wg. fehlendem Zeichen für hoch Null, wurde hier 322 gesetzt)
              Auch nach der Wiedervereinigung (vgl. den Exkurs: Ostdeutschland – eine regionale
              Dependenzökonomie) wurde trotz aller „wirtschaftspolitischen Neutralität“ des
              Grundgesetzes eine staatliche Planwirtschaft als Ordnungsform verfassungsrechtlich
              strikt ausgeschlossen. Eine absolute Herrschaft des Staates über die
              private Wirtschaft sei verfassungsrechtlich nicht möglich. Dies mag juristisch
              zutreffen. Dennoch fordert aber die Verfassung eine relative staatliche Herrschaft
              über die Wirtschaft. Dafür sprechen eindeutig das
              Sozialstaatsprinzip und die Sozialbindung des Eigentums, die nach Artikel 15 GG bis
              zur Vergesellschaftung von Eigentum, wenn auch mit entsprechender
              Entschädigung, reichen können (vgl. Kap. 4.4.2). Die FDP sieht allerdings hierin
              eine potenzielle Bedrohung der freiheitlichen marktwirtschaftlichen
              Wirtschaftsordnung in Deutschland und forderte 2006 im Deutschen Bundestag
              den Verfassungsartikel 15 GG ersatzlos zu streichen (BT-Drucksache 16/3301 v.
              08.11.2006)

              der jeweils herrschenden Politik, die sich schon immer auf eine Finanzpolitik, also eine Steuer-, Staatsausgaben- und Staatsverschuldungspolitik beschränken musste. Diesbezüglich ist in Westdeutschland ein bemerkenswerter Paradigmenwechsel seit dem Zweiten Weltkrieg vollzogen worden. Kam es zunächst zu einer ordnungspolitischen Debatte – hin zu einem Ordoliberalismus im Duktus einer „Sozialen Marktwirtschaft“ – so wurde nach der Wirtschaftskrise 1966/67 im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 ein „Bastard-Keynesianismus“ (Joan Robinson) festgeschrieben. Der Staat sollte antizyklisch mit einem
              deficit-spending die Konjunktur glätten (vgl. Kap. 4.4.4). Dies führte aber, auch durch einen kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit, seit der schweren Wirtschaftskrise 1974/75 zu einem fast kontinuierlichen Anstieg der Staatsverschuldung (vgl. Kap. 4.4.8). Diese erhielt seit der Wiedervereinigung noch zusätzlich einen Auftrieb – nicht zuletzt wegen hoher Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland (vgl. den Exkurs: Ostdeutschland – eine regionale Dependenzökonomie). Mit der weltweiten Wirtschaftskrise 1974/75 kam es aber insgesamt zu einem weiteren, rückwärtsgerichteten Paradigmenwechsel vom „Bastard-Keynesianismus“ zum Neoliberalismus (vgl. Kap. 4.4.5). Jetzt sollten nur noch das Marktprinzip und der Wettbewerb herrschen. Es sollte von unten nach oben umverteilt und bisher Öffentliches privatisiert werden. „Privat vor Staat“ heißt die neoliberale Losung. Der Sozialstaat sei als „Kostgänger“ der privaten Wirtschaft zu beschneiden und Wirtschaftspolitik auf eine Stabilisierung der Preise zu beschränken, dies sei die beste Konjunkturpolitik. Die Finanzpolitik müsse die Staatsausgaben (Sozialausgaben) senken, um so entsprechend niedrige Steuern (vgl. Kap. 4.4.9) zu garantieren. Diese neoliberale (marktradikale) Politik (Irrlehre) führte ab den 1990er Jahren vor dem Hintergrund immer mehr deregulierter Finanzmärkte zu einem finanzmarktgetriebenen Shareholder-Kapitalismus (vgl. Kap. 4.4.6), der schließlich ab 2008/2009 die schwerste Finanz- und Weltwirtschaftskrise seit achtzig Jahren initiierte (vgl. Kap. 4.4.7) und neoliberale „Brandstifter“ wieder zu bastard-keynesianischen „Feuerwehrleuten“ machte (4.4.7.3). Mittlerweile ist auf Grund der Krise sogar das Eurosystem schwer unter Druck geraten.
              Notwendig im Sinne einer Wirtschaftsdemokratie ist deshalb eine ganz andere Makropolitik. Diese muss auf europäischer Ebene in Form eines „Makrodialoges“ (Arne Heise) koordiniert werden. Eine antizyklische Geldpolitik der EZB ist dazu mit einer linkskeynesianischen Finanzpolitik zu verbinden, die neben einer kurzfristigen antizyklischen Konjunkturpolitik auch auf eine höhere Steuer- und Staatsquote (vgl. Kap. 4.3.5.1) zur Umverteilung von oben nach unten durch eine entsprechende Steuerpolitik setzt (vgl. Kap. 4.4.9.3). Dann werden kontraproduktive „Schuldenbremsen“ überflüssig (vgl. Kap. 4.4.8.3).
              Und nicht zuletzt sind, wie es auch schon Keynes forderte, kollektive Arbeitszeitverkürzungen zur Schließung der Produktions-Produktivitätslücke dringend notwendig. Sollten dies die Gewerkschaften nicht gegen die einseitigen Profitinteressen des Kapitals in den Tarifverhandlungen auf der Mesoebene durchsetzen können, so muss auch hier der Staat, wie bei der Forderung nach einem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn, einschreiten bzw. intervenieren. So wichtig abschließend auch zur Stabilisierung und Neuordnung der Finanzmärkte deren staatliche Kontrolle ist (vgl. Kap. 4.4.7.4), so sollte dennoch ihre Grenze nicht außer Acht bleiben. „Sie ist darin begründet, dass die Triebkräfte für den finanzmarktgetriebenen Kapitalismus weder in der unersättlichen Gier und Spekulationssucht der Menschen, noch in der exzessiven Kreditvergabe der Banken liegen. Sie liegen vielmehr zum einen in der jahrzehntelangen Umverteilung von Einkommen und Vermögen von unten nach oben. Diese hat an der Spitze der Gesellschaft eine ständig wachsende Ansammlung von Finanzvermögen geschaffen, das nicht in den reproduktiven Kreislauf zurückgeschleust wird, weil es unten an Kaufkraft fehlt (vgl. Kap. 4.4.7.2). Diese Ansammlung wird zum anderen zusätzlich durch die Privatisierung der Rentensysteme vorangetrieben: „Rentenversicherungsbeiträge, die im solidarischen Umlagesystem direkt an Rentnerinnen und Rentner ausgezahlt wurden, wandern in der Folge der Umstellung auf kapitalgedeckte Systeme langfristig in private Pensionsfonds auf den Kapitalmärkten “ (Huffschmid, J.
              Die Rückkehr des Staates, In: Blätter für deutsche und internationale Politik, Heft 11/2008).
              Alle zuvor skizzierten Wirtschaftsebenen und ihre Politikfelder werden vom staatlichen Überbau festgelegt. Hier muss uneingeschränkt das Primat der Politik gelten. Der Staat hat der Wirtschaft den Handlungsrahmen zu setzen und die Wirtschaft zu kontrollieren und auszusteuern. Das jeweilige „wie“ der Politikausrichtung ist dabei aber abhängig von der jeweils gewählten herrschenden Politik, die wiederum durch unterschiedliche Interessen vertretende Parteien zum Ausdruck kommt. Einen neutralen Staat gibt es dabei in parlamentarischen Demokratien nicht. Deshalb ist es wichtig, dass es innerhalb der Parteien demokratische Strukturen und keine oligarchischen Führungszirkel gibt. Außerdem dürfen Parteien nicht von Spenden aus der Wirtschaft oder von Privatpersonen abhängig sein. Die Parteienfinanzierung ist ausschließlich durch staatliche Gelder und Mitgliedsbeiträge sicherzustellen. Alternativ könnten private Spenden in einen neutralen Topf eingezahlt und nach einer Wahl die Spenden gemäß den errungenen Stimmen von den jeweiligen Parteien
              entnommen werden. Außerdem sind zur Demokratisierung des Staates im Hinblick auf alle politischen Fragen basisdemokratische Volksentscheide (auch auf Bundesebene) einzuführen, die bei einem Erfolg vom Parlament verabschiedet und von den Verwaltungen entsprechend umgesetzt werden müssen und nicht wie heute nach Belieben gebilligt oder zurückgewiesen werden können.

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      • willi uebelherr schreibt:

        Liebe Theresa, koennen wir uns darauf einigen, dass Demokratie mit Kapitalismus, also privatem eigentum an gemeinschaftlichen resourcen, nicht vereinbar ist? Ein aus seiner jeweiligen natur unvereinbarer antagonismus ist?

        Dass Demokratie als gelebte kooperation gleichwertiger unserem menschlichen wesen direkt entspricht? Das privates eigentum an gemeinschaftlichen guetern direkt unserem menschlichen wesen entgegengesetzt ist?

        Ohne jetzt die irrationalitaet und den schwachsinn des geldsystems hervor zu heben? Weil wenn wir dies betrachten, dann koennen wir die menschlichen gemeinschaften als fruehformen seiner entartung auffassen.

        mit lieben gruessen, willi

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        • fidelpoludo schreibt:

          Willi,
          obwohl du Theresa hier ansprichst, fühle ich mich mit angesprochen und antworte auf deinen ersten Satz: Jawohl, darauf können wir uns einigen. Wenn ich mich aber – ohne viel Empathie – in unsere Gegner versetze, höre ich ihre Entgegnung, die so lauten wird, wenn sie nicht blöd sind: „Ja, vielleicht ist die Demokratie im Kapitalismus (noch) nicht perfekt, aber nur im Kapitalismus hat sie ihre bisher in der Geschichte fortschrittlichste Form entwickelt. Warum sollten wir dann also den Kapitalismus aufgeben?“ Churchills Kalauer setzt dieser Argumentation dann die Krone auf mit seinem an Zynismus grenzenden Satz: „„Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.“ Leider sind wir noch nicht in der Lage, dem außer utopischen Vorstellungen harte Fakten und reale langdauernde Erfahrungen entgegenzusetzen. Unser erstes und auch wohl tragendes Argument dagegen wäre der Nachweis des globalen Demokratieabbaus, den leider allzu viele noch nicht wahrnehmen oder -haben können.

