Der Mollathskandal – Dimensionen und Dynamik eines unbegriffenen Geschehens (I)

Zu einem Skandal gehört zweierlei: – eine Gesellschaft mit einem anerkannten Wertesystem und – ein öffentliches Ereignis, das dieses mehr oder weniger drastisch verletzt.

Den „Fall Mollath“ habe ich nie anders als einen deutschen Gesellschaftsskandal wahrgenommen und vielfach, u.a. hier, darzustellen versucht. Nach einem halben Jahr intensiver Beschäftigung mit diesem „Fall“ scheint mir klarer denn je, daß es sich um einen besonders schwerwiegenden Skandal der bundesdeutschen Gesellschaft handelt. Doch wird er je als solcher wahrgenommen werden? Wir haben ein bizarres Skandal-Ereignis, nein, eine ganze Folge von Skandal-Ereignissen. Aber haben wir die Gesellschaft, die zum Skandal fähig ist? Das ist die Frage nach dem gesellschaftlichen Wertsystem.

Dem angekündigten ersten Buch zum „Fall Mollath“ sehe ich mit Erwartung und mit Skepsis entgegen. So wünschenswert eine Aufbereitung des enormen Informationspools „Mollath“ zwischen zwei Buchdeckeln ist, so sehr bezweifle ich, daß die gesellschaftliche Komplexität und gesellschaftspolitische Brisanz des „Falles Mollath“ zu begrifflicher Klarheit geführt werden.

Am Anfang stand, bald ist das 15 Jahre her, also Ende der 90er Jahre, der Konflikt eines Paares um seine scheiternde Beziehung; das Normalste von der Welt. Der Außenstehende, der verstehen will, ohne jedoch in die Rolle eines nachträglichen Eheberaters zu schlüpfen, sieht schon zu diesem frühen Zeitpunkt die Divergenz und sich immer schärfer ausprägende Gegensätzlichkeit zweier moralischer Wertesysteme. Gegensätzliche Werte-Welten durchziehen den Konflikt, den Krieg, den Skandal seit mehr als einem Jahrzehnt und  sind doch NIE VON IRGENDJEMANDEN SYSTEMATISCH REFLEKTIERT WORDEN! Das ist kein Zufall.

Wenn Frau Mollath denkt und es später sagt: Ich mach‘ Dich fertig, und ich weiß auch wie (etwa Jahr 2000/2001), dann ist das zwar noch Moment des sog. Rosenkriegs aber es ist zugleich realistische Einschätzung der Bedingungen und Kräftekonstellationen eines Nürnberger Soziotops, das wenig später Elementarformen, wesentliche Alltagselemente des Faschismus ausagiert (Näheres dazu hier).

Spätestens 17.3.2003, nachdem den Spitzen der beteiligten Großbanken (Zentralfigur Dieter Rampl) die Angriffe Mollaths schriftlich vorliegen und die daraufhin durchgeführte Revision drei Schlußfolgerungen für die HVB formuliert hat (Vergl. ausführlicher hier), hat der „Fall Mollath“ die Substanz zum ausgewachsenen Bankenskandal. Dieser kann nur dadurch verhindert werden, daß Spitzen der bayrischen Justiz (Nerlich) und Politik (Beckstein) eingebunden werden. Seit den Jahren 2003 und 2004 liegt also „das Material“, „die Substanz“ eines großen, komplexen Steuerbetrugs-, Korruptions-, Banken-, Justiz- und Politikskandals vor. Es gibt aber keine Öffentlichkeit.

Heute, nach vielen seligen Jahren der Verjährung, lassen sich die Umrisse dieser Skandalereignisse nachzeichnen. Eine speziell interessierte kleine Öffentlichkeit hat sich darüber informiert, doch die Macht der damals Beteiligten und der heutigen Verantwortungsträger (teilweise in Personalunion, Beispiel Hasso Nerlich oder auf direkter Protegierschiene, Beispiel Beckstein-Merk) reicht nach wie vor aus, den Gesamtskandal dem öffentlichen Bewußtsein (korrekter: dem öffentlichen Dahindämmern) fernzuhalten.

Eine weitere Facette und erhöhte Dynamik und schließlich neue Qualität erreicht der Mollathskandal ab 2004 mit der systematisch betriebenen Psychiatrisierung Gustl Mollaths, und zwar erfolgt diese in Kombination mit der jetzt einsetzenden wiederholten Rechtsbeugung und Freiheitsberaubung des Verfolgten durch eine exakt bestimmbare, nicht kleine Zahl von Tätern aus Justiz, Polizei und Psychiatrie aus Nürnberg und der Region.

Diese Entwicklung findet ihren makabren Höhepunkt mit dem Prozeß, den der mutmaßliche Justizverbrecher Brixner am 08. 08. 2006 gegen Gustl Mollath führt (und mit einem vom BGH zu bestätigenden) Falsch-Urteil abschließt. Dieser Tag steht seitdem natürlich wegen des Urteils im Fokus der kritischen Aufmerksamkeit. Ich halte jedoch darüber hinaus für bemerkenswert, daß die an den Freislerischen Volksgerichtshof erinnernde Verhandlungsführung des Brixner von einer im Gerichtssaal Zuhörenden mit höchstem Befremden wahrgenommen wurde und daß sie dies in einem Leserbrief an die Nürnberger Nachrichten zum Ausdruck gebracht hat. Das ist eine frühe, leider vereinzelte (und überdies von Könnern der deutschen Sprache wegen mangelhaften Ausdrucks bemäkelte) Stimme, die den Skandal benennt. Das hinderte freilich die Nürnberger Nachrichten nicht, zur Pensionierung (2008) eine Eloge auf Brixner darzureichen. Damals saß Mollath im dritten Jahr.

Ab 2006 ist Mollath in der Psychiatrie verschwunden, zeitweilig entmündigt. Es ist die Gelegenheit ihm mit zweifelhaften Rechtstiteln, die noch kaum kritisch betrachtet worden sind, sein gesamtes Vermögens zu rauben. Auf diesen „zivilrechtlichen Aspekt“ richten bisher (aus verständlichen Gründen, denn es geht erst einmal um Mollaths Befreiung) seine Unterstützer keine besondere Aufmerksamkeit. Vielleicht aber zu Unrecht. Vermutlich bringt die Kannibalisierung in Mollaths Vermögen eine niedrige Gesinnung Beteiligter zum Ausdruck. Das sollte nicht vergessen werden. Vergessen werden – und das ist vielleicht der eigentliche Sinn dieser Vorfälle, die die sachlichen Existenzbedingungen Mollaths austilgen – sollte der gefährliche Querulant ganz und gar.

Vom 24.4.2006 bis 14.5. 2009 ist Mollath in der Hochsicherheitsforensik Straubing untergebracht. Über den rechtsstaatlichen Charakter dieser Einrichtung für hochgefährliche Täter maße ich mir kein Urteil an. Die jahrelange „Verwahrung“ aber eines Unschuldigen und Gesunden in dieser Einrichtung halte ich für ein Verbrechen, dem eine besondere Motivation zu Grunde liegen dürfte. Zu prüfen ist (und dies ist eine weitere neue Dimension des Skandals), ob es Kräfte gab und wenn ja, welche es waren, die gegenüber Mollath mit Vernichtungswillen tätig wurden. Dabei ist festzuhalten, daß offensichtlich die korrekte Arbeitsweise des Amtsgerichts Straubing (Richterin Fleischmann, Gutachter Simmel) Mollath vor dem Schlimmsten bewahrt hat.

Zweiter Teil folgt.

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40 Antworten zu Der Mollathskandal – Dimensionen und Dynamik eines unbegriffenen Geschehens (I)

  1. Joachim Bode schreibt:

    Mit dem Beitrag gelingt es dem Verfasser, die Vorgänge in die gesellschaftlichen Zusammenhänge zu bringen, in welche sie gehören.

    Manches mag da noch in Andeutungen verharren, weil (noch) nicht genügend Material zur Verfügung steht.
    Ich denke dabei vor allem an die Hintergründe für die offenkundig rechtswidrige Einweisung in den Hochsicherheitstrakt Straubing, für den selbst die skandalös hergestellten und geführten Justiz-Akten keine plausible Begründung liefern können.
    Ferner die atemberaubend schnelle Enteignung Mollaths von allen ihm zur Verfügung stehenden Vermögensgütern und -ansprüchen. Dies läßt sich nur anhand der entsprechenden Unterlagen klären, welche zunächst einmal aufzuspüren und zu sichern(!) wären.
    Allein mit der Klärung dieser Fragen könnte man eine ganze Anwaltssozietät eine Weile lang beschäftigen.

    Noch viel wichtiger ist es allerdings, die Meinungs-Hoheit der Volksverdummer aufzubrechen, die immer noch weitgehend verhindert, dass durch öffentliche Aufmerksamkeit der notwendige der Bedeutung der Angelegenheit angemessene Druck zur Aufklärung und zu der Befreiung Mollaths aus seiner politischen Gefangenschaft entstehen kann.

    Der Beitrag ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

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    • kranich05 schreibt:

      Danke, Joachim Bode, für die freundliche Aufnahme. Besonders wichtig sind mir Ihre Einschränkungen „Manches mag da noch in Andeutungen verharren“ und „Schritt in diese Richtung“. Meine Formulierung vom „unbegriffenen Geschehen“ ist mir absolut ernst, und ich hoffe im zweiten Teil das von mir und wohl auch Anderen Unbegriffene deutlicher machen zu können. Damit wir wenigstens wissen, daß wir fast nichts wissen.

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  2. Richard Albrecht schreibt:

    @ Kranich07 / KPK

    -Dank für Ihre Mühe der Strukturierung in Form einer kritischen Chronologie. Was die nachhaltig-massiven Destruktionshandlungen Vieler betrifft erwähnte ich damals schon, was größtmögliche Feindvernichtung genannt und völkerrechtlich geächtet wird. In der kleinen privaten Real- und der (im Wortsinn verkehrten) justiziellen Sonderwelt wurde freilich genauso vorgegangen. Die Methode ist stets ähnlich: erst Fakten schaffen. Manche halten das für faschistisch. Ich nicht. Das ist übl(ich)e Juristenpraxis.

    -Was die auch schon in Ihrem Blog angesprochene „zivilgesellschaftliche“ Entrechtung und Vermögensschädigung betrifft, hat Herr Mollath selbst oft betont: er wurde zur Unperson gemacht, hätte nicht mal mehr Photos, wurde also durch justizielle Mittel zu dem, was Englisch „a person without consequences“ heißt, also mit der alles gemacht werden kann, die sich nicht wehren kann.

    -Dann fiel mir noch etwas Anderes auf: daß „als alles anfing“ hatte Herr Mollath, so auch eines seiner Ego-Dokumente, wohl einen Vertrauten / Freund, war aber letztlich doch ganz allein und sozial isoliert: niemand stand zu ihm und half ihm im unmittelbaren Umfeld (wodurch sich auch seine manche irrtierenden abstrakten Appelle sinnhaft werden). Auch das ist m.E. erklärungsbedürftig (explanandum) im Sinne von aus der Situation lernen, um diese Isolation (künftig), wenn´s um Vergleichbares geht, zu vermeiden.

    Für heut nur diese wenigen Bemerkungen, vielleicht später mehr und auch zur grad in diesem Skandalfall wirksamen Verdummungsindustrie …

    besten Gruß, R.A., 090513.

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  3. Dietmar Nisch schreibt:

    @kranich05: So meine ich es auch: ein Wertesystem inbezug menschlicher Werte wie z.B. Anstand, Moral, Sitte, Mitgefühl für Andere. Es gibt davon eine Reihe weiterer… Statistiken bennen diese zwischen 7% bis 17% etwa. Der allergrößte Teil handelt sich wohl um Egoismus. Was eine Unrechts-Justiz betrifft, so wird solange „gemauert“, bis alles verjährt ist. (Nationalsozialismus!). Aktuelles in einer anderen „Sache“ kann man dieser Tage auch aus Italien erfahren, wobei allerdings die Gerichte sehr verzweifelt sind. Wenn ein Angeklagter „Geld wie Heu“ hat, kann er sich unausstehliche Rechtsanwälte leisten. Dieser Fall droht in Kürze zu verjähren…

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  4. einer schreibt:

    Wie Joachim Bode sagt geht es um etwas skandalöses und eben nicht um einen Skandal wie kranich05 schreibt. Das eigentlich skandalöse dabei ist das Ausbleiben des Skandals obwohl so viel skandalöses vorliegt. Mehr noch das Ausbleiben von Ermittlungen und Anklagen gegen die tatsächlichen Verbrecher. Denn zu einem Skandal kann man vieles machen.
    Analog dazu das Gerichtsverfahren in Luxemburg bzgl. GLADIO und die nicht Berichterstattung der großen deutscher Medien.

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  5. Walter Keim schreibt:

    Das Grundgesetz fordert in Art. 97: „Die Richter sind unabhängig und nur dem Gesetze unterworfen“. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Richter in Bayern werden angestellt, befördert und unterliegen der Dienstaufsicht der Regierung, d. h. sind der (CSU-)Regierung unterworfen und nicht frei den Gesetzen zu folgen. Einmalig in Europa. Eine kritische Öffentlichkeit um Richter dem Gesetz zu unterworfen fehlt: Die Presse ist mit wenigen Ausnahmen der grösste Versager hier, ein nützlicher Idiot des Obrigkeitsstaates.

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  6. richard albrecht schreibt:

    @ einer

    Ihre These zur „Eigentlichkeit“ regt an: Meinen Sie, der tieferliegende Skandal ist die fehlende medial veröffentlichte u n d massenhaft öffentliche Skandalisierung des Skandal-„Fall Mollath“?
    Und zielen Sie damit auf (wissenschaftlich durchaus mögliche) Erklärungsversuche von etwas, das es in der gesellschaftichen Wirklichkeit real nicht gibt bzw. genauer: empirisch viel zu gering ausgeprägt ist, ab?

    So gesehn, mir keine fremde „Denke“. Nur, fürchte ich, auch in diesem informativ-kritischen und Mollath-solidarischen Blog heuer nicht diskutabel.

    Richard Albrecht, 100513
    http://eingreifendes-denken.net

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  7. Henrik Kelvin schreibt:

    Statistisch gesehen gibt es in allen Berufen in etwa die gleiche Verteilung von Gaunern und Betrügern.
    Als Beispiel nenne ich die, bei den meisten Bürgern, mit großem Ansehen versehene Berufsgruppe der Ärzte. Wir lesen von Mördern, Abrechnungsbetrügern und von fahrlässigen und bewusst falschen Diagnosen in dieser Berufsgruppe. Erinnert sei auch an jene, die sich von Pharmaunternehmern schmieren lassen. Trotzdem, selbst die in meinen Augen nicht neutrale Ärztekammer versucht sich in Aufklärung und gegebenfalls Bestrafung.
    Mit Sicherheit dürfte eine ähnliche Verteilung von Lumpen und Spitzbuben auch unter den Richtern und Staatsanwälten zu finden sein.
    Soweit ich weiß, ist seit Bestehen der BRD noch nie ein Richter wegen Rechtsbeugung verurteilt worden. Das führte in dieser Organisation zu einem ganz spezifischen Gruppenbewusstsein, nämlich: Uns kann, egal wie wir agieren, nichts passieren.
    Statt von richterliche Unabhängigkeit kann man von einer richterlichen Narrenfreiheit sprechen. Die Auswüchse sind zu sehen bei einem Otto Brixner, Armin Eberl und andere.

    Trotzdem, ich bin optimistisch, dank Internet dürften sich die Zeiten langsam ändern. Die Nürnberger Nachrichten und Süddeutsche Zeitung hätten es alleine nie so weit gebracht.

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  8. F. Fischer schreibt:

    Viele Denkanstöße ergeben sich durch die (sehr einfache) Definition von „Skandal“ bei Wikipedia. Liest man diese Definition, dann erkennt man einige Punkte, die den „Fall Mollath“ von einem Skandal abgrenzen, oder erhält Hinweise, warum er doch einer ist, aber nicht im Sinne eines breiten Medienskandals mit einem gesellschaftlichen Konsens, der mit den Medien interagiert.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Skandal

    DEN „Mollath-Skandal“ an sich gibt es meines Erachtens nicht. Es gibt mehrere alternative Skandale:
    – Der aktuelle Skandal: Ein vermeintlich Unschuldiger sitzt nach einer Intrige seiner Frau seit 7 Jahren in der forensischen Psychiatrie. Dies ist quasi der „Vorschlag“ der Politik.
    – Der erweiterte Skandal: Diverse Richter haben Recht gebeugt, die Politik und Justiz haben schwere Fehler und Versäumnisse begangen. Dies ist der „Vorschlag“ der Verteidigung und Ziel der Opposition/UA.
    – Der eigentliche Skandal: Herr Mollath ist Opfer einer Verschwörung. Einflussreiche Steuerhinterzieher und Banken wurden geschützt. Die Justiz, die Psychiatrie haben nach Einfluss hoher Politik (bis heute) einen Menschen „weggeräumt“ und seine Anschuldigungen blockiert. Sehr früh haben die Medien auf diesen Kern, diesen bundesweiten Skandal, richtigerweise abgezielt: Siehe sogar SPON am 21.11.2012: „Fall Gustl Mollath: Weggeräumt und stillgestellt“.
    Durch geschickte Taktik und Medienmanipulation wurde dieser Skandal verhindert. Der Skandal wurde in Einzelaspekte zersprengt und verlor somit an Fokus und Dynamik.
    – Der wahre Skandal: Das „Recht“ (eigentlich Unrecht), die „Wahrheit“ (eigentlich Unwahrheit) ist fest in der Hand der „Mächtigen“. Vor den Augen der Öffentlichkeit wird eine eigene „Wahrheit“ geschaffen, ungezügelt, unreguliert, von der Masse nicht einmal erkannt, und frech vor den Augen der Gesellschaft bis dato praktiziert. Eine Entwicklung, die an den Grundfesten gesellschaftlichen Zusammenlebens rüttelt. Wobei man das schon nicht mehr als Skandal bezeichnen kann, das ist mehr.

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    • BB7 schreibt:

      @ F.Fischer
      „mehr als ein Skandal … , das ist mehr.“ … – das ist ein wirkliches Verbrechen. – Staatskriminalität im eigentlichen Wortsinn! !!!

      wenn der hier aktiven Verbrecherband gelingt, durch die Wahlen zu kommen und weiter zu machen als wäre es normal, dann hat unser Land ein wirkliches Problem

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    • Joachim Bode schreibt:

      F. Fischer meinte:
      „Wobei man das schon nicht mehr als Skandal bezeichnen kann, das ist mehr.“

      Was ist denn „mehr“?

      Wir befinden uns im Gesellschaftssystem der „Freiheitlich-Demokratischen-Grund-Ordnung“ (FDGO) mit freiheitlichem Marktgeschehen und der Freiheit, sich die Leistungen anderer aneignen zu können, unabhängig von eigener Leistung. Dazu gehört ein inzwischen zur Perfektion entwickelter Medienspektakel, der das verschleiert, was wichtig ist, und alles in den Vordergrund stellt, was zur Ablenkung geeignet ist.

      Das ist es doch letztlich im Prinzip, was durch die Wegsperrung Mollaths gesichert werden soll.
      Und deshalb wehrt sich der politische und juristische Klüngel so dagegen, dass Mollath frei kommt – und natürlich auch dagegen, dass breit in der Öffentlichkeit darüber geredet wird.

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      • F. Fischer schreibt:

        Ein Skandal lässt sich begrenzen. Zeitlich, inhaltlich, Täter(-kreis), ggf. Opfer(-kreis).
        Im Ablauf der Zwangsunterbringung von Herrn Mollath lässt sich wahrscheinlich ein solcher Skandal, wenn genügend Beweise vorlägen, aufzeigen.

        Der „Fall Mollath“ steht aber auch für einen gesellschaftlichen Zustand, ist damit zeitlich nicht begrenzt. Der Fall erscheint mir wie ein Extremum, ein Exempel anhand einer einzigen Person, welches verdeutlicht (es wirkt fast so, als solle es dies verdeutlichen), wie unser Rechts- und Wertesystem als Unrechtssystem im Rahmen seiner Regeln missbraucht werden kann. Dass dieser Fall bis dato nicht als der o.g. Skandal in der Gesellschaft (durch Politik, Justiz oder Medien etc.) behandelt oder reguliert wird, verdeutlicht, dass sich dieses Unrecht immer noch im Rahmen unseres mehrheitlichen gesellschaftlichen Konsens bewegt (Es ist eine Minorität aus Verteidigung, wenigen Medien und Bürgern, die dagegen vorgehen oder protestieren.). Dadurch wird dieses Vorgehen potentiell reproduzierbar, sowohl bzgl. Täter und anderer Opfer, die inhaltlich betrachtet, genauso „weggesperrt“ werden, oder, inhaltlich unterschiedlich, durch andere Formen der Entmündigung oder Entrechtung von einem oder mehrerer Bürger.

        Somit gibt es den „Skandal Mollath“, der Aufklärung und Gerechtigkeit erfordert, und es gibt aus meiner Sicht das „Exempel Mollath“, welches gesellschaftliche Konsequenzen sowohl in konkreter gesetzlicher Form (bspw. Gewaltenteilung, direktere Demokratie) als auch in einem breiten moralisch-ethischen Diskurs (bspw. bzgl. Ignoranz/Arroganz, individuelle Verantwortung etc.) erfordert. Das meinte ich mit „mehr“.

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      • Joachim Bode schreibt:

        F. Fischer:
        Ihren (zentralen?) Satz:
        („Dass dieser Fall bis dato nicht als der o.g. Skandal in der Gesellschaft (durch Politik, Justiz oder Medien etc.) behandelt oder reguliert wird, verdeutlicht, dass sich dieses Unrecht immer noch im Rahmen unseres mehrheitlichen gesellschaftlichen Konsens bewegt“)
        verstehe ich eigentlich so, dass er mit meinem Beitrag von 11.05. 14:44 Uhr konform geht.
        Liege ich da richtig?
        Unrecht im Rahmen des mehrheitlichen gesellschaftlichen Konsens?
        Was ist das für eine Gesellschaftsordnung!

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  9. einer schreibt:

    So in der Art Richard Albrecht.

    Empirisch ist das allerdings fest untermauert. Denn wenn fehlende Berichterstattung bekannter Fakten durch aller großen Medien Meinungsbildung verhindert wird dann ist das kein Versagen wie Walter Keim schreibt. Das ist mindestens bewußtes Ausblenden von Tatsachen die nicht ins eigene Weltbild passen und/oder die zu berichten nicht opportun wäre bei gleichzeitigem Bewußtsein für die rechtstaatliche Tragweite und die Pflicht zur Berichterstattung. Hier kann problemlos von gleichgeschaltet gesprochen werden, ohne das jemals eine direkte Gleichschaltung stattgefunden haben muß. Das erledigt sich so zu sagen von allein, z.B. durch völlig legale äußere Zwänge (Karrierechancen, Abhängigkeiten von staatlichen Regulatoren des Informationsflusses, etc.)

    Genau aus diesem Grund, weil nur die Aufklärung der Hintergründe Abhilfe schaffen kann, sitzt Herr Mollath ein. Er hätte schon längst zurück rudern können aber da er aus seinem Recht auch eine Pflicht des Eintretens für die Rechte seiner Mitmenschen ableitet besteht er auf seinem Recht – und sitzt. Aus dem gleichen Grund recherchieren Andere zu dem Unrecht das andere Interessen anderen Menschen angetan haben. Dabei geht es um alles mögliche, von bewiesenem rechtem NATO Staatsterror unter linker Flagge in Europa bis zu den „Pannen“ beim Thema NSU.

    So betrifft das durchaus den hier behandelten Themenkomplex. Denn nur mit einer schnellen Entlassung und ohne weitere Nachforschungen ist zwar Herrn Mollath geholfen, nicht aber seiner Sache und die ist, so er denn – gesagt in Unkenntnis seiner Person – echt ist, eine noble.

    Denn es geht ja um nicht weniger als den Umgang der Bürger mit staatlicher Willkür zum Schutz privater und/oder staatlicher Interessen wenn keine andere Abhilfe möglich ist. Oder ist doch Abhilfe möglich? Und ab wieviel Jahren unrechtmäßiger Inhaftierung darf man als Inhaftierter Gegenwehr leisten? Und ab wann als mit dem Inhaftierten solidarischer, freier Bürger? Wie dürfte diese Gegenwehr aussehen und würde sie überhaupt als solche wahrgenommen oder würde sie als Widerstand gegen den vermeintlichen Rechtstaat diffamiert? Müßten die Menschen die diesen Widerstand leisten auf Grund der erwiesenen langjährigen Unterwanderung legitimen Protestes durch Geheimdienste nicht auch damit rechnen unterwandert zu werden? Was bedeutet das wiederum im Rückschluß auf die in diesem Absatz vorangegangenen Fragestellungen?

    Aber wenn sie mit „nicht diskutabel in diesem Blog“ meinen „Auf Grund von Inkompatibilität mit diesem Weltbild muß diese Version von Realität abgelehnt werden“ dann werde ich mich in Zukunft wieder aufs Lesen beschränken.

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    • kranich05 schreibt:

      Jetzt bin ich aber gespannt, wer darüber befindet, was in diesem Blog diskutabel ist. ,-)

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      • einer schreibt:

        Entschuldigung, unpräzise Formulierung.

        Was in diesem Blog diskutiert wird.

        Denn die Diskussion bestimmter Themen wird ja nicht nur durch Verbot sondern auch schon durch die Schere im eigenen Kopf unterbunden. Sei es durch nicht wissen wollen, nicht begreifen können oder einfach nur die fehlende Zeit und Ruhe um Gedankengänge auch über den Horizont des eigenen Weltbildes hinaus zu verfolgen.
        Von daher wollte Herr Albrecht wohl eher darauf hinaus, daß die Bereitschaft kontroverse Themen offen zu diskutieren vielleicht nicht so ausgeprägt ist wie man meinen könnte.
        Wobei der Gedanke eines deutschen Staates der Terrorakte gegen die eigene Bevölkerung begeht nicht weit von einem Staat entfernt ist der Aufklärer einsperrt. Im Grunde nur die Fortsetzung der Psychologie/Psychatrie mit anderen Mitteln. Hier die Psychatriesierung eines Menschen, dort die Massenpsychotisierung (nicht nur) deutscher Bürger mit Staatsterror. Hier wird Herr Mollath unglaubwürdig gemacht, dort wird die so genannte rote Gefahr glaubhaft gemacht. Außerdem ist der Themenkomplex (völlig verdunkelt wie er sein mag) zumindest in anderen Ländern noch besser beleuchtet als die Geschehnisse um Herrn Mollath.

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  10. Helmut Mayr schreibt:

    Sehr geehrter Herr Dr. Kurch,

    das erste mal, dass ich weniger pessimistisch bin als Sie.

    Ich gehe davon aus, dass bei einer Demo vor der Lorenzkirche zehntausende erscheinen wuerden um Gustl Mollath zu unterstützen.

    Man muss es nur machen. Der Skandal ist bekannt, aber auch die Ohnmacht gegen die Staatsgewalt.

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  11. richard albrecht schreibt:

    @einer @Kranich07-KPK

    Meine Blogerfahrungen der letzten Monate: gute, teils excellente Détailinfo auf Basis eigner Recherchen auf der Ebene der Einzelheit grad hier bei Opa Kranich/KPK. Sobald´s freilich um Besonderheiten beim Skandal-„Fall Mollath“ geht wie etwa 1.) größtmögliche Feindschädigung und (bürgerliche) Existenzvernichtung, 2.) ununterbrochene, bis heute anhaltende Justiz- und Psychiatrieverbrechen, 3.) Staats- und Regierungskriminalität 4.) politikgeschichtliche Systemvergleiche und 5.) die Frage der Typik dieses Einzelfalls in/aus Bayern – keine Diskussion(en).

    Mit diesen oder/und ähnlichen Konzepten könnte jedoch versucht werden, Besonderheiten zu erkennen/herauszuarbeiten. Das Bestehende verändern setzt seine gründliche Kenntnis voraus. Das ständige Verharren auf der Ebene der Einzelheiten entspricht der Schurnalisten-Strategie, stets neue Säue durch dieselben Dörfer zu jagen. (Wirkt auch ermüdend.)

    Gruß RA, 110513

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    • kranich05 schreibt:

      janz meine Meinung, was die Problembeschreibung betrifft
      Die Lösung liegt m. E. nicht im ermüdeten Sichabwenden von der, ich sage mal, Einzelheitskrämerei (obwohl ich diese nicht ganz so negativ sehe. Mir scheint, es werden immer wieder, immer weiter auch wesentliche Einzelheiten ausgegraben, die nach etwas rufen… Wonach rufen die?), sondern darin, die „Einzelheitsverhaftung“ (Den Begriff „-fixierung“ vermeide ich.) selbst als Problem zu betrachten. Worin liegen die Ursachen? (Dazu habe ich gerade einen interessanten Dialog mit Beate N., den sie bisher aber nicht für’s Blog frei gibt.)
      Übrigens, in einem anderen Sinne, liegt nach wie vor die größte und verbreitetste „Einzelheitsverhaftung“ darin, die Mollathskandaleinzelheiten gar nicht zur Kenntnis zu nehmen (und natürlich auch medial gar nicht zur Kenntnis zu geben).

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      • Ernst Seler schreibt:

        Es ist manchmal mühsam, die „Einzelheiten“ zu suchen. Die verschiedenen blogs haben sehr viel geleistet. Tatsächlich gibt es die Gefahr auf dem Unterstützerblog für Mollath, die Einzelheiten werden zu viel.
        Dann wieder wundert man/frau sich, wenn etwa durch den Mut (Veröffentlichung) von Herrn Anwalt Strate der Wiederaufnahmeantrag der Staatsanwaltschaft offenbart, das Landgericht (die verantwortlichen Richter) haben die eidesstattliche Zeugenaussage von Herrn Braun in einen „unzulässigen Wiederaufnahmeantrag“ umgewandelt und diesen als „unzulässig“ abgeschmettert, wie wenig dies aufgegriffen und kommentiert wird.
        Es ist einmalig, wie hier die Staatssanwaltschaft das Gericht „rügt“, weil es die so wichtige Zeugenaussage ins Leere laufen lässt. Eigentlich hätte die Zeugenaussage die Richter veranlassen müssen, ohne jeglichen Wiederaufnahmeantrag, von sich aus eine Prüfung vorzunehmen, ob im Sinne eines Wiederaufnahmeantrages eine richterliche Entscheidung notwendig ist.
        Das bisherige Verhalten des Landgerichtes Regensburg lässt nichts Gutes erahnen, wie der Anwalt Herr Strate nun selbst feststellt, er kündigt nun eine Beschwerde am Oberlandesgericht Nürnberg an. Die „Einzelheiten“, wie das Verhalten des Abgeordneten Franz Schindler lassen die Vermutung zu, es besteht der Anfangsverdacht einer „strukturellen“ nicht verabredeten, aber funktionierenden „kriminellen“ Vereinigung. Die von Herrn Strate aufgezeigten Rechtsbeugungen durch den Richter Herrn Brixner, die durch die offenbarten „Einzelheiten“ sogar der juristische Laie nun erkennen kann, lassen befürchten, es gibt einen „Filz“ zwischen der CSU und der Justiz. Denn was Herr Strate in den Gerichtsakten fand, hätte jeder Student der Juristerei mit Leichtigkeit auch gefunden, da bin ich mir sicher – der ich selbst das Handeln der Bayerischen Justiz am eigenen Leibe erfuhr. Erst das BVerfG stoppte mit seinem bekannten Kruzifix-Beschluss 1995 das von der Staatsregierung geplante Schicksal, für immer in der Psychiatrie zu verschwinden.

        Als Leidtragender – ich darf sagen Verfolgter – ist es mir möglich, noch ganz anders das nun offenbare Unrecht der Justiz an Herrn Mollath zu bewerten und zu kommentieren.

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      • Joachim Bode schreibt:

        Guckt man sich nicht auch vorher an, was alles in einem Paket drinnen ist, bevor man zur Gesamt-Beurteilung des Pakets schreitet?

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    • einer schreibt:

      Fast ein bißchen spät aber die Antwort möchte ich nicht schleifen lassen.

      Genau die Art der selektiven Warnehmung fällt und stößt mir auch immer wieder auf.
      Es werden hier nicht übermäßig viele aber doch einige Hintergründe, Zusammenhänge, Fakten, Vermutungen, etc. aufgeworfen und es werden größere Zusammenhänge beleuchtet und versucht diese zu verstehen.

      Aber was ist denn mit der Verbindung dazwischen?!
      An irgend einem Punkt muß (müßte) Mensch doch mal drauf kommen die Details in den Kontext des großen Ganzen zu setzen und sich dieses Bild dann auch nochmal en Detail anzuschaun. Denn erst dann werden doch einige Verbindungen offenbar die es näher zu beleuchten gilt.

      Bei vielen tritt an dieser Stelle das ein was so schön mit cognitiver Dissonanz bezeichnet ist. Gleichzeitig in zwei oder mehreren Realitäten leben und die Unvereinbarkeiten dieser Realitäten mit einander schlicht auszublenden. Machen uns die Welt widde widde wie sie uns gefällt. Was nicht sein kann das nicht sein darf. An der Stelle dann mit Logik, gesundem Menschenverstand, Deduktion, etc. dagegen zu argumentieren ist ungefähr so lohnend wie Kopf an die Wand hauen. Das ist es was ich persönlich unglaublich frustrierend finde. Aber für irgendwen soll es bestimmt genau so sein. Wo kämen wir auch hin wenn Menschen intelligent mit einander kommunizieren würden. Am Ende wollen die noch mehr Rechte und so.

      Man möge mir die Polemik nachsehen, an manchen Tagen ist die Ignoranz der Masse schwerer zu ertragen als an anderen.

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      • Breitenbach schreibt:

        @auch-so-»Einer«, ge­trof­fen? (Viel­leicht soll­te ich mei­nen Na­men um­än­dern in »Mit_­mir_­nicht«.)

        »Die Mas­se« be­trach­ten Sie al­so mit un­ver­hoh­le­ner Ver­ach­tung. Oh­ne nä­he­re Be­grün­dung set­zen Sie sie im glei­chen Atem­zug mit die­sem Blog gleich. Post­wen­dend »ent­schul­di­gen« Sie sich zum Schein. Ent­schul­di­gung, aber die­se »Ent­schul­di­gung« neh­me ich Ih­nen nicht ab. Da­zu emp­fin­de ich den Aus­druck die­ser Ver­ach­tung als zu echt, ge­nau­ge­nom­men als das  e i n ­z i g  Ech­te in Ih­rem frag­los aus Text­bau­stei­nen zu­sam­men­ge­setz­ten com­ment; Bau­steine, die ei­ne  K o n ­t i n ­g e n z  zwi­schen den von Ih­nen ge­wähl­ten ter­mi­ni und die­ser nach außen ge­kehr­ten Ver­ächt­lich­keit her­stel­len sol­len.

        Ich schla­ge Ih­nen eine Wet­te vor. Ich wet­te um 5 Cent, zahl­bar an ei­ne der wu­chern­den TA­FELN (würg!) – »die Mas­se macht’s (!)« -, daß Sie nicht in der Lage sein wer­den, an­hand ei­nes selbst­ge­wähl­ten und nicht an­ders­wo ab­ge­kup­fer­ten Bei­spiels je­nen von Ih­nen in die­sen Blog ein­ge­führ­ten Be­griff aus der So­zial­psy­cho­lo­gie zu er­klä­ren oder ihm nur na­he zu kom­men, bei dem Sie statt des ge­wöhn­lich ver­wen­de­ten Buch­sta­ben »K« ein auf der Ta­sta­tur doch recht ent­fern­tes »C« ein­ge­ge­ben ha­ben (»Mensch« – be­reits die­se ♀♀ cor­rect­ness läßt tief blicken -, »Mensch« kann sich doch mal ir­ren. Mensch, Kum­pel!) und an­schließend zu er­läu­tern, was die­ser Be­griff mit hier ge­äußer­ten An­sich­ten zu tun ha­ben soll! Bei die­ser Auf­ga­be wün­sche ich Ih­nen viel Spaß.

        PS: Er­ken­net un­se­re Schwein­chen am Gang …

        PPS: Ich muß mich sehr wun­dern: Soll­te man den »Mar­xis­mus« an der Po­li­zei­hoch­schu­le et­wa im­mer noch durch die an­ti­quier­te und später durch die­sen selbst kor­ri­gier­te Bril­le Sar­tres »stu­die­ren«?

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      • einer schreibt:

        @Breitenbach

        Was ich kritisiere ist, dass wir alle uns mit dem offensichtlichen, fortdauernden Unrecht arrangieren so lange es uns selber nicht betrifft. Auch Herr Mollath findet sich in dem Sinn, ohne sich abzufinden, irgendwie mit seiner Situation zurecht und arrangiert sich. Schließlich könnte er in Anbetracht von Jahren staatlich geförderter Freiheitsberaubung auch anders reagieren. Das es sich hier um eben solch einen Sachverhalt handelt sollte doch inzwischen, auch ohne das erst ein Gericht darüber befunden haben muß, klar sein.

        Wir können solches Unrecht dank Internet immerhin besser wahrnehmen als früher, können besser informierte Schlüsse ziehen und Spekulationen wagen und uns einfacher darüber austauschen. Ob wir gut informiert sind können wir nicht prüfen da zu viel im Dunkel liegt. Wir können auch für uns persönlich Konsequenzen daraus ziehen (z.B. wem wir wofür Geld geben, wen wir unterstützen) aber ändert das Alles grunsätzlich etwas an den Zuständen im Land/ in der Welt?

        Wenn ich mich in dem Kontext zu entschuldigen habe dann höchstens bei Herrn Mollath, dafür, dass mir auch kein Weg einfällt wie man dem Unrecht, das an ihm begangen wird, ein schnelles Ende setzen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen kann, ohne zu ähnlich moralisch fragwürdigen Mitteln zu greifen, wie die, denen er das Alles zu verdanken hat.
        Also dafür, dass auch ich mich arrangiert habe.
        Allerdings in relativer Freiheit und ohne Feinde wie seine.
        Ich möchte keine solchen Feinde und ich könnte sie mir rein finanziell auch nicht leisten.
        Es wäre aus menschen- und bürgerrechtlicher Sicht aber meine Pflicht sie mir zu machen.

        Die von ihnen angesprochene „echte Verachtung“ richtet sich damit auch gegen meine Rolle des Bürgers der sich arrangiert hat angesichts offensichtlichen Unrechts und es vermeidet die Konsequenzen zu tragen die mit dem adäquaten Widerstand gegen solches Unrecht einher gehen in dem er diesen Widerstand eben nicht adäquat leistet.
        Was adäquat bedeutet, mag sich jeder anhand von Begriffen wie „Psychatrisierung“ und „Unrechtstaat“ selbst überlegen oder sich ein Geschichtsbuch nehmen.

        Die von ihnen angesprochenen Tafeln sehe ich ähnlich wie sie bzw. der Artikel auf den sie anspielen, allerdings kann ich verstehen, das ein Mensch der darauf angewiesen ist, in dem Moment „froh“ ist die Tafeln nutzen zu können. „Froh“ weil es wohl kaum befriedigend sein kann wenn einem das Gefühl des Almosenempfängers vermittelt wird. Man bekommt was andere wegwerfen würden statt die Möglichkeit einer menschenwürdigen Existenz, geschweige denn eines Menschenwürdigen Lebens und eines Umdenkens bzgl. der sog. Wegwerfgesellschaft. Wie geht man als einer dieser Menschen damit um? Was macht das mit diesen Menschen auf einer Ebene auf die sie keinen willentlichen Einfluß haben. Das ist ein handfester Zwiespalt der sich, insbesondere angesichts der (wohl kaum nur empfundenen) Ohnmacht gegenüber den Institutionen, nicht so einfach auflöst.

        Die ebenfalls von ihnen angesprochene „correctness“, egal ob „political“ oder in anderen Fällen „gender“, hilft dabei diese Brüche innerhalb der Gesellschaft zu verschleiern indem die Realität einfach nicht beim Namen genannt wird.
        Meine Wortwahl hat damit herzlich wenig zu tun und drückt eher aus, dass es bei Allem worüber wir hier reden um einen menschlichen Umgang miteinander geht. Es geht um grundsätzlichen, zwischenmenschlichen Respekt und Achtung vor den Rechten und Freiheiten anderer genauso wie deren Achtung der eigenen Freiheiten. Meine Freiheit endet dort wo die eines Anderen beginnt und umgekehrt. Für diesen einfach Grundsatz zum Miteinander brauche ich weder Marx noch Sartre noch den Staat/ die Staaten oder irgendwelche „Experten“ egal für welches Fachgebiet. Das ist mein eigener und danach lebe ich und viele andere Menschen sehen das im Großen und Ganzen zumindest ähnlich. Es bedarf eines fairen Ausgleichs zwischen den Individuen innerhalb der Gesellschaft so wie zwischen der Gesellschaft und den Individuen.

        Dieses Rechts- und Gerechtigkeitsempfinden kollidiert mit der Realität in der dieser Ausgleich im Sinne von Macht, Geld, Einfluß, etc. nicht nur nicht so gegeben ist, das Mißbrauch verhindert wird, sondern der Mißbrauch wird sogar gefördert. Trotz dieser Fakten und trotz des aus der Geschichte erwerbbaren Wissens das es grundlegende Rechte gibt, sie aber nicht grundsätzlich garantiert sind, regt sich nicht der oben genannte adäquate Widerstand. Weder durch mich noch durch andere. Ich bin mir dieser Umstände nicht nur bewußt, ich nehme mich selber auch in die Pflicht. Würde ich jedoch, mit diesem Wissen und Verständnis, versuchen die Umstände zu verteidigen und dabei auch noch so tun als sei dabei alles in Ordnung dann würde ich genau diese Dissonanz spüren. Ich würde etwas im Brustton der Überzeugung behaupten von dem ich gleichzeitig weiß das es völliger Quatsch ist.

        Sie können mir vorwerfen das ich mich weit aus dem Fenster lehne, dass ich Menschen Vorwürfe mache, die vielleicht einfach auch nur den großen und kleinen Umständen und Zwängen des Lebens unterworfen sind. Sie können mir nicht den Vorwurf machen zu versuchen mich als besser dar zu stellen.
        Ich bin fassungslos angesichts der Zustände, fassungslos angesichts der Ignoranz, der meinen wie der Anderer, fassungslos angesichts der Ohnmacht die man als Mensch/Bürger angesichts dieser Zustände und ihrer Dauer empfindet.
        Das führt zu Unmut dem ich in obigem Beitrag ausdruck verliehen habe. Ob das „richtig“ war? Nun, zumindest führt es zu einem Austausch und vielleicht konnte ich mich verständlicher machen.

        PS:
        Treffende Personifikationen der von ihnen genannten Tiere erlebte ich übrigens als Studenten an einer ebensolchen Schule. Zum Thema Studiengebühren viel denen nur sinngemäß ein „Für uns zahlt der Staat, wir sind fein raus und für euch interessieren wir uns nicht“. So viel zu meiner Nähe dazu 😉

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      • Breitenbach schreibt:

        Sie haben ver­sucht, sich der He­raus­for­de­rung zu stel­len. Die 5 Cent für die Ta­feln bin ich den­noch nicht los.

        Am 13. schrie­ben Sie: »Bei vie­len tritt an die­ser Stel­le [wo ›Mensch‹, d. h. der Ein­zel­ne, sich über sei­ne Stel­lung in­ner­halb des und zum Gan­zen klar wer­den könn­te] das ein was so schön mit cog­ni­ti­ver Dis­so­nanz be­zeich­net ist.« So weit rich­tig.

        Nun füh­ren Sie aus: »Wür­de ich je­doch, mit die­sem Wis­sen und Ver­ständ­nis, ver­su­chen die Um­stän­de zu ver­tei­di­gen und da­bei auch noch so tun als sei da­bei al­les in Ord­nung dann wür­de ich ge­nau die­se Dis­so­nanz spü­ren.«

        Dies ist nun völ­li­ger Blöd­sinn. Was ich an­ge­sichts der von Ih­nen schein­bar acht­los, in Wahr­heit wohl mit Be­dacht, hin­ge­wor­fe­nen Wen­dung be­reits dun­kel ahn­te, wird hier zur be­dau­er­li­chen Ge­wißheit. Sie wis­sen selbst nicht, wo­von Sie ei­gent­lich re­den. Es ist näm­lich ge­nau an­ders he­rum. Die­je­ni­gen, die ver­su­chen, un­halt­bar un­ge­rech­te Um­stän­de zu ig­no­rie­ren und, wenn dies durch äuße­ren Druck nicht län­ger mög­lich ist, die­se da­rum zu ver­tei­di­gen, tun dies ge­ra­de des­halb, um kei­ne kog­ni­ti­ve Dis­so­nanz spü­ren zu müs­sen, da ihnen die durch sie aus­ge­lös­te in­ne­re Span­nung un­er­träg­lich ist.

        Dies ist nun nicht nur Ge­gen­stand ei­ner, wie kei­ne an­de­re, fun­dier­ten Theo­rie. Es war und ist auch nicht nur Ge­gen­stand zahl­lo­ser ex­pe­ri­men­tel­ler Über­prü­fun­gen, die Sie, wie nun klar wur­de, eben­so wenig ken­nen wie de­ren sta­ti­sti­sche Er­geb­nis­se und die zum Herr­schafts­wis­sen zäh­len; da­rü­ber hi­naus war und ist es – lei­der – Ge­gen­stand all­täg­li­cher, zur Be­herr­schung bei­tra­gen­der Pra­xis.

        Es muß da­her ei­nen an­de­ren Grund ge­ge­ben ha­ben, wa­rum Sie die­ses Wort ver­wen­de­ten; ein Wort, das oh­ne Über­trei­bung nicht ge­ra­de zur Um­gangs­spra­che ge­hört und das selbst in der So­zial­psy­cho­lo­gie aus po­li­ti­schen Grün­den eher ein Rand­da­sein führt, das lie­ber ver­schwie­gen als breit­ge­tre­ten wird. Die­sen Grund glau­be ich oben an­ge­führt zu ha­ben.

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      • einer schreibt:

        Wir reden beide von der gleichen Sache.
        Sie aus der Sicht einer Person, die die Umstände um die es in diesem Blog geht rechtfertigen könnte, um keine kognitive Dissonanz erleben zu müssen, ich aus der Sicht von jemandem der kognitive Dissonanz erleben würde, müßte er die Umstände rechtfertigen.

        Bereichern sie unser Wissen doch bitte mit einigen Informationen bzgl. des Herrschaftswissens.

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      • Breitenbach schreibt:

        Sie sa­gen selbst, Sie kön­nen nicht mit kog­ni­ti­ver Dis­so­nanz le­ben. Quod erat de­mon­stran­dum.

        Kog­ni­tio­nen sind Wahr­neh­mungs­in­hal­te des Be­wußt­seins. Wenn sich zwei Wahr­neh­mun­gen wider­spre­chen, spüren wir ei­ne Dis­so­nanz. Ein Bei­spiel:

        Wahrnehmung 1: die Be­haup­tung, daß die Bun­des­re­pu­blik ein Rechts­staat ist.

        Wahrnehmung 2: die Be­haup­tung, daß die Bun­des­re­pu­blik kein Rechts­staat ist.

        Beide Wahrnehmungen wider­spre­chen sich, ver­hal­ten sich dis­so­nant zu­ein­an­der. Wer die­se Dis­so­nanz los sein will, muß ei­ne die­ser Wahr­neh­mun­gen än­dern? Bei wel­cher ist das wohl leich­ter mög­lich? Was mei­nen Sie?

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      • einer schreibt:

        Wenn sie das an diesem Beispiel aufhängen erscheint das sinnvoll und rein von der Bedeutung des Begriffs haben sie ja recht.
        Die Welt besteht aber weder nur aus Dogmen noch nur aus Unschärfen.
        Also wird kognitive Dissonanz erst durch die Unvereinbarkeit der Dogmen hervor gerufen und liese sich, alternativ zur Negation unangenehmer Aspekte, auch durch eine differenzierte Betrachtung der initial als unvereinbar wahrgenommenen Sachverhalte auflösen bzw. lindern. Dazu wären aber gründlichere Überlegungen nötig, als sie von einer (von mir so empfundenen) Mehrheit der Menschen angestellt werden.

        Ich bemängele also in erster Linie nicht, welche der beiden Wahrnehmungen „überlebt“, sondern die Wahl des einfacheren Weges des „Wahrnehmungstotschlags“ gegenüber kritischem Denken. Also den Umgang mit kognitiver Dissonanz.

        Welche der beiden Wahrnehmungen einfacher zu ändern ist hängt übrigens ganz davon ab in welcher Welt man lebt. Also in Etwas das der Bedeutung des Begriffs „Realität“ zumindest nahe kommt oder in der Lala Welt die uns das Politkabarett aus Berlin und anderswo als Realität verkaufen will.

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      • Breitenbach schreibt:

        Leider wieder ver­kehrt. Es handelt sich nicht um Dog­men, son­dern um ein­an­der wi­der­spre­chen­de (äuße­re oder in­ne­re) Wahr­neh­mun­gen. Sie räum­en zwar jo­vial ein, daß ich »rein von der Be­deu­tung des Be­griffs« »ja recht« habe. Das kön­nen Sie aber gar nicht be­ur­tei­len, weil Sie sich, wie of­fen zu­ta­ge liegt, bis­her nie mit die­sem Be­griff be­schäf­tigt hat­ten – nicht be­vor mut­maß­lich die­ses Wort vom In­tra­net aus­ge­spuckt wur­de.

        Spätestens dann, wenn nichts mehr geht, zie­hen sich ar­gu­men­ta­tiv Un­ter­le­ge­ne wie Sie seit Bog­da­now (http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Alexandrowitsch_Bogdanow) auf den al­ler­letz­ten Flucht­punkt, den Em­pi­rio­kri­ti­zis­mus, zu­rück. Was ist das denn schon wie­der? Na, das hängt viel­leicht auch, wie Sie sa­gen, da­von ab, »in wel­cher Welt man lebt«. Wie vie­le Wel­ten gibt es denn? Und in wel­cher da­von le­ben Sie?

        Um es ein­mal mit Alan So­kal zu sa­gen: Em­pi­rio­kri­ti­zis­mus – er nennt ihn bei sei­nen mo­der­ne­ren Na­men – ist »nicht die Ver­brei­tung von Un­sinn und schlu­dri­gem Den­ken per se, son­dern ei­ne ganz be­stimmte Art die­ses Den­kens, das die Exi­stenz der ob­jek­ti­ven Wirk­lich­keit ver­leug­net oder (un­ter Druck) de­ren Exi­stenz zwar zu­gibt, aber Ih­re prak­ti­sche Be­deu­tung he­run­ter­spielt.« Und er macht al­len, die so den­ken, ein »An­ge­bot zur Gü­te: Wer glaubt, die Ge­set­ze der Phy­sik sei­en bloß so­zia­le Kon­struk­te, der mö­ge doch die­se Kon­ven­tio­nen ein­mal di­rekt von den Fen­stern mei­nes Apart­ments aus über­schrei­ten. (Ich woh­ne im 21. Stock.)« Für In­te­res­sier­te, der Ar­ti­kel voll­stän­dig im Netz: http://www.sicetnon.org/index.php/sic/article/download/68/149

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  12. BB7 schreibt:

    So wie von F.Fischer heute um 15:51 ergänzt habe ich seinen Beitrag vom 10.05. – 17:05 verstanden und meine Äußerung empfunden. Die in der Causa Mollath „tätigen“ sind für mich wirklich um keinen Deut besser als die „Verantwortungsträger“ von vor siebzig Jahren.

    Dabei ist für mich die wirkliche Tragödie, dass die allgemein als „freiheitlich“ empfundene Medien genau so konspirative Täter sind wie es in diktatorischen Regimen und die Dreißigerjahre dieses Landes gilt und galt.

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  13. Kurze Überlegung schreibt:

    Schweres Demokratiedefiziet in Deutschland ?
    Wenn bedrohte Gustel ?
    Die ELITE ?
    Wer half der Elite?
    Wer holte im Dritten Reich seine Feinde aus den Häusern und brachte sie in Vernichtungslager ?
    Streng nach Gesetzeslage der jeweiligen Zeit ?
    Welchem Berufsstand muss unsere besondere Aufmerksamkeit gelten ?
    Natürlich zum Schutz der Demokratie.
    Handeln diese Personen immer im Rahmen der bestehenden Gesetze gestern und heute ?
    Sollten wir sehr Wachsam sein ?

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  14. eiffe schreibt:

    @Kurze Überlegung

    Wen meinen Sie mit dem Kollektiv-Wir – Ihre Familie? Alle PSeudonymblogger hier in diesem oder in allen Netzen?

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  15. meine Güte schreibt:

    @eiffe

    na was meinst Du eiffe? Wen könnte Kurze Überlegung wohl gemeint haben mit seinem kollektivem Wir.

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  16. eiffe schreibt:

    Hi kÜ/mG

    das spekulieren fällt mir, eiffe (der bär),
    immer noch schwer, immer noch schwer;-)

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  17. @einer @Breitenbach

    Hallo einer,

    folgen kann ich Ihnen schon, auch selbstkritisches Denken ist mir nicht fremd; nur hab ich bei der auch von Ihnen teilweise gepflegten Ich-Schau, seitdem ich Max Picards „Hitler in uns“-Buch (Erstauflage 1946) kritisch las, mehr als große Bedenken, diese als angemessene Erkenntnismethoden anzusehn/zu empfehlen. Das mag daran liegen, daß ich als unabhängiger Autor und Sozialwissenschaftler sowohl staatsfern arbeite als auch Kategorien wie Staatsfeind, staatsfern, staatsnah und Staatsknete für wichtig halte wenn´s um politgeschichtliche Analysen geht.

    Besten Gruß, RA., 140513

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    • einer schreibt:

      Ich sehe hier weniger Erkenntnismethoden sondern eher Möglichkeiten.
      Diese kann man mit den von ihnen genannten Begriffen verknüpfen.
      Teile eines möglichen Bildes die sich eher durchdringen als ausschließen.

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  18. Pingback: Der Mollathskandal – Dimensionen und Dynamik eines unbegriffenen Geschehens (II) | opablog

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