Daesh muss militärisch geschlagen werden… oder… Gequirltes aus der sog. Friedensbewegung

Ich benutze im folgenden Daesh sowohl als Bezeichnung für den sog. „Islamischen Staat“ als auch als Sammelbezeichnung für alle islamistischen Terrorkräfte in Syrien.

Nach allem, was ich sehe, ist Daesh (zur Bedeutung des Namens hier) zwar keine militärische Großmacht aber doch zur regional bedeutenden militärischen Kraft aufgebaut worden, die über beträchtliche Ressourcen verfügt. An der extremistischen kriegerischen Aggressivität von Daesh und zwar sowohl einer gegenwärtig tatsächlichen, als auch künftig geplanten, weit ausgreifenden, besteht nicht der geringste Zweifel. Daesh führt Krieg in zwei Staaten, im Irak, dem von den USA weitgehend zerschlagenen Staat und in Syrien, das immer noch über eine trotz allem souveräne Regierung und eine kampfkräftige Armee verfügt.

Die militärische Zerschlagung von Daesh ist die (Überlebens-)Aufgabe des (nur bedingt handlungsfähigen) Irak und Syriens, gegenwärtig unter seinem Präsidenten Assad. Zur Führung dieses Krieges hat Syrien (Assad) jedes Recht Bündnisse einzugehen und um militärischen Beistand von Verbündeten zu bitten. Solche Bündnisse gibt es mit Hisbollah und dem Iran (wahrscheinlich auch mit bestimmten kurdischen Kräften). Und (begrenzten) militärischen Beistand leistet bekanntlich Russland.

Der Krieg dieser Kräfte gegen Daesh ist legitim und jeder Unterstützung auch durch deutsche Friedensbewegte wert. Zugleich sind bis auf den heutigen Tag keine anderen Mächte als die eben genannten auf syrischem Boden zum „Krieg gegen den Terror“ legitimiert. Alle die Krieger und Kriegspropagandisten, die auf syrischem Boden in den „Krieg gegen den Terror“ eingreifen oder dies erwägen, von den USA über Hollande, MSM, Gauck bis zu „Friedensbewegten“, brechen das Völkerrecht und verlängern den Terror. (Zur aktuellen UN-Resolution 2249 vergl. Voltairenet.)

So einfach liegen die Dinge. Mensch kann sie aber unrettbar verkomplizieren, wenn mensch die elementare imperialistische Forderung (egal, ob auf dem Präsentierteller oder unter der Hand) an den Anfang setzt: „Assad muss weg!“ Der eigentliche Inhalt dieser Formel ist die Zerschlagung des syrischen Staates.

Dafür lieferte kürzlich „Friedensikone“ Lühr Henken in der „jungen Welt“ ein Beispiel. »Krieg kann kein Mittel sein, um den Terror zu beenden« so die Überschrift – eine Breitseite an Desorientierung mittels Pauschalisierung. Denn, wie gezeigt: Daesh muss vernichtet werden, im Krieg. Die Frage ist nur, in welchem Krieg. „Die Angriffe des Westens auf arabische Länder haben überhaupt erst zu der Militanz geführt.“ – dem wird der gedankenlose Standardlinke beipflichten. Und wird er den Untertext schlucken: Daesh ist eine Form „berechtigter Militanz“?

In ihrer „bohrenden Art“ 🙂 stellt die jW fest, dass die Friedensbewegung in Schockstarre zu sein scheint. Ken Jebsen ist ja bekanntlich im jW-Dunstkreis ausgemerzt, und so ist auch seine ausführliche bedenkenswerte Stellungnahme (nicht jedem Satz stimme ich zu) dort unbekannt. Inzwischen wurde die zwar von mehr als 250000 Menschen zur Kenntnis genommen aber einmal mehr kann ja nicht schaden. Also bitte:

Auf das, wie gesagt, „provozierende Insistieren“ von jW sondert Henken diese Perle ab: „Ein Aufschrei wird erfolgen, aber die Lage ist zu kompliziert, um schnell zu reagieren.“ „Bedauernswerte Friedensbewegung“, denke ich, „hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis nach aufrüttelndem Geschrei und dem bedächtigen Sezieren komplizierter und kompliziertester „Lagen““. Vielleicht sollte man das mit dem Aufschrei ganz und gar lassen und sich mehr auf eine Art „grundstürzendes Stöhnen“ kaprizieren, sozusagen „aus der Tiefe des Raums“?

Fasziniert von der Kompliziertheit des Lage (oder warum sonst?) übersieht Henken dann eine bemerkenswerte Kleinigkeit, wenn er sagt:  Die Lage „stellt sich so dar: Frankreich und Russland, als militärisch getroffene Länder, reagieren entsprechend, denn der IS hat auch die Verantwortung für den kürzlichen Absturz des Airbus A321 über Ägypten übernommen.“

Herr Henken erfindet hier zwei „entsprechend reagierende“, weil „militärisch getroffene“ Länder. Wen will er hier für dumm verkaufen und vor allem warum? Die Russen bomben Daesh seit 30. September. Und das Attentat auf den russischen Airbus A312 war wann?Hat die beschworene Kompliziertheit Herrn Henken total verwirrt oder hat sein Taschenspielertrick den Zweck, Russlands und Frankreichs Handeln gleichzusetzen?

Die Taschenspielerei geht weiter, wenn nun gar der POTUS als skeptischer Bedenkenträger hinsichtlich „der Militäroffensive“ präsentiert wird. „Aus Rakka in Syrien und Mossul im Irak sei die Terrormiliz zwar kurzfristig zu vertreiben – aber was dann?“, stellen Obama und Henken „berechtigte Fragen“. Von welcher Militäroffensive ist überhaupt die Rede? Die Russen habe eine russische Bodenoffensive kategorisch ausgeschlossen. Die syrische Armee aber wüsste wahrscheinlich sehr wohl was weiter zu tun ist, wenn sie die militärische Macht hätte, Daesh aus Rakka und Mossul zu vertreiben.

Ich erspare mir Polemik gegen die weiteren Auslassungen des „Friedensratschlägers“, so, wenn von der Gewaltspirale die Rede ist, „die sich in Gang setzt“, von der organisierten Militanz, die „hervorgerufen wurde“, „Krieg verschlimmert alles“, die Bundesregierung möge „hinwirken“. Es möge sich langsam auch in der Bundesregierung herumsprechen….

Ein Traum: Alle am Konflikt beteiligten Parteien sind am Verhandlungstisch zusammengeführt (Daesh vielleicht am Katzentisch). Am kühlen Kopf des Tisches thronen drei Friedensfürsten geballter Analysekraft (z. B. Monty Schädel/Markus Lanz/Lühr Henken – es ließen sich aber etliche weitere Senate mit gleichkompetenten deutschen Friedensfürsten bestücken). Die Friedensfürsten haben kategorisch gefordert, dass alle Waffen schweigen. Und? – Alle Waffen schweigen!

So ist das Große, Große ersehnte friedvolle Schweigen ausgebrochen. Jemand verschluckt „…heit“, jemand verschluckt „..lah“. Nun hüstelt keiner mehr. Und siehe da, eine triumphierende Stimme erhebt sich: „Endlich! Endlich hören uns alle zu!“

 

Die atlantische Kriegspartei hält Kurs.

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2 Antworten zu Daesh muss militärisch geschlagen werden… oder… Gequirltes aus der sog. Friedensbewegung

  1. youth gone wild schreibt:

    „Friedensbewegung“ ist eine Bewegung die per se nur innerhalb einer, wie auch immer definierten, Gruppe, stattfindet. Gäbe es eine „Friedensbewegung“ im Daesh, so wäre selbstverständlich auch diese unterstützenswert.
    Ein, evtl. das, Dilemma der (ich setzte jetzt mal voraus:) deutschen „Friedensbewegung“ ist, daß man sich gar nicht mehr getraut, zwischen Innen und Aussen zu unterscheiden. Natürlich ist „Friedensbewegung“ nur INNERHALB der definierten Gruppe sinnvoll.
    Der deutsche Linke allerdings tut sich aufgrund Definitionsproblemen schwer damit, Innen und Aussen zu unterscheiden, sind doch schliesslich alles Menschen, ne.
    Daß das Konzept „Friedensbewegung“ nicht für einen Standpunkt, der von aussen zwei Kriegsparteien betrachtet, gelten kann, ist eine Banalität, die sich selbstverständlich dem deutschen Dummheinz (niemand persönlich gemeint) nicht erschliesst. Da lässt er lieber ganz vom Pazifismus ab.

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  2. Pingback: Solide Informationen heute | opablog

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