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          • Lutz Lippke schreibt:

            Mich verblüfft das. Ja man muss sich in Kapitalisten und ihre Jünger hineinversetzen, muss mit ihnen reden. Aber doch nicht, um sie mit Fakten und Erfahrungen von ihrem Irrtum zu überzeugen, sondern um im Kampf um die gegensätzlichen Interessen klarzumachen, dass es von heute an besser ist, sich einer bestimmten Forderung nicht mehr zu widersetzen oder von einer manipulativen Umgehung von bereits Zugestandenem zurückzutreten. Diese Beschränktheit der Mittel trifft Demokratie aber nicht nur im Kapitalismus, sondern in jeder hierarchischen und ungerechten Ordnung. Die Alternative ist Gewalt und Elend.

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        • Theresa Bruckmann schreibt:

          Lieber Willi Uebelherr,
          bei Ihnen wird es mir immer eng in der Halsgegend, so als schnürte
          man mir die Atemluft ab. Mein Bedürfnis nach Gemeinschaft und das
          nach einer Rückzugsmöglichkeit aus der Geselligkeit, verhält sich so
          ungefähr wie Ein- und Ausatmen. Beides ist lebensnotwendig.
          Eine Postkarte mit einem großen Affenrudel symbolisiert das. Darauf
          steht: „Das Beste an einer Familie: Man ist nie allein! Das Schlechteste:
          Man ist nie allein. Wenn man statt Familie Gemeinschaft setzt, trifft das
          genau mein Lebensgefühl und die Angst vor erdrückender Enge.
          Nun aber zu Grund und Boden.
          Also Grund und Boden ist einerseits die Basis für die Ernährung
          einer kleinbäuerlichen Familie. Ein Hausgarten, wie z.B. Kranich 05
          und seine Familie ihn hat, leistet einen großen Beitrag zur gesunden
          Ernährung.
          Diesen Boden meinst Du sicher nicht, oder etwa doch? Meinst Du
          das geht nur über Pacht von der Gemeinde?
          Industrielle Landwirtschaft wiederum müsste ich jetzt aufdröseln, um
          einmal die Art, Landwirtschaft zu betreiben und zweitens die
          Eigentumsverhältnisse zu betrachten.
          Auch Produktionsgenossenschaften, in welches sich eine Anzahl
          Kleinbauern mit ihrem Land einbringen oder auf gepachtetem Grund
          kann ich mir auch gut vorstellen.
          Land an Kleinbauern als deren zukünftiger Lebensgrundlage zu verteilen,
          bereitet mir auch keine Schwierigkeiten (u.U. bei Entschädigungszahlungen
          an die bisherigen Eigentümer).
          Du meinst wohl die Verwendung von Grund und Boden, wie Heinz-Josef
          Bontrup sie hier beschreibt:
          „In der Arbeitswertlehre der klassischen Ökonomie (von Petty über Smith bis Marx) galt nur die menschliche Arbeit in Verbindung mit Naturgebrauch als Neuwert schaffend. Kapital ist hier nichts anderes als ein aus dem Neuwert abgeleitetes (derivatives) Überschussprodukt, das den Eigentümern des Kapitals kraft Gesetz zufließt (vgl. Kap. 1,3,2). Mit der subjektiven Wertlehre innerhalb der neoklassischen Theorie wurde dagegen jedem Produktionsfaktor (Arbeit, Boden und Kapital) ein eigener Wert in Form der jeweiligen Grenzproduktivität zugeordnet (vgl. Kap 1.3.3). Dazu schreibt Joan Robinson (1974:67 f): „Die unbewusste Voreingenommenheit hinter dem neoklassischen System lag hauptsächlich darin, dass es die Profite auf die gleiche Stufe des moralischen Ansehens hob wie die Löhne (…) Die nüchterne Haltung der Klassiker, die die Ausbeutung als Quelle des nationalen Wohlstandes anerkannten, wurde aufgegeben (…) die augenfällige Rationalität des Systems bei der Verteilung des Produkts auf die Produktionsfaktoren verschleiert dabei die willkürliche Verteilung der Faktoren auf die Menschen.“
          Um in Anbetracht des Privateigentums an Produktionsmitteln den Unternehmergewinn theoretisch und gesellschaftlich zu rechtfertigen, wurden Unternehmerfunktionen definiert, die gleichzeitig der Zerlegung und Zuordnung des Überschussproduktes der Arbeit dienen sollten. Für das eigene Einbringen der unternehmerischen Arbeitskraft steht hier der kalkulatorische Unternehmerlohn, für das ins Unternehmen eingebrachte Fremdkapital der Zins und für gemietete und gepachtete Gegenstände die Grundrente. Der Haftung für das eingesetzte Eigenkapital wurde eine Riskoprämie (kalkulatorische Wagnisse) gegenübergestellt und außerdem für die alternative Verwendungsmöglichkeit des Eigenkapitals als Opportunitätskosten die kalkulatorischen Eigenkapitalzinsen.“
          soweit bei Heinz-Josef.
          Wenn ich also meinen Garten verteidige und hier ausnehmen möchte, obwohl ich
          noch nicht einmal Nahrungsmittel für uns produziere, sondern meinen Gute-Laune-
          Garten für mein persönliches Wohl hege, so meine ich, sei das durchaus vereinbar mit ‚Eigentum verpflichtet‘. Er schließt niemanden aus vom Genuss des Betrachtens.
          Allerdings würden mich Einmischung in die Gartengestaltung (bei Beachtung aller
          Boden-, Umwelt- und Baurechtsgesetze) massiv beeinträchtigen. Pachtgrund
          mag ich mir deshalb nicht vorstellen, weil die prächtigen Bäume wahrscheinlich
          nicht mehr stünden, die in einer Generation gar nicht so groß werden, dass man
          den Kopf in den Nacken legen muss, um zu ihnen aufzusehen.

          Eine Schlüsselerfahrung hängt bei mir übrigens mit Grund und Boden zusammen.
          Als ich mit 18 Jahren in die nächstgelegene Großstadt zog erlebte ich erstmals,
          dass Menschen so abhängig sind vom Monatslohn (dass er pünktlich und über-
          haupt ausgezahlt wird, und dass der zum großen Teil an einen Vermieter ging),
          dass ich geradezu schockiert war. Es war für mich als Tochter eines Kleinbauern
          bis zu dieser Erfahrung unvorstellbar so abhängig zu sein, auch die kleinste Hütte hätte ich dieser Mietzahlungsabhängigkeit vorgezogen. So begann ich mich politisch zu engagieren, zunächst bei den noch Sozialliberalen, schließlich ganz kurz in Richtung SPD, dann aber ab 1998 links. Das war gewöhnungsbedürftig. Oft stellte ich mich vor den Spiegel und sprach zu mir: „So sieht doch keine Linke aus.“ Und Helmut Schmidt trifft mit seinem Satz: „Die Sozialversicherung ist das Vermögen des ‚Kleinen Mannes'“ genau den Kern meiner Haltung, auch noch heute.
          Zu Natur- und Kulturlandschaft
          Ein kluger Professor sagte schon 1977: „In Europa gibt es keine Natur. Das ist
          alles Kulturlandschaft.“ Alle Schönheit der Landschaft, ob in Frankreich, Italien,
          Griechenland, Deutschland ist Ergebnis der Bodenbearbeitung. Richtiger Naturwuchs bedeutet, alles sieht gleich aus. Dass sich hier Wiesenauen, dahinter Wald usf.,
          als schöne Landschaft darbieten, ist Kulturland. Recht hatte er, der Mann. Ich denke oft an den Satz. Das schließt Gifte aber genauso aus, als wäre man der Meinung, alles
          müsste ’natürlich grün‘ sein, Monokulturen aber auch.

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          • willi uebelherr schreibt:

            Lieber Klaus-Peter, deinem letzten kommentar will ich mich gerne zuwenden.

            Was ist Kapitalismus? Alles wird der privaten Kapitalakkumulation unterworfen (gilt auch fuer Staats-Kapitalismen). Karl marx hat sich primaer mit seinen inneren regeln und algorithmen beschaeftigt.

            Wenn wir tiefer gehen, stossen wir auf zwei grundlegende vorraussetzungen:
            1) privates eigentum an gemeinschaftlichen resourcen
            2) die aufloesung lokaler selbstorganisation fuer selbstversorgung

            Wenn wir nun etwas von der konkreten form privater kapitalakkumulation abstrahieren, sehen wir, dass dies seit mehr als 5000 jahren so funktioniert. Das wesen, oder die „Natur der Sache“ hat sich nicht veraendert.

            Jede form der privaten kapitalakkumulation ist ohne die vernutzung (oder verwertung) gemeinschaftlicher resourcen nicht moeglich. Die akyeure des kapitals mit ihrem staat tragen nichts dazu bei.

            Damit will ich nur andeuten, dass ich Karl Marz sehr wohl folge in seiner analyse einer konkreten, zeitlich bestimmten form der privaten kapitalakkumulation. Aber fuer mein verstaendnis der frage, wie wir aus dem ganzen schlamassel herauskommen, ist es wenig hilfreich.

            Das ist auch der grund, warum ich der regressiven deutung von Imperialismus, vielleicht als „hoechste form des kapitalismus“, so entschieden entgegentrete. Es ist nichts anderes als eine zeitlich spezifische form des Alten, wie wir es bei den Griechen und bei den Roemern danach auch schon sehen koennen.

            Und zur „Rationalitaet“ des Geldsystems. Alle diese systeme, die ich als spekulative Wertabstraktionen bezeichne, ruhen auf dem zentralisierten Monopol der „Schoepfer“. Fei Lun, vor 13000 jahren in China entstanden, war ein Kreditsystem, kein Geldsystem. Heute wuerden wir sagen ein Peer to Peer system. Jede person selbst war Geber und/oder Nehmer.

            Eine vorraussetzung zum verstehen vernuenftiger alternativen ist das verstehen von Oekonomie. Sie ruht auf den beiden elementen: Substanzen der Natur mit ihren eigenen inneren gesetzen und unserer zeit. Die substanzen der natur sind frei. Unsere zeit bringen wir menschen ein, solange wir nicht die anderen tierarten ekelhaft missbrauchen.

            Wenn wir uns nun die heutigen Dollarsysteme mit ihren anhaengen betrachten, dann frage ich mich, wo wir da eine fuer uns rationale und vernuenftige form finden sollen? Als „spiessiger kleingaertner“, (jetzt mal einfach so haemisch antwortend, ich weiss, das stimmt nicht ganz), mag das ja gelten. Du gehst in den Supermarkt, nimmst dir dinge, die andere haben entstehen lassen, weisst auch nichts ueber die herstellungsprozesse und bedingungen, und zahlst mit wertlosem bedruckten papier oder verwendest dein girokonto. Haette den vorteil, kein papier, farbe und druckaufwand zu verschwenden. Aber du weisst nichts ueber den wertgehalt des austausches.

            Wir befinden uns also in der sphaere frueh-infantiler kindergaerten. Da wird auch so getan, dass wir uns alles kaufen koennen, ohne darueber nachzudenken, was da eigentlich geschieht.

            Produzenten sind immer auch konsumenten. Invers gilt dies nicht. Das ist der einzige grund fuer die schaffung der geldsysteme. Die eliten mit ihrem apparativen anhang, feudal oder sonstwas, hatten nichts zum tauschen.

            Wir koennen das beliebig ausdehnen inclusive Rechtssysteme, akademische instanzen, Journalismus und so weiter. Wenn wir also ueber geldsysteme sprechen, dann muessen wir vorher darueber sprechen, dass jedes Nehmen immer ein Geben vorraussetzt.

            mit lieben gruessen, willi

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            • willi uebelherr schreibt:

              Dieser kommentar ging wieder mal an die falsche stelle. Leider kann ich nicht editieren. Er sollte dem kommentar von Klaus-Peter folgen, ohne eine antwort darauf zu sein.

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        • willi uebelherr schreibt:

          Lieber Fidelpoludo, dein ende des textes:
          „Unser erstes und auch wohl tragendes Argument dagegen wäre der Nachweis des globalen Demokratieabbaus, den leider allzu viele noch nicht wahrnehmen oder -haben können.“
          Nein. Sage ich einfach so. Wir muessen die moeglichkeiten demokratischer selbstorganisation positiv konstruktiv vermittelbar machen. Eben auch fuer jene, die jede hoffnung aufgegeben haben.
          Aber, das sehen wir selbst in diesem kreis, wie schwer es zu sein scheint, Demokratie zu leben und wie nahe es ist, persoenliche partikularinteressen ins spiel zu bringen auch dann, wenn sie nicht tangiert werden.
          Es scheint die illusion vorzuherrschen, dass nur das vereinzelte atomisierte Individuum ein freiheitsgefuehl realisieren kann. Um dann sofort unsere bedingtheit von der gemeinschaft virtuell gedanklich aufzuloesen.

          mit lieben gruessen, willi

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        • willi uebelherr schreibt:

          Hallo Theresa oder eine andere gewuenschte anrede? Liegt es daran? Das erinnert mich an das „du“ oder „Du“ von Lutz. Ich komme mir vor wie im kindergarten.

          „Also Grund und Boden ist einerseits die Basis für die Ernährung einer kleinbäuerlichen Familie“.
          Wie kommen wir zu so einer aussage? Was ist die vermittlung mit jenem, was die kleinbaeuerliche Familie auf dem von ihr genutzten land nicht entstehen laesst, aber zum leben benoetigt? Und wo kommt all das andere her fuer jene, die keine landwirtschaft betreiben und vielleicht taeglich in einem buero sitzen und ausser papierstapel hin und her schieben nur „dumm aus der waesche schauen“?

          Was ist mit den regenerationszonen fuer pflanzen und tiere? (auch menschen sind teil der grossen tierfamilie). Was ist mit den wassersystemen?

          Es scheint nicht ausreichend, auf dem land aufgewachsen zu sein. Wir muessen wohl auch unseren verstand etwas bemuehen.

          mit gruessen, willi

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        • kranich05 schreibt:

          Hallo Herr Übelherr,
          mich dünkt (wie man früher im Deutschen gern sagte), dass die seltsamen Bocksprünge unserer Diskussion hier, mit Ihrem ziemlich rabiaten Verzicht auf ein Mindestmaß an begrifflicher Präzision zu tun haben.
          Sie sagen etwa: „Kapitalismus, also privatem eigentum an gemeinschaftlichen resourcen,“
          An dieser Kaitalismusbestimmung stimmt ja nun rein gar nichts.
          Einen Absatz weiter schütteln sie eine Art Bestimmung des menschlichen Wesens aus dem Ärmel. Marx (und viele Andere) haben sich dazu ja auch geäußert; sehr deutlich. Ich verlange nicht, dass Sie Marxens Auffassung teilen. Aber ist völlige Ignoranz zielführend?
          Und was soll „die irrationalitaet und den schwachsinn des geldsystems“sein?
          Vielleicht ist es sogar mal schlau, das Geldsystem (Welches meinen Sie eigentlich?) als höchst rational aufzufassen?

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  17. Lutz Lippke schreibt:

    Ich hatte ja die Absicht bekundet, zum Thema „Recht vs. Demokratie?“ einen 3. Teil mit dem Fokus “ Was können wir tun?“ zu schreiben. Auch wollte ich zusammen mit Theresa Bruckmann die Anwendung von formaler Logik „üben“. Beides steht noch aus und ist nicht abgehakt.

    Interessant ist, sobald man genauer recherchiert, wird man fündig und der Umfang des zu Beachtenden wird deutlich größer und damit die Sache aufwändiger.

    Nur kurz ein paar Gedanken ohne Nachweis von Quellen o.ä.

    Gesetzte Normen (also explizit vereinbarte Regeln) nehmen seit Kant eine zentrale Funktion für das gerechte Funktionieren der Gesellschaft ein. Wichtiges Kriterium ist dabei, dass die Norm allgemein-abstrakte Regelungen trifft und nicht in und aus der konkreten Situation mehr oder weniger willkürlich entsteht. In der Fortsetzung wurde die Wichtigkeit von prozeduralen Regeln erkannt, die eine verlässliche und angemessene Anwendung und Entwicklung der Rechtsnormen sicherstellt. Aus grundsätzlich humanistischer Sichtweise kann diese Rechtsordnung nur von allen ihr Unterworfenen als Gleiche unter Gleichen bestimmt werden. Dies setzt demokratische Entscheidungen und eine Entkopplung von Normsetzung und Anwendung voraus. Mit guten Gründen verweisen Ingeborg Maus und Andere (wichtig Hans Kelsen) darauf, sich als Souverän, also als Bürger, mit der „richtigen“ Gesetzgebung zu befassen und sich rechtspolitisch nicht vordergründig auf nachgelagerte Abwehrrechte und die Hoffnung auf Korrekturen durch die Justiz zu fokussieren. Die Durchsetzung dieser rechtspolitischen Ziele ist eher von lokal nach global erfolgversprechend und setzt heute auf das bestehende Grundgesetz auf, dessen Missbrauch durch demokratische Intervention unterbunden werden kann und muss. Es ist für mich nicht erkennbar, welchen Wert Überlegungen haben, die auf Ausnutzung der Missbrauchsmethoden zum Grundgesetz im Sinne einer „fortschrittlichen“ Entwicklung setzt. Es fehlt bei den angeblich linken Kräften gerade der Respekt gegenüber der über Jahrhunderte erkämpften Leistung, dass Grundrechte nicht mehr abhängig von Gesinnung, Status und Geldbeutel sind, sondern universell für jeden gleichermaßen gelten sollen. Würden sich linke Parteien auf diese Grundlagen stützen, dann wäre zwar schon aus prozeduralen Gründen die „Ehe für Alle“ nicht als Nacht- und Nebelaktion durchgegangen, aber ebenso würde allein mit dem Grundgesetz und dem geltenden Gesetzen manch interner Kriegstreiber, Rüstungslobbyist und Tributökonomist abzuurteilen sein. Behörden und Richter, die das zu verhindern trachten, im Übrigen gleich mit. Die Wirkung auf die Politik und das Vertrauen der Bevölkerung in die eigene Wirksamkeit wäre enorm. Ich gehe davon aus, dass insbesondere die AfD nun in diesem Feld punkten wird, natürlich in ihrer eigenen Sinn- und Vorstellungswelt. Wenn dann die Linke die Missachtung des Rechts noch als notwendige Folgerung ableitet, bereitet sie selbst die Machtübernahme totalitärer Strukturen vor. Deshalb interessieren mich die Verhältnisse vor 1933 in diesen Fragen doch mittlerweile sehr.

    Zum 2. Thema: „formale Logik“ gibt es unter den eher geisteswissenschaftlich Gebildeten neben der verständlichen ästhetischen Ablehnung, insbesondere vollkommen falsche Vorstellungen von Logik und Formalismus. Logik wird als kalte, automatisierte Entscheidungsvorgabe und Formalismus als das einengende und unübersichtliche Formular dazu verstanden. Komischerweise wollen gerade Beamte und Juristen nicht als Ausfüll-Automaten der Formulare und Belege enden und verteidigen ihre Textdeutungs-Kunst, trotz der mittlerweile unbeherrschbaren Ansammlung von Aktenbergen aus deren Einzelunfälle sich irgendwie eine herrschende Rechtsordnung ergeben soll. Sie wissen kaum was sie tun und warum. Deshalb ist es aus ihrer Sicht auch besser, dass Alles im Ungefähren und unerkannt bleibt.
    Die Folge von Intransparenz und Strukturlosigkeit ist dann auch, dass die Anwendung von strukturierenden Analysemitteln wie formale Logik an Grenzen stößt. Das kennt man auch im technischen Bereich und erfordert den Aufwand des Reverse-Engineering. Dazu finden sich Quellen von emsigen Rechtswissenschaftlern, wie Rödig, die aber eher als schwarze Magier oder fehlgeleitete Fremdlinge gesehen werden. Leider befassen sich Kenner der logischen Transaktionen und Systeme kaum mit dem Rechtssystem als Solchem. Es besteht sogar die Gefahr, dass die Rechtsfindung mit Digitalisierung und Einsatz von künstlicher Intelligenz die Stufe der sinnhaften Strukturierung überspringt und als automatisierte Willkür in progress zum Marsch auf die letzten privaten Gedanken- und Handlungsräume bläst. Steht uns eine Rechtswillkür-Blase des Legal Tech bevor?

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  18. willi uebelherr schreibt:

    Lieber Lutz,
    was bedeutet fuer dich die eingrenzung „formale Logik“?

    „Gesetzte Normen nehmen seit Kant …“
    Das ist ja voellig falsch, weil schon Sokrates und 1500 jahre spaeter Ibn Rushd sich damit beschaeftigt haben. Auch Cicero, der sich dann mit dem roemischen Staatsrecht fuer die Eliten verdient gemacht hat.

    „.. eine zentrale Funktion für das gerechte Funktionieren der Gesellschaft ein“.
    Ich bin immer wieder ueber deine manchmal so heftig hervortretende Naivitaet erstaunt. Alle diese „gesetzten Normen“ ruhen auf klaren klasseninteressen und folgen diesen konsequent. Das ziel der „gerechten Funktionieren der Gesellschaft“ gab es nie. Wenn wir von Gesellschaft sprechen, meinen wir doch alle, oder?

    Dass nun unterschiedliche verfasstheiten entstehen, sagt noch nichts darueber aus, dass sich an den zugrunde liegenden klasseninteressen etwas geaendert hat. Nur die art und weise der beschreibung.

    Und der raum zur interpretationsfreiheit ist immer konstruktiver anteil und wendet sich notwendig jenen zu, die als am wichtigsten eingeschaetzt werden.

    Wenn wir unsere gesellschaftlichen austauschprozesse ueber ein fiktives geldsystem organisieren, dann sind natuerlich jene die wichtigsten, die das geldsystem kontrollieren und organisieren. und wenn die gesellschaft als sklave im geldsystem agiert, dann ist es doch voellig egal, welche „normativen regeln“ dazu noch ausgedacht werden.

    Ich kann doch niemals aus den konstrukten und seiner erweiterungen von „normativen Regeln“ auf die zugrunde liegenden triebkraefte schliessen. Und voellig absurd ist es, in einer klassengesellschaft so etwas wie eine Gesellschaft zu skizzieren.

    Fuer Karl Marx war das voellig klar wie auch, dass wir eine irgendwie soziale gemeinschaft hoch antagonistischer interessenlagen auf eine gemeinsame grundlage bringen koennen. Deswegen ist jeder versuch, ein solches gebilde ueber „normative Regeln“ zum „gerechten Funktionieren der Gesellschaft“ zu ueberfuehren, von vorne herein zum scheitern verurteilt.

    mit lieben gruessen, willi

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Mir ist das Klassenmodell als allgemeines wie als politisches Modell gut bekannt. Statt Arbeiter und Kapitalisten kann man auch Schüler und Lehrer nehmen. Sei nett zum Lehrer, sonst gibt es Strafe und Du wirst nicht versetzt. Auch werden die niederen Klassen von den höheren Klassen dominiert. Es gibt Lehrer, die möchten das Machtgefälle überwinden und vermutlich sogar solche, die es auflösen würden. Aber selbst harte Knochen können beliebt sein. Es gibt Schüler, aus denen Lehrer werden und die Verhältnisse replizieren oder verändern. Im Zuge des Lebens verliert das schulische Klassenmodell seine alltagsprägende Relevanz. Trifft man dann auf alte Menschenfreunde, dann geht es vor allem um die Erinnerung an Ideen, gemeinsame Erlebnisse u.ä.. Trifft man auf die Systembüttel unter Schülern und Lehrern, dann geht es um Hierarchie, Notwendigkeiten und Leistung. Vielleicht klingt das hart, aber es ist wohl so: Die Wenigsten möchten Klassentreffen mit Systembütteln, die aus gewachsenen, aber künstlichen Strukturen Gesetzmäßigkeiten ableiten, die man auswendig zu lernen hat. Der Verdacht, dass es sich um wiederherstellenden Klassenwahn und Hierarchieverliebte handelt, bestätigt sich in der Erfahrung. Wie sollte man auch überwinden, was man zur Gesetzmäßigkeit erklärt?

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  19. Lutz Lippke schreibt:

    Ich hatte Marx(isten) unterstellt, dass er/sie das Recht nur als Übergangsphänomen des Kapitalismus gesehen hat. Nun wurde insistiert, dass Marx das Recht als wichtigen Überbau im Kapitalismus ansah. Nun denn, der Fehler liegt in meiner missverständlichen Formulierung. Was ich mit Übergangsphänomen „des“ meinte war, dass nach Marx Recht an den Kapitalismus gebunden sei und im oder spätestens nach dem Übergang zur ? von der Bildfläche verschwindet. Für ? möge man einsetzen, was man für das Richtige hält.
    Meine kritische Anmerkung richtete sich genau auf diese Sichtweise in mindestens dreierlei Hinsicht.
    1. Das ganze Marxsche Klassenmodell orientiert sich an Eigentum und Nichteigentum von Produktionsmitteln und den damit verbundenen Verwertungsrechten. Trotzdem handelt es sich dabei nur um einen „Überbau“ der ersatzlos entfällt, wenn es darunter ordentlich kracht?
    Nichts gegen Vereinfachungen in einem Modell, das den materiellen Unterbau fokussiert, aber das darf man doch nicht für bare Münze nehmen. Angenommen, wir stünden noch in genau der gleichen Industrialisierungsphase, käme es doch gerade auf die gerechtfertigte Neuordnung des Überbaus an. Denn gegen industrielle Produktion richtete sich doch das Proletariat gar nicht. Also musste es zuallererst um die Rechte an den Mitteln und Erlösen gehen.
    2. Spätestens in den realsozialistischen Versuchen konnte man sehen, dass der Umgang mit Recht ein gesellschaftliches Machtmittel ist, das nicht an kapitalistische Verhältnisse gebunden ist. Analog zum jetzt und heute diente auch in der DDR das Recht einerseits der Verwirklichung von Ansprüchen des Einzelnen gegenüber Institutionen und Anderen, aber insbesondere auch der Machtausübung der Herrschenden. Was man sich nicht traute, direkt zu normieren, setzte man unter Berufung auf höheres Recht und mit weiteren Umgehungsmöglichkeiten durch. Tatsächlich verschwand nach 1990 das „Vermögen des Volkes“, nicht aber das Herrschaftsrecht. So läuft das auch heute. Wo wird das bei Marx oder bei der Fortentwicklung seiner Analysen reflektiert?
    3. Mit dem Recht werden, wie bereits erwähnt, Ansprüche des Einzelnen gegen Institutionen und Andere unterstützt. Sie können sogar als ein „Soll“ dem unzureichenden Ist entgegengesetzt werden und bilden damit nicht nur den Status Quo ab. Es gibt also sehr wohl eine progressive Funktion des Rechts. Ebenso progressiv kann aber auch Recht bereits Errungenes bewahren. Es kommt dabei genau auf die Art des Umgangs mit Recht an. So wie sich unbestritten der Umgang mit den Ressourcen und den Produktionsmitteln verändern muss, so auch mit dem Recht. Als demokratische Sollensgebot läuft das Recht der Veränderung voraus, als Änderungsverbot schützt es Erreichtes. Wie bitte kann man das als hinfällig ansehen?

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    • kranich05 schreibt:

      Noch erlaubt es mir mein Gesundheitszustand nicht, die interessante Diskussion, die sich hier entwickelt hat, gebührend zu verfolgen und aktiv daran teilzunehmen. Hoffentlich bald.
      jedoch möchte ich schon mal auf ein offenbar wichtiges Buch verweisen, dass zudem noch online verfügbar ist:
      llen Meiksins Wood
      Demokratie contra Kapitalismus
      Beiträge zur Erneuerung des historischen Materialismus
      304 S. kart., € 0.00
      2010
      ISBN 978-3-89900-123-5
      vergriffen – als kostenloser Download verfügbar
      Hier der Link: https://www.neuerispverlag.de/verweis.php?nr=127
      Hier ein Gespräch von Jünke mit Meiksins Wood:

      Klicke, um auf Interview-J%C3%BCnke.pdf zuzugreifen

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Nun will ich mir hier nicht den Ruf des Anti-Marxisten erarbeiten. Tatsächlich stellen die meisten Lücken glücklicherweise Kenntnislücken dar. Warum man nach diesen Lücken suchen sollte, lässt sich gut mit dem Dilemma der falschen Kausalität von Korrelationen erklären. Die scheinbar direkte Abhängigkeit von 2 Variablen mit bestätigenden empirischen Belegen suggeriert einen Kausalzusammenhang und bedarf daher nach üblichem Verständnis keiner genaueren Untersuchung. Das erledigt man mit der inneren Überzeugung und dem Praxisbezug. Was aber, wenn die Empirie plötzlich anderes zeigt? Hängen die 2 Variablen über Dritte zusammen, dann stellt das Übersehen dieser Dritten einen schweren Fehler dar. Da diese Erkenntnis oft erst beim Wechsel vom empirischen Normal zur Ausnahme wirkt, ist die Fähigkeit zur richtigen Analyse und Reaktion dann oft eingeschränkt. Nach den bisherigen Misserfolgen bei der sozialen Transformation muss es statt Selbstgewissheit im bereits Erkannten Lückensuche geben, wenn man nicht alles verwerfen oder sich wiederholen will.
      Zur Lücke „demokratisches Recht“ als friedliches Mittel im Klassenkampf ein Text über Wolfgang Abendroth, den Dr. Peter Römer als marxistischen Rechts- und Gesellschaftswissenschaftler bezeichnet. Also ist die Lücke gar keine echte Lücke.

      Klicke, um auf 1a_02-Abendroth-Frieden.pdf zuzugreifen

      Auf der Seite von Römer finden sich viele weitere interessante Texte
      http://www.roemer-peter.de

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    • willi uebelherr schreibt:

      Lieber Lutz, mir geht es hier nicht darum, dich irgendwie als etwas zu deklarieren. Ich will deinen gedanken folgen. Deswegen sind auch zusaetzliche texthinweise nicht so wichtig.

      „Das ganze Marxsche Klassenmodell orientiert sich an Eigentum und Nichteigentum von Produktionsmitteln und den damit verbundenen Verwertungsrechten“.
      Aber wie entsteht nun dieses verwertungsrecht? Die privaten eigentuemer wollen, also wird es. Unabhaengig von jeglicher inneren logik und rationalitaet. Das Recht wird gesetzt. Und nur darum geht es mir.

      Der „Unterbau“ laesst das Recht im „Ueberbau“ so setzen, wie er es braucht. Und ein anderer „Unterbau“ setzt ein anderes Recht. Das muss ja nicht mal direkt geschehen, in personaler union. Das kann auch ueber existenzbedingungen vermittelt werden.

      Nehmen wir das Eigentumsrecht an Land. Auf der basis der Logik und Rationalitaet undenkbar. Wir koennen kein Eigentumsrecht an Land begruenden, weil wir an seiner entstehung nicht beteiligt waren. Es ist also allgemeingut. Sowohl zur nutzung als auch zur verantwortlichen pflege.

      Aber auch die tatsache, dass die allgemeinhait aus der nutzung und pflege ausgeschlossen wird, zeigt uns, woher die Rechtsbestimmung wirklich kommt. Unabhaengig davon, dass einige ausnahmeregelungen zugelassen werden, die wir auch als kompromiss innerhalb der besitzenden auffassen koennen, um sich nicht selbst gegenseitig in kriegszustaende zu versetzen (staat als geschaeftsfuehrender ausschuss).

      Im Geldsystem wird es noch extremer. Der „staat als geschaeftsfuehrender ausschuss“ entzieht sich selbst das recht auf bestimmung, obwohl es, streng seiner logik folgend, nur er es bestimmen kann. Er verschiebt die bestimmungskompetenz in die sphaere der privaten finanzkonstrukte. Dahinter steht dann die FED, ebenso eine private finanzkonstruktion.

      Diesem ganzen wust an skurrilitaeten kannst du mit Logik nicht mehr beikommen. Da existiert keine Logik. Hier so und dort so. Heute so und morgen so. Das ist der kern der „normativen Regeln“.

      Ein Rechtssystem braucht eine Philosophie des Rechts, Zumindest nach I.Kant. .Also einen sich durchsetzenden gedankengang. Und am anfang stehen unsere philosophischen prinzipien, die sich gestaltend durchsetzen und erkennbar sein muessen, um nicht im gestruepp der beliebigkeit zu landen.

      Und weil der kern unseres sozialen wirkens die herstellung unserer materiellen lebensgrundlagen ist, wird das rechtssystem aus diesem bereich auch gesetzt. Das gilt in elitaeren kapitalistischen verhaeltnissen genauso wie in einer auf der gleichwertigkeit aller menschen ruhenden demokratie, die die soziale sicherung der einzelnen an die erste stelle setzt, was sich dann Sozialismus nennt.

      Unter diesem gesichtspunkt kannst du die DDR da voellig herausnehmen, weil sie weder in die eine richtung noch in die andere richtung klar war. Das war so ein geschummel hohler phrasen. So was wie „Sozial Demokratie“ in der negativen auslegung.

      In der positiven auslegung des begriffs haetten wir ja beides. Sozial und demokratisch. Nur muessten wir uns da einig werden, was damit gemeint sein koennte.

      mit lieben gruessen, willi

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      • Lutz Lippke schreibt:

        Du hast vollkommen recht, dass der Status Quo der realen Verhältnisse eine bestimmende Wirkung auf Rechtsverhältnisse hat. Mit den Referenzen will ich aber aufzeigen, dass die Reduktion auf diese „Natur der Sache“ als eine das Recht bestimmende Größe gefährlich ist und den Falschen in die Hände spielt. Das betrifft damit genauso die Annahme, dass Recht eine direkte kausale Bindung an Politik hat. Weder der richtige Unterbau, noch die richtige politische Absicht kann schon die richtigen Rechtsnormen sicherstellen. Es gibt zwar Abhängigkeiten und Bedingtheiten, aber keinen Gleichlauf und damit auch keine rechtsauflösende Wirkung des Progressiven. Die DDR ist grundsätzlich schon geeignet, um diese Wechselwirkungen zu betrachten. Es gab Rechtssetzung, die vorbildlich progressiv war und den alten Herren nicht aus ihrer Gewohnheit, sondern aus dem Ziel einer neuen, besseren Ordnung und aus pragmatischen Gründen einsichtig war. Diese Mischung aus Zukunftseinsicht und pragmatischer Nützlichkeit ist offensichtlich ein wirksamer Hebel um mit vorauseilendem Recht (Überbau) die neuen Bedürfnisse gegen die Gewohnheiten und Widerstände im Unterbau zu ertüchtigen. Ebenso gab es aber auch wirksame Rechtsetzung, die wider einer progressiven Entwicklung gerichtet war. Hierfür waren elementare Machtansprüche, aber sicher auch Zwänge und Ängste verantwortlich. Andererseits blieb andere Rechtsetzungen eine Anhäufung hohler Phrasen ohne Wirksamkeit im Unterbau. Der Grund für die Setzung war im Wesentlichen immer die Notwendigkeit oder deren Annahme, dass dieses Recht Teil des Richtigen ist, auch wenn man es nicht wirksam umsetzen kann oder will. Die Unwirksamkeit dieses Rechts im realen Unterbau hing also am Unvermögen der Durchsetzung oder am fehlenden Willen. Nur letzteres ist eine „echte“ Phrase der Täuschung, also eine kalkulierte Lüge, das andere eher eine Notlüge. Gefühlt vermute ich das DDR-Recht als durchsichtiger, transparenter im Hinblick auf diese Gründe und Wirkungen als das BRD-Recht. Das hat möglicherweise damit zu tun, dass man grundsätzlich tatsächlich das anstrebte, was man deklariert hatte. Eine wesentliche aber nicht alles entscheidende Fehlkalkulation war wohl die Beharrung auf Unrechtsnormen, die den Führeranspruch paranoid sicherstellen sollte, bis selbst in karikaturhafte Überzeichnungen. Die Affinität der sozialistischen Theorien zur Erziehung der Masse durch elitäre Führer muss man also eben den ökonomischen Fragen ernsthaft aufarbeiten.
        Im heutigen Deutschland wirkt dagegen die mindestens seit 100 Jahren praktizierte Agenda des Kapitals, sich unter dem Deckmantel der Volksherrschaft und Rechtsstaatlichkeit die Pfründe durch eine variable Rechtsanwendung zu sichern, während die Masse an deren Phrasen und Beschränkungen aus Gründen der „Natur der Sache“ und der notwendigen Übel gebunden werden. Es geht also im Wesentlichen um Manipulation des Normierten und durch die Normen, um für verschiedene Adressaten gegensätzliche Wirkungen zu erzielen. Das hat Ingeborg Maus nachgewiesen und auch aufgezeigt, das und wie sich die Manipulationen fatal in progressive Bewegungen eingeschleust haben. Ein Verzicht auf diese Erkenntnisse entspricht einer Entpolitisierung, die allenfalls noch symbolhaft oder partiell progressiv wirken kann, das Wesentliche aber dem Kapital überlässt. Um das als ein Bild zu beschreiben: Die eine Hand muss mit materialer Politik die Ökonomie wirksam verändern, die andere Hand muss diese Veränderungen u.a. mit formalen Rechtsnormen vorbereiten und fixieren. Die Annahme, man schaffe das mit „links“ und der „rechte“ Arm sei unnütz oder abzuschlagen macht progressive Politik zum einarmigen Banditen auf dem Jahrmarkt, aber nicht zur ernstzunehmenden Kraft.
        In gewisser Weise kommen wir, Willi Du und ich, bei aller Symphatie für handelnde Selbstermächtigung im Unterbau, zu gegensätzlichen Auffassungen in der Funktion des Überbaus und den Wechselwirkungen zwischen beiden.

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      • willi uebelherr schreibt:

        „In gewisser Weise kommen wir, Willi Du und ich, bei aller Symphatie für handelnde Selbstermächtigung im Unterbau, zu gegensätzlichen Auffassungen in der Funktion des Überbaus und den Wechselwirkungen zwischen beiden.“

        Ja, lieber Lutz, das sehe ich auch so. Die frage, die mich treibt, ist, warum? Was treibt mich weg, was treibt dich hin, dem politischen ueberbau eine solche rolle zuzuweisen. Mit sicherheit hat dies viel mit vertrauen in die bevoelkerung zu tun. Wenn wir dies nicht haben, wie wir es auch bei Immanuel Kant sehen, dann streben wir notwendig zur repraesentativen Republik der „faehigen“, „gebildeten“, der „experten“.

        Das heisst ja nichts anderes, als die mehrheit als zu fuehrende objekte zu behandeln und ihnen den gestaltungsraum zu entziehen. Konsequent muessen wir dann einen politischen ueberbau konstruieren, weil im oekonomischen unterbau diese „experten“ nicht anzutreffen sind.

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        • willi uebelherr schreibt:

          Lieber Fidelpoludo, ich denke, dass das mit Logik nichts mehr zu tun hat. Ein denken, fuer jene ihr herrschendes denken, ja.

          Logik setzt eine innere kontinuitaet voraus. Damit setzt das, was du als herrschende logik bezeichnest, zunaechst auf einem dogmatischen axiom auf. Und erst dann folgt es logischen anforderungen, zumindest manchmal.

          Aber dem folgen einer Logik sind keine zeitlichen oder raeumlichen grenzen gesetzt. Und wenn wir dann bis zum grundlegendem aiom folgen, sehen wir sofort das verlassen einer logik.

          Wir koennen natuerlich auch sagen, dass ab und zu die axiomatischen grundlagen neu gesetzt werden, weil sich wesentliche aenderungen ergeben haben. Nur dies aendert nichts an ihrer inneren beliebigkeit.

          Ich stimme auch zu, wenn wir sagen, dass Egoisten sich an solchen gedankengaengen nicht orientieren, weil fuer sie ihr Ego ihre ausschliessliche welt ist. Egal jetzt, mit welchem emblem behaftet oder welche farbe sie nutzen.

          mit lieben gruessen, willi

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        • Lutz Lippke schreibt:

          Der Schlussfolgerung will ich mich nicht ganz anschließen. Richtig ist, dass ich einem progressiven Automatismus durch Selbstermächtigung nicht traue. Das heißt aber nicht, dass ich einer personellen Trennung von Führen und Folgen das Wort rede. Zuallererst sehe ich mit der Selbstermächtigung die zwingende Notwendigkeit der Bewusstseinsbildung und Reflektion von Erfahrungen, so dass Überbau und Unterbau bereits eine innerpersonelle Angelegenheit ist. Bis zu einem gewissen Grad der Verständigungs- und Entscheidungsfähigkeit müsste diese Bildung von Allen erlangt werden und bestimmt folglich das Niveau der allgemeinen Kommunikation. Darüber hinaus muss diese Bildung die Erlangung von selektiver Expertise, das Erkennen eigener und anderer Fähigkeiten, sowie produktive Problemlösungsstrategien für ungünstige Lagen enthalten. In begrenzten, übersichtlichen Umgebungen lässt sich das basisdemokratisch finden und organisieren. Denkbare Größe ist vielleicht eine Gruppe, die sich im Kreis noch gegenseitig an der Gesichtsmimik erkennt und innerhalb einer Stunde jeder zum Wichtigen des Tages sprechen und mitentscheiden kann. Über- und Unterbau bleiben damit gemeinsame Angelegenheit. Ab einer gewissen Größenordnung, zeitlichen und örtlichen Trennung, sowie bei der Vernetzung von Gruppen kommt man aber ohne durchdachte und formal strukturierte Organisation nicht mehr aus. Mir will nicht in den Kopf, warum sich das erst alles neu entwickeln sollte. Wir kommen doch nicht auf der Wurstpelle daher geschwommen. Ich halte viel davon, Vorhandenes zu bewahren und sukzessive in die richtige Richtung weiter zu entwickeln und durch neue, insbesondere basisdemokratische Elemente zu ergänzen.

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        • willi uebelherr schreibt:

          „.. dass ich einem progressiven Automatismus durch Selbstermächtigung nicht traue“.

          Aber seltsamer weise traust du, lieber Lutz, einer regressiven Verdichtung von Verbloedung in staatlichen konstrukten und dem politischen ueberbau. Wenn du deine kriterien und anforderungen an die heute bestehenden konstrukte im politischen ueberbau anwenden wuerdest, dann muesstest du vor schreck davonlaufen. Und deine verantwortung fuer intellektuell kritisches reflektieren wuerde dich fassungslos machen, wenn du die text- und spracherguesse des heutigen journalismus damit konfrontierst.

          So vermute ich, dass da noch etwas anderes da ist, das da wirkt.

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          • Lutz Lippke schreibt:

            Ich traue weder dem Einen, noch dem Andern. Darum geht es mir auch gar nicht.
            Verständlich wird meine Sicht vielleicht, wenn man Transformation letztlich als Migration zwischen Funktionszuständen begreift und nicht als irgendwie geartete Metamorphose.
            Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich die Migration von technischen Systemen im vollen Betrieb halbwegs kenne, eine kontrollierte künstliche Metamorphose nicht. Da fällt mir nur Bodybuilding mit Ampullen und Geschlechtsumwandlung ein. Ich glaube aber, dass Migration und Metamorphose trotz ähnlicher Absichten vollkommen verschiedene Wirkungsweisen sind. Wie würdest Du die Wirkungsweise der von Dir präferierten Transformation beschreiben?

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      • fidelpoludo schreibt:

        „Nehmen wir das Eigentumsrecht an Land. Auf der basis der Logik und Rationalitaet undenkbar. Wir koennen kein Eigentumsrecht an Land begruenden (…)
        Diesem ganzen wust an skurrilitaeten kannst du mit Logik nicht mehr beikommen. Da existiert keine Logik.“

        Doch! Da existiert eine Logik!
        Die Logik der Herrschenden.

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      • willi uebelherr schreibt:

        (das habe ich jetzt an die falsche stelle gesetzt. vielleicht kann Klaus-Peter den alten kommentar loeschen.)

        Lieber Fidelpoludo, ich denke, dass das mit Logik nichts mehr zu tun hat. Ein denken, fuer jene ihr herrschendes denken, ja.

        Logik setzt eine innere kontinuitaet voraus. Damit setzt das, was du als herrschende logik bezeichnest, zunaechst auf einem dogmatischen axiom auf. Und erst dann folgt es logischen anforderungen, zumindest manchmal.

        Aber dem folgen einer Logik sind keine zeitlichen oder raeumlichen grenzen gesetzt. Und wenn wir dann bis zum grundlegendem aiom folgen, sehen wir sofort das verlassen einer logik.

        Wir koennen natuerlich auch sagen, dass ab und zu die axiomatischen grundlagen neu gesetzt werden, weil sich wesentliche aenderungen ergeben haben. Nur dies aendert nichts an ihrer inneren beliebigkeit.

        Ich stimme auch zu, wenn wir sagen, dass Egoisten sich an solchen gedankengaengen nicht orientieren, weil fuer sie ihr Ego ihre ausschliessliche welt ist. Egal jetzt, mit welchem emblem behaftet oder welche farbe sie nutzen.

        mit lieben gruessen, willi

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        • fidelpoludo schreibt:

          „Damit setzt das, was du als herrschende logik bezeichnest, zunaechst auf einem dogmatischen axiom auf. Und erst dann folgt es logischen anforderungen, zumindest manchmal.“

          Das „dogmatische Axiom“ – das ist wohl hier das Entscheidende: Hat ein erfolgreicher Militär im Mittelalter sich im Namen seines Königs „große Verdienste“ erworben, schenkte ihm der König ein gutes großes Stück Land mit einem Schloß drauf und adelte ihn. Das Axiom war geschaffen. Das dogmatische Axiom, das von nun an die Logik bestimmt: Verteidigung bzw. Erweiterung des Besitzes und Vererbung an die Nachkommen. Logisch oder? Ich behaupte jetzt einmal – mutig – in der Geschichte und in den Gesellschaften und Staaten wimmelt es nur so von „dogmatischen Axiomen“, von denen einige profitieren und andere darunter leiden. Uns sage bitte jetzt keiner: Der darunter Leidende hätte ja auch effizeinter morden können, dann wäre er auch in den Genuß von Besitz und Adelstitel gekommen – obwohl auch das Argument einer gewissen – perversen – Logik nicht entbehrt.

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          • fidelpoludo schreibt:

            Eine ketzerische Zwischen- und Nachfrage noch:
            Wieso ist Dogmatismus nicht logisch?
            Wenn die Logik jeder ethischen Begründing entbehrt, dann ist Dogmatismus so logisch wie sein Gegenteil, die gemeinschaftliche Entscheidungsfindung. Allein das Beifügen einer bestimmten ethischen (eben nicht mehr nur formallogischen) Auffassung macht die zweite – in meinen Augen (und damit unlogisch, subjektiv?) überlegen. Kant würde mir wohl zustimmen – de Sade eher nicht.

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        • willi uebelherr schreibt:

          Grandios, lieber Fidelpoludo, Auch und gerade die strenge deiner argumentation.

          Aber nun zu deiner „ketzerischen“ frage. Mit dem Dogmatismus wird etwas gesetzt, was aus dem vorlaufenden absurd erscheint oder als solches wahrgenommen wird. Insofern folgt es keiner Logik und will es auch nicht. Das folgende kann dann sehr wohl wieder mit hilfe der logik hergeleitet werden. Bis zum naechsten bruch.

          Ich denke nicht, dass „Logik jeder ethischen Begründing entbehren“ muss. Das hat ja viel mit dem denkenden Subjekt zu tun. Wenn wir das in den kontext mit unserer diskussion ueber „normative Regeln“, Rechtssysteme versus Tyraneien, Demokratie mit/ohne Rechtssystem, dann ist dein hinweis „wimmelt es nur so von „dogmatischen Axiomen““ doch voellig richtig und auch verstaendlich.

          Wenn sich der „Unterbau“ wie z.b privater landbesitz veraendert, hier herstellt, dann beginnt von dort an die logik, die verteidigung des privaten landbesitzes mit allem zur verfuegung stehendem gegen seine vormaligen nutzer und betreuer seine bahn zu brechen. Das sehen wir noch heute in regionen der Indigenas, die privaten landbesitz immer verschmaehten, weil in ihrer lebensphilosophie dies als absurd erscheint.

          Aber das koennen wir auch bei uns auf gemeinschaftliche gueter ausdehnen wie landstrassen bis autobahnen bis zur telekommunikation und oeffentlichem rundfunk/fernsehen. Im bereich des wissens, ueber patent- und lizenzrecht, ist es ja gerade haarstraeubend.

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          • Lutz Lippke schreibt:

            Das „dogmatische Axiom“ ist ein ungewöhliches Kunstprodukt. Ich kenne es nicht. Wer besitzt die Rechte, wer ist der Eigentümer? 😉

            Es klingt irgendwie inzüchtig, aber das ist es wohl nicht.
            Nach meiner Kenntnis kommt Dogma aus dem glaubensbezogenen Absolutismus, der von der Auf- und Erzählung von Dogmen und glaubensstiftenden Geschichten lebt. Der reich beschenkte Kriegsfürst wird daher dem ungläubigen Bauern nicht die Eigentumsurkunde für Schloss und Land zeigen, sondern ihn eher auspeitschen lassen.

            Ganz anders ist die Verwendung von „Axiom“. Ein Axiom kann man für grundlegend richtig halten, muss es aber nicht. Davon hängt zwar die individuelle Akzeptanz der gesamten Theorie ab, die auf dem Axiom gründet. Deswegen macht das Auspeitschen wegen eines axiomatischem Unglaubens aber trotzdem keinen Sinn, weil die Theorie ja glaubensunabhängig stimmen soll. Entweder erklärt die Theorie Gesetzmäßigkeiten, die sich empirisch bestätigen oder nicht. Damit ist der Wert einer axiomatischen Theorie die theoretische Erkenntnis und Nützlichkeit im Praktischen und nicht eine in die Realität hineinwirkende Glaubhaftigkeit oder Dogmatik.

            Wäre ein Axiom zu beweisen, wäre es auch kein Axiom mehr. Das Eigentum aufgrund einer Landschenkung könnte daher nie ein Axiom sein, weil es selbst das Ergebnis von 2 systemischen Voraussetzungen ist, nämlich einem Vorbesitzer und dessen Schenkung. Irgendwo davor läge also bestenfalls ein Axiom „Ureigentum“, dass der Eigentums-„Theorie“ zusammen mit dem Schenkungsrecht als Ursuppe dienen könnte. Danach müsste man suchen. Aber Eigentum soll ja gar keine Theorie sein, sondern eine Realität, die ganz dogmatisch mit Auspeitschungen und Geschichten davon begründet wird. Insofern muss die heutige unblutige, ideelle Feststellung von Eigentumsrechten immer mit einer Fiktion beginnen, nicht mit einem Axiom. Bis zur nächsten Landnahme.

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  20. Lutz Lippke schreibt:

    Was bedeutet für mich formale Logik?
    In vielen Bereichen bilden wir Aussagesysteme, die Regeln und Absichten definieren. Oft haben diese die Form „wenn …, dann …“. Eine Ansammlung von Aussagen kann sich eindeutig, schlüssig, vollständig anhören oder auch nicht. Sobald man darüber diskutiert, wird es langwierig. Was wird wie gemeint? Wortbedeutung, Sinnbedeutung oder Hohlkörper? Ist eine Lücke oder ein Widerspruch nun eine Solches oder erklärt sich aus der „Natur der Sache“? Interprtation und Gegeninterpretation. Die Bücherregale und das Web sind voll von solchen lückenhaften Aussagekonstrukten und den sich widersprechenden Auslegungsexpertisen.
    Formale Logik ist ein Werkzeug, um qualitative Bewertungen und Analysen an solchen Aussagesystemen vorzunehmen. Formale Logik ersetzt Aussagen nicht und definiert auch nicht den Sinngehalt, sondern öffnet die Augen für Unklarheiten, Schwachstellen, Fehlschlüsse und nicht zuletzt unbeachtete Möglichkeiten. Damit hat formale Logik einen Erkenntniswert. Die Anfänge gehen bereits auf die Antike zurück, aber die tatsächliche Trennung und Mächtigkeit von Meta- und Objektsprache ist noch recht jung. Deshalb spielt Formale Logik in Wissenschaftsbereichen, die historisch alt sind keine Rolle oder erschöpfen sich in rudimentären Ansätzen. Strukturloses Wissen und Meinen bereitet zudem große Probleme, weil Lücken und Widersprüche aufgelöst werden müssen. Das Problem der formalen Logik ist also der Aufwand und auch die fehlende Ästhetik der Formalisierung, bei der die Struktur der Aussagen korrekt von den Inhalten getrennt werden muss. Ist das einmal gelungen, kann man viele strukturelle Feststellungen treffen und eben auch inhaltliche Folgerungen ableiten, die man natürlichsprachlich übersehen hat oder für unmöglich hielt.

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  21. Theresa Bruckmann schreibt:

    Danke Lutz Lippke für diesen letzten Satz,
    der mich seit gut 4 Stunden beschäftigt.
    Zunächst dachte ich mir: Und wer sie
    verinnerlicht hat, der äußert sich so, dass
    er selbst Ordnung in seine Gedanken bringt,
    und nicht dem Leser, Hörer die Arbeit auf-
    zwingt (Aufzwingen heißt, sofern der Leser/Hörer
    so interessiert ist oder so viel Empathie auf-
    bringt, dass er trotz der ‚Ergründungs-
    arbeit ‚ verstehen will.
    Dann fiel mir Kunst, also Bilder, Filme
    mit schönen Bildern/Szenen (ohne Worte,
    die aber ‚unter die Haut gehen‘)
    ein, Instrumentalmusik, Jazz, Free Jazz,
    ein, die ohne Worte auskommen und
    gerade deshalb berühren.
    Vorträge dagegen, die berühren,
    sind eher selten und wenn sie etwas
    berühren, dann weil der Vortragende
    ‚authentisch ist‘ und eine wirkliche
    Botschaft hat und man denkt nicht
    „wär‘ er ein Buch, man könnte es
    einfach zuklappen“.
    Wer eine Botschaft hat, will verstanden
    werden und wer verstanden werden will
    erzeugt die Klarheit selber!
    Nur wer die Kompositionsregeln kennt,
    kann sie bewusst verletzen, nur so
    entsteht Free Jazz, der uns gerade
    deshalb etwas sagt, weil wir die
    Regelverletzung bemerken und
    genießen oder andere sich ärgern
    über dieses Hinwegsetzen über
    ach so heilige Regeln.
    Der Reiz daran entsteht im
    Erkennen der ‚Übertretungsbotschaft‘.
    Umgekehrt, wer Manipulieren will,
    will, dass wir nicht-verstehen, sondern
    uns lenken/führen/verführen lassen.
    Also Vorsicht vor ’schönen Sätzen‘.

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Ich kann mich an eine begeisternde Zeit des Free Jazz in Berlin-Pankow in den 80zigern erinnern, in der ich als Zuhörer des Öfteren die beschriebenen Effekte erlebt habe. Man wird Teil der Aufführung, wenn der Funke überspringt. Der Witz ist, dass man solches Spiel mit Erwartungen und Brüchen individuell im Innern fühlt, aber in Gemeinschaft zum gleichen Zeitpunkt bejubelt. Das hängt tatsächlich an der tiefen Freiheit von Inspiration und Können aller Beteiligten. Vielleicht eine gute Methapher für die progressive Kraft der individuellen Freiheiten in sozialer Gemeinschaft. Solchen Spirit immer wieder in die Gesellschaft zu bringen und nicht an der Garderobe wieder liegen zu lassen, gehört wohl zum Erfolgsrezept dazu. Das Spiel mit den Möglichkeiten zu nachhaltigem Brot machen. Vielleicht ist wirklich die Bemühtheit des ausgetretenen Pfades, des Anspruchs auf immer richtigen und korrekten Vorgehens nach fixierten Harmonien in gewohnten Arrangements, ein Teil des Problems. Danke für diese Erinnerung.

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    • fidelpoludo schreibt:

      Also Vorsicht vor ’schönen Sätzen‘

      Interessant! Da hätte ich mal jetzt gern ein Beispiel
      für einen „schönen Satz“.
      Ich glaube nämlich, dass der Satz alleine – ohne den Kontext –
      nicht viel von seiner Schönheit oder Häßlichkeit verrät.
      Die Vorsicht können wir nur walten lassen, wenn wir die Situation durchschauen, in der er gesprochen wird. Ein häßlicher Satz kann als ironischer schnell seine geheime Schönheit zeigen. Schön gesagt, oder? Also Vorsicht!!!

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  22. Theresa Bruckmann schreibt:

    Habe ich mich missverständlich ausgedrückt?
    Und dadurch womöglich Jemanden gekränkt?
    Es ist eigentlich auch der vorletzte Satz, den ich meine.
    Wer die Regeln der formalen Logik verinnerlicht hat,
    meine ich – ganz allgemein, ohne an eine bestimmte
    Person zu denken – dessen Sätze muss ich gar nicht
    formalisieren, weil sie für sich schon klare Aussagen
    sind.
    Ich kann deshalb nicht nachvollziehen, dass jemand
    dem Formalisieren die Ästhetik abspricht. Je klarer
    eine Aussage ist, ob auf der Metaebene oder der
    Kommunikationsebene, desto eindeutiger und schöner
    finde ich, sind die Sätze.

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Liebe Theresa, ich habe vielleicht missverstanden, bin aber keineswegs gekränkt. Soweit ich der formalen Logik die Ästhetik abgesprochen habe, meinte ich damit die Künstlichkeit der Sprachelemente, die dem gewohnten Wunsch nach Bedeutung erstmal entgegen steht. Es ist ja schon ein Problem den kruden Zeichensatz auf die Tastatur zu bringen und nebenher 2 Seiten einer Einführung verstehend zu lesen.
      Wenn aus der Form, egal ob als Ergebnis einer logischen oder künstlerischen Abstraktion, dann beeindruckend klare Aussagen folgen, dann ist das natürlich Ästhetik pur im Wimmelbild des wirren Lebens. So habe ich auch den Free Jazz oft wahrgenommen, nämlich, dass sich aus dem wirren Wimmelbild der Klänge unscheinbar ein Thema heranschleicht und fokussiert, um sich genauso verblüffend in Anderes, sogar Gegensätzliches zu transformieren oder wieder im allgemeinen Klangbild unterzutauchen. Den künstlerischen Umgang mit Formensprache hatte ich gar nicht im Zusammenhang mit formaler Logik gesehen und den Hinweis dankbar angenommen.

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  23. Theresa Bruckmann schreibt:

    Danke mit Albert Ayler

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  24. Theresa Bruckmann schreibt:

    Danke fidelpoludo,
    für eine andere Interpretation von ‚Bye bye Blackbird‘. Ich habe
    beide Stücke genossen.
    Jetzt habe ich doch wieder Hoffnung, das Albert Ayler-Stück zu finden,
    das ich einmal in einem VHS-Seminar ‚Jazz hören‘ kennengelernt und
    Tränen gelacht habe. Darin kommen Dorfszenen vor, etwa wie eine
    Blaskapelle scheinbar um die Ecke kommt und sich ebenso wieder
    entfernt, ein Marsch, eine Polka, ein Hahn, eine Katze, eine Zirkus-
    fanfare zu hören ist. Alles jedenfalls so unvermittelt, dass kein Auge
    trocken bleibt – vor Lachen.

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    • fidelpoludo schreibt:

      „Doppelter Kommentar wurde entdeckt…“ (Das nächste Mal versuche ich die Phrase mal ans Ende zu setzen. Vielleicht klappt das ja auch) Also einfach nicht ignorieren!!

      Hallo Theresa,
      Ihre Erinnerungen (Dorfszenen) scheinen sich nicht nur auf ein musikalisches, sondern auch ein bildlich-filmisches Geschehen zu beziehen. Oder war das Jazzstück derart bildlich sprechend wie etwa „Peter und der Wolf“?
      Ihre Beschreibung hat bei mir gleich zwei verschiedene Erinnerungen wachgerufen, die mich trotz ihrer verschiedenen Präsentationsformen doch sehr beeindruckt haben. Das eine ist eine Szene aus einem italienischen Schwarz-Weiß-Film – ich glaube von Pasolini, bin aber nicht ganz sicher -, in der eher auch auf dem Lande eine Kapelle mit viel Gebläse und Melancholie, Tradition und Lebenslust ritualisiert-kultivierte Geräusche und Töne ebenso feiernd wie routiniert erzeugend und von sich und ihrem Tun überzeugt von sich gebend, in Alltagskleidung – als ob gerade ihrer Arbeitstelle entsprungen, sich durch die Straßen schlängelt – wie das kollektive Gewissen des Chores im griechischen Theater. Unvergesslich! Aber auch nie wieder gefunden, allerdings auch nicht gesucht.
      Das zweite war mir ganz überraschend in Enschede begegnet, wo plötzlich eine bunt daherschlunzende, völlig anti-unifomiert gekleidete Gruppe von acht, neun oder zehn Leuten, ohne scheinbar voneinander Notiz zu nehmen – fast nur Bläser, wenn ich mich nicht irre -, auch vom Alter her gut durchgemischt, zu einer wie perfekt abgestimmten Einheit einer das Leben feiernden Tonabgabe mit besonderer Betonung auf den Rhythmus fanden, die mich überraschte, fast fassungslos machte, begeisterte und den Konsumtempeln, zwischen denen und an denen sie vorbeischlurften, -tanzten, -marschierten für Momente den elektrisierenden Schein einer Heiligkeit verliehen, der einerseits verkündete: Wenn so etwas möglich ist, warum soll nicht alles gut werden können? Andererseits den Verdacht nicht abweisen konnte: Die sind von den assoziierten Konsumtempelherren engagiert, um das Volk bei Laune und beim Kaufen zu halten.
      Irgendwie die Narren am Hofe der zeitgenössischen Herrschaft, die ungestraft eine das
      unmittelbare Interesse der Herrschaft überschießende Botschaft mit ihrem Dienst zu verbinden sich erlauben.
      Führt vielleicht von Ihren Erinnerungen weit weg! Schlimm? Nee, ne?

      (Ach! Tun Sie mir bitte den Gefallen und sagen Sie dem Lutz, dass ich mich für mein wiederholtes „Hä?“ schäme und mich demnächst bei ihm dafür entschuldigen werde.)

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      • fidelpoludo schreibt:

        Vielleicht war die Brassband von Enschede aber auch nur eine wundersame Vermehrung des Rattenfängers von Hameln, der trotz Potenzierung seiner mannschaftlichen Stärke um ein Vielfaches (zu der sich zu erweitern er sich auch gezwungen gesehen haben mochte, gerade weil er sich der Schwierigkeit seiner Aufgabe bewußt war) dann doch nicht mehr auf die edle kindliche Einfalt bei den zum Konsum ohne wirkliche Gegenwehr Verdonnerten traf, die ihn/sie in die Lage versetzt hätte, mit musikalisch-magischen-spielerischen Kräften die Kundenkönige aus dem Propaganda-, Publicity- Plastik-Disney-Wonderland herauszuführen. Ihre Musik schien ihnen allen, den skeptisch-kritisch Desillusionierten mal wieder nur mehr versprechen zu wollen, als dann gehalten werden würde. Dass Musik nichts verspricht, sondern bloß an den Stoff erinnert, aus dem Versprechen gemacht sein sollten, und der sich um so beharrlicher wieder meldet, je weniger es gehalten oder je mehr es gebrochen wird, hatten sie schon weder lernen noch erfahren dürfen.

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    • fidelpoludo schreibt:

      Sollte es das sein?
      Albert Ayler Quintet – Truth is marching in

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  25. Theresa Bruckmann schreibt:

    Noch einmal danke, fidelpoludo,
    was ich meine ist etwas höchst Anspruchsvolles (auch in den Augen strengster Kritiker klassischer und streng komponierter Musik). Sie können Ayler nicht Wissen und Können absprechen, müss(t)en ihn also ernst nehmen.
    Aber er setzt scheinbar beiläufig solche banalen Momente, die dann aber gerade durch den Gegensatz (etwa so wie bei dem Fluch ‚Himmel Arsch‘) die Lachnerven so sehr reizen und
    eine Art ‚lange Nase‘ o.ä. darstellen, dass außer Losprusten bei den einen und finsterem ‚Na warte, dich krieg‘ ich irgendwann zu fassen“ bei den anderen, nichts zu sagen bleibt.

    Ich suche weiter nach dem Hit – jetzt erst recht. Habe den Dozenten gefunden, der die Musik seinerzeit an der VHS vorgestellt hat.
    Jetzt will ich mich aber wieder ganz den Fragen
    Recht und Demokratie (Lutz Lippkes Thema)
    und Demokratie und Wirtschaft
    (Marx, Ellen Meiksins Wood, Heinz-Josef Bontrup, Richard Wolff)
    zuwenden.

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    • fidelpoludo schreibt:

      Hallo Theresa,
      Schade! Ich dachte, es wäre das gesuchte Stück gewesen. Teile Ihrer Beschreibung finde ich in ihm nämlich wieder. Sollten Sie fündig werden, lassen Sie es mich wissen. Bin auch sehr angetan von dem musikalischen Konzept, selbst wenn es sich selbst nicht als „Konzept“ versteht.

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  26. Theresa Bruckmann schreibt:

    Hallo fidelpoludo,
    Nicht zu fassen!
    Habe den LINKs zur gesuchten Musik erhalten:
    https://www.jpc.de/jpcng/jazz/detail/-/art/albert-ayler-bells-expanded/hnum/8432665
    https://www.jpc.de/jpcng/jazz/detail/-/art/Ayler-Albert-Bells/hnum/5188598
    https://www.jpc.de/jpcng/jazz/detail/-/art/albert-ayler-bells/hnum/7788200

    Die knapp 20-minütige Aufnahme besteht aus drei Stücken, die aber nicht eigens markiert oder betitelt sind. Ihre anschauliche Beschreibung passt ganz gut zu Teil 3 (ab 8’40“), zwischen Marsch und Fanfaren gibt es immer wieder freejazzige Parts. Ob das was für eine Beerdigung ist, sei dahingestellt.

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