Ihr Dilemma: Sie sind friedensbewegt neoliberal

Zunächst war mir Otmar Steinbicker aufgefallen. Wenn er erzählt, wie er 2009/2010 diskret in den grundgesetzwidrigen BRD-ISAF-Einsatz in Afghanistan „embedded“ war, so hat das kaum noch mit der hochgeschätzten deutschen Friedensbewegung der 80-er Jahre zu tun. Doch bald wurde klar, dass es nicht um einzelne Personen geht. Es geht um die deutsche Friedensbewegung heute, also im Neoliberalismus oder um die neoliberale deutsche Friedensbewegung.

Einst war die Friedensbewegung – erzählen die Alten den Jungen – ein mächtiger Zug. Ratternd und mit aufstörendem Pfeifen befuhr er die Hauptstrecken und rollte Hunderttausende zu den Orten der politischen Manifestation. Der Kampf der Friedensbewegten war leidenschaftlich, ausdauernd und massenhaft. Insgesamt waren Millionen politisch auf der Strasse. Sie wussten die Bevölkerungsmehrheit hinter sich. Ungeachtet dessen trafen die Organe der repräsentativen Demokratie die Aufrüstungsentscheidung und schickten „den Souverän“ einmal mehr in die politische Ohnmacht. Die Friedensbewegung brach zusammen ohne die zutage getretene Macht- und Systemfrage zu reflektieren. Diese Frage wurde nicht erkannt, nicht gestellt und also nicht beantwortet aber sie wurde erfolgreich tabuisiert. Es kam eine spezifische Regression in Gang, bei Wikipedia mit diesem Satz umrissen: Allerdings „dämmerte die Einsicht, dass die Protestform der Demonstration an ein vorläufiges Ende gelangt sei und der Weg vom Protestieren zum positiven Frieden (Buro 1997) konsequenter gegangen werden müsse“. Die Konjunktur der „zivilgesellschaftlichen“ im Sinne von „nicht politischen“ Konfliktbearbeitung wurde eingeleitet.

Heute sind, um im Bild zu bleiben, die meisten Wagen vom Friedenszug abgehängt; dritte Klasse, vierte Klasse sind ohnehin nicht mehr zeitgemäß. Einige ansehnliche Salonwagen stehen herum, darin Friedensbewegte, einige mit hochkarätiger Friedensforschung beschäftigt, einige die jährliche Demo vorbereitend.

Die Zeiten sind so anders geworden.

Bipolarität, die Blöcke, gibt es nicht mehr. Politik gibt es nicht mehr. Geschichte ist passé. Es heißt, Fukuyama habe all das letztgültig beschrieben. Klassenkampf wurde zur Anekdote Warren Buffets, Krieg zur Polizeiaktion, bestenfalls zum Militäreinsatz für Menschenrechte/Brunnenbau. Wo früher das Völkerrecht zählte, schlossen sich nun Willige in Schutzverantwortung zusammen.Reihenweise entdeckte man Wiedergänger Hitlers. Die waren natürlich aus humanitären Gründen zu eliminieren. Beifällig nickte die Friedensbewegung dazu, nicht ohne die Kollateralschäden zu beklagen und deren Minimierung anzuraten.

All die Jahre war die Friedensbewegung „da“. Der Wunsch der Menschen nach Frieden, ihre moralischen Postulate, ihre konstruktiven demokratischen Forderungen können nicht ausgerottet werden. Selbst die Artikulation und Organisation dieser Menschen in hunderten, vielleicht tausenden Grüppchen, kann die herrschende Macht nicht verhindern. Das hat sie gelernt und darauf aktiv reagiert. Aus beiden Quellen, dem „Drang von unten“ und der Gestaltungsfähigkeit der Macht entstand das, was als „traditionelle Friedensbewegung“ bekannt ist, die ausgebreitet-differenzierte, grundsätzlich  machtkonforme, systemkonforme Friedensszene unserer neoliberalen Gegenwart.

Man mag es „Szene“ nennen, „Zivilgesllschaft Abt. Frieden“, „NRO X, Y, Z“, „Netz“, es bleibt ein amorphes Gebilde, einem Filz (ohne abwertenden Beiklang) nicht unähnlich. Es bleibt ein Angebot an eine Million Graswurzel-Aktivisten, in aufreibender Detailarbeit nach Herzenslust alles zu geben. Es bleibt der Aufmerksamkeitsraum für bewährte und bewährteste FriedensaktivistInnen. Und nicht zuletzt bleibt es eine Zone in der und in die unkontrolliert StrategInnen ihre Fäden ziehen. Das Gebilde ist undurchsichtig. Zivilgesellschaftliche Transparenzregeln in dieser oder in anderer Form werden fast ausnahmslos verworfen. Es fließt nicht wenig Geld; wie viel, von wem, wohin, wofür bleibt verborgen. Die demokratische Öffentlichkeit erfährt es nicht.

