Gustl Mollath ist der klassische Einzelkämpfer. Er beweist „Mannesmut vor Königsthronen“, wenn nötig zweimal, dreimal, xmal. Seinen Weg verfolgt er, von seinem Rechtsempfinden (fast immer) zuverlässig geleitet, mit größter Hartnäckigkeit. Das führte ihn in den Jahren 2006 bis 2009 auf eine der letzten Stationen, die der BRD-Rechtsstaat (der nicht über Guantanamo verfügt) zu bieten hat – die Hochsicherheitsforensik des BKH Straubing.
Erst auf diesem tiefsten Punkt (2008, wenn ich nicht irre) wendet sich Gustl Mollath hilfesuchend an persönliche Freunde, dann auch an Schmenger und Schlötterer. In der Folgezeit formiert sich, zunächst auf der Basis persönlicher Freundschaften oder Bekanntschaften, ein kleiner Unterstützerkreis, der sich bemüht, die öffentliche Aufmerksamkeit auf den „Fall Mollath“ zu lenken. Besonders im Laufe des Jahres 2011 kommen weitere Personen hinzu, die gegen das offensichtliche Unrecht aktiv handeln wollen, jedoch keine persönlichen Bekannten Mollaths sind. Der Fall bleibt ein Ereignis, das fast nur besonders Interessierte erreicht. Dokumente sind kaum verfügbar. Sie werden mit größter Mühe zusammen getragen und zugänglich gemacht.
Zwischen Oktober 2011 und Oktober 2012 geschehen entscheidende Dinge, auch sie zunächst intern. Das unablässige Engagement weniger Bürger trifft nunmehr auf das Interesse einzelner Journalisten. M. Kasperowitsch, „Nürnberger Nachrichten“, veröffentlicht einen ersten Artikel (Oktober 2011) und leitet zugleich aus den mittlerweile vorhandenen Informationen Fragen an die HVB ab. Die Antwort der Bank ist eine erste, noch pauschale, Bestätigung der Schwarzgeldvorwürfe Mollaths und erschüttert somit die Wahndiagnose nachhaltig (November 2011). Nur Tage später (!) erhält die Nürnberger Staatsanwaltschaft Zugang zum Sonderrevisionsbericht der Bank von 2003 und – hält ihn weiter geheim! Ein weiteres Jahr zähen Ringens um die Wahrheit, ihre Veröffentlichung und die Mobilisierung der Öffentlichkeit geht ins Land, bis mit der Veröffentlichung des k0mpletten Sonderrevisionsberichts im Oktober 2012 auf „gustl-for-help“ der Damm bricht.
Ich halte fest: Treue Freundschaft, kritisch-analytische Intensität einzelner Geister, unbedingte menschliche Solidarität – alle drei Momente von Menschen völlig uneigennützig eingebracht – verbinden sich zu einem Kampf um’s Recht eines mißhandelten Menschen. Das ist der Stoff, der unter bestimmten Bedingungen eine bedeutende Bürgerbewegung entzündet.
Ich behaupte, mit der Veröffentlichung des Sonderrevisionsberichts der HVB von 2003 sind ab November/Dezember 2012 die Karten neu gemischt. Den Zeithorizont setzen die bayerischen und die Bundestagswahlen im September 2013.
Diese Karten sind im Spiel:
– Die auf dem Tisch liegenden, jedermann/jederfrau zugänglichen Fakten sind so überzeugend, dass sie viele Menschen ansprechen werden, denen Recht und Gesetz etwas bedeuten. Viele wollen aktiv werden.
– Die Parteien wollen die Kiste in ihrem Interesse durch die kommenden Monate schaukeln. Sie wollen Stimmen gewinnen (Freie Wähler, Grüne), sie wollen keine Stimmen verlieren (CSU, CDU). Die Freien Wähler, so stellt es sich dar, bringen Dr. Strate ins Spiel.
– Dem heterogenen Unterstützerkreis wachsen neue Aufgaben zu, schneller als seine verschiedenen Mitglieder dies erkennen können, schneller als gemeinsame Positionen zu erarbeiten sind, schneller als er sich organisatorisch entwickeln kann. Die Webseite „gustl-for-help“ rückt zunehmend in eine Mittelpunktfunktion, spielt eine hervorragende Rolle als Informationen-Vermittlungsstelle.
– An den verschiedenen Sachverhalten, primär den juristischen, entzünden sich fachorientierte, zugleich popularisierende Diskussionen. Es ist die Stunde diverser Blogs. Internetbasiert (und oft auch internetbeschränkt) kommt es zur deutlichen Ausweitung und Qualifizierung der Diskussion.
– Die vorbildliche, seit Längerem (Verlauf des Jahres 2012) bewährte Transparenzpolitik der Mollathunterstützer (Nicht selbstverständlich. Nur dank Mollaths Zustimmung möglich!) mit „gustl-for-help“ im Zentrum erhält einen weiteren Schub und wachsend mobilisierende Wirkung durch Strates offensiven Umgang mit seinen Verteidigerdokumenten.
– Die BRD-Herrschenden haben einen wachen Seitenblick auf die Entwicklung. Es muss gesichert bleiben, dass das vordergründig Bayernthema nicht auf den Bund übergreift. Die Bankengrößen, die Politikergrößen bleiben sakrosankt (erinnerlich: HRE-Milliarden-„Rettung“= Merkel, Steinbrück, Ackermann). Die Bundesjustizministerin sagt ein beruhigendes Sätzchen. Das Bundesverfassungsgericht ausdauernd schweigt beredt. Mitte Dezember 2012 werden zwei Flagschiffe aufgeboten: DIE ZEIT und SPON blocken die Mollathdiskussion für den Rest der Republik.
– Der bayerische Justiz-Filz will GAR NICHTS zugeben, keinen Mollath ‚rausrücken, keinen Justiz-, keinen Psychiatrie-, keinen Polizei-, keinen Banken-, keinen Kommunikationsfehler einräumen. KEINEN/KEINE Verantwortliche(n) wird man „ans Messer liefern“. Bundesdeutsche Verfassungswirklichkeit existiert in Bayern nur, soweit freistaatlich zugelassen. Mia san mia.
– Der bayerische Polit-Filz spielt mit dem bayerischen Justiz-Filz das Standardspiel „wechselseitige Unabhängigkeit“. Das Spiel gilt der Öffentlichkeit, solange diese akzeptiert. Man (bzw. frau) treibt es zwar bis zum Überdruss (bis knapp vor die Gehirnamputation), vergisst aber keineswegs den Aufbau einer „zweiten Linie“. Zu gegebener Zeit wird Frau Merk rufen: „Wiederaufnahme? -Ich bin schon da!“
– Der bayerische Medien-Filz will einige bayerische Kapriolen bremsen. Dafür legt sich die „Süddeutsche“ ins Zeug, wohl etwas „grundstürzender“ „Report Mainz“. Noch populärer aber und flächendeckend tönen die beinharten Medientröten des Justiz- und Politik-Filzes (Markwort, Braun, Lapp usw.).
Zumindest diese Karten sind im Spiel. Wie werden sie fallen? Wie wird das Spiel ausgehen?
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Nachbemerkung zur Sache, zu ihrer Formulierung:
Die Metapher „Spiel“ hat sich vorgedrängt. In der Tat haben viel Diskussionen, nicht zuletzt auf den Kommentarplätzen des Internets, reichlich Spielcharakter. Doch es sollte nicht vergessen werden, dass es sich um Wirklichkeit handelt, dass die Spiele grausam sind. Der Einsatz sind Menschenjahre, Menschenschicksale. Die Gedichte der Ilona Haslbauer sprechen es aus.
@- „Der bayerische Justiz-Filz will GAR NICHTS zugeben, keinen Mollath ‘rausrücken, keinen Justiz-, keinen Psychiatrie-, keinen Polizei-, keinen Banken-, keinen Kommunikationsfehler einräumen. KEINEN/KEINE Verantwortliche(n) wird man “ans Messer liefern”. Bundesdeutsche Verfassungswirklichkeit existiert in Bayern nur, soweit freistaatlich zugelassen. Mia san mia.“
Ich sehe, der Kranich nähert sich langsam meiner Meinung: In Bayern wird daran gearbeitet, Justiz-Unrecht nicht zuzugeben und statt dessen die Vorbereitungen mit der Boulevard-Presse zu treffen, Gustl Mollath wieder in die Klapse abzuschieben, damit endlich Ruhe ist. Ein gefälschter Pressebericht reicht aus, Gustl Mollath wieder in die Klapse zu bringen.
Auf der letzten Automobil-Ausstellung habe ich mehrere Reifenhersteller befragt, was geschieht, wenn ein Reifen mit einer feinen Nadel seitlich angestochen wird. Dann ist nach Herstellerangaben nach 5 bis 15min die Luft raus und niemand kann mehr mit dem Auto fahren oder ein Reifen auf der Autobahn platzen. Bereits nach wenigen Metern merkt doch ein vernünftiger Autofahrer, dass das Auto nach einer Seite zieht, wenn er innerhalb der Zeitspanne 5 bis 15min eingestiegen ist.
Dann die Befangenheit des Richters B, der an dem Verfahren nicht hätte mitwirken und ihn nicht in die Klapse hätte schicken dürfen. Alles fällt einfach unter den Tisch? Nicht das Fehlurteil wird klargestellt und bereinigt. Wie kann das möglich sein?
Es ist ein völliger Irrsinn, wenn ein falsches Urteil völlig in den Hintergrund tritt und eine Nachbewertung des Ergebnisses des falschen Urteils (neues Gutachten) erforderlich ist.
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Ich hoffe die Vorgänge (Finanzbetrug, Steuerhinterziehung etc. ) die zu der Entmündigung usw. geführt haben fallen nicht unter den Tisch , den das ist doch der eigentliche Skandal aus dem der Fall Mollart erst hervor ging !
Nicht vergessen !
Wo sind die Unterlagen von Herrn Mollart ?
Warum sind die Steuerbeamte scheinbar immer noch nicht hinter den Machenschaften der beschuldigten Bank hinterher ?
Wer waren die Persone die daran betteiligt waren , welcher Klüngel wird da immer noch gedeckelt ?
Warum wird die Bank nicht in Haftung genommen wegen verschweigens von Tatsachen ?
Das Herr Mollart die Wahrheit gesagt und mit nichten ein gefählicher Spinner mit seiner Ausssage über die systematische Steuerhinterziehungen von Kunden der Hypo Vereinsbank durch seine E-Frau und Kollegen mit ( mindestens ) Billigung der Vorgesetzen !
An alle die im Umfeld der Vorgänge waren oder sind,
tragt etwas dazu bei das die Hintergründe beleuchtet werden,
wir brauchen eure Informationen !
Damit diese Bananenrepublik wieder etwas demokratischer wird !
Danke ! ! !
PS.: Schon mit bekommen die Asse ist von einem Privaten Unternehmen sang und klang los verstaatlicht worden … ,
und wieder einmal wurden die Gewinne privatisiert und die Verluste/ Kosten sozialisiert …
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