Nicht links, nicht rechts. Aber jung.

Die Zeiten ändern sich. Einst wußte ich sehr genau, was links und was rechts war, und vom dritten Weg hielt ich gar nichts. Als vor ungefähr 25 Jahren schlaue Leute (die eben noch große Parteiideologen gewesen waren) erklärten, dass links gar nicht mehr so recht zu definieren sei, blieb ich, milde gesagt, reserviert. Heute ist der Untergang des Realsozialismus tatsächlich ein Vierteljahrhundert her; reichlich Nachdenkzeit. Doch die damaligen Ereignisse stehen immer wieder wie heutig im Raum und weisen schreiend auf viel Unabgegoltenes hin. So denke ich und hoffe ich zugleich: Er reift heran ein kühneres Neudenken und zugleich ein kühneres Bewahren („Aufheben“).

Als ich gestern den Platz der Montagsdemo erreichte (aus dem U-Bahnschacht stieg), gab es dieses Bild:

P1180120

Die drei Jungs da vorne mit ihren Bierflaschen in der Hand hatte ich schon in der U-Bahn bemerkt aber kaum beachtet. Bis dann der Name „Ken“ fiel. „Kannte ich bisher gar nicht“, sagte der eine.

Es waren wohl 90% junge Leute bei dieser Demo-Kundgebung. Die tippen auf den winzigen Tastaturen ihrer „Däumlinge“ schneller als unsereins hören oder gar sprechen kann.

Diese Montagsdemos stützen sich bewußt auf das Internet, speziell die sozialen Netzwerke. Diese Infrastruktur gestattet Austausch, also Diskussionsprozesse aller Art, am Ende also auch Entscheidungsprozesse (!) in Echtzeit und ortsunabhängig. Es ist an der Zeit für neuartige Demokratieprozesse! Und ich glaube, hier tastet man sich voran. Kritik-/Oppositionsbewegungen müssen vormachen, dass sie ohne Hinterzimmerpolitik auskommen. ALLE Parteien (auch die NROs?) sind davon Lichtjahre entfernt.

Man weiß, dass man sich mit den sozialen Netzwerken auf monopolisierte Infrastruktur stützt, die in den USA zentralisiert ist. Man muß damit rechnen, dass diese „im Ernstfall“ ausfällt. Grundsätzlich wird deshalb zugleich auf  REALE Vernetzung orientiert. Und auch die Frage nach einer EIGENEN Infrastruktur klingt gelegentlich an.

Was der „Ernstfall“ ist, wissen diese Montagsdemos, glaube ich, nicht so genau. Vielleicht würden sie sogar diese Bezeichnung ablehnen. Ich finde es enorm wichtig, dass mit Konsequenz „Gewaltfreiheit“ postuliert wird. Nicht nur, dass angesichts der exorbitanten Anhäufung repressiver Gewaltpotentiale die Gewaltftreiheit allein Erfolg zu versprechen scheint, dass Gewalt also „nicht zweckmäßig“, „nicht zielführend“ ist. Viel tiefer: Gewaltfreiheit ist der einzige „Modus“, der Menschlichkeit aufblühen läßt. (Brecht: „Auch der Hass auf die Ausbeuter, verzerrt die Züge.“) Ich finde auch diese kleine praktische Konsequenz erfreulich: Verzicht auf Gewalt läßt die V-Leute auf beiden Seiten – die bei den Faschisten, genauso, wie die bei der Antifa – ins Leere laufen.

Was ich bei den aktuellen Montagsdemos an kritischer Gesellschaftstheorie höre, befriedigt mich nicht. In guter Ron-Paul-Manier wird gegen die amerikansche FED gewettert, dieses Privatbankensystem mit der Lizenz zum Gelddrucken. Am Rande erwähne ich, dass man da eine Neuauflage der alten Unterscheidung von raffendem und schaffendem Kapital finden könnte, von wo es kaum ein halber Schritt zum Antisemitismus wäre. Um ein Begreifen des modernen kapitalistischen Produktions- bzw. Destruktionsprozesses werden die Montagsdemonstranten nicht herumkommen. Nicht deshalb, weil marxistische Theoriegötter Recht behalten müssen, sondern weil sonst die tatsächlichen Macht- und Ausbeutungsstrukturen unerklärlich bleiben. Möglich, dass vielen von ihnen das besonders schwer fallen wird, denn sie verstehen sich als Menschen und gute Bürger. Ich nehme im Augenblick diese Theorielosigkeit nicht übermäßig schwer, da gleichzeitig die mangelnde eigene Bildung reflektiert wird und zu Bildungsanstrengungen aufgefordert wird.

In vieler Hinsicht werden Mißstände unserer Gesellschaft klar und gründlich benannt und radikal attackiert. Das betrifft die allgegenwärtige Medienmanipulation, das verrottete Parteinsystem, das verderbliche Wirken der Geheimdienste, die Konsumentendressur, vor allem aber die tägliche Zurichtung zum Krieg im Rahmen einer strategischen NATO-Politik, die völlig illusionslos gesehen wird und aus der sich die Symapthie und Solidarität speist für alle, die sich dagegen zur Wehr setzen, wie derzeit besonders Rußland.

Diese Montagsdemos sind SEHR jung. Gestern, am Brandeburger Tor, das war erst die dritte. Die Veranstalter sprachen von annähernd 2000 Teilnehmern. Es soll ähnlich geartete Demos in 23 Städten der BRD gegeben haben. Wenn viele kluge und ehrliche Menschen dazukommen und auch mittun, könnte Nützliches für alle entstehen.

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62 Antworten zu Nicht links, nicht rechts. Aber jung.

  1. T. Hausen schreibt:

    „Auch der Haß gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge“ (Bertolt Brecht)

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  2. Lutz Lippke schreibt:

    Lieber kranich05,

    eine solche Einschätzung hatte ich erwartet. Und das meine ich im positiven Sinne. Man muss nicht in jedem Punkt übereinstimmen, um miteinander gehen zu können. Verlässlichkeit ohne die Last der Kompromisslosigkeit ist schon eine gute Grundlage. Zu sehen, dass der „Nachwuchs“ eigene Wege geht, eröffnet auch neue Chancen. Die Wegmarken müssen dafür immer wieder neu entdeckt werden. Nichts ist so langweilig, wie die Erfahrung der Alten. Tiefgreifende Substanz ist auch auf einer Demo nicht zu erwarten, sie dient vermutlich 😉 mehr der DEMONSTRATION des Willens. Ich bin auch der Auffassung, dass nur die Kombination von Wissen und Emotionen eine Sache trägt. Nicht umsonst wird von Bildungs- und Wissensforschern das emotionale Wissen für die Bildung gegenüber dem Faktenwissen wieder mehr fokussiert. Emotionale Erfahrung und Reife ist möglicherweise sogar die wesentlichere Substanz für eigenständige, verantwortliche Persönlichkeiten in einer komplexen Welt.

    Herzliche Grüsse
    Lutz Lippke

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  3. Albert A. schreibt:

    Dieser Text hat mich positiv überrascht. Ich kann wegen gewisser Minderbegabung nicht allzu ausschweifend über links und rechts nachdenken. Deswegen kann ich nur von dem Kern ausgehen, weil ich mich nicht allzu weit von dem Kern hinaus wage.

    Die Linken sind gegen Ausbeutung,welche die Massen von Menschen ins Untertanentum treibt. Und in viele unfaire Abhängigkeiten von den Reichen. Weil diese Abhängigkeiten die Freiheit sehr einschränken….

    Die Rechten wollen die Minderwertigen ausrotten, weil diese mit ihrer Super-Intelligenz die armen Menschen ausbeuten und unfrei machen. Die Rechten suchen also nach FEINDEN, am liebsten nach ganz schwachen, minderwertigen Feinden, um sie zu vernichten und die Welt damit von allem Leid zu befreien. Und die Ehren-Menschen sollen bei der Siegesfeier alle das gleiche Lied singen, damit es endlich Harmonie gibt und keine Unstimmigkeiten.

    Dass die Linken den Rechten so einiges abgeschaut haben, um auch gegen echte Feinde kämpfen zu können und nicht nur für die Freiheit, ergibt natürlich gewisse Gemeinsamkeiten zwischen Links und Rechts. Und auch die Sehnsucht nach Einklang, nach Harmonie, lässt sich bei den Siegesfeiern als Gemeinsamkeit einordnen.

    Doch ich vergesse nicht den KERN, den Kampf gegen die Ausbeutung und für die Freiheit. Auch wenn ich mit der Freiheit oft nicht viel anfangen kann. Ich muss dann immer wieder eigene Entscheidungen treffen und das nervt mich…

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  4. Angela Braun schreibt:

    Hallo, im neuen Heft „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (Titel OBEN) vom 7. 4. 2014 beschäftigt sich der Sozialwissenschaftler und Eliteforscher Michael Hartmann kritisch mit dem wichtigen Vorgang des Verlusts „sozialer Kohäsion“ in Form der Zerstörung des gesellschaftlichen Zusammenhangs seit Ende der 1990er Jahre in Deutschland vor allem durch die harte Kern- oder Wirtschafts“elite“. Dieser „Theorie“-Baustein steht hier kostenlos im Netz http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/181781/oben und mag auch verdeutlichen: ohne richtiges Theoriewissen keine verändernde politische Praxis.

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    • Joachim Bode schreibt:

      Danke für den Hinweis.

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      • Joachim Bode schreibt:

        Der hervorragende Beitrag von Hartmann wird ergänzt durch weitere Analysen, die sich aber – legt man die zweite, angeblich kritische Stimme von Sepp Aigner (siehe weiter unten) zugrunde – als „antisemitische Kampfbeiträge“ auszeichnen.

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  5. Sepp Aigner schreibt:

    Ken Jebsen ist ein rechter Demagoge und sonst nichts. Hier zwei kritische Stimmen:
    http://leftwinged.wordpress.com/2014/04/07/dann-doch-lieber-das-eine-prozent/
    und

    Deutschlands Wutbürger

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    • kranich05 schreibt:

      Hallo geschätzter Sepp Aigner,
      lange nichts mehr von Dir gehôrt ( oder gelesen). Schreibst Du irgendwo regelmäβig?
      Meine letzten Beiträge hier im Blog drücken eindeutig aus, dass ich KJ nicht für einen rechten Demagogen halte. (Du und ich, wir kennen uns (per Internet) länger, und ich hoffe, dass Du mir ein wenig Reflexionsfähigkeit zutraust.)
      Die natürlich auch kritische Diskussion mit KJ ist notwendig, aber die Stimmen,die Du verlinkt hast, sind davon weit entfernt, einfach von miserabler Qualität; arbeiten mit einer Fülle demagogischer Standards.
      Ich komme darauf zurück.
      Freundliche Grüβe
      Klaus- Peter Kurch

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    • Joachim Bode schreibt:

      Ein Satz aus vorgenannter (zweiter) Quelle:

      „Er argumentiert einerseits eindeutig antisemtisch, wenn er behauptet, der “Zinseszins” und die “Wirtschaftseliten” würden die Welt regieren…“

      So einen Stuß habe ich selten gelesen. Schade um die Zeit.

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Es gibt ein einfaches Prinzip: Selber Machen!
      Kritische Stimmen und pauschale Abwertung sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Wenn ich die angegebenen Links als Maßstab nehme, kann ich mit Sepp Aigner nichts anfangen. Friedliche Koexistenz, mehr geht nicht. Das hat auch nichts mit K.J. zu tun. Man kann ihn ignorieren oder auch nicht. Wer ihn angreift muss aber selbst etwas liefern.
      Sepp Aigners Lieferung: „rechter Demagoge und sonst nichts“
      Was sind rechte Demagogen, wie wäre es mal mit einer ontologischen Einordnung?
      Wenn sie sonst nichts sind, dann ist das natürlich gar nicht möglich. Wir wissen dann über rechte Demagogen weniger als über Aliens. Wir wissen nur, das Sepp Aigner einen (er)kennt und zum Nachweis kritische Stimmen vorlegt. Selbsterklärend!

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  6. Sepp Aigner schreibt:

    Hallo Peter Kurch. Ich arbeite inzwischen hier: http://news.dkp.de/ .
    Bin gespannt, welche Argumente Du zu Ken Jebsen hast. Gerade weil ich Dir nicht nur ein wenig, sondern ziemlich viel Reflexionsvermögen zutraue, wundert mich dieser Beitrag sehr.

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    • Joachim Bode schreibt:

      Vielleicht überprüft die DKP mal, ob ihr mit dem Sepp Aigner vielleicht ein U-Boot von wem auch immer (Verfassungsschutz?) untergejubelt wurde?
      Die mir in Erinnerung gebliebenen DKP-Leute im Marburg der 70er-Jahre waren jedenfalls intellektuell anderen Kalibers und zumindest in der Lage, die von ihnen selber angegebene Quellen zu lesen. Auf jeden Fall konnten sie links von rechts unterscheiden (links ist da, wo der Daumen rechts ist… 🙂

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  7. Lutz Lippke schreibt:

    „dass man da eine Neuauflage der alten Unterscheidung von raffendem und schaffendem Kapital finden könnte, von wo es kaum ein halber Schritt zum Antisemitismus wäre.“
    Wir sollten unbedingt über das Kapital an sich und die Neuauflage der alten Unterscheidung von raffendem und schaffendem Kapital diskutieren. Von totaler Ablehnung des Kapitals, über Differenzierungen von Ursachen/Wirkungen des Kapitals bis zur ungezügelten Freiheit des Kapitals gibt es viel geistigen Spielraum. Besonders unklar ist mir in diesem Zusammenhang der kaum halbe Schritt zum Antisemitismus bei einer Differenzierung, die ja eigentlich zwischen den Extremen liegt. Ich erahne schon, was damit gemeint ist. Aber ohne es wirklich zu verstehen. Liegt nicht der Antisemitismus gerade darin, dass scheinbar unterstellt wird, dass nur jüdische Menschen Kapital raffen? Wer behauptet so etwas?

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    • Mike schreibt:

      @Lippke u.a.
      Diskutieren? Auf welcher Grundlage? Ohne Marx grundlegende Hinweise auf die Rolle des zinstragenden Kapitals (Kapital III, MEW 25, bes. 251-257) ist weder eine fundierte inhaltliche Diskussion noch die nötige Kritik der Feder´schen Verkehrung in „raffendes“ Judeokapital möglich. (Schließe mich damit J. Bodes Zeiträubereihinweis an.)

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    • Lutz Lippke schreibt:

      @Mike
      Vielleicht könnte Herr Marx ja bitte ohne Fahne zur nächsten Montagsdemo kommen und sich als Redner melden. Rufen Sie ihn an?

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      • Dian schreibt:

        Marx darf kommen – ohne Fahne. Die Fahne wäre das eindeutige Zeichen, wie dem Übel unserer Gesellschaft beizukommen ist. Z. B. auch dadurch, dass man dessen ökonomische Ursachen und nicht etwa die „mentalen“, die „bösen Gedanken“ als solche ausmachte.
        Gefährlich, Lutz Lippke? Na dann rufen Sie doch an …

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        • Lutz Lippke schreibt:

          Ich empfehle zur Beflaggung den Film „Der Bockerer“. Nicht jeder der auf Eindeutigkeit verzichtet, ist per se unwirksam. Nicht jeder der sich eindeutig beflaggt, ist damit wirksam. Lieber Dian ,was machen Sie mit den vielen Menschen, die Ihre Zeichen, ihre Überzeugung nicht teilen? Mit welchen anderen Fahnen könnten Sie und mit welchen nicht? Tragen Sie immer eine Fahne, wenn Sie sich erklären wollen? Die Frage einer Gefährlichkeit stellt sich erst mit der Beantwortung dieser Fragen. Im Moment ist es wohl so, dass die Organisatoren der Montagsdemo sich aus bestimmten Gründen gegen die Zulassung von Fahnen entschieden haben. Ich akzeptiere das und fand es allein schon wegen der guten Sicht, dem Fokus auf die Gesichter, die lockere Körperhaltung und der fehlenden Blockbildung als angenehm. Was sie als mentalen, bösen Gedanken interpretieren, nehme ich als zulässige, positive Empfindung wahr.

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          • Dian schreibt:

            @Lutz Lippke
            Es kommt doch gar nicht darauf an, mit welchen Menschen, „Fahnen“ ich kann oder nicht. Und „die Frage der Gefährlichkeit stellt sich“ immer, unabhängig von jeder Couleur. Diese könnte z. B. allein von der Tatsache ausgehen, dass sich Nicht-Hamelner „Rattenfänger“ aufmachten, Hoffnungen etwa auch durch „Verheißungen“ zu wecken, die nicht nur unbegründet weil undurchdacht sind, sondern vor allem zu späterer Desillusionierung, gar Apathie besonders unter suchenden jungen Menschen führten, die sich verantwortlich für Zukunftsfragen fühlen.
            Die Hamelner Kinder hatten beim Lautenspiel so viel Freude, tanzten und frohlockten, dass sie ganz unbedacht folgten …
            Der Optimist in mir hofft, dass Ken und Mitstreiter nicht bloß Laute spielen, oder wenn, dann keine falsche Melodie.
            (Sie meinten sicherlich „Der Bockerer“ (I), der ja noch in Ermangelung der zwei Fortsetzungen (zunächst) keine Zahl trug. Da war es aber gerade der Bockerer-Held, der sich nichts verbieten lassen wollte, auch keine Fahne/Flagge!)

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          • Lutz Lippke schreibt:

            Hallo Dian,
            es ist sehr lange her, als ich den Film sah. Von Fortsetzungen wusste ich bisher nichts.
            Ich erinnere mich so an den Anfang, dass der politik-ignorante Bockerer dringend aufgefordert wurde, eine Fahne zu Ehren des Führers anzubringen. An allen anderen Geschäften hingen schon die Flaggen. Der Bockerer sah sich genötigt, dem Zwang zu folgen und kaufte eine besonders große Hakenkreuzfahne. Die schliff jedoch auf dem Straßenpflaster. Der Bockerer rollte die Fahne soweit auf, dass sie nicht mehr auf dem Boden schliff. Aus der Naziflagge wurde dadurch eine rote Fahne ohne Hakenkreuz. Die Odysee und Politisierung des Bockerer nahm somit seinen Lauf.
            Trügt mich meine Erinnerung?

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  8. carl schreibt:

    montagsmonologe wäre wohl die passendere bezeichnung für diese eitle veranstaltung. und die leute benehmen sich wie die schafe. brav zuhören, klatschen, schweigen. hinsetzen auf befehl. der mediengeschulte guru und die anhänger, die seine unter aufbietung allen verfügbaren hirnschmalzes erarbeiteten analysen bejubeln. aufklärung und emanzipation stell ich mir anders vor. aber: hauptsache anständig, und gewaltfrei, das ist immer beliebt und kostet nix. und jung, jawohl, wichtig für den opa und die pflastersitzer: nicht links, nichts rechts, aber jung. diese art des autoritären „protestes“ ist aber uralt…..
    „schädlich sein können solche, die gewisse übel beklagen, ohne ihre abstellbaren ursachen zu nennen“. brecht, me-ti

    ich erinnere mich an die neunziger in den städten in westdeutschland, da gabs auch haufenweise und jahrelang montagsdemos, gegen sozialabbau, gegen die agenda 2010, hartz IV und den ganzen neoliberalen dreck nach dem anschluß der ddr. allerdings waren das gemeinsam geplante und durchgeführte demos, es gab immer ein offenes mikro, und alle teilnehmer und passanten konnten beiträge bringen.

    frage: wie sind die montagsdemos in anderen städten organisiert? wird da der marktplatz mit ken-direktübertragung beschallt oder dürfen die jungen menschen selbst sprechen??

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    • kranich05 schreibt:

      Hey,
      wenn Du die Antworten auf Deine Fragen eingeholt hast, wäre nett, wenn Du sie hier mitteilst. Interessieren mich auch.

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      • carl schreibt:

        die fragen waren an den demoteilnehmer und jebsen-anhänger gerichtet. ok, er kann nichts dazu sagen.
        aber ich werde bestimmt nicht zu der show gehen, um „antworten einzuholen“. muß ich halt dumm bleiben.

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        • Lutz Lippke schreibt:

          Hi carl,
          was geht ab! Cool! Danke für Deinen Support, allerdings bin ich selbst nur eine Teilnehmer-Demo. Sozusagen ein Anschauungsmuster für individuelles Gestalten. Ich habe zwar etwas Zweifel, dass Du als Merchandising-Fan bei kenFM auf Deine Kosten kommst, aber frag doch mal bei post[ät]kenfm.de, ob die vielleicht doch coole Anhänger verticken. Auch zu den anderen Fragen weiß man dort sicher besser Bescheid. Ich denke Du darfst dort selbst vorsprechen. Sag einfach Du bist schon 16. Vielleicht gibt es ja für Dich sogar ein Basecap. Wär doch geil, oder?
          ;—-)
          Lutz
          PS: Ansonsten bei der Bundeswehr suchen sie jetzt auch junge Carls, da gibts bestimmt was Süßes und diesen ganzen M-Kram van der Leyne.

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  9. NeuBloggerin schreibt:

    Dann will ich mal antworten in Form eines subjektiven Erfahrungsberichtes, den ich nach bestem Wissen und Gewissen schreibe (sind hier Quellen/Links erlaubt?). Vorab: Ich bin vor zwei Wochen auf die Bewegung aufmerksam geworden, seitdem in der fb-Gruppe passive Leserin und am 07.04. das erste Mal in Berlin dabei gewesen, um mir ein eigenes Bild zu machen. Auch ich habe (nach wie vor) meine Bedenken bezüglich mancher Aussagen eines Ken Jebsen und bin noch nicht sicher, ob ich mich trotzdem (nicht wegen!) anschließen soll. Vom Ansatz her, kann ich aber nichts Verwerfliches daran finden und sage, es wird höchste Zeit!!! Wenn nun noch konkrete überzeugende Inhalte folgen (für Frieden sind wir ja alle!!), die dazu nicht gegen meine Grundwerte verstoßen, bleibe ich dabei. Toleranz und Kompromissbereitschaft bringe ich jedenfalls mit, denn wären wir uns alle einig, müssten wir nicht auf die Straße 🙂

    „wie sind die montagsdemos in anderen städten organisiert?“
    – Die Montagsmahnwachen werden in den jeweiligen Städten soweit ich weiß von engagierten Individuen (inzwischen sicherlich Gruppierungen) organisiert, die sich mittlerweile aber untereinander vernetzt haben. Mährholz betonte mehrfach, dass man sich zu einem großen Teil nur aus dem Netz kennt. Auch Du müsstest also die Möglichkeit haben, in Deiner Stadt eine solche Bewegung ins Leben zu rufen und Dich dann bei organisatorischen Fragen an die Initiatoren wenden können! Bis vor kurzem enthielt die alte Homepage von Mährholz (über die jederzeit der Hinweis lief, dass sie nur ein Provisorium sei und gerade umgebaut wird) einen Link zum Thema „eigene Aktionen starten“. All in sum heißt es immer wieder sie sind organisiert, aber sie seien keine Organisation.

    „wird da der marktplatz mit ken-direktübertragung beschallt […]“
    – eine Liveschalte gibt es meiner Erfahrung nach nicht. Es wird aufgezeichnet und sich kamerawirksam gegrüßt (so war es in Berlin a la „einen großen Applaus bitte auch für all die Teams, die sich in den anderen Städten engagieren“). Für mich bleibt spannend, ob KJ jetzt zum offiziellen Redner wird, dann wär ich sofort weg.

    „[…] oder dürfen die jungen menschen selbst sprechen??“
    – Es gibt Städte, in denen man sich für offene Mikrophone entschieden hat (laut Youtube Frankfurt z.B.)
    – in BERLIN: wurde die Frage, ob ein offenes Mikro gewünscht sei oder ob die Reden vorher geprüft werden sollen, bei Facebook öffentlich zur Abstimmung gestellt. Die Mehrheit (ca. 300 – 400 fb-User) setzte ihr Häkchen bei den vorher geprüften Reden. Auch ich habe dafür gestimmt, weil ich schon der Meinung bin, dass etwas Konzept am Anfang bei so einer jungen Bewegung nicht schaden kann (zuletzt war ich beim One Billion Rising und fand es mehr als peinlich, was da laut gesagt wurde….). Darüber hinaus kursierten zu diesem Zeitpunkt bereits die ersten neurechten Anschuldigungen und Gerüchte, die Antifa oder NPDler würden die Veranstaltung unterwandern/ torpedieren, so dass ich die Gefahr sah, extrem rechts oder extrem links plötzlich auf der Bühne stehen zu haben. Das wäre das AUS gewesen. Ob das ‚geschlossene‘ Mikro jetzt undemokratisch ist, kommt für mich also auf den Standpunkt an. Mein Kritikpunkt war eher, das Nicht-FB-Nutzer von der Abstimmung ausgeschlossen waren. Aber auch da bin ich am Anfang gnädig, in Zukunft sollten solche Abstimmungen öffentlicher gehalten werden.

    Ich habe jedenfalls derzeit eher den Eindruck „Wie man’s macht, macht man’s falsch“ und es wird alles beschossen, was von dieser Bewegung ausgeht. Alternativen gibt es aber nicht. Eine Frau Ditfurth schießt auf dem gleichen unterirdischen Niveau wie viele Jebsen-Anhänger. Wobei der Cyberkrieg meine erlebte Realität in keinster Weise widerspiegelt. Die Menschen vor Ort waren wirklich friedlich und aller Couleur! und ich habe vor diesem Hintergrund den Eindruck „Wie man’s macht, macht man’s falsch“ und es wird alles beschossen, was von dieser Bewegung ausgeht.

    Bei dem Versuch einer eigenen Meinungsbildung, stelle ich fest: DIE eine Wahrheit gibt es nicht! Aber immerhin mache ich mich seit langem mal wieder auf die Suche 😉

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    • kranich05 schreibt:

      Herzlichen Dank!
      Natürlich sind hier Links/Quellenangaben erlaubt. Wenn’s Reklame wird, werd‘ ich mich schon melden.

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        • Lutz Lippke schreibt:

          Es tut mir leid Albert, eine Suchmaschine kann ich selbst bedienen. Deine Linksammlung ist nicht mehr als eine Trefferliste ohne Transparenz des Relevanzkriteriums. Ungefähr so dürftig und inhaltsleer sollen ja auch die Demonstranten sein. Sagen die Einen. Andere sagen wieder, Achtung ganz gefährliche Demagogen. Gewiss, nichts ist unmöglich. Aber die Spiegelfechterei der inbrünstig Hassenden dieser Veranstaltungen ist offensichtlich. Vergleicht man diese „mediale Aufklärung“ über die Organisatoren der Demos mit den forensischen Gutachten im Fall M. ala Kröber u.a. , erkennt man den identischen Stil. Daher schreibe ich bewusst Hass, denn Kritik sieht anders aus. Manche hassen die „Konkurrenz“, andere den Widerstand und allesamt Bedeutungs- und Einnahmeverluste. Die scharfe Zurechtweisung der Piraten-Partei basierte auf einer ähnlichen Mischung aus akzeptabler Kritik und einer damit getarnten Neid-, Hass- und Verleumdungsstrategie (insbesondere Grüne, Linke).
          Ein weiteres Phänomen zeigt sich immer deutlicher, die selbsternannten Verfechter der Gerechtigkeit und Sachwalter der kleinen Leute mögen eins ganz besonders nicht:
          Dass sich die kleinen Leute selbst bewegen, sich äußern und Entscheidungen treffen. Wohin kommen wir noch, dass diese ungebildeten, manipulierbaren Ameisen für sich selbst sprechen. Wer sich nicht den durchorganisierten Demos, Strukturen und Denkanleitungen dieser berufenen SchonimmerfürdierichtigeSache-Kämpfer unterwirft, kann nur Feind oder Verblendeter sein.

          Genau darum Montagsdemo!

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          • kranich05 schreibt:

            Ich unterschreibe jeden Satz!

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          • Albert A. schreibt:

            Tja, wenn opa/kranich manche Kommentare löscht, dann kann ich es guten Gewissens als friedlich bezeichnen. Wenn aber Spiegelfechter bedroht wird, damit der Autor seinen Artikel löscht, weil „die Spiegelfechterei der inbrünstig Hassenden dieser Veranstaltungen“ offensichtlich sein soll, dann finde ich es nicht friedlich.

            Wie empfinden Sie „friedlich“, Herr Lippke? Wenn Sie schon die „Spiegelfechterei der inbrünstig Hassenden“ so gut erkennen, wie erkennen Sie das „Friedliche“?

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          • Lutz Lippke schreibt:

            Zitat:
            Wenn aber Spiegelfechter bedroht wird, damit der Autor seinen Artikel löscht, weil “die Spiegelfechterei der inbrünstig Hassenden dieser Veranstaltungen” offensichtlich sein soll, dann finde ich es nicht friedlich. Wie empfinden Sie “friedlich”, Herr Lippke?
            Zitatende

            Lieber Albert, ich habe weder Spiegelfechter bedroht, noch die Löschung seines Artikels gefordert und auch nicht die Löschung Deiner verfälschenden Verschmelzung mit meiner Aussage. Ganz im Gegenteil, sie soll stehen bleiben und gerade Du selbst kannst immer wieder hier her kommen und Deine verlorene Friedfertigkeit und Glaubwürdigkeit beweinen. Ich werde Dich nicht daran hindern oder dazu zwingen. Aber mit diesem Kröber-Stil beginnt Verleumdung, die ich hier als ziel- bzw. hilflos ansehe.

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          • Albert A. schreibt:

            Sind Sie damit einverstanden, Herr Lippke, dass „die Spiegelfechterei der inbrünstig Hassenden“ (Ihre Bezeichnung) mit Drohungen abgeschafft wird? Oder wollen Sie bei der nächsten FRIEDLICHEN Montagsdemo dagegen protestieren, dass „die Spiegelfechterei der inbrünstig Hassenden“ (Ihre Bezeichnung) mit Drohungen abgeschafft wird?

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          • Lutz Lippke schreibt:

            Lieber Albert!
            Vielleicht verlieren wir uns gerade wieder in einem Missverständnis.
            1.
            Spiegelfechter mag eine Webseite und/oder eine Person sein, ich weiß es nicht. Dem Link bin ich kurz gefolgt und habe den Inhalt überflogen. Kann mich nicht an Erinnerswertes erinnern. Das wars für mich. Wenn ich mich also für etwas einsetzen sollte, müsste ich mich erstmal damit befassen. Lohnt sich das? Worin bestand die Drohung?
            2.
            Ich nutze in meiner Aussage, möglicherweise durch den Namen der Webseite/Person unbewusst angeregt, „Spiegelfechter“ in seiner inhaltlichen Bedeutung. Ein Spiegelfechter ist meiner Deutung nach jemand, der sein eigenes Spiegelbild und damit sich selbst bekämpft. Psychologen kennen das bei psychischen Störungen. Die zwiespältige Eigenwahrnehmung wird zur eigenen Entlastung dem Gegenüber (Spiegel oder andere Person) zugewiesen, um damit den Zwiespalt mit den eigenen Unzulänglichkeiten zu überwinden. Man kennt das bei ertappten Kindern, wo zunächst immer ein Anderer Schuld ist. Bis die Eltern den Ausweg des Eingeständnisses, der Reflexion und Wiedergutmachung aufzeigen. Ein in Grenzen natürlicher Vorgang der Scham und Selbsterkenntnis. Da kann allerdings gerade in der Kindheit viel schiefgehen.
            In gleicher Weise kann auch das Verhalten des Gegenüber (nur andere Person) sich selbst zugewiesen werden. Das passiert vor allem, um der empfundenden sozialen Erwünschtheit zu entsprechen, die mit dem eigenen Ich kollidiert und beim Gegenüber aber gesehen wird. In der Kombination beider Phänomene entsteht damit u.U. ein vollständiger Rollentausch. In einer Kommunikation oder Auseinandersetzung führt das zur Verblüffung und Verunsicherung des Gegenübers, teilweise mit erheblichen Folgen. Stichwort Falschbeschuldigung. Abhängig davon, ob das mehr bewusst oder unbewusst erfolgt, kann man entweder von gezielter Intriganz oder psychischer Störung sprechen. Wobei ich vermute, dass es fast immer zu einer Verschmelzung des unbewussten und bewussten Anteils kommt. Ich bin allerdings kein Experte und möchte daher nicht in die psychologische Richtung vertiefen.

            Wie u.a. kranich05 schon bemerkte, sind die angegebenen Quellen zurückhaltend gesagt nicht ohne Demagogie. Jedem unterläuft so etwas mal, aber hier passiert es sehr geballt und intensiv. Nimmt man die im gleichen Atemzug behauptete Bedeutungslosigkeit und Flachheit der Montagsdemo und ihrer Organisatoren dazu, kann man nur feststellen, hier beißen sich offensichtlich Angst und Intriganz durch den Äther. Ich nehme die Aufklärungen über K.J. und andere Aktive als flach, bedeutungslos und demagogisch wahr. Als Spiegelfechterei. Vielleicht könnte man meine Zuweisung „Hass“ als etwas hoch angesetzt kritisieren. Diese Kritik nehme ich zur Kenntnis und beobachte die weitere Entwicklung.

            Herzliche Grüsse
            Lutz Lippke

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  10. walterfriedmann schreibt:

    Hat dies auf Forum Politik rebloggt und kommentierte:
    Montagsdemonstrationen

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  11. Albert A. schreibt:

    Bei der Montagsdemo wird auch die Ukraine beiläufig erwähnt:
    http://www.tagesschau.de/ausland/maidan-schuesse102.html
    „Neue Hinweise auf Maidan-Schützen – Ermittler zweifelt an Version der Staatsanwaltschaft:
    Ein hochrangiges Mitglied des Ermittlerteams der ukrainischen Regierung, das an den Untersuchungen beteiligt ist, zieht die Aussagen der Generalstaatsanwaltschaft in Zweifel. „Meine Untersuchungsergebnisse stimmen nicht mit dem überein, was die Staatsanwaltschaft in der Pressekonferenz erklärt hat“, berichtet der Ermittler, der anonym bleiben will, im Gespräch mit Monitor.“

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  12. Pingback: Streit um Ken? I | opablog

  13. Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass von Lutz Lippke mir gegenüber keinerlei Drohungen ausgesprochen werden.

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  14. Lutz Lippke schreibt:

    Jörg Wellbrock und Jens Berger haben am 11.04.2014 einen offenen Brief an Lars Mährholz veröffentlicht. Ich möchte mich nachfolgend weniger mit der juristischen Frage von Drohung oder Verleumdung beschäftigen. Mich interessiert mehr der Inhalt und die Qualität der Kritik auf Spiegelfechter. Da die Kritik ausdrücklich hochachtungsvoll und öffentlich erfolgt, ist wohl ein gesteigerter Anspruch an inhaltlicher Tiefe und Durchdachtheit gerechtfertigt.

    J.W. schreibt, dass er sich in einem Artikel mit Lars Mährholz, Ken Jebsen und Jürgen Elsässer beschäftigt hatte. Lars Mährholz hätte ihm daraufhin juristische Schritte angedroht. Deswegen hatte er den Artikel aus dem Netz genommen. Nicht wegen des Artikels selbst, sondern wegen möglicherweise juristisch verwertbaren Kommentaren zu seinem Artikel. Darauf komme ich am Rande noch zurück.
    In dem 1. Zitat beklagt sich L.M. über Lügen und eine verfälschende Darstellung zu seiner Person. L.M. gibt beispielhaft Informationen zu seiner Einstellung, seinem Handeln und seinen Absichten. Er schreibt darin u.a.: „wie könnt ihr es wagen so etwas über menschen zu schreiben die ihr nicht kennt! das ist eine strafanzeige wert! was glaubt ihr was ihr für müll schreiben könnt ohne dafür zur rechenschaft gezogen zu werden!“

    Das klingt schon sehr wütend.

    Eine Strafanzeige stellt man als Betroffener einer vermeintlichen oder tatsächlichen Straftat in der Regel ohne Ankündigung. Juristisch ist die „Androhung“ einer Strafanzeige nur in sehr wenigen Fällen eine juristische Fehlhandlung. Denn stellt man dem (vermeintlichen) Täter eine solche Anzeige in Aussicht, dann möchte man damit meist eine Fortsetzung oder Steigerung der (vermeintlichen) Taten verhindern. Nur wenn für diese Ankündigung unter keinen Umständen ein Anlass besteht, wäre der Empfänger möglicherweise grundlos bedroht. Eine Drohung mit Strafanzeige ist das Zitat aber auch inhaltlich nicht. Es wird allgemein ein Überdenken des Handelns und implizit eine Unterlassung gefordert. Ob sich die Beschwerde auf den Artikel, auf Kommentare zum Artikel oder auf Beides bezieht, ist dem Zitat nicht zu entnehmen. Damit stellt sich die Reaktion von L.M. eher als ein eindringlicher Appell dar, die Aussagen zu überdenken und ihm eine Gegendarstellung zu ermöglichen. Ob eine Strafanzeige wirklich beabsichtigt war, ob sie sinnvoll und angemessen wäre, möchte ich hier nicht beurteilen.

    J.W. steht auf jeden Fall zu seinem Artikel und unterstellt L.M. auch in dem offenen Brief recht pauschal, dass dieser bei Kritik gern mit Abmahnungen und juristischen Schritten droht. Dies sieht J.W. als radikal konträr zum Anspruch auf Freiheit und Frieden, den L.M. nach außen „zur Schau“ stellt. Er hält L.M. vor: „ich finde, dass Sie höchst aggressiv und intolerant vorgehen“ und zitiert erneut L.M.. Zu diesem 2.Zitat gilt aus meiner Sicht das Gleiche wie zum 1.Zitat.

    Nun zum umstrittenen Artikel von J.W., der im offenen Brief verlinkt ist.
    Die Überschrift: „Montags-Demos 2014: Für krude Verschwörungstheoretiker oder echte Durchblicker?“ kündigt eine kritische Haltung und Meinung zur Sache an. Dies entlastet den Verfasser des Artikels insofern, dass der Inhalt nicht faktengetrieben sondern meinungsgetrieben angekündigt wird. Anspruch des Artikels ist aber trotzdem die nicht „ganz einfache Antwort“ zur Frage: „Wer oder was steckt hinter den neuen Montags-Demos, die zunächst in Berlin, später auch in anderen großen deutschen Städten organisiert wurden?“ Dies ist wiederum die Absicht einer Aufklärung auf Grundlage von Fakten.
    Es wird dann zunächst ziemlich uneindeutig die Kritik der behaupteten Friedensliebe normaler Bürger, Verschwörungstheorien, Holocaust-Leugnung, Antisemitismus, Relativierung der Ermordung von 6 Millionen Juden, der Nazi-Verbrechen und Kontakten zur NPD benannt. Die Kritiker bleiben anonym und es gibt keine prüfbaren Hintergrundinformationen. Da wird schon mal zu Beginn im dichten Nebel feuchtfrisches „Kerbholz“ mit viel Rauch abgefackelt. Die Feststellung was feuchter Nebel, was beißender Rauch ist und wessen Kerbholz eigentlich abgefackelt wird, macht mir J.W. bis dahin nicht leicht.
    Aus „Nicht links und nicht rechts?“ und der Ablehnung dieser politischen Kategorien leitet J.W. „kann sowohl links als auch rechts sein“ und damit möglichen Antisemitismus ab. Schließlich wisse niemand, wer so alles auf einer Montags-Demo auftaucht, so J.W..
    Das ist wohl wahr, trifft aber auf jede öffentliche Veranstaltung ohne Personenkontrolle zu. Zum „Auftauchen“ in einer Demo gehört allerdings zusätzlich die Möglichkeit entsprechende Symbole (Fahnen etc.) zu zeigen oder Reden zu halten. Fahnen waren bei der Berliner Demo nicht vorgesehen. Es bleiben also die Redner.
    „Tapfere Hamburger wurden von einer mehr oder minder ominösen bundesweiten Organisationsgruppe überstimmt.“ bezieht sich J.W. auf den in Hamburg verhinderten Redner Jürgen E., der sich als Opfer eines Kesseltreibens der Linksradikalen sehe. Zur Links-Rechts-Einordnung von Jürgen E., der Tapferkeit in Hamburg und Ominösität der Organisationsgruppe belässt es J.W. bei den Andeutungen.
    Als Schlüsselfigur der Montags-Demos identifiziert J.W. jedoch Ken J.. Dieser sei, u.a. einem Artikel des Spiegels vom 24.11.2011 zufolge, nach Antisemitismus-Vorwürfen beim RBB gefeuert worden. Bedeutet für J.W. in diesem Zusammenhang „nach“ soviel wie „wegen“? Denn im Spiegel-Artikel wird dazu der RBB zitiert:“Der Sender hat Herrn Jebsen gegen den Vorwurf verteidigt, er sei Antisemit und Holocaust-Leugner“. Vielmehr hätten laut RBB „Beiträge nicht den journalistischen Standards des RBB entsprochen“. Der RBB nannte laut dem Bericht dazu keine Einzelheiten. Der RBB bedauerte jedoch den Verzicht auf die Mitarbeit des Moderators. Der beschuldigte Moderator widersprach dem Antisemitismus-Vorwurf und lud den „Kontrahenten“ Broder zur Klärung in seine Sendung ein. Der lehnte dies wegen der Grenzüberschreitung ab.
    Das und mehr lässt J.W. vollkommen unberücksichtigt und nimmt mit seinem kurzen Hinweis auf den Spiegel in Kauf, dass der Leser annehmen muss, eine unstrittige Tatsache zur Kündigung wegen Antisemitismus präsentiert zu bekommen.
    Schwierig ist es mit dem Mail-Zitat zum Holocaust. Kein Zusammenhang, keine Quelle und dann noch die mystische Verwandlung in einen kompletten Witz-Brief. Wenn der Witz nicht von Broder selbst kommt, sollte man bei diesem Thema wohl besser auf sicherem Terrain bleiben, schon um sich nicht dem speziellen Gegenhumor auszusetzen. Hat K.J. das kalkuliert provoziert?
    Auf jeden Fall bleibt K.J. ungeläutert, so J.W., der sodann selektiv aus einem offenen Brief an Angela Merkel zitiert. Das Zitat entspricht der Überschrift eines Artikel vom 14.03.2014 auf dem Autorenblog achgut.com.
    Ein Quellennachweis zum Merkelbrief fehlt, die Authenzität kann hier also nur vermutet werden. Im Achgut-Artikel ist zumindest noch der Anlass und der Zusammenhang des Zitats nachvollziehbar. Achgut steht übrigens für „Die Achse des Guten“ und wird u.a. von M. Broder (siehe auch Spiegel-Artikel zum RBB oben) verantwortet.

    „Eine mehr oder weniger obskure Allianz von Leuten. Sie haben die Anliegen der amerikanischen Neocons weiterhin auf ihre Fahnen geschrieben: Ziemlich rabiater Antiislamismus steht neben zahlreichen klimaskeptischen Einlassungen.“ so u.a. die Frankfurter Allgemeine Zeitung

    Inhaltliche Tiefe und qualifizierte Quellenangaben meidet J.W. also. Warum wohl? Der Relativierungsvorwurf zum Holocaust gegen K.J. darf in diesem Zusammenhang nicht fehlen. Das Hitler, folgsame Nazis und der systematische Mord an Millionen Juden nicht vom Himmel fielen, sondern in politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Verhältnisse eingebettet war, die durchaus verglichen werden können und müssen, unterliegt offensichtlich einem allgemeinen Denkverbot durch die „Achse des Guten“. Ob K.J. in diesem Zusammenhang Relevantes vorträgt, wird dank des selektiven Zitats unter dem Totschlagargument der Holocaust-Leugnung begraben.

    J.W. sorgt sich um den Frieden, wenn die FED als Übel für alle weltlichen Leiden ausgemacht wird. Die FED sei nach J.W. sicher kein Hort für Friedfertigkeit und Menschenliebe. Wenn aber der Zusammenhang Herrschaft der FED, Krisen des Wirtschaftssystems und Kriegsgefahr gezogen wird, dann handelt es sich nach J.W. um Verschwörungstheorien und wahnhaften Anti-Amerikanismus mit Schwenk nach rechts. Den Beweis bleibt er allerdings schuldig, fordert aber ohne Gegenleistung von den Initiatoren der Montagsdemos den Beweis links zu sein. Eine Marschrichtung der fahnenlosen Demonstranten Richtung rechts scheint ihm aber wahrscheinlicher. Also Achtung! Bei diesem Links-Rechts-Links-Rechts kann einem Mann der Mitte schon schwindlig werden. Mittiger als J.W. ist dem Spiegelfechter wohl nur noch M. Broder. Denn der entpuppt sich schon hier als das geistige Zentrum von J.W..

    Aber J.W. hat auch konkrete Fragen an L.M., dem Empfänger des geöffneten Briefes. Die Fragen sind zumindest teilweise berechtigt.
    In Frage 1 geht es um ein verlinktes Video auf der Webseite von L.M., das einem NPD-Mitglied zuzuordnen sein soll. Der Link wurde wohl inzwischen von der Webseite entfernt. J.W. verlinkt in seinem offenen Brief jedoch auf eine Cache-Seite und damit auch auf das beanstandete Video, was somit wieder zugänglich wird.
    Die gecachte Seite weist auf einen BIA-Stadtrat K.R. und die Stadtratsitzung in München vom 19.02.2014 hin. Es geht um die Zusammenarbeit bundesdeutscher Parteien mit Faschisten in der Ukraine, während gleichzeitig in Deutschland NPD-Verbote versucht werden. Das Video gibt die Rede des Stadtrates, das „Fuck the EU“-Telefonat mit deutscher Übersetzung und Weiteres wieder. Den Inhalten ist kein rechtes Gedankengut oder unmittelbarer Widerspruch zu „weltoffen“ und „alle Menschen lieben“ entnehmbar. Der Verweis auf die Rede eines Stadtrates, der dem rechten Spektrum zugeordnet wird, ist aber zumindest problematisch. Allerdings waren mir die Münchener Verhältnisse, der Stadtrat und die BIA bis dato auch unbekannt. Man kann also auch unterstellen, dass die Verlinkung nicht als Verweis auf rechte Ansichten gedacht war. Das der Link entfernt wurde, spricht dafür. Es bleibt die Erkenntnis, dass mehr Sorgfalt nötig ist.
    In Frage 2 und 3 geht es um Kommentare auf der Facebook-Seite von L.M., die dieser nicht gelöscht oder wenigstens kommentiert hätte.
    Welcher Vorwurf damit konkret verbunden wird, bleibt allerdings offen. Da mir der Zugang zu Facebook verwehrt ist, muss ich hier passen. Als Alternative greife ich auf die Kommentare zum offenen Brief von J.W. zurück. Am 11.04.2014 schrieb Vogel u.a.: „Klare Ansage: Passierte das mir, ich würde mich nicht lange mit einer Anzeige aufhalten, ich würde gleich meine Brüder schicken!“ und Jens Berger als Mitautor am 12.04.2014: „Alle in einen Sack und mit dem Knüppel drauf. Da trifft man garantiert keinen Falschen ;-)“. Dazu kein Kommentar von J.W.. Das Jens Berger als Mitverfasser des offenen Briefes sich selbst kommentiert, zeigt das Grundproblem von Spiegelfechter auf. Hochachtungsvoll!
    In Frage 4 stört sich J.W. an einer Interview-Aussage zur Federal Reserve und die Kriege der letzten 100 Jahre. Das die US-Notenbank allein für die Kriege verantwortlich sein soll, behauptet der Interviewte allerdings nicht. J.W. unterstellt ihm das jedoch und damit auch die Vermutung, dass der Krieg nicht von Hitler und deutschem Boden ausging. Immerhin erklärt J.W., dass er sich für die Meinung von L.M. dazu interessiere.
    Allerdings nimmt J.W. im gleichen Atemzug dem L.M. die Friedfertigkeit nicht mehr ab. Vielmehr wirke er wie ein kleiner Despot, verwöhnter Junge, der immer kriegen muss, was er haben will, sonst rappelt’s im Karton.
    Wie es bei dieser Vorbelastung zu einem Meinungsaustausch auf Augenhöhe kommen sollte, lässt J.W. offen.

    Mein Fazit:
    Tut mir leid Jörg Wellbrock, hochachtungsvoll und durchdacht ist der offene Brief wohl kaum. Nebel, Rauch und viel zu feuchtes Kerbholz, das eher verrottet als zündet.
    Da hatte ich viel zu viel Arbeit an Ihrer Spiegelfechterei mit sehr wenig Inhalt und noch weniger Substanz. Ich hatte es Albert aber zugesagt und mich bemüht. Geschafft!
    Schalom!

    PS: Die Links nur der Vollständigkeit halber.
    offener Brief vom 11.04.2014
    http://www.spiegelfechter.com/wordpress/129199/offener-brief-an-lars-maehrholz-initiator-der-montags-demos-2014?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+DerSpiegelfechter+%28Der+Spiegelfechter%29
    umstrittener Artikel
    https://m.facebook.com/AufdieStrassen/posts/823590674337190:0?refid=52&ref=m_notif&notif_t=like
    Spiegel vom 24.11.2011
    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/antisemitismusvorwuerfe-rbb-feuert-moderator-ken-jebsen-a-799673.html
    Brief an Merkel
    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/post_vom_piraten_nationalzionisten_haben_israel_okkupiert_wie_nazis_33_deut
    FAZ zur „Achse der Guten“
    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/authors

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    • kranich05 schreibt:

      Danke Lutz Lippke,
      Ihre viele Mühe spart Anderen viel Arbeit.
      Ich bin gutgelaunt zurück.

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Hier noch ein kleiner Beifang aus Internetrecherche. Ein Gerichtsurteil in dem es um Durchsuchung von Presseredaktion, Informantenschutz (Medien) und juristische Verantwortlichkeit für Leserkommentare geht.

      Klicke, um auf durchsuchung_von_presser_umen.pdf zuzugreifen

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      • Tom W. Wolf schreibt:

        Sehr interessant, das könnte ja den Umgang mit Blog-Kommentaren deutlich vereinfachen.

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        • Lutz Lippke schreibt:

          Es ist wohl keine gute Idee, auf die Konsistenz der Justiz zu hoffen.
          Besser ist sachlich zu informieren und darüber engagiert zu diskutieren.
          Fakt und Meinung sichtbar trennen, Populismus vermeiden, dann kommentieren die meisten Leser auch so, dass man keine großen Sorgen haben muss.
          Selbst bei den Leitmedien setzt langsam Selbstkritik ein. Worauf warten Sie noch? Auf M. Broder?

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          • kranich05 schreibt:

            Ich hatte auch überlegt, ob ich ins Impressum etwas ‚reinschreibe, was mich als Blogger freistellt. Bisher hab ich es nicht getan. Weil ich ohnehin bei jedem Kommentar entscheide, ob ich ihn als Meinungsäußerung für vertretbar halte – im Interesse der Blogqualität.

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Ein Optimist im pessimistischen Deutschland
      Man kennt die Kernfrage: „Ist das Glas halb voll oder halb leer?“
      Darüber zu diskutieren lohnt sich. Beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung.
      Wer sich die Maximierung dieser Frage vor ergrauten Selbstvergewisserungsseliten zu Gemüte führen möchte, schaue Achgut.tv im Sitcom-Style.
      Um sich als Optimist gegen den Strom hervorheben zu können, muss Michael Miersch in dem Video erst einmal 2 Dinge klären.
      1. Er hatte früher unter Aufbietung aller Überzeugung und Leidensfähigkeit Pessimismus praktiziert. Er kennt also die „andere Seite“.
      2. Aus der obigen Kernfrage ersetzt er auf Seiten des Pessimisten „halb leer“ durch „so gut wie leer“.
      Damit ist der notwendige Abstand zum überwiegend pessimistischen Restdeutschland hergestellt und der Optimist kann sein Alleinstellungsmerkmal in der ganzen Bandbreite auskosten. Von „Das Glas ist voll“ (denn Luft ist ja auch lebensnotwendig), über realistische Differenzierungen bis hin zu „UNSERE Rente ist sicher“, bekommt er den exklusiven Zuspruch der aktiven Pensionsempfänger und Ruhestandsgenießer.
      http://www.achgut.tv

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    • Lutz Lippke schreibt:

      Jörg Wellbrock, gibt dem Bayrischen Rundfunk ein Radiointerview, in dem er dieses substanzlose Geschwätz zu den Montagsdemos wiederholt. Selbst wenn er in einzelnen Punkten recht hätte, er ist nicht in der Lage Sachlichkeit hineinzubringen. Er bleibt auch vorsichtig, denn auf seine „Kritik“ wird mit „massiven, juristischen Drohungen“ reagiert. Das ist aber so etwas von lächerlich, man glaubt es kaum. Es ist das Gebaren eines eingekauften Werbefuzzies der den investigativen, aufklärerischen Journalisten spielen soll, der um sich fürchten muss. Wäre absolut GZSZ-geeignet. Also wer Jörg Wellbrock und damit Spiegelfechter überhaupt (noch) ernst nimmt, sollte sich unbedingt vergewissern, für welche „Soap-Macher“ die sich flachlegen.
      http://www.spiegelfechter.com/wordpress/129249/sf-interview-mit-dem-bayerischen-rundfunk#comments

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      • Tom W. Wolf schreibt:

        Sagen sie mal, geht’s noch?
        Ich habe von Ihrem Unsinn langsam die Schnauze voll! Ich habe meine Meinung, die ich geäußert habe. Ob Ihnen das wie „substanzloses Geschwätz“ erscheint, interessiert mich nicht die Bohne. Ganz sicher habe ich (zumindest bis jetzt) mehr Sachlichkeit an den Tag gelegt, als Sie mit Ihrem unmöglichen Kommentar.
        Ich bin weder eingekauft noch „spiele“ ich irgendwas. Ich habe ein ruhiges Interview gegeben und zahlreiche Zitate verwendet.
        Aber der Umgang mit kritischen Stimmen ist bezeichnend.
        Ich verabschiede mich hier und werde die Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren abschalten.
        Sie sind unerträglich, Herr Lippke!

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        • kranich05 schreibt:

          Diese Absonderung hab ich nur deshalb den Schmutzfilter passieren lassen, weil ab jetzt Abwesenheit versprochen wurde.

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        • Lutz Lippke schreibt:

          Bitte Kranich05, diese kleine Bemerkung gestatten Sie mir noch.

          Sehr geehrter Jörg Wellbrock,
          seit wann ist Ihre geäußerte Meinung mein Unsinn? Schauen Sie bitte nicht mehr zu oft fechtend in den Spiegel, denn Klarheit und Schönheit kommt eh von innen.
          Herzliche Grüsse
          Lutz Lippke

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  15. Pingback: Streit um Ken? II | opablog

  16. Joachim Bode schreibt:

    Jedes Mal, wenn ich die „Letzte(n) Kommentare“ sichte, stolpere ich über „Nicht links, nicht rechts….“ und stelle mir dann das folgerichtig (politisch) daraus herrührende Vakuum vor.
    Ob Albert Einstein dazu – anders als ich – eine Antwort gehabt hätte?

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    • Lutz Lippke schreibt:

      „nicht links nicht rechts …“ und das politische Vakuum

      Mit Einstein kann ich nicht dienen, aber das Vakuum bringt mich auf ein bildhaftes Gedankenexperiment. Vielleicht mit der Halbwertszeit einer Eintagsfliege und dem Niveau des Einfallspinsels, aber bitte mit Doppel-L. Also wirklich nur Einversuch.

      Vakuum und andererseits auch Überdruck erzeugen wir in einem geschlossenen System bzw. Behältnis.

      Man stelle sich in Gedanken ein festen, runden milchigen Glaskörper vor, der mit einem dichten Deckel verschlossen ist. Innerhalb des Glaskörpers befindet sich „das wahre Leben“. Auf dem Glaskörper tummeln sich die Ideologien (Linke, Rechte, Oben, Unten, Konservative, Anarchos und alle Sonstigen). Um die Plätze wird hart gerungen, Claims abgesteckt und Eindringlinge abgewehrt. Oben auf den Deckel kommt man nur mit Unterstützung von unten. Wer ideologisch aber erst einmal oben ist, hat einen ziemlich sicheren Platz und kann Angreifer gut abwehren. Wer auf dem glatten Glaskörper abrutscht, kann leicht unter den Boden geraten, ein hoffnungsloser Platz. Jeder Ideologe bildet sich ein, dass seine Entsprechung im „wahren Leben“ sich innerhalb des Behältnisses in ähnlicher Position wie er selbst befindet. Da das „wahre Leben“ im milchigen Glaskörper aber nur zu erahnen ist, haben sich unter den verschiedenen Ideologen viele Vermutungen, Ahnungen und Katastrophenszenarien zum Zustand im Innern etabliert.
      Die eine extreme Position ist überzeugt, dass im Glaskörper erheblicher Überdruck an „wahrem Leben“ herrscht. Der Glaskörper würde bald explodieren, es muss unbedingt gegengesteuert werden. Durch Abdunkeln des Glaskörpers sollte am Besten das „wahre Leben“ begrenzt und mögliche Bruchstellen vorsorglich abgesichert werden.
      Die andere extreme Position behauptet, im Glaskörper gebe es kaum noch „wahres Leben“, das Vakuum und damit eine Implosion des Glaskörpers steht unmittelbar bevor. Der Deckel müsse unbedingt geöffnet werden, damit frisches Leben hinein kann.
      In beiden extremen Szenarien würde also schon bald alles Zerreißen.
      Auf dem Glaskörper gibt es daher reges Treiben. Es wird abgedunkelt, es werden mögliche Schwachstellen gesichert, um Terrains gekämpft, die Eroberung des Deckels versucht und abgewehrt. Insbesondere wird viel um die Deutungsmacht zum vermuteten Zustand des „wahren Lebens“ gerungen. Mancher der lange weit links agierte erscheint plötzlich auf der rechten Seite und umgekehrt. Die Positionen oben und unten sind weitgehend konstant, außer kleinen Veränderungen, gibt es nur selten Abstiege von ganz oben und für Abgerutschte wenig Chancen auf den Aufstieg.

      Nun eine etwas andere Anordnung des Gedankenexperiments
      Statt in einem starren Behältnis befindet sich das „wahre Leben“ in einer flexiblen, milchigen Hülle. Statt links, rechts, oben und unten tummeln sich die Ideologien auf einer vielförmigen, welligen Umhüllung. Es gibt lauschige und abgelegene Plätze, erhobene Aussichten und quirlige Zentren. An jedem Platz ist der lokale Zustand des „wahren Lebens“ unter der Hülle gut einzuschätzen. Denn bei Überdruck dehnt sich die Hülle aus, bei Unterdruck fällt sie zusammen. Es ist zudem möglich und ungefährlich, die Hülle an beliebiger Stelle für Proben, Druckabbau oder dem Zuführen von frischem Leben zu durchdringen. Ein Explodieren wegen Überdruck und auch ein Vakuum kann so sicher vermieden werden. Es bilden sich in der Folge eine Vielfalt von Ideologien heraus, die sich miteinander austauschen, vermischen und vor allem ohne Katastrophenszenarien auskommen. Irgendwann wird entschieden, die entstandene Meinungsvielfalt nicht mehr als Ideologien zu bezeichnen, denn es gibt dann so viele wie verschiedene „wahre Leben“. Eigentlich dient die Hülle bald nur noch dem allgemeinen Zusammenhalt und der Nostalgie. Das „wahre Leben“ und die Meinungen verschmelzen miteinander.
      Was würde wohl Einstein dazu sagen?

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      • Joachim Bode schreibt:

        Bei links und rechts halte ich mich gern an einen Beitrag in http://www.helles-koepfchen.de/artikel/3326.html.
        Was das Vakuum zwischen links und rechts anbelangt, muss ich nur im Bundestag in die Mitte gucken, um zu wissen, wie es aussieht. Es ist kein Vakuum. Selbst Einstein wäre zum Thema „Vakuum, das keins ist“ überfragt. Deshalb lasse ich ihn in Ruhe ruhen.
        Auch wenn die eingangs beschriebene Einteilung über 200 Jahre alt ist, gibt sie immer noch aktuell gültige Kriterien an die Hand, bei deren Anwendung man – hört und staunt – sogar das angebliche Vakuum in der Mitte ziemlich präzise ausloten kann: Das Bundestags-„Vakuum“ kriegt – nach näherer Betrachtung – doch einen ziemlichen Rechtsdrall, so dass einem Hören und Sehen vergehen könnte, und nicht unbedingt davon abhängig, von wo aus man blickt – so lande ich bei Lutz Lippkes weiterführenden Darlegungen.

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      • Breitenbach schreibt:

        Eine ziemlich langatmige und ermüdende Variation von »Schrödingers Katze«.

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        • Lutz Lippke schreibt:

          Wenn Sie mir jetzt noch erklären können, wie Schrödingers Katze von 1935 mich heimsuchen konnte, der zwar in der Tat nach 2000 in einem Erwin-Schrödinger-Zentrum Vorlesungen besuchte, aber von Quantenphysik keinen Schimmer hat?
          Da hat sich wohl Zeit und Raum nach Einstein und Schrödinger zu meinen Gunsten revolutionär gekrümmt und mir einen evolutionären Katzenschnupfen verpasst.

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