Der Neoliberalismus gedieh, zunächst etwas verdeckt in einem zwar weit greifenden aber kaum bedrohlichen, ökonomischen Szenario – GLOBALISIERUNG genannt. Doch eigentlich bilden Neoliberale und Neokonservative ein Tandem. Und die Neocons leisteten ganze Arbeit. Ab 9/11 wurde zurückgeschossen. Der Startschuss ins Zeitalter des „Krieges gegen den Terror“ war gefallen.

Hatte sich die Friedensbewegung zunächst am 12.9.2001 gegen Vorverurteilungen gewandt, auch wenn sie tendenziell das Narrativ der Bush-Regierung übernahm, war sie zehn Jahre später hemmungslos auf die Verschwörungstheorie der US-Regierung eingeschwenkt.

  • Dazwischen lagen KEINE Jahre des unversöhnlichen Kampfes um die Wahrheit über 9/11.
  • Dazwischen lagen KEINE Jahre der Forderung, den surrealen Bündnisfall-Beschluss der NATO vom 4. 10. 2001 aufzuheben, von der Forderung des NATO-Austritts zu Schweigen.
  • Und bis heute führt die traditionelle Friedensbewegung keinen prinzipiellen Kampf gegen den „Krieg gegen den Terror“, der nichts anderes ist als die Tarnform des unbegrenzten imperialistischen Krieges. Stattdessen lamentiert sie darüber (wie Die Linke auch), dass der „war on terror“ keine Probleme löse. Als ob das jemals sein Ziel gewesen wäre. Dieser heuchlerische Pazifismus ist Teil des Problems.

Halb wurde die Friedensbewegung hineingezogen, halb ist sie hineingesunken in die umschlingenden Arme des Neoliberalismus – jener Ausprägung unserer Gesellschaftlichkeit, die seit rund dreißig Jahren bestimmend ist. Neoliberalismus, der nie nur eine Wirtschaftstheorie war, sondern immer auch ein Kulturkonzept beinhaltete“ (Hauke Ritz) bedeutet in der Friedensbewegung stark vereinfacht zweierlei:

  • ALLES zu tun für die Durchsetzung der unipolaren Neuordnung der Welt im Interesse der herrschenden Kapitale aus USA/NATO/EU.
  • Konfliktminimierung dieses Prozesses durch die Aufnahme, „Betreuung“, Führung und letztlich Integration aller Kräfte jeder irgendwie gearteten Opposition.

Dabei hat es die neoliberal gefangene Friedensbewegung zur Meisterschaft im Spagat gebracht. Schier Unüberbrückbares wird überbrückt. Verwirrend. Doch wenige klare Forderungen scheiden die Spreu vom Weizen:

Für den Austritt Deutschlands aus dem Kriegsbündnis NATO!

Für den Abzug aller NATO-Kräfte aus Deutschland!

Für gleichberechtigte Kooperation mit Russland und mit allen Mächten im Rahmen einer multipolaren Welt!

Wenn der Neoliberalismus/Neokonservatismus gestoppt wird und es zumindest unsicher ist, ob er die neuen Herausforderungen bewältigen kann, muss das große Auswirkungen auf alle mit ihm Verbundenen haben, gleichgültig, ob diese einst mit fliegenden Fahnen oder in verschnarchtem Halbbewusstsein zu ihm fanden. Mitte August 2008 wurde diesem Tandem erstmals ein Stoppsignal gesetzt, das aber von den interessierten Seiten verdrängt wurde. Am 21. März 2014 wurde ein Stoppzeichen gesetzt, das niemand mehr verdrängen konnte. Es hat gravierende Konsequenzen, auch für die deutsche Friedensbewegung, soweit sie im Neoliberalismus (und Neokonservatismus) gefangen ist.

Teil zwei folgt.

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16 Antworten zu Ihr Dilemma: Sie sind friedensbewegt neoliberal

  1. icke schreibt:

    So isses. Die alte etablierte „Friedensbewegung“ mit ihren alten etablierten Protagonisten ist im Grunde staatstragend, weil sie nicht an den Grundlagen dieses Systems rüttelt. Wie der Teufel das Weihwasser scheuen sie, Krieg mit Imperialismus in Verbindung zu bringen. Eine derart unpolitische Friedensbewegung muß irrelevant sein. Man kann diese Protagonisten auch Agenten des Klassenfeindes oder Verräter nennen, weil sie Energie und Engagement vieler anderer ins Leere laufen lassen, bremsen und neutralisieren.

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    • Joachim Bode schreibt:

      Ohne die Anhänger „eine(r) derart unpolitische(n) Friedensbewegung“, die „irrelevant“ und „Agenten des Klassenfeindes oder Verräter“ seien, wird es wahrscheinlich sehr einsam dort, wo es notwendig wäre, sich möglichst stark den Kriegshetzern und -vorbereitern in den Weg zu stellen.
      Solche Problemstellungen erinnern mich an die Diskussionen der 70er und 80er Jahre. Soweit ich weiss, wurde deshalb die DKP wegen der von einigen ihrer Mitglieder vertretenen Positionen als sektiererisch bezeichnet.
      Vielleicht könnte dann der Verfassungsschutz seine (soweit vorhandenen) Weitwinkel-Objektive einmotten. Die Makro-Optik tut es dann eventuell auch….

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  2. youth gone wild schreibt:

    Meine etwas simplistische Erklärung: zu den Hochzeiten der deutschen Friedensbewegung gab es a) noch (viele) Familienmitglieder, die den Krieg erlebt hatten, dadurch einen konkreteren Bezug dazu, was „Krieg“ ist, b) einen kalten Krieg direkt vor der Haustür. Dadurch die Wahrnehmung, daß man von einem möglichen Krieg unmittelbar betroffen sein würde. Hat man ein solches, für sich selbst schreckliches, Szenario im Bewußtsein, fällt es leichter, auch der Gegenseite, nach dem Motto: was Du nicht willst, was man Dir tu‘, den Frieden zu gönnen.

    Krieg „heute“ findet sonstwo statt, nicht an der eigenen Landesgrenze, und besteht aus Flugzeugen und Raketen, die gefahrlos auf Kameltreiber mit Gewehren abgeschossen werden können. Abstrakt, keine direkte Bedrohung für Leib und Leben der potentiell Friedensbewegten.

    Ob man jetzt zuhaus vorm Handy daddelt, oder auf die Straße geht, macht für die eigene Bedrohungslage keinen signifikanten Unterschied.

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  3. Steffen schreibt:

    Volltreffer mal wieder, lieber Kranich! 🙂 9/11 war der Scheidepunkt. Anfangs wenige, stellten sich in den Folgejahren immer mehr Menschen Fragen nach dem Nichtverhalten der traditionellen Friedensbewegung. Alles noch unterhalb einer kritischen Schwelle. Die letzten 2 Jahre haben diesen Prozess beschleunigt. Siehe auch sogenannte Neue Friedensbewegung. Dieser Prozess wird noch einige Zeit benötigen aber möglicherweise steht am Ende das Umschlagen in eine neue Qualität. (Marx) Die Herrschenden (unterschiedliche Kapitalfraktionen) werden diesem Prozess natürlich n cht tatenlos zusehen sondern über ihre dazu vorhandenen Organisationen (Soros und ähnliche) versuchen, gezielt Druck aus dem Kessel zu lassen um wenigstens die Richtung zu bestimmen. (Blockupy, Occupy, Nuit Debout, diverse „Antinationale“ sowie No Border Aktivisten) Also durch Vertreter der oben beschriebenen sogenannten „Zivilgesellschaft“, deren Hauptaufgabe die entpolitisierte Konfliktlösung im Auftrag der Herrschende ist, ganz gleich ob denen das selbst bewusst ist, oder nicht. Bin gespannt auf Teil II. 🙂

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  4. Rheinlaender schreibt:

    Als 55ger Jahrgang mache ich
    1) die über 200.000 DKP Sympathiesanten für den Erfolg der Friedensbewegung der 80er verantwortlich. Die waren in Gewerkschaften, Bildungseinrichtungen, bei den Grünen, bei der SPD, Stadteilorganisationen, Betrieben.
    2) Die Friedensdemos hatten einen positiven „Party Event“ Charakter, wo man tolle Leute und sogar seinen Lebenspartner kennenlernen konnte. WIR wissen noch ganz genau, dass widerliche Wendehälse wie BAP, Udo Lindenberg, Tote Hosen jämmerlich gebettelt haben, auf diesen Demos auftreten zu dürfen. Positiv ist nur der Konstantin Wecker in Erinnerung.
    3) Man hatte damals eine positive Angst vor einem Atomkrieg. Positive Angst heisst : Selbst Rocker, Strassenschläger, Kampfsportler oder harte Zuhälter sind mitmarschiert, weil sie Angst vor dem Atomkrieg hatten.
    4) Und Heute ? Heute sind die deutschen Menschen zwar extrem ängstlich.
    a) So dass sie sich noch nicht mal an eine lustige U- odor S-Bahn Schlägerei beteiligen.
    b) Aber vor einen Krieg gegen Russland / China hat keiner mehr Angst. WARUM ? Die 14 deutschen grosskapitalistischen Mainstreammedien erzählen uns dauernd : dass Russland / China höchstens ein paar Luftgewehre oder noch Pfeil und Bogen hat.

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  6. mal wieder da schreibt:

    Als ich klein war, hatten Kinder im Fasching als Cowboys Waffen und als Indianer Pfeil und Bogen. In meinem Umfeld gab es kaum Spielzeugwaffen, mein Bruder hatte ein Gewehr mit einem Pfeil mit Saugnapf vorne drin. Die Benutzung einer „Waffe“ war in Anbetracht des Krieges, der erst vor einigen Jahren zu Ende gegangen war, etwas besonders, jeder Anblick einer Waffe weckte unangenehme Erinnerungen.
    Heute haben nur wenige Menschen ein komisches Gefühl, wenn ein Kind mit einer Spielzeugwaffe auf lebende Menschen zielt. Im Fernsehen wird geballert, Krieg spielt sich auch im Fernsehen ab. Die Gewalt ist Teil des Lebens geworden. Warum sollten diese Menschen die gleiche Angst vor Krieg haben, wie die Menschen, die den Krieg direkt erlebt haben, die noch den Hunger spüren konnten, das Leid um die getöteten Verwandte und Bekannte direkt vor Augen hatten und so weiter. Warum sollten die Menschen, die im Wohlstand aufgewachsen sind, denen oft versäumt wurde, eine Streitkultur bei zu bringen, warum sollten diese Menschen Angst vor Krieg haben? Ist doch alles beherrschbar, oder… ?
    Und was sagte der Papst in einem italienischen Kindergarten: Krieg wird es so lange geben, so lange Menschen mit Waffenhandel Geld verdienen …

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    • kranich05 schreibt:

      Hallo
      und schönen Sonntag,
      zur kindlichen Kriegsgewöhnung – kündige ich hiermit das nächste Posting an – hab ich etwas gefunden, das mir wirklich den Magen umgedreht hat.

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  8. Theresa Bruckmann schreibt:

    Lieber Kranich 05,

    es ist noch keine 5.00 Uhr. Nicht Hawkings Wunderpille – der Zorn hat mich hochgerissen!
    Der Zorn über diese ganze verkopfte Diskussion, die Visiere und Scheuklappen, der Dogmatismus. Ich fahre nach Ramstein, ich will mich berühren lassen – buchstäblich in der
    Menschenkette – mittendrin!
    KenFM im Gespräch mit Kai Stuht https://www.youtube.com/watch?v=hoRua84fw8g
    – verstanden habe ich nicht viel – nur so viel: es geht wohl um das Zurückdrängen des Rationalen (Kosten-Nutzen-Kalkül) zu Gunsten des Emotionalen, einer inneren (göttlichen) Kraft in einem jeden von uns. Keine Angst vor der Angst, sondern sich mit ihr auseinander-setzen. Der Starfotograf Kai Stuht startet ein Projekt, um Prominente abzubilden
    Die Kriegstreiber sind sich einig, (auch KenFM im Gespräch mit Bernd Duschner),
    https://kenfm.de/bernd-duschner-freundschaft-mit-valjevo/) und die Friedensbewegung spricht teilweise nicht mehr mit einander. )Großen Dank an icke, der mit seinem Kommentar vom 10. Mai das Video eingestellt hat!)
    Dabei sollen sich in diesen Tagen Leute aus irgendeinem Think Tank in Washington D.C. treffen, Thema ‚die amerikanisch-deutsche Freundschaft neu erzählt‘ oder so ähnlich, leider habe ich mir die Quelle nicht notiert, Bilderberg tagt Anfang Juni, am 08. und 09. Juli der NATO-Gipfel in Warschau (wenn ich an Wales 2014 denke, graust es mich). Und die neuen NATO-(US)-Stützpunkte in Osteuropa!) http://www.voltairenet.org/article191865.html
    Grund genug sich auf einen kleinen gemeinsamen Nenner zu besinnen.
    Auch Hermann Ploppa ist der Ansicht, dass es mehr als den nicht braucht. Er sagt übrigens in der 37. Minute in KenFM Positionen 5, https://www.youtube.com/watch?v=ftKjE9yKz4o
    dass der aggressive Kapitalismus bei uns mit der Transformation der DDR-Wirtschaft begonnen habe. Bis dahin hatten wir die 3-Teilung, Privatwirtschaft, Staatsunternehmen und
    Genossenschaften. Und Leute wie Norbert Blüm und der Arbeitnehmerflügel der Partei habe verhindert, dass Kohl eine Ronald-Reagan-Politik angestrebt habe.
    Jedenfalls habe ich mich jetzt über die Treuhand informiert und kann jetzt verstehen, dass ein Ostdeutscher das Grundgesetz, unter das er im Rahmen dieser Transformation gekommen ist, anders sehen muss als ich mit meiner Westbiografie unter dem großartigen Grundgesetz. William Engdahl macht auf die Vernetzung aufmerksam, welche die DGAP (Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik) / ECRF (European Council on Foreign Relations), Soros‘ Open Society Fondation und seine NGOs, dazu ESI (Think Tank) mit Gerald Knaus, das den ‚Merkel‘-Plan ausgearbeitet hat, mit einander verbindet.
    http://www.free21.org/wie-mit-der-nato-verknuepfte-denkfabriken-die-eu-fluechtlingspolitik-kontrollieren/
    Bernd Duschner zu den Zielen dieser Interventionen Serbien, Irak, Syrien:
    Klar, es geht um Eroberung von Märkten. Man sieht die Dinge. Ich war vor Ort. Ich habe gesehen, wer was nachher gekauft hat (Land, Fabriken). Man eignet sich das Land an, man privatisiert alles, was an Rohstoffen da ist, Fabriken. Privatisieren heißt, man verkauft alles. Wer das Plazet der Besatzer hat, kann aufkaufen. Man öffnet die Märkte für die eigenen Produkte, überschwemmt das Land mit Waren. Was an Infrastruktur zerstört wurde, geht als Aufträge an das eigene Land. Und wenn ich das anschaue, weiß ich, worum es gegangen ist.
    Serbien hätte nach dem Krieg einen geschützten Markt gebraucht. Wir haben das Land zerstört, wir müssen wieder aufbauen.
    Man gibt später zu, dass man sich getäuscht hat (in dem Interventionsanlass), dann bleibt man in dem Land, hält es besetzt, schlägt jeden Widerstand nieder und strukturiert das Land nach seinen Bedürfnissen um. Das Beispiel mit der Mehrwertsteuer für die Hilfslieferung ist ein-
    drucksvoll.
    Duschners Aussagen und Ratschläge an die Friedensbewegung hat KenFM in 5 LINKS
    – sozusagen als Direktzugang – eingeteilt.
    Eindrucksvoll für mich ist die Klarheit seiner Aussagen, und zwar durchgängig zu allen Fragen und Situationen. Sein zuverlässiger innerer Kompass sagt ihm, das man sich vor Ort umsehen und -hören muss, um zu verstehen, was vor sich geht. Dazu gehört auch seine Bereitschaft, bei sich Lernprozesse zuzulassen.
    Duschner zeigt, wie er und sein Team die Isolation aufbrechen (Embargos gegen Serbien, gegen den IRAK – von Sponeck trat damals als UN-Verantwortlicher in Bagdad zurück). Duschner spricht durchgängig immer davon dass es um die Sache geht (Frieden, Hilfe für Menschen). Er lädt Menschen zum Mitmachen ein, egal in welcher Partei jemand ist, egal welcher Religion einer angehört, entscheidend ist die Zielsetzung. Sich dabei nicht spalten lassen, sondern zusammenführen, nicht ausgrenzen, sondern im Gespräch bleiben. Nicht zulassen, dass man nicht mehr mit einander reden kann. Wenn man bestimmte Medien liest und bestimmte Infos bekommt, kann man zu einer anderen Position kommen. und meist liegt jemand ja nicht ganz schief. Und er nennt als Beispiel Willy Wimmers und seine davon verschiedene Haltung. Man schätzt sich, spricht miteinander.
    Das ist auch das Faszinierende an Ken Jebsen. Immer offen, immer lernbereit.

    Sein Spruch im Gespräch mit Kai Stuht „Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können“ ist mir hier im Ort auch schon begegnet und er hat mich dazu angeregt, mir ein Bild vom Inhalt eines menschlichen Kopfes zu machen. Ich stelle mir vor, dass darin ein riesiges Spektrum von Erfahrungen, Prinzipien, Meinungen ist und bei jedem Menschen anders – abhängig vom Kulturkreis, der Familie, der Schulbildung, der Dorf- oder Stadtteil-Gemeinschaft, seinen versch. Zugehörigkeiten zu Freunden, Vereinen u.v.m. Und ständig ist darin etwas in Bewegung. Eine Idee wird fallen gelassen, eine andere entsteht, diese beein-
    flusst wieder andere Erfahrungsinhalte, es kommt zu Neubewertungen. Jeder Vortrag, jedes gut geschriebene Buch muss etwas in meinem Kopf in Bewegung setzen, sonst hätte ich es
    nicht zu lesen brauchen. Ich kann eine neue Idee entweder sofort annehmen (ein Zeichen, dass sie anschlussfähig war), sie probehalber übernehmen oder ganz ablehnen, weil einfach nichts passt.

    Allein schon deshalb kann es nur kleine gemeinsame Nenner geben – auch unter Friedens-bewegten. Und wenn sich uns einer annähert, sagen wir, er hat verstanden, ist auf gutem Weg. Entfernt sich aber einer immer mehr, ist er abtrünnig und wer weiß nicht was noch alles… Aber eigentlich muss Denken in jede Richtung möglich sein.

    Und wenn ich mir die „Aufziehmäuse“ in der Politik so ansehe! Deshalb gibt es auch keine Unterschiede mehr. Alle lassen sich von denselben Think Tanks betanken und munitionieren!
    Alles klingt einheitlich! Igitt, igitt!

    Respekt verdienen doch nur jene, die noch selber denken! Und die gibt es minderheitlich quer durch alle Parteien immer noch!

    So, dies ist ein Appell ans freie Denken und gegen das Ausgrenzen!
    Hoffentlich war ich deutlich genug.

    Nachtrag: Bernd Duschner noch zur Frage, woran er Propaganda erkennt:
    Hellhörig wird er, wenn man in einem Konflikt nur eine Seite hört. Wenn man andere Stimmen ausschaltet, indem man (wie im Jugoslawienkrieg) die Sender bombardiert. Wenn man Leute hört, die die Länder bereist haben und das in starkem Kontrast zu dem steht, was über die Situation dort in den Medien berichtet wird. Es mache ihn auch stutzig, dass
    russische Politiker, die ihr Land an den Abgrund geführt haben, hochverehrt dargestellt werden, sie aber Putin verdammen, der das Land wieder hochgebracht hat.
    Ab Minute 37:28 berichtet er, wie sie die Menschen in Pfaffenhofen für ihre Anliegen interessiert haben.

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  9. Steffen schreibt:

    Lieber Kranich, ich hab da noch was für dich. Aber wahrscheinlich kennst du das schon.

    http://telegraph.cc/umschwinger-umschwingen/

    Mit Wasserwerfern, Schlagstöcken und Tränengas lassen sich soziale Bewegungen nur punktuell bekämpfen. Was sind schon die groben polizeilichen oder militärischen Maßnahmen gegen nachhaltige geheimdienstliche Mittel? Die Methoden der Schlapphüte sind effektiver, wirken nachhaltiger und sorgen weniger für schlechte Presse, der man erst mit ausgeklügelten PR-Strategien wieder entgegensteuern muss.

    Die mühselige Schnüffelarbeit, die Finanzierung und Logistik lagern Nachrichtendienste auf der ganzen Welt inzwischen aus an Nichtregierungsorganisationen, an Stiftungen, Firmen und Forschungseinrichtungen mit harmlosem Anstrich und hoher Reputation.

    Mit welchen Mitteln und Methoden Geheimdienste dabei vorgehen, haben sowohl Aktivisten als auch Sozialwissenschaftler in den letzten Jahren aus ihren Blickwinkeln beleuchtet. Interessanter ist jedoch die Perspektive der Gegenseite.

    Im International Journal of Intelligence and Counterintelligience, einem Fachblatt für Schlapphüte auf der ganzen Welt, hat sich der pensionierte US-Abschirmdienst-Experte Eric L. Nelson ausführlich mit bewährten Geheimdienststrategien befasst, die einen Umschwung unter denen forcieren sollen, die sich für einen Umschwung engagieren.

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