Jott sei Dank bin ich schon vor 20 Jahren aus der PDS ausgetreten, obwohl ich einer ihrer Abgeordneten in Berlin immerhin auf Kreisebene war. Es waren heiße Zeiten. Die PDS ließ sich dabei erwischen als sie einen Koffer Geld in Schweden „in Sicherheit“ bringen wollte. Gysi wand sich mit einer Erklärung heraus, die ich als unehrlich empfand. Wir hatten gerade die DDR verloren. Wir hatten alles verloren. Da meinte ich, merkwürdiger Genosse, daß wir nicht unsere Ehrlichkeit verlieren sollten oder – falls das schon passiert war – daß es unsere allerwichtigste Aufgabe wäre, diese wieder zu gewinnen. Solche Haltung teilte die PDS nicht. Als ich zu meinem Fraktionsgeschäftsführer ging, dem Genossen Wuttig, und meinen Parteiaustritt mitteilte, äußerte er sich zögernd, gleichsam gequält zustimmend: Er würde es am liebsten genauso machen. Aber wovon solle er leben?
Ich lebe noch und habe meinen Schritt nie bereut. Obwohl die Position des „heimatlosen Linken“ unbefriedigend ist, war es mir bisher nicht möglich sie durch Mitgliedschaft in einer revolutionären politischen Partei zu beenden. Meine Partei gibt es nicht. Es müßte nicht die „Partei neuen Typus“, wohl aber eine „Partei ganz neuen Typs“ sein, um mal ein Spiel mit einem alten Wort zu treiben.
Nun schon seit geraumer Zeit erlebe ich den Machtkampf in der Partei „Die Linke“, wie gesagt, „Jott sei Dank“ als außenstehender Beobachter. Über rechten und linken Flügel wird viel geschrieben. Mir sind ein besonderer Graus, die nicht so in den Vordergrund treten, die Vermittler, die Zentristen, die „Beide Seiten müßten ein wenig nachgeben, müßten aufeinander zu gehen“-Prediger. Sie verdecken die einfache Wahrheit, daß es in der Partei Die Linke zwei Parteien gibt…. ach ja, keine befreundeten, sondern erbitterte Feinde bis – wenn die Verhältnisse so sind – zum Tod. („Das glaub ich nicht.“ „Das ist aber nun übertrieben.“)
Wie kann ein Mensch, der noch bei Troste ist, mit seinen Todfeinden eine gemeinsame Front bilden wollen?
da kommt mir vieles bekannt vor. mein austrittsgrund (glaube so um ’95) war die erpressung des herrn g., bei einer wahl von sarah w. in den vorstand stehe er nicht mehr zur verfügung. wie gesagt, voller konsens mit dir, auch in der charakterisierung der LINKEN aber parteifinanzen vor dem zugriff des klassenfeindes retten, das hat ja wohl nix mit unehrlichkeit zu tun sondern mit cleverness. unredlich wäre es gewesen, das geld privat zu veruntreuen. 🙂
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Ich hätte mit den Parteigeldern „tabula rasa“ gemacht. Eine „gerechte Bewertung“, was gehört der SED, was gehört ihr nicht, war sowieso unmöglich, selbst wenn die Sieger es zugelassen hätten. Das bißchen, was man noch hatte, hätte ich demonstrativ humanen und schönen Zwecken gespendet. Punktum.
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hmmm… nicht ganz von der hand zu weisen. zumal ich mir heutzutage gar nicht mehr so sicher bin, ob die kohle irgendwann wieder dem aufbau einer rev. partei zu gute gekommen wäre. punkt für dich. 🙂